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LEHRBUCH
DER
PETROGRAPHIE.
o LEHRBUCH
DER
PETROGRAPHIE
VON
D" FERDINAND mKEL,
O. ö. PR0PRS80R AN DER UNIVERSITÄT ZU LEMBERG.
ZWEITER BAND.
V
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1866.
Drnek Ton Carl Qeorfl in Bonn.
Inbalteverzelchnisi(8«
Seite
Fortsetzoog der gemengten krystallinisch«körnigen Gesteine.
Fortsetzung der altern Feldspathgesteine.
Oligoklasgesteine 1
Diorit und Anhänge 1
Porphyrit und Anhänge 23
Melaphyr 38
Labradorgesteine . . 78
Diabas 78
Labradorporphyr ........ 83
Augitporphyr 90
Diabasaphanit • . 94
Diabasschiefer 95
Variolit 96
Kalkaphanit 98
Kalkaphanit schiefer • .101
Gabbro 110
Hypersthenit 123
Anorthitgesteine 132
Aeltere Corsite . .133
Aeltere Eukrite 135
Schillerfels ; ... 136
Jüngere Feldspathgesteine 140
Krystallinische Glieder der Trachytfamilie .... 148
Quarztrachyt 148
Trachyt .175
Phonolith 188
Homblende-Andesit 207
Augit-Andesit 221
VI InhalUverzeichniss.
S«it«
Glas- und Schauingesteiiie der Trachytfamilie . 232
Obsidian 232
Bimsiein 242
Perlit und Spharolithfels 248
Nephelin- und Leucitgesteine 258
Nephelinit 258
Leucitophyr 264
Hauynophyr 272
Gesteine der Basaltfamilie 273
Dolerit 273
Anamesit 279
Basalt 282
Jüngere Anorthitgesteine 317
Feldspatbfreie Gesteine 321
Greisen 321
Turmalinfels 323
Saussurit-Gabbro 326
Eklogit- und Cyanitfels 327
Granatfels 329
Kinzigit 330
Cordieritfels 330
Dunit 330
Lberzolith 332
Eulysit 335
BilduAgsweise der gemengten krystalliniscb-kör-
nigen Massongesteine 337
fitneagta kryst&UiaUeh-sehieferige Gesteiae 412
Gneiss 413
Granulit 439
Glimmerscbiefer und Anhange 448
Tbonglimmecschiefer und Anhange .... 464
Itacolumit 482
Bildungsweise der gemengten krystallinischen
Schiefer .* 484
KliStUche Gesteine 514
Conglom erate, Breccien, Tuffe und dazu gehörige
lose klasti sehe Gesteine 516
der einfachen krystallinischen Gesteine . .516
Quarzitbreccie und Quarzitconglomerat .516
Kieselschieferbreccie und Kieselschieferconglomerat . 517
Inhaltsverzeichniss. vii
Seit«
Homsteinbreccie und Quarzbrockenfels .517
Flintconglomerat 518
Kalksteinbreccie und Kalksteinconglomerat . .518
Dolomitbreccie und Dolomitconglomerat .521
' Stinksteinbreccie 522
Kalksteingeröll 522
Dolomitsand 522
Tapanhoacanga 522
Magneteisensand 523
der gemengten krystallinisch-kömigen Gesteine . . 525
Granitconglomerat 525
Syenitconglomerat 525
Arkose 526
Felsitporphyrbreccie 526
Felsitporphyrconglomerat 529
Porphyrtuff, Felsittuff 530
Grünsteincongloraerat und Grünsteinbreccie . 533
Grünsteintuff 535
Schalstein 536
Klastische Gesteine des Augitporphyr . 543
Trachytbreccie und Trachytconglomerat . 544
Trachyttuff 544
Phonolithtuff und Phonolithconglomerat . 547
Bimsteinconglomerat 548
Bimsteintuff 549
Trass 550
BimsteingeröU und Bimsteinsand .... 553
Quarztrachytsand 554
Alaunstein 554
Basaltconglomerat 557
Basalttuff .557
Peperin 559
Palagonittuff 560
Leucittuff 566
Gröberer Vulkanschutt 567
Feinerer Vulkanschutt 569
der ß:emengten krystallinisch-schieferigen Gesteine . 572
Gneissbreccie und Gneisscouglomerat .... 572
Glimmerschieferconglomerat 572
Thonschieferconglomerat 572
Polygene Conglomerato und GeröUe 572
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LEHRBUCH
DER
PETROGRAPHIE
VON
D" FERDINAND ZIRKEL,
O. Ö. PROPP.8SOR AN DER UNIVERSITÄT ZU LEMBERÜ.
ZWEITER BAND.
D
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1866.
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Druck TOD Carl Oeorgi in Bonn.
Inbalteverzeichnisiis«
Seite
Ferttetxiuig der gemengten krystalllnisch«körnigen Gesteine.
Fortsetzung der altern Feldspathgesteine.
Oligoklasgesteine 1
Diorit und Anhänge 1
Porphyrit und Anhänge 23
Melaphyr 38
Labradorgesteine . . 78
Diabas 78
Ijabradorporphyr 83
Augitporphyr 90
Diabasaphanit - . 94
Diabasschiefer 95
Variolit 96
Kalkaphanit 98
Kalkaphanit schiefer 101
Gabbro 110
Hypersthenit 123
Anorthitgesteine 132
Aeltere Corsite . .133
Aeltere Eukrite 135
Schillerfels ; ... 136
Jüngere Feldspathgesteine 140
Krystallinische Glieder der Trachytfamilie .... 148
Quarztrachyt 148
Trachyt .175
Phonolith 188
Homblende-Andesit 207
Aogit-Andesit 221
VIII
InhaltsverEeicbniss.
Sandsteine und sedimentäre Schiefer
Quarzsandstein, Sandstein
Quarzgeröll und Quarzgrus
Quarzsand
Grauwacke .
Thonschiefer
Schieferthon
Alaunschiefer
Limmatische Gesteine
Kaolin
Thon .
Walkerde .
Lehm und Löss
Tschernosem
Seite
574
574
592
592
594
599
603
606
608
608
611
616
617.
620
Inhaltsyeneichniss. vii
Seite
Homsteinbreccie und Quarzbrockenfels .517
FlintcoDglomerat . 518
Kalksteinbreccie und Kalksteinconglomerat .518
Dolomitbreccie und Dolomitconglomerat .521
Stinksteinbreccie 522
Kalksteingeröll 522
Dolomitsand 522
Tapanhoacanga 522
Magneteisensand 523
der gemengten krystallinisch-kömigen Gesteine . 525
Granitconglomerat 525
Syenitconglomerat 525
Arkose 526
Felsitporphyrbreccie 526
Felsitporpbyrconglomerat 529
Porphyrtuff, Felsittuff 530
Grünsteinconglomerat und Grünsteinbreccie . 533
Grünsteintuff 535
Schalstein 536
Klastische Gesteine des Augitporphyr 543
Trachytbreccie und Trachytconglomerat . . 544
Trachyttuff 544
Phonolithtuff und Phonolithconglomerat 547
Bimsteinconglomerat 548
Bimsteintuff 549
Trass 550
BimsteingeröU und Bimsteinsand .... 553
Quarztrachytsand 554
Alaunstein 554
Basaltconglomerat 557
Basalttuff .557
Peperin 559
Palagonittuff 560
Leucittuff 566
Gröberer Vulkanschutt 567
Feinerer Vulkanschutt 569
der gemengten krystallinisch-schieferigen Gesteine 572
Gneissbreccie und Gneisscouglomerat .... 572
Glimmerschieferconglomerat 572
Thonschieferconglomerat 572
Polygone Conglomerate und Gerolle 572
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616
617
620
Zusätze und Berichtl|^n|^en.
Zum I. Band.
Zu S. 24. Quarz erscheint spärlich in dem Anorthitgestein (Kugel-
diorit, Corsit) von Corsica
Zu S. 35. Nosean bildet auch einen Gemengtheil gewisser Leucito-
phyre; vgl. Nosean-Leucitophyr Bd. II. 266.
Zu S. 45. Serpentin tritt auch als Gemengtheil von Anorthitgesteinen
auf; vgl. Bd. II. 136.
S. 53 Z. 9 v.o. lies: Dunit statt: Dunnit.
Zu S. 191. Zu Leopoldshall, dem anhaltinischen Theil des sfliss-
furter Salzlagers, fand sich ein neues Mineral, Kainit genannt,
eine feinkörnige Masse von gelblicher oder grauer Farbe, leicht
in Wasser löslich, aber an der Luft nicht feucht werdend; sie
ergab: Chlor 14.52; Kalium 13.54; Natrium 1.30; Schwefel-
säure 32.98; Magnesia 16.49; Wasser 21.00, woraus sich die
Formel (K Gl + 2 Mg S) -r 6 aq ableitet (Rammeisberg, Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XVlI. 1865. 649). Für den Kieserit erhielt
Rammeisberg die Formel 2 Mg S -f- 3 aq (18^ pct. Wasser) und
wegen des wechselnden Wassergehalts hält er es für nicht un-
wahrscheinlich, dass der Kieserit ursprünglich wasserfrei sei.
Ueber den Kainit vgl. auch Zinken, Berg- u. hüttenm. Zeitg.
XXIV. 1865. 288. Ueber die Mineralvorkommnisse von Stass-
furt machte E. Reichardt, welchem wir schon früher eine Arbeit
über mehrere derselben verdanken (Act. d. k. Leop. Akad. d.
Wiss. 1860) neue werthvolle Mittheilungen (N. Jahrb. f. Min.
1866. 321). Er stellte u. a. zahlreiche Analysen von Kainit an,
welche indessen sehr verschiedenen Gehalt an Schwefelsäure,
Chlor, Kali, Magnesia und Wasser ergaben, weshalb er dieses
Mineral für ein Gemenge verschiedener Salze hält, welche in
wechselnder Menge so verbunden sind, dass das Ganze keiner
einfachen chemischen Formel entspricht.
S. 234 Z. 6 V. u. lies : 3 Ca C 4- 2 Mg C statt: 2 Ca C -}- Mg C.
Zu S. 247. Ueber die Frage nach der Bildung der Dolomite und
insbesondere derjenigen Südtyrols handelt eine reichhaltige Arbeit
von Scheerer, worin dieselbe vorzugsweise durch die (auf S. 247
erläuterte) Einwirkung einer Lösung von Magnesiacarbonat in
kohlensäurehaltigcm Wasser auf gewöhnliche oder magnesiahal-
tige Kalksteine erklärt wird (N. Jahrb. f Min. 1866. 1).
S. 285 Z. 11 V. u. lies: leitmeritzer statt: butmeritzer.
Zu S. 341. Ueber oolithische Eisenerze von Mouries vgl. Virlet,
Bull, de la soc. geol. (2) XXII. 418.
Zu S. 385. Die Steinkohlenlager von Neu-Sud-Wales, welche dis-
X Zusätze und Berichtigungen.
cordant auf goldführenden Schiefem und andern Gesteinen liegen
und von dem Sidney-Kalkstein bedeckt werden, der entweder die
oberste Steinkohlenformation oder die unterste Dyas zu vertreten
scheint, gehören ihren Pflanzeuresten nach zur ächten Steinkoh-
lenformation; W. Keene im Quart, journ. of geol. soc. XXI. 137.
Zu S. 407. lieber Erdöl in Galizien vgl. Posepny, Jahrb. d. geol.
Reichsanst. XV. 1865. 351 ; v. Cotta, Berg- u. hüttenm. Zeitg.
XXV. No. 7. S. 53; auch N. Jahrb. f. Min. 1866. 367.
S. 410 Z. 6 v.o. lies: Flocken statt: Flecken.
Zu S. 514. Naumann theilte sehr detaillirte Schilderungen über die
Lagerungs-, Begrenzungs- und Alters Verhältnisse der Carlsbader
Granite mit (N. Jahrb. f. Min. 1866. 145).
Zum II. Band.
Zu S. 22. Den Feldspath in dem von vom Rath Tonalit genannten
Gestein, welcher nahezu auf das Sauerstoffverhältniss 1:3:7
führt, hat Kenngott als eine Verwachsung von Kalkfeldspath
(Labrador) mit Natronfeldspath (Oligoklas) betrachtet ; er zeigte,
dass er sich auf Grund der Analyse in ganz befriedigender Weise
als eine Verwachsung von 51.78 Labrador und 44.46 Oligoklas
(ausserdem 1.73 Kaolin, 1.60 Thonerde, 0.94 Kieselsäure) deuten
lässt. Auch versuchte er die Berechnung der mineralogischen
Zusammensetzung des Tonalit - Gesteins, welche sich allerdings
hier und da auf willkührliche Annahmen stützen muss (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XVH. 1866. 569).
Zu S. 53 und 92. In dem Melaphyr von Breitenbrunn zwischen
Küchel und Smolenitz in den kleinen Karpathen, sowie in dem
IMelaphyr, welcher bei Falgendorf im böhmischen Rothliegenden
Gänge bildet, wies Tschermak Olivin nach. In dem sehr fein-
körnigen, bräunlichschwarzen Augitporphyr von der Giumella
Alpe, femer in dem von Fomo und vom Latemar liegen kleine
braunrothe bis eiseuschwarze Olivinpseudomorphosen (Tschermak,
Sitzungsber. d. Wien. Akad. LII. 1865. 1. Abth. 265). Die petro-
graphische Aehnlichkelt zwischen Melaphyr und Augitandesit,
zwischen Augitporphyr und Basalt wird dadurch noch evidenter.
Zu S. 121. üeber Gabbro zwischen Gschwend und der Niedergaben-
alpe vgl. Tschermak, Sitzungsber. d. Wien. Akad. LII. N. Jahrb.
f. Miner. 1866. 366.
Zu S. 134 und 318. Die Teschenite Hoheneggers (Die geognost.
Verh. d. Nordkarpathen, Gotha 1861) aus der Gegend von Neu-
titschein, Teschen und Bielitz zerfallen nach Tschermak in zwei
verschiedene Gesteine, den Pikrit, ein feldspathführendes Olivin-
gestein (vgl. S. 336) und den eigentlichen Teschenit, ein eigen-
thümliches Gestein bestehend aus triklinem Feldspath, Analcim
und bald Hornblende, bald Augit; nach der überaus basischen
Zusammensetzung der Gesteine ist der Feldspath Anorthit. Hier-
her gehört das als Corsit (S. 134) aufgefühite Gestein von Bogu-
schowitz, während das S. 318 erwähnte Gestein vom Gümbel-
ZoBätze und Berichtigungen. xi
berge ein Pikrit ist, wodurch nunmehr auch der früher auifallende
geringe Kieselsäure- und gi'osse Magnesiagehalt desselben eine
Erklärung findet. Nach Madelung darf den Tescheniten kein
höheres geologisches Alter beigemessen werden, als das der obern
Eocänformation (Sitzungsber. d. geol. R.anst. 29. Nov. 1864) und
das Gestein von S. 134 gehörte also zu den jungem, wie S. 318
erwähnt; nach Tschermak aber gehören alle Teschenite (und
Pikrite) zur altem und mittlem Kreideperiode, indem er ihre
innerhalb der Eocänschichten erscheinenden Massen als präexi-
stirend auffasst (Sitzungsber. d. Wien. Akad. 8. März 1866).
Zu S. 146. Im Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVI. 1866. Sitzung v.
6. März findet sich eine Eintheilung der Trachytfamilie von
G. Tschermak, welche sich von der im vorliegenden Lehrbuch
getroffenen nur durch die Bezeichnungen unterscheidet. Tscher-
mak zerfallt die Trachyte in Sanidinite (mit glasigem Kalifeld-
spath, Sanidin) und Mikrotinite (mit glasigem Kalk-Natronfeld-
spath, Mikrotin, Oligoklas). Die Sanidinite entsprechen so unsern
Trachyten, die Mikrotinite unsern Andesiten; in jeder Gruppe
wird eine kieselsäureärmere Abtheilung (unser Sanidin- und Sani-
din-Oligoklastrachyt, sowie Andesit) und eine kieselsäurereichere
Abtheilung (unser Quarztrachyt und Quarzandesit) unterschieden.
Später (17. Apr.) werden die kieselsäurereichen Mikrotinite unter
dem von Stäche herrührenden Namen Dacit (vgl. S. 169) auf-
geführt, obschon derselbe auch sanidinhaltige Gesteine umfasst.
S. 167 Z. 8 V. o. lies: Tokaj statt: Tokay.
Zu S. 167 und 214. lieber >Trachyte und Rhyolithe« der Umge-
gend von Tokaj enthält das Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVI.
1866. 82 eine Abhandlung von J. Szabo, worin >Andesit-Trachyt,
Amphibol-Trachyt, trachytischer Rhyolith und lithoidischer Rhyo-
lith« unterschieden werden.
Zu S. 221. Bereits sind die vulkanischen Gesteine, welche die
jüngsten submarinen Eruptionen (1866) in der Bucht von San-
torin mit emporbrachten (von den Inseln Georg I, Aphroessa
und Reka) mineralogisch und chemisch untersucht worden. Die
Gesteine sind entweder feinporös oder dicht-pechsteinartig, meist
voll von kleinen Blasenräumen, die zum grössten Theil mit einem
Aggregat von weissem, glasglänzendem rissigem Feldspath, lauch-
grünem Olivin und glänzenden Magnet eisenkry stallen erfüllt sind,
während Krystallausscheidungen dieser Mineralien innerhalb der
Grundmasse nur sehr spärlich vorkommen. Die Analysen von
vier Gesteinen stimmen sehr wohl untereinander überein ; es
schwankt Kieselsäure v. 66.62—67.35; Thouerde v. 13.72—15.72;
Eisenoxyduloxyd v. 1.94—2.75; Eisenoxydul 3.99—4.28; Kalk
3.40—3.99; Magnesia 0.96—1.16; Kali 1.65— 3.04; Natron 3.79
—5.04; Glühverlust 0.36—0.54. C. v. Hauer und Stäche, von wel-
chen diese Gesteine untersucht wurden, sind geneigt, dieselben den
quarzführenden Augit-Andesiten (z. B. Gestein vom Guagapichincha)
anzureihen, obschon Augit nicht darin sichtbar ist und auch eine
vollständige Analyse des Feldspaths noch nicht durchgeführt
XII Zusätze und Berichtigungen.
wurde, welcher übrigens Oligoklas zu sein scheint (Jahrb. d.
geol. Reichsanst, Sitzung v. 17. April u. 15. Mai 1866).
Zu S. 237, 212, 302. Sehr werthvolle Gesteinsanalysen wurden
neuerdings von C. v. Hauer, F. v. Andrian und E. v. Somma-
ruga veranstaltet; es gelangten zur Untersuchung Hornblende-
Andesite (Grünsteintrachyte und graue Trachyte v. R.) aus der
Umgegend von Schemnitz, welche mit den S. 212 aufgeführten
Analysen wohl übereinstimmen, ferner marekanitartige Obsidian-
knollen aus dem Bimsteintuff, Basaltlava, Doleritlava, felsitischor
Quarztrachyt, letztere sämmtlich von der Insel St. Paul im in-
dischen Ocean (Jahrb. d. geol. lleichsanst. XVI. 1866. 121).
Zu S. 330 ff. F. Sandberger hat im N. Jahrb. f. Min. 1866. 385
eine sehr interessante Arbeit über Olivingesteine mitgetheilt. Im
Lherzolith von Lherz in den Pyrenäen beobachtete er sehr deut-
liche Oktaeder von Picotit; ebenfalls fand er Picotit in dem
S. 334 angeführten Gestein von Wallenfels bei Tringenstein in
Nassau. Ein ferneres Iherzolithartiges Olivingestein erscheint bei
Konradsreuth unfern Hof in Oberfranken ; neben Olivin enthält
dasselbe zahlreiche schwarze Körner und Oktaeder (Picotit), bis
6 Centim. lange blassbläuliche Enstatite und hexagonale Tafeln
eines Chlorit (Chromdiopsid scheint gänzlich zu fehlen). In einer
grosskörnigen Varietät des Gesteins vom. Ultenthal (S. 335) be-
obachtete er BroDKitausscheidungeu bis zu 6 Centim., Chrom-
diopsid bis zu 2 Centim. Länge, Picotit in Körnern und abge-
rundeten Oktaedern bis zu Erbsengrösse, seltenen Magnetkies.
Femer wies er nach, dass — entsprechend der S. 336 geäusser-
ten Vermuthung — die in zahlreichen Basaltvorkommnissen ein-
geschlossenen Olivinmassen Bronzit, Chromdiopsid und Picotit
enthalten, z.B. die von Neurod bei Wiesbaden, vom Stempel bei
Marburg, Kosakow in Böhmen, Unkel bei Bonn u. s. w. Den
Bronzit in den letztern Olivinmassen hatte Nöggerath schon im
Jahre 1824 aufgefunden (Gebirge in Rheinland- Westphalen III.
285). Sandberger hält im Dunit v. Hochstetters die als Chrom-
eisen aufgeführten schwai*zen Körner für Picotit (da sie die Härte
8 haben, während diese bei Chromeisen nur 5.5 beträgt) und be-
obachtete auch nach der Einwirkung von Salzsäure sehr seltene
helllauchgrüne Körner von Chromdiopsid, sowie Enstatit ; er ist
daher der Ansicht, dass eine Unterscheidung von Dunit und
Lherzolith grundlos sei : der Dunit sei ein Lherzolith, welcher
zwei für diesen charakteristische Mineralien (Diopsid und Ensta-
tit; nur local und in geringer Menge enthalte; er schlägt da-
her vor, beide Gesteine unter dem Namen Olivinfels zu vereini-
gen (vgl. auch N. Jahrb. f. Miner. 1865. 449). v. Hochstetter
suchte dagegen mehrere berechtigt scheinende Einwände zu ma-
chen, N. Jahrb. f. Miner. 1866. 77.
Zu S. 548. Ueber den Phonolithtuff des Hegaus vgl. Stöhr, Neues
Jahrb. f. Miner. 1866. 72.
Oll i^oklasi^estel ne.
Dazugehört in krystallinisch-körniger Ausbildung Diorit, in
porphyri scher Porphyrit (mit Kersanton und Kersantit) und
Melaphyr (auch Uralitporphyr wenigstens z. Th.).
Diorit.
Grünstein z. Th.
Der Name Diorit vom griechischen dtogiXfiv rührt von Hauy
her, welcher damit zuerst 1822 in seinem Traite de Mineralogie
(IV. 541) grobkörnige Gesteine bezeichnete, welche aus weissem
Feldspath und schwarzer Hornblende bestanden, deren Gemengtheile
also scharf von einander gesondert und deutlich von einander zu
unterscheiden waren. Alexander Brongniart benannte diese Gesteine
später Diabas, Hausmann indessen wandte diesen Namen zur Be-
zeichnung der Aiigitgrünsteine an (Ueber die Bildung des Harzge-
birgs 1842. 18) und hielt für die Uomblendegrünsteine den alten
Hauy'schen Namen Diorit fest ; Naumann folgte nach und der Name
Diorit ist nunmehr in einer der ursprünglichen mehr genäherten
Bedeutung allgemein gültig. Hauy erachtete noch den Feldspath
seines Diorit für Orthoklas, später stellte es sich heraus, dass er
ein triklinischer sei.
Der Diorit ist ein krystallinisch-körniges Gemenge von trikli-
nischem, sich durch Zwillingsstreifung auszeichnendem 0 1 i g okl a s
und Hornblende, wozu sich manchmal Quarz gesellt.
G. Rose hielt in seiner vortrefflichen Arbeit : ȟber die Ge-
birgsarten, welche mit dem Namen Gcünstein und Grünsteinporphyr
bezeichnet werden« (Poggend. Annal. 1835. XXXIV. 1) den Feld-
spath des Diorit für Albit, fügte jedoch die Bemerkung hinzu, dass
wahrscheinlich auch Oligoklas als Gemengtheil der Grünsteine auf-
treten könne ; im spätem Verlauf seiner Untersuchungen ergab sich
ihm das Resultat, dass der Albit niemals ein Gemengtheil krystal-
Zirkel, Tetrogruphie. II. "^
2 Diorit
liniscber Gesteine sei, sondern stets nur auf Gesteinsklüften und in
Gesteinsdrusen vorkomme.
Mit der Bezeichnung Diorit pflegt man zur Zeit gar verschie-
denartige Gesteine zu belegen. Es rührt dies daher, dass man die-
sen Namen auf eine grosse Anzahl von Gesteinen ausdehnte, in
welchen man überhaupt einen zwillingsgestreiften Feldspath neben
Hornblende, auf deren Gegenwart mau stets ein wesentliches Ge-
wicht legte, erkannte; obschon es sich später erwies, dass er bald
Oligoklas, bald Labrador, bald Anorthit sei, beliess man dennoch
allen diesen Gesteinen den einmal üblichen Namen Diorit, war aber
dafür gezwungen, den Feldspath des Diorit in sehr weiten Gren-
zen schwanken zu lassen. Halten wir daran fest, die Feldspathe
führenden Gesteine nach der Natur dieser zu classificiren und ein-
zeln zu benennen, so stellt sich diese Ausdehnung des Begriö's Dio-
rit in der That als eine missliche und unstatthafte dar ; am ein-
fachsten wird dies dadurch gehoben, dass man sich entschliesst, fort-
an nur diejenigen mit Oligoklas oder oligoklasähnlichem Feldspath
als Diorite zu bezeichnen, während die labrador- oder anorthithal-
tenden sog. Diorite andern Gesteinsarten zugewiesen werden. Da
unter den bis jetzt zum Diorit gezählten Gesteinen die Mehrzahl
entweder nachgewiesenermaassen oder höchst wahrscheinlich Oligo-
Idas führt, so fallen dadurch im Grossen und Ganzen die Grenzen
des neuen Diorit nicht sehr verschieden von denen des alten aus,
denn es sind verhältnissmässig nur wenige Gesteine, welche abge-
löst werden. Der Diorit bietet dann ganz dieselbe Miueralcom-
bination dar, welche unter den jungem Gesteinen sich als Horn-
blende-Andesit wiederfindet.
Der gestreifte Oligoklas ist gewöhnlich weiss, gelblich-
oder grünlich weiss, seltener röthlich, bald glänzend, bald matt und
seine polysynthetischen Krystalle sind häufig nach dem Gesetz der
Carlsbader Orthoklaszwillingc verwachsen. Der Feldspath des Dio-
rit vom Piz Rosag ist nach vom Rath Kalkoligoklas mit der Zusam-
mensetzung: Kieselsäure 57. &4, Thonerde 22.99, Eisenoxyd 3.92,
Kalk 8.09, Magnesia 0.37, Natron 5.25, Kali 1.79, Glühverlust
1.32 (Zeitschr. d. d. geol. Ges. IX. 259); das spec. Gew. beträgt
2.838. Ein fast ganz genau mit der Formel stimmender Oligoklas
ist derjenige, welchen Kersten aus dem Diorit von Marienbad in
Böhmen analysirte mit: Kieselsäure 63.20, Thonerde 23.50, Eisen-
Oligoldas im Diorit. 8
oxyd 0.31, Kalk 2.42, Magnesia 0.25, Natron 7.42, Kali 2.22 und
dem spec. Gewicht von 2.631 (N. Jahrb. f. Min. 1845. 653). De-
lesse erkannte den Feldspath der glimmerreichen Diorite von Vaugne-
ray (Dep. der Rhone) und von Clefcy in den Vogesen als Oligoklas,
auch die ägyptischen Diorite zwischen Syene und der Insel Phylae
enthalten nach ihm Oligoklas (Annales des mines(4)XIX. 1851. 149).
Aechte OHgoklase sind die 20II- oder über einen Zoll grossen Feld-
spathe aus dem Diorit vom Mount Johnson in Canada, in welchen
Sterry Hunt fand: Kieselsäure 62.05, Thonerde 22.60^ Eisenoxyd
0.75, Kalk 3.96, Kali 1.80, Natron 7.35, Glühverlust 0.80 (Amer.
joum. of sc. (2) XXVII. 1859. 340). Auch diejenigen Gesteine
scheint man zu dem Diorit rechnen zu müssen, welche den als An-
desin aufgeführten Feldspath enthalten, da man denselben am besten
mit Ch. DQville, G. Rose und G. Bischof als einen zersetzten Oligo-
klas betrachtet. Im Diorit von Faymont fand Delesse >Andesin«
mit 59.38 pct., im Diorit von Fouday ebensolchen mit 59.2 pct.
Kieselsäure; im erstem beobachtete er Quarz in kleinen Schnüren
und Kömern, es ist dies vielleicht die bei der Zersetzung des Feld-
spaths ausgeschiedene Kieselsäure. Der Diorit von Chalanches d'Alj
lemont in den Dauphine- Alpen enthält nach Lory neben glänzender
dunkelgrüner breitblätteriger Hornblende einen feldspath von der
Znsammensetzung: Kieselsäure 59.4, Thonerde 24.2. Eisenoxyd 0.6,
Kalk 3.6, Magnesia Spuren, Kali 3.4, Natron 7.0, Wasser 1.48,
welchen er dem Andesin, welchen aber selbst Rammeisberg, der sonst
die Selbständigkeit des Andesin aufrecht zu erhalten sucht, dem
Oligoklas zurechnet. Auch der krystallisirteu Prehnit enthaltende
Diorit aus den Umgebungen von Bourg d'Oisans umschliesst einen
ebenso constituirten Feldspath; Lory nennt diese Ilornblendegesteine
seltsamerweise Diabase (Bull, de la soc. geol. (2) VII. 1850. 540).
Der nach Delesse Anorthit führende >Kugeldiorit« von Cor-
sica, der » Diorit < vom Konschekowskoi- Kamen im Ural, die »Dio-
rite* von Boguschowitz bei Teschen werden den Anorthitgesteinen
zugewiesen. Der Labrador führende »Diorit« vom Pont -Jean bei
St. Maurice in den Vogesen (Delesse, Annales des mines (4) XVI.
1849. 342), sowie der gleichfalls Labrador enthaltende aus dem
östlichen Theile der Berge des Beaujolais zwischen Saöne und Loire
(Drouot, Annales des mines (5) VIII. 1855. 311) fallen den Dia-
basen zu.
4 Hornblende und Quarz im Diorit.
Die Hornblende ist meistens die sog. gemeine Hornblende,
schwärzlichgrün bis grünlichschwarz mit starkem Glanz auf den
Spaltungsflächen, gewöhnlich körnige Individuen oder kurze Säulen
mit fast tafelartigem blätterigem Bruch bildend ; bisweilen sind kleine
Hornblendenädelchen zu strahligen Büscheln zusammengruppirt, hier
und da geht auch die Hornblende im Diorit in den Strahlstein über.
Feldspath und Hornblende sind selten in gleichem Verhältniss mit
einander gemengt : in den meisten Dioriten waltet die Hornblende
vor und bedingt deren dunkle Färbung, ja in manchen ist der Feld-
spath in so spärlicher Menge vertreten, dass sie beinahe wie reine
Hornblendegesteine erscheinen, z. B. in sehr vielen der sog. Ophite
der Pyrenäen; in dem uralischen Diorit (vielleicht auch Anorthit-
gestein) von der Schischimskaja-Gora bildet der Feldspath nur ver-
einzelte Kömer, eingesprengt in einem Aggregat von Hornblende.
A\*ie es bei den Orthoklasgesteinen der Fall ist, so ist auch
bei dem Oligoklasgestein Diorit ein Theil quarzhalt ig, ein an-
derer Theil quarzfrei. Die quarzführenden Dionte stehen mit
den quarzfreien durch ganz allmähliche Uebergänge in Verbindung ;
in einer einzigen Dioritablagerung ist graulichweisser Quarz hier
gar nicht, dort nur spurenhaft, dort etwas reichlicher vertreten,
wobei in den grobkörnigen Varietäten der Quarz häufiger zu sein
scheint, als in den feinkörnigen schieferigen und porphyrischen.
Zu den quarzführenden Dioriten, welche ihre Parallele in den
quarzführenden Porphyriten besitzen, gehören das Gestein von Clef-
cy in den Vogesen, von der Hohne im Harz ; das Gestein vom Sil-
bergrund und vom Ehrenberg bei Ilmenau mit weissem Oligoklas,
schwarzgrüner Hornblende, meist viel rauchgrauem Quarz, wenig
oder keinem Glimmer, zuweilen viel Titanit, welches mit orthoklas-
armen Syenitgraniten zusammenhängt ; das aus Hornblende, Oligo-
klas, wenig Quarz und Titanit gemengt« Gestein von Donegal in
Irland, welches Haughton, obschon es orthoklasfrei ist, Syenitgranit
nannte (Qu. journ. of the geol.-soc. XVIII. 416); das von A. Ga-
dolin als Granit bezeichnete orthoklasfreie Gestein, welches in der
Umgegend von Kronoborg am nordwestlichen Ende des Ladoga-See
vorkommt und aus vorherrschendem graulichgiünem Oligoklas mit
etwas dunkelm Glimmer und graulichem Quarz in geringer Menge
besteht, ein quarzführender Glimmerdiorit (vgl. unten ; Geogn. Be-
obacht. an d. Küst. d. Lad. S. Petersburg 1858. 22). Auch das
Hornblendediorit und Glimmerdiorit. 5
von vom Rath als Tonalit beschriebene Gestein vom Monte Ada-
mello scheint hierher zu gehören (vergl. Tonalit als Anhang zum
Diorit). Zu den quarzfreien Dioriten sind u. a. zu rechnen der
grobkörnige Diorit von Chateau-Lambert (Obere Saone), der von
Fondrome in den Vogesen, von Klausen in Südtyrol.
Auch in dem Diorit macht sich, wie es bei dem Orthoklas-
gestein Syenit der Fall ist, die Vertretung von Hornblende durch
Glimmer geltend : die Diorite enthalten nicht selten neben
der Hornblende braunen oder schwarzen Glimmer. Diejenigen
Diorite, in denen der Glimmer die Hornblende überwiegt, könnte
man als Glimmerdiorite (Diorites micacees Delesse) im Gegen-
satz zu den Hornblendedioriten bezeichnen (analog den
Glimmersyeniten und llornblendesyeniten, den Glimmerporphyriten
und Homblendeporphyriten). Glimmerdiorit ist bald quarzführend
(s. oben), bald quarzfrei, nahe verwandt ist ihm der Kersantit. Zu
den glimmerhaltigen Dioriten gehört u. a. das Gestein von Clefcy
bei P'raize in den Vogesen, welches im Granit aufsetzt, in den es
an mehrem Punkten auf unmerkliche Weise übergeht ; es besitzt
granitisch -körnige Structur, einen gestreiften Oligoklas (s. oben),
beim üebergang in den Granit auch Orthoklas, Quarz ebenfalls
namentlich in denjenigen Varietäten, die in Granit übergehen, schön
grüne Hornblende und braunschwarzen Glimmer. Aehnliche Ge-
steine erwähnt Delesse aus dem Südwesten von Syene, besonders
vom Berge Baram ; zwischen Syene und der Insel Phylae sind viele
mächtige Gänge davon zu beobachten; auch das aus Oligoklas,
Hornblende und Glimmer zusammengesetzte Gestein, welches bei
Vaugneray im Dep. der Rhone einen sehr mächtigen Gang im Gneiss
bildet, ist hierher zu rechnen, v. Hochstetter fand ausgezeichneten
Glimmerdiorit bestehend aus Oligoklas, lauchgrüner Hornblende und
viel tombakbraunem Glimmer am Mühlberge bei Dreihacken im
Böhmerwald ; auch tritt nach ihm Glimmerdiorit in schönen Varie-
täten an der Strasse zwischen Schönfeld und Schlaggenwald im
böhmischen Erzgebirge auf (Jahrb. d. geol. R.anst. VII. 1856. 322).
Neuerdings berichtete Massieu über Gesteinsvorkommnisse bei Pler-
neuf und Pont-des-iles zwischen Kennes und Guingamp in der Bre-
tagne, welche zweifelsohne characteristische quarzhaltige Glimmer-
diorite darstellen : sie führen Quarz, einen überall gestreiften Feld-
spath, grüne Hornblende, ziemlich viel grünen Glimmer, Eisenkies
6 Spärlicher Orthoklas im Diorit. Oligoklas-Augitgestein.
und wenig EiseDglanz und gehen über in Kersantit and fast feld-
spathfreien Hornblendeschiefer (Comptes rendus LIX. 1864. 129).
Auch der Diorit des Piz Rosag in Graubündten gehört Jiierher.
Dadurch, dass im Oligoklas-Syenit der Orthoklas ganz durch
Oligoklas ersetzt wird, geht ersterer in Diorit über; Zwischen-
gesteine, welche nur sehr geringe Mengen von Orthoklas be-
sitzen, wird man zweckmässiger zum Diorit als zum Syenit rech-
nen. In gleicher Weise gehen durch das allmähliche Verschwinden
des Orthoklas im Granit und Granitsyenit quarzbaltige Glimmer-
und Hornblendediorite hervor und auch hier kann man die höchst
orthoklasarmen Glieder den Dioriten beigesellen. Dahin gehört z. B.
das Gestein von Langebach und dem Leiteisberg bei Ilmenau mit
grünlichem Oligoklas, wenig rauchgrauem Quarz, fast keinem Or-
thoklas, wenig Hornblende, etwas Glimmer (grüner Granitit K. v.
Fritsch). Sehr oligoklasreiche nur spärlichen Orthoklas führende
> Granite« erscheinen zu Plessberg bei Abertham, Salmthal und
Lindig in Böhmen, Seidenbach im Odenwald. Im Diorit von der
Hohne im Harz sieht Keibel den spärlichen röthlichen Feldspath
neben dem weissen unzweifelhaften Oligoklas als Orthoklas an. Auch
der Tonalit vom Rath's enthält sehr geringe Mengen von Orthoklas
als >accessorischen Gemengtheil«.
Während unter den jungem Oligoklasgesteinen zu den augit-
haltigen Andesiten zahlreiche wohlerforschte Gesteine gehören, ist
unter den altern krystallinisch-körnigen Gesteinen die Combination
von Oligoklas und Augit fast gar nicht bekannt ; dies scheint
zum grössten Theil daher zu rühren, dass man alle solche Augit-
gcsteine dem Diabas zuwies und es werden sich unter den augit-
führenden Diabasen ohne Zweifel bei näherer Untersuchung Gesteine
finden, deren Feldspath Oligoklas ist. Für die in Re^e stehende
phanerokrystallinische Mineralcombination gibt es auch zur Zeit
noch keinen Namen und erst alsdann, wenn solche Gesteine genauer
bekannt sind, wird sich die Not h wendigkeit herausstellen, einen sol-
chen zu schaflen. Müsste mau nicht voraussetzen, dass mit der Be-
zeichnung Diorit der Begriff des Homblendegehalts allzu eng ver-
knüpft ist, so liesse sich für jene Gesteine der Name Augit-
Diorit vorschlagen, vollkommen analog dem Augit- Andesit ; die
porphyrische Ausbildung derselben stellt sich als Melaphyr dar.
Aus der Zusammensetzung der Melaphyxe und Augit- Andesite lässt
Komgrösse der Diorite. Unterscheidung von Diabasen. 7
sich für jene Gesteine der Schluss ziehen, dass sie wohl vorzugsweise
quarzfrei ausgebildet sind und auch nur selten Glimmer enthalten.
Auf diese Weise würden sich die altern krystallinisch-kömi-
gen Oligoklasgesteine folgendermaassen gliedern:
I. Hornblende-Diorit, III. Oligoklas-Augitgestein
a) quarzhaltig, b) quarzfrei. (Augit-Diorit).
II. Glimmer-D iorit,
a) quarzhaltig, b) quarzfrei.
In Folgendem ist stets von den Homblende-Dioriten die Rede, da,
wie erwähnt, die Reihe der Oligoklas-Augitgesteine sich erst durch
spätere Untersuchungen gestalten muss.
Die Grösse des Korns bei den Dioriten ist eine sehr wech-
selnde, das Gefüge durchläuft alle Grade von grosskörnig bis fein-
kömig; werden die Körner so klein, dass mau sie selbst kaum
mehr mit der lioupe erkennen kann, so entsteht ein scheinbar
dichtes Gestein, ein dioritischer Aphanit, und in diesem fein-
körnigen Zustande vermag man mineralogisch die Diorite nicht mehr
von den Diabasen, welche auch darin erscheinen, zu unterscheiden.
V. Cotta macht über diesen Wechsel im Korn folgende interessante
Bemerkung : Wo der Diorit grössere Kuppen bildet, da ist er grob-
körnig, deutlich gemengt, syenitähnlich; in den nur 10 — 20 Fuss
mächtigen Gängen zeigt er sich schon weit feinkörniger, in den 2
— 4 Fuss mächtigen dicht, dunkelgrün bis schwarz, aphanitisch und
basaltähnlich, in den 2 — 4 zölligea Gängen endlich dicht und schwarz,
durchaus basaltähnlich (Geogn. Beschr. d. Königr. Sachsen 1845.
ni. 19). Nach Delesse liegen oft an einem und demselben Stück
ganz grobkörnige und ganz feinkörnige Stellen neben einander.
Durch eine parallele Anordnung der Gemengtheile wird eine Par-
alleltextur hervorgebracht und entsteht der Dioritschiefer.
Zur Unterscheidung der Diorite von den Diabasen, welche
manchmal, namentlich in den feinerkörnigen Varietäten beider Ge-
steine höchst schwierig ist, können in gewissen Fällen einige ab-
weichende Eigenschaften der Feldspathe beitragen. Feldspathreiche
Dioritsplitter schmelzen beträchtlich schwerer vor dem Löthrohr als
feldspathreiche Diabitssplitter ; in letztem löst sich der basischere
F^eldspath unter Zurücklassung von Kieselsüurepulver, während die
Diorite einen Feldspath enthalten, welcher in Säuren unlöslich ist.
8 Accessorische Gemengtheile im Diorit.
Aach ist das spec. Gewicht der Diorite stets geringer als das der
Diabase. Ein Quarzgehalt der Gesteine spricht auch dafür, dass
sie Diorite und keine Diabase seien. Aphanitische Gesteine, welche
mit Säuren brausen, werden auch weit eher zum Diabas als zum
Diorit zu rechnen sein, da der Labrador viel leichter zersetzbar
ist und viel mehr kohlensauren Kalk liefert als der Oligoklas.
Feinkörnige Syenite und feinkörnige Diorite zeigen gleichfalls
oft grosse Uebereinstimraung im äussern Ansehen, das spec. Gewicht
der Syenite dürfte aber im Ganzen etwas gerioger sein, als das
der Diorite und v. Cotta macht auch darauf aufmerksam, dass im
Diorit der Feldspath leichter zu verwittern pflegt, als die Horn-
blende, während im Syenit beide Gemengtheile gleichmässiger ver-
wittern. Der Diorit enthält in der Regel mehr Eisenkiesbeimengung
als der Syenit, dieser häufiger Titanit als jener.
Als accessorische Gemengtheile werden im Diorit angegeben:
Eisenkies in Würfeln oder kleinen Körnern, eine häufige Erschei-
nung ; auch Magnetkies, Magneteisen (Eisenbach in Ungarn, Harz),
Titaneisenerz, Epidot ; Eisenkies und Epidot scheinen häufig secuo-
därer Entstehung zu sein, der letztere ist ebensowohl auf Kosten
der Hornblende als des Feldspaths entstanden (N. Jahrb. f. Miner.
1862. 425) ; Apatit in kleinen Nadeln an den Hühnbergen im Thü-
ringer Wald ; Granat im Dioritschiefer am nördlichen Ufer des Bober
bei Kupferberg in Schlesien; Titanit am Ehrenberg bei Ilmenau
im Thüringer Wald, bei Pierre-Breffiere (Obere Vienne), nach Rose
im grobkörnigen Diorit von der Wiazka im Ural, nach Delesse in
über centimetergrossen Krystallen im Diorit von Faymont, Vogesen ;
Rutil nach Senft bei Ruhla im Thüringer Wald.
Manche Diorite enthalten eine nicht unbedeutende Menge von
Ghlorit, welcher häufig als lauchgrüne oder graugrüne Schüpp-
chen zu erkennen ist, und die so häufige grünlichweisse Farbe der
Oligoklase ist auch vorzugsweise durch Beimengung von Chlorit-
staub hervorgebracht. Solche chloritreiche Diorite zeichnen sich mei-
stens durch Armuth an Hornblende aus, so dass diese beiden Mi-
neralien in einer Weschselbeziehung zu stehen scheinen ; vom Rath
fand in der Mittelmoräne des Morteratsch-Gletschers im Bernina-
gebirge einen chlor i tischen Diorit, dem Hornblende ganz fehlt. Die
chlorithaltigen Diorite werden durch Salzsäure entfärbt, welche
selbst dadurch eine grünliche oder hellbräunliche Färbung annimmt.
Analysen von Dioriten. 9
Da die sebr feinkörnigen Diorite, deren mineralogische Elemente
sich selbst mit der Loupe nicht mehr erkennen lassen, grossentheils
durch Behandlung mit Salzsäure eine Bleichnng erleiden, so ist
vermnthlich darin auch ein nicht unbedeutender chloritischer An-
theil vorhanden.
An Analysen von unzweifelhaften Dioriten herrscht grosser
Mangel.
I. Feinkörniger Diorit aus Hornblende, weissem und röthlichem
Oligoklas (Orthoklas?), Magneteisen und 3J pct. Quarz. Hohne im
Harz, Ostgrenze des Brocken-Granit. Keibel, Zeitschr. d. d. geol.
Ges. IX. 1857. 575.
n. Grobkörniger Diorit von der Rosstrappe im Harz mit un-
regelmässig begrenzten schwarzen oder grünlichen Hornblendepar-
tieen und weissem oder schmutziggelbem Feldspath. C.W. C.Fuchs,
N. Jahrb. f. Min. 1862. 812.
ni. Druselthal, oberhalb Herges-Voigtei bei Schmalkalden, mit
Hornblende, gestreiftem Feldspath, spärlichem Quarz. Söchting,
Zeitschr. f. ges. Naturw. 1854. 199. Von Söchting als Melaphyr
aufgeführt, ist nach Roth und Senft Diorit.
IV. Schieferiger, hornblendereicher, quarzfreier Diorit von
Fondrome in den Vogesen. Delesse, Annal. des mines. (4) XIX.
1851. 150.
V. Glimmerhaitiger, sehr quarzarmer Diorit mit viel grünlich-
weissem Oligoklas und überwiegender Hornblende, von Clefcy bei
Fraize in den Vogesen. Delesse, ebendas. 159.
I. u. m. IV. . V.
Kieselsäure .... 54.65 51.07 60.88 48.50 48.90
Thonerde 15.72 22.12 18.75 17.10 18.50
Eisenoxyd 2.00 — 9.39 — —
Eisenoxydul .... 6.26 9.28 — 16.26 11.92
Mangauoxydul . . . Spur — — Spur 0.50
Kalk 7.83 6.11 2.08 7.99 5.47
Magnesia 5.91 2.09 0.54 6.10 9.70
KaU 3.79 3.25 1.98 1.05 1.26
Natron 2.90 4.11 5.21 2.20 2.35
Wasser u. Glühverlust . 1.90 1.21 1.02 0.80 1.40
roo.96" 9^.24 99785 100.00 100.00
I führt noch Spuren von Chlor, Phosphorsäure und Schwefel ;
10 Varietäten des Diorit.
in 0.53 Kohlensäure; V Spuren von Chromsäure. Je nach dem
Quarzgehalt, dem frischen oder verwitterten Zustande der Gemeug-
theile schwanken die Analysen in weiten Grenzen. Der Kieselsäure-
gehalt ist in den Dioriten durchschnittlich etwas niedriger als bei
den Syeniten, sonst stimmt das Verhältniss der chemischen Bestand-
theile im Allgemeinen ziemlich überein. Durch das Eintreten der
kieselsäurearmen Magnesiaglimmer wird der Gesammtgehalt der
Kieselsäure des Diorit hcrabgedrückt, wie V zeigt, welcher gewiss
ganz quarzfrei war, da der Feldspath 66.11 pct. Kieselsäure besitzt.
Das spec. Gewicht schwankt zwischen 2.75 und 2.95. In I
ist es 2.90; in U 2.874; in ÜI 2.74; in IV 2.945; in V 2.902;
auch hier sind die kieselsäureärmsten Diorite die schwersten, der
sauerste III ist der leichteste. Mittelkömiger Diorit von Alapajewsk
im Ural mit etwas vorwaltendem Oligoklas wiegt nach G. Rose 2.792 ;
durch grosse Hornblendeki-ystalle porphyrartiger Diorit von Pita-
telewskoi 2.884. Nach Delesse und Deville hat grobkörniger quarz-
freier Diorit von Chateau-Lambert (obere Saone) das Gewicht 2.799,
quarzfreier Diori tporphy r au s A egy pt en 2 . 9 2 1 .
Das Dioritgemenge erscheint mit Rücksicht auf die verschie-
dene Textur und die verschieden ausgebildete Zusammensetzung als
folgende Varietäten : .
K örn ig er Diorit, die normalste Varietät.
Porphyr artiger Diorit, in dessen mittel- oder feinkör-
nigem Gemenge einzelne durch ihre Grösse sich auszeichnende Kry-
stalle ausgeschieden sind. Zu diesen porphyrartigen Dioriten gehören
vielleicht viele der verhältnissmässig jugendlichen Eruptivgesteine
des Banat, welche v. CottA zusammenfassend als Banatite bezeichnet
hat (Erzlagerstätten im Banat und in Serbien 1865), und zwar wür-
den dies meist porphyrartige Glimmerdiorite sein. Der Banatit von
Oravicza enthält in einer spärlichen grauen Grundmasse sehr zahl-
reiche Krystalle von weissem tiikÜnem Feldspath, dunklem Glim-
mer, dunkelgrüner Hornblende, Spuren von Magneteisenerz und
vielleicht Titanit; da das Gestein aber 64.3 pct. Kieselsäure be-
sitzt, so ist es höchst wahrscheinlich cyiarzhaltig, obschon v. Cotta
dieses Mineral nicht beobachtete ; ähnlich ist -der Banatit von Dog-
nacska, der sogar 67.4 pct. Kieselsäure enthält. Vielleicht führen
indessen . auch diese Gesteine Orthoklas und sind porphyrartige
Syenite. Der Banatit von Moravicza ist ein feinkörniger etwas Hörn-
Varietäten des Diorit. 11
blende haltender Glimmerdiorit mit 60.1 pct. Kieselsäure, der Banatit
Ton Szaszka ein ebensolches, wie Granit aussehendes mittelkömiges
Gemeng von weissem Oligoklas, dunklem Glimmer und etwas Horn-
blende mit 64.9. pct. Kieselsäure, daher wohl auch quarzhaltig.
Nach Peters (Sitzgsber. d. Wien. Ak. d. W. 18C1. XLIII. 449)
sind aber die meisten dieser Gesteine identisch mit dem »Syenit«
(Syenitporphyrgranit z. Th.) aus der Umgegend von Rezbanya (vgl.
9
Bd. I. 529) und führen Orthoklas, welchen v. Cotta nicht darin er-
kannte und Quarz ; in diesem Falle würden sie also bei den Syenit-
gi-anitporphyren eine Stelle finden. Es wurde dort schon darauf
aufmerksam gemacht, und sei hier wiederholt, dass alle diese Ge-
stehle, welche jünger sind, als die Juraformation, vermuthlich selbst
jünger als die Neocombildung und von ausgezeichneten Silicat- und
erzreichen Contactmarmoren begleitet werden, möglicherweise zu der
Trachytfamiiie gehören.
Feinkörniger Diorit.
Krystallinisch-dichter Diorit, dioritischer A p h a n i t,
dessen Feldspath- und Homblendetheile man mit blossem Auge nicht
mehr unterscheiden kann ; diese Ausbildungsweise ist für den Diorit
dasselbe, was Felsitfels oder Petrosilex für die kömigen quarzhal-
tdgen Orthoklasgesteine.
Dioritporphyr (Grünsteinporphyr z. Th.) besitzt eine krypto-
krystaliinisch-dioritische Grundmasse mit ausgeschiedenen grössern
Oligoklas- oder üomblendekrystallen. Für die porphyrisch ausge-
bildeten quarzführenden und quarzfreien Hornblende-Oligoklasgesteine
steht der Name Porphyrit in Anwendung und vom streng mine-
ralogischen Standpunkt aus erscheint es als ungerechtfertigt, die
Bezeichnungen Dioritporphyr und Porphyrit neben einander fest-
zuhalten, wobei es sich jedenfalls bei weitem eher empfehlen würde,
den erstem als den letztern ausfallen zu lassen. In geologischer
Hinsicht aber mag es immerhin gestattet sein, diejenigen porphyri-
schen Gesteine, welche mit körnigen Dioriten in inniger Verbindung
stehen, unter der hergebrachten Benennung Dioritporphyr zu be-
fassen und derselben nicht bei den Porphyriten, sondern im An-
schluss an die Diorite zu gedenken.
Die Grundmasse dieser Dioritporphyre ist grünlich- oder schwärz-
lichgrau, selten lichtgrau, hart, uneben feinsplitterig und verändert
sich nicht durch Säuren, ausser dass sie bei einem Chloritgehalt
12 Varietäten des Diorit.
eine Bleichung erfährt. Die darin eingewachsenen, mit deutlicher
Zwillingsstreifnng versehenen Oligoklase sind theils glänzend und
gut spaltbar, theils matt und gewöhnlich von unrein weisser Farbe.
Die Hornblende bildet sehr vollkommen spaltbare grünlichschwarze
Säulen von meist scharfem Umriss, welche bisweilen beträchtliche
Grösse erreichen und je grösser und zahlreicher dieselben in
diesen Porphyi-en sind, desto kleiner und spärlicher pflegen als-
dann die Feldspathkry stalle zu sein. In den Dioritporphyren des
Ural walten die homblendereichen Varietäten vor. Die Grundmasse
der Dioritporphyre ist durchgängig von um so hellerer Farbe, je
weniger Homblendekrystalle in ihr ausgeschieden sind, und umge-
kehrt desto dunkler, je weniger F'eldspathkrystalle darin hervor-
treten; die dunkle Farbe der Grundmasse scheint also von Horn-
blende herzurühren und demnach die in der Grundmasse vertheilte
und die ausgeschiedene Hornblende in einem bestimmten Verhältniss
zu einander zu stehen. Zum Theil sind diese Gesteine auch quarz-
haltig, zum Theil ersetzt darin Glimmer die Hornblende. Dioritpor-
phyre werden auch u. a. von Wissenbach, Haiger und Nebelsberg
in Nassau angeführt. Dass gleichwohl keineswegs alle sog. Diorit-
porphyre Oligoklas enthalten und demnach nicht sämmtlich hier-
her gehören, zeigt das Gestein vom Konschekowskoi-Kamen im Ural,
in welchem sich der trikline Feldspath als A north it zu erkennen
gab (vgl. die Anorthitgesteine). Unter den accessori sehen Gemeng-
theilen sind Eisenkies und Magneteisen zu nennen. Naumann er-
wähnt auch den Kalkspath, welcher nicht immer als deutliche Könier
sichtbar ist, sondern sich meist nur durch Brausen mit Säuren ver-
räth (Geognosie I. 568) ; nach Senft (Charact. d. Felsart. 247) sind
indessen die mit Säuren aufbrausenden Grünsteinporphyi-e keine
Dioritporphyre, sondern Diabasporphyre (Labradorporphyre).
Schieferiger Diorit oder Dioritschiefer. Schieferige
Ausbildung erlangt der Diorit, wenn seine Gemengtheile feinkörnig
sind und alsdann die breiten Säulchen der an Menge sehr über-
wiegenden Hornblende eine parallele Lage haben ; treten dazu noch
kleine, parallel angeordnete Glimmerblättchen in das Gemenge ein,
ao wird die Schiefertextur noch ausgebildeter, immerhin ist sie aber
nicht sehr vollkommen. Dieses Umstandes und des innigen Zusam-
menhangs wegen, in welchem sie mit den körnigen stehen, seien
die schieferigen Diorite hier und nicht bei den krystallinisch-schie-
Varietäten des Diorit. 13
ferigen Gesteinen aufgeführt. Bei sehr grosser Feinkömigkeit werden
diese Dioritschief er zu dioritischen Aphanit schiefern. Eisen -
kieswürfelchen sind häufig als zufällige Beimengungen eingesprengt.
Bisweilen besitzen beide Gemengtheile eine streifenweise Vertheilung
und auf dem Querbruch wechseln alsdann grünlich weisse Feldspath-
and schwarze Homblendelagen mit einander ab. Hierhergehörende
Gesteine beschrieb z. B. Czjzek aus der Gegend von Molk in Nieder-
östeTTeich, in denen dunkle und weisse Lagen auffallend alterniren ;
die ersten sind ein körniges Gemenge von schwarzer oder dunkel-
grüner Hornblende, mit etwas krj'stalliuischem Feldspath und grauem
Quarz, manchmal auch schwarzem Glimmer ; die weissen Lagen be-
stehen gWisstentheils aus krystallinischem oder dichtem Feldspath
mit einigen Körnchen von Quarz oder Hornblende; sie sind immer
dünner als erstere, selten mehrere Zoll mächtig und keilen sich
bald aus. So besteht auch nach Coquaud das Gestein zwischen Olonne
und Ija Salle in der Vendee aus abwechselnden Lagen von Horn-
blende und einem triklinen Feldspath. Nach Websky herrscht in
den Schiefergesteinen von Kupferberg in Schlesien lagenweise bald
kurzsteiigelige bis feinkörnige rabenschwarze Hornblende bald hell-
olivengrüner dichter Oligoklas (oder anderer Feldspath), wodurch
eine wechselnd hellere und dunklere Streifung erscheint; mit den
Dioritschiefem stehen die dortigen »grünen Schiefer« in inniger
Verbindung. Dioritschiefer sind nicht selten den krystallinischen
Schiefem mit grösster Regelmiissigkeit eingelagert.
Gar häufig findet zwischen diesen einzelnen Dioritvarietäten
ein l'ebergang statt, indem z. B. der körnige Diorit allmählich eine
Hchieferige Textur annimmt, der deutlich körnige Diorit zum schein-
bar dichten Aphanit, dieser durch Ausscheidung grösserer Krystalle
zum Diorit porphyr wird; durch das starke Ueherhaml nehmen der
Hontblende und das Verschwinden des Feldspaths geht mancher
körnige Diorit in ein reines Hornblendegestein, mancher Dioritschie-
fer in einen Hornblendeschiefer über, üebergänge merkwürdiger
Art erwähnt Leplay aus dem Ural, dessen Axe aus krystallinischem
<»estein besteht (Syenit, Diorit, Serpentin). Steigt man von den
Hohen nach Westen herab, so trifft man zuerst auf Dioritschiefer,
welche bei jedem Schritt weiter nach Westen von ihrer krystallini-
schen Beschaffeftheit verlieren und allmählich in Thonschiefer und
einen sehr erdigen zerreiblichen Schiefer übergehen, welcher mit
14 Kalkdiorit, Ophit.
thonigen und glimmerigen Sandsteinen und Qnarzpuddingen wechselt
(Comptes rendus 1844. 853, N. Jahrb. f. Min. 1045. 335).
Kalkdiorit nannte Senft (Zeitscbr. d. d. geol. Ges. 1858.
308) einen dunkelgrangrünen Diorit, welcher aus Hornblende und
Oligoklas mit beigemengtem dunklem Glimmer besteht und von
Kalkspath durchzogen ist; dieses Gestein bildet einen 40 — 50 Fuss
mächtigen Gang im Glimmerschiefer des Ring- und Breitenbergs
bei Rnhla im Thüringerwald und entbält bis faustgrosse Einspren-
gungen von Magnetkies und Speiskobalt, ausserdem Haarnickel, Eisen-
kieswürfel, Rutilnadeln und Flussspathdrusen. ,
Palassou hat zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahr-
hunderts in seinen, selbst in unsern Tagen nocb schätzbaren Schrif-
ten über die Pyrenäen ein in kleinen kuppenförmigen Ablagerungen
auftretendes, aber weithin durch diese Gebirgskette zerstreutes Ge-
stein mit dem Namen Ophit oder Pierre verte bezeichnet, v. Char-
pentier lieferte in seinem classischen »Essai sur la Constitution
geognostique des Pyrenees« (1823. 481) eine für jene Zeiten aus-
fuhrliche Beschreibung dieses Gesteins, in welcher es als ein Ge-
menge von Hornblende und Feldspath dargestellt wird, von denen
meist die erstere, bisweilen auch der letztere vorwaltet. Seitdem
findet man gewöhnlich den Ophit der Pyrenäen als Anhang zu den
Dioriten aufgeführt, wo ihm auch in der That seine Stelle gebührt,.
Die dunkelgrünlichschwarze Hornblende wird häufig so vorwiegend,
dass der Feldspath fast ganz zurücktritt und der Ophit als ein
Hornblendefels erscheint; einer der wenigen Punkte, wo der ge-
streifte röthlichweisse Feldspath (Oligoklas) sehr vorwiegt, ist
der Ophithügel an der Brücke von Pouzac über den Adour nörd-
lich von Bagncres de Bigorre ; bisweilen ist das Gefüge aphani tisch,
stets scheint der Qphit ursprünglich quarzfrei zu sein. Fast in allen
Ophiten begegnet man dem Epidot und Eisenglanz, ersterm durch
das ganze Gestein in kleinen Körnchen vertheilt, auch Schnüre bil-
dend, oder die Klüfte mit winzigen Kry stallen tapezierend, letzterm
sowohl in spärlichen grössern als zahlreichen mikroskopischen ein-
gesprengten Blättchen ; ausserdem führen die Ophite vielfach Talk-
schüppchen, mitunter Magneteisen, selten Glimmer und Quarzschnür-
chen. Sie sind gänzlich ungeschichtet und lösen sich durch den
Einfluss der Verwitterung hier und da in sphäroidale Massen auf.
Umgeben sind die Ophite sehr häufig von eisenschüssigem Thon
Ophit, Norit. 16
und Gyps. Den Namen Ophit kann man immerhin beibehalten, um
damit den eigenthümlichen Habitus dieser offenbar ebensowohl pe-
trographisch als geologisch zusammengehörenden und von Palasson
mit richtigem Tact vereinigten Gesteine zu bezeichnen, welche eine
Uebergangsreihe zwischen Diorit und llomblendefels darstellen, wo-
für sich auch Leymerie, der treffliche Kenner der Pyrenäengeologie
ausspricht. Nogues erklärt sich neuerdings (1865) gegen den Namen,
weil man verschiedene Gesteine darunter b'efasst habe: die meisten
»Ophite« der Pyrenäen, ein Theil derjenigen der Landes und der
Corbieres seien zwar Diorite, derjenige der Schlucht von Fitou
(südlich von Narbonne am Mittelmeer) sei aber ein »Eurite grani-
toide«, diejenigen von Gleon, St. Eugenie und einige der Corbieres
seien >Spilite« (Comptes rendus LXI. 443). Derlei Gesteine hat
aber weder Palassou noch v. Charpentier als Ophite bezeichnet und
wenn Spätere diesen Missgriff begangen haben, so darf man dies
keineswegs dem Namen zur Last legen. Wäre dies Princip geltend,
so würde keine einzige petrographische Bezeichnung Stand halten,
denn wohl alle sind sie hier und da einmal falsch angewandt worden.
Esmark beschreibt unter dem Namen Norit gewisse ziem-
lich verbreitete norwegische Gesteine, welche vermuthlich zum Diorit
gehören; andere von Esmark als Norit aufgeführte Gesteine, sowie
diejenigen, welche Scheerer mit diesem Namen bezeichnet, sind den
Gabbrogesteinen zuzuweisen, indem sie eine abweichende Beschaffenheit
besitzen und in ihnen Diallag und Hypersthen auftreten. Die Diorit-
Norite bestehen aus vorwaltendem Feldspath, dessen Natur freilich
noch nicht erkannt ist, und Hornblende ; als andere Beimengungen
gesellen sich hinzu Quarz und Glimmer (Esmark, Magazin for Na-
turvidenskaberne L 207) ; auch in letzterm spricht sich eine Ver-
wandtschaft mit den Dioriten aus.
Der körnige Diorit ist in der Regel ein massiges Gestein, der
Dioritschiefer zeigt sehr häufig eine mehr oder weniger deutlich
ausgebildete Schichtung. Die Diorite sind gewöhnlich unregelniässig
zerklüftet, bisweilen bieten sie aber auch säulenförmige und kuge-
lige Gesteinsabsonderungen dar ; so findet sich in Böhmen nach
V. Lidl auf dem Wege von Plass zu dem Lomaner Hegerhaus ein
kleiner Hügel, welcher fast ganz aus Dioritkugeln besteht, deren
Durchmesser oft über einen Fuss beträgt (Jahrb. d. geol. R.anst.
VI. 1855. 608). Die körnigen und schieferigen Diorite bilden selten
16 Dioritgänge.
nach Art der Granite oder Felsitporphyre weitausgedehnte Ablage-
rungen, sondern treten fast durchweg nur in der Form von be-
schränktem Gebirgsgliedern auf. Wohl die vorwaltendste Lagerungs-
form ist die gang- oder stockartige.
Bei den Dioritgängen hat man einige sehr beachtens-
werthe Erscheinungen wahrgenommen. In der Mitte zeigen sie sehr
häufig — wovon schon Bd. 1. 439 ein Beispiel angeführt wurde — eine
grob- oder deutlichkörnige Ausbildung, während sie nach den Saal-
bändern zu immer feinkörniger werden und zuletzt in der Nähe
der Contactfläche mit dem angrenzenden Gestein eine scheinbar
dichte Beschaffenheit erlangen. Im Allgemeinen steht, worauf v. Cotta
aufmerksam macht, unter übrigens gleichen Umständen die Grösse
ihres Korns oder die Vollkommenheit ihrer krystallinischen Ausbil-
dung im Yerhültniss zu ihrer Mächtigkeit. Es ist dies vollkommen
dieselbe Ausbildungs weise, wie sie sich an den Granitgängen, wel-
che nach ihren Saalbändern zu in Felsitporphyre, und an den Ba-
saltgängon offenbart, welche nach ihren Saalbändern zu in Basalt-
glas übergehen. Andere Dioritgänge bieten die Erscheinung dar,
dass ihr Gestein in der Mitte ein körniges Aggregat von Horn-
blende und Feldspath darstellt, während es in der Richtung nach
der Contactfläche hin aus einem vollkommenen Dioritschiefer oder
Hornblendeschiefer besteht. Ein aasgezeichnetes Beispiel dieser
Art beobachtete v. Blöde an den 5 — 10 Fuss mächtigen Diorit-
gängen, welche bei Chomenka, Jampol und Wraslaw den Granit
durchsetzen (N. Jahrb. f. Min. 1841. 508). In der Mitte ist das
Ganggestein körniger Diorit oder ein körniges Hornblendegestein,
an den Seiten erscheinen zwei Fuss mächtige Saalbänder von einem
glimmerreichen Hornblendeschiefer. Die Schieferung dieser Gesteins-
masse ist parallel der Contactfläche des Ganges und merkwürdiger-
weise findet zwischen dem kömigen und schieferigen Diorit kein
Uebergang, sondern eine scharfe Absonderung statt. Delesse erwähnt
eine ähnliche Ausbildungsweise bei dem Diorit von Fondrome in
denVogesen, dessen körnige Textur ebenfalls an den Grenzen gegen
den Granit hin häufig schieferig wird (Ann. des mincs (4) XIX.
1851. 150). Nach Senit setzt dicht bei Ruhla im Thüringerwald
ein mächtiger Lagergang von Dioritschiefer im Glimmerschiefer auf,
welcher in der Mitte feinkörnig, glimmerarm und rhoraboedrisch
abgesondert, nach dem Nebengestein zu dagegen sehr dickschieferig,
Ablagerungen von Diorit. , 17
glimmerreich und platteuförmig abgesondert ist (Charakt. d. Felsart.
243). Roth berichtet, dass die durch v. Blöde geschilderte Erschei-
nung sehr ausgezeichnet an demjenigen Diorit sichtbar sei, dessen
Analyse unter III mitgetheilt wurde.
Wie bei den Graniten, so erstrecken sich auch von den stock-
und gangförmigen Dioriten Raniificationen und Apophysen in das
Nebengestein hinein. Diese Dioritmassen umschliessen auch bisweilen
Bruchstücke fremdartiger Gesteine, wie z. B. nach Delesse ein Diorit-
gang von Fouday in den Vogesen Bruchstücke desjenigen Granit
enthält, in welchem er aufsetzt. Am Cap Fr6el in der Nähe von
St. Malo durchsetzen Dioritgänge den horizontal geschichteten alten
rothen Sandstein, welcher die Klippen bildet; einer davon verzweigt
sich aufsteigend und umhüllt einen Sandsteinblock von allen Seiten.
Eine andere Form der dioritischen Ablagerungen ist diejenige,
dass sie als mächtige Zonen auftreten, welche in den Schichtenbau
anderer Gesteine eingeschaltet sind, oder gewissermaassen eine Axe
bilden, um welche sich andere Systeme von schichtenartigen Gebirgs-
gliedem fächerförmig gnippiren.
Die Diorite haben im Allgemeinen eine geringere Verbreitung
als die diabasischen Gesteine; die richtige Trennung beider ist
noch keineswegs überall durchgeführt worden, und Manches was
man dem Diabas zuzählt, mag vielleicht in der Folge als ein Diorit
erkannt werden.
Zu der im Folgenden versuchten Zusammenstellung der haupt-
sächlichsten Lagerorte des Diorit ist zu bemerken, dass es bei
einem guten Theile derselben vorläufig noch zweifelhaft ist, ob sie
in der That auf Grund der Natur ihrer Feldspathe zu den Dioriten
zu zählen sind; fernere Untersuchungen werden den Kreis dieses
Gesteines hier erweitern, dort aber auch enger ziehen.
In Deutschland treten Diorite auf: im Harz u.a. an der Ross-
trappe (ein sehr hornblendereicher Diorit) ; am Kiffhiiuser auf der
Rothenburg; im Fichtelgebirge am südlichen Abhang des Ochsenkopfa.
Im Thüringerwald durchsetzen ausgezeichnete z. Th. mächtige Diorit-
gänge den Glimmerschiefer, so bei llohleborn und Liebenstein, am
Breitenberg und Ringberg unweit Ruhla, am Mummenstein bei
Brotterode; auch in den silurischen Schiefern des Thüringerwaldes
erscheinen Diorite am Ehrenberg bei Ilmenau, zwischen Neu werk
und Vesser, im Schwarzathal. Quarz scheint in dem Diorit des
Zirkel, Fetrographie. II. 2
18 Vorkommen der Diorite.
Thüringerwaldes nach Credner gänzlich zu fehlen. Am Belmsdorfer
Berge bei Bischofswerda in der Lausitz erscheint ein 20 Fuss mäch-
tiger Dioritgang im Granit. Bei Boppard am Rhein setzt nach
Nöggerath eine 30 — 40 Fuss mächtige Dioritmasse im Thonschiefer
auf. Die Spaltungsflächen des Thonschiefers zeigen in der Nähe des
Diorit kleinknotige Erhabenheiten, welche durch eine Imprägnation
mit Feldspath und Hornblende entstanden zu sein scheinen. Bei
Kürenz unfern Trier findet sich auch ein Dioritdurchbruch durch
die devonische Grauwacke. Eine Reihe von Dioritkuppen tritt bei
Wissenbach in Nassau ebenfalls aus der Devonformation heraus.
Die durch Zeuschner beschriebenen Diorite der Gegend von Teschen
und Kattowice dürften mit Naumann wohl als Diabase zu betrach-
ten sein. »Im Glimmerschiefer der Sudeten am linken St-einaufer
von Mittelstein bis Birgwitz in der Grafschaft Glatz, am Warthaer
Kapellenberg an der Neisse, am Hutberg bei Friedberg im Gesenke,
bei Würbenthai und von da in einem laugen Streifen südlich bis
gegen Römerstadt hin, in der Umgebung von Kupferberg bei Wal-
tersdorf, Kreuzwiese und Röhrsdorf, sowie am nördlichen Ufer des
Bober* (Senft).
Böhmen ist reich an Dioriten : Im Gneiss des Böhmerwaldes
setzen zahlreiche Stöcke und mächtige Gänge auf bei Christianberg,
Prachatsch, Tonnetschlag; der Thonglimmerschiefcr enthält in den
Umgebungen vonChlumetz und Merotitz häufige Dioritzüge, sehr deut-
liche Gänge bei Czernosim und Mies. Im silurischen Schiefer setzt
zwischen Plass und Kasenau ein Dioritgang auf. Im nordöstlichen
Kärnthen brechen Diorite durch die Grauwackenschiefer am Schloss
Neidenstein, bei Stuttern, Offmanach. Ausgezeichnet ist der eine
mächtige Gangmasse im Thonglimmerschiefcr bildende Diorit der
Umgegend von Klausen in Südtyrol, zusammengesetzt aus lauch-
grüner, meist strahlsteinartiger Hornblende und weissem Oligoklas
in mitunter sehr grobkörnigem Gefüge.
In Frankreich haben die dioritischen Gesteine hier und da
eine ziemlich ansehnliche Verbreitung. Im Gebiete der Vogesen sind
in der Nachbarschaft der Syenite die Diorite an zahh*eichen Punkten
bekannt, hauptsächlich am Fuss des Ballon d'Alsace, in den Um-
gebungen von Thillot, bei Faymont im Val d'Ajol, bei Ranfaing,
um Fouday, St. Blaise u. s. w. Im Allgemeinen bemerkt Delesse,
dass die Diorite mit granitischer Textur, wie die von Faymont und
Vorkommen der Diorite. 19 ^
Fouday etwas quarzhaltig und arm an grünschwarzer Hornblende
sind, und sehr häufig in die umgebenden Gesteine übergehen, wäh-
rend die porphyrartig ausgebildeten Diorite gewöhnlich quarzfrei
und reich an grüner Hornblende sind, auch stets deutlich von den
nmgebenden Gesteinen geschieden erscheinen. Dass diese Vogesen-
diorite häufig Glimmer aufnehmen, wurde schon früher erwähnt,
auch dass dadurch diese Diorites micacees Delesse's dem Kersantit,
einem hornblendearmen Oligoklas-Glimmergestein ähnlich werden,
welches bei St. Marie-aux-mines und Visembach auftritt. Im west-
lichen Frankreich sind nach den ausführlichen Mittheilungen von
Riviere von der Nonnandie bis zum obern Poitou über 300 ver-
schiedene Kuppen, Stöcke und Gänge von Diorit bekannt, welche
in allen Gesteinen bis einschliesslich zu dem Steinkohlengcbirge
aufsetzend, voi*zugsweise nach der Richtung von O.S.O. nach W.N.W,
angeordnet sind (F^ull. de la soc. geol. (2) 1844.1.528). Coquand
beschrieb die Diorite der Vendee, welche sich zwischen la Bau-
duere, Olonne und le Bois ausbreiten (Bull, de la soc. geol. 1835.
VH. 75).
Am nordwestlichen Fürs der Berninaspitze und am Piz Rxjsag
beobachtete G. vom Rath einen durch grosso Oligoklaskrystalle por-
phyrartigen Diorit gangförmig aufsetzend in einem feinkörnigen Diorit.
Eine sehr bedeutende Rolle spielen die Diorite nach G. Rose
im Ural, hauptsächlich im nördlichen Theil, wo sie den Haupt-
rücken dieses Gebirgszuges zusammensetzen, und die höchsten Gipfel
bilden, wie die Belaja-Gora bei Nischnej-Tagilsk. Auch im Ilmen-
gebirgc bei Miask und bei Alapajewsk erscheinen Varietäten von
Diorit und Dioritporphyr.
Sterry Hunt erwähnt einen Diorit vom Mount Johnson in
Canada, welcher aus vorwaltenden, zoll- oder überzollgrossen Kry-
stallen von weissem Feldspath (achtem Oligoklas, r. oben), schwarzer
Hornblende und kleinen bernsteingelben Titanitkryställchen besteht.
Die Diorite finden sich hauptsächlich im Gebiete der kiystal-
linischen Schiefer, der Granitt? und der Uebergangsformation, und
ihr Alter scheint im Allgemeinen ein ähnliches zu sein, wie das
der Granite. Jünger als die Steinkohlen form ation sind z. B. sämmt-
lich oder zum Theil jene oben erwähnten im westlichen Frankreich.
Nach Junghuhn setzen auf der Insel Java bei dem Dorfe Satang
an der Lookulokette zahlreiche Dioritgänge im tertiären Sandstein
20 Alter der Ophite.
auf, in welchem sich nahe an der Contactfläche so zahlreiche Glim-
merblättchen ausgebildet haben, dass er zu einem vollkommenen
Glimmerschiefer geworden ist (Java III. 274). Es würde dies, falls
das Gestein nicht etwa, wie zu vermuthen, ein Andesit ist, ein Bei-
spiel eines verhältnissmässig sehr jungen Diorit liefern. Rolle be-
richtet ebenfalls von »Dioriten«, welche bei Prasberg in ünter-
steiermark jünger sind, als die ältesten Eocänschichlen.
Die Ophite, welche sich gewöhnlich an der Oberfläche als
isolirte kuppenförmige Berge darstellen, finden sich nur höchst selten
indem eigentlichen Hochgebirge der Pyrenäen, vorzugsweise in dem
Hügellande am Ausgang der Thäler, auch wohl in dem Mittellauf
der Pyrenäenflüsse, da wo deren Thäler sich bassinförmig erweitem.
Der höchste Punkt, von welchem Ophit bekannt ist, ist der Col
de Lourde bei Eaux-bonnea. Sie erscheinen sowohl auf der nörd-
lichen französischen als auf der südlichen spanischen Seite, z. B. in
dem spanischen Gistain- und Cinca-Thal. Auf dem nördlichen Ab-
hang sind sie in ganz unverhältnissmässig grösserer Anzahl nach-
gewiesen, was z. Th. daher rühren mag, dass diese Gegenden vor-
zugsweise durchforscht wurden. Ihre allgemeine Vertheilung ist den
Abhängen folgend dem Streichen der selbst zweifach gegliederten
Ilauptkette parallel und namentlich in den Westpyrenäen, in den
Thälem von Lavedan, Ossau, Baigorry erreichen sie ihre Haupt-
entwicklung. Die ausgezeichnet erkennbaren metamorphischen Wir-
kungen der Ophite äussern sich in der Umkrystallisirung der Jura-
kalke zu Marmor (St. Beat, Arguenos, Brücke von Pouzac), und
ihrer Imprägnation mit Couzeranit, Dipyr und andern Silicaten
(St. Beat, Cazaunous, Couledoux, Portet im Vallongue, Pouzac).
Die Bestimmung des Alters der Ophite wird dadurch sehr erschwert,
dass meistentheils ihre Grenzen gegen das Nebengestein mit Acker-
land und Waldwuchs oder mit SteingeröUe bedeckt sind, und bei
verschiedenen Forschern begegnen wir daher auch verschiedenen
Ansichten über das Alter dieser eigen thümlichen Gesteine, v. Char-
pentier betrachtete sie als sehr jugendliche Bildungen, jünger viel-
leicht, als die Austiefung der meisten Pyrenäenthäler, auch Dufrenoy
setzt ihre Ablagerung in neuere Zeit, indem er ihre Eruption für
später hält als die Bildung selbst des obersten Tertiär. Inzwischen
müssen durch neuere Funde und Beobachtungen diese Ansichten
manche Abänderung erleiden. Das erste Zutagetreten dieser Ge-
Diorit. 21
steine geht jedenfalls dem Absatz der untern Kreide voraus: Lyell
fand 1839 bei Poug d'Arzet unweit Dax in die Kreideformation
eingeschaltete ophitische Tuffe, welches später durch Raulin bestätigt
wurde ; auch noch anderswo erscheinen in den zur untern Kreide-
formatiou gehörenden Conglomeraten Fragmente, deren ophitische
Natur nicht bezweifelt werden kann. Auf der andern Seite sehen
wir den Ophit die Nummulitenschichten durchbrechen : dagegen
finden sich keine Ophite mehr im Bereich der in vollständiger
Horizontalität am Fusse der gehobenen Pyrenäen abgelagerten Mi-
ocänbildungen. Die Hauptbildungszeit der Ophite scheint in das
untere Tertiär zu fallen, ein Theil derselben muss aber älter sein;
eine ähnliche, nur noch weit grössere Verschiedenheit im Alter ist
man für die pyrenäischen Granite anzunehmen gezwungen (Bd. I. 523).
G. Rose, D. u. D.porphyr, Poggend. Annal. XXXIV. 1835. 1.
Delesse, Feldsp. d. D., Annales des mines 1851. XIX. 149; 1849.
XVI. 342. 356.
Werther, D. von Suhl, Journ. f. pr. Chemie XCI 1864. 330.
Keibel, D. vom Harz, Zeitschr. d. d. geol. Ges. IX. 1857. 575.
C. W. C. Fuchs, D. V. d. Rosstrappe, N. Jahrb. f. Min. 1862. 812. 854.
Credner, D. d. Thüringer Waldes, N. Jahrb. f. Min. 1843. 271.
Nöggerath, D. v. Boppard, Karstens Archiv IX. 1836. 578.
Czjzek, D.schiefer v. Molk, Jahrb. d. geol. R.anst. IV. 1853. 267.
Jokely, D. Böhmens, Jahrb. d. geol. R.anst. VI. 1855. 387. 713.
Websky, D.schiefer von Kupferberg, Zeitschr. d. d. geol. Ges. V.
1853. 376.
Sena, Kalkd., Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1858. 308.
vom Rath, D. in Graubündten, Zeitschr. d. d. geol. Ges. IX. 226. 259.
V. Blöde, D. V. Cbomenka u. Jampol, N. Jahrb. f. Min. 1841. 508.
V. Hochstetter, Glimmerd. aus d. Böhmerwald, Jahrb. d. geol. R.anst.
VI. 1865. 764.
Delesse, Glimmerd., Karstens u. v. Dechens Archiv XXIV. 1851. 280.
Massieu, Glimmerd. d. Bretagne, Comptes rendus LIX. 1864. 129.
v. Richthofen,D. v. Klausen, geogn. Beschr. v.Südtyrol, 1860.111. 155.
de Lappareut ebendar., Annales des niines (6; VI. 1864. 251.
Riviere, D. in Westfrankr., Bull, de la soc. geol. (2) 1844. I. 528.
Coquand, D. der Vendee, Bull, de la soc. geol. 1835. VII. 75.
G. Rose, D. des Ural, Reise nach dem Ural II. 561.
Hunt, D. vom Mount Johnson, Am. journ. of sc. (2) XXVII. 1859. 340.
üeber Ophit vgl. :
Palassou, Mem. pour servir a Phistoire naturelle des Pyrenees et
des pays adjacents, Pau 1819.
V. Charpentier, Essai sur la Constitution geognostique des Pyrenees.
Paris 1823. 481.
22 • Ttiiialit.
Dufreiioy, Annales des raincs (B) 1832. II. 21. Mein, pour servir a
uiic description ^('o\. de la France II. 1834. 153.
Crouzet, Annales des mines (5) 1853. IV. 361.
Delesse, Annales des mines (5) 1857. XII. 196; 199; 223; 420.
Raulin, Comptes rendus LV. 1862. 669.
Nogues, IJull. de la soc. geol. (2) XX. 1863. 12.
Leynierie, lUill. de la soc. geol. (2) XX. 1863. 245.
Nugues, Comptes rendus LXI. 1865. 443.
Tonalit
hat küi*zlich vom Ratli ein Gestein genannt, aus welchem die süd-
lich vom Tonale in den östlichen Alpen gelegene mächtige Gebirgs-
massc des Monte Adamello besteht, und welches als dem quane-
fiihrenden Diorit am nächsten stehend (vgl. S. 5) hier im Aiischluss
an denselhen folgt. Es enthält in körnigem Gemenge als wesentliche
liestandtheile eine trikline Feldspathspecies, Quarz in reichlicher
Menge, Magnesiaglinaner und Hornblende, den Orthoklas nur sehr
spärlich und als accessorischen (i einengt heil. Der trikline Feldspath
mit characteristischer Zwillingsstreilung bildet schneeweisse, schein-
bar durchaus frische Körner von der Zusammensetzung : Kieselsäure
56.7*.); Thoiierde 28.4J^ ; KalkS.56; Kali 0.34 ; Natron 6.10; Glüh-
verlust 0.24 (100.51) und dem spec. Gew. 2.695. Das Sauerstoff-
verhältniss dieser Feldspatho ist 0.916 : 3 : 6.815 (nach einer zwei-
ten Analyse jedoch 0.994 : 3 : 7.503, also mit höherer Zahl für
Kieselsäure ). Da schon mehrere andere Feldspathe von fast gleicher
Zusammensetzung analysirt wurden (trikline Feldspathkrystalle aus
dem blauen Porphyr des Ksterel-Gebirges nach Deville, schneeweisse
Kry stalle aus dem Andesit von Popayan in Südamerica nach Francis,
(»Andesin* von Cucurasape bei Popayan nach Deville), so leitet
vom Ilath daraus die FiXistenz eines Feldspaths ab, dem das Sauer-
stoflVerhältniss 1:3:7 zu (iruiide liegt (vgl. Dd. I. S. 26).
Dieser so zusammengesetzte Feldspath erscheint entweder in
einem körnigen (iemenge mit den ührigen Destandtheilen, oder er
bildet seltener eine feinkörnige, viele gestreifte SpaltungsHächeu
zeigende (irundmasse, in welcher die übrigen Gemengtheile ausge-
schieden sind. Der graulich weisse Quarz ist stets in reichlicher
Menge vorhanden, zuweilen in gleicher wie der Feldspath, meist
uiiregelmäs.^^ig gerundete Körner, seltener gerundete Dihexaoder bis
vier Linien gross hildend. Schwärzlichbrauner, regelmässig sechs-
Porphyrit. 23
»eitig begrenzter Magnesiagliminer und scbwärzlichgrüne Hornblende
in kurzen dicken Säulen sind stets vorhanden.
Weisse unregelmassig begrenzte Körner von Orthoklas, nach
Art des Scbriftgranit sehr reichlich mit Quarz durchwachsen, finden
sieh in einzelnen Partieen des Gebirges als accessorischer Gemeng-
theil ; als solcher erscheint auch Orthit in nadeiförmigen Krystallen,
seltener mit blossem Auge kaum wahrnehmbarer Titanit und Ma-
gneteisen in kleinen Oktaedern. Die Gesammtzusammensetzung des
Tonalit ist: Kieselsäure 66.91 ; Thonerde 15.20; Eisenoxydul 6.45 ;
Kalk 3.73; Magnesia 2.35; Kali 0.86; Natron 3.33; Wasser 0.16
(98.99). Der Säuerst ofTquotieht ist für Eisenoxydul 0.338, für
Eisenoxyd 0.334, also verschieden von dem der Granite, welcher
wohl kaum jemals 0.3 erreicht ; vom Rath betrachtet mit Recht
das Gestein als eine Lücke zwischen Granit und Diorit ausfüllend
(vgl. das S. 6 Erwähnte).
Die centralen Tonalitmassen des Adamellogebirges werden von
steil aufgerichteten Glimmerschiefer- und Thonschieferschichten
umlagert.
vom Kath, Beiträge zur Kenntnias der eruptiven Gesteiue der Al-
pen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 249.
Porphyrit.
(Porphyrit G. Rose, Porphyrit Naumann z. Th.)
Zur Bezeichnung der Oli goklas und Hornblende (Glim-
mer) fülirenden Porphyrgesteine bedienen wir uns mit G. Rose
(Zeitschr. d. d. geol. Ges. XI. 1859. 296) und Roth des Namens Por-
phyrit. Wie Bd. LS. 597 erwähnt wurde, fasst Naumann den Begriff
Porphyrit weiter auf, indem er auch orthoklashaltige hornblende-
fuhrende Porphyre dazu rechnet, indessen augenscheinlich das Haupt-
gewicht dabei auch auf die Oligoklasglieder legt. Dadurch jedoch
stellen sich andererseits unsere Porphyrite als weiter begrenzt dar,
dass Naumann nur quarzfreie Gesteine unter dieser Bezeichnung
befasst, während wir unter derselben sowohl quarzfreie als quarz-
haltige Gesteine begreifen. Es sind dies Consequenzen, welche sich
von selbst ergeben, wenn man in erster Linie die Natur der Feld-
spathe, in zweiter die Anwesenheit oder Abwesenheit von Quarz betont.
Die Porphyrite besitzen eine braunrothe, kastanienbraune,
bläulichbräunliche oder dunkelrauchgraue, dicht erscheinende Grund-
24 Grundmasse und Feldspath des Porphyrit.
masse mit eingewachsenen weissen, gelblich weissen oder röthlichen
Oligoklaskrystallen, bisweilen auch mit dunkeln Homblendekrystal-
len oder statt deren mit dunkeln Glimmerblättchen. In einigen
Fällen ist Quarz in kleinen Körnern oder in der Form unregel-
mässiger Aederchen ausgeschieden, üie Porphyrite stellen die por-
phyrische Ausbildung derjenigen Mineralcombination dar, welche
im körnigen Gefüge den Diorit bildet und sich in den Jüngern Hom-
blende-Andesiten wiederfindet.' Dass in mineralogischer Hinsicht
auch die »Dioritporphyre* von den Porphyriten nicht zu trennen
sind und hierher gehören, darauf wurde früher (S. 11) hingewiesen.
Stets ist der Mangel an ausgeschiedenen Orthoklaskry stallen das
characteristische und sowohl von den Felsitporphyren, als von den
Orthoklasporphyreu unterscheidende Merkmal. Von den Melaphyren
sondern sich die Porphyrite dadurch, dass sie Hornblende führen,
wälireud jene Augit enthalten. Characteristisch, namentlich im Ge-
gensatz zu den Melaphyren ist das Fehlen der Mandelsteinbildungen
bei den Porphyriten.
Naumann lässt es (Geognosie I. 599) dahin gestellt sein, ob
die dunkle und dicht ausgebildete Grundmasse seiner Porphyrite,
von welchen die unsrigen die Oligoklas- Abtheilung darstellen, eine
felsitische, ein inniges Gemenge von Feldspath und Quarz, über-
einstimmend zusammengesetzt mit derjenigen der quarzführenden
Orthoklasporphyre (Felsitporphyre), oder nur ein kryptokrystal-
linischer Feldspath sei. Offenbar ist in sehr vielen Fällen die Por-
phyritgrundmasse in der That eine felsitische, was auch damit über-
einstimmt, dass mitunter neben dem triklinen Feldspath Quarzkörner
sichtbar eingesprengt sind; dagegen ist es andererseits doch auch
keinem Zweifel unterworfen, dass sehr häufig die Grundmasse keine
freie Kieselsäure enthält, sondern ein kryptokrystallinisches Gemenge
von Feldspath mit Hornblende oder Glimmer darstellt.
Bie ausgeschiedenen triklinen Feldspathkrystalle in dem Por-
phyrit gehören dem Oligoklas oder einem Feldspath an, dessen
Zusammensetzung derjenigen des Normal-Oligoklas genähert ist. Die
Krystalle sind gewöhnlich klein, licht gefärbt, nur mit einem ge-
ringen Grad von Pellucidität versehen und sehr häufig ist die Zwil-
lingsstreifung nur schwierig zu erkennen. Del esse befand die ge-
streiften Feldspathkrystalle, welche nebst spärlichen Glimmerblätt-
chen in der Grundmasse des im Devonkalk als Gang aufsetzenden
Feldspathe des Porphyrii. 25
qnarzfreien Porphyr von Schirmeck in den Yogesen aasgeschieden
{^ind, als Oligoklas ; er enthielt: Kieselsäure 65.74; Thonerde und
Eisenoxyd 18.49; Kalk 4.17; Magnesia und Alkalien 10.60; Glüh-
▼erlast 1.00; allerdings zeigt sich für Oligoklas ein hoher Kiesel-
Säuregehalt; das spec. Gewicht ist 2.686. Gleichfalls untersuchte
Delesse die Feldspathkrystalle aus den ägyptischen Porphyriten mit
rothbrauner Grundmasse, welche von den Alten zu mancherlei Kunst-
werken verarbeitet wurden und fand darin : Kieselsäure 58.92 ;
Thonerde 22.49; Eisenoxyd 0.75; Kalk 6.13 ; Magnesia 1.87; Na-
tron 6.93; Kali 0.93; Wasser 1.64. Das Sauerstoffverhältniss von
R:Si ist nahe 1:7, G. Rose betrachtet sie vermuthlich mit Recht
als zersetzte Oligoklase. Derselbe ausgezeichnete Forscher ermittelte
auch die Zusammensetzung der triklinen Krystalle des Porphyrit
von Quenast in Belgien zu: Kieselsäure 63.70; Thonerde 22.64;
Eisenoxyd 0.53; Kalk 1.44; Magnesia 1.20; Natron 6.15; Kali
2.81 ; Wasser 1.22. Auch hier hat die Verwitterung das Sauer-
stoffverhältniss des Oligoklas nicht unbeträchtlich gestört. Streng
analysirte die weissen gestreiften Feldspathe aus denjenigen Por-
phyriten, welche am Südi'ande des Harzes in der Gegend von Ilfeld
verbreitet sind, und glaubte, dass ihre Zusammensetzung mit der
des Labrador übereinstimme ; sie ergaben: Kieselsäure 53.11 ; Thon-
erde 27.27; Eisenoxydul 2.53; Kalk 7.47; Magnesia 0.91; Kali
1.08 ; Natron 5.09 ; Glühverlust 2.38 ; mit dem Sauerstoffverhältniss
1 : 2.8 : 6.1 (Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 133). G. Rose erklärt
sich indessen dagegen, weil das von Sti*eng gefundene spec. Gewicht
(2.6) von dem des Labrador nicht unbedeutend abweiche und weil
sich anter dem Mikroskop zeige, dass die Krystalle nicht mehr
fnsch und mit einem grünen Mineral und Eisenglanz innig gemengt
sind; nach ihm sind sie gleichfalls wahrscheinlich zersetzter oder
verunreinigter Oligoklas (ebendas. XI. 297). Oligoklas aus blauem
Porphyr, welcher bei Uranienborg im südlichen Norwegen Lagen
zwischen Schiefer bildet, enthält nach Kjerulf: Kieselsäure 61.54 ;
Thonerde 21.30; Eisenoxyd 1.18; Kalk 2.63; Magnesia 0.23; Kali
6.01 ; Natron 4.16 ; ist das Alkalienverhältniss auch wahrscheinlich
durch Zersetzung bereits verändert, so ist das Sauerstoffverhältniss
dennoch sehr nahe 1 : 3 : 9.
Die Hornblende erscheint in dünnen Säulen oder Nadeln
von schwarzer Farbe und oft nur sehr unvollkommener Spaltbar-
26 Glimmer und Quarz im Porphyr it.
keit, welche besonders deutlich in einer etwas gebleichten oder
verwitterten Gruudmasse hervortreten.
Der Glimmer bildet kleine, meist sechsseitige Blättchen
und ist fast nur dunkelfarbiger Magnesiaglimmer. Glimmer und
Hornblende scheinen sich Tneistens gegenseitig auszuschliessen, so
dass in den hornblendereichen Porphyriten fast nie Glimmerblätt-
chen erscheinen und umgekelirt die vielen Glimmer enthaltenden
Porphyrite von Hornblende entweder gänzlich oder doch beinahe
frei sind. In den sächsischen Porphyriten, welche sich von Wilsdruff
nach Potschappel hinziehen, ist dieses gegenseitige Ausschliessen
besonders deutlich zu beobachten ; bei Unkersdorf zeigen sich beide
Mineralien nebeneinander ausgeschieden, dasselbe beobachtete G. Rose
an den Porphyriten von Fohnersdorf in Schlesien.
Wie bei den ortlioklash altigen Porphyrgesteinen quarzführende
( Felsitporphyre ) und quarzlose ( quarzfreie Orthoklasporphyre )
unterschieden wurden, so zerfallen auch die orthoklasfreien oligo-
klasführenden Pcjrphyre ihrerseits in quarzführendo und
quarz freie. Die Ausdehnung der beiden Abtheilungen ist aber,
wie es scheint, eine gerade umgekehrte: während unter den ortho-
klashaltenden Porphyren die quai-zführenden überwiegen, herrschen
unter den oligoklashaltenden die quarzfreien vor. In den Porphyri-
ten gibt sich der Quarzgehalt bald, wie erwähnt in der Form von
ausgeschiedenen Körnern kund, wie in denen des Altai, in manchen
der Wilsdruff-Potschappeler Ablagerung, und diese stellen alsdann
die porph^Tische Ausbildung quarzhaltiger Diorite dar, indem sie
sich zu diesen verhalten, wie Felsitporphyr zu Granit. Daneben
tritt indessen auch der allerdings seltene Fall ein, dass sich kein
Quarz ausgeschieden hat, sondern die freie Kieselsäure sich in der
alsdann felsitischen Grundmasse betindet (Dfeld am Harz) ; diese
Ausbildungsweise findet ihre vollkommene Parallele bei jenen weni-
gen zu dem Felsitporphyr gerechneten Gesteinen (Bd. I. 552), welche
gleichfalls die freie Kieselsäure nicht als Quarz ausgeschieden, son-
dern in der Grundmasse feinvertheilt enthalten, z. B. bei dem Ge-
stein von Elfdalen in Schweden. Die weit häufiger verbreiteten
quarzfreien Porphyrite entsprechen den quarzfreien Dioriten und
verhalten sich zu diesen, wie quarzfreier Orthoklasporphyr zum
Syenit.
Quarzführende und quarzfreie Porphyrite sind keineswegs im-
Chemische Zusammensetzung von Porphyriten. 27
mer in der Natur scharf von einander getrennt ; bisweilen kommt
es vor, dass in einer Porphyritablagerung, welche durchschnittlich
keine freie Kieselsäure enthält, local sporadische Quarzkörner sich
einstellen und petrographisch ist es zweckmässig, hier eine Grenz-
linie zuziehen, welche geologisch nicht existirt; derlei Verhältnisse
bieten sich z. B. an den Porphyriten der Gegend von Wilsdrufif
in Sachsen dar.
Als accessorische Gemengtheile sind zu erwähnen : Granat in
rothen Körnern in dem Porphyrit von Ilfeld sehr verbreitet ; Titanit
ara Kohlberge bei Folmersdorf in Schlesien ; Eisenglanz in manchen
Porphyriten häufig; Magneteisen hier und da.
Der Analysen von ächten hierhergehörenden Gesteinen gibt
es leider nur wenige. Von deutschen Porphyriten, welche gerade
sehr charakteristisch ausgebildete Varietäten darstellen, liegen nur
Analysen derjenigen von Ilfeld am Harz vor, welche wir Streng
verdanken (von ihm ursprünglich als Melaphyr-Porphyr bezeichnet),
die aber meist au nicht mehr frischem, verwittertem und bereits
mit Säure brausendem Material angestellt wurden.
I. II. III.
Kieselsäure .... 64.34 67.36 61.97
Thonerde 16.34 17.05 16.27
Eisenoxydul .... 7.01 4.35 7.49
Manganoxydul . . . 0.32 — 0.07
Kalk 3.92 2.74 1.38
Magnesia 0.89 0.62 2.71
Kali 3.70 3.94 4.04
Natron 2.92 3.24 2.55
Glühverlust .... 1.05 2.30 3.45
Kohlensäure .... 1.67 — 1.04
102.70 101.00 100.97 ~~
I. Gänseschnabel bei Ilfeld ; braune hornsteinartige Grund-
masse, weisse zwillingsgestreifte Feklspathe, ein grünes mit Säuren
brausendes Mineral, braune Pünktchen, einzelne Granaten und et-
was Magneteisen. Kuhlemann bei Streng, Zeitschr. d. d. geol. Ges.
X. 1858. 112.
II. Homogene, vor dem Löthrohr beinahe unschmelzbare Grund-
masse desselben. Streng, ebendas. 112.
28 Chemische Zusammensetzung der Porphyrit«.
ni. Zwischen Neustadt und den Kohlengruben am Vaterstein bei
llfeld ; chokoladebraune, matte Grundmasse, hier und da brausend,
weisse matte Felspathe, seltene dunkelgrüne Krystalle und ein
weiches sehr seltenes talkartiges Mineral. Streng ebendas. 113.
Mit I stimmt sehr gut die (unvollständige) Bauschanalyse des
antiken rothen Porphyrit vom Djobel-Dokhan (vgl. unten), in wel-
cher Delesse fand: Kieselsäure 64.00 ; Kalk 3.15; Glühverlust 0.29
(Bull, de la soc. geol. (2) VII. 1850.532). Die Grundmasse 11 von
I ist im Verbal tniss der Säure zur Thonerde kieselsäurereicher als
selbst Orthoklas, daher, wenn sie auch verwittert ist, höchst wahr-
scheinlich eine folsitische, quarzführende. Strengs Methode, auf
Grund der Bunsenschen Formeln (Bd. I. 455) die ursprüngliche Zu-
sammensetzung der unzersetzten Gesteine zu berechnen, scheint nicht
wohl gestattet, da keine Gewähr vorliegt, dass dieselben wirklich
aus t und p zusammengesetzt waren ; er stellte so als ursprüngliche
Zusammensetzung auf: Kieselsäure 60.7 ; Thonerde und Eisenoxy-
dul 22.9; Kalk 7.0; Magnesia 3.2; KaU 3.5; Natron 2.7 (100.0).
Mit Recht bemerkt Streng, dass man aus der Menge der Kohlen-
säure und des Wassers noch nicht direct auf den Grad der Zer-
setzung schliessen darf.
U. Fikentscher bestimmte den Kieselsäuregehalt und das spec.
Gewicht einiger sächsischer Porphyrite (Naumann Geognosie II.
676); er fand im
Kieselskuregehalt Spec. Gewicht
homblendereichen Porphyrit von Pot-
schappel 59.3 2.724—2.740
Porphyrit von Kesselsdorf .... 66.4 2.682
Porphyrit von Wilsdruff ..... 67.25 2.715
glimmerreichen Porphyrit von Meissen 68.1 2.605 — 2.674
Die letztem gehören offenbar zu den quarzführenden Por-
phyriten. Das spec. Gewicht beträgt beim Porphyrit I 2.67, bei
der Grundmasse II 2.66, beim Porphyrit III gleichfalls 2.66 (Streng),
beim rothen antiken Porphyrit 2.763 (Delesse).
Feldspathkrystalle (Oligoklas) sind fast stets in den porphyri-
tischen Gesteinen ausgeschieden ; je nachdem ausser ihnen noch
Hornblende oder Glimmer darin zu gewahren ist, kann man all-
gemein drei Abtheilungen von Porphyriten unterscheiden:
Feldspathporphyrite. 29
Feldspathpor phyrit (Oligoklasporphyrit), nur
oder fast nur Feldspathkrystalle enthaltend.
Ilornblendeporphyrit, Feldspath- und Hornblendekry-
stalle enthaltend, entsprechend dem Hornblendediorit.
Glimmerpor phyrit, Feldspathkrystalle und Glimmer ent-
haltend, entsprechend dem Glimmerdiorit.
Zm den Felds pathporp hyriten, welche in ihrer Grund-
masse trikline Feldspathkrystalle, keine, fast keine oder nur un-
deatliche andere Ausscheidungen aufweisen, gehören folgende, ge-
nauer gekannte Gesteine.
Der Feldspathporphyrit von der Südseite des Harzes aus der
Gegend von Dfeld, welcher sich als ausgedehnte Ablagerung von
der Ebersburg bis nach Ruthensütte hinzieht, enthält in einer ho-
mogen erscheinenden, bisweilen homsteinartigen an dünnen Kanten
durchscheinenden oder ganz undurchsichtigen Masse von röthlich-
branner bis röthlichgrauer Farbe, kaum linienlange gestreifte Kry-
stalle von durchsichtigem bis durchscheinendem Feldspath, ein
grünes meist stark verwittei-tes Mineral in kleinen Körnern oder
Prismen, rothen Granat durch die ganze Masse zerstreut und feine
Schüppchen von Eisenglanz, ausserdem sehr feine dunkelbraune
Punkte in grosser Anzahl in der hellem Giiindmasse.
Bäntsch, Girard, Streng und G. Rose haben sich namentlich
um die Untersuchung dieser Gesteine verdient gemacht ; die drei
erstem Forscher rechneten sie zu dem körnigen Melaphyr oder Mela-
phyrporphyr, mit Rose, Naumann, v. Cotta und Roth halten wir
dieselben für Feldspathporphyrite. Die>se Gesteine sind von den
dortigen eigentlichen Melaphyien nicht nur durch mineralogische
and chemische Constitution, sondern auch durch Lagerungsverhält-
nisse scharf getrennt. Aus der grossen Anzahl von Analysen, wel-
che Streng ausgeführt hat (vgl. oben), ergibt sich als durchschnitt-
hcher Gehalt an Kieselsäure 61.3 pct., welcher beträchtlich von
dem der viel basischem Melaphyre abweicht, desgleichen der viel
geringere, 17 pct. niemals erreichende Thonerdegehalt. Aus dem
Sanerstoffquotienten, welcher zwischen 0.4 und 0.33 schwankt, er-
bellt, dass, da die Gegenwart von Orthoklas durch nichts angezeigt
ist, ausser dem triklinen Feldspath noch freie Kieselsäure im Ge-
stein vorhanden sein müsse. Streng betrachtet die Grundmasse
(Anal. II) als aus einem Mineral bestehend und ihr Sauerstoffvep*
30 Feldspathporphyrite.
bältniss 1.2 : 2.7 : 12 kann wohl nur auf Orthoklas deuten, allein
an und für sich ist es unwahrscheinlich, dass nur eine einzige Mine-
ralsubstanz die Grundmasse bilden sollte, noch dazu Orthoklas,
während sich nur der basischere Feldspath in Krystallen ausgeschieden
hätte. Auch G. Rose bezweifelt, dass sie aus einem einfachen Mineral
im dichten Zustande bestehe, weil man in dünn geschliffenen Plätt-
chen unter dem "Mikroskop eine durchsichtige Hauptmasse erkennt,
in welcher viele, unregelmässig umgrenzte schwarze Kömchen und
sehr schmale schwarze Säulchen liegen. Es ^mrde schon bemerkt,
dass Streng die Feldspathe für Labrador hält, womit sich hingegen
G, Rose nicht einverstanden erklärt, der in ihnen etwas zersetzte
Oligoklase sieht. Das dunkelgrüne Mineral ist nach Streng wasser-
haltig, sehr basisch, eisenreich und hat die Zusammensetzung eines
eisenreichen Chlorit. Er fand darin nach Abzug eines unlöslichen
Rückstandes: Kieselsäure 16.43, Thonerde 15.15, Eisenoxydul 26.77,
Kalkerde 14.91, Magnesia 4.09, Kali 1.96, Natron 3.11, Glühver-
lust 16.68 (100.00). Es ist das Sauerstoffverhäliniss der Monoxyde
zur Thonerde zur Kieselsäure zum Wasser wie 2:1:1:2. Bäntsch
und Girard betrachten dieses Mineral als Augit, G. Rose sieht in
demselben wahrscheinlich mit Recht ein Zersetzungsproduct von
Hornblende. In den verwitterten Varietäten konnte Streng auch
noch glänzende Körner von schwarzem Titaneisenerz erkennen. Die
Verwitterung schreitet in dieser Porphyrablagerung mit grosser
Schnelligkeit fort.
Am Altai werden auf dem Schleifwerk -zu Kolywansk nach
G. Rose Feldspathporphyrite verarbeitet, welche in einer dunkel-
braunrothen feinsplitterigen Grundmasse kleine schnee- bis grau-
lichweisse trikline FeldspathkiysÄlle (keine Orthoklase), seltene
Quarzkörnchen und sehr zahlreiche kleine Eisenglanzblättchen ent-
halten. Diese schönen Gesteine liefern ein deutliches Beispiel von
quarzführenden Porphyriten. Am Korgon haben sich in dieser röth-
lichbraunen Grundmasse kleine, 2 — 3 Linien im Durchmesser grosse
festverwachsene Kugeln einer dichten theils bläulichgrau, theils
schwarz gefärbten Masse ausgeschieden, so dass eine sphärolithische
Structur hervorgerufen wird (Reise in den Ural I. 561).
Nach G. Rose gehören noch zu den Feldspathporphyriten (von
ihm früher Syenitporphyre genannt) die Gesteine von den Pentland-
hills bei Edinburgh mit graulich- bis röthlichweissen Oligoklaskry-
Feldspathporphyrite. 31
stallen und vielen kleinen Eisenglanzflimmerchen in einer bräunlich-
rothen Grundmasse ; das Gestein von Heinersreuth bei Stadt-Steinaoh
im Fichtelgebirge, röthlichweisse oft über 3 Linien grosse und 1 Linie
breite deutlich gestreifte Oligoklase in dichter rothbrauner Grund-
masse enthaltend ; das Gestein vom Ziegenrücken, südwestlich von
Hohenelbe in Böhmen, welches in einer graulichschwarzeu bis
rothlichgrauen Grundmasse zahlreiche, dünne Oligoklase umschliesst.
Fischer erwähnt unter den schwarzwälder Porphyren ein unweit
St. Märgen, östlich von der Ohmenkapelle vorkommendes quarz-
armes Gestein, welches gar keinen Orthoklas, sondern nur klinokla-
stischen Feldspath. ausgeschieden enthält (Ber. d. naturf. Ges. zu
Freiburg i. Br. IL Nro. 14. 215). v. Cotta vermuthet, dass auch
die Mandelsteine von Oberstein an der Nahe hierher gehören dürf-
ten (Gesteinslehre 1862. 108), was indessen sehr zweifelhaft erscheint.
Zu den Porphyriten scheint man auch am zweckmässigsten
das von Delesse untersuchte Gestein von Lessines und Quenast in
Belgien zu rechnen. Es ist ein Oligoklasgestein (vergl. S. 25).
dessen weisse oder grünlichweisse Kry stalle in einer dunkelgrünen
Grundmasse eingewachsen sind, welche Delesse als chlorithaltig er-
achtet ; ausserdem führt das Gestein hier und da Körner und Kry-
stalle von Quarz, manchmal auch einige Mm. lange Ilornblendesäulen,
ebenfalls Kalkspath, Eisenspath; in Drusen findet sich Kalkspath,
Axinit, Epidot. Die Zusammensetzung ist : Kieselsäure 57.60, Thon-
erde und Eisenoxyd 25.00, Kalk 3.23, Magnesia, Kali, Natron 9.92,
Wasser und Kohlensäure 4.25 (100.00). Naumann stellt dieses
jedenfalls nicht mehr frische Gestein zu den augithaltenden quarz-
freien Diabasporphyren (Geognosie I. 583), wozu es seiner Zusam-
mensetzung nach als augitfreies, quarzführendes Gestein gewiss nicht
gehört, Roth (Gesteinsanalysen XLIV) ist geneigt, es den Glimmer-
dioriten zuzuzählen, obschon des Glimmers darin kaum Erwähnung
geschieht.
Ob die von Kjerulf als (juarzfreier Felsitporphyr bezeichneten
Gestebie vom Studentenberg bei Akershus und vom Makrelbäk in
Norwegen (Christiania-Silurbecken 1855. 0 u. 10), welche, zwischen
untersiluri sehen Schiefern Lager bildend, eine vorwiegende dichte
bläuliche Grundmasse und darin kleine weisse Oligoklase (S. 25)
und viel Eisenkies besitzen, nchtigor den Porphyriten beigesellt
oder mit Roth (Geateinsanalysen XX XV 11) als quarzfreie oligoklas-
32 Homblendeporphyrite.
arme Orthoklasporphjre (horoblende- und glimmerarme, kiesreiche
Rhombenporphyre) betrachtet werden müssen, ist noch näher zu
entscheiden.
Bei den Hornblendeporphyriten stellt sich unter den
ausgeschiedenen Krystallen neben Feldspath auch deutliche Horn-
blende ein; die Grundmasse ist im Allgemeinen ebenso braun,
rothbraun oder violettbraun gefärbt, wie bei den Feldspathpor-
phyriten.
Zu dieser Porphyritabtheilung gehört der rothe antike Por-
phyrit (Porfido rosso antico, Porphyrites der Römer) meist vom
Djebel-Dokhan aus Aegypten stammend, wo Burton undWilkinson
die alten Steinbrüche wieder auffanden. In einer schön blutrothen
Grundmasse enthält er häufige kleine schneeweisse oder rosenrothe
Feldspathkrystalle, mit Zwillingsstreifung (Analyse s. oben), schwarze,
glänzende, bisweilen etwas unbestimmt begrenzte Hornblendenadeln
und gewöhnlich kleine Eisenglanzflimmerchen. Quarz durchzieht
das Gestein in unregelmüssigen feinen Adern, eigentliche Quarz-
körner sind nicht zu erkennen. Die Grundmasse, so viel als mög-
lich vom ausgeschiedenen Feldspath befreit, ergibt nach Delesse:
Kieselsäure G2.17 ; Thonerde 14.71 ; Eisenoxyd 7.79 ; Manganoxydal
Spur; Kalk 3.30; Magnesia 5.00; Kali 2.04; Natron 4.10; Glüh-
verlust 0.58 (99.69) ; das spec. Gew. ist 2.765. Der grosse Gehalt
an Magnesia und das hohe spec. Gewicht lassen auf viel Horn-
blende schliessen und es bleibt alsdann freie Kieselsäure für die
Grundmasse übrig.
Der Porphyrit, welcher sich südwestlich von Dresden von
Wilsdruff nach Potschappel hinzieht, ist in der Nähe des letztem
Ortes ebenfalls als Homblendeporphyrit ausgebildet; in den meist
etwas zersetzten Homblendekry st allen findet sich sehr häufig ein
Kern von porphyrischer Grundmasse. Nach Nordwesten in der
Richtung nach Wilsdruff zu geht dieser Homblendeporphyrit in
einen Glimmerporphyrit über. Das Gestein vom Kohlberg bei Reichen-
stein in Schlesien ist auch ein Homblendeporphyrit. Die von Senft
beschriebenen Homblendemelaphyre des Thüringer waldes dürften
«um grossen Theil diesen Hornblendeporphyriten entsprechen (vgl.
später unter Melaphyr). Zu den Hornblendeporphyriten gehören
wahrscheinlich die in cambrischen und untersilurischen Schichten
auftretenden Gesteine aus der Umgegend von Dulgelly in Merio-
Gliramerporplijrrit. 33
netsbire (z. B. zu Cader Idris, Cyfrwy, Bwlch-yr-Hendief) und aus
der Umgegend von Pwllbeli in Caernarvonshire.
Eine sehi* charakteristische Gesteinsgruppe unter den Por-
phj-riten bildet die dritte Abtbeilung. die G limni erpo rphy rite,
weiche in einer dicht erscheinenden Grundraasse triklinische Krystalle
von Feldspath und Glimmer enthalten. Die Gnmdmasse ist eben-
falls meist dunkel gefärbt, der Feldspath von weisslicher, grün-
licher oder röthlicher Farbe, der Glimmer bildet dunkelgefärbte,
oft regelmässig sechsseitige Blatt eben, Quarzkörnchen meist in spär-
licher Menge stellen sich hier und da ein. Mit einer Aufnahme
von Hornblendekrystallen ist immer eine Abnahme des Glimmerge-
balts verbunden und so wird der Uebergang in die Hornblendepor-
phyrite vermittelt. Unter den Glimmerporphyriten ßnden sich sel-
tene Varietäten mit einer Mandelsteintextur, wobei alsdann die
Grundmasse freier von eingewachsenen Kry stallen und mehr gleich-
massig dicht erscheint ; die Mandeln enthalten kieselige Mineralien,
Grönerde oder Kalkspath. Von einigen Forschern werden diese Glim-
merporphyrite namentlich des Thüi-ingerwaldes zu den glimmerhal-
tigen Melaphyren gerechnet. Naumann macht darauf aufmerksam,
dass ihre Grundmasse nicht so leicht schmilzt, wie die der Mela-
phyre, und ein weissliches, ' blasiges Email liefert, während die
Melaphyre zu einem schmutziggrünen Glase schmelzen (Geognosie
I. 600). Auch dadurch unterscheiden sich diese Glimmerporphyrite
von den Melaphyren, dass letztere wohl nie mit quarzführenden
Vanet^ten in Verbindung stehen, sowie dass ihr charakteristisches
Mandelsteingefüge jenen fast gänzlich fehlt. Ueber die als.Glimmer-
melaphyre bezeichneten Gesteine des Thüringerwaldes vgl. Melaphyr.
Zu diesen Glimm er porphynten gehört die Hauptmasse des
oben erwähnten Porphyrzuges zwischen Wilsdruff und Potschappel
am linken Elbeufer in Sachsen. Sie besitzen eine röthlich- oder
bläulichbraune Grundmasse, in welcher neben den triklinischen Feld-
spathen gewöhnlich nur eine Linie grosse, sehr regelmässig be-
grenzte und verhältnissuiässig dicke Tafeln von schwarzem Glimmer
liegen. Im Triebischthale, in der Gegend von Meissen an beiden
Elbeufern, unweit Altenburg in raehrern Ablageningen (nordöstlich
von der Stadt, sodann zwischen Paditz und Priefel, bei Rasephas,
ferner östlich von Wendischleuba) und nach Jokely im Granit des
mittlem Böhmens (in der Gegend zwischen lloluschitz, Malcitz und
Zirkel, Petroffraphie. U. 3
34 Porphyrit.
Neuwraz, dann bei Mirotitz, Cerhonitz, Kamenitz u. s. w.) sind
diese Gesteine ebenfalls verbreitet. Der blaue quarzfreie Porphyr
von Meissen (derselbe wie der zwischen Wilsdruff und Potschappel)
geht (nach Naumann) in den quarzhaltigcn des Tronitzberges über.
V. Richthofen beobachtete oberhalb des Schlosses Trostburg an der
Eisack in Tyrol einen Porphyr, welcher ausser grossen und spär-
lichen Quarzen nur Oligoklas (fast gar keinen Orthoklas) und vielen
schwarzen Glimmer enthielt (geogn. Beschr. d. Umg. v. Predazzo
u. s. w. 1860. 120). Die > Glimmerporphyre« des Thüringerwaldes
aus der Gegend von Ilmenau enthalten meistentheils Orthoklas aus-
geschieden, gehören also nicht hierher. Weitere Untersuchungen
werden ohne Zweifel den Kreis dieser Porphyritgesteine vergrös-
sern. Die altern, von rothen Felsitporphyren durchsetzten Gesteine
des Morvan in Centralfrankreich, welche Charmasse beschreibt,
dürften wohl auch den Porphyriten zuzuzählen sein; entschieden
ist hierher zu stellen das Gestein von Schirmeck in den Vogesen
(vgl. S. 25).
Die Porphyrite, in ihren Lagerungsverhältnissen sehr mit
den Felsitporphyren übereinstimmend, bilden Gänge von oft colos-
salen Dimensionen, mächtige Stöcke, Decken und Lager. Ihre Ilaupt-
eruptionsepoche scheint zwischen die devonische Formation und den
Zech stein zu fallen.
Der blaue Porphyrit aus der Gegend von Wilsdruff und Pot-
schappel ist älter als die Steinkohlenformation, da die ältesten
Schichten derselben schon Geschiebe von ihm enthalten. Er bildet
Gänge im Granit und Syenit, gerade wie der Porphyrit aus der
Gegend von Meissen, aus welchem z. B. bei Prositz ein über 250 F.
mächtiger Gang zwischen Granit und Thonstein besteht. Naumann
beschreibt den mächtigen Porphyritgangstock des hohen Eifert beim
Buschbad im Triebischthale, welcher sich nach Norden in drei par-
allele Gänge zerschlägt, die in ihrem Verlauf den Felsitporphyr
von Dobritz durchsetzen. Am Südrande des Harzes in der Gegend
von Ilfeld erscheint der Porphyrit nach Naumanns Untersuchungen
als eine zwar vielfach zerrissene aber an Ausdehnung und Mäch-
tigkeit die Melaphyre übertreffende Decke, welche der mittlem Etage
des Rothliegenden aufgelagert ist und von Königerode bis Her-
mannsacker vom Zechstein bedeckt wird. Eine Absonderung in meist
senkrechte Säulen ist daran gewöhnlich, welche auch die schroff
Porphyrit. 35
und isoHrt aufragenden Felsgestalten des Gänseschnabels, Falken-
steins, Bielsteins u. s. w. hervorruft; d<T Porphyrit schliesst auch
Melaphyrbruchstücke ein. Der rothe antike Porphyr bildet unter
27^ 20' in Aegypten nach Lefebvre am Djebel Dokhan einen 20 —
25 Meter mtächtigen Gang im Granit.
Naumann, Erläuterungen zur geogn. Karte v. Sachsen 1845. H. V.
V. Cotta, Glimmerporphyrit, N. Jahrb. f. Min 1845. 75.
(t. Hose, Porphyrit (Syenitporphyr), Zeitschr. d. d. geol. Ges. I.
1849. 378.
G. Rose, Feldspathporphyrit verschiedener Gegenden (Ilfeld u. s.w.),
ZoitsQhr. d. d. geol. Ges. XL 1859. 296.
(iirardjPorphyrite (Melaphyre) von Ilfeid, N. Jahrb. f. Min. 1858. 145.
Bäntsoh, Porphyrite (Melaphyre) des Harzes, Abhandl. der naturf.
GeseUsch. zu Hallo 1858. Band IV.
Streng, Porphyrite (Melaphyre) des südlichen Harzrandes, Zeitschr.
d. d. geol. Ges. X. 1858. 99; XIH. 1861. 87.
Naumann, Porphyrit von Ilfeld, N. Jahrb. f Min. 1860. 23.
Delesse, rothe antike Porpliyrite, Bull, de la soc. geol. (2) VII.
1850. 532; daraus in N. Jahrb. f Min. 1851. 422.
Delesse, Porphyrit von Lessines und Quenast, Belgien, BulL de la
soc. geol. (2) VII. 1850. 315.
Delesse, Porphyrit von Schirmeck, Vogesen, Annal. des mines (4)
XVI. 1849. 362.
filie de Beaumont, Porphyrit von Schirmeck, Explic. d. 1. carte
geol. d. l. Fr. I. 343.
Charmasse, Porphyre des Morvan, Bull, de la soc. geol. (2) IV.
1847. 750.
An die Glimmerporphyrite reihen sich zwei Gesteine, welche
in der Bretagne und den Vogesen sich findend von französischen
Geologen mit besondern Namen bezeichnet worden sind. Vom petro-
graphischen Gesichtspunkte aus sind sie zum Theil vollständig mit den
Glimmerporphyriteu zu identificiren, zum Theil gehen sie indessen
auch in krystallinisch-körnige Varietäten über, welche in jeder Be-
ziehung dem Glimraerdiorit entsprechen. Aus der folgenden Cha-
rakterisirung derselben erhellt zur Genüge, dass kein Grund vor-
liegt, diese Bezeichnungen fernerhin aufrecht zu erhalten.
K ersanton.
Dieses Gestein besitzt eine grünliche oder graue Grundmasse,
in welcher kurze sechsseitige Säulen oder Lamellen von braunem
oder schwarzem Glimmer eingewachsen sind. Die Grundmasse scheint
zum gi'össten Theil aus Feldspath zu bestehen und zwar aus Oli-
36 Kersanton, Kersantit.
goklas, welcher bisweilen deutlich krystallinisch ausgebildet ist und
es entstehen alsdann kömige, aus Oligoklas und Glimmer gemengte
Varietäten, die man geradezu als Diorite micacee Delesse's bezeichnen
kann. Hornblende fehlt nach Delesse dem Gestein gänzlich. Acces-
sorisch finden sich beigemengt Epidot, Markasit und Magneteisen-
erz; Kalkspath erscheint sowohl in Körnern und rundlichen Con-
cretioneu zwischen den Feldspathen liegend, als auch in feinen
Trümern und Adern, welche sich durch das Gestein hindurchziehen:
gleichfalls ist, wie in dem Glinimerporphyrit, ein kleiner Gehalt an
Quarz hier und da beobachtet worden. Von der Minette unter-
scheidet sich der Kersanton dadurch, dass der feldspathige Bestand-
theil Oligoklas und nicht Orthoklas ist. Delesse fand im Kersanton
von Daoulas, Dep. Finisterre einen Kieselsäuregehalt von 52.80,
einen Kalkgehalt von 5.40, an Wasser und Kohlensäure 6.75, so-
wie eine Spur Chromoxyd, welches wahrscheinlich von dem Glim-
mer herrührt.
Das als Kersanton bezeichnete Gestein ist der'Bretagne eigen-
thümlich, wo es regellose Gänge im Silurgebiet, vorzugsweise im
Thonschiefer bildet : namentlich in der Gegend von Brest und Quini-
per bei Daoulas und l'Hopital ist es verbreitet und wii*d zu viel-
fachen architektonischen Zwecken verwandt.
Dufrenoy, Explic. de la carte geol. d. 1. France 1841. I, 198.
Rivi^re. Bjill. d. 1. soc. geol. (2) 1. 1844. 528.
Delesse, Annal. deh mines (4) XIX. 1851. 175; N.. »Jahrb. f. Min.
1851. 164.
Kersantit.
Auch der Kersantit ist ein, und zwar meist flaseriges oder
porphyrartiges Gemenge von Oligoklas und Glimmer, welches in
vielen Fällen einen kleinen Homblendegehalt, zudem dann und
wann etwas Quarz besitzt. Nur aus den Vogesen ist diese Gesteins-
abänderung bekannt, welche Delesse. wie es scheint, gänzlich un-
nöthigerweise noch neben dem Kersanton mit einem besondem Na-
men belegte, da der einzige Unterschied von demselben in dem
bisweiligen Eintreten von Hornblende statt des Glimmers beruht.
Der zwillingsgestreifte Oligoklas ist von weisser Farbe, der Glim-
mer schwärzlichbrauu, die Hornblende heller oder dunkler grün
und in feinen Nadeln ausgebildet. Carriere beobachtete in den hom-
bl^der ei ehern, einigermaassen schieferigen Varietäten auch etwas
Kersantit. 87
rotben Granat. Im Kersantit von Visembach fand Delesse 58.00 pct.
Kieselsäure; daes der Feldspath dieses Gesteins Oligoklas-ähnlich
sei. bestimmte er durcb eine Analyse, welche ergab: Kieselsäure
«:^8f»: Thonerde 22.27; Eisenoxyd 0.51; Kalk 3.45; Kali 1.21;
Natron 6.66: Wasser 0.70. Die Gesteinszusammensetzung wurde
berechnet zu 70 Oligoklas als Minimum und 30 Glimmer als
Maximam.
Bei Visembach in den Vogesen erscheint das Gestein mehr
porphyrartig, indem der Oligoklas eine Grundmasee bildet, in wel-
cher Glimmer und wenig Hornblende liegen. Durchsetzt wird dieser
Kersantit nach allen Richtungen von einigen mehrere Centimeter
mächtigen Gangen, die aus einer grobkörnigem Varietät bestehen,
in welcher man die einzelnen Gemengtheile deutlich unterscheiden
kann (offenbar ein gewöhnlicher Glimroerdiorit) ; sie führt mehr
hellgrüne Hornblende, ausserdem Eisenkies, Kupferkies, Bleiglanz
und umschliesst kleine Knollen aus weissem Quarz, Chlorit, Epidot
und Kalkspath. Die vorwaltendste Varietät bei Visembach besteht
nur aus Oligoklas und Glimmer und kann ohne Weiteres als Glim-
merdiorit bezeichnet werden. Bei Ste. Marie-aux-miues in den Vo-
gesen bildet der Kersantit als eine weniger deutlich krystallinische
Varietät einen 30 — 35 Meter mächtigen, scharf begrenzten Gang
im Syenitgranit.
Delesse in Anual. des mines (4j 1851. XIX. 165 uud N. Jahrb. f.
Min. 1851. 428
Hier möge sich das noch nähere Untersuchung verdienende
(vestein anschliessen, welches Jenzsch Amygdalophyr genannt
bat. All dem Hutberg beiWeissig, östlich von Dresden sich findend
besitzt es eine grünbraune kryptokrystallinische an den Kanten
etwa» durchscheinende Gruudmasse, welche vereinzelte ausgeschie-
dene Feldspath- und Homblendekrystalle umschliesst. Oft wird
dies Gestein mandelsteinartig uud in den Hohlräumen treten Horn-
rtein, Chalcedon, Quarz, Chlorophäit, Eisenkies, Bleiglanz auf, auch
wird gedifgen lUei angegeben. I ist die Zusammensetzung des Ge-
steins; II die des Feldspaths, beide nach Jenzsch:
l 2.2
38 Amygdalophyr.
> I. II.
Kieselsäure 62.3 64.5
Thonerde 16.8 17.0
Eisenoxydul i —
/ . • . 6.8
Maganoxydul 1 —
Kalk 1.8 —
Magnesia 2.9 0.9
Kali 3.7 14.6
Natron 3.7
Lithion Spur
C* Wasser 2.8 0.8
Titansäure Spur —
~l'00.^ 100.0
Spätere Analysen ergaben für die Zusammensetzung des Feld-
spates: 65.0—65.2 Kieselsäure; 19.5—19.7 Thonerde; 0.2 Kalk ;
1.6 Magnesia; 12.69 Kali; 0.56 Lithion; 0.35—0.55 Glühverlust.
Dieser Feldspath, von Jenzsch Weissigit genannt, stimmt in seiner
Zusammensetzung nahe mit Orthoklas überein, gehört indessen dem
eingliedrigen System an. Seine Natur ist demnach noch unentschie-
den. Nach Jenzsch enthält dieses Gestein Bruchstücke von Q.uader-
sandstein und von Phonolith, es würde somit jüngei* sein, als der
Quadersandstein und der benachbarte Phonolith des böhmischen
Mittelgebirges und der Lausitz, sich also als das jüngste der säch-
sischen Eruptivgesteine darstellen. Er bringt es daher in Verbin-
dung mit den Trachyten, wenn auch das Ansehen gar nichts trachy-
tisches besitzt. Geinitz bezweifelt das jugendliche Alter dieses Ge-
steins und reiht es, wie es scheint mit Recht der altern Porphyr-
gruppe ein. V. Cotta stellt es zu den Hornblendeporphyriten, womit
es in der That die meiste Aehnlichkeit hat. Roth schliesst es den
Melaphyren an, mit denen er es schon deshalb nicht vereinigen
sollte, weil seine Melaphyre keine Hornblende führen.
Jenzsch, N. Jahrb. f. Min. J853. 386; 1854. 401; 1655. 798.
Geinitz, N. Jahrb. f Min. 1856. 665.
lelaphyr.
Schwarzer Porphyr, L. v. Buch; Porphyrit, v. Carnall und
Zobel ; Pseudoporphyr, Freiesleben ; Basaltit, v. Raumer ; Trapp,
Trappmandelstein; Spilit z. Th.
Melaphyr. 39
Der Melaphyr ist ein vorwiegend kryptokrystallinisches, bis-
weilen porphyrartiges, dazu sehr häufig luandelsteinartiges Gemenge,
welches der Hauptsache nach aus 0 1 i g o k 1 a s und A u g i t mit
M.ogneteisen besteht.
Dasjenige Gestein, dessen Zusammensetzung der manclifachsteii
Deutung unterlegen ist und unter dem im Laufe der Zeit von den
einzelnen Forschern die verschiedensten Mineralcombinationen ver-
standen wurden, ist wohl zweifelsohne der von Alexander Brongniart
wegen seiner dunkeln Farbe so benannte Melaphyr, der, wie Girard
bezeichnend sagt, »wie ein schwarzes Gespenst auf der Bühne der
Wissenschaft erschienen ist, ohne dass ihn jemand bestimmt zu
fassen vermochte.« Zum Theil rühren die Differenzen daher, dass
man gar mancherlei in ihrer kryptokrystallinischen Ausbildung und
dunklen Far1)e einander sehr ähnliche, ihrer mineralischen Zusam-
mensetzung nach jedoch verschiedene Gesteine allzu freigebig mit
demselben Namen Melaphyr belegte und nun natürlicherweise bei
genauerer Untersuchung die einzelnen sog. Melaphyre eine abwei-
chende Constitution ergaben. Dazu kam, dass solche Untersuchungen
nur schwierig durchzuführen waren, da man es grösstentheils mit
scheinbar dichten, meist vielfach verwitterten Gesteinen zu thun
hatte, welche nur selten porphyrartig Gemengtheile ausgeschieden
enthielten und über deren Natur auch die chemische Analyse nur
spärliches Licht verbreiten konnte.
Bevor v/ir zur eingehendem Boschreibung unserer Melaphyre
schreiten, erscheint es nothwendig, einen kurzen Abriss der Ge-
scliichte dieses Namens zu entwerfen, um zu zeigen, welchen ver-
schiedenen Begriff" die einzelnen Forscher damit verknüpft haben.
Alexander Brongniart, welcher zuerst den Namen Melaphyr
einführte TJournal dos mines XXXIX. 40), definirt denselben als
TWphyr mit schwai-zer, felsitisch - hornblcndehaltiger Grundmasse
und ausgeschiedenen Feldspathkrystallen (pate noire d'amphibolo
petrosilicieux, enveloppant des cristaux de feldspath). Diese Be-
stimmung aus dem Jahre 1813 leidet für die jetzige Zeit an grosser
Unsicherheit, denn damals war weder der Unterschied zwischen
orthoklastischen und klinokhistischen Feldspathen bekannt, noch
pflegte man Hornblende und Augit so von einander zu trcnneu, wie
es jetzt geschieht. Leopold von Buch ist für Deutschland eigent-
lich der erste, welcher die Brongniart'scho Bezeichnung Melaphyr
40 Melaphyr.
auf verschiedene Gesteine anwandte und dadurch verallgemeinerte.
So belegte er damit zunächst die schwarzen Gesteine des Fassa-
thals und der Seisser Alp in Tyrol, die er auch wohl schwarze
Porphyre oder Augitporphyre nannte, weil sie die schönsten Augit-
krystalle in einer schwarzen augitreichen Grundmasse enthalten, Ge-
steine auf welche die Brongniart'sche Definition aber auch in keinem
einzigen Zuge mehr passte. Mit mehr Recht zählte Leopold von
Buch zu den Melaphyren viele Gesteine des Harzes, des Thüringer-
waldes und anderer Gegenden, bei welchen er, da sie meist krypto-
krystallinische Ausbildung zeigen, eine ähnliche Zusammensetzung
nur vermuthete. Von der Gegenwart des Augit konnte sich L. v.
Buch, wie es scheint, nicht recht überzeugen ; in dem Melaphyr
von Ilfeld vermochte er den Augit >nie deuthch« zu erkennen und
bei den Melaphyren des Thüringerwaldes sei er ^nicht leicht« zu
beobachten, doch könne man an den grossem Krystallen zuweilen
bemerken, dass ihr Bruch »nicht der der Hornblende« sei. Während
die tyroler Gesteine längst den Namen Melaphyr abgestreift haben,
ist er bei den deutschen Gesteinen geblieben, welche dadurch Ge-
genstand manchfachsterDiscussionen geworden sind. Niederschlesische
basaltähnliche Gesteine, welche v. Raumer Basaltit genannt hatte, und
welche Spätere zu den Melaphyren gezogen haben, wurden durch
Zobel und v. Caiiiall in ihrer werthvoUen Beschreibung des nieder-
schlesischen Gebirges mit dem Namen Porphyrit bezeichnet; eine
gleichförmig scheinende, schimmernde Masse ohne eingewachsene
Krystalle wird von ihnen als vorzugsweise aus Feldspath bestehend
angenommen. Sehr selten, wie im Brettgrunder Thal gegen Schatz-
lar hin, oder am Scholzenberg beobachtet man deutliche Hornblende-
krystalle darin; an dem Hockenberg -Vorwerk bei Rothwaltersdorf
und Klein-Fickersdorf treten dagegen aus der feinkörnig schimmern-
den Masse des »Porphyrit« sehr wohlerkennbare Augitkrj'stalle
hervor.
Delesse suchte die chemische Analyse und mikroskopische Un-
tersuchung (bei 1 OOmaliger Vergrösserung) zu Hülfe zu nehmen, um
die Zusammensetzung einiger Gesteine aus den Vogesen und von
Tyveholms Udden bei Christiania zu erforschen, welche man den
Melaphyren zugezählt hatte. \\i8 seinen Analysen der »Melaphyren
von Belfahy, Puix, Emouliere, Giromagny, Oberstein an der Nahe
folgerte er, dass der feldspathige Gemengtheil hauptsächlich aus
Melaphyr. 41
Labrador bestehe, den er auch als ausgeschiedene Krystalle ana-
lysirte. Neben dem Labrador fand er in der GriindniasRe ein dunkel-
grünes Mineral, von welchem er (auch auf Grund seiner Analysen)
vemiuthete, dass es Hornblende sei, weil beim Calciniren des Ge-
steins die Grundmassc gewöhnlich eine braune oder hellröthliche
Farbe annimmt, wie bei den geglühten hornblendehaltigen Dioriten
und Dioritporphyren. Von eingesprengten Krystallen glaubte er La-
brador und in einigen Melaphyrgesteinen auch Augit zu erkennen,
zl B, in demjenigen von Belfahy (nur mit der Loupe zu beobach-
ten) und Oberstein, während er in andern Gesteinen, z.H. dem von
Faucogney keine Augitkry stalle auffinden konnte. Die Analysen
scheinen übrigens, wie auch v. Richthofen bemerkt, nicht an voU-
Btiindig frischem Material angestellt zu sein ; Delesse führt selbst
an, dass die von ihm als Labrador erklärten Feldspathe des Ober-
Bteiner Melaphyr sich schon in einem etwas zersetzten Zustande
befunden hätten. Jene labradorhaltenden >Melaphyre« der Vogesen
finden sich unten als Labradorporphyre aufgeführt.
In etwas frühere Zeit als die Untersuchungen von Delesse
fallen die Arbeiten von C. Bergemaun über die als Melaphyre be-
zeichneten Gesteine aus der Umgebung des Schaumbergs bei Tholey
und vom Martinstein bei Kirn am Südrande des Hunsrück. Berge-
mann bediente sich zur Erforschung der chemischen und minera-
logischen Verhältnisse der Methode der gesonderten Analyse, indem
er die Gesteine zunächst mit Salzsäure behandelte und dadurch einen
Theil der Bestandtheile abtrennte, die unauflöslichen Thdile alsdann
durch kohlensaure Alkalien und Flusssäure weiter aufschloss und
untersuchte. Diese Partial - Analyse leidet an denselben Mängeln,
welche derselben auch da anhaften, wo man sie zur Untersuchung
der Phonolithe und Basalte angewandt hat: man ist unsicher, ob
derjenige Bestandtheil, welchen man für den unlöslichen hält, nicht
durch die Säure schon zum Theil zersetzt ist und diese liösung
nicht die Zusammensetzung des sog. auflöslichen Theils verdunkelt.
Dennoch int der hohe Werth der Bergemann'schen Arbeit für die
Kenntnis« dieser (iresteine nicht zu unterschätzen, zumal da sie sich
auf krystallinisch-körnige Varietäten bezieht. Bergemann gelangte
für diese Melaphyrgesteine des südlichen llunsrück zu folgenden
Resultaten. Die meisten dieser körnigen Melaphyre besitzen 24 — 30
in Salzsäure auflöslicher und 70 — 76 pct. in Salzsäure unlöslicher
42 Mclaphyr.
Bestandtheile ; das Gestein von der Höhe des Schaumbergs enthielt
z.B. 24.59 zersetzb^re und 75.41 unzersetzbare Theile, das vom
Martinstein bei Kirn 29.98 zersetzbare, 70.15 unzersetzbare. Die
auflöslichen Theile führen 6 — 1 2 pct. kohlensaures Eisenoxydul und
kohlensauren Kalk, sowie 4 — 6 pct. titanhaltiges Magneteisenerz,
ausserdem ein noch unbestimmtes Silicat (welches wohl ohne Zweifel
aus einer theilweisen Zersetzung der für unlöslich gehaltenen Be-
standtheile herrührt). Der in Salzsäure unlösliche Theil besteht
sehr vorwaltend aus Labrador, welchem in geringer Menge (auf
der Höhe des Schaumbergs 4.61, am Martinstein bei Kim 5.51 pct.)
ein grünes Minei'al beigemengt ist, welches Bergemann für Augit
hält, weil nach Abzug des auf Grundlage der Alkalien berechneten
Labrador zwischen der übrigbleibenden Kieselsäure und den Basen
das Sauerstoff'verhältniss 2 : 1 obwaltet (welches übrigens auch als
das der Hornblende zu betrachten ist). Das Gestein von der Höhe
des Schaumbergs lieferte, nachdem es mit Salszäure behandelt war,
eine blendend weisse Masse, in welcher sehr ungleich vertheilte kleine
glänzende, dunkelbraungrüne und durchscheinende Krystalle liegen,
die der Länge nach gestreift erscheinen, vor dem Löthrohr sehr
schwer und nur an den äussersten Kanten schmelzen ; die grössten
dieser für Augit gehaltenen Krystalle messen etwa { Linie und schei-
nen geschobene vierseitige Piismen zu bilden. Das mit Salzsäure
behandelte Gestein vom Martinstein bei Kirn erscheint als eine
grauweisse aus kleinen I'eldspathkry stallen bestehende Masse, an
denen sich oft ein eigenthümliches Farbenspiel zeigt; darin liegen
hin und wieder spärliche kleine durchscheinende Krystalle von gelb-
lichgrüner Farbe, die Bergemaun ebenfalls für Augit hält. Der
kugelförmige sog. Melaphyr vom Schaumberg am Wege von Tholei
nach Thelei zeigt dagegen in dem unverwitterten Kern seiner Kugeln
eine ganz andere Beschaff'euheit, indem dieser nach Bergemann aus
80 pct. Labrador und 18.21 jict. Magneteisen besteht, ebenfalls das
diesem gauz ähnliche Gestein von Aussen bei Bettingen in der Ge-
gend von Lebach. Der olivinhaltige sog. Melaphyr vom Pitschbeig
zwischen Metteriüch und Tholei ist wohl ein basaltisches Gestein,
Blum ist geneigt, auch das Gestein vom Martinstein bei Kirn und
vom Schaumberge bei Tholei für labradorreichen Anamesit anzu-
sehen (Lithologie 1860. 173).
Früher schon, im Jahre 1840 hatte Steininger die petro-
Melaphyr. 43
graphischen Verhältnisse der sog. Melaphyre (Tholeiit) in dem Lande
zwischen der Saar und dem Rhein zu erforschen gesucht und war
zu den Resultaten gelangt, dass deren Masse grösstentheils aus
Feldspath, welchen er für Albit hielt (wohl eine Verwechslung mit
einem andern klinoklastischen Feldspath) und aus magnetischem
Titaneisenerz oder auch aus titanhaltigem Eisenglanz bestehe; die
kleinen Krystalle dieser Erze erscheinen in dem mit Salzsäure be-
gossenen Gestein als hexagonale Täfelcheu, weshalb sie nicht dem
Magneteisen angehören können. In einigen Varietäten glaubte er
auch Hornblende oder Augit als Beimengung zu erkennen, welche
Bestimmung jedoch später von ihm selbst zurückgezogen wurde.
Gustav Bischof beschäftigt sich in der ersten Auflage seines
Lehrbuchs der chemischen und physikalischen Geologie (II. 645)
eingehend mit den Melaphyreu, welcbe ihm im Allgemeinen als lia-
brador-Augitgesteine gelten, während er geneigt ist, die Gegenwart
des Magneteiseus in dm Melaphyren von einer Zersetzung des augiti-
schen Gemengtheils abzuleiten. Er besiJiicht auch die damals vor-
zugsweise bekannten Melaphyranalysen von Delesse und Bergemaun.
In der zweiten Auflage (18G4) hat Bischof sich für die inzwischen
wahrscheinlicher gewordene Deutung der Melai)hyrzusammensetzung
bekannt: »die chemischen Analysen sprechen mehr für die Gegen-
wai-t von ( )ligoklas ; Augit, aber nicht Hornblende, und Magneteisen
sind ebenfalls Gemengtheile des Melaphyr* (III. 448).
G. Rose hatte in seiner wichtigen Arbeit über die Grünsteine
die Gemengtheile des Augit poi'j^hyr als Labrador und Augit festge-
stellt und da der Melaphyr nach L. von Buchs Vorgang als eine
feinkörnige Varietät des Augitporphyr angesehen wurde, so war
es nahe gelegt, das gewonnene Resultat auch auf diesen anzuwenden.
Credner, welcher die Melaphyre des Thüiingerwaldes erforscht hatte
verstand darunter: >alle porphyrartigen Gesteine, deren Grundmasse
meist von grünlichgrauer bis schwär/lichgrüner und röthlichgrauer
bis dunkelbraunrother Farbe die Härte des Orthoklases nicht über-
feteigt, deren krystullinische Ausscheidungen aus einer nicht zum
<^>rthoklas gehörigen Feldspathspecies (wahrscheinlich Labrador), aus
Augit (den indessen Credner nur problematisch beobachtete) und
aus Glimmer mit gänzlichem Ausschluss von Quarz bestehen und
deren spec. Gewicht 2.6 bis 2.75 zu betragen pflegt.«
In ein neues Stadium trat die Kenntniss der zum Melaphyr
44 Melaphyr.
gezählten Gesteine durch die im Jahi^e 1856 veröffentlichte ausge-
zeichnete und umfangreiche Monographie v. Richthofens, worin er
einen geschichtlichen Abriss der bisherigen Arbeiten gab, alle vor-
handenen Melaphyranalysen zusammenstellte und discutirte, die-
selben auch durch sieben selbstveranstaltete aus dem Thüringerwald
und dem Landeshut -Glatzer (irebirgszug vermehrte, sowie zuletzt
seine eigenen Untersuchungen und Ansichten über die petrographi-
8che Zusammensetzung der Melaphyre mittheilte. Indem er den
grössten Theil der Analysen verwirft, weil sie an bereits zersetztem
Material angestellt wurden, welches keine richtigen Schlussfolge-
rungen erlaubt, wählt er vier Analysen aus von charakteristischen
möglichst frischen Varietäten, welche mit Säuren kein Aufbrausen
zeigen, nämlich den Melaphyr von Belfahy nach Delesse, den von
Ilmenau nach Söchting, denselben Melaphyr nach seiner eigenen
Analyse und den von Landeshut ebenfalls von ihm selbst analysirt ;
aus diesen Analysen, welche in der That auffallende Uebereinstim-
mung zeigen, berechnet er die durchschnittliche Zusammensetzung
des Normalmelaphyr zu: Kieselsäure 54.12, Thonerde 20.91, Eisen-
oxydul 7.99, Kalkerde (). 24, Magnesia 2.09, Natron 3.16, Kali 1.70,
Phosphorsäure 0.87, Titansäure 0.89, Wasser 2.03. Was die mine-
ralogische Zusammensetzung betrifft, so geht er von dem Grund-
satz aus, dass die ursprüngliche Brongniartsche Melaphyrdefinition
wieder hergestellt werden müsse, dergemäss dies Gestein ein Feld-
spath- Hornblendegeraenge ist. An der Hand der chemischen Zu-
sammensetzung, unter Beihülfe des Miki'oskops und Berücksichti-
*>gung der etwa erkennbaren eingesprengten Krystalle sowie des
specifischen Gewichts und anderer physikalischer Verhältnisse glaubt
er nun an manchen Punkten Gesteine erkannt zu haben, auf welche
der Brongniart'sche Name Melaphyr mit Recht angewandt werden
kann, z. B. im Schleusethal und am Schneidemüllersberg bei Ilmenau
im Thüringerwald, zwischen Landeshut und Glatz in Schlesien, bei
Oberstein an der Nahe und zwischen Botzen und Colmann in Tyrol.
Die Gründe, welche ihm für die Gegenwart von Hornblende, die
allerdings niemals deutlich nachgewiesen wurde, zu sprechen scheinen,
sind folgende: 1) die chemische Zusammensetzung deutet wegen des
hohen Kieselsäuregehalts weit mehr auf ein Hornblende- als auf ein
A^ugitgestein, da er bei den letztem, soweit sie bestimmt als unzer-
setztc augitische Gemenge nachgewiesen sind, kaum 50 pct. über-
Melaphyr. 46
steigt ; 2) bei keinem augi tischen Gestein geht das spec. Gewicht
so weit herab, als bei den Melaphyren der höchste Werth beträgt;
3) die mikroskopische Untersuchung des von Delesse zum Melaphyr
gezählten Serpentino verde aiitico ergab, dass der färbende Ge-
mengtheil dieses Gesteins Hornblende sei ; 4) nach den Versuchen
von Delesse und seinen eigenen färben sich die Melaphyre wie alle
llornblendegesteine braun, während Augit beim Glühen schwärzer
wird. Was den Feldspath des Melaphyr anbelange, so gestatte die
chemische Zusammensetzung nicht die Annahme von Labrador als
Gemengtheil, da der Normalwerth der Kieselsäuremenge des Mela-
phyr (54.12) den des Labrador übersteigt, während sie durch das
Flinzutreten von Hornblende oder Augit und von kieselsäurefreien
Xebenbestandtheilen weit unter demselben zurückbleiben raüsste;
dagegen bildet sie einen Mittelwerth zwischen der des Oligoklas
und der der Hornblende. Ebenso verhalte es sich mit dem spec.
Gewicht: das mittlere spec. Gewicht des Labrador (2.714) über-
steigt das des Melaphyr (2.7) ; das Hinzutreten von Hornblende
oder Augit würde es noch bedeutend steigern, während Gemenge
von Oligoklas und Hornblende leicht alle gefundenen Werthe des
spec. Gewichtes haben können, v. Dechen hatte übrigens im Ser-
pentino verde antico schon Oligoklas vermuthet (Karstens u. v. Dechens
Archiv XIX. 525).
Das Resultat dieser verdienstlichen Arbeit ist, dass die kry-
ptokrystallinische Grundmasse der Melaphyre wesentlich aus einem
klinoklastischen Feldspathe und zwar dem Oligoklas und aus Horn-
blende bestehe, mit beigemengtem Apatit, Titaneisen, zuweilen auch
etwas Magneteisenerz und Magnesiaglimmer.
E. Söchting hatte 1854 einige Analysen der sog. Melaphyre
des Thüringerwaldes angestellt (des schwai'zen Melaphyr von der
Leuchtenburg oberhalb Tabarz, nach dem Inselsberg zu, des schwarzen
porphyrischen Melaphyr aus dem Drusethal bei Brotterode, des
röthlichen porphyrischen Melaphyr von Moosbach oberhalb Mane-
bach bei Ilmenau und des schwärzlichen Melaphyr aus dem Ilmgrund
bei Ilmenau) und dieselbe als sehr augitreiche Gesteine erklärt ; so
berechnete er den ersten Melaphyr als ein Gemenge von 6.3.57 Augit
und 36.43 Albit, in dem zweiten nahm er 58.55 Feldspath an, an
welchem nicht weniger als drei Species theilnehmen sollen, haupt-
sächlich Albit mit etwas Oligoklas und Labrador. Nach dem Er-
46 Melapbyr.
scheinen der Monographie v. -Richthofens, welcher mit Recht dafür
gehalten hatte, dass die drei erstgenannten Gesteine wegen ihres
hohen Kieselsäuregehalts wohl nicht zu den Melaphyren gehörten
(das zweite Gestein ist ein quarzführender Diorit, vgl. S. 9), sprach
sich Söchting dafür aus, dass das Zurückgehen auf Brongniavts
Melaphyrdefinition zwecklos sei, indem dessen Hornblendebestimnmng
keinen Werth besitze, und suchte darzuthun, dass in der chemi-
schen Zusammensetzung der von v. Richthofen als normal aufge-
stellten Melaphyre kein Grund vorliege, um die bisherige Ansicht
aufzugeben, dass sie aus Labrador und Augit gemengt seien. Er
stützt sich dabei hauptsächlich auf den Sauerstoffquotienten, welcher
in den meisten Melaphyraualysen 0.500 übersteigt (bei dem von
V. Richthofen als Normalmelaphyr berechneten 0.542 beträgt). Da
der Sauerstoffquotient von Oligoklas 0.444, der von Augit oder
Hornblende 0.500 ist, so könne ein Gemenge von Oligoklas mit llora-
blende nicht einen so hohen Sauerstoffquotienten besitzen. Derselbe
verweise im Gegen theil auf Labrador, da dieser Feldspath den Sauer-
stoffquotienten 0.666 erreiche. Kjerulf ist in seinem »Christiania-
Silurbecken« ebenfalls der Ansicht, dass die Melaphyre Labrador-
gesteine seien. Delesse fasste auch noch 1858 den Melaphyr als
ein Gestein auf, »qui est ä base de feldspath du sixieme Systeme,
ordinairement de labrador et qui contient de Taugite« (Bull, de la
soc. geol. (2) XV. 294) ; de Lapparent dehnt in ganz ungewöhnlicher
Weise den Namen Melaphyr auf alle basischen Porphyrgesteine aus,
welche einen triklinen Feldspath, Augit, Hornblende und Eisenglanz
enthalten, vereinigt also demgemäss Porphyrit und Augitpoqjhyr,
Gesteine, deren Kieselsäuredift'erenz vielleicht 20 pct. beträgt (An-
nales des mines (6) VL 1864. 271).
Senft veröffentlichte 1858 eine Abhandlung über das nordwest-
liche Ende des Thüringerwaldes, in welcher er seine Beobachtungen,
über die dortigen >»Melaphyre« mittheilt ; er unterscheidet normale
und umgewandelte und trennt folgende Hauptvarietäten, von denen
später nochmals die Hede sein wird:
a. Hornblendemelaphyre mit einer frischen, mikro- oder kry-
ptokrystallinischen röthlichschwarzen bis grauschwarzen Grundmasse
und eingesprengten perlmutterglänzenden Täfelchen von Labrador
oder Oligoklas und seltenen kleinen Hornblendekrystallen, so dass
das ganze Gestein ein porphyrisches Gefüge besitzt ; titanhaltiges
Melapbyr. 47
^lagneteisen ist in der Grundmasse enthalten, zufallig erscheinen
Eisenkieswürfel und Titanitkürner ; diese normalen Melaphyre treten
vorzugsweise am südwestlichen Rande des Thüringerwaldes im Gebiete
des Gneissgranit da hervor, wo Diorite oder porphyrische Granite
diesen durchbrochen haben, z. B. im Drusethal, bei Schweina (diese
Gesteine scheinen den Porphyriten zugerechnet werden zu müssen).
b. Glimmer melaphyre mit einer röthlichsch warzgrauen bis dun-
kelrot hbraunen, vorherrschend aus Labrador bestehenden Grundmasse,
welche schon mehr oder weniger in Carbonate und grünfärbenden
Delessit umgewandelt ist und zahlreiche schwarzbraune Glimmer-
tafeln, auch nicht selten einzelne schwarzgrüne Hornblendenadeln
und Magneteisenkörnchen enthält; diese Zwischenglieder zwischen
den normalen und den umgewandelten Melaphyren treten mehr in
der Mitte des Gebirges auf, bei Suhl und Vessra (richtiger viel-
leicht möchte man diese Glimmermelaphyre Senfts zu den Glimmer-
porpbyriten zählen).
c. Delessitmelaphyre, die umgewandelten Melaphyre , deren
Grandmasse im frischen Zustande schmutzig grünlichgrau, im ver-
witterten röthlicbgrau, mit Hohlräumen erfüllt ist, in welchen sich
die Zersetzungsproducte Delessit, Kalkspath, Eisenspath, Quarz,
Eisenglanz abgesetzt haben. Sie kommen vorzugsweise im Gebiet
der Steinkohlen und Porphyre am nordöstlichen Rande des Thüringer-
waldes von Ilmenau gegen Reinhardsbrunn hin vor.
Girard wendet sich auch gegen v. Richthofens Melai)hyrbe-
stimmung und sucht zu erweisen, dass viele dieser Gesteine wirk-
lich Augit und keine Hornblende enthalten. Solche Gesteine deren
Aogitgehalt anerkannt ist, rechnet indessen v. Richthofen conse-
quenter Weiso gar nicht mehr zu seinem Melapbyr.
Naumann äussert sich in seinem Lehrbuch der Geognosie
über den Melapbyr mit folgenden Worten : »Die hauptsächlichste
Kigenthümlichkeit dürfte einerseits in der Natur des feldspathigen
Gemengtheils begründet sein, welcher bei deutlicher Ausbildung in
eingesprengten Kr^'stallen als Labrador erkannt worden ist, andrer-
seits dann, dass Augit nur selten in erkennbaren Krystallen oder
Individuen hervortritt, gewöhnlich aber mineralogisch gar nicht
nachzuweisen ist. • »Bedenken wir, dass ein mikro- und krypto-
krystaliinisches Aggregat von Labrador ein etwjis geringeres spec^i-
fisches Gewicht zeigen muss, als die Krystalle oder Spaltungsstücke
48 " Melaphyr.
dieses Minerals, dass die meisten Melaphyre sich in einem Znstand
^vou Zersetzung befinden, welche in gewissen Stadien eine Erhöhung
des Kieselerdegehalts zur Folge hat, dass Hornblende noch niemals,
Augit aber nur äusserst selten leibhaftig erkennbar im Melaphyr
nachgewiesen worden ist, so möchten wir einstweilen noch au der
frühern Ansicht festhalten, dass die Grundmasse der Melaphyre
(nicht aus Oligoklas und Horoblende oder Augit sondern) vorwal-
tend aus Labrador und einem noch luibestimmten Silicate bestehe,
denen etwas Titaneisenerz beigemengt ist.« (1.587.560). v. Cotta
bezeichnet den Melaphyr als ein inniges Gemenge von Felsit, Augit,
Hornblende und Magneteisenerz (hier wird wohl unter Felsit nicht
ein Gemenge von Feldspath mit Quarz, was man gewöhnlich als
solchen bezeichnet, sondern eine dichte Feldspathmasse verstanden).
Solcher dunkler vorherrschend dichter oder mandelsteinartiger
Gesteine seien indessen manche bekannt (Basalt und Aphanit werden
von ihm angeführt), die wieder nur dichte Zustände gewisser deut-
licher Gemenge seien. Vieles von dem, was zuweilen Melaphyr
genannt worden ist, gehöre entschieden zu den Basalten oder Grün-
steiuen, man habe aber auch gewisse Porphyrite sehr oft als Me-
laphyre bezeichnet und es sei demnach fraglich, ob nach Abzug alles
dessen, was sich den Basalten, Grünsteinen und Porphyriten zurech-
nen lasse, noch irgend ein besonderer Melaphyr übrig bleibe. Unter
diesen Umständen hält v. Cotta es für .zweckmässig »die Benennung
Melaphyr nur als eine gleichsam vorläufige für diejenigen dichten
und dunklen basischen Eruptivgesteine beizubehalten, deren Zusam-
mensetzung oder Zugehörigkeit zu deutlicher gemengten noch nicht
erkannt ist, in derselben Art etwa, in der man sich oft genöthigt
sieht, den Ausdruck Grünstein für dioritische, diabasische oder gab-
broartige Gesteine zu verwenden, deren genauere mineralische Zu-
sammensetzung noch nicht erkannt ist.'- (Gesteinslehre 1862. 99).
Justus Roth rechnet in seinen vortrefflichen kritischen Erläuterungen
zu den Gesteinsanalysen (S. XLVI) den Melaphyr zu den Oligoklas-
gesteinen und :5war zu den augitführenden. Gustav Leonhard bezeich-
net in seinen Grundzügen der Geognosie und Geologie (1863. 74)
ebenfalls den Melaphyr als ein Gemenge von Oligoklas und Augit
mit Magneteisen. Auch Blum nennt in seiner Lithologie (1860.
168) den Melaphyr ein Gemenge von vorwaltendem Oligoklas, mit
wenig titanhaltigem Magneteisen und etwas Augit.
Mineralogische Zusammensetzung des Melaphyr. 49
Bei den differirenden Anschauungen über die Melaphyrcon-
stitation handelt es sich also darum, ob der Feldspath Oligoklas
oder Labrador, und ob im ersten Falle der begleitende Gemeng-
theil Hornblende oder Augit sei; die Combination von Labrador
und Hornblende ist als höchst selten nachgewiesen nie in Betracht
gezogen worden. Indem hier der eigentliche Melaphyr als ein
wesentlich aus Oligoklas und Augit bestehendes Gestein aufgcfasst
wird, sind namentlich folgende Gründe geltend gewesen :
Der durchschnittliche Kieselsäuregehalt der möglichst unzer-
setzten normalen Melaphyre ist. wie v. Richthofen richtig bemerkt,
viel zu hoch für ein Gestein, welches nur Labrador enthält ; er be-
tragt 54 bis 55 pct., der des Labrador selbst ist nur durchschnittlich
53 und dazu wird das begleitende Mineral, mag dies nun Augit oder
Hornblende sein, sowie das gleichzeitig vorhandene Magneteisen oder
Titaneisen denselben noch beträchtlich herunterdrücken ; die ächten
Labradorgesteine, Diabas, Hypersthen, Gabbro sind durchschnittlich
sämmtlich basischer, während der Kieselsäuregehalt eines Gesteins,
welches Oligoklas führt, der selbst durchschnittlich 64 pct. davon
besitzt, durch basischere Mineralien füglich eine Herabdrückung auf
54 pct. erleiden kann. \Vill man nun nicht die Gegenwart von
Quarz annehmen, welche durch nichts verbürgt ist, so wird man
sich wohl für Oligoklas entscheiden müssen. Was den zweiten Be-
standtheil anbelangt, so ist zuvörderst nicht zu übersehen, dass man
Hornblende nie im eigentlichen Melaphyr beobachtet hat, (denn die
Hornblendemelaphyre Senfts sind Porphyrite), dass dagegen Augit,
wenn auch selten, dann doch unzweifelhaft nachgewiesen worden
ist, z. B. in den Ilfelder Melaphyren. Dass der sog. Serpentino
verde antico Hoiiiblende enthält, worauf v. Richthofen sich stützt,
kann nichts entscheiden, denn dies Gestein wird von Dclesse mit
Unrecht den Melaphyren zugezählt. Auch der Umstand, dass der
Melaphyr beim Glühen braun wird, ist zu wenig charakteristisch,
als dass er für die Gegenwart von Hornblende ins Gewicht fallen
kann; v. Richthofen hat wohl auch deshalb Hornblende angenom-
men, weil man damals glaubte, dass Oligoklas vorzugsweise von
Hornblende begleitet würde, eine Ansicht, die durch das Studium
der Augit-Andesite geschwunden ist ; dass er wegen des verhältniss-
mässig hohen Kiesel Säuregehalts auf ein Hornblendegestein schliesst,
ist allerdings in so fern gerechtfertigt, als Ilornblendegesteine durch-
Zlrkel. Fetrographie. 11. 4
60 Mineralogische ZusamDiensetzung des Melaphyr.
schnittlich kieselsäurereicher sind als Augitgesteine, welche fast nie
Quarz oder Orthoklas führen; gleichwohl aher ist der Kieselsäure-
gehalt des Melaphyr keineswegs zu hoch fi'ir ein Augitgestein, denn
die Augit-Andesite sind vielleicht durchschnittlich noch etwas saurer
als Melaphyre und namentlich zeigen diese Gesteine, dass v. Richt-
hofens Meinung, in Augitgemengcn übersteige der Kieselsäuregehalt
kaum 50 pct., einer Berichtigung bedarf. Mit der Annahme von
Oligoklas und Augit steht nun auch das specifische Gewicht des
Melaphyr im Einklänge, welches viel zu niedrig ist für ein Labrador-
gestein; es beträgt sogar ungefähr gerade so viel, wie das des
Labrador selbst und in einem Gestein, welches aus Labrador^ Augit
und Erz besteht, müsste das Labradorgewicht durch die letztern schwe-
ren Gemengtheile beträchtlich übertroffen werden; dagegen vermag
der Oligoklas — leichter als Melaphyr — , und der Augit ■ — schwerer
als Melaphyr — gerade das spec. Gewicht des Melaphyr zu erzeugen.
Noch zwei andere Umstände scheinen auch für die Abwesen-
heit von Hornblende und die Anwesenheit von Augit in den Mela-
phyren zu sprechen. Eine überaus häufige Erscheinung ist es, dass
die homblendehaltigen Gesteine nebenbei Glimmer führen, und in
den eigentlichen Melaphyren hat man nur ganz ausnahmsweise Glim-
mer als spärlichen accessorischen Gemengtheil beobachtet; in den
phanerokrystallinischen und kryptokrystallinischen Oligoklas-Horn-
blendegesteinen, den Dioriten und Porphyriten, stellt sich gar manch-
mal Quarz als Gemengtheil ein, und auch davon hat sich in den
Melaphyren nie eine Spur gezeigt. Wird es nun hierdurch aller-
dings nur auf indirectera Wege wahrscheinlich, dass die Melaphyre
keine Hornblende enthalten, so deuten andrerseits dieselben Umstände
auf die Gegenwart von Augit hin, welcher Gemengtheil so selten
mit Glimmer, fast nie mit Quarz vorkommt.
In der That ist auch dadurch, dass der Melaphyr als ein
Oligoklas-Augitgestein anfgefasst wird, die einzige Möglichkeit ge-
boten, ihn noch weiter als selbständiges Gestein zu betrachten und
vor dem Schicksal zu bewahren, in andere Gesteine aufgelöst zu
werden. Wären die zum Melaphyr gezählten Gesteine Oligoklas-
Homblendegemenge, so müsste der Name Melaphyr als überflüssig
wegfallen, indem sie alsdann mit den Porphyriten zu vereinigen
sein würden ; wären sie Labrador-Augitgesteine, so müssten sie den
diabasischen Aphaniten, Üiabasporphyren, Labradorporphyren zu-
Mineralogische Zusammensetzung des Melaphyr. 51
gezählt werden und auch alsdann könnte von einem selbständigen
Melaphyr petrographisch nicht weiter mehr die Rede sein. Die
Combination von Oligoklas und Augit in porphyrischer oder kry-
ptokrystallinischer Ausbildung würde man aber in diesen beiden
Fällen vollständig vermissen, während doch von vornherein nicht
an dem Vorhandensein solcher Gesteine zu zweifeln ist, welche in
altern Formationen die Vorläufer bilden für die in neuem Forma-
tionen Bedeutung gewinnenden Augit-Andesite.
Von allen andern vorauszusetzenden Mineralcombinationen der
Porphyrreihe sind genauer untersuchte und mit bestimmten Bezeich-
nungen versehene Vertreter bekannt und so ist es denn in der That
eine befriedigende Lösung zu nennen, dass sich der Melaphyr als
das vermisste Oligoklas -Augitgestein zu erkennen gibt, wodurch
einestheils die einzige noch offene Lücke ausgefüllt, anderntheils
der altehrwürdige Name Melaphyr gerettet wird.
Es ist selbstverständlich, dass diejenigen der zum Melaphyr
gezählten Gesteine, welche sich durch spätere Untersuchungen sei
es als Labradorgesteine oder als Hornblendegesteine herausstellen,
abgetrennt werden müssen. Dass auf den jetzigen Melaphyr die
alte Definition Brongniarts nicht mehr passt, dürfte keinerlei Schwie-
rigkeiten im Gefolge haben. Auch v. Richthofen ist es nicht gelungen,
sie vollständig zu reconstruiren , da unter der »päte d'amphibole
petrosilicieux« eine felsitische, d. h. quarzhaltige zu verstehen ist.
Der normale Melaphyr besteht also aus Oligoklas (oder ei-
nem in seiner Zusammensetzung dem Oligoklas genäherten Feldspath),
Angit, TitÄueisenerz oder titanhaltigem Magneteisenerz, wozu bis-
weilen geringe Mengen von Apatit oder Chlorophäit treten. Meistens
befinden sich diese Mineralien in einem kryptokrystalliuischen oder
sehr feinkörnigen Gemenge, aus welchem nur selten ausgeschiedene
Krystalle hervortreten. Der gänzliche Mangel an Quarz als eines
wirklichen Gemengtheils verdient ebenfalls als charakteristisch her-
vorgehoben zu werden. ♦
Die Farbe der Gruudmasse ist im frischen Zustande schwarz,
grünlich-, röthlich-, brüunlichschwarz und verlauft bei der Verwit-
terung, welcher die Melaphyre sehr leicht unterliegen, in das Braune,
Rothe und Grüne. Nach Bischof scheint die grüne Farbe das erste
Stadium der Zersetzung von dunklen Melaphyren zu sein, darauf
folgt bei fortschreitender Verwitterung die gelblichgrüne, die ocker-
52 Mineralogische Zusammensetzung der Melaph3^e.
gelbe und ockerbraune Farbe (Ch. u. pb. G. 1. Aufl. II. 832). Der
Bi-uch der unverwitterten Melaphyre ist uneben, ins muschelige
neigend, schimmernd, die Härte die des Feldspaths oder geringer.
Manche Varietäten sind so schwarz, dicht und hart, dass sie voll-
ständig basaltartig erscheinen. Die Grundmasse der Melaphyre
schmilzt im Ganzen leicht vor dem Löthrobr an den Kanten zu
einem grünlichen oder duukelgelben Glase; mit dem Magnet lässt
sich aus ihr Magneteisenerz oder Titaneisenerz oft in beträchtlicher
Quantität ausziehen. Die der Verw^itterung unterlegenen Melaphyre
nehmen eine erdige Beschaffenheit an, zeigen einen Thongemch,
geben im Kolben Wasser und brausen mit Säuren.
Wichtig ist der hierdurch angezeigte Gehalt an Carbonaten,
von denen namentlich kohlensaures Eisenoxydul und kohlensaurer
Kalk als häufige Gemengtheile der Melaphyrgrundmasse erkannt
worden sind. Diese Carbonate, welche in den Hunsrücker Melaphyren
Bergemann zuerst nachwies, und denen Bischof besondere Aufmerk-
samkeit zuwandte, sind ohne Zweifel nicht ursprüngb'ch in der Mela-
phyrgrundmasse vorhanden gewesen, sondern haben sich erst im
Laufe der Zeit durch eine theilweise Zersetzung der darin befind-
lichen Silicate gebildet. Gewöhnlich scheint von ihnen das kohlen-
saure Eisenoxydul in grösserer Menge vorhanden zu sein als der
kohlensaure Kalk; in einer stark verwitterten Varietät des Huns-
rücker Melaphyr fand Bergemann den Eisenspath in Eisenoxyd-
hydrat umgewandelt. Die grüne Farbe der Melaphyre scheint in
vielen Fällen durch die innige Beimengung einer grünerdeartigen
Substanz hervorgebracht, welche Delesse als chlorite ferrugineuse
bezeichnete und Naumann später zu Ehren ' des verdienstvollen
Forschers Delessit nannte. Auch diese Substanz kann wohl nur als
ein Zersetzungsproduct erachtet werden und da der Delessit nach-
gewiesenermaassen sehr häufig aus dem Augit entsteht, deutet auch
dies auf einen Augitgehalt. Alle diese in der Grundmasse fein ver-
theiltcn Substanzen, Eisenspath, Kalkspath, Delessit finden sich
auch als Secretionen in den Hohlräumen der Melaphyrgesteine
abgelagert.
Eine charakteristische Eigenthümlichkeit der Melaphyre na-
mentlich im Gegensatz zu den Porphyren ist ihre gprosse Neigung
zur Entwicklung von amygdal oidischcr Textur: fast in
allen Gegenden, wo eigentliche Melaphyre auftreten, kennt man
Melaphyr-Pechsteine ; nccessorische Geraengtheile. 53
auch Melaphyrinandelsteine. In den Hohlräumen tritt eine grosse
Reihe der verschiedensten durch Zersetzung der Melaphyrgemeng-
theile gebildeter Mineralien auf, verschiedene Species von Quarz
(Bergkrystall, Amethyst, Achat, Jaspis), wie erwähnt, Kalkspath,
ßraunspath, Eisenspath, Delessit, auch Zeolithe und Erze. Ueber
die besondern Verhältnisse der Melaphyrmandelsteine s. unten.
Die Melaphyre scheinen auch ähnlich wie die Felsitporphyre,
die trachy tischen und basaltischen Gesteine, einer hyalinen Aus-
bildung ihrer Masse nicht zu entbehren : am Weisseiberge, am süd-
lichen Abhang des Ilunsrücks tritt ein kohlschwarzes, grossmusche-
lig brechendes, fettglänzendes, vollkommen halbglasiges Gestein in
engster Beziehung zu den dortigen Melaphyren auf, welches wohl
als ein ächter Melaphyr-Pechstein zu betrachten ist; darin liegen
auch sehr kleine weisse, zum Theil durchscheinende Krystalle mit
Zwillingsstreifung ; es zeigt nach Weiss in Dünnschhfifen eine nicht
doppelbrechende homogene bräunliche Grundmasse und enthält nach
Hetzer: Kieselsäure 58.97; Thonerde 15.73; Eisenoxydul 11.73;
Kalk 3.20; Magnesia 0.84; KaH 0.65; Natron 5.43 ; Wasser 3.25
(99.80). Nach Senft (Classific. d. Felsarten 267) scheint eine ähn-
liche Ausbildungsweise am Altenstein im Thüringerwalde vorzu-
kommen, V. Richthofen erwähnt ebenfalls, dass das Gestein vom
Johannisberg im Landeshut - Glatzer Gebirgszug dicht, fast pech-
steinartig, basaltschwarz sei, mit kleinen ausgeschiedenen Feld-
spathkrystallen.
An accessorischenGemengtheilen sind die Melaphyre
nicht sehr reich: Glimmer erscheint selten in messinggelben, brau-
nen oder schwarzen, sechsseitigen Täfelchen, Rubellan in kleinen,
tombakbraunen oder ziegelrothen Blättchen, Apatitnadeln sind in
manchen Melaphyren gegenwärtig. Ein grünes, nicht selten einge-
sprengtes Mineral, von geringer Härte, welches meistens undeutlich
begi-enzte Körner bildet, dürfte vielleicht Delessit sein; Chlorophiiit
tritt ebenfalls hier und da auf; Granat kennt man in den Mela-
phyren von Ilfeld am Harz, Eisenities in schönen Würfeln im Druse-
thal im Thüringerwald. Naumann erwähnt ein diallagähnliches
Mineral in gelben bis kupferrothen Bliittchen (wohl nicht Strengs
grünlichweisses dialhigartiges Mineral), welches aber auch nach
ihm vielleicht Rubellan sein könnte. Schuppiger Eisenglanz oder
Eisenglinmier, z. B. bei Friedrichsroda am Thüringerwalde. In
54 Accessorische Geraengtheile der Melaphyre.
manchen Melaphyren findet sich Epidot eingesprengt, welches Mine-
ral wahrscheinlich auch ein Zersetzungsproduct ist. Bemerkenswerth
ist das mehrfach beobachtete Vorkommen von gediegenem Kupfer
in den Melaphyren, z. B. bei Baumholdcr südlich vom Hunsrück,
am Kewenaw-Point und im Ontonagon-District am Obern See in
Nordamerica, wo dieses Metall in Begleitung von gediegenem Silber
nicht nur eingesprengt ist, sondern Adern und gangartige Lager-
stätten von bedeutenden Dimensionen in den Melaphyren bildet.
Die Mandelsteine von Elrzeszowice im Krakauer Gebiet besitzen nach
Krug von Nidda einen beträchtlichen Zinkgehalt, indem daraus
durch Rösten und Destillation 2 — 5, in einzelnen Partieen auch
10 — 12 pct. metallischen Zinks zu gewinnen sind (Zeitschr. d. d.
geol. Ges. 11. 1850. 208). Nester, Trümer und Adern von allerlei
Mineralien, namentlich von denjenigen, welche auch die Hohlräume
erfüllen, von Jaspis, Chalcedon, Achat, Amethyst, von Kalkspath,
Braunspath oder Grünerde finden sich häufig in den Melaphyren.
Bei Wahlhausen, Castell und Dtippenweiler in dem Melaphyrge-
biet südlich vom Hunsrück erscheinen Trümer und Adern von manch-
fachen Kupfererzen (Malachit, Kupferlasur, Kupfergrün, Kupfer-
glanz), bei Friedrichsroda am Thüringerwald z. B. Eisenglanz und
Eisenrahm als glänzender Spaltenüberzug.
Analysen von Melaphyren.
I. Melaphyr von Schneidemüllersberg im Ilmenthal bei Ilmenau ;
feinkömig-krystallinisch, schwarz ins grünliche, mit klinoklastischem,
grünlich weissem Feldspath ; braust nicht mit Säuren, v. Richt-
hofen, Zeitschr. d. d, geol. Ges. VHI. 1856. 615 (vgl. darüber unten).
n. Melaphyr vom Buchberg bei Landeshut, Schlesien; fein-
kömig, bräunlichschwarz ins grünliche, ohne porphyrartig einge-
sprengte Krystalle; braust nicht mit Säuren, völlig unzersetzt.
V. Richthofen, ebendas. (vgl. darüber unten).
III. Melaphyr vom Johannisberg im Landeshut - Glatzer Zug,
Schlesien ; dicht, fast pechsteinartig, basaltschwarz, ohne Spui- von
Zersetzung, mit ausgeschiedenen kleinen unbestimmbaren Feldspath en.
V. Richthofea ebendas.
IV. Melaphyr von der Leuchtenburg, oberhalb Tabarz im
Thüringerwald ; basaltschwarz, mit weisslichen kleinen Krystallen ;
mit Säuren unmerklich brausend. Söchting, Zeitschr. f. ges. Naturw.
1854. 199 (nach Roth vielleicht Diorit).
Chemische Zusammensetzung der Melaphyre.
55
V. Melaphyr aus dem Steinbruch am Rabenstein bei Ilfeld
am Harz ; schwarze krystallinische Masse mit vielen lichten Kry-
ställchen, fast gar nicht mit Säuren brausend. Streng, Zeitschr. d.
d. geol. Ges. X. 1858. 145.
VI. Melaphyr vom obern Ende des Fabrikgrabens im Bähre-
thal bei Ilfeld schwai-z, sehr spröde, von scharfsplittengem, wachs-
artig glänzendem Bruch, braust nicht mit Säuren, In der Grund-
masse leicht ritzbare farblose bis grüne Ej-ystallblättchen, ein dial-
lagähnliches Mineral. Streng, ebendas. 147.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
Kieselsäure . .
. 55.54
54.58
57.82
59.18
56.22
54.26
Thonerde .
. 23.74
18.92
17.53
15.08
15.56
15.57
Eisenoxyd . .
—
—
-^
14.67
—
—
Eisenoxydul . .
3.92
10.87
8.43
—
8.07
8.34
Manganoxydul .
—
—
—
—
—
0.08
Kalk ....
7.26
7.17
10.53
4.58
6.36
8.17
Magnesia . . .
. 2.39
1.15
0.65
1.46
5.97
6.42
Kali ....
1.27)
4.08
1.73
3.29
2.69
Natron . .
2.76 1
5.04
3.02
2.40
2.61
Wasser . . . .
1.69
2.11
1.62
2.75
1.77
Kohlensäure . .
—
—
—
—
1.95
1.24
Phosphorsäure . .
Titansäure
0.54
0.89
1.12
Spur
—
Spur
—
100.00 100.00 100.00 101.34 102.57 101.15
VII. Melaphyr vom rechten Abhang des Fischbachthals bei
Ilfeld, graubraun, deutlich krystallinisch, nicht mit Säuren brausend,
mit kleinen dunkelgrünen Krystallen des diallagähnlichen Minerals.
Streng ebendas. 148.
VIII. Melaphyrmandelstein von Ilfeld, braun, gleichförmig
krystallinisch, stark brausend ; viele kleine Mandeln meist mit Chal-
cedon, auch mit Grünerde und Kalk erfüllt, auch feine Chalcedon-
adern ; diallagähnliches Mineral. Bierwirth bei Streng ebend. 1 55.
IX. Melaphyrmandelstein vom Buchberg bei Landeshut, Schle-
sien; grauviolett, erdigweich, stark brausend, zahlreiche verschieden
ausgefüllte Mandeln, v. Richthofen, Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch.
VIII. 1856. 640.
X. Melaphyrmandelstein von Oberstein an der Nahe, dunkel-
56
Cherniflche Zusammensetzung der Melaphyre.
Delesse, Annales des
röthlichbraun, mit kleinen Quarzmandeln,
raines 1849. 516.
XI. Melaphyr aus dem Woleschkathal zwischen Semil und
Kostialow bei Poric in Böhmen, ganz frisch, feinkörnig-krystallinisch,
dunkelgrau ins grünliche mit zahlreichen kleinen Kalkspathmassen.
Werther, Mitth. an Roth 1861 u. Journ. f. pr. Chem. XCI. 1864. 330.
Vll.
VIII.
IX.
X.
XI.
Kieselsäure . . .
. 59.73
56.81
48.94
51.13
54.14
Thonerde . . .
16.08
14.11
26.25
29.73
18.06
Eisenoxyd . . . .
—
—
7.01
3.12
Eisenoxydul . . .
6.93
10.90
—
—
5.87
Manganoxydul . .
0.27
—
—
—
—
Kalk
1.88
3.67
5.35
4.73
5.20
Magnesia ....
5.39
4.70
3.80
Kali
3.66
1.16 -
5.18
10.73
1.44
Natron ....
2.71
2.53
2.25
Wasser ....
3.12
3.80
2.81
3.68
6.35
Kohlensäure . . .
0.81
2.96
3.72
Glv.
Phosphorsäure . .
Spur
—
0.74
—
—
100.58 100.64 100.00 100.00 100.23
Die V. Richthofenschen Analysen dürften vielleicht an dem
frischesten Material angestellt sein. I zeichnet sich durch den hohen
Thonerdegehalt aus. I und 11 stimmen sehr genau mit einander
überein, wenn man das Eisen als die Thonerde ersetzend annimmt,
doch macht Roth darauf aufmerksam, dass bei einer Berechnung
auf die einzelnen Gemengtheile Kieselsäure übrig bleibt. Die Ana-
lysen von V. Richthof en aus dem Thüringer wald und aus Schlesien
besitzen denen von Streng aus der Umgegend von Ufeld gegen-
über einen sehr niedrigen Magnesiagehalt, auch die Söchtingsche
Analyse von thüringischem Melaphyr, sowie seine andern hier nicht
aufgeführten zeigen dieselbe geringe Magnesiamenge. Beachtenswerth
sind auch die beträchtlichen Differenzen im Kalkgehalt (z. B. III
und VI, verglichen mit VII und VIII); Kalk und Magnesia bind
bei eintretender Zersetzung die beweglichsten Stoffe. Die Mela-
phyrmandelsteine, deren Streng noch mehrere von Ilfeld unter-
sucht hat, weichen in ihrer Zusammensetzung nicht sehr beträcht-
lich von den un verwitterten dichten Melaphyren, mit denen sie in
Chemische Zusammensetznng der Melaphyre. 57
Verbindung stehen, 'ab, weil die Zerset^ungsproducte nicht aus dem
Gestein weggeführt, sondern in Hohkäumen und auf Kliiften ab-
gesetzt wurden.
Bemerkenswerth ist die auffallend grosse Uebereinstimmung,
welche die durch v. Richthofen aufgestellte durchschnittliche Zu-
sammensetzung der möglichst frischen Melaphyre (vgl. S. 44) mit
derjenigen vieler Augit-Andesite zeigt ; so z. B; ist I jene Melaphyr-
zusaramensetzung, wenn man sie wasserfrei berechnet (v. Richthofen
hat 2.03 \Ya8ser); II Augit-Andesit von der Serra Vavalaci am
Val del Bove, Sicilien nach S. v. Waltershausen (Vulk. Gest. v. S.
u. I. 149); in Heklalava von 1845 nach Damour (Bull, de la soc.
geol. (2) VII. 1849. 85):
Si
AI
Fe Fe Ca Mg
I.
55.25
21.35
— 8.15 6.37 2.13
II.
55.28
17.75
11.60 — 6.24 2.42
III,
. 54.76
13.61
— 15.60 6.44 1.35
k
Na
P fi Flüchtig
I. 1.73
3.23
0.89 0.90 —
IL 1.72
5.85
— — 0.47
III. 1.21
3.41
— 1.72 0.07
Der einzige Unterschied besteht in der Ersetzung von Thon-
erde durch Eisen; Kieselsäure und Monoxyde könnten in diesen,
zeitlich und räumlich so weit auseinanderliegenden, mineralogisch
analog zusammengesetzten Gesteinen kaum besser übereinstimmen.
Die Labrador und Augit führenden Dolerite sind wie erwähnt durch-
gehends basischer, da bei ihnen der Kieselsäuregehalt um 50 pct.
schwankt. XI stimmt, den grossen Gltihverlust abgerechilet, gut
mit obiger Durchschnittszusammensetzung überein. Werther unter-
suchte noch andere ähnliche Gesteine Böhmens, welche er wohl
mit Recht zu den Melaphyren rechnet. Roth zählt sie zu den
Hyperstheniten ; eines derselben von Stransko bei Liebstndl hält
selbst 56.20 Kieselsäure und für Labrador -Hypersthen- Gesteine
scheinen dieselben bei weitem zu sauer zu sein.
Der Interpretation der Analysen auf Oligoklas, Augit und
Magneteisen stellen sich viele Schwierigkeiten entgegen, da die Ge-
steine grossentheils nicht mehr frisch sind und sich nicht der min-
deste Anhaltspunkt für die Zusammensetzung der constituirenden
58 Specifisches Gewicht des Melaphyr.
Mineralien gewinnen lässt. Die Partial-Analyseu Bergemanns von
den Hunsrücker Melaphyren sind nicht aufgefühi-t worden, da so
verdienstlich sie auch sind, dennoch die Methode ihrer Ausführung
zu vielen Zufälligkeiten ausgesetzt sein dürfte.
Was das specifische Gewicht der Melaphyre anbelangt, so be-
trägt dasselbe nach Leopold von Buch 2.752 — 2.754; Zobel und .
V. Carnall 2.65—2.75; Bergemann 2.748—2.837 (magneleisenreich) ;
Credner 2.63— 3.76; Geinitz 2.558— 2.816 ; v. Richthofen 2.708—
2.741; Naumann 2.67 — 2.75. Speciell beträgt das specifische Ge-
wicht bei dem Melaphyr:
I. 2.708 n. 2.741 III. 2.627
IV. 2.73 V. 2.71 VI. 2.73
VII. 2.65 Vni.2.69 X. 2.680
Naumann bemerkt, dass das specifische Gewicht des Melaphyr
in Hinsicht auf dasjenige des Labrador und des, wenn auch oft
nur in kleinen Quantitäten vorhandenen Titaneisenei-zes keine be-
deutende Beimengung von Augit voraussetzen lässt (Geognosie 1.591).
Nimmt man indessen anstatt des Labrador den leichtern Oligoklas
als feldspathigen Gemengtheil des Melaphyr an und berücksichtigt
zugleich, dass derselbe im mikrokrystallinischen Zustande ein noch
geringeres Gewicht als in Spaltungsstücken besitzen wird, so kann
d(ineben recht wohl eine ansehnliche Menge von Augit vorhan-
den sein.
Ueber die genauere mineralische Zusammensetzung der ein-
zelnen Melaphyrvorkommnisse besit-zen wir namentlich folgende
Forschungen :
Streng hat ausführliche Untersuchungen über die Melaphyr-
gestein^ in der Umgegend von Bfeld am Harz geliefert, verbunden
mit einer Reihe zahlreicher Analysen, von denen oben einige mit-
getheilt worden sind. Er unterschied dort Melaphyrporphyr oder
porphyrartigen Melaphyr, Melaphyr und Melaphyrmandelstein. Mit
Rose, Naumann, Roth und v. Cotta rechnen wir die Melaphyrpor-
phyre, auch kömige Melaphyre genannt, zu den Porphyriten (vgl.
S. 29), indem ihre Grundmasse viel mehr Kieselsäure als die an-
dern eigentlichen Melaphyre (im Durchschnitt 61.3) enthält und
(zersetzte) Hornblende aus ihnen ausgeschieden ist. Der Melaphyr,
von dem die meisten Varietäten schon beginnender Verwitterung
unterlegen sind, hat im möglichst frischen Zustande eine deutlich
Melaphyre der Umgesrencl vou Ilfeld. 59
niikrokrystallinische harte und spröde Grundmasse, zuw.eilen von
wachsartigem Glanz und von dunkel hlauschwarzer Farbe, welche
verwitternd durch grün und grau in fast alle Nuancen von braun
übergeht; sie schmilzt leicht zu einem weissen, grünen oder schwar-
zen Glase und ihr spec. Gewicht schwankt von 2.62 bis 2.78. In
der Grundmasse der meisten Varietäten liegen oft sehr zahlreich
vertheilte Kry stalle, von nadeiförmiger oder dünn- säulenförmiger
Gestalt, welche Streng ursprünglich als dial lagartiges Mineral be-
zeichnete, später als thonerdehaltigen Schillerspath oder Bastit be-
stimmte. Das Mineral ist- grünlichweiss, durchsichtig und besitzt
eine Härte von 3 — 4 ; die Krystallform ist nicht zu ermitteln,
es zeigt aber parallel einer Säulenfläche vollkommene Spaltbarkeit
und erscheint in regelmässigen Zwillings Verwachsungen, welche unter
einem Winkel von 60*^ sich kreuzen. Streng glaubt, dass dieses
Mineral zu den wesentlichen Gemength eilen des Melaphyr von Ilfeld
gehöre und auch in der Grundmasse vorhanden sei ; nebenbei kommt
in dem östlichsten Theil der Melaphyrablagerung dunkelbrauner
Kubellan in glas- und perlmutterglänzenden Krystallblättern als
Einsprengling vor. Die ursprüngliche Durchschnittszusammensetzung
der frischesten Varietäten bestimmte Streng zu: Kieselsäure 56.4;
Thonerde 15.9; Eisenoxydul 8.4; Kalk 7.4; Magnesia 6.3; Kali
3.1; Natron 2.5 (100.0). Der beträchtliche Unterschied in der
Zusammensetzung mit den »Melaphyrporphyren« von Ilfeld leuchtet
ein, welche einen durchschnittlich um 5 pct. höhern Kieselsäurege-
halt besitzen. Ihr Sauerstoffquotient ist im Mittel 0.35, der der
Melaphyre 0.44. Vergleicht man die Durchschnittszusammensetzung
der Ilfelder Melaphyre mit der von v. Richthofen aufgestellten Nor-
malzusammensetzung der Melaphyre, so ergibt sich, dass die Unter-
schiede keineswegs bedeutend genug sind um eine Vereinigung mit
den v. Richthofennchen Melaphyren auszuschliessen. Die Melaphyr-
mandelsteine von Ilfeld bestehen nach Streng aus einer braunen,
homogen erscheinenden Grundmasse, welche dennoch die Härte
5 — 6 erreicht, fast immer Thongeruch zeigt und mit Mandeln er-
füllt ist, die aus Delessit, Chalcedon und Kalkspath gebildet sind.
Das diallagähnliche Mineral ist in den frischern Mandelsteinen noch
zu erkennen. Sie können von den Melaphyren nicht getrennt wer-
den, da sie auf das innigste mit ihnen zusammenhängen. Streng
theilt sehr schätzenswerthe Betrachtungen un4 Untersuchungen
60 Melaphyr der Umgegend von Ilfeld.
über die Zersetzungsprocesse mit, die in den Mandelsteinen ge-
spielt haben.
Später sprach er aus, dass die Melaphyre des südlichen Harz-
randes im wesentlichen wahrscheinlich aus einem feldspathartigen
Bestandtheil von labradorartiger Zusammensetzung, aus Schillerspath
und aus Magneteisen bestehen ; dabei ergebe sich ein kleiner Ueber-
schuss an freier Kieselsäure (geliefert durch den Uebergang des
Augit in Schillerspath), selbst dann, wenn man eine gewisse Or-
thoklasmenge den Labrador begleiten lässt. Letzteres würde übrigens
zumal bei der Gegenwart von Augit eine Combination darstellen,
zu welcher sich wohl kein einziges Analogen findet und es scheint viel
natürlicher an die Stelle von Labrador und Orthoklas Oligoklas zu
setzen. Girard, welchem wir ebenfalls eine sehr ausführliche petro-
graphische Beschreibung des Ilfelder Melaphyr verdanken, beob-
achtete bisweilen kleine Augitkrystalle wahrscheinlich mit einer
hypersthenartigen Spaltbarkeit in dem Melaphyr des Thaies süd-
lich vom Netzberg und demjenigen vom Gottesthal bei Wiegersdorf
und betrachtet letztern als Gemenge eines feldspathigen Bestand -
theils mit Augit, welcher indessen nur ^ bis | der ganzen Masse be-
trage ; ausserdem erwähnt er darin kleine undurchsichtige schwarze
Körner, höchstens zu 2 pct. darin vorhanden, die er für Magnet-
eisen oder Titaneisen erklärt; auf die Frage, ob der vorwaltende
Feldspathgemengtheil Labrador oder Oligoklas sei, geht Girard
nicht ein. Naumann bemerkt zu diesem Vorkommen des Augit, dass
dasselbe in dem Ilfelder Melaphyr nur als ein seltenes und sehr
untergeordnetes betrachtet werden dürfe, denn auch die Kr^'stalle
des bastitähnlichen Minerals könnten wohl nicht als weiland Augit-
krystalle erachtet werden, wie Naumann überhaupt den Melaphyren
nur einen sehr geringen Augit- und gar keinen Homblendegehalt zu-
gestehen will. Nichtsdestoweniger ist die Auffindung von leibhaf-
tigem Augit in diesen Gesteinen von grossem Belang.
Nach diesen Forschungen hat G. Rose sich mit der Unter-
suchung des Ilfelder Melaphyr beschäftigt und dabei durch eigene
mikroskopische Beobachtungen und Interpretation der Strengschen
Analysen Resultate gewonnen, welche die Natur dieses Gesteins
mit grosser Genauigkeit festzustellen scheinen. £r beschreibt die
Melaphyre als eine feinkörnige fast dicht erscheinende Masse von
(in den frischesten Abänderungen) schwarzer oder brauner Farbe,
Melaphyr der Um^gend von Ilfeld. 61
zuweilen mit feinen 1 bis höchstens 3 Linien langen nadeiförmigen
Krystallen von grünlich weisser bis schwärzlichgiüner Farbe (die-
selben welche auch Streng beobachtete), und ausserdem sehr kleinen
lichten grünlichweissen Kryställchen einer andern Substanz. Die
Grundmasse besteht höchst wahrscheinlich aus einem innigen kry-
stallinischen Gemenge von Oligoklas (worauf auch der für ein La-
bradorgestein allzuhohe Kieselsäuregehalt verweist) mit Augit, et-
was Magneteisenerz und Apatit. Streng analysirte später eine 1 Zoll
lange und 7 Linien breite Verwachsung dreier Feldspathindividuen,
welche ihm das SaueratoflFverhältniss 0.94 : 3 : 6.79 ergab, woraus
er auf Labrador schliesst. Die feinen Krystallnadeln hält Rose wie
Streng für Schillerspath und zwar hervorgegangen aus einer Um-
wandlung von Augit, womit auch die Beobachtungen von Girard
und Bäntsch übereinstimmen; merkwürdiger Weise finden sich in
dem schlesischen Melaphyr von Lahn genau dieselben nadeiförmigen
Krystalle, wie in diesem von Ilfeld. Welchem Mineral die lichten
grünlichweissen Kryställchen, die Streng mit den vorigen vereinigt,
angehören, vermochte Rose nicht zu bestimmen. Kleine Glimmer-
blättchen, die Rubeliane Strengs, finden sich hier und da einge-
sprengt. Rose unterscheidet speciell in der Umgegend von Ilfeld
folgende Varietäten des Melaphyr, hauptsächlich nach mikroskopi-
schen Untersuchungen.
Schwarzer Melaphyr vom Rabenstein (nicht Rabenklippen nach
Streng) ; die Grundmasse erscheint als eine Zusammenhäufung von
lauter dicht gedrängten durchsichtigen prismatischen Krystallen, ge-
mengt mit grossem schwärzlichgrünen Körnern und schwarzen Ma-
gneteisenkörnem, dazwischen liegen die grössern schon mit blossem
Auge erkennbaren lichten Krystalle der unbekannten Substanz.
Schwarzer Melaphyr von Wiegersdorf ; unter dem Mikroskop
ist in der Grundmasse das Gewirre der prismatischen Krystalle un-
deutlicher als in der vorigen, darin liegen die schwärzlichgrünen
Schillerspathnadeln und schwarze scharf begrenzte Magneteisen-
körner, während die grossem lichten Krystalle fehlen.
Rother Melaphyr vom Birkenkopf ; in der braunrothen Grund-
masse liegen grüne nadeiförmige Augitkrystalle ; die wasserhellen
prismatischen Krystalle der Grundmasse sind noch gut zu erkennen,
die schwarzen Körner haben unbestimmt verlaufende Ränder be-
kommen und die Umgebung braunroth gefärbt.
62 Schlesische und südtyroler Melaphyre.
Rose knüpft auch, noch Beobachtangen an über die schlesischen
Melaphyre von Löwenberg, Lahn und Landeshut; das mikroskopi-
sche Bild der Grundmnsse ist mit dem der Ilfelder Melaphyre sehr
übereinstimmend : man erkeunt darin 1 . wasserhelle prismatische
Rrystalle, die die grösste Masse ausmachen, 2. schwärzlichgi-üne
bis olivengi-üne, mehr oder weniger durchsichtige Kömer, 3. kleinere
schwarze undurchsichtige Körner, 4. feine durchsichtige nadelartige
Ki'ystalle; die beiden letzterwähnten Gemengtheile sind offenbar
Magneteisen und Apatit, womit der Phosphorsäuregehalt der Ana-
lysen übereinstimmt. Die den Haupttheil der Grundmasse bei den
ilfelder und schlesischen Melaphyren bildenden wasserhellen pris-
matischen Krystalle sind es, welche Rose mit Rücksicht auf den
verhältnissmässig hohen Kieselsäuregehalt der Gesteine, sich an v.
Richthofen anschliessend für Oligoklas hält; die schwärzlich grünen
Körner scheinen ihm mit Recht viel eher Augit als Hornblende
zu sein. Der > schwarze Porphyr« Strengs von Elbingerode am Harz
(N. Jahrb. f. Min. 1860. 385) darf wegen seines erwiesenen La-
bradorgehalts nicht mit den Melaphyren, sondern muss mit den
Labradorporphyren vereinigt werden.
Die Melaphyre Südtyrols sind eingehend durch v. Richthofen
beschrieben worden. Vorderhand muss es noch als fraglich bezeich-
net werden, ob sie wirklich, wie dieser verdienstvolle Forscher
annimmt, als wesentlichen Bestandtheil Hornblende führen; die von
ihm als normaler Melaphyr bezeichnete Varietät enthält nur Oli-
goklaskrystalle ausgeschieden und die Hornblende wird nur als Ge-
mengtheil der dunkelperlgrauen, rauchgrauen und schwärzlichgrauen
Grundmasse vorausgesetzt, welche ebenso gut Augit enthalten kann ;
wo in den andern Varietäten neben dem Feldspath noch ein kry-
stallisirtes Mineral porphyrartig aus der ebenfalls angeblich horn-
blendehaltigen Grundmasse ausgeschieden ist, da ist es in der That
entweder nur Augit oder vorwaltender Augit und daneben undeut-
liche, sehr zurücktretende, aber erkennbare Hornblende. • Wenn es
demgemäss einerseits nicht rathsam erscheint, diese Gesteine als
Hornblende-Oligoklasgemenge aufzufassen, so wird man sich andrer-
seits noch darüber zu entscheiden haben, ob für den Hornblende-
gehalt der Umstand bedeutendes Gewicht besitzt, dass, während
die zersetzte Grund masse des Augitporphyr die Farbe der zersetz-
ten Augitkrystalie annimmt (weil der färbende Bestandtheil mit den
Sog. Melaphyre des Thüringerwaldes. 63
letztern identisch ist), diese Erscheinung bei dem Melaphyr nicht
eintritt, sondern Grundmasse und Augitkrystalle andersgefarbte Zer-
setzungsproductc liefern. Diese Melaphyre sollen übrigens neben
dem Oligoklas noch Labrador enthalten, ein Zusanimenvorkommen,
welches noch nicht durch eine Analyse bestätigt wurde, und hier-
durch, sowie durch den Augitgehalt in Augitporphyr übergehen.
Die Melaphyrgesteine des Thüringerwaldes, über welche früher
Credner werthvolle Mittheilungen gemacht hatte, bedürfen wohl
noch einer genauem Abgrenzung, indem Senft in seiner ausgezeich-
neten Abhandlung über diese Gesteine (namentlich des nordwest-
lichen Endes), deren Eintheilung oben mitgetheilt wurde, den Be-
grifF des Melaphyr weiter ausdehnt, als es gewöhnlich und auch
hier geschieht. Seine Glimmermelaphyre scheint man mit den Glim-
merporphyriten vereinigen zu müssen, die Hornblendemelaphyre
gehören wohl zum grössten Theil zu den Hornblendeporphyriten.
V. Fritsch hat namentlich die »Melaphyre* aus der Umgegend von
nmenau im Thüringerwalde ausfuhrlich beschrieben. Die sehr fein-
körnige, dicht erscheinende Grundmasse erweist sich unter dem
Mikroskop hauptsächlich als ein Aggregat von säulenförmigen hellen
durchscheinenden Krystallen, welche er für einen sehr kalkreichen
Oligoklas erachtet, da der Kieselsäuregehalt des ganzen Gesteins
vom Schneidemüllerskopf (54 pct.) den des Labrador übersteigt,
die andern Silicate desselben, basischer als der Feldspath, den Kie-
selsäuregehalt hinabdrücken müssten ; das spec. Gewicht des Gesteins
aber übersteige das des Labrador zu wenig, während durch die
Anwesenheit der Nebengemengtheile das des Feldspathgemengtheils
für das Gesammtgest^in bedeutend erhöht werden muss. Die schwar-
zen undurchsichtigen Kömchen, welche das Mikroskop daneben
zeigt, ist V. Fritsch geneigt für Hornblende zu halten. Ausgeschie-
den enthalten diese Gesteine den triklinischen Feldspath und in
grosser Menge tafelartigen seltener kurz säulenförmigen schwarz-
braunen Magnesiaglimmer, zuweilen in braunrothen Tlubellan ver-
wandelt; schwarze sechsseitige Säulchen sind wahrscheinlich Horn-
blende. In den eigentlichen Melaphyren ist indessen Glimmer sehr
selten, welcher mit vollem Recht als Vertreter der Hornblende gilt,
und wenn schon hiemach unbedenklich diese » Melaphyre« den Glim-
merporphyriten (hornblend ehaltigen) zugerechnet werden zu müssen
scheinen, so wird dies noch mehr unterstützt, wenn v. Fritsch be-
64 Melaphyre des Hunsrück.
merkt, dass Kömer freier Kieselsäure, mit der Grundmasse sehr
fest verwachsen, eine sehr häufige Erscheinung sind ; die eigent-
lichen Melaphyre führen aher nie Quarz, der in den Porphyriten
ein häufiger Gast ist. Wenn dem so ist, so müsste Analyse I und
II zu den Porphyi-iten gestellt werden; eigenthümlich ist, dass v.
Richthofen bei dem Gestein des Schneidemüllerskopfs des Glimmers
kaum Erwähnung thut. Die >Melaphyrmandel8teine« (vielleicht
auch die Delessitmelaphyre Senfts S. 47) dürften dagegen wohl
ächte Melaphyre sein, da v. Fritsch erwähnt, dass diese sich nur
selten an die glimmerhaltigen, fast immer an die glimmerfreien Ge-
steine anschliessen.
Die mit den ausgezeichnetsten Mandelsteinen in Verbindung
stehenden »Melaphyre« von Oberstein, sowie überhaupt die ver-
breiteten und in manchen Varietäten recht deutlich kryatallinischen
»Melaph3Te« südlich vom Hunsrück, deren Zusammensetzung na-
mentlich Steininger, v. Dechen und Bergemann zu erforschen ge-
sucht haben und deren geologische Verhältnisse wohlbekannt sind,
verdienen wohl noch eingehender, namentlich mikroskopischer Un-
tersuchungen, verbunden mit Analysen der ausgeschiedenen, mög-
lichst frischen Feldspathe. Die kleinen durchscheinenden Feldspath-
krystalle des OI)ersteiuer Melaphyr hatte Delesse analysirt und alß
Labrador erklärt, ihr spec. Gewicht betrug indessen nur 2.642,
auch befanden sie sich schon in etwas zersetztem Zustande, wes-
halb V. Richthofen mit Recht diese Analysen als nicht entscheidend
betrachtete. Delesse hatte gefunden : Kieselsäure 53.89 ; Thonerde
27.66; Eisenoxydul 0.97; Kalk 8.28; Natron 4.92; Kali 1.28;
Glühverlust 3.00 (100); wie oben erwähnt, führt er neben dem
Feldspath Augit, keine Hornblende auf.
Die Kenntniss der mineralogischen und chemischen Zusammen-
setzung der andern, als Melaphyr angeführten Gesteine ist noch
sehr wenig gefördert und nähere Untersuchungen müssen erst die
Zusammengehörigkeit mit den vorher erwähnten Gesteinen darthun.
Als solche Gesteine, welche man mit dem Namen Melaphyr zu be-
zeichnen pflegt, sind zu nennen:
Die Melaphyre des Kohlengebiets von Planitz und Vielau bei
Zwickau.
Der Melaphyr von Gnettstadt am Steigerwald in Franken
(durchbricht Keuper und Muschelkalk, ist vielleicht Basalt), ana-
Melaphyre. 65
lysirt von v. Bibra (Journ. f. prakt. Chemie XXVI. 1842. 29). In
schwarzer Grundmasse viele Augitkrystalle, Kalkspath, »auch Horn-
blende kann mit freiem Auge wahrgenommen werden.«
Das Melaphyrlager im Johann-Friedrich- und Zabenstädter-
StoUen, östlich vom Welbisholze im Mansfeldischen.
Die Melaphyrkuppen in der Umgebung von Darmstadt, in
den Steinkauten bei Götzenhain, im Eichen bei Urberach,
Die Mehiphyre des nordöstlichen Böhmens^ namentlich im
Jiciner Kreis (zwischen Roökopow und Levin-Oels, Kozakow un-
fern Eisenstadtl).
Die »Melaphyre«^ der Vogesen von Rimbach, am östlichen
Fuss des Ballons von Guebwiller, von Bitsch willer, Horben, Puix
u. 8. w., von denen vielleicht gar nichts zum eigentlichen Melaphyr
gehört, da ein grosser Theil dieser Gesteine als labradorführend
erkannt ist (vgl. Labradorporphyr).
Die Melaphyre der Umgebungen von Christiania im südlichen
Norwegen, welche sich von der Spitze des Vettakollen bis zu den
Inseln des Buudefjord verfolgen lassen. Sollten diese Gesteine in
der That, wie Kjerulfs Untersuchungen höchst wahrscheinlich machen,
den Labrador als Feldspathgemengtheil führen, so würden sie von
unserm Melaphyr abzutrennen und dem Labradorporphyr zuzu-
zählen sein.
Die Melaphyre Englands (Trapp, Greenrock, Toadstone) ; viel-
fach verbreitet in England, namentlich im Gebiete der Steinkohlen-
formation und des Rothliegenden sind Gesteine, welche sehr grosse
Aehnlichkeit mit Melaphyren haben^ über deren genauere minera-
logische und chemische Zusammensetzung aber so gut wie gar nichts
bekannt ist. Zum Theil werden sie mit dem allgemeinen, berüch-
tigten Namen Trapp bezeichnet, die Bergleute in StafiTordshire nennen
sie Greenrock, die zugehörigen Gesteine in Derbyshire heissen Toad-
stone, ein Name, der deutschen Bergmannssprache (Todtstein) ent-
lehnt, ähnlich dem Todtliegenden, weil sie nicht wie die Kalksteine
Bleierze führen. Derlei Melaphyrablagerungen kommen vor z. B. bei
Tortworth in Gloucestershire, bei Wolverhampton in Staffordshire
(Rowley-hills), in der Umgegend von Exeter, in Derbyshire viel-
verbreitet (z. B. in der Umgegend von Buxton, Matlock und Bake-
well), in der Umgegend von Mullion, Endellion, Tintagell, St. Clether
in Cornwall, bei C'olzean-Castle in der schottischen Grafschaft Ayr,
Zirkel, Petro^aphie. II. g
66 Spilite, Variolites du Drac.
in den Bergen Chair of Kildare und Grange-hill in Irland. Die
Toadstones in Derbyshire sind meistens amygdaloidisch mit Kalk-
spatbmandeln ausgebildet. Mikroskopische Untersuchungen eines
sehr zersetzten Toadstone von Youlgrave in Derbyshire zeigten,
dass der Hauptgemengtheii trübe milchweisse Nadeln und kurze
dicke Säulchen darstellt, welche ohne Zweifel ehemals dem Feldspath
angehört haben; ausserdem erschienen braune, uuregelmässige Splitter,
und durchscheinende schaalige Parti een von hufeisenförmiger Gestalt,
welche aus hellgrünen, auseinanderlaufend strahligen Krystallnadeln
bestehen ; die in den frischern Gesteinen noch halbwegs erkennbaren
Augite sind vollständig verschwunden, doch geben von ihrer An-
wesenheit wohlerhaltene, ihren Durchschnitt zeigende Ränder von
Magneteisenkömern Zeugniss, welche eine grauliche trübe Masse
umschliessen.
Zu den Melaphyren pflegt man meistens die Spilite der
französischen Geologen zu rechnen, über deren mineralogische Con-
stitution ebenfalls nicht viel genaues vorliegt, welche aber in ihrem
äussern Ansehen ähnlich sind. £lie de Beaumont erklärt den Spilit
für eine blosse Modiflcation des Melaphyr (Explic. de la carte geol.
I. 369). Sie sind von grünlichgrauer, violetter oder schwarzer
Farbe, und scheinen vorzugsweise als Mandelsteine ausgebildet zu
sein. Zu den Spiliten gehören auch die sog. Variolites du Drac,
welche man in Geschieben im ganzen Dracthal bis nach Grenoble
aber auch anstehend an vielen Punkten der französischen Hoch-
alpen und des Isere-Departement findet; sie sind bald dicht, bald
mandelsteinartig (durch Kalkspath-, Quarz-, Epidot-, Chlorit- und
Grünerdemandeln), bald blasig, indem die Ausfüllung der Mandeln
verschwunden ist; letztere Erscheinung zeigt sich nur auf der
Oberfläche der Gesteine. In den Vogesen gewinnt der ^Spilit* eine
grosse Oberflächenausdehnung bei Servance, Fresse, Belonchamp,
fimouliere. Gueymard hat solche Gesteine aus den westlichen Alpen
chemisch untersucht, über welche auch Delesse Einiges mittheilt.
I. La Gardette bei Bourg d'Oisans, eisengrau, mit Kalkman-
deln; mit Essigsäure 13.40 pct. Kalkspath ausziehbar; die Analyse
gibt den durch Essigsäure unangegriffenen Rückstand.
II. Tour duDormant bei Frejus im Dep. desVar; schlackige
Varietät, indem die Ausfüllung aus den Mandeln verschwunden ist.
III. Champ bei Vizille im Dep. der Isere , graublau mit
ftpilite.
67
verschiedenartigen Mandeln; durch Essigsäure 5.375 pct. Kalk-
spath ausziehhar.
IV. Chapeau , in der Gemeinde Champoleon , Hochalpen ;
grün oder violett mit Kalkmandeln; enthält an Carbonaten 16.24
kohlens. Kalk und 0.41 kohlens. Magnesia.
I.
II.
III.
IV.
Kieselsäure . . .
48.05
55.00
50.21
52.19
Thonerde ....
10.97
25.00
16.40
20.39
Eisenoxyd
22.51
12.00
11.63
5.64
Eisenoxydul . . .
2.60
1.20
1.22
6.00
Manganoxydul . . .
—
~
—
0.39
Kalk
—
2.50
—
0.60
Magnesia ....
6.00
1.40
7.82 -
5.00
KaH
—
—
—
—
Natron
4.57
~
5.21
4.63
Wasser ....
5.30
3.00
6.45
5.14
lOÖ.OO
100.10
98.94
99.98
Aus den Analysen dieser Gesteine, über deren mineralogische
Zusammensetzung Gueymard nichts mittheilt, ist nichts über die
Zugehörigkeit der Spilite zu unsem Melaphyren zu ersehen. Auf-
fallend ist das gänzliche Fehlen des Kali in allen diesen Analysen,
II soll sogar gar keine Alkalien besitzen. Der Mangel an Kalk in
I und m und die spärliche Menge in II und IV, die nicht weniger son-
derbar sind, rühren vielleicht daher, dass alles oder fast alles Kalk-
silicat in Kalkcarbonat umgewandelt war, welches Gueymard mit
Essigsäure extrahirt hat. Schwärzlicher Spilit von Chapeau, ost-
nordöstlich von Chatelard mit Eisenspathlamellen und Kalkspathman-
deln enthielt nach Delesse 3.85 Wasser und 3.35 Kohlensäure ; das
spec. Gewicht war 2.730. Auch das von den Geologen Italiens als
Gabbro rosfto bezeichnete Gestein bat in manchen Varietäten ein
den deutschen Melaphyren ähnliches Aussehen.
Der Allgovit Winklers, der dem Basalt als Anhang beige-
fügt ist, würde sich vielleicht den Melaphyren anreihen, wenn nicht
seine Kieselsäuremenge eine sehr geringe wäre.
Im Allgemeinen kann man nach der Textur folgende Mela-
phyrvarietäten unterscheiden :
a) grobkörnige Melaphyre, wozu z.B. das Gestein vom
Schaumberg Wi Tholei gehört, oft dem Dolerit sehr ähnlich ;
68 Melaphyrmandel stein.
b) feinkörnige Melaphyre;
c) dichte und erdige Melaphyre, sehr häufig;
d) porphyrartige Melaphyre;
e) pechsteinar tige, halbglasige Melaphyre (vgl.
S. 53), z.B. das Gestein vom Weisseiberge am südlichen Hunsrück;
f) mande Is t einartige Melaphyre, Melaphyrman-
delsteine, sehr viel verbreitet;
g) Melaphyrwacke mit schwammiger, blasiger Masse von
meist mürber Consistenz.
Es erübrigt noch, einiges auf die Melaphyrmandelsteine
bezügliche hinzuzufügen, lieber die allgemeinen Verhältnisse der
Mandelbildungen war schon früher bei der Lehre von den Secre-
tionen die Rede (I. S. 88). Die Grundmasse der Melaphyrmandelsteine
ist gewöhnlich in einem mehr oder weniger zersetzten Zustande,
meist grünlichschwarz, röthlichbraun o der bräunlichschwarz gefärbt,
und umschliesst Mandeln in bald grösserer, bald geringerer Anzahl.
Meistens nur die Grösse einer Erbse oder Bohne erreichend und
aus Kalkspath, Braunspath, Grünerde oder Delessit, nur selten aus
kieseligen Substanzen bestehend, besitzen sie in der Regel eine ei-
förmige oder langgestreckt ellipsoidische Gestalt ; bei Cainsdorf un-
weit Zwickau erscheint auch weisses Steinmark, entweder allein oder
von einer DolessithüUe ymgeben als Material kleinerer Mandeln
(vgl. Fikenscher, Journ. f. pr. Chem. LXXXIX. 1863. 461). Die
kieseligen Bildungen finden sich vorzugsweise nur in den grössern
Mandeln oder Geoden, welche mitunter die Grösse eines Kopfs er-
reichen und nicht in allen Melaphyrmandelsteinen vorkommen. Durch
Schönheit ihrer Ausbildung hervorragende Kieselmandeln liefern die
Mandelsteine von Oberstein und Idar an der Nahe und von Monte-
video in Uruguay.
Die Gestalten der grössern Mandeln sind sehr wcRchselnd, ge-
wöhnlich ist ihre roh ellipsoidische Gestalt an einem Ende etwas
zugespitzt und in einer Richtung bald mehr, bald minder plattge-
drückt. Dass häufig Zwillings- und DrillingsmandeUi erscheinen,
darauf wurde schon früher aufmerksam gemacht (I. S. 90). Die Hohl-
räume in den Laven, denen die unausgefüllten Mandelsteine wahr-
scheinlich sehr ähnlich waren und denen die Melaphyrmandelsteine
mit herausgewitterten Mandeln wiederum ganz ähnlich werden,
zeigen obeufalls dieselbe Regellosigkeit in der Gestaltung, wie sie
Melaphyrmandelstein. 69
die Gase und Dämpfe, welche sich allerorten innerhalb der noch
zähflüssigen Gesteinsmasse entwickelten, zur Folge haben mussten.
In gewissen Fällen sind indessen die ursprünglichen Hohlräume auf
herausgewitterte Krystalle oder Gesteinspartieen zurückzuführen und
auch diesen ist natürlicherweise sehr verschiedene Form eigen. Dass
die Mandelräume ursprünglich leer waren, und erst nach der Fest-
werdung des Gesteins ausgefüllt wurden, sowie dass die Ansicht
Volgers, welcher gewisse Melaphyrmandelsteine als Conglomerate, die
Mandeln für zum Theil pseudomorphosirte Geschiebe erklärte, keine
Wahrscheinlichkeit für sich hat, dürfte wohl nur von Wenigen be-
zweifelt werden.
Während, wie erwähnt, die kleinem Mandeln gewöhnlich nur
aus Kalkspath oder Delessit bestehen, sind die grössern Mandeln
oft aus mehrern Mineralien zusammengesetzt; sind die Mandeln im
Innern nicht vollständig ausgefüllt, so haben dort Krystallbildungen
oft von grösster Schönheit stattgefunden. Meistens erscheint bei den
grössern Mandeln eine Schicht oder Hülle von schmutzig dunkel-
grünem Delessit, an der innersten Wand des ursprünglichen Hohl-
raums zunächst anliegend, als die äusserste erste Bildung, auf wel-
che nach innen zu in den häufigsten Fällen eine Ablagerung von
Chalcedon oder Achat folgt, zusammengesetzt aus feinen sich um-
hüllenden Schichten ; selten wechseln diese Chalcedonschichten mit
Lagen von körnigem Kalkspath oder Braimspath. Der innerste
Theil der Mandeln wird vorwiegend von krystallinischem Quarz,
von stengeligem und auskrystallisirtem Bergkrystall und Amethyst
eingenommen, neben welchen sich auch manchmal Kalkspathkrystalle
und Krj'stalle anderer Mineralien finden, z. B. Barytkreuzstein (sehr
schön zu Oberstein), Datolith, Epidot, Prehnit, Nadeleisen (Göthit).
Beim Bau des Enzweiler Tunnels bei Oberstein hat man auch As-
phalt als innerste Ausfüllung auf Kalkspath sitzend beobachtet.
Das seltene Vorkommen von Zeolithen ist ein wesentlicher und auf-
fallender Unterschied der Melaphyrmandelsteine von den Basalt-
mandelsteinen.
Die Bildung dieser Mandelausfüllungen kann nur als auf wäs-
serigem Wege von Statten gegangen gedacht werden. Mit Kohlen-
säure geschwängerte Wasser durchdrangen den Melaphyr und be-
luden sich, indem sie denselben t heilweise zersetzten, mit mancherlei
Stofi'en, welche sie in den Hohlräumen abermals und zwar in der
70 Melaphyrxnandelstein.
Weise zum Absatz brachten, dass sie zuerst wohl an allen Punkten
der gesammten Hohlraumsperipherie gleichmässig eindrangen, ge-
wissermassen hineinschwitzten, während ihnen im spätem Verlauf
der Ausfüllung, als sich schon innere Schichten angesetzt hatten,
nur noch einzelne röhrenartige Canäle geöffnet waren, durch wel-
che sie in das leere Innere zu dringen vermochten, und welche
man an vielen angeschliffenen Mandeln noch deutlich erkennen
kann, die sog. Infiltrationscanäle oder Einspritzlöcher. Nach dem
Delessit, welcher ebenfalls ein Zersetzungspro duct, wahrscheinlich
vorwiegend augitischer Bestandtheile ist, hat hauptsächlich die Ein-
führung gallertartiger lüeselsäure stattgefunden, welche aus der
Zersetzung der Silicate des Melaphyr hervorgegangen war, später
bildete krystallinische Kieselsäure den Quarz und Amethyst, aus
dem aufgelösten Kalkcarbonat setzten sich die Kalkspathkry stalle ab.
Aus der Vereinigung der aufgelösten Basen mit der Kieselsäure
ging alsdann die Bildung der Silicate hervor. In manchen Fällen
mögen auch die in den Melaphyr eindringenden Gewässer bereits
mit solchen Stoffen beladen gewesen sein, welche den Absatz der
Mandelsteinmineralien zui* Folge hatten. Nöggerath,' Bischof, Kenn-
gott sind es namentlich, welche sowohl über die Configuration und
Structur der Mandeln als über die Bildung des ursprünglichen
Hohlraums und die Vorgänge bei seiner Ausfüllung schätzenswerthe
Untersuchungen angestellt haben.
Sind die ursprünglichen Hohlräume nicht ausgefüllt worden,
oder ist die Ausfüllung derselben im Laufe der Zeit wiederum weg-
geführt worden, wie es z. ß. bei den aus Kalkspath bestehenden
Mandeln durch kohlensaure Gewässer leicht geschehen konnte, so
erscheinen durchlöcherte schwammige Gesteine, welche die grösste
Aehnlichkeit mit Laven darbieten. An solchen blasigen Melaphyren
von Oberstein erkennt man ganz deutlich, wie die Innenwand des
Hohlraums vollständig verschlackt ist. Auch Macculloch erwähnt,
dass auf Little Cumbray. einer der westlichen Inseln bei Arran,
die Hohlräume des Mandelsteins nach dem Herauswittern des in-
filtrirten Braunspaths mit dem für die Blasen der schlackigen Laven
so charakteristischen glasartigen Fimiss bedeckt sind (Descr. of the
western Islands II. 487).
Uebergänge des Melaphyr werden angeführt in Augitporphyr,
Hypersthenit und Dolerit; der letztere besitzt nur sehr geringe
Absonderungsformen der Melaphyre. 71
Wahrscheinlichkeit, da Dolerit und Melaphyr Gesteine sehr un-
gleichen Alters sind und leicht eine Verwechslung stattfinden konnte.
Die Melaphyre sind durchschnittlich massige, ungeschichtete
Gesteine, aber sie treten nicht selten in Lagern auf, welche in
mächtige Platten und Bänke abgesondert sind und so das Ansehen
einer geschichteten Masse besitzen ; in manchen Fällen mögen in-
dessen auch hier deckenartige üebereinanderlagerungen des erupti-
ven Melaphyr materials vorliegen. Am Netzberg bei Ilfeld am Harz,
bei Tholei am Hunsrück erscheinen solche Melaphyrbänke und auch
dünnere Melaphyrplatten in grosser Regelmässigkeit und Ausdeh-
nung. Unregelmässig polyedrische Absonderung ist in allen Mela-
phyrgebieten sehr verbreitet, prismatisch-säulenförmige Absonderung
erscheint z. B. bei Cainsdoif unweit Zwickau, bei Desdorf am Huns-
rück, wo die l — 3 Fuss dicken Säulen transversal gegliedert sind,
bei Dunbar in Schottland, ohne dass jedoch diese Melaphyrsäulen
jemals die Regelmässigkeit der Basaltsäulen darbieten. Kugelige
Absonderungen mit concentrisch- seh aaliger Zusammensetzung sind
hier und da mit den bankförmigcn und säulenförmigen verbunden ;
so lösen sich die Melaphyrsäulen von Dunbar, die Melaphyrbänke
von Mehlis im Thüringerwald und von Tholei zu Kugeln auf; wie
immer, so treten auch hier die Kugeln und ihre schaalige Textur
voraugsweise bei der Verwitterung des Gesteins hervor.
Die Lagerungsformen, in welchen die Melaphyre er-
scheinen, sind Gänge, Lager, Decken, Stöcke und Kuppen, oft von
colossalen Dimensionen, vielfach begleitet von Melaphyrconglome-
raten und Melaphyrtuflfen. Die Melaphyre scheinen sämmtlich
jüngerer Entstehung zu sein, als die Steinkohlenformation, die
meisten fallen ihrer Bildung nach in die Dyasformation, einige
dürften noch jungem Alters sein.
In Gebieten, welche älter sind als die Steinkohlenformation,
finden sich Melaphyrgesteine nur selten. Die Melaph^Te in den Um-
gebungen von Christiania, wenn solche in der That Melaphyre sind,
treten im Bereich der Silurformation auf. In das Gebiet der Stein-
kohleuformation (oder des untern Uothliegendeii) fallen die nach
ihren Lagerungsverhältnissen besser als nacli ihrer mineralogischen
Zusammensetzung bekannten Melaphyre des südlichen Hunsrück und
<ler Pfalz. Dieses mächtige Melaphyrgebiet zieht sich von Düppen-
weiler bis nach Kreuznach in einer Längenausdehnung von 12 Meilen
72 Melaphyre südlich vom Hunsrück.
mit einer zwischen St. Wendel, Birkenfeld, Kim und Grumbach meh-
rere Meilen erreichenden Breite. Stockartige Durchbrüche kennt
man nur in sehr geringer Zahl, dagegen sind ausgezeichnete Gänge
manchfach nachgewiesen, welche eine Mächtigkeit von 4 — 60 Fuss
und meist steiles Einfallen besitzen, dabei die Schichten der Stein-
kohlenformation scharf durchschneiden und oft auf beträchtliche
Entfernung hin fortstreichen. Derlei Gänge finden sich z. B. bei
dem Nauweiler FTofe südlich von Sulzbach (24 Fuss mächtig), zwi-
schen Theley und Sellbach, bei Krebsweiler (2 — 3 Fuss mächtig),
bei Kusel (mehrere Lachter mächtig) nach Warmholtz, bei Meisen-
heim nach Steininger. Manchmal umschliessen die Gangmasssen Fra-
gmente des Nebengesteins, Schieferthon oder Sandstein (z. B. bei
Dachstuhl unfern Wadem in der Pfalz nach Warmholtz). Am
häufigsten aber in diesem Gebiet stellen sich die Melaphyre in
Form von Lagern dar, welche von sehr wechselnden Dimensionen,
oft nur 5-10 Fuss, bisweilen bis 200 Fuss mächtig, meistens zwi-
schen den Schichten des Steinkohlengebirges gleichmässig einge-
schaltet liegen; von ihnen sind einige auf ungefähr zwei Meilen
Erstreckung bekannt. Auch eine sehr weit, über viele Quadrat-
meilen ausgedehnte Melaphyrdecke bietet sich in diesem Bereiche
dar, welche auf den obersten Schichten der Steinkohlenformation
gleichmässig aufgelagert ist. und auf welcher Conglomerate, Sand-
steine und Schieferthone des Rothliegenden aufruhen; namentlich
an den Rändern begleiten Melaphyrtufi*e diese grosse deckenartige
Melaphyrausbreitung, welche vielorts als Melaphyrmandelstein aus-
gebildet ist. V. Dechens schätzenswerthe Beobachtungen über diese
verschiedenen Lagerungsformen finden sich als Mittheilung in Bischofs
Geologie l.Aufl. II. 769. Eigentliche verändernde Einwirkungen
dieser Melaphyre auf das Nebengestein sind nur in spärlicher An-
zahl wahrgenommen worden. Es wird u. A. angeführt, dass auf
der pfälzischen Steinkohlengrube Rothhell in der Nähe des Nau-
weiler Hofes ein Kohlenflötz, über welches sich eine Melaphyrmasse
ausbreitet, eine anthracitähnliche Beschafi*enhelt angenommen habe
und säulenförmig zerklüftet erscheine, dass zwischen Thelei und
Sellbach der gewöhnliche Steinkohlensandstein in eine kieselschiefer-
oder basaltjaspisartige Masse umgewandelt worden sei. An vielen
andern Punkten ist indessen gar keine Metamorphose im Contact
von Melaphyr und Gliedern des Kohlengebirges zu beobachten.
Melaphyre Englands, Thüringens und Sachsens. 73
Von den Melaphyrablagerungen Englands finden sich gleich-
falls mehrere im Gebiete der Steinkohlenformation, z. B. die Lager
der Umgegend von Wolverhampton in StafFordshire ; die Toadstone-
lager im Kohlenkalk von Derbyshire bilden mehr oder weniger
mächtige Lager und durch sie wird derselbe gewissemiaassen in
mehrere Etagen abgetheilt. Diese Einlagerungen, welche gröss-
tentheils intrusive Bildungen zu sein scheinen, zeigen nicht selten
eine Absonderung in Säulen, welche rechtwinkelig gegen die Be-
grenzungsfläche der einschliessenden Schichten stehen; die grosse
Melaphyreinlagerung zwischen den Rowley-hills und Errington-
Brickyard in Staffordshire sendet viele Gänge aus, welche sich seit-
lich verzweigen (vgl. auch J. B. Jukes, Geology of the South-Staf-
fordshire-coal-field). Zahlreiche Vercoakungen der Steinkohlen
(blacked coal der Bergleute) durch Grünsteine sind in dem Süd-
StafFordshire-Kohlenfeld bekannt.
Im Gebiete des Rothliegenden sind Melaphyre sehr häufig.
Nach Naumann muss die Melaphyrbildung von Ilfeld am Harz als
eine mächtige, dem Rothliegenden eingelagerte Decke betrachtet
werden, welche jedoch stellenweise unmittelbar das Steinkohlenge-
birge bedeckt, indem sie über die untern Etagen des Rothliegenden
hinausgreift ; er erwähnt im Tyrathal eine Melaphyrmasse, welche
an der Grenze der Grauwacke und des Rothliegeuden hinaufsteigt,
weiterhin aber letzteres überlagert; gangartige Gebirgsglieder sind
nur spärlich nachzuweisen, wie z. B. in der Nähe des Rabensteins
und vielleicht auch des Brinkenkopfs. Der Melaphyrmaudelstein von
Planitz bei Zwickau in Sachsen bildet ebenfalls eine, dem Roth-
liegenden oberhalb dessen unterer Etage regelmässig eingeschaltete
Decke. Am westlichen Abhang des Oberhohndorfer Berges bei
Zwickau zeigt der zahlreiche Grünerde- und Kalkspathmandeln ent-
haltende Melaphyr interessante Verflechtungen mit dem braunrothen
Schieferletten des Rothliegenden, welcher in unregelmässigen Klum-
pen und Platschen in die Melaphyrmasse gewissermaassen einge-
knetet ist. Das melaphyr artige Gestein im Johann-Friedrich- und
Zabenstädter-Stollen östlich vom Welbisholz im Mansfeldischen (vgl.
S. 65) ist der obern Abtheilung des Rothliegenden gleichförmig
eingelagert. G. Leonhard erwähnt, dass im Rothliegenden der Um-
gebungen von Darrastadt, in den Steinkauteu bei Götzenhain, im
Eichen bei Urberach der Melaphyr deutliche Durchbrüche von an-
74 Melaphyre Schlesiens und Böhmens.
sehnlicher Mächtigkeit in Form von Kuppen bildet, welche im Cen-
trum aus festem Melaphyr, nach ihren ßegrenzungsfläcben zu aus
mandelsteinartigen Gesteinen bestehen und stellenweise platten- so-
wie säulenförmige Absonderung zeigen (Geognosie und Geologie
1863. 406).
In Schlesien erscheinen die Melaphyre an zwei Stellen, in der
Gegend zwischen Löwenberg und Lahn, wo sie nach der Unter-
suchung von Beyrich in mehrern von NW. nach SO. streichenden
Zügen auftreten, die das Rothliegende durchsetzen, und in noch
ausgedehnterm Maasse am Rande des grossen nach SO. sich öffnen-
den Busens der Grauwacke bei Landeshut, in welchem sich die Stein-
kohlenformation und das Rothliegende abgelagert haben und in
welchem sie nach Zobel und von Carnall einen fortlaufenden, wenn
auch mehrfach unterbrochenen Zug von Schatzlar über Gottesberg,
Waidenburg bis nach Neurode bilden. Im nordöstlichen Böhmen
finden sich nach Emil Porih und Jokely Melaphyre als zahlreiche
zum Theil sehr mächtige Lager im Rothliegenden ; Jokely beschreibt
im Jiciner Kreis fünf Melaphyrdecken in den verschiedenen Etagen
des Rothliegenden, welche ausserordentlich deutlich wahrnehmbare
Lagerungsverhältnisse darbieten: sie erweisen sich grösstentheils als
wahre, lavaartig geflossene Melaphyrströme und stehen mit un-
zweifelhaften gangartigen Durchbrüchen in ersichtlicher Beziehung
(z. B. an dem Eisenbahndurchschnitt zwischen Roskopow und Levin-
Oels). Durchbrüche jüngerer Melaphyre durch ältere sind z. B. am
Wachberg bei Rownacaw zu beobachten. Je seltener solche deut-
lich aufgeschlossene Lageruugs Verhältnisse sind , desto grösseres
Gewicht kommt ihnen zu. Nach Porth ist die Umgebung der Mela-
phyrgänge häufig auf weite Entfernungen hin ein Melaphyr-Aschen-
und -Schlackenfeld; in diesen fast pulverigen Aschen stecken ein-
zelne rundliche Knollen von schlackiger und feinporöser Substanz,
in der deutlich Feldspathe zu erkennen sind, ausserdem flnden sich
in den Aschen auch Sandsteinstücke an den Rändern angeschmol-
zen und stellenweise auch solche von ki*ystallinischen Schiefern und
Graniten ; der ausgezeichnetste Punkt dieser Art ist die Gegend
zwischen Studenetz und Rostok. Auch Dionys Stur fand im Wasser-
gebiet der Waag und Neutra in Ungarn regelmässige und wieder-
holte Einlagerungen von Melaphyr und Melaphyrmandelstein in den
rothen Sandsteinen des Rothliegenden.
Melaphjrre. 75
Von den zu den Melaphyren gerechneten Gesteinen Englands,
welche im Gebiete des Rothliegenden auftreten, sind zu erwähnen die
Einlagerungen in den Sandsteinen von Exeter und diejenigen von Tort-
worth in Gloucestershire, welche nach Conybeare und Buckland mit
gangförmigen Durchbrüchen in deutlichem Zusammenhang stehen.
Die *Melaphyre« der Vogesen, welche möglicherweise sämmtlich
Labradorporphyre sind, scheinen ihrer Bildungszeit nach zwischen
die Periode des Rothliegenden und des Vogesensandsteins zu fallen.
Jünger noch sind die Melaphyre von Südtyrol, wo bei Predazzo
der Melaphyr eine efnzige grosse, deckenförmig ausgebreitete Masse
bildet, welche ein früher entstandenes plateauförmiges Massiv von
Syenit, Granit und Augitporphyr bedeckt; gewöhnlich tritt der
Melaphyr in Form von wenig mächtigen Gängen auf, von denen
eine Unzahl sich in den Gebirgen von Travignolo und Moena findet ;
am reichsten an Melaphyrgängen sind die Kalke der obern Trias,
welche auch vielfach bald in geringem Abstand, bald auf beträcht-
liche Entfernung hin krystallinisch geworden sind. De Verneuil
erwähnt Melaphyre in der Krim, deren Durchbruch zwischen die
Jura- und Kreidefonnation fallen soll, deren Melaphyrnatur aber
noch sehr zweifelhaft sein dürfte.
Dass füi* sehr viele der als Melaphyre aufgeführten Gesteine
noch eine genaue mineralogische und chemische Untersuchung dar-
über entscheiden rauss, ob sie in der That hierher zu rechnen sind,
darauf wurde schon oben hingewiesen.
Was die Altersbeziehungen zwischen Melaphyren und Felsit-
porphyren, sowie Porphyriten anbelangt, so scheinen die letztern
Porphyrgesteine meistens die altern, die Melaphyre die Jüngern zu
sein. Im nordöstlichen Böhmen, im Thüringerwald, in den Umge-
bungen von Predazzo weisen die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse
auf ein solches Verhältniss hin.
Faujas de St. F'oiid, Ann. des mines XIX. u. Leouhards Taachenb.
f Mineral. 1816. 443.
Leopold V, Blich, M. des Thüringonv., Leouhards Taschenb. f. Min,
1824. 442 u. 478.
Steininger, Geognostische Beschreibung des Landes zwischen der
Saar und dem Rhein 1840. 99 flf. und Nachträge zu dieser Schrift
1841. 21 ff.
Warmholtz, M. der Nahe und der Saar. Karstens Archiv X. 1837. 325,
76 Melaphyr.
Bergeraanu, M. des südlichen Uunsrück; Karstens und v. Dechens
Archiv f. Min. u. s. w. XXI. 1847. 1.
Delesse, Memoire siir la Constitution mineralogique et chiraique
des roches des Vosges, Besanyon 1847. 22. Ann. des mines (4)
XII. 223 und XVI. 1849. 511. (M. von Oberstein.)
E. Söchting, Zeitschr. f. d. ges. Naturwissensch. 1854. 199 und
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1857. 427.
F. V. Richthofen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1856. 589; Sitzungsber.
d. Wien. Akad. d. Wiss. XXVII. 1857. 293. Bemerkungen über
die Trennung von Melaphyr und Augitporphyr, Wien 1859.
Geognostische Beschreib, von Südtyrol 1860. 161.
Girard, M. v. Ilfeld, N. Jahrb. f. Min. 1858.* 173.
Streng, ebendar., Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 1858. 99; XI. 1859.
78; Xm, 1861. 64.
Bäntsch, ebendar., Abhandl. d. naturf. Ges. zu Halle 1858.
G. Rose, ebendar., Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1859. 280.
Naumann, N. Jahrb. f Min. 1858. 808. 1860. 1.
Gumprecht, M. des Thüringerw., N. Jahrb. f. Min. 1842. 829.
Credner, ebendar., N. Jahrb. f. Min. 1843. 279 und 1846. 142 (M.
V. Ilmenau).
V. Cotta, ebendar., N. Jahrb. f. Min. 1845. 75.
Senft, M. d. Thüringerw., Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 315.
V. Fritsch, M. der Umgegend von Ilmenau, Zeitschr. d. d. geol.
Ges. XII. 1860. 124.
M. vom Welbisholz im Mansfeldischen, Karsten, Archiv IX. 327.
Zobel u. V. Carnall, schlesische M., Karstens Archiv f. Min. 1831.
III. 284.
Jenzsch, M. vom Hockenberg in Schlesien, Pogg. Ann. XCV. 1855. 420.
Krugv.Nidda, Zinkgehalt der M., Zeitschr. d. d. geol. Ges. II. 208.
F. Römer, M. v. Liebenau, N. Jahrb. f. Min. 1858. 554.
Porth, M. des nordöstlichen Böhmens, Jahrb. d. geol. R.anst. VIll.
1857. 706. IX. 1858. 45.
Stur, M. der kleinen Karpathen, Jahrb. d. k. k. geol. R.anst. XI.
1860. 139.
vom Rath, M. vom Monte Mulatto bei Predazzo, Verh. d. naturh.
Ver. d. Rheinpr. und Westph. XX. 27.
de Lapparent, M. Südtyrols, Ann. des mines (6) VI. 1864.271. 281.
Buckland u. Conybeare, M. v. Tortworth, Transact. of the geol.
soc. (2) I. 248 u. 332.
Zirkel, Toadstone von Derhyshire, Sitzungsber- d. Wien. Akad. d.
W. XLVII. 1863. 251.
Th. Kjerulf, das Christiania-Silurbecken. 20. 28 f.
Nöggerath, Mandelbildung in den Melaphyren, Haidingers naturw.
Abhandlungen III. 1. Abth. 93. 2. Abth. 147.
Kenngott, ebendar., Haidingers naturw. Abh. IV. 2. Abth. 71.
Gueymard, Spilite der westl. Alpen. Ann. des mines (4) 1850. X VIII. 41.
Üralitporphyr. 77
Delesse, ebendar., Ann. des mines (5) 1857. XII. 457.
Coqiiand, Spilite, Bull, de la soc. geol. (2) II. 1845. 35 u. (2) VI.
1849. 296.
üralitporphyr.
Zu den porpbyrartig ausgebildeten Oligoklasgesteinen gebort
aucb wenigstens ein Tbeil der Uralitporphyre G. Rose's, welche
in einer dichten grünlichgrauen bis schwärzlichgrünen Grundmasse
grünlich- oder bräunlichschwarze Krystalle von Ilralit enthalten.
Die Uralitkrystalle besitzen die äussere Fonn des Augit, aber die
Structur und Spaltbarkeit (nach dem Winkel von 124® 30') der
Hornblende (vgl. I. S. 40) und scheinen eine durch eine innere Um-
krystallisirung erfolgte Pseudomorphose oder vielmehr Paramor-
phose von Hornblende nach Augit zu sein ; bisweilen findet man
noch einen Kern von reinem, lichterm, grasgrünem Augit, während
die äussere Masse Uralit ist. Dafür, dass wenigstens ein Theil der
Uralitporphyre zu den Oligoklasgesteinen zu rechnen sei, liefert
die Untersuchung von Francis einen Beweis, welcher einen der zu-
weilen 1 \ Zoll langen Feldspathkrystalle aus dem Üralitporphyr von
Ajatskaja bei Katharinenburg im Ural als Oligoklas befand
(Kieselsäure 61.06; Thonerde 19.68; Eisenoxyd 4.11; Kalk 2.16;
Magnesia 1.05; Natron 7.55 ; Kali 3.91 mit dem Sauerstoffverhält-
niss 1 : 2.98 : 8.81, vgl. Poggend. Annal. LH. 1841. 470). Derlei
Gesteine müssen natürlicherweise dem Porphyrit und Melaphyr
angereiht werden ; höchst wahrscheinlich gibt es indessen auch La-
brador-llralitgesteiue, welche bei dem Labradorporphyr oder dem
diabasischen Augitporphyr eine passende Stelle finden. Eine Bausch-
analyse des Üralitporphyr liegt zur Zeit nicht vor.
Die Uralitporphyre sind namentlich im Ural in den Umge-
bungen von Katharinenburg und Miask verbreitet; zu den ausge-
zeichneisten Abänderungen gehören die von der Goldwäsche Cavel-
linskj bei Miask (spec. Gew. 3.030) und von dem Dorfe Mostowaja
\)ei Katharinenburg (spec. Gew. 2.993); sehr ähnlich ist der Ural it-
poi-phyr vom See Baltyni, 35 Werst von Katharinenburg.
In den ^grünen Schiefern« des Ural kommen auch Uralit-
krystalle vor, bisweilen so wenig scharf begrenzt, dass sie nur wie
«lunkle Flecken auf dem lichtgrünlichgiauen Grunde erscheinen;
ein Theil derselben gehört vielleicht hierher.
G. Rose. Reise nach dem Ural II. 370. 544.
78 Diabas.
Der Feldspath der >grünen Schiefer« von Oberhalbstein in
der östlichen Schweiz ist auch Oligoklas (Zeitschr. d. d. geol. Ges.
IX. 254. X. 207).
Hier würden auch diejenigen (vennuthlich spärlichen) sog.
Augitporphyre anzureihen sein, deren Feldspath sich als Oligoklas
erweisen würde.
l^abradorgevteine.
Dazu gehören:
Ijabrador-Augitgesteine: in krystallinisch - körniger
Ausbildung Diabas, in porphyrischer und kryptokrystallini scher Aus-
bildung Labradorporphyr, Augitporphyr (z. grösst. Th.), Diabas-
aphanit, Diabasschiefer, Variolit.
Labrador -Diallaggestein, Gabbro.
Labrad or-Hypersthengestein, Hypersthenit.
Diabas.
(Grünstein z. Th., Aphanit z. Th., Diorit älterer Autoren, Hyperit
z. Th., Trapp z. Th.)
Der Diabas ist ein kiystallinisch-kömiges, bald grobes, bald
feines Gemenge aus Labrador undAugit, wozuChlorit tritt.
Er steht mit einer grossen Menge von porphyrischen und krypto-
krystallinisch-dichten Ausbildungsformen derselben Mineralcombina-
tion in Verbindung. Alle diese Gesteine zeichnen sich durch den
gänzlichen Mangel an Quarz aus, welcher nie, weder als ein wesent-
licher noch als ein zufälliger Bestandtheil sich in dem Gemenge
einstellt, sondern nur — und zwar sehr selten — in zersetzten
Varietäten in Form von Trümern und Nestern erscheint. Auch das
gänzliche Fehlen, oder wenigstens ungemein vereinzelte Auftreten
des Glimmers ist für die Diabase charakteristisch : Augit und Quarz,
sowie Augit und Glimmer finden sich überhaupt in den Gesteinen
so sehr selten beisammen. Nebenbei ist der vielfach eingetretene
Zustand der Zersetzung, welcher sich durch Brausen mit Säuren
verräth, bei den feinkörnigen und kryptokrystallinischen Labra-
dor - Augitgesteinen, deren Erkennung besondere Schwierigkeiten
bereitet, vielleicht allgemeiner verbreitet, als bei andern ähnlichen
(iesteinen, womit auch das häufige Auftreten des kohlensauren Kalks
Mineralogische Zusammensetzung der Diabase. 79
in Zusammenhang steht, welcher entweder als unsichtbarer Gemeng-
theil oder in Form von Körnern und Kügelchen in der Grundmasse ,
vertheilt ist.
Der Name Diabas wurde ursprünglich von Alexander Brong-
niart für diejenigen Gesteine aufgestellt, welche man später als
Diorite bezeichnete. Hausmann griff diesen dadurch bedeutungslos ge-
wordenen Namen auf und legte ihn den Gesteinen bei, welche man
jetzt darunter versteht; seitdem Naumann sich dem angeschlossen
hat, wurde er für dieselben der allgemein übliche. Man betonte
bei dem Diabas namentlich den Augitgehalt im Gegensatz zu dem
Hornblendegestein Diorit und liess allgemein in dem Diabas den
Augit mit einem triklinischen Feldspath verbunden sein. Die Zu-
sammensetzung der leider nur in geringer Anzahl analysirten Dia-
base und ihrer Feldspathe hat aber ergeben, dass in weitaus den
meisten Fällen der darin den Augit begleitende Feldspath Labra-
dor ist und bei einer auf die Natur der Feldspathe gegründeten
Classification der Gesteine wird man den Labrador als den alleinig
charakterisirenden Feldspath festhalten müssen, wie dies auch von
Roth in seinen trefflichen Bemerkungen zu den Gesteinsanalysen
geschehen ist ; die Grenzen des bisherigen Diabas brauchen daher
kaum eine Veränderung zu erleiden (vgl. l. S. 444). Sollten sich unter
den zur Zeit Diabas genannten Gesteinen Oligoklas - Augitgemenge
finden, so würden diese der vorhin behandelten Abtheiluug zuzu-
weisen sein. Es ist kaum zu vermuthen, dass aus den bisher zum
homblendehaltigen Diorit gezählten Gesteinen der Diabas einen
Zuwachs erhalten wird, da Labrador und Hornblende nach unsern
jetzigen Kenntnissen nur sehr selten neben einander vorzukommen
scheinen. Sollten derlei Glieder genauer bekannt werden, so wäre
für dieselben ein neuer Gesteinsname zu schaffen.
Der Labrador bildet ki-ystallinische tafelförmige Partieen
von deutlicher Spaltbarkeit und weisser, graulichweisser oder grün-
lichweisser Farbe ; sind die Krystalle noch frisch, so gelingt es oft
die charakteristische Zwillingsstreifung auf den basischen Spaltungs-
äächen wahrzunehmen. Der Augit, welcher meist quantitativ gegen
den feldspathigen Gemengtheil zurückzustehen scheint, ist körnig,
kurz- und dicksäulenförmig oder langnadelförmig von grünlicher,
bräunlicher oder schwärzlicher Farbe. Naumann bemerkt, dass oft
die orthodiagonalen Spaltungsflächen (Querflächen), besonders deut-
80 Mineralogische Zusammensetzung der Diabase.
lieh hervortreten, und so die Augite ein hypersthenähnliches Aus-
sehen gewinnen, während jedoch der eigentliche Hypersthen nur
äusserst selten vorkommt. Der Chlorit ist nur selten in Form
von schuppigen Blättchen oder erdigen Partieen von graulich- oder
bläulichgrüner Farbe zu erkennen, meistens durchdringt er als feine
erdige Theilchen in gleichmässiger Menge das Gestein, wie es scheint
um 80, reichlicher, je feinkörniger der Diabas ist. Die vorherr-
schende grüne Farbe der feinkörnigen (auch der kryptokrystallini-
schen) Diabase wird durch diese Imprägnation mit Chlorit hervor- .
gebracht; behandelt man das Gestein mit Salzsäure, so wird es
zusehends bleicher. In den körnigen Diabasen» ist der Chlorit der
am meisten zurücktretende Gemengtheil. Dieser chloritische Bestand-
theil ist wahrscheinlich als ein Umwandlungsproduct zu betrachten.
In den körnigen Diabasen ist kohlensaurer Kalk im Ganzen
keine häufige Beimengung; wohl niemals erscheint er in Form von
Körnern, höchstens nur als feine Theilchen, deren Gegenwart sich
blos durch das Brausen des Gesteins mit Säuren kund gibt. Die
körnigen Diabase sind meistens von der Verwitterung wenig ange-
griffen, in bedeutend minderm Maa^se, als dies bei der krypto-
krystallinischen Ausbildungsweise der Fall ist; sie sind grössten-
theils feste und zähe, schwer zersprengbare Gesteine. Die feinkör-
nigen sind oft nur ungemein schwer von feinkörnigen Dioriten zu
unterscheiden (vergl. über einige Anhaltspunkte bei derlei Unter-
suchungen S. 7).
An accessorischen Gemengtheilen sind die Diabase arm. Man
kennt in dem körnigen Diabas : Eisenkies in kleinen Hexaedern und
Körnern in den thüringer upd den nassauischen Diabasen ; Magnet-
kies; seltener erscheinen Magneteisenerz und Kupferkies; Epidot
(Rotherstein am Harz, Munkedam in Norwegen). Erwähnt wurde
schon, dass Quarz sich nicht in Körnern als accessorischer Gemeng-
theil sondern nur in Form von Nestern oder Trümern in dem Dia-
bas findet ; andere in ähnlicher Form auftretende Bestandmassen von
ebenfalls secundärer Entstehung sind Katzenauge, Asbest, Strahl-
stein, Kalkspath, Braunspath, Axinit, Epidot.
Gewinnt das Gefiige des Diabas immer grössere Feinkörnig-
keit, so wird dieser zuletzt zum kryptokrystallinischen scheinbar
dichten Diabas, dem sog. Aphanit. Uebergänge in porphyrische
Gesteine, sei es Labradorporphyr oder Augitporphyr, werden da-
Chemische Zusammensetzung der Diahase. 81:
durch vermittelt, dass sich einzelne grössere Krystalle erhalten,
während die andere Masse sehr feinkörnig oder kryptokrystallinisch
wird. Aach Uehergänge in Diahasschiefer sind bekannt, wie über-
haupt die Diabase mit den meisten der zunächst folgenden Gesteine
in enger räumlicher Beziehung stehen. Auch hat man Uehergänge
in Serpentin nachgewiesen, welches Gestein sich in vielen Fällen
geradezu als ein umgewandelter Diabas erweist (vgl. I. S. 325).
An Analysen von unzweifelhaften Diabasen ist grosser Mangel ;
die einzigen, welche mit Sicherheit hierher gerechnet werden können,
sind diejenigen Kjerulf 's und Streng's, welche sich auf skandinavi-
sche Gesteine beziehen. Von ächten deutschen Diabasen ist noch
keine Untersuchung angestellt worden.
I. Grosskörniger Diabas, Gang im Schiefer zwischen Kastellet
und Montebello bei Christiania. Kjerulf, Christiania - Silurbecken
1855. 26.
II. Kömiger Diabas, grau und grün gesprenkelt, Gang im Schiefer
bei Munkedam in der Umgegend von Christiania, enthält bisweilen
Epidot, Kalkspath und einen rothen Feldspath. Kjerulf ebendas. 27.
III. Krystallinisch-körniger Diabas mit weissem glsisglänzendem
Labrador, grünschwarzem Augit und Magneteisen, sog. Trapp vom
Hunneberg bei Wenersborg in Westgothland, Schweden. Streng,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 1857. 174.
IV. Diabas, etwas feinkörniger als III, von der Kinnekulle in
Westgothland. Streng ebendas. 175.
Zweifelhafte Diabase sind :
V. Gang von dunkelgrünem körnigem »Grünstein* in glimmer-
reichen Silurschiefern von Annalong, Grafschaft Down in Nordost-
Irland; kein Augit sichtbar, aber klinoklastische Feldspathe. De-
lesse, Annales des mines (5) XIII. 1858. 374.
VI. Gestein von der Ebersteinburg bei Baden, eine schwärz-
lich grüne, fast dichte Grundmasse, porphyrartig durch klinoklasti-
sche Feldspathe (sollen Oligoklase sein). Salzsäure bewirkt Brausen
nnd löst die chloritartige färbende Substanz, greift aber Feldspath
und Augit kaum an; wenig Eisenkies. Ilofmann, geologische Be-
schreibung der Gegend von Baden. Carlsruhe 1861. 50.
Zlrk«l, Petrofraphle. II. ß
82
Chemische Zusammensetzung der Diabase.
I.
11.
in.
IV.
V.
VI.
Kieselsäure .
50.14
48.86
50.58
50.22
45.30
53.65
Thonerde . . . ,
16.43
16.00
14.58
14.97
20.50
16.44
Eisenoxyd . . .
—
—
—
—
10.00
—
Eisenoxydul . . .
12.79
13.95
14.70
15.76
—•
7.37
Manganoxydul .
—
—
0.04
1.13
—
0.12
Kalk ....
. 6.49
5.92
10.89
10.48
8.80
4.78
Magnesia . . .
. 4.36
3.71
6.88
5.76
6.02
5.99
KaU ....
. 1.54
1.12
0.79
1.42
1.08
3.70
Natron . . .
. 4.56
3.87
2.85
2.20
6.13
Wasser . . .
2.40
3.89
1.40
0.70
1.55
2.50
Kohlensäui-e . .
. 0.36
—
—
—
6.75
0.57
99.07
97.32
102.71
102.64
100.00
101.25
Da der Labrador höchstens 53 - 54 pct. Kieselsäure besitzt,
der Kieselsäuregehalt des Augit 52 pct. nicht zu übersteigen scheint,
und der Chlorit nur 30 — 33 pct. Kieselsäure enthält, so wird die
Kieselsäuremenge des Diabas stets weniger als ungefUhr 53 pct.
betragen. I und II zeigen ausserordentlich grosse Uebereinstimmung,
ebenso III und IV sowohl untereinander, als auch im Allgemeinen
mit I und II, sich hauptsächlich nur durch den hohen Kalkgehalt
unterscheidend. In II vermuthet Kjerulf neben dem Augit Oligo-
klas, doch ist wegen des niedrigen Kiesel Säuregehalts Labrador viel
wahrscheinlicher. III und IV sind sog. Trapp ; Erdmann (Vägledning
tili Bergart ernas Kännedom 160) zählt sie zu den Diabasen; Streng
nennt sie Trappe, worunter er olivinfreien Anamesit versteht ;
Roth führt die Analysen als Hypersthene auf, obschon die Gegen-
wart von Hypersthen nicht nachweisbar ist. Ob V hierhergehört
ist fraglich, der Zusammensetzung nach ist es möglich, jedenfalls
scheint dieser »Grünstein*: eher ein Diabas als ein Diorit zu sein;
VI hat wohl für einen Diabas zu viel Kieselsäure, es ist wahr-
scheinlicher Melaphyr. Das spec. Gewicht der Diabase scheint im
allgemeinen zwischen 2.7 und 2.9 zu fallen. III und IV haben das
hohe spec. Gewicht von 2.99 und 3.00, vermuthlich wegen des
hohen Magneteisengehalts. Das Gestein V wog 2.937, ein Diabas
von Kostobenz bei Teschen nach v. Hochstetter 2.705.
Deutliche, kömige Diabase finden sich z. B. bei Berneck am
Fichtolgebirge, bei Friedrichsroda am Thüringerwald, am Harz, bei
Labradorporpliyr. 83
Nanzenbach und Dillenburg in Nassau, in der Umgegend von Chri-
stiania.
Der Absonderungs- und Lagerungsverhältnisse geschieht weiter
unten Erwähnung, da die körnigen Diabase in diesen Beziehungen
von den verwandten porphyrischen und kryptokrystaliinischen Ge-
steinen kaum zu trennen sind.
Labraderporpbyr.
(Grünsteinporphyr z.Th., Aphanitporphyr z.Th., Diabasporphyr z.Th.)
Häufig sind in den sehr feinkörnigen Diabasen oder den krypto-
krystaliinischen scheinbar dichten diabasischen Aphaniten einzelne
grössere Krystalle eingesprengt, die dem Labrador angehören,
neben welchem auch manchmal Augit in spärlichem und undeut-
lichen Krystallen ausgeschieden ist. Solche Gesteine nennt mau des*
halb Labradorporphyr. Der Labradorporphyr bildet einen Theil
und zwar weitaus den grössten derjenigen Gesteine, welche man
als Diabasporphyr (Aphanitporphyr) bezeichnet hat, weil in
ihnen die beiden Hauptgemengtheile des Diabas porphyrartig aus-
geschieden sind ; er steht mit den körnigen Diabasen in sehr enger
Beziehung. Die Grundmasse ist gewöhnlich grünlichgrau, bis schwärz-
lichgrüu, meist unreingraugrün, und ihre Färbung scheint auch
durch eine innige Beimengung von chloritischer Substanz hervor-
gebracht ; meistens erscheint sie dicht, oft basalt- oft förmlich ser-
pentinartig, nur selten kann man mit der Loupe noch ihre kry-
stallinisch-körnige Textur erkennen. Brausen mit Säuren, welches
fast alle solche Grundmassen zeigen, lässt auf eine Imprägnation
mit kohlensaurem Kalk schliessen. Vor dem Löthrohr schmilzt die
. Grundmasse etwas schwierig zu einem dunkelbouteillengrünen Glase,
beim Glühen verlieren manche Varietäten bis zu 4 pct. Wasser;
von der Grundmasse der Dioritporphyre ist sie nur sehr schwierig
zu unterscheiden.
Die Labrador krystalle sind stets polysynthetisch und
zeigen bei frischem Zustande auf den basischen Spaltungsflächen
die bekannt«, oft ungemein fein ausgebildete Zwillingsstreifung ; in
der Regel hellgrün, grünlichweiss oder weiss gefärbt, sind sie vor-
wiegend klein, im Durchschnitt von kurznadelförmiger Gestalt, und
erreichen nur selten die Grösse eines Zolls ; zu Katharinenburg am
Ural werden nach G. Rose Labradorporphyre mit überwiegenden,
84 Labradorporpbyr.
sehr grosseo, zuweilen über 1^ Zt>ll langen Labradorkrystallen ver-
schliffen. Nicht immer sind sie scharf begrenzt, manchmal innig mit
der Grundmasse verwachsen, so dass ihr Durchschnitt einen kleinen
lichten Fleck darstellt. Der manchmal daneben vorkommende A ugi t
von grüner, grünlichbrauner und grünlichschwarzer Farbe ist bis-
weilen in wohl um und um ausgebildeten Krystallen eingesprengt,
welche gewöhnlich mit deutlicher Spaltbarkeit versehen sind, wo-
durch sie sich von der Hornblende unterscheiden. Auch treten in
den Labradorporphyren nicht selten dunkelgrüne, schaalige oder
schuppige Concretionen des chloritischen Gemengtheils auf, welche
häufig dem Serpentin sehr ähnlich werden, und meistens an den
Rändern innig mit der Grundmasse verflösst sind.
Die accessorischen Gemengtbeile des Labradorporphyr be-
schränken sich auf Eisenkies, Magneteisen und Kalkspath; Quarz-
körner hat man niemals darin wahrgenommen, welche man in den
sonst sehr ähnlichen Dioritporphyren hier und da beobachtet hat.
Wie in den körnigen Diabasen, so erscheinen auch in den por-
phyrisch ausgebildeten Trümer und Nester von Kalkspath, Quarz,
Chalcedon, Prasem, Katzenauge, Epidot, Axinit, Asbest, Grünerde.
Die ersten Analysen von Labradorporphyren verdanken wir
dem unermüdlichen Eifer von Delesse ; später hat Streng gleichfalls
sehr schätzenswerthe Untersuchungen darüber angestellt.
l. Labradorporphyr von Belfahy in den Vogesen. In einer
dunkelgrünen magnetischen Grundraasse liegen hellgrüne Labradore
(deren Analyse siehe unten), wenig grünlichschwarzer Augit, und
sehr spärlich Eisenkies, Magneteisen und Epidot. Durch Behand-
lung mit Salzsäure wird die Grundmasso gebleicht. Die Analyse
bezieht sich auf das geschmolzene Gestein, gibt daher kein Wasser
an; dasselbe beträgt durchschnittlich 2.2 — 2.5 pct. Delesse, Ann.
des mines (4) XII. 1847. 230.
n. Grundmasse des Labradorporphyr von Belfahy von schwärz-
lichgrüner Farbe ; schmilzt vor dem Löthrohr ziemlich schwer zu
einer bouteillengrünen Perle; verliert beim Glühen Wasser und
wird bräunlichgrün. Salzsäure löst binnen 2 Tagen in der Kälte
etwa i (23 pct.), in der Wärme etwa J der Grundmasse auf. De-
lesse, ebendas. 228.
in. Giiindmasse des Labradorporphyr von Giromagny in den
Vogesen; das ganze Gestein besteht aus röthlichvioletter magne-
Ijabradorporphyr. 85
tischer Grundmasse mit hellgrünen Labradoren und dunkelgrünen
Augiten. Delesse, ebendas. 228.
IV. Grundmasse des Labradorporphyr von der Sägemühle bei
Puix in den Vogesen, von dunkelgrüner Farbe mit eingesprengten
kleinen Labradoren und sehr wenig Augit. Delesse, ebendas. 228.
V. Grundmasse des sog. antiken grünen Porphyr (Porfido
verde antico, Marmor lacodaemonium viride, Plin. bist. nat. XXXVL
11) zwischen Lebetsova und Marathonisi in Lakonien (Süd-Morea).
Die olivengrüne Grundmasse wird beim Glühen hellröthlichbraun ;
in ihi* liegen grünlichweisse Labradore und dunkelgrüne Augite, auch
Eisenkies bemerkbar. Spec. Gew. 2.915. Delesse, ebendas. 256.
Enthält Spuren von Ti.
Die Labrudorporphyre von Elbingerode am Harz (»schwarze
Porphyre«) wurden neuerdings von Streng untersucht; sie besitzen
eine schwarze, unter der Loupe deutlich feinkörnige Grundmasse,
welche an den Kauten nicht schwer zu einem Glase schmilzt ; dann
liegen Krystalle von oft sehr stark gestreiftem Labrador (die gröss-
ten 3 — 4 L. lang) und ein dunkelgrünes bis schwarzes Mineral in
kleinen Säulen, dessen Augitnatur noch nicht erwiesen ist. Die
Härte des Gesteins ist 5 — 6 ; als seltene accessorische Gemengtheile
treten darin auf braunschwarze Glimmerblättchen, Eisenkies und
Magneteisenerz.
VL Vom linken Abhang des Mühlenthals oberhalb Elbingerode,
Harz ; in der tief schwarzen, sehr frischen und harten Grundmasse
frischer, starkglänzender Labrador und das grünschwarze Mineral;
spec. Gew. 2.77. Streng, N. Jahrb. f. Min. 1860. 397.
VII. Von Rübeland am Zusammenfluss von Bode und Mühl-
bach ; die grauschwarze Grundmasse deutlich krystallinisch ; spec.
Gew. 2.76. Streng, ebendas. 401.
VIII. Bodethal unterhalb der Trogfurther Brücke ; Grundmasse
deutlich krystallinisch, Einsprengunge besonders frisch ; spec. Gew.
2.80. Firnhaber bei Streng, ebendas. 399.
86 Labradorporpbyr und Feldspatb desselben.
I. II. m. IV. V. VI.
Kieselsäure . . 53.45 53.17 49.82 60.79 53.55 57.57
Thonerde . . . 22.26 19.77 1 29 74 1 27 25 ^^'^^ ^^'^'^
Eisenoxyd. . . — — J ' J * — 1.88
Eisenoxydul. . 8.12 8.56 — — 7.55 5.88
Manganoxydul 0.96 0.51 — — 0.85 0.08
Kalk 3.68 3.87 7.31 8.02 8.02 7.74
Magnesia . . . 3.65 4.96 1 4.34
Kali 2.39 I i 10.93 10.44 7.93 2.62
Natron 5.49 j * ^ ) 2 06
Kohlensäure . . — _. _ _ _ 3.73
Wasser — 2.14 2.20 3.50 2.67 0.G3
100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 102.80
VII.
VIII.
56.71
58.53
17.80
16.16
1.08
3.47
6.50
6.35
Spur
Spur
6.82
5.68
4.97
4.45
2.97
3.11
1.73
2.48
1.75
Spur
0.78
1.50
LOl.ll
101.73
Die Labradorporphyr- Analysen von Delesse und Streng ge-
winnen deshalb noch mehr an Werth, weil diese verdienstlichen
Forscher zugleich die ausgeschiedenen Feldspathkrystalle (Labradore)
derselben untersucht haben:
a) Labrador aus dem Labradorporphyr I von Belfahy, spec.
Gew. 2.719.
b) Labrador aus dem Labradorporphyr V von Lakonien, spec.
Gew. 2.883 (ungewöhnlich hoch).
c) Sog. Vosgit, grünlicher Feldspatb von Haut-Rovillers aus
dem Labradorporphyr von Ternuay, Vogesen, leicht röthlich ver-
witternd, spec. Gew. 2.771. Dieser Vosgit mit seinem geringen Kalk-
und grossen Wassergehalt ist wohl gewiss nur ein zersetzter Labrador.
d) Labrador aus dem Labradorporphyr VI von Elbingerode.
Kieselsäure
Thonerde .
Eisenoxyd
Manganoxydu
Kalk .
Kali .
Natron .
Wasser .
a.
b.
c.
d.
52.89
53.20
49.32
51.11
27.39
27.31
30.07
30.90
1.24
1.03
0.70
2.03Fe
0.30
—
0.60
—
5.89
8.02
4.25
12.71
—
1.01
1.96
0.52
4.58
3.40
4.85
0.84
5.29
3.52
4.45
2.80
2.28
2.51
3.15
0.67
99.86 100.00
99.35 101.58
Cberaiscbe Zusammensetzung der Labradorporphyre. 87
Sauerßtoffverhältniss dieser Fedspatbe:
a) R : R : Si = 0.9 : 3 : 6.3
b) = 0.95 : 3 : 6.3-
c) = 0.86 : 3 : 5.4 (zersetzter Labrador)
d) = 1.06 : 3 : 5.52
Die Analysen der von Delesse untersuchten Labradorporphyre
stimmen im Allgemeinen wohl mit den wenigen überein, welche wir
von dem körnigen Diabas besitzen. Das ganze Gestein I zeigt eine
sehr ähnliche Zusammensetzung, wie die Grundmasse IL Da der
Eisenoxydulgehalt in der Grundmasse II 8.56 beträgt, der Eisen-
oxydgehalt im Labrador a nur 1.24, so muss in diesem Gestein
von Belfahy mehr Grundmasse zugegen sein als ausgeschiedener
Labrador. III und lY kommen sich in ihrer Zusammensetzung sehr
nahe; sie enthalten weniger Kieselsäure und mehr Kalk als I, be-
sitzen also wohl verhältnissmässig mehr Augit und weniger Labra-
dor. In V muss der Augit sehr kieselsäurereich sein, denn der Feld-
spath b enthält so viel Kieselsäure als das ganze . Gestein. Ein
dem Porfido verde antico sehr ähnliches Gestein erscheint nach
Ramsay am Carreg-Eiarn bei Llanfechell, Anglesea. Dass in I die
Kieselsäuremenge des ganzen Gesteins die des Feldspaths a über-
trifft, rührt daher, dass I sich auf wasserfreie Substanz bezieht ;
der Feldspath a ebenfalls wasserfrei berechnet, würde 54.2 pct.
Kieselsäure liefern, also mehr als I. Dem Labradorporphyr von
Belfahy ähnliche Gesteine findet man zu Puix (Oberrhein), Giro-
magny, Bitschwiller, Horben u. s. w.^ die Feldspathe darin sind ge-
wöhnlich 1 — 2 Centimeter lang, doch auch kleiner, meist grünlich-
weiss gefärbt, an einigen Stellen röthlich ; der Augit erscheint bis-
weilen in kleinen Krystallen, oder in kleinen dunkelgrünen Aggre-
gationen. Der Epidot zeigt sich darin meistens nur an den Grenzen
der Gesteinsablagerungen, Delessit (Eisenchlorit) nur als Bestand-
theil von Ausfüllungen der Hohlräume, nicht in der Masse der
Gesteine selbst, verbunden mit Quarz, Kalkspath und Epidot. Die
Grundmassen dieser Porphyrvarietäten sind graugrün, dunkelgrün,
scLwarzgrün, das spec. Gewicht derselben schwankt nach 4 Unter-
suchungen zwischen 2.803 und 2.767. Delesse fand, dass die Grund-
masse sich bei Vergrösserung deutlich in zwei krystallinische Sub-
stanzen auflöst: die eine durchscheinend, grünlich und Zwillings-
streifung des Labrador zeigend, die andere dunkelgrüne ist innig
88 Labradorporphyr.
damit gemengt. Da die analysirten Labradorkrystalle a einen glei-
chen Kieselsäuregehalt aufweisen, wie die Grundmasse II, so glaubt
Delesse darin keinen Augit annehmen zu dürfen, dessen Kieselsäure-
gehalt keine gleiche Höhe erreiche, sondern entscheidet sich für die
Gegenwart der durchschnittlich etwas saurem Hornblende in der
Grundmasse. Damit stehe auch in Zusammenhang, dass während
in dem Gestein beim Calciniren die Augitkrystalle viel dunkler
werden, die Grundmasse viel heller braun oder röthlich werde, wie
es mit den hornblendehaltigen Grundmassen der Dioritporphyre
der Fall sei.
Der Labradorporphyr von Temuay in den Vogesen, dessen
etwas zersetzte Feldspathe den sog. Vosgit c bilden, enthält auch
ausgeschiedene grüne Augite, welche Delesse ebenfalls untersuchte
(Kieselsäure 49.00 ; Thonerde 5.08 ; Eisen oxydul 7.19 ; Kalk 18.78;
Magnesia 15.95; Wasser 2.26; spec. Gew. 3.135). In dem Gestein
zeigen sich ausserdem Eisenkies und Magneteisen, in Höhlungen
oder Spalten Epidot, Quarz, Chalcedon, Eisenchlorit und ein rother
blätteriger Zeolith. Beim Glühen gibt das Gestein einen Verlust von
3 — 4 pct. und wird hellröthlichbraun. Delesse berechnet die Menge
des Feldspaths zu 75 bis 80 pct. Solche > Porphyre von Temuay«
finden sich auf dem Wege von Ternuay nach Belonchamp. am Fusse
des Berges von Vanne, in allen Umgebungen von Melisey, im Thal
von St. Bresson. Vergleicht man Gestein I mit dem Feldspath a,
so zeigt sich, dass der Augit darin wahrscheinlich eine sehr ähn-
liche Zusammensetzung hat, wie der analysirte von Temuay.
Höchst auffallend ist in VI, VH und VIII der für ein Gestein,
in welchem nur Labrador und ein wahrscheinlich augitisches Mineral
ausgeschieden sind, ausserordentlich hohe Kieselsäuregehalt, da der
für den Labrador gefundene Kieselsäuregehalt 51.11, der des grünen
Minerals 48.77 pct. beträgt; es muss daher noch ein saurerer Ge-
mengtheil vorhanden sein, der den Kieselsäuregehalt derart erhöht;
von Quarz ist nach Streng keine Spur zu entdecken, vielleicht
steckt er dennoch mikroskopisch in der Grundmasse. Dies Gestein
erscheint bei Elbingerode im Gebiete des devonischen Schiefers und
Kalksteins an sieben isolirten Punkten, welche in einer Linie liegend
höchst wahrscheinb'ch einem einzigen grossen Gange angehören.
Hier möge das Gestein von den Mombächler Höfen zwischen
Baumholder und Grumbach sich anreihen, über welches £. E. Schmid
Labradorporphyr. 89
Untersnchungen mitgetheilt hat; es ist dunkelschwarz und besteht
aas einer schwach fettglänzenden undurchsichtigen pechsteinähnlichen
Grundmasse und aus kleinen eingewachsenen olivinähnlichen Körn-
chen, deren Analyse ergab : Kieselsäure 53.41 ; Thonerde 24.88 ;
Eisenoxyd 4.89 ; Kalk 9.42 ; Magnesia 0.44 ; Natron 5.64 (98.68),
eine Zusammensetzung, welche sehr nahe der des Labrador ent-
spricht (Sauerstoffverhältniss = 4.22 : 13.10 : 27.75). Die Zusammen-
setzung des ganzen Gesteins ist : Kieselsäure 54.61 ; Thonerde 21.25 ;
Eisenoxydul 12.32; Kalk 4.38; Magnesia 0.88 ; Kali 0.62 ; Natron
5.11 ; Wasser 2.30 (101.47). In dem durch Salzsäure nicht auf-
Bchliessbaren, 84.36 pct. betragenden Antheil, welcher 57.50 Kie-
selsäure enthält, vermuthet Schmid ein Gemenge von- Labrador
und Oligoklas, wahrscheinlicher ist wohl, dass dieser Antheil ein
Gemenge von Labrador mit freier Kieselsäure darstellt (Poggend.
AnnaL 1863. CXIX. 136).
Die durch v. Dechen sehr ausführlich als Labradorporphyre
beschriebenen Gesteine, welche in den Ruhrgegenden Westphalens
vom Rothenberg bei Giershagen über Brilon, Meschede bis zum
Felsberg bei Berge an der Wenne einen 6 Meilen langen, von O.N.O.
nach W.S.W, gerichteten Zug bilden und dann noch einmal in ge-
ringer Verbreitung bei Langenholthausen und Balve erscheinen,
stehen in enger Beziehung zu den Schichten des Grauwackenge-
birges und hängen innig mit ächten Schalsteinen zusammen. Die
Grundmasse ist hellgrau oder dunkelgrün, bisweilen brausend, oft
feinkörnig, oft scheinbar dicht; starkglänzende, weisse, grünliche
oder blassröthliche Feldspathe treten meist als schmale Nadeln,
doch auch mit grössern Flächen daraus hervor ; bisweilen erscheinen
einzelne grössere weisse Kalkspathkörner und kleine Nieren aus
concentrischen Schaalen von dunkelgrünem oder schwarzem Chlorit,
einige Varietäten enthalten auch Serpentinkömer und Pünktchen
von Eisenkies. Was die Feldspathe anbelangt, so fand Rammels-
berg in den überzollgrossen lichtgrünen Krystallen von Geveling-
hausen: Kieselsäure 61.6 ; Thonerde 22.6; Kalk 3.6 ; Alkalien 12.2,
welche Zusammensetzung allerdings vollständig mit der des Oligo-
klas übereinstimmt; v. Dechen ist indessen geneigt, die schmalen
Nadeln als Labrador anzusehen und hält daher die Bezeichnung
Labradorporphyr bei; vielleicht müsste man diese Gesteine den
Dioriten oder vielmehr Melaphyren zuzählen. Bei Uollemann, süd-
90 Augitporphyr.
westlich von Brilon liegen deutlich erkennbare schwarze Augitkry-
stalle neben weissen oder hellgrünen Labradoren (Oligoklasen?).
Zu den Labradorporphyren gehört wahrscheinlich auch das
von Kjerulf als Melaphyr bezeichnete dunkle Gestein mit weissen
gestreiften Feldspathnadeln, welches beim Barnetjem am Fuss des
VettakoUen bei Christiania einen Gang im Silur bildet und ent-
hält: Kieselsäure 52.97 ; Thonerde 19.13 ; Eisenoxydul 9.18; Kalk
7.06; Magnesia 1.8C; Kali 2.95; Natron 3.61; Glühverlust 1.39
(98.15); vgl. Christiania-Silurbecken 1855. 28. Die Analyse stimmt
bis auf den Kalkgehalt sehr nahe mit 1 überein.
Das spec. Gewicht des Labradorporphyr schwankt in den
nämlichen Grenzen, wie das des körnigen Diabas; es beträgt bei
dem Gestein von Belfahy (I) 2.775 (das Glas wog 2.604) ; bei der
Grundmasse desselben (II) nach einigen Bestimmungen zwischen
2.767 und 2.803 ; bei dem ganzen Gestein von Lakonien, dessen
Grundmasse V darstellt, 2.913 nach Delesse, 2.923 nach G.Rose;
Varietäten des Labradorporphyr von Ternuay wogen 2.833, 2.857,
2.885. Im Allgemeinen beträgt es demnach 2.77—2.92.
Die Labradorporphyre zeigen natürlicherweise häufig Ueber-
gänge in andere diabasische Gesteine, aus denen sie sich Schritt
für Schritt entwickeln, besonders in kömige und kryptokrystallini-
sche Diabase ; sie finden sich also auch an jenen Punkten, an denen
diese bekannt sind.
Aigitporphyr.
Als Augitporphyr wird im Allgemeinen jedes Gestein zu be-
zeichnen sein, welches in einer krystallinisch-dichten Grnndmasse vor-
wiegend Augitkrystalle ausgeschieden enthält. Wenn es auch
höchst wahrscheinlich unter den Gesteinen, welche man mit diesem
Namen bezeichnen würde, Oligoklasgesteine geben mag, welche ihre
natürliche Stelle im Gefolge oder innerhalb des Melaphyr fanden, so
enthalten doch die nunmehr unter diesem Namen aufgeführten Ge-
steine sämmtlich einen basischem Feldspath, den Labrador, and
stellen sich so als eine dem Labradorporphyr vollkommen parallel-
laufende porphyrische Ausbildung der Diabase dar : wie die La-
bradorporphyre grössere und reichlichere Labradore, daneben aber
auch Augite umschliessen, so sind in den Augitporphyren neben
den vorzugsweise entwickelten Augitkry stallen auch gestreifte La-
Aiigitporphyr.
91
bradomadeln ausgeschieden. Die Grundmasse ist in Folge des be-
trächtlichen Augitgehalts und des sich hinzugesellenden Magnet-
eisens oder Titaneisens meist dunkel gefärbt. Mandelsteinartige
Varietäten, welche auch dem Augitgestein Melaphyr nur selten feh-
len, begleiten fast stets die eigentlichen Augitporphyre.
I. Schwarzer Augitporphyr vom Monte Mulatto bei Predazzo
in Tyrol. Kjerulf, Christiania-Silurbecken 1855. 23.
II. Augitporphyr von Molignon (nicht Molignow, wie das Ori-
ginal hat) an der Seisser Alp ; etwas verwittert, die möglichst un-
zersetzten Bruchstücke gewählt. Werther, Journ. f. prakt. Chem.
XCI. 1864. 330.
III. Augitporphyr aus dem Fassathal in Tyrol mit einer
schwarzen, deutlich krystallinischen Grundmasse, grossen Augiten,
undeutlichen, glas- bis perlmutterglänzenden, weissen, gestreiften
Labradoren, kleinen Chalcedon- und Kalkspathmandeln ; spec. Gew.
2.71. Streng, Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 1858. 170.
IV. Augitporphyr von Listuen bei Bogstad-Vand in Norwegen ;
Augfite und weisse triklinische Feldspathe in dichter, blauschwarzer,
vorwaltender Grundmasse. Kjerulf, a. a. 0. 20.
V. Augitporphyr -Mandelsteiu von Holmestrand in Norwegen
mit matten und zersetzten Augiten und kleinen, von Grünerde um-
gebenen Kalkspathknollen. Kjerulf, a. a. 0. 22.
I.
n.
III.
IV.
V.
Kieselsäure . .
. 42.98
32.03
45.05
48.76
48.79
Thonerde . .
16.58
7.42
18.55
15.71
16.43
Eisenoxyd . .
—
0.22
—
—
—
Eisenoxydul
14.14
25.19
9.64
16.59
13.89
Kalk ....
8.64
21.67
12.89
6.15
6.48
Magnesia . .
4.14
5.66
3.22
4.18
5.33
Kali ... .
1.92
4.14
1.61
2.40
0.46
Natron .
1.80
3.48
2.99
2.68
4.53
Glühverlust . .
7.80
—
3.14 (H) 0.97 1
4.09
Kohlensäure
—
—
3.81
-
98.00 99.81 100.90 97.44 100.00
Der stark basische Charakter dieser Gesteine, deren Kiesel-
säuregehalt in I und III sogar unter das Minimum von Augit
herabsinkt, macht es wahrscheinlich, dass dieselben nicht oligoklas-
92 Tyroler Augitporphyr.
führend sind. Streng fand, dass ein mit Salzsäure behandeltes Stück
Augitporphyr mit Ausnahme der unverändert gebliebenen Augit-
krystalle völlig weiss geworden war und folgert daraus, dass die
Grundmasse keinen oder nur sehr wenig Augit enthalte, und dass
die dunkle Farbe von beigemengtem Magneteisen herrühre. Bei
Gestein II, dessen nähere Beschreibung sich nicht mitgetheilt findet,
ist auch weder Wasser, noch Glühverlust, noch Kohlensäure ange-
geben und man sieht aus der Zusammensetzung nur, dass die Masse
jedenfalls durch und durch zersetzt war. lY und V stimmen im
Ganzen gut mit einander überein ; da in dem Mandelstein V bedeu-
tende Zersetzungsprocesse gespielt haben (die Au gitkry stalle sind
in Delessit und Kalkspath umgewandelt, vgl. auch Bd. I S. 91), so
scheinen diese Vorgänge ohne Zufuhr oder Abscheidung von Sub-
stanzen erfolgt zu sein. IV, vermuthlich das unzersetzteste aller
dieser Gesteine, schliesst sich an die basischen Diabase an ; nament-
lich stimmt es mit dem kömigen Diabas II von Munkedam trefflich
überein ; die Labradorporphyre sind durchschnittlich etwas saurer,
wahrscheinlich wegen des vorwiegenden Feldspath- und des gerin-
gern Augit- und Magneteisengehalts. Vergleicht man damit die
Analysen des Melaphyr, so zeigt sich auf das entschiedenste, dass
dieser kein Labrador-Augitgestein sein kann.
Der tyroler Augitporphyr, welcher vorwaltend Gänge und
Ströme (vollständig den Basaltströmen z. B. des nordöstlichen
Böhmens ähnlich), seltener kuppenförmig erhobene Massen bildet,
ist in seiner reinsten Gestalt, wie er an der Seisser Alp auftritt,
nach V. Richthofens trefflicher Beschreibung ein basaltschwarzes Ge-
stein mit dichter Gr\indma8se und inliegenden Krystallen von Au-
git und Labrador; die Augitkry stalle erreichen meist eine Grösse
von 2 — 3 Linien, diejenigen des Labrador sind hinsichtlich der
Grösse sehr untergeordnet, walten aber meist an Zahl bedeutend
vor, ausse-dem ist Titaneisen fein eingesprengt; bald treten die
Krystalle gegen die Grundmasse zurück, bald erreichen sie über
dieselbe das Uebergewicht. Grössere und frischere gestreifte Feld-
spathkrystalle, welche neben den kleinern liegen, hält v. Richthofen
für Oligoklas (wodurch auch ein Uebergang in den Melaphyr her-
vorgebracht werde), dieses Zusammenvorkommen zweier triklinischen
Feldspathe ist jedoch an und für sich sehr wenig wahrscheinlich
und bis jetzt durch keine Analyse nachgewiesen. Als Fundorte
Tyroler Augitporphyr. 93
des ächten Augitporphyr führt v. Richthofen an : Seisser Alp, Mo-
lignon, Cigolon, Val di Monzoni, Pozza Alp, Ciaplaja, Bufanre,
Toazzo, Gänge am Latemar ; Augitporphyrmandelsteine sind häufig
an dem West- und Nordrande der Seisser Alp. Der Augitporphyr
der Seisser Alp ist ausgezeichnet säulenförmig abgesondert; »wie
eine Gallerie stehen die fünf- und sechsseitigen Säulen um den
ganzen Steilrand der Alp zu Millionen herum und gewähren oft
einen prachtvollen Anblick, den schönsten araPuflatsch.« Die sonst
seltene kugelförmige Absonderung ist sehr deutlich an dem Augit-
porphyr zwischen Caprile und CoUe di Santa Lucia zu beobachten,
wo die concentrisch-schaaligen Kugeln wie Bomben so dicht neben
einander liegen, dass die äussersten Schaal^ der benachbarten in
einander übergehen. Der zu Uralitporphyr umgeänderte Augitpor-
phyr hat den dichten Triaskalk weithin in einen schönkrystallini-
schen Marmor verwandelt, der an der Grenze sehr grobkörnig ist.
Sehr ähnlich dem eigentlichen krystallinischen Augitporphyr sind
die häufig damit vereinigten »Eruptivtuife* des Augitporphyr, Ge-
steine, welche nach v. Richthofen aus einer, während der Erstar-
rung durch mechanische Einwirkung des umgebenden Wassers be-
deutend modificirten Eruptivmasse entstanden sind, sich aber an
der Ausbruchsstelle selbst in unregelmässig dicken Bänken auf-
häuften (namentlich zwischen Penia und Pozza, sowie am Sasso di
Capell). Die zahlreichsten und bedeutendsten Augitporphyreru-
ptionen fallen in die Zeit zwischen der Ablagerung des Mendola-
Dolomit und des Schlern-Dolomit (obere Trias), doch fanden ein-
zelne Ausbrüche noch bis zu Ende der Triasperiode statt, denn
der Schlern-Dolomit ist häufig von Augitporphyrgängen durchsetzt
(Geogn. Beschr. d. Umgeg. v. Predazzo u. s. w. 128 — 141).
Auch de Lapparent hat später die tyroler Augitporphyre
untersucht und rechnet dieselben zum Melaphyr (vgl. S. 46), in-
dem er sie als Melaphyre basique ou augitique unserm Melaphyr,
dem Melaphyre acide ou feldspathique entgegensetzt ; befremdend ist
es, wenn de Lapparent 1864 äussert: »on n'a pas Studie le mela-
phyre augitique au point de vue chimique* (Annales des mines
(6) VI. 1864. 275).
Aehnlich den Augitporphyren des Fassathals scheint nach
Madelung das Gestein von Tekerö in Siebenbürgen zu sein, wel-
ches mit den obern Jurakalkschichten im innigen Zusammenhang
94 Diabasaphanite.
steht (v. Hauer und Stäche, Geologie Siebenbürgens 1863. 164;
auch Jahrb. d. geol. R.anst. XIII. 17).
Mabasaphanit
Wenn die Masse des Diabas kryptokrystallinisch wird, so
dass man die zur äussersten Feinheit herabgesunkenen Gemengtheile
nicht mehr von einander unterscheiden kann, so nennt man ein
solches Gestein diabasischen Aphanit, eine Bezeichnung, welche Hauy
vom griechischen difaviZeiv ableitete.
Die Farbe dieser Gesteine ist meist graugrün, schmutziggrün,
schwärzlichgrün, viel erdiger Chlorit ist innig beigemengt, Augit
scheint weniger darin vertreten zu sein. Sehr viele Aphanite sind
auch mit kohlensaurem Kalk imprägnirt, wie das Brausen mit Säuren
beweist. Bei der Behandlung mit Salzsäure löst sich ein Theil des
Gesteins, der Chlorit und die Carbonate zu einer grünlichen Flüs-
sigkeit auf, der Rückstand stellt sich oft bei starker Vergrössening
als ein Gemenge von weissen und schwarzen Könichen, von Feld-
spsth und Augit dar. Die Aphanite sind gewöhnlich sehr zähe
Gesteine, ungefähr von der Härte des Feldspaths mit ebenem, un-
vollkommen muscheligem oder splitterigem Bruch.
Bei der für das Auge vollständig verschwindenden minerali-
schen Zusammensetzung der Diabasaphanite ist es oft geradezu un-
möglich, dieselben von andern kryptokrystallinischen Gesteinen,
namentlich von dicht ausgebildeten Dioriten zu unterscheiden. Man
ist alsdann genöthigt etwaige Uebergänge in deutlich krystallinische
oder in porphyrartig ausgebildete Gesteine zu verfolgen, um über
die Natur des Gesteins ins Klare zu kommen. In manchen Fällen
vermag auch eine Kieselsäurebestimraung auf den richtigen Weg zu
leiten, da die oligoklasführenden dioritischen Aphanite durchschnitt-
lich etwas saurer sind als die labradorführenden Diabase. Eine
mikroskopische Untersuchung wird nur von geringem Nutzen sein,
indem man Labrador und Oligoklas gar nicht, Augit und Horn-
blende nur sehr schwierig von einander zu unterscheiden im Stande
ist; höchstens könnte eine sehr grosse Menge von Chlorit als ein
Fingerzeig auf die Diabasnatur gelten (vgl. hierüber auch S. 6).
Die Uebergänge, welche diese Aphanite zeigen, sind zum Theil
schon früher erwähnt worden ; wird das Gefüge allmählich phanero-
krystallinisch, so entsteht ein körniger Diabas, scheiden sich ein-
Diabasschiefer. 95
zelne grössere Ery stalle aus der Aphanitmasse aus, so geht ein
Labrador- oder Augitporphyr hervor, wird das Gefüge schieferig,
so findet ein Uebergang in Aphanitschiefer statt. Erscheinen in
der Aphanitmasse Kalkspathkügelchen oder variolitische Concre-
tionen, so wird das Gestein zu einem Ealkdiabas oder Variolit.
Hier und da hat man auch Körner von Eisenkies oder Magnet-
eisen, gewissermassen als porphyrartige Einsprengunge in Aphaniten
beobachtet. Vollständig zu einer erdigen Masse zersetzte Aphanite
hat man Aphanitwacke genannt.
Mabasschiefer.
(Grünsteinschiefer, Grüne Schiefer z. Th.)
Eine mehr oder weniger vollkommen schieferige Masse, wel-
che dadurch entsteht, dass in feinkörnigen oder kryptokrystallini-
schen Diabasen der chloritische Bestandtheil sehr vorwaltet. Solche
kryptokrystallinisch-schieferige Diabase nennt man auch Aphanit-
schi ef er.
Die Farbe ist graugrün oder unrein dunkelgrün, und die
Gesteine werden sehr häufig den Dioritschiefem, Chloritschiefem,
ja selbst manchen Thonschiefern ähnlich. Man kennt auch Ueber-
gänge in Chloritschiefer, Grauwackenschiefer und Thonschiefer;
dieses eigenthümliche Verlaufen in deutlich sedimentäre Gebilde
verdient noch spätere Erörterung ; auch mit klastischen Gesteinen
der Diabasfamilie, mit Diabastuffen und -Breccien stehen diese Dia-
basschiefer in sehr naher Beziehung, während sie andrerseits wieder
mit kömigen und kryptokrystallinischen Diabasen eng verbunden
sind. Manche Aphanitschiefer dürften vielleicht nur reine und ho-
mogene schieferige Diabastuffe sein. Unter den unwesentlichen Ge-
mengtheilen sind Glimmerschuppen, Eisen- und Magnetkieskömer
zu erwähnen.
Die Diabasschiefer sind meistens grob- und dickschieferig aus-
gebildet und in der Regel mit Schichtung versehen, welche bald
mehr, bald weniger deutlich ist. In Verbindung mit andern Dia-
basgesteinen erscheinen solche Diabasschiefer z. B. häufig im Voigt-
lande, in Oberfranken, bei Berneck am Fichtelgebirge, bei Kupfer-
berg in Schlesien. Von den manchmal Uralit führenden »grünen
Schiefern«, welche nach G. Rose im Ural, namentlich bei Katha-
96 Variolit.
rinenbm-g, Miask, Uktuss, Orsk so verbreitet sind, scheint auch
ein grosser Theil hierher zu gehören.
Tariolit.
Eine Grundmasse von sehr feinkörniger diabasartiger, meist
aber aphanitisch dichter Beschaffenheit und dunkelgrüner Farbe,
umschliesst hirsekoru- bis nussgrosse kugelige Concretionen, von
undeutlich radial-faseriger, oft auch coucentrisch-sch aaliger Textur,
welche mit der umgebenden Masse meistens fest und innig ver-
wachsen sind und daher in der Regel keinen bestimmt begrenzten,
sondern verwaschenen Rand zeigen ; bisweilen nur, namentlich wenn
sie gross sind, lassen sie sich herauslösen. Sie liegen entweder
nur vereinzelt und spärlich in der Grundmasse, oder auch zuweilen
80 reichlich, dass ihre Ränder nahezu untereinander verfliessen. Ihre
Farbe ist grünlichweiss. grünlichgrau, oder auch violettgrau ; bei
der Verwitterung nehmen die Kügelchen selbst meist eine bräun-
liche Farbe an, während der umgebende Rand der Grundmasse sich
lichter färbt, bei schaaliger Textur weisen die einzelnen Zonen nicht
selten abweichende Farben auf; die fortschreitende Verwitterung
lässt dieselben immer deutlicher hervortreten, indem sie weniger
zersetzbar sind, als die Grundmasse, und nun oft halbkugelartig
an der Oberfläche des Gesteins hervorragen, welches dadurch ein
pockennarbiges Ansehen gewinnt (daher auch Blatterstein genannt).
Delesse hat sich besonders mit den Variolitgesteinen beschäf-
tigt und namentlich die der Durance untersucht, auch die des Fich-
telgebirges und Savoyens verglichen. Die Substanz der Concretio-
nen wird vorwiegend von einem Feldspath gebildet, welcher sich
in seiner Zusammensetzung dem Labrador nähert ; seltener bestehen
dieselben entweder ganz aus dichtem Epidot, oder es wechseln con-
centrische Lagen von Feldspath und Epidot mit einander ab.
Was die Grundmasse der Variolite anbelangt, so erkannte
Delesse kleine mikroskopische Feldspathtafeln ; ob sie ausserdem
auch Epidot oder nur Augit und Chlorit enthält, scheint noch nicht
genügend ermittelt. Eisenkies bietet sich als häufige Einsprengung
dar, seltener sind Magneteisenkörner ; Trümer und kleine Adern
von Quarz und Epidot durchziehen das Gestein, in welchem sich
bisweilen auch mandelähnliche Höhlenausfüllungen finden, die aus
Kalkspath, Quarz, Epidot, Chlorit bestehen. Nach Delesse ging
Zusateinensetzung' des Variolit.
97
jedenfalls die Entwicklung der Kugeln der Trümer- und Aderbil-
dung voraus, denn jene werden deutli<ib von dieäen durchsetzt.
I. Variolit aus der Durance. In einer hellgrünen, zurücktre-
tenden Feldspathgi-undmasse liegen zahlreiche Kugeln von 1 Centi-
meter Durchmesser, welche im Centrum violett, aussen grün gefärbt
sind, um die Kugeln ist die Grundmasse sehr schön grün. Aeder-
chen von Quarz, Epidot, Kalkspath durchziehen in geringer Anzahl
die Masse. Sehr schwierig schmelzbar ; spec. Gew. der Masse 2.896,
der Kugeln 2.923. Delesse, Annales des mines (4) XVII. 1850. 127.
n. Concretionen aus dem Variolit südlich vom Dorf Mont-
Genevre bei Brian^on in den französischen Alpen, sich leicht von
der Grundmasse abtrennend ; fast rund, von graugrüner Farbe, von
homogenem Aussehen und Bruch; von Fettglanz und Nussgrösse;
spec. Gewicht ebenfalls 2.923. Delesse ebendas. 119.
I.
n.
Kieselsäure . . .
52.79
56.12
Thonerde . . . .
11.76
17.40
Eisenoxyd . . .
-~
7.79
Eisenoxydul .
11.07
—
Manganoxydul . .
Spur
Spur
Kalk ....
. 5.90
8.74
Magnesia ...
. 9.01
3.41
Kali ....
1.16
0.24
Natron . . .
3.07
3.72
Glühverlust . .
. 4.38
1.93
Chromoxyd .
Spur
0.51
99.14
99.86.
3se des Variolit ist
ohne Zweifel
vielen Z
unterworfen gewesen, wie der grosse Gltihverlust und die Neubil-
dungen von Quarz, Epidot, Kalkspath in ihr zeigen, dennoch ent-
fernt sich die Zusammensetzung des Variolit nicht allzusehr von der
der körnigen Diabase. Was die kugelförmigen feldspathartigen Con-
cretionen (II) betrift't, so stehen dieselben nach Delesse dem Labra-
dor nahe. Ilammelsberg führt diese Substanz unter den Oligoklasen
auf (Mineralchemie 612). Fasst man indessen das Sauer stofTver-
hältniss ins Auge, so beträgt dasselbe bei Zugrundelegung von
Eisenoxyd 4.86 : 10.62 : 29.26 = 1 : 2.2 ; 6.00. Der Sauerstoff der
KlMtliiurt beträgt ftbiolut genftu leohirnftl so viel alt der der Mon-
Xlrkfl, rttrortphlt. 11.
98 Yariolit, Ealkaphanit.
oxyde, der der Sesquioxyde entfernt sich allerdings beträchtlich von
3. Der Gehalt an Kalk und Alkalien stimmt vortreflflich mit La-
brador und in Anbetracht des hohen spec. Gewichts möchte man
sich mit Delesse dafür entscheiden, dass diese jedenfalls etwas ver-
änderte und wahrscheinlich auch nicht ganz homogene Substanz
eher dem Labrador, als dem Oligoklas anzugehören scheint. Die
Kugeln II haben trotz des grössern Kieselsäuregehalts ein höheres
specifisches Gewicht, als die Masse I.
Delesse nennt diese Diabasvariolite Variolites de la Du-
ra nee, im Gegensatz zu den Variolites du Drac, welche von den
französischen Geologen auch als Spilite bezeichnet werden und den
Melaphyrmandelsteinen nahe verwandt sind (vergl. S. 66). An-
dere Forscher, wie Cordier, ßlie de Beaumout, Scipio Gras betrach-
ten diese Variolite als Gabbrogesteine im kryptokrystallinischen Zu-
stande, in deren Nachbarschaft sie allerdings manchmal auftreten;
auch Roth reiht die Variolites de la Durance in seiner Uebersicht
der Gesteinsanalysen dem Gabbro an. In Uebereinstimmung mit
Naumann, v. Cotta, Seuft, G. Leonhard u. A. haben wir ihn hier
den diabasischen Gesteinen hinzugefügt, weil nichts auf die Gegen-
wart von Diallag hinweist. Solche Gesteine finden sich am Mont
Genevre bei Brian^on in den französischen Alpen, zwischen Modane
und Bramant in Savoyen, bei Sestri östlich von Genua; ähnliche
auch in der Gegend von Ilof im Fichtelgebirge, im Voigtlande, bei
Tringenstein, Oberscheid, Oberndorf in Nassau. Zahlreiche Geschiebe
von Variolit führen die Durance, die Doire und andere Flüsse der
westlichen Alpen mit sich.
Halkaphanit.
(Kalktrapp, Blatterstein, Diabasmandelstein, Grünsteinmandelstein,
Spilit z. Th.)
Dass die Masse der Diabasgesteine sehr häufig innig mit koh-
lensaurem Kalk imprägnirt ist, würde schon früher erwähnt. Wenn
sich innerhalb der aphanitischen Gesteine der kohlensaure Kalk
in Form von rundlichen Kalkspathkügelchen concentrirt, so ent-
stehen charakteristische Gesteine, welche man am füglichsten mit
Naumann als Kalkaphanit bezeichnet.
Dieselben bestehen aus einer unrein grünlichgrauen, schmutzig
dunkelgrünen, grünlich- und röthlichbraunen meistens dichten oder
Kalkaphanit. 99
feinerdigen, aphanitischen Masse, in welcher mehr oder weniger
zahlreiche, gewöhnlich hirsekorn- bis erbsengrosse Kalkspathkügel-
chen eingewachsen sind. Die Grundmasse ist matt, enthält verhält-
nissmässig viel von dem chloritischen Bestandtheil und ist daher
in der Regel so wenig hart, dass man sie leicht mit dem Messer
zu ritzen vermag; sie ist stets wasserhaltig und schmilzt leicht
vor dem Löthrohr.
Die Kalkspathkörner sind in den häufigsten Fällen ziemlich
reichlich der Grundmasse eingestreut, oft in solcher Menge, dass
nur wenig von der letztern als ein spärliches Bindemittel übrig
bleibt, manchmal liegen sie selbst so dicht zusammengedrängt, dass
das Gestein fast wie ein groboolithischer Kalkstein, oder, wie
v. Dechen sagt, fast wie ein rundkörnig abgesonderter Kalkstein er-
scheint. Die Dicke der Kalkspathkörner wächst bisweilen zu der
einer Wallnuss, vermindert sich in andern Abarten so, dass es nur
mit der Loupe gelingt, die winzigen Kalkspathpünktchen zu er-
kennen. Der Umriss ist gewöhnlich kugelrund, nur selten ellipsoi-
disch, häufiger noch eckig; ihre Masse ist eine vollkommen com-
pacte, bei den grössern oft mit deutlicher rhomboedrischer Spalt-
barkeit; niemals zeigt sich ein concentrisch-schaaliges Gefüge, nie-
mals auch im Innern eine Höhlung. Sie liegen fast durchweg scharf
abgegrenzt in der Grundmasse, ihre Oberfläche erscheint beinahe
immer rauh und matt,- sehr häufig findet sich zwischen ihnen und
der Grundmasse eine dünne, allseitig umhüllende Haut von grünem
Chlorit oder von braunem Eisenoxydhydrat. Braunspathkörner
treten hier und da anstatt des Kalkspaths auf, auch sind neben
den Kalkspathkörnern nicht selten kleine dunkelgrüne Chloritkörner
und -Kügelchen in der Grundmasse eingewachsen.
Es geht hieraus hervor, dass man diese Kalkaphanite keines-
wegs als Mandclsteine betrachten darf, denn die Kalkspathkugeln
sind nicht Ausfüllungen von präexistirenden Hohl- und Blasenräu-
men. Ob man sie aber mit Naumann für gleichzeitige Concretions-
gebilde, und nicht vielmehr für secundäre Concretionsgebilde halten
soll, für Verdrängungen der Grundmasse durch den sich coucen-
trjrenden fein zertheilten kohlensauren Kalk, welcher selbst das
Resultat von Zersetzungsprocessen ist, die Entscheidung dieser Frage
zu Gunsten der letztern Ansicht dürfte bei Erwägung des Um-
atands, dass der kohlensaure Kalk wohl nie in unveränderten i
100 Kalkaphanit, Diabasraandel stein.
'sondern nur in umgewandelten gemengten Massengesteinen auf-
tritt, wenig zweifelhaft sein. •
Neben den Kalkaphaniten gibt es nun auch wahre Diabas-
mandelsteine oder Aphanitmandelsteine mit dichter
Grundmasse und ächten Mandeln von Kalkspath, welcher in Hohl-
räume infiltrirt ist; sie ähneln den Melaphyrraandelsteinen. Kalk-
aphanite und Diabasmandelsteine, welche man übrigens bei genauer
Betrachtung der Form und Textur der Kalkspathmassen nicht
leicht verwechseln wird, verdienen — wie es nicht immer geschieht
— scharf auseinander gehalten zu werden.
In denjenigen Kalkaphaniten, in welchen die Kalkspnthkömer
spärlicher eingewachsen sind, pflegen sich nicht selten kleine tafel-
förmige Feld spnthkry stalle einzustellen, welche an Anzahl zunehmend,
alimählich die Kalkspathkörner verdrängen. In den kalkspath-
reichen Aphaniten sind erkennbare Feldspathe sehr selten; dies
gegenseitige Ausschliessen scheint auf dem mehr oder weniger um-
gewandelten Zustand zu beruhen. Bisweilen werden durch den Ein-
fluss kohlensäurehaltiger Gewässer die Kalkspathkugeln in den Kalk-
aphaniten und die Kalkspathmandeln in den Diabasmandelsteinen
wiederum aufgelöst und es entstehen dann schwammig durchlöcherte,
poröse Gesteine. Als accessorische Bestandmassen mancher Kalk-
aphanite werden genannt: Trümer, Adern und Nester von Kalk-
spath und Eisenrahm , Nester von schuppigem Eisenglanz und
dichtem Rotheisenstein.
Delesse hat unter dem Namen Spilit einen Mandelstein unter-
sucht, welchor entweder zu den Kalkaphaniten oder zu den Dia-
basmandelsteinen gehört; solche Gesteine bilden, in Säulen abge-
sondert die drei Hügel von Faucogney (Haute-Saone) und finden
sich auch bei St. Bresson, bei Mondahin, Rimbach, Grendelbruch
u. s. w. ; sie besitzen eine »chmutziggrüne, homogen erscheinende
Masse, in welcher man mit der Loupe gestreifte Labradortäfelchen
aber Jceiue Augite wahrnehmen kann. Bei Faucogney enthält das
Gestein sehr spärliche kleine eckige Höhlungen, welche zwischen
diesem Ort und les-Mottes sehr gross und unregelmässig, sowie
ganz oder zum Theil mit Kalkspath erfüllt werden, welcher von
etwas Delessit umgeben ist. Das Gestein aus dieser Gegend schmilzt
zu grünem Glase, sein spec. Gewicht beträgt 2.906 und seine Ana-
lyit ergab: Kietelsäurt 64.42 ; Thontrde 20.60 ; Eiawoxydul 9.44;
Kaikaphan itschief er. 101
Manganoxydul 0.93; Kalk 3.64; Magnesia 3.87; Kali 0.94; Na-
tmn 4.48; Wasser 1.97 (100.29. Ann. des mines (4) XII. 1847.
245). Vergleicht man damit die Analyse der Grundmasse des La-
bradorporphyr von Belfahy in den Vogesen (S. 86), so leuchtet
die grosse Aehnlichkeit sofort ein ; man könnte daraus folgern, dass
die Zersetzungsprocesse, welche wie die Kalkspathconcretionen zeigen,
unzweifelhaft in diesem Gestein vor sich gegangen sind, wahr-
scheinlich derart erfolgten, dass damit weder eine Zufuhr noch Ab-
fuhr von Bestandtheilen, sondern lediglich eine veränderte Grup-
pirung der vorhandenen Stoffe verbunden war.
Vorzugsweise finden sich die Kalkaphanite in dem an Varie-
täten so reichen Diabasgebiet Nassaua und bei Hof« im Fichtel-
gebirge. ^
Kalkaphanitschiefer.
Ebenso wie in den gewöhnlichen Aphaniten stellen sich auch
nicht selten in den schieferigen Aphaniten Körner von Kalkspath
ein ; solche Gesteine, meisten» dickschieferig und undeutlich ge-
schichtet, könnte man Kalkaphanitschiefer nennen. Wie die Apha-
nitschiefer selbst mit Grünst eintufFen und den sog. Schalsteineu z. B.
Nassaus in sehr enger Beziehung stehen, so auch diese mit Kalk-
spatli oft sehr reichlich erfüllten Varietäten. Grenzen sind kaum
mit einiger Sicherheit zu ziehen.
Die Labrador- Augitgesteine mit körniger (Diabas), mit dich-
ter (Diabasaphanit), mit porphyrischer (Labradorporphyr und Augit-
porphyr) Ausbildung, welche wir hier als diabasische Gesteine
zusammenfassen, sind in der Regel massige Gesteine, welche von
Schichtung keine Spur zeigen. Absonderung ist bei ihnen häufig,
am häufigsten die in unregelmässig polyedrische Gesteinsmassen.
Doch findet man auch diabasische Gesteine mit ausgezeichnet
säulenförmiger und kugelförmiger Zerklüftung. Naumann erwähnt
prismatische Absonderung an einer Diabaskuppe bei der Schön-
felser Schäferei in Sachsen, Sandberger und v. Klipstein beobach-
teten dieselbe bei Gräveneck in Nassau und Niederbiel unweit
Wetzlar; die ausgezeichnetste säulenförmige Absonderung der Dia-
basgesteine, welche an Regelmässigkeit mit der vieler Basalte wett-
eifert, scheint aber diejenige zu sein, welche Ilitchcock an den
Grünsteinen des Connecticut-Thaies in Nordamerica gewahrte, wo
102 Absonderung und Lagerungsformen der Diabase.
namentlich im östlichen Theile des Deerfield - Berges sehr schöne
deutlich gegliederte Säulen erscheinen, deren Glieder die auch an
manchen Basaltsäulen beobachtete Eigenthümlichkeit zeigen, dass
sie unten concav, oben convex sind; damit hängt zusammen, dass
sie im verwitterten Zustande sich in lauter einzelne concentrisch-
schaalig zusammengesetzte Kugeln auflösen (Report on the geology
etc. of Massachusetts. Amherst 1838. 406). Die ausgezeichnetsten
und regelmässigsten Kugelahsonderungen der diabasischen Gesteine
sind diejenigen, welche Goldfuss und Bischof an mehrem Orten
des Fichtelgebirges verbreitet fanden, wie bei Stehen, Lichtenberg,
Gottmannsgrün, Selbitz, vor allem schön aber an der Mühle von
Weidesgrün unweit Schauenstein; ihr Durchmesser echwankt von
J Zoll bis zu 8 Fuss, ihr Centrum ist ein harter und fester, ver-
worren-krystallinischer Kern, durch die Verwitterung tritt eine sehr
deutlich concentrisch-schaalige Zusammensetzung hervor. Sehr häufig
haben sie sphäroidische Gestalt, und ihre Längsaxen verfolgen als-
dann wohl parallele Richtung ; sie sind durch bald mehr, bald
weniger feinkörnige oder aphanitische Diabasmasse zu einem Ge-
stein verbunden (vgl. Goldfuss und Bischof, physicalisch-statistische
Beschreib, d. Fichtelgeb. 1817. L 171 und Hoffmann, Uobers. d.
orogr. u. geogn. Yerh. v. N.W. Deutschland 1830. 429).
Unter allen Lagerungsformen, in welchen die diabasi-
schen Gesteine auftreten, ist keine häufiger als die lagerartige;
solche Diabaslager sind oft dem Nebengestein sehr regelmässig ein-
geschaltet und wechseln bisweilen mehrfach mit ihm ab. Manche
davon dürften als deckenartige Ausbreitungen über die Oberfläche
sedimentärer Schichten, welche abermals von sedimentärem Material
überlagert wurden, zu betrachten, manche auch als sog. Lager-
giinge, als intrusive oder Injections-Lager zu deuten sein, welche
nach unten zu alsdann alle mit Gängen in Verbindung stehen müs-
sen. Ob überhaupt und wie weit solche Diabaslager als umgewan-
delte sedimentäre Schichten anzusehen sind, müssen noch nähere
Untersuchungen darthuu ; die Möglichkeit einer Umwandlung von
Grauwacke in Diabas ist allerdings wahrscheinlich, das Product
eines solchen Metamorphismus würde indessen wohl niemals nach
oben und unten derartig scharfe Grenzen aufweisen, wie sie die
Diabaslager meistens zeigen. Bei der Betrachtung der genetischen
Verhältnisse der gemengt-kömigen Massengesteine ist der Ort, um
Verbreitung der Diabasgesteine. 103
auf die Frage nach der metamorphischen Natur der Diabaslager
in ausführlicherer Weise zurückzuj^ommen. Kuppen von Diabas,
wenigstens solche, welche sich als ursprüngliche erweisen, sind im
Ganzen selten, auch gehören deutliche Gänge nicht zu den häufigen
Erscheinungen, obschon es an Beispielen für diese Lagerungsform
keineswf^gs fehlt. Fr. Hoffmaun erwähnt so drei Gangbildungen im
Kalkstein des Fichtelgebirges, am Wege von Neila nach Schwarzen-
bach am Wald (circa 20 Fuss mächtig) und im Thal der Wald-
Rodach, südwestlich vom Döbraberge (2 und 3 Fuss mächtig);
zahlreiche Diabasgänge sind in Norwegen bekannt. Deutlich wahr-
nehmbare Spuren einer mechanischen 'Einwirkung der Diabase auf
ihr Nebengestein, sowie eingeschlossene Fragmente durchbrochener
Gesteine hat man bereits in mehrern Diabasgebieten beobachtet.
Von dem stromförmigen Auftreten der Augitporphyre Südtyrols war
schon oben die Rede.
Die Diabase zeigen eine weit grössere Ve r b r e i t u n g als die
Diorite, wenn sie auch, gleich diesen, nicht in Form von grössern
weit ausgedehnten Al)lagerungen aufzutreten, sondern meist nur
Gebirgsglieder von beschränktem Dimensionen zu bilden pflegen.
Sie spielen ihre Rolle namentlich in der Uebergangsformation und
da ist es besonders diejenige Deutschlands, wo sie voiisugs weise
entwickelt zu sein scheinen : in den Lahngegenden Nassaus, in West-
phalen, im Hr.rz, in Sachsen, im Reussischen, im Fichtelgebirge,
in Schlesien. Ausserdem kennt man Diabase und ihre Verhältnisse
noch näher in Devonshire und in dem südlichen Norwegen.
In Nassau bilden die diabasischen Gesteine, deren Vorkomm-
nisse sehr ausführlich von Stifft, F. Sandberger und Koch erforscht
worden sind, Wechsellagerungen mit den verschiedenen Gliedern
des Grauwacken- und Thonschiefergebirges, zumal in der Gegend
von Dillenburg, sich bis nach Hessen hineinerstreckend. Diese Dia-
basablagerungen sind namentlich in hohem Grade merkwürdig durch
die deutlichen üebergänge, die hier.' aus ihren krystallinisch-kör-
nigen, porphyrischen und aphanitischen Gliedern in die sog. Schal-
steine (vgl. diese unter den klastischen Gesteinen) stattfinden, wel-
che höchst wahrscheinlich als Diabastrümmergebilde zu betrachten
sind. Die nach Art der massigen Gesteine abgesonderten aphaniti-
schen Porphyre verlieren allmählich ihre Einsprengunge, zahlreiche
Kalkspathkörner stellen sich ein, während sich schieferige Textur
104 Yerbreitung der Diabasgesteine.
entwickelt und solche Kalkaphanitschiefer gehen alsdann in ächte
Schalsteine über. Bei Weilburg lässt sich nach F. Sandberger der
üebergang aus Diabas in versteinerungsführende Diabasconglomerate,
und aus diesen in Schalsteine leicht verfolgen. Sehr beachtenswerth
sind auch die Beziehungen, worin manche Diabasschalsteine zu den
devonischen Stringocephalenkalken stehen; man kennt die deut-
lichsten Mittel- oder Uebergangsglieder zwischen beiden, welche
man je nacF dem Vorherrschen des ^ einen oder andern Materials
als Schalsteinkalke oder Kalkschalsteine bezeichnet, Gesteine, wel-
che wohl ohne Zweifel aus einer Vermengung von Diabasschlamm
mit dem sich ablagernden Kalkstein hervorgegangen sind, und des-
halb auch nicht selten Versteinerungen des Stringocephalenkalks
umschliessen. Alle Verhältnisse deuten darauf hin, dass die Bildung
dieser nassauischen Diabase mitten in die Zeit fallt, als die de-
vonische Formation aus dem Meere sich absetzte, und dass das
Emporsteigen der krystallinischen Gesteine von mächtigen Conglo-
merat- und Tuflfbildungen begleitet war, deren Schlamm mit dem
zugleich sich abscheidenden Kalk jene Zwischenglieder erzeugte,
welche im Laufe der Zeit noch manchfachen Veränderungen unter-
lagen. Gänge von Diabas, von denen nur einer in der Gegend von
p]ibach erwähnt vnrd, sind in diesem Gebiet eine äusserst seltene
Erscheinung. Innig mit der Ablagerung der Schalsteine und Kalk-
steine verbunden sind die Lager von Rotheisenstein, welcher meistens
mit Quarz oder Kalkspath gemengt ist, z. B. von Aumenau, Weilburg,
Dillenburg. Die Rotheisensteine bilden ebenfalls durch Mittelglieder
Uebergänge in die beiden andern Gesteine, und umschliessen die-
selben Versteinerungen, wie die Stringocephalenkalke.
Aehnliche Verhältnisse wiederholen sich in den meisten andern
Diabasgebieten. In Westphalen zeigen nach v. Dechen die Labra-
dorporphyre zwischen Giershagen und Berge gleichfalls ein lager-
artiges Vorkommen in den Schichten des Grauwackengebirges und
in offenbarster Abhängigkeit von diesen Labradorporphyren finden
sich Diabasmandelsteine, Kalkaphanite, Schalsteine, welche dieselben
Petrefacten führen, wie der benachbarte Schiefer, und Rotheisenlager;
letztere erscheinen in der Regel als Grenzbildungen zwischen Thon-
schiefer und Kalksteinen und es bieten sich vollständige Ueber-
gänge von dem Kalkstein durch petrefactenführenden kalkhaltigen
Eisenstein in den Eisenstein selbst dar.
Verbreitung der Diabasgesteine. 105
Am Harze besitzen die den Diabasen zugerechneten Gesteine
eine verhältnissmässig grosse Entwicklung. Von Osterode bis nach
Neustadt verläuft in einer Erst reckung vou 3^ Meile ein Diabas-
zug, welcher nach Hausmann als ein lagerartiges Gebirgsglied auf-
zufassen ist, während man weniger mächtige Lager von geringerer
Ausdehnung zwischen Mägdesprung und Falkenstein im Selkethal,
zwischen Elbingerode und Treseburg, zwischen Wolfshagen und
Goslar kennt. Auf das deutlichste verlaufen sie parallel dem Strei-
chen der Devonschichten und stellen sich so als regelmässig ein-
gelagerte IVJassen dar. Die harzer diabasischeu Gesteine entwickeln
grrosse Verschiedenheit in der petrographischen Ausbildung: deut-
lich körnig gemengte, feinkörnige Diabase, Diabasporphyre, Apha-
nit«, Kalkaphanitc finden sich nicht selten in raschem Wechsel,
abeiinals stellen sich auch hier die Diabassclialsteine ein, und wie
in Nassau und Westphalen erscheinen wiederum Rotheisensteine
namentlich auf der Grenze zwischen Diabas oder Kalkaphaiüt und
den Schichtgesteinen. Der Kalkstein, welcher an den Kalkaphanit
angrenzt, verläuft oft durch einen eisenoxydreichen Kalkstein in
Rotheisenstein, z. B. })ei Hüttenrode, Elbingerode, Rübeland. Selten
sind auch hier deutliche gangförmige Gebirgsglieder von Diabas ;
nach Hausmami zeigen sich solche in den Bodegegenden und in
dem Kalksteine von Rübeland. Derselbe Forscher bemerkt indessen,
dass die Uebergangsschichten in der Nähe des Diabas verhältniss-
mässig steiler einfallen, und dass dort auch die Schichtenstörungen,
die Biegungen, Stauchungen und Knickungen bedeutend häufiger
und auffallender werden. Kieselschieferartige Gesteine und Wetz-
schiefer, Gebilde, welche als Contactmetamorphoseu von Grau-
wacke und Thonschiefer erachtet werden diu-ften, finden sich häufig
an der Grenze der Diabase.
Unweit Freiborg in Sachsen, in der Gegend von Seifersdorf
und Langhennersdorf erscheinen ebenfalls Piinlagerun^on von Dia-
bas in den Schichten der (jrrauwacke und de« Thonschiefers, wel-
che nach Schippau als Lagergänge aufzufassen sind, und mit
einer Diabaskuppe zusammenhängen. Elxuifalls bei Planitz und
Gospersgrün in der Umgegend von Zwickau.
In dem sächsischen Voigtlando und im Fichtelgebirge in Ober-
franken gewinnen die Diabase und die n)it ihnen zusammenhängen-
den Gesteinsglieder eine sehr ausgedehnte Verbreitung, namentlich
106 Verbreitung der Diabasgesteine.
|n den Umgebungen von Plauen, Nossen, Pausa, Eof, Stehen, Sel-
bitz, Bemeck. Sie bieten ebenfalls sehr merkwürdige Verhältnisse
dar : Grünsteinlager sind den üebergangsschichten, Schieferschichten
den Grünsteiumassen so ungestört eingeschaltet, dass wie Nanmazm
sagt, »an einer gleichzeitigen, oder vielmehr an einer unmittelbar
auf einander folgenden und mit einander abwechselnden Bildung
der beiderlei Gesteine kaum zu zweifeln sein dürfte«. Andrerseits
kennt man in diesen Gebieten ausgezeichnete und charakteristische
Diabasdecken, welche sich in völlig unabhängiger Lagerung über
den Schieb tenköpfen der aufgerichteten sedimentären Gesteine aus-
breiten. Auch Gänge sind mehrorts zu gewahren, wovon oben
einige Beispiele angeführt wurden; im Rimlasgrunde bei Bemeck
findet sich über Kalkstein eine Diabasdecke abgelagert, welche nach
unten zu mit einem drei Fuss mächtigen Diabasgange zusammen-
hängt, der durch den Kalkstein aufsteigt, Verhältnisse, welche an
Wichtigkeit um so mehr gewinnen, je seltener sie in solcher Deut-
lichkeit zu beobachten sind. Bei Berneck setzen auch mehrere,
wenig mächtige Diabasgänge im Grauwackenschiefer auf, in wel-
chem sie sich hier und da verzweigen. Associationen mit kiesel-
schieferartigen Gesteinen sind in dem sächsischen Voigtlande und
den reussischen Landen eine sehr häufige Erscheinung; auch treten
im Voigtlande und in Oberfranken abermals Kalksteinlager in in-
niger Verknüpfung mit Diabasen auf. Eine sehr grosse Ausdehnung
besitzen in diesen Gegenden die Diabasbreccien und Diabastufife,
welche, fast immer deutlich geschichtet, zumal zwischen Elsterberg,
Plauen und Hof ein förmliches Glied des Uebergangsgebirges bil-
den und aus einem schmutziggrünen dickschieferigen Gestein be-
stehen, welches zahlreiche grösstentheils eckige Fragmente von
Diabasgesteinen in meist aphanitischer Ausbildung umschliesst;
einerseits weisen sie allmähliche Uebergänge in massigen Diabas
auf, andrerseits in feine, selten organische Reste umhüllende Dia-
baspsammite und Thonschiefer. Wie in Nassau haben hier wahr-
scheinlich Masseneruptionen stattgefunden, begleitet von mächtigen
Tufi'bildungen, welche das Material zu sedimentären Schichten her-
gaben und wobei sich der Diabasschlamm mit dem Thonschiefer-
schlamm zu jenen Uebergangsgliedern vermengte.
Zahlreiche Vorkommnisse von Diabasgesteinen beherbergt das
Silurbecken von Christiania, wo nach Kjerulf diese Gesteine bald
^ Verbreitung der Diabasgesteine. 107
in Form von Decken oder Lagern, bald, und verbal tnissraässig häufig
in Form von Gängen auftreten, welche Tbonscbiefer und Kalkstein
durchsetzen. Kjerulf beobachtete zwischen der Kirche von Asker
und der Askers-Elv so viele Diabasgänge, dass sie einzeln zu zählen
mühevolle Arbeit wäre ; dersell)e Diabas, der auf der Südspitze
von Birkö bei Holmestrand sich zwei- oder dreimal lagerförmig zwi-
schen den Kalksteinschichten verzweigt, ist an unzähligen Stellen
in Gängen vorhanden (Christiania-Silurbecken 1855. 55). Keilhau
sah, wie auf der unweit Holmeslrand im Christianiafjord gelegenen
Insel Langöe zahlreiche Gänge im Silurkalk aufsetzen, welcher auch
Diabaslager einschliesst, von denen eines bald als Lager den Kalk-
schichten parallel läuft, dann sich aufrichtend dieselben als Gang
durchschneidet. In den Diabasgängen von Eger und Sorgenfrie im
südlichen Norwegen finden sich Gneissfragraente eingeschlossen. Die
Trappdecke Westgothlands, welche sich weithin über die Silur-
schichten ausbreitet, und deren Reste sich in den Plateaus der
KinnekuUe, des Hunnebergs u. s. w. darbieten, ist nach Axel Erd-
raann Diabas, von welchem oben Analysen mitgetheilt wurden.
De la Beche beschrieb die diabasischen Grünsteine, welche
in der üebergangsformation von Devonshire grosse Verbreitung be-
sitzen, und z.B. bei Newton - Bushel, High-Week und Bickington
deutlich ihr Hervortreten durch den Thonsclüefer erkennen lassen,
während man bei Buckfastleigh nicht minder deutlich ihren Durch-
bruch durch den devonischen Kalkstein beobachtet. An dem Stein-
bruch von Luscombe umschliesst der Diabas grosse meist schoUen-
förmige Kalksteinfragmente, bei Kellan-Head Schieferfragmente, wel-
che ein porzell an jaspisartiges Aussehen erlangt haben. An manchen
Punkten bildet der Diabas verzweigte Verästelungen in den Tbon-
scbiefer hinein, wie am Vorgebirge Towan-IIead, dann zwischen
dem Chick-Rock und der Hollywell-Bay. Wie viel von jenen mit
dem nicht minder berüchtigten als zur vorläufigen Bezeichnung
nicht ungeeigneten Namen greenstone belegten Gesteinen Englands
zu den ächten Diabasen zu zählen ist, müssen sorgfältige Unter-
suchungen darthun.
Die Labradorporphyre der Vogcsen, z. B. von Ternuay, Bel-
fahy, aus der Umgebung von Giromagny scheinen zwischen die
Periode des Rothliegenden und des Vogesensandsteins zu fallen. Von
den Augitporphyren des Fassathals war schon oben die Rede.
108 Verbreitung der Diabasgesteine.
Nach V. Helmersen ist in dem russischen Gouvernement Olonez
über den sedimentären Schichten eine horizontal gelagerte Decke
von Grünsteinen ausgebreitet, welche wohl ebenfalls zu den Dia-
basen gehören.
Die von G. Rose benannten Augit- und Uralitporphyre des
Ural, von denen wohl jedenfalls ein durch spätere Untersuchungen
abzugrenzender Theil zu den Labradorgesteinen gehört, sind na-
mentlich in den Umgebungen von Katharinenburg und Miask ver-
breitet; bei Bogoslowsk sind sie in 5 bis 6 Fuss dicke Kugeln
abgesondert und umschliessen auch hier zahlreiche eckige Bruch-
stücke von Grauwacke ; in ihren Gebieten liegen die berühmten
Magnetberge Katschkanar, Wissokaja-Gora, Blagodat. Viele der
»grünen Schiefer« dürften nach Naumanns Vermuthung als Mittel-
gesteine zwischen Schalstein und Diabas oder zwischen Grünstein-
tuflf und Diabasschiefer zu betrachten sein.
Zwischen den Grauwackensandsteinen des Conuecticut-Thales
in Nordamerica sind nach llitchcock Diabaslager oft von bedeuten-
der Mächtigkeit ein häufiges Vorkommniss. Tn der Grauwacke des
Staates Massachusetts kennt man auch Gänge, welche nach Jack-
son gleichfalls in den Schiefern, Gneissen und Graniten des Staates
Maine vielverbreitet sind, wo an der Südspitze von Deer-Island der
von einem Grünsteingang durchsetzte Thonschj^fer an der Contact-
fläche Iheils zu einer weissen hornsteinähn liehen, theils zu einer
schlackigen Masse umgewandelt sein soll. Andere Contactmetamor-
phosen, welche in einer Farbenveränderung, einer Ausbildung von
Blasenräumen in dem angrenzenden Sandstein, sowie einer Ver-
schmelzung desselben mit dem Grünstein bestehen, erwähnt Hitch-
cock von dem (irünstein des Rocky-Hill bei Hartford in Connecticut.
Ob die sog. Diabasporj)hyre in den venetianischen Alpen, von
Rigolato und Sapada im Piava-Thal, deren Bildung nach Stur in
die Muschelkalkformation fällt, so wie die anscheinend noch jungem
sog. Diabase von dem nördlichen Fusse der Stou- und Koschulla-
Berge im östlichen Kärnthen in der That hierhergehören, verdient
noch näher festgestellt zu werden.
Das Grundgebirge der Insel Palma (und auch noch anderer
der Canaren), über welches sich die vulkanischen Bildungen aus-
gebreitet haben, besteht nach W. Reiss aus Diabasen in sehr ver-
schiedener petrographischer Ausbildung und aus Hyperstheniten
DiabaRgesteiue. 109
(vgl. die Diabas- und Laven Formation der Insel Palma, Wiesbaden
1861), deren Alter er mit dem der ältesten Sedimentärformationen
in eine Reihe zu stellen geneigt ist. v. Fritsch hält sie für jünger
als die europäischen Diabase, gleichalterig mit den sog. Trappen
der Faeröer oder den sog. Tescheniten Mährens (Zeitschr. d. d.
geol. Ges. XIV. 1862. 549); demnach würden es doleritische Ge-
steine sein.
G. Rose, über die Grüustciiie, Pogorend. Ann. 1835. XXXIV. 1.
Hausmann, Diabase des Harz, lieber die Bildatig des Harzgebir-
ges 1842.
Streng, Labradorporphyre v. Klbingerode, N. Jahrb. f. Min. 1860.397.
V. Dechen, Labradorporphyro- der Huhrgegenden, Karstens und v.
Dechens Archiv XIX. 1845. 453; Verhandl. d. naturh. Ver. d.
pr. Rheinl. u. Westpb. XII. 1855. 196.
Oppermann, Dissertation über Schalstein und Kalktrapp. Frank-
furt a. M. 1836.
StiflPt, Diabase in Nassau, geogn. Beschreib, des Herzogth. Nassau.
AViesbaden 183J.
Sandberger, Diabase in Nassau, Uebersicht der geol. Verhältn. des
Herzogth. Nassau, Wiesbaden 1847. N. Jahrb. f. Min. 1851. 150.
C. Koch, »die palaeozoischen Schichten und Grünsteine in den
Aemtern Dilienburg und Herboru«, Jahrbücher des Ver. f. Natur-
kunde im Herzogth. Nassau 1858. 216 u. 238.
V. Klipstein, Diabase v. Wetzlar u. Nassau, Zeitschr d. d. geol.
Ges. V. 516.
Naumann u. v. Cotta, Diabase Sachsens (Umgebuugon von Freiberg,
Zwickau, im Voigt lande), Geogn. Beschr. des Königr. Sachsens.
Heft I. 63, Heft IL 307. 329.
V. Rosthorn u. Canaval, Schalsteiu in Kärnthen, N. Jahrb. f. ^lin.
1855. 584.
V. Richthofen, Augitporphyr Tyrols, Geogn. Beschr. der Umg. von
Prodazzo u. s. w. 1860 128.
Delesse, Diabase der Vogeseii, Ann. des mines (4) XII. 1847. 195.
283. Uebersetzt und mit Anmerkungen versehen von llamniels-
berg im Journ f. pr. Chemie XLIII. 417. XLV. 219.
ilVie de Beaumout, Labradorporphyr (»Melaphyr<'v), der Vogosen,
Explic. d. 1. c. geol. d. 1. Fr. I. 365.
Delesse, Memoire sur la Variolite, Ann. des mines (4) XVII. 116.
Foumet, Variolit der Durance, N. Jahrb. f. Min. 1846. 365.
Scipion Gras, Spilit-Schalstein von Villard d'Arene in den franz.
Alpen, Bull, de la soc. geol. XIII 03.,
Delesse, Diabas von Annalong, Irland, Annales des mines 1858.
(5) XIII. 374.
D«^ la Beche, Diabase von Devou^hire, Keport of the geology of
OoniWAll, DdYun ftüd W. Sum^gdi 1889. 68. 87.
110 Gabbro.
Kjerulf, Diabase des südl. Norwegens, Christiania-Silarbecken
1855. 25 ff.
A. Erdniann, Diabase Westgothlands, Vaegledning tili Bergartemas
Kännedom 160.
Streng, Diabase Westgothlands, Zeitschr. der d. geol. Gesellscb.
1858. X. 171.
V. Helmersen, Diabase im Goiiv. Olonez Zeitschr. d. d. geol. Ges.
IX. 5G5.
G. Rose, Aiigitporphyre und grüne Schiefer des Ural, Reise nach
dem Ural II. 190. 544. 571. 578.
Hitchcock, Diabase des Connecticutthaies, Report on the geology
etc. of Massachusetts. 406.
Clabbro.
(Urgrünstein, serpentinartiger Granit, Zobtenfels, Diallagrock,
Euphotide, Ophiolithe, Granitene, Granito di Gabbro.)
Der Name Gabbro ward zuerst 1810 von.L. v. Buch ange-
wandt (im Magaz. der Ges. naturf. Freunde zu Berlin IV. 128);
der wahre Gabbro der Italiäner ist ein diallaghaltiger Serpentin.
Als Gabbro pflegt man ein granitähnlich-kömiges Gemenge
aus Labrador (oder Sa ussuri t) und Di all ag oder S mar ag-
dit zu bezeichnen; die beiden erstgenannten Mineralien sind der
feldspathige, die beiden letztgenannten der augitische Gemengtheil
des Gesteins.
Der Labrador ist glänzend, weisslichgrau oder etwas ins
bläulichviolette und besitzt in grobem krystallinischen Kömern
deutliche Zwillingsstreifung ; vor dem Löthrohr ist er leicht schmelz-
bar und von concentrirter Salzsäure oder Schwefelsäure wird er
vollständig zersetzt. Dass dei* krystallinische Feldspath des Gabbro
wirklich Labrador ist, geht aus den Analysen von Delesse, Ram-
melsberg, vom Rath und Streng hervor; es schwankt darin der
Gehalt an Kieselsäure von 50 — 55, Thonerde von 24 — 29, Eisen-
oxyd von 1 — 4. Kalk von 7 — 13, Magnesia von 0.5 — 1.5, Natron
von 3 — 6, Kali von 1 — 3, Wasser von 2 — 4, das spec. Gew. von
2.7—2.84 (vgl. Delesse, Bull, de la soc. geol. (2) VL 410 u. 550
und Ann: des mines (4) 1849. XVL 323; vom Rath, Pogg. Ann.
1855. XCV. 538 und Zeitschr. d. d. geol. Ges. IX. 1857. 246;
Rammeisberg, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XI. 1859. 101 ; Streng,
X. Jahrb. f. Min. 1862. 936).
Der Saussurit (Beudant, früher von Saussure Jade genannt)
ist ein Mineral, dessen eigentliche Natur noch immer nicht nach
SauBsnrit im Gabbro. 111
allen Seiten hin genügend erkannt ist; er ist vorwiegend dicht,
matt oder nur wenig glänzend, meist graulich- oder grünlichweiss
auch bläulichweis 8, vor dem Löthrohr nur ungemein schwer schmelz-
bar und wird durch Säuren nicht angegriffen. Die Frage, ob der
Saussurit ein Feldspath oder ein etwa dem Zoisit oder Mejonit
nahestehendes Mineral sei, ist noch unentschieden, es scheinen ver-
schiedene, in ihrer dichten Beschaffenheit ähnliche Mineralien mit
diesem Namen belegt worden zu sein. G. vom Rath untersuchte
einen >Saus8urif« von Neuro de in der schlesischen Grafschaft Glatz
und fand darin: Kieselsäure 50.84; Thonerde 26.00; Eisenoxyd
2.73; Kalk 14.95; Magnesia 0.22 ; Natron 4.68; Kali 0.61; Glüh-
verlust 1.21, welches sehr nahe die Zusammensetzung des Labrador
ist, mit dem auch Spaltbarkeit, Härte und Zwillingsbildung über-
einstimmt, während das spec. Gew. die Höhe von 2.998 erreicht
(Poggend. Ann. 1855. XCV. 555). Sehr gut stimmt damit die Ana-
lyse eines Saussurit vom Zobtenberge in Schlesien von Chandler
(Liebig u. s. w. Jahresbericht 1856. 858) mit Kieselsäure 51.76;
Thonerde 26.82; Eisenoxyd 1.77; Kalk 12.96; Magnesia 0.35;
Natron 4.61 ; Kali 0.62; Glühverlust 0.68; er unterscheidet sich
nur durch sein geringeres spec. Gew. von 2.79 ; gleichfalls eine
alte Analyse eines Saussurit vom Ufer des Genfer-Sees durch Klap-
roth (Beiträge IV. 271), welcher aber 3.20 wiegt. Diese Saussurite,
denen sich ein grünlich weisser von Hunt untersuchter aus der
Schweiz anschliesst, können noch am ehesten als Feldspathe und
zwar als Labradore betrachtet werden ; in allen ist auch das Sauer-
stoffverhältnis s von § : 8i = 1 : 2, wie beim Labrador; dagegen
stehen die Monoxyde und Sesquioxyde nicht in dem dem Feldspath
eigenthümlichen Sauerstoffverhält niss 1:3, sondern es ist immer
mehr Monoxyd vorhanden, als dies Verb alt niss erfordert, auch
übersteigt das spec. Gewicht beträchtlich das des Labrador. Da-
neben gibt es nun auch eine Anzahl von andern Saussuriten, wel-
che einen niedrigem Kieselsiluregehalt aufweisen ; so fand Bou-
langer in einem aus dem Orezza-Thal in Corsica nur 43.6 (Ann.
des mines (3) VIII. 159), Sterry Hunt in einem bläulichweissen
vom Monte Rosa nur 43.59 Kieselsäure (Amer. journ. of sc. (2)
XVn. 336), welcher Kieselsäuregelialt mehr mit dem des Anorthit
übereinstimmt; hierher gehört auch ein von Boulanger untersuch-
ter grünlichweisser vom Mont-Genevre, sowie ein von J. Fikenscher
112 Saussurit im Gfabbro.
analysirter vom Genfer -Seo (Journ. f. pr. Chem. LXXXIX. 466).
Diese Saussurite mit niederm Kieselsäuregehalt geben das Sauer-
stoffverhältniss R : R : Si ^=^ 1 : 2 : 3 ziemlich genau und können
wohl auf keine Weise als Feldspathe betrachtet werden. Hunt hat
darauf hingewiesen, dass dies das SauerstofiFverhältniss des Zoisit
sei und er betrachtet den Saussurit in der That als einen dichten
Zoisit, welcher kleine Mengen von Magnesia und Natron enthält,
den Saussurit-führenden Gabbro also gar nicht als ein Feldspath-
gestein; mit der Zoisitnatur stimmt alsdann auch das hohe spec.
Gewicht, welches er bei dem vom Monte Rosa zu 3.365 fand; der
vom Mont-Genevre wiegt dagegen nach Boulanger nur 2.65 ; zu
beachten ist übrigens, dass auch das spec. Gewicht des offenbaren
Labrador-Saussurit vom Raths das des Labrador sehr bedeutend
übersteigt. Auch dem Mejonit ist jenes Sauerstoffverhältniss eigen
und der von Boulanger untersuchte Saussurit vom Mont-Gen^vre
hat nach Hunt Zusammensetzung und spec. Gewicht des Mejonit.
Fikenscher nimmt aus dem Umstand, dass der Saussurit vom Genfer
See nicht, wie der Zoisit nach dem Glühen gelatinirt, Veranlassung,
ihn als ein ganz selbständiges Mineral zu betrachten. Descloizeanx
macht gleichfalls auf die grosse Aehnlichkeit aufmerksam, welche
zwischen der Zusammensetzung der kieselsäureärmern sog. Saussu-
rite vom Val Orezza auf Corsica, vom Mont-Gen^vre, vom Monte
Rosa und zwischen derjenigen der Mejonite, namentlich des Stro-
gonowit besteht (Manuel de miner. T. 1862. 212).
Nur den Saussurit der ersten Art und selbst von diesem einen
Theil nur mit Vorbehalt scheint man als Gemengtheil (Labrador-
Saussurit) des Gabbro annehmen zu dürfen. Gesteine, welche einen
der zuletzt erwähnten Saussurite, die mit grösster Wahrscheinlich-
keit keine Feldspathe sind, oder ihnen ähnlichen führen, haben
demnach keinen Anspruch auf den Namen Gabbro, wenn man diesen
nicht auf jedwede Mineralcombination mit Diallag oder Smaragdit
ausdehnen will ; die Combination dieser Mineralien mit dem Zoisit-
oder Mejonit-Saussurit, wird unten bei den feldspathfreien Gesteinen
nochmals aufgeführt werden.
Der Diallag ist eine Varietät des Augit, die sich krystallo-
graphisch durch die sehr vollkommene Spaltbarkeit parallel der
Querflüche auszeichnet, welche die des Prismas bei weitem über-
trifft; auf dieier FUlohe erioheint ein ddutliuher perlmutttrartig«*
Diallag im Gabbro. 113
Metallglanz; der Diallag bildet blätterige graue, tombakbraune
oder schmutzigölgrüne tafelartige Krystalle, mitunter ist ein und
derselbe Kry stall an verschiedenen Stellen verschieden gefärbt. Der
Diallag des Gabbro führt mehr oder minder genau auf die Formel
R Si und enthält durchschnittlich .im frisch erscheinenden Zustande
50—53 Kieselsäure, 2— 4 Thonerde, 18— 21 Kalk, 16— 18 Magne-
sia, 8 — 9 Eisenoxydul und 1 — 3 Wasser, das spec. Gew. schwankt
zwischen 3.2 und 3.26. Bisweilen sind, worauf Quenstedt aufmerk-
sam macht, die Diallagtafeln mehrere Quadratzoll gross und werden
unregel massig von Labrador durchbrochen, ohne sich im mindesten
in der Richtung ihres Blätterbruchs stören zu lassen, eine Erschei-
nung, wie beim Schillerspath an der Baste im Harz. Die Diallag-
tafeln werden mitunter an ihren Rändern von einer starkglänzen-
den, schwäi-zlichen, grünlichen oder bräunlichen, faserigen Horn-
blenderinde umzogen und es zeigt sich alsdann, dass die Hauptaxen
und Hauptspaltungsflächen beider Mineralien parallele Lage be-
sitzen; solches beobachteten Köhler und Streng am Gabbro von
der Baste bei Harzburg, G. Rose an dem vom Dorf La Prese zwi-
schen Bormio und Tirano im Veltlin. In dem Gabbro des Harzes
dringt nach Streng mitunter die Hornblende auf kleinen Spältchen
und Rissen, diese umsäumend, in die Diallagmasse ein ; zuweilen
greifen beide Mineralien auf eine noch verwickeitere Weise in ein-
ander — wie Hausmann treffend bemerkte, mosaikartig ineinander-
gefügt — so dass oft ein Diallagkrystall braun gestreift erscheint
von Hornblendekry stallen, die parallel seinen eigenen Fasern in ihm
eingewachsen sind. Der Diallag in dem Gabbro von Odern, Vo-
gesen, zeigt nach Delesse zugleich die Spaltbarkeit von Augit und
Hornblende, weshalb er ihn mit dem Uralit vergleicht.
G. Bischof vermuthete, dass der Diallag kein ursprüngliches
Mineral, sondern ein umgewandelter Augit sei ; da die meisten Um-
wandlungen der Augite in einer Verdrängung der Kalkerde durch
^laguesia bestehen, so sei die Möglichkeit, dass auch die Diallage
aus Augiten hervorgegangen seien, nicht zu bezweifeln, womit auch
ihr Wassergehalt übereinstimme fLehrb. d. ehem. u. phys. Geol.
2. Aufl. II. 65 1) ; letzterer ist ül)rigens nicht so unverhältnissmässig
hoch. Streng zog für den (labbro des Harzes gleichfalls den Schluss,
dass der Diallag ein Umwandlungsproduct des Augit sei ; darauf
deute ausser dem Wassergehalt des Diallag und der bisweilen be-
Zirkel, Petrograpliio II, Q
114 Diallag, Augit und Hornblende im Gabbro.
obacbteten Erscheinung, dass ein und dasselbe Erystallindividuum
am einen Ende aus Diallag, am andern aus Au^t bestehe, während
der mittlere Theil alle Uebergangsstadien ans dem einen Mineral
in das andere darbiete, auch der Umstand, dass da, wo der Augit
seinen Glasglanz zum Theil verloren hat, meist auch Diallag neben
ihm vorkommt. Diese Umwandlung muss mit einer Aufnahme von
Eisenoxydul und Wasser und mit einer Fortführung von Kalkerde
verbunden gewesen sein. Räthselhaft bleibt es indessen bei dieser
Aufifassungs weise, dass so häußg beide Mineralien, mit allen cha-
rakteristischen Eigenschaften begabt, ohne jedweden Uebergang
neben einander vorkommen und scharf von einander getrennt sind.
Aus der Verwachsung von Hornblende einerseits mit Diallag,
andererseits mit Augit folgert derselbe Forscher, dass hier eine
Umwandlung der letztern Mineralien in Hornblende vorliege; mög-
lich ist eine solche Umwandlung allerdings, wenn aber Streng hinzu-
fügt, »der Augit ist früher dagewesen, als die Hornblende, also letztere
aus erster m entstanden«, so erscheint ein solcher Schluss nicht
ganz gerechtfertigt; auf solche Gründe gestützt, müsste man auch
den die Orthoklaskry stalle umsäumenden Oligoklas als ein Uni-
wandlungsproduct betrachten ; bei den mit den Smaragditen grosse
Analogie darbietenden Perthitkrystallen wird man auch weder eine
Umwandlung von Orthoklas in Albit noch von Albit in Orthoklas
annehmen wollen. Die scharfen Grenzen, die bei solchen Umhül-
lungen und abwechselnden Verwachsungen erscheinen, sprechen bei
weitem mehr für ursprüngliches Um- und Nebeneinanderki'ystalli-
siren, als für Umwandlungsprocesse. Bei den von einem wasser-
ärmei*n Hornblenderand umgebenen wasserreichern Diallagkrystallen
müsste der unwahrscheinliche Fall gedacht werden, dass entweder
der ursprüngliche Augit in seinem Kern mehr Wasser aufgenommen
habe, als an seinem Rande, oder dass am Saum der Diallagkrystalle
eine Wasserabscheidung stattgefunden habe.
Der Smaragdit erscheint in grasgrünen, perlmutterglän-
zenden Körnern, schön z. B. in dem corsicanischen Gabbro, welcher
von den Artisten Verde di Corsica genannt wird. Haidinger hat
gezeigt (Gilberts Annalen LXXV. 381), dass die meisten Smarag-
dite aus abwechselnden dünnen Lamellen von Hornblende und Augit
zusammengesetzt werden, welche so verwachsen sind, dass die Haupt-
axen und Hauptspaltungsfiächen der lamellaren Individuen parallel
Gabbro. 115
sind. Es ist dies dieselbe Verwachsung, wie jene von Hornblende
mit Diallag (vgl. G. Rose in Poggend. Ann. XXXI. 609 und Reise
nach dem Ural II. 354, wo darauf hingewiesen wird, dass weil
der Querschnitt der Smaragditkrystalle ein augitischer sei, dieselben
zu dem Uralit gehören dürften). Fast überall, wo sich in dem
Gabbro des Harzes Augit findet, ist derselbe nach Strengs Beob-
achtungen mit einem dunkelbraunen oder smaragdgrünen faserigen,
starkglänzenden Homblenderande umgeben ; auch durch die ganze
Masae finden abwechselnde Verwachsungen statt, an grossen Kry-
stallen erscheint einmal der Winkel des Augit, ein andermal der
der Hornblende.
Die den grauen Diallag und die den grasgrünen Smaragdit
fuhrenden Diallag-Gabbros und Smaragdit-Gabbros lassen sich pe-
trographisch gut auseinander halten und sind auch, worauf Nau-
mann aufmerksam macht, räumlich meist getrennt; so findet sich
um den Monte-Rosa fast nur der erstere, in Oberitalien fast nur
d^r letztere. Streng erweitert in seiner ausführlichen Abhandlung
über den Gabbro des Harzes den Begriff dieses Gesteins, indem er
dazu auch Labrador-Hypersthen- und Labrador- Augitgesteine zählt.
Sterry Hunt ist geneigt, nur das aus Saussurit und Diallag be-
stehende Gestein als wahren Gabbro anzuerkennen, von dem das
aus Labrador und Diallag zusammengesetzte als etwas vollständig
fremdartiges zu trennen sei (Amer. joum. of science (2) XXV. 437).
Die Art des Gemenges der Gabbromineralien ist meist eine
vöUig regellose, * granitische ; namentlich wenn in dem Gabbro der
Labrador vorherrscht, ist ihm ein deutlich körniges Gefüge eigen.
Gewöhnlich ist der Labrador in dem Gabbro überwiegend herr-
schend ; wegen der grossen Flächen, die man bei der vollkommenen
Spaltbarkeit des Diallag in einer Richtung sehr leicht beim Zer-
schlagen des Gesteins erhält, scheint zwar die Menge desselben
oft viel grösser als die des Labrador zu sein, doch ist dies Ver-
hältniss kein wirkliches, da die Diallagblätter meist nur geringe
Dicke besitzen. Ist der Saussurit in grosser Menge vorhanden, so
wird das Gestein oft feinkörnig dicht, oder porphyrartig; der
porphyi-artige Gabbro wird meist durch eine scheinbar dichte Saiis-
suritgrundmasse hervorgerufen, in welcher grosse Diallagt afein liegen
(Baumgarten bei Frankenstein in Schlesien ; Diallagindividuen,
welche die Länge von ^ Fuss erreichen, kommen nach L. v. Buch
116 Gabbro.
bei Saass am Monte-Rosa^ nacb Majendie und Davy bei Coverack-
Cove in Cornwall vor). Bisweilen ist der Gabbro schieferig oder
flaserig ausgebildet, indom feinkörniger Diallag in Lagen oder Flasem
mit dem ebenfalls kleinkörnigen Labrador abwechselt; derlei Ge-
steine bieten sich dar nach Beudant (Euphotide schistoide) in
Ungarn bei Olah - Pataka und am Sajo bei Dobschau, sowie nach
Naumann bei Siebenlehn und Kosswein in Sachsen. Variolitischen
Gabbro (Euphotide variolitique) könnte man mit Naumann (Geo-
gnosie L 575) einen kleinkörnigen Gabbro nennen, dessen Masse
runde weisse Flecken eines leicht schmelzbaren Minerals (eines
dichten Labrador) enthält, und welcher nach Brongniart bei Pietra-
mala auftritt.
Serpentin erscheint sehr häufig als Umwandlungsproduct der
Gemengtheile, wohl vorwiegend des augitischen ; Brongniart nannte
diesen serpentinreichen Gabbro Euphotide ophiteuse, wie er z. B.
bei Brian^'on in den französischen Alpen, im Saasser Thal im
Wallis, am Monte Ferrato bei Florenz sich findet. In allen Vo-
gesengabbros ist der Serpentin ein häufiges Vorkommniss, entweder
als kleine Aederchen das Gestein durchziehend, oder kleine Knöt-
chen in oder zwischen den andern Gemengtheilen bildend, welche
durch Serpentinschnürchen mit einander verbunden sind ; er nimmt
an Quantität zu, bis er fast das Uebergewicht erlangt.
Von den eigentlichen accessorischen Gemengtheilen tritt Horn-
blende nicht nur in der oben erwähnten randlichen Verwachsung
mit Diallag, sondern auch in selbständigen dunkelbraunen bis schwar-
zen Krystallen auf; so im Harz, an den Manacle-Rocks in Cornwall,
bei La Prese im Veltlin, am Ufer des Fiumalto in Corsica. Glim-
mer in tombakbraunen Blättern im Harz, bei Evanger im norwe-
gischen Bergenstift. Streng vermuthet, dass in den harzer Gabbros
der braune Glimmer ein Umwandlungsproduct von Augit, Horn-
blende und Diallag sei. Talk nach Brongniart sehr häufig in den
Gabbros zwischen Genua und Savona. Delesse beobachtete ihn in
mikroskopischen Blättchen, welche die andern Gemengtheile, na-
mentlich den Feldspath, durchdringen, allgemein verbreitet in dem
Gabbro von Odem (Vogesen) ; sie treten besonders nach einer Cal-
cinntion oder Behandlung des Gesteins mit Salzsäure hervor. Epi-
dot am Monte-Rosa ; Strahlstein ; rother Granat zwischen Gud vang
und Simlenaes, sowie zwischen Bergen und Turnes in Norwegen,
Chemische Zusammensetzung des Gabbro. 117
Dach L. V. Buch. Titaneisenerz am Harz zwischen Neustadt und
Oderkrug, bei Gwendra und St. KeverDe in Cornwall ; aus dem bei
Menachan vorkommenden Gabbro stammt der von Werner Menakanit
genannte Titaneisensand. Magnetkies, Eisenkies bisweilen einge-
sprengt. Kalkspath in Nestern und Trümern erwähnen Brongniart
(Enphotide calcanfere) von Rochetta, L. v. Buch von Covigliano.
Germar und Brongniart führen den Quarz als accessorischen Ge-
roengtheil des Gabbro vom Harz und des Gabbro zwischen Genua
und Savona auf, G. Rose stellt sein Auftreten als ursprüngliches
Mineral in Abrede; doch gedenkt seiner neuerdings wieder Streng
bei dem harzer Gabbro. Quarzschnüre beobachtete Delesse in den
Gabbros der Vogesen, unregelmässig begrenzte, ausgeschiedene Quarz-
massen Streng im Radauthal im Harz, dünne Quarzlagen L. v. Buch
bei Barnestagen im Bergenstift.
Der Gabbro braust hier und da mit erwärmter Salzsäure, was'
auf einen Gehalt an Carbonaten (wahrscheinlich kohlensaurem Kalk
und kohlensaurem Eisenoxydul) schliessen lässt; der Gabbro von
Harzburg enthält weder im mehr noch im weniger verwitterten
Zustande kohlensauren Kalk.
I. Radau thal bei Harzburg, kleinkörnig; Keibel, Zeitschr. d.
d. geol. Ges. IX. 1857. 573.
H. Von der Südgrenze der Ablagerung im harzer Radau thal
an der nach dem Torfhause führenden Landstrasse, mit vorherr-
schendem frischem, weissem oder farblosem, glänzendem liabrador,
dunkelgi'ünem bis graugrünem, matt perlmutterglänzendem Diallag,
ziemlich viel Titaneisen und Magnetkies, höchst seltenen Quarz-
körnchen. Streng, N. Jahrb. f. Min. 1862. 962.
HI. Neurode in der Grafschaft Glatz (^feinkörniger Hyper-
sthenit*;; vom Rath, Poggend. Annal. XCV. 1855. 547.
IV. Neurode, kleinkörniges Gemenge von Saussurit und Uralit
mit ausgeschiedenen 1 — 2'" grossen Saussuriten (»Grünstein«);
vom Rath ebendas 558.
V. Thiergarten bei Dillenburg in Nassau, kleinkörnig mit La-
brador und Dialhig. C. Koch, Jahrb. d. Ver. f. Naturk. in Nassau
XML 1858. 123.
VI. Innthal zwischen Martinsbruck und Remus, Labrador
graulichweiss, überwiegend, Diallag grünlich ; Bunsen, Mittheil, au
Roth 1862.
118 Chemische Zusammensetzung des Grabbro.
Vn. »Gabbro« von Lofthus in Snarum, Labrador violett, Au-
git und Hornblende grün, der wenige Glimmer tombakbraun; Eje-
rulf, N. Jahrb. f. Min. 1862. 144.
I.
II.
in.
IV.
V.
VI.
vn.
Kieselsäure
49.14
53.65
50.08
49.73
43.5
51.35
53.76
Thonerde
15.19
20.77
15.36
13.07
17.2
19.82
13.35
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Kalk
5.88
9.49
10.50
0.98
7.61
9.16
6.72
14.90
15.35
10.24
10.8
11.2
14.95
3.51
11.59
6.92
Magnesia
6.64
1.57
9.99
6.77 1
0.55 [
3.23)
4.14
7.22
KaH
0.28
1.61
0.29
10.0
2.52
0.30
Natron
2.26
3.33
1.80
3.69
1.70
Glühvorlust
0.52
1.33
1.27
0.82
3.4
—
3.70 Ti
99.90 100.01 100.41 99.76 96.1 99.98 98.54
I enthält noch Manganoxydul 0.05; Chlorcalcium 0.11; Fluorcal-
cium 0.09; Phosphorsäure 0.81. V Eisenkies 2.3; Kohlensäure
und Verlust 1.16. Keibel berechnete für I folgende Zusammen-
setzung: Labrador 52.15; Diallag 37.81 (ausserordentlich eisen-
oxydul haltig); Apatit 1.96; Magneteisen 8.52. In II mußs der
überwiegende Labrador verhältnissmässig alkalireich sein, da von
dem geringen Gehalt von 1.57 Mg noch ein JTheil auf den Labra-
dor kommt ; der hohe Kieselsäuregehalt — ungefähr dem des La-
brador gleichkommend — deutet auf die Gegenwart von Quarz hin,
ebenso in VII. In der grobkörnigen Varietät von III hält vom Rath
das den Labrador begleitende schwarze Mineral für Hypersthen,
weil ausser den Spaltungsrichtungen parallel den Abstumpfungen
der Augitsäule (wovon diejenige parallel der Querfläche sehr voll-
kommen, die parallel der Längsfläche faserig ist) auch noch die
Flächen der Augitsäule selbst, wenn auch schwach als Spaltungs-
richtiing hervortreten, während die grünen Diallage anderer dorti-
ger Varietäten dieser Spaltungsrichtung entbehren. Auf diese ge-
ringen Differenzen in dem Blätterbruch, sowie auf das etwas grös-
sere spec. Gewicht des »Hypersthen« scheint man aber dem Um-
stände gegenüber kein Gewicht legen zu dürfen, dass die chemische
Zusammensetzung des schwarzen »Hypersthen« (a) und des grünen
Diallag (b) eine so nahe übereinstimmende ist, dass ihre Substanz
als identisch gelten muss ; so beträgt beispielsweise die Kieselsäure
in a 51.78, in b 50.00; Kalk in a 20.04, in b 21.11; Magnesia in
Zusammensetzung des Gabbro. 119
a 15.58, in b 15.87. Ein achter Hyperstben kann dies schwarze
Mineral mit seinem grossen Kalkgehalt nicht sein, denn dieser
übersteigt in den Analysei; eigentlicher Hypersthene nicht 5 pct.
und es scheint daher dasselbe gleichfalls als ein etwas eiseuoxy-
dulreicherer Diallag gelten zu müssen. Descloizeaux hat über-
dies durch optische Untersuchungen neuerdings nachgewiesen, dass
der »Hypersthenit« von Neurode und Volpersdorf nur mit Un-
recht so genannt wird, indem er gar keinen Hyperstben enthält.
Während vom Rath bei zweien mit Diallag verbundenen Feldspathen
von Neurode ein SauerstofiTverhältniss fand, welches dem von 1:3:6
so nahe kommt, dass an der Labradornatur derselben kaum ein
Zweifel gestattet ist, indem der eine 1.02:3:5.87, der andere
1.08:3:5.91 ergab, suchte Websky aus krystallographischen Grün-
den darzuthun, dass der weisslichgraue interessante Zwillingsver-
wachsungen darbietende Feldspath, welcher mit grünen und brau-
nen Diallagen und Serpentin verbunden ist, Anorthit sei, indem
der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Blätterbruch 86*^ be-
trage, was mehr mit Anorthit (bei welchem man diesen Werth
zwischen 85" 35' und 85^50' fand) als mit Labrador stimme (bei
welchem jener zwischen 86" 25' und 86" 40' liege) und weil an
den Krystallen auch die Querfläche auftrete; vielleicht sind ver-
schiedene Feldspathe mit dem Diallag verbunden. Aus den Unter-
suchungen des letztern Forschers ergab sich, dass die optischen
Verhältnisse des grünen auf den Spaltungsflächen diamantglänzenden
Diallag etwas von denen anderer Diallage und des Diopsid ver-
schieden sind, und dass hier und da in spärlicher Menge Lamellen
von haarbraunem, etwas ins violette ziehendem Hyperstben in den
Diallag eindi'ingen ; ausserdem führt das Gestein accessorisch rhom-
boedrische Eisenglanz- oder Titaneisenkrystalle und wasserhelle mi-
kroskopische Apatitsäulcheu (Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. XVI.
1864. 530).
In IV berechnete vom Ilath 43.54 Sau ssurit und 56.31 Uralit.
In VI befromdot der ausserordentlich niedrige Kalkgehalt: aus
Labrador und Diallag allein kann dies Gestein unmöglich bestehen.
VII, in welchem kein Diallag angegeben wird, ist vielleicht gar
kein Gabbro, sondern ein diabasisches Gestein. Delesse fand in
einem, gewöhnlich als Gabbro bezeichneten Gestein vom Mont-
Genevre im Dep. der Hochalpen Kieselsäure 45.00 ; Thonerde und
120 Gabbro.
Eisenoxyd 26.83 ; Kalk 8.49 ; Magnesia und Alkalien 13.90; Wasser
und Kohlensäure 5.78; es ist dies dasselbe Gestein, aus welchem
der oben erwähnte Saussurit stammt und gehört daher, da dieser
kein Feldspath zu sein scheint, nicht dem Gabbro an.
Das spec. Gewicht beträgt bei I 3.081, bei 11 2.82, bei III
2.917, bei rV 3.055; bei einem aus Labrador, Smaragdit und Talk
bestehenden Gabbro aus Corsica (Verde di Corsica) 3.10.
Aus der Vergleichung frischer und verwitterter Gabbros des
Harzes zog Streng, welchem wir eine grösseie Anzahl von Analysen
solcher Gesteine aus dem Harz verdanken, den auf das Unverän-
dert gebliebensein der Thonerde basirten Schluss, dass der Ver-
wittern ngsprocess mit einer Wasseraufnahme eingeleitet wurde, in-
dem sich gleichzeitig ein grosser Theil des Eisenoxydul in Eisen-
oxyd verwandelte, dass ferner ein kleiner Theil Kalk und Magnesia
fortgeführt wurde, während das Kali unverändert blieb, wogegen
eine Anreicherung von Kieselsäure und Natron eintrat.
Häufig ist der durch chemische Umwandlung hervorgebrachte
Uebergang des Gabbro in Serpentin beobachtet worden, ja es mag
fast keine grossem Gabi)romassen geben, mit denen nicht Serpentin
vergesellschaftet wäre (vgl. I. S. 326) ; ein anderes Zersetzungspro-
duct des Gabbro ist die Walkerde (s. d.). Die Uebergänge in Diorit
und Granit indessen, welche man von einigen Orten anführt, be-
ruhen wohl nur auf einer irrthümlichen Bestimnmng.
Der körnige Gabbro ist meistens ein massiges, polyedrisch
abgesondertes Gestein, der schieferige Gabbro zeigt aber an den
oben erwähnten Punkten seines Vorkommens eine deutliche Schich-
tung. Mächtige Stöcke und Gangstöcke sind die Form, in welcher
die Gabbrogesteine zumeist erscheinen. Eine deckenartige Aus-
breitung, wie sie der Basalt zeigt, hat man bis jetzt nicht an ihnen
beobachtet, überhaupt treten sie vorzugsweise nur als wenig aus-
gedehnte Gebirgsglieder auf.
Am Harz ist der Gabbro z. Th. von den Grauwacken und
Thonschiefem der Uebergangsformation, z. Th. von Graniten und
(ineissen begrenzt, und wird von Granitgängen durchsetzt (ober-
halb der Einmündung des Hasselbachh in die Ecker nach Hausmann) ;
nach .lasche setzen dagegen auch Gabljrogänge im Granit auf; am
Fuss tl(»s Brockens zwischen Neustadt und dem Oderkruge; im
Kadauthale bei Harzburg, wo er nach Hausmann Fragmente eines
Verbreitung des Gabbro. 121
petrefactenführenden quarzitähnlichen Sandsteins umschliesst (Bildg.
d. Han&geb. 35). Jn Nassau mm Dillenburg und Herborn bildet der
Gabbro zahlreiche Stöcke und Gänge ; seine Ablagerung scheint
zwischen die Bildung der obern devonischen und der Culm-Schichten
zu fallen. Bei Ehrenbreitstein, gegenüber Coblenz, beobachtete Nög-
gerath einen mindestens 40 Fuss mächtigen Gabbrogang in der
Graawacke; der vorwaltende Feldspathgeraengtheil ist schmutzig-
lichtgmn, fettglänzend, meist dicht und splitterig, nur bisweilen
sind gestreifte krygtallinische Flächen wahrnehmbar. Neben dem
diallagartigen Gemengtheil finden sich noch viele Magneteisenkörn-
chen und spärliche tombakbraune Glimmerblättchen ; es ist noch
näher zu entscheiden, ob dieses Gestein in der That Gabbro ist.
In Schlesien bildet Gabbro den fast 2200 Fuss hohen Zobtenberg ;
bei Neurode. Volpersdorf, Fbersdorf setzt er eine J Meile lange
und fast \ Meile breite Masse zusammen (Zobel und v. Carnall in
Karstens Archiv 1831. 61). In Sachsen liegt das Gabbrogebiet
von Rosswein auf der Grenze von Glimmerschiefer und Granulit,
das von Siebeulehn zwischen . Thonschiefer und Gneiss; bei Meins-
dorf und Callendorf finden sich kleinere Gabbromassen im Granulit.
In Böhmen beobachtete v. Hochstetter in der Umgegend von Rons-
perg bei Wottawa am rothen Berg und bei Wonischen am Fut-
schaberg ausgezeichneten Gabbro mit handgrbsson, oft mit Horn-
blende umrandeten D i all agkry stallen in der körnigen Labradormasse ;
er kommt hier in den zwischen Gneiss und Thonglimmerschiefern
eingelagerten Hornblcndeschiefern vor. Langenlois bei Krems in
Oesterreich. Bei Dobschau in Ungarn bildet der Gabbro im Glim-
merschiefer Stöcke, in denen sich nach Beudant Kupfer-, Kobalt-
und Nickelerze in bedeutenden stockartig eingelagerten Nestern
finden.
In den Vogesen erscheint der (labbro in der Gegend von
Odern und von Fclleringen. Am Thalhorn bei Odern, auf dem
(fipfel dos DruMiont auf dem rechton und bei Steinlebach auf dem
linken Ufer der Tliur ist er eng mit Serpentin verknüpft, so dass
kaum eine Grenze gezogen werden kann ; die Gabbros bilden Gänge
im l'ebergangsgebirge.
In Norwegen bei .lerkin ist der Gabliro auf Glimmerschiefer
;<elagert und von Granit bedockt ; im Throngebirge zwischen Roeraas
und Foldal am linken Ufer des Glommen; südlich von Bergen die
122 Verbreitung des Gabbro.
ganze Bergreihe bildend, welche an der rechten Seite des Samnan-
ger^ord gegen 2 Meilen weit hinzieht; am Nordcap (lieonh. Char.
d. Fels. I. 137). Ausgezeichneter Gabbro erscheint nach Hjoi'tdahl
und Irgens südöstlich vom Endestad-See unweit des HögdalsQord
im Nordre-Bergenhus-Amt. In Cornwall tritt im östlichen Theile
der Halbinsel Lizard, auf das innigste mit Serpentin verbunden,
Gabbro auf, welcher nördlich bis Porthoustock und Tregidden reicht
und auf der südlichen Grenze beider Gesteine bei Coverack-Cove
sieht man deutlich wie der Gabbro Ramificationen in den Serpentin
aussendet ; ganz dieselbe Durchsetzung gewahrt man bei dem Gab-
brogang, welcher sich südlich von der Hauptmasse von Careg-Looz
nach Goonhilly-Downs erstreckt. Bei Landewednack sind Gabbro-
gänge zu beobachten, welche den Homblendeschiefer und den dar-
über liegenden Serpentin durchsetzen.
In den Alpen ist der Gabbro vielorts verbreitet: In der
Dauphinee bei Brian^on und La Grave; Val Tornanche; Graue
Alpen am Berge Mussinet bei Turin; Saasser Thal in der Monte-
Rosa-Kette, im Gebiet des Glimmerschiefers und Kalkgliromerschie-
fers des oberu Wallis. Graubündtner Alpen an der Cimultkette,
namentlich von Marmorera aus im Gebiete des Thonschiefers. In
den ligurischen Alpen im Gebiet des Lias und Quadersandsteins
zwischen Genua und Savona. In der Umgegend von Florenz und
Prato (Monte Ferrato, Pietra-mala, wo der Gabbro Fragmente von
Fucoidenkalkstein umschliesst u. s. w.) und an der Küste südlich
von Livorno. Ueberall ist hier der Gabbro eng mit Serpentin ver-
gesellschaftet und scheint erst nach der Kreideformation hervorge-
treten zu sein, so dass die Eruptionsepochen des Gabbro sich als
sehr verschieden erweisen ; auf Corsica zwischen Corte und der
Meeresküste in den Bergen von San Piedro de Rostino. Auf der
Insel Cypern ist nach Unger der Gabbro sehr verbreitet ; nach
Hawkins soll der altbeiühmte Kupferbergbau der Gegend von Fa-
magusta im Gabbro geführt wordea sein.
Junghuhn erwähnt Gänge von * Gabbro*, welche auf Java bei
Tjibulakan Glieder der Tertiärformation durchsetzen (Java III. 243).
L. V. Buch, Reise nach Norwegen I. 47G; II. 84. Berliner Magaz.
IV. 128; VII. 234.
Gerraar, Taschenb. für Miner. XV. 25.
A. Bronjjniart, Annales des mines VI. 177.
G. Rose, über den G., Poggend. Annal. 1835. XXXIV. 16.
Hypersthenit. 123
Sterry Hunt, Gemengtheile des G., Am. joum. of sc. (2) XXV. 437.
Sterry Hunt, Allgem. üb. G., Am. joum. of sc. (2)XXVn. 1859. 336.
Hausmann, G. d. Harzes, Ueber d. Bildung d. Harz -Gebirges 16 ff.
Jascbe ebendar., Die Gebirgsformationen der Grafschaft Werni-
gerode 1658.
Rammeisberg, G. von der Baste (Radauthal) im Harz, Zeitschr. d.
d. geol Ges. XI. 1859. 101.
Keibel, G. vom Radauthal im Harz, Zeitschr. d. d, geol. Ges. IX.
1857. 573.
Streng, G. des Harzes, N. Jahrb. f. Min. 1862. 933.
C. Koch. G. in Nassau, Jahrb. f. Naturk. in Nassau XIII. 1858. 121.
Nöggerath, G. v. Ehrenbreitstein, Karstens u. v. Dechens Archiv
XVI. 1842. 363.
V. Hochstetter, G. von Ronsperg in Böhmen, Jahrb. d. geol. R.anst.
VI. 1855. 177. 783.
vom Ratb, G. aus dem Oberhalbstein, Graubündten, Zeitschr. d.
d. geol. Ges. 1857. 246.
vom Rath, G. von Neurode, Schlesien, Pogg. Ann. XCV. 1855. 636.
Delesse, Gestein vom Mont. Gene vre, Annäles des mines (4) XVI.
1849. 238.
Delesse, G. von Odern, ebendas 323.
Murchison, Gabbro rosso, Qu. joum. of the geol. soc 1850. VI. 374.
Meneghini und Cocchi, 0. Italiens, Bull, de la soc. geol. (2 . XIII. 268.
Kjerulf, G. aus Norwegen, Christiania - Silurbecken 1855. 23 u. N.
Jahrb. f. Min. 1862. 144.
Zirkel, G. Cypems, Unger u. Kotschy, die Insel Cypern, Wien 1865. 12.
Rypenthenit.
Hypersthenfels. Hyperit, Hypersthen-Syenit, Paulitfels z. Tli.,
Schillerfels z. Tb. Hypersthen-rock, Selagite.
Der Hypersthenit ist ein grob- bis feinkörniges Gemenge aus
Labrador und Ilypersthen. Von den Gemengtheilen heiTscht
sehr häufig der Labrador vor; er ist meistens von weissen oder
grauen Farben, auch bisweilen etwas ins gelbliche, grünliche, blau-
liche neigend. Der Ilypersthen, der den Namen von seiner
Härte hat, welche die des Augit und Diallag, sowie die der Horn-
blende übertrifi't, ist nach Descloizeaux von dem Augit zu trennen^
indem seine Krystallform rhombisch ist. Er tritt meistens vor dem
Labr«idor an Masse zurück, sticht aber seiner dunkeln Farbe wegen
sehi- scharf gegen ihn ab. Kr ist schwärzlichbraun oder grünlich-
schwarz und zeigt auf den Hauptspaltungsflächen seiner oft gross-
blätterigen Individuen bei einigen Abänderungen einen kupferrothen
124 Hypersthen im Hypersthenit.
Schiller und Metallglanz, welcher durch eingemengte fremde dünne
Lamellen, wahrscheinlich von Eisenglanz hervorgebracht wird. Die
körnigen Zusammensetzungsstücke des Hypersthen sind zuweilen an
den Grenzen gegen den Labrador oder an den Randern kleinei:
Risse, die ihn selbst durchziehen, mit gi-ünlichschwarzer Hornblende
verwachsen, die an den zwei Spaltungsfliichen, welche einen Winkel
von 124*^ bilden, erkannt werden kann. Die Verwachsung dieser
Hornblende mit dem Hypersthen ist eine ganz regelmässige und
von der Art, dass die Hauptaxen und L&ngsflächen beider zusam-
menfallen. Ohne Verwachsung mit Hypersthen in deutlichen Kry-
stallen und Körnern kommt die Hornblende in dem Hypersthenit nur
selten vor. Augit ist auch neben dem Hypersthen nachgewiesen.
Die Verwitterung greift den Hypersthen weniger an, als den La-
brador, weshalb die Körner des erstem als rundliche Knoten auf
der Oberfläche verwitterter Hypersthenitfelsen hervortreten.
Descloizeaux, welchem wir wichtige Untersuchungen über die
krystallographischen und optischen Verhältnisse von Diallag und
Hypersthen verdanken, macht (Bull.de la soc. geol. (2) XXL 1864.
105) darauf aufmerksam, dass die zu Gabbro und Hypersthenit
gerechneten Gesteine eine genaue Sichtung erfahren müssen, in-
dem manche für Hypersthen geltende Mineralien Diallag seien,
pie optischen Verhältnisse seien die einzigen, welche beide Minera-
lien unterscheiden lassen. Bringt man einen in der Richtung der
Hauptspaltbarkeit geführten Diallagschliff in das Polarisationsmi-
kroskop, so gewahrt man Ringe, welche die Existenz von zwei weit
auseinanderlaufenden optischen Axen anzeigen mit negativer Mittel-
linie, welche geneigt ist gegen die Schlitfebene ; die Axen sind oi-ien-
tirt in einer Ebene, parallel der Symmetrieebene des schiefen Pris-
mas von 87^ 5'. Beim Hypersthen sieht man in dieser Richtung
nur unbestimmte Farben. Bei ihm gewahrt man die Ringsysteme
in einem Schliff, welcher senkrecht auf die Hauptspaltbarkeit und
parallel der langen Diagonale des Prismas von 03** 30' geführt ist.
In dem Hypersthenit vom Ettersberg im Harz (Gabbro Str.)
fand Streng neben Labrador. Hypersthen und etwas Glimmer vie-
len frischen Augit. In dem Hypersthenit der Insel Skye befand
vom Rath ein als Hypersthen bezeichnetes Mineral als Diallag mit
20. 1 5 Kalkerde ; dass indessen dort nicht alles unächter Hypersthen
ist, beweist eine Analyse von Muir, welcher in einem Stück nur
Hypersthenit. 125
1.83 Kalkerde, 11.09 Magnesia, 33.92 Eisenoxydul nachwies (Thom-
son's outlines of min. I. 202).
Die Textur des Gesteins wird bisweilen auch feinkörnig und
alsdann ist dasselbe von einem aphanitischen Diabas sehr oft kaum
zu unterscheiden. Deutliche Uebergänge zwischen grobkörnigem
und feinkörnigem dichtem Hypersthenit sind auf der Insel Skye
mehrorts (z. B. am Glamig) zu beobachten. In der Regel lässt
die Textur keine Spur von einem Parallelismus der Mineralien
wahrnehmen; auf der Insel Skye sollen jedoch nach den Beob-
achtungen von Macculloch, v. Dechen, v. Oeynhausen und Forbes
in einigen Hyperstheniten die sümmtlichen Hypersthenkry stalle
parallel gelagert sein, die Textur einiger Varietäten vom Cuchullin
und Loch Skavig hat Aehnlichkeit mit der des Schriftgranit. Auch
Naumann erwähnt, dass die feinkörnigen Varietäten von Penig in
Sachsen eine sehr deutliche Paralleltextur zeigen (Geognosie I. 577).
Als accessorische Gemengtheile sind noch zu nennen: Eisen-
kies und sehr fein eingesprengtes Magneteisen, häufig; Titaneisen,
magnetisches, meistens in rundlichen eisenschwarzen Körnern, sehr
häufig eingesprengt, z. B. in den Hyperstheniten des Thüriuger-
waldes, in den schwedischen von Elfdaleu, und nach v. Dechen
am Berge Cuchullin auf der Insel Skye; Epidot und Vesuvian in
dem Hypersthenit des Mouzoniberges im tyroler Fassathal; Granat
ziemlich häufig, so am Monzoni, auf der Insel Skye und in Essex
County, New- York, nach Emmons; tombakbraune Glimmerblättchen
selten ; Apatit in dünnen Säulen nach G. Rose und Keibel, welcher
in mikroskopischen Schliffen des Hypersthenit von der Heinrichs-
burg bei Mägdesprung völlig klare sechsseitige Durchschnitte sah ;
Olivin nach G. Rose bei Elfdalßn in Schweden und nach Maccul-
loch auf der Insel Skye.
I. Kleinkörniger Hypersthenit (Gabbro, Streng) vom Etters-
berg im Harz mit weissem, auf den Spaltungsflächen glänzendem
Labrador, hellbräunlich- bis grünlichgelbem Hypersthen, sehr frischem
Augit, kleinen braunen Glinnnerblättchen, seltenem Titaneisen und
Magnetkies. Streng, N. Jahrb. f. Min. 1862. 963.
H. Kleinkörniger Hypersthenit aus gi'ünlichem Labrador und
fast schwarzem Hypersthen aus der Nähe der Heinrichsburg in
der Gegend des Mägdesprungs im Harz nach Keibel ; Zeitschr. d.
d. geol. Ges. 1857. IX, 571.
126 Chemische Zusammensetzung des Hypersthenit.
m. Grobkörniger Hypersthenit mit braunem etwas tiberwiegen-
dem Hypersthen und graulichweissem Labrador von Penig in
Sachsen. Bunsen, Mittheilg. an Roth.
IV. Mittelkörniger Hypersthenit von Hrabacow bei Starken-
bach in Böhmen. Werther, Mitth. an Roth und Journ. f. pr. Chem.
XCI. 1864. 330.
1. n. m. IV.
Kieselsäure .... 50.09 48.86 49.90 51.98
Thonerde
Eisenoxyd .
Eisenoxydul
Manganoxydul
Kalkerde
Magnesia
Kali . . .
Natron . .
17.84 15.17 16.04 16.27
2.03 3.32 7.81 13.53
T.54 6.71 — —
— 0.35 — —
13.12 11.34 14.48 7.34
8.28 7.56 10.08 5.85
0.83 1.65 0.55 3.30
1.39 3.11 1.68 1.20
Wasser u. Glühverlust _0J8 2.46 1.46 2.71
101.90 100.53" 102.00 102. 18
II enthält noch Chlor, Phosphorsäure und eine Spur von Schwefel.
Der Hypersthenit I besteht nach Strengs Berechnung aus 55.72 pct.
Labrador; 16.91 Hypersthen; 25.14 Augit; 2.70 Titaneisen; ein
Hypersthenit von der Mündung des Abbeborn in die Radau aus
42.64 Labrador ; 48.1 6 Hypersthen ; 7.45 Augit; 1.81 titanhaltigem
Eisenoxyd. Keibel bestimmte die Zusammensetzung des von ihm
untersuchten Hypersthenit II zu 47.23 pct. Hypersthen, 46.03 La-
brador, 4.81 Magneteisen, 2.46 Wasser und Glühverlust. Auffallend
ist der hohe Kalkgehalt, welchen die Analysen aufweisen, er über-
steigt selbst den des Labrador und der Hypersthen ist ausseror-
dentlich kalkarm; in sehr vielen Fällen wird vemiuthlich noch
Diallag oder Augit vorhanden sein (wie er in I nachgewiesen ist),
um die Kalkmenge zu erhöhen ; von Anorthit kann dieselbe in den
untersuchten Gesteinen wohl nicht herrühren, da letztere für die
Annahme von Anorthit zu kieselsäurereich sind. Nach Descloizeaux
überwiegt in dem Gestein von Penig ein brauner dem Hypersthen
ähnlicher Diallag stark über den eigentlichen Hypersthen.
Das spec. Gew. des Hypersthenit beträgt bei 1 2.99; II 2.994.
Der Hypersthenit ist im Ganzen ein nur an wenigen Punkten
auftretendes Gestein. Sein Vorkommen ist ein gang- und stockför-
Verbreitung des Hypersthenit. 127
miges, stets ist er als massiges, uugeschichtetes Gestein aasgebildet.
Die Hypersthenitgänge gehen vielfach an ihren Saalbändern und
die Hypersthenitstöcke ebenfalls an ihren Umgrenzungen in feinköi*-
nige oder scheinbar dichte Gesteine über.
An dem Fusspfade zwischen Penig in Sachsen und der Höl-
lenmühle findet sich ein Hypersthenstock im Grannlit. In Nassau
erscheinen mehrere Hypcrsthenitvorkommnisse in den Umgebungen
von Amdorf, Herborn, Dillenburg, Weilburg, welche theils Gänge
bilden (u. a. auch im Gabbro),. theils lagerartig zwischen den Schicht-
gesteinen vorkommen, wie die dortigen Diabase, und sowohl die
devonische als Culm -Formation durchsetzen (vgl. C. Koch in Jahrb.
des Ver. für Naturkunde in Nassau XIH. 130. 1858 und Sandberger,
die Versteinerungen des rheinischen Schichteusystems 523 u. 525).
Zahlreiche Züge von Hypersthenit beschreibt v. Dechen aus der
Gegend zwischen dem Neger- und Itterthal, ganz besonders im
obem Ruhrthal Westphalens ; das Gestein ist bald mehr, bald we-
niger, meist doch deutlich körnig; es kommen auch grobkörnige
Verwachsungen von braunem blätterigem Hypersthen mit weissem
oder grünlichgrauem Labrador vor ; gleichfalls erscheinen Varietäten
mit Krystallausscheidungen iü einer Grundmasse; hier und da tre-
ten auch dunkelgrüne oder schwarze Serpentinflecken auf. Bei
Rimberg im Ruhrthal finden sich in den Hyperstheniten Trümer
von röthlichbraunem Axiiiit, stark glänzende braune Glimmerblätt-
chen und Apatite.
Am Harz tritt in der Umgegend des Brockens der Hypersthe-
nit aus dem Gebiet der Grauwacke und des Thonschiefers hervor.
An der Südseite des Thüringer waldes erhebt sich der Hypersthenit
am Steinberg bei Schnellbach, zieht über den Silberberg, die Ilöhn-
berge, Thiergarten, Hirschbalz nach dem Spiessberg in einem von
N. N. 0. nach S.S.W, gerichteten J — J Meile breiten Zuge. Er
durchsetzt die obersten Schichten der Steinkohlenformation und
sein Alter dürfte nach Credner zwischen die Steinkohlenformation
und die Dyasforniation zu setzen sein. Ein kieselschieferähnliches
Contactgebilde, entstanden aus der Umwandlung von Kohlensand-
stein, begleitet ihn. Guniprecht erwähnt zahlreiche Hypersthenite
aus Böhmen, z. B. bei Koniaro w (viele grosse gestreifte Labrador-
krystalle mit wenig Hypersthen), Praskoles, zwischen Rostock und
Czastonitz, zwischen Beraun und Tettin, bei Wonoklas, Suchomas
128 Verbreitung des Hypersthenit.
(tombakbraunen Glimmer haltend), bei' Plass (schwärzlichbrauner
llypersthen mit grünlichweissem Labrador und Magneteisen, klein-
körnig). In dem Syenitrücken zwischen den Thälern von Rirobach
und llarmbach, sowie im Massiv des Cham(J)-du-Feu in den Vogesen
setzen Hypersthenite von oft grobem Korn auf.
Ausgezeichnet ist der Hypersthenit auf der westlich von Schott-
land gelegenen Insel Skye ; Macculloch, v. Dechen und v. Oeynhau-
sen, Forbes und Boue haben sein dortiges Vorkommniss genau be-
schrieben. Der Hypersthenit durchsetzt in Gängen die Schichten
der Liasformation, deren Kalke weiss und krystallinisch körnig ge-
worden sind, und breitet sich über diesen aus, wie er auch die
Syenite und Porphyre dieser gesteinsreichen Insel überlagert (Glen
Sligachanj ; Felsitgänge, welche Fragmente von Hypersthenit um-
schliessen, durchsetzen ihn am Berge CuchuUin, Grünsteingänge am
Craig-Dhu und am Loch Skavig, für welche wohl die Vermuthung
V. Dechens, dass sie mikrokrystallinischer Hypersthenit seien, ge-
rechtfertigt ist. Bei Old lladnor in England durchbricht nach Mur-
chison der Hypersthenit den silurischen Wenlockkalkstein, in der
schottischen Grafschaft Forfar den alten rothen Sandstein. Der
schöne Hypersthenit von Elfdalen in Schweden ist ziemlich grob-
körnig, besitzt weissen Labrador und schwärzlichbraunen llyper-
sthen, enthält viel Titaneisen, ausserdem noch etwas Olivin und
feine Nadeln von Apatit ; er wird in Elfdalen verschliffen und zu
Vasen oft von bedeutender Grösse und andern Gegenständen ver-
arbeitet. Dem Elfdalener Gestein sehr ähnlich sind manche Geschiebe,
die sich in der Umgegend von Berlin finden.
Im Staate New- York ist nach Emmons in der Grafschaft Es-
sex der Hypersthenit in weiter deckenartiger Verbreitung ausge-
dehnt und reich an Magneteisenstöcken. Nach Hunt findet sich
in der Laurentian-Kette in Canada ebenfalls Hypersthenit ; der Feld-
spath dieser Gesteine scheint indessen nicht immer Labrador zu
sein, da er bis zu 60 pct. Kieselsäure enthält; auch waltet er ge-
gen den llypersthen ganz ausserordentlich vor. Bekannt ist das
Vorkommen von der Paulsinsel an der Küste von Labrador. Nach
den vom Bellsund auf Spitzbergen herrührenden Handstücken steht
auch dort Hypersthenit an. Hypersthenit brachte C. v. d. Decken
von den Hügeln zwischen Dafl'eta und dem See Ibe in der Umge-
gend des Schueebergs Kilimandjaro in Ostafrica mit, wo ihm auch
\
Hypersthenit. 129
Olivin beigemengt ist (Zeitschrift für allgemeine Erdkunde 1863.
245).
Es scheint kaum bezweifelt werden zu dürfen, dass in man-
chen der hier auf Grund der bisherigen Bestimmungen als Hyper-
sthenit aufgezählten Gesteine sich durch nähere Untersuchungen das
für Ilypersthen gehaltene Mineral als Diallag oder Augit heraus-
stellen wird ; die dadurch abzutrennenden Vorkommnisse würden
dem Gabbro oder dem Diabas zufallen.
Aus den Lagerungs Verhältnissen geht hervor, dass die llyper-
sthenite ebenfalls keineswegs alle von gleichem Alter sind. Die meisten
Bildungen haben wohl nach der Uebergangsformation, während und
nach der Steiukohlenforination stattgefunden, jünger selbst als die
Liasformatiou sind die Hypersthenite von Skye.
G. Rose, über Hypersthenit, Poorgend. Ann. ISbf). XXXIV. 10.
vom Rath, H. von Neurode in Schlesien ; Pogjy. Ann. 1855. XCV. 536.
Keibel, H. v. d. Heinrichsburg im Harz ; Zeitscbr. d. d geol. Ges.
1857. IX. 571.
Streng, H. des Harzes, N. .Tahrb. f. Min. 1862. 933.
Credner, H. des Thüringerwaldes, N. Jahrb. f. Min. 1843. 271.
V. Decheu. H. der Ruhrgegenden; Karstens und v. Dechens Archiv
XIX. 1845. 453: Verh. d. nat. Ver. d. pr. Rheinl. u. Westph.
XU. 1855. 194.
G. u. F. Sandherger, H. in Nassau; Ver8teinernugen des rhein. Schich-
tensystems 523; auch N. .Tahrb f Min. 1851. 150.
Koch, H. in Nassau; Jahrb. f. Naturk in Nassau XIII. 1858. 130.
Gumprecbt, H Röhmens, N. Jahrb. f. Min. 1842 822.
filie de Reaumont, H. d. Vogi^sen, Explic. d 1. carte geol. d.i. Fr.
1. 370.
Maccullüch, H. von Skye; Descr. of the wostern Islands 1819.
v. Dochen u. v. Oeynhausen, cbendar. Karstens Archiv I. 1829. 5G.
Forbes, ebendar., Edinb. new philos. journ. XL. 1846 94.
Murchison, H. von Old Radnor; The silurian System 320.
Drysdale, H. von Largo Law in Fifeshire (Schottland) ; Edinburgh
now philos. juiirnal XV. 1833. 380.
St. Hunt, IL in ('anada; London etc. philosoph. magaz. (4) IX.
1855. 354.
IL Credner. II. von Poekskill, Now-York. Zeitscbr. d. d. geol. Ges.
1865. XVH. 300.
Donieyko, H. vo!i Carri'^al in den chilenischon Anden ; Annales des
mines (4) IX. 184(5. 531.
M o HZ o n i - 1 1 y p e r s t h e n i t hat v. Richthofen einen Hyper-
sthenit genannt, welcher eine von dem gewöhnlichen etwas abwei-
chende (wie es scheint sich manchen harzer Abänderungen nähernde)
Zirkel, Fetrographic. II. 9
130 Monzoni-Hypersthenit.
Zusammensetzung hat und am Berge Monzoni im südlichen Tyrol
in 20 — 30 Fuss mächtigen Gängen den Syenit (Monzoni -Syenit,
vergl. I. 589) durchsetzt. Der Hypersthen ist von der gewöhn-
lichen Farbe, der Labrador grünlichweiss ; hauptsächlich in denje-
nigen Varietäten, welche verhältnissmässig reich an Labrador sind,
stellen sich schwarze Augitkry stalle neben dem Hypersthen ein.
Grosse, regelmässig ausgebildete Krystalle von Titaneisen und dun-
kelbraune Glimmertafeln erscheinen als accessorische Gemengtheile.
Das Gestein ist meistens sehr deutlich körnig gemengt und findet sich
ebenfalls gangbildend an der Margola bei Predazzo.
Nach de Lapparent, welcher nach dem Erscheinen des gros-
sen Werkes von v. Richthofen einen Aufsatz über die Geologie Süd-
tyrols veröffentlichte, ist das neben Glimmer den gestreiften Feld-
spath in diesem Gestein begleitende Mineral nicht Hypersthen, son-
dern Hornblende. Sollte, obschon das Mineral in der That sehr
hypersthenähnlich aussieht, es sich durch weitere Untersuchungen
als Hornblende herausstellen, so würde das Gestein wohl den Dio-
riten zuzuweisen sein, de Lapparent vereinigt mit diesem Gestein
das als Monzon-Syenit v. Richthofens bezeichnete (welches er für
sich allein betrachtet Syenit - Granit nennen möchte, obschon es
keine Spur von Quarz enthält), indem er Uebergänge gefunden zu
haben glaubt, wo v. Richthofen von einem gegenseitigen gangförmi-
gen Durchsetzen spricht. Beide Gesteine fasst' er unter der vor-
läufigen Bezeichnung Monzonit zusammen, trotzdem das erstere
orthoklasfrei, das zweite orthoklashaltig ist. Selbst wenn beide in
einander übergehen sollten, so sind doch die Endglieder so durch-
aus von einander verschieden, dass eine derartige Vei einigung kei-
neswegs zu billigen ist ; das sich in letzterer Zeit hier und da kund-
gebende Streben, mineralogisch und chemisch höchst abweichende
Gesteine, welche in irgend einer Region in geologischer Hinsicht
zusammengehören, unter einer besondern, von der Localität ent-
lehnten Bezeichnung zu befassen, ist nur dazu angethan, die Petro-
graphie, deren Nomenclatur ohnehin im Argen liegt, mit überflüs-
sigen Namen zu belasten und neue Verwirrung in dem zu sichten-
den Material zu stiften.
v. Richthofen, geognostische Beschreibung von Süd-Tyrol 1860. 146.
de Lappareut, Annales des mines (6) VI. 1864. 259.
Norit.
131
Norit.
Die von Scheerer unter dem Namen Norit von der norwegi-
schen Insel Hitteröe beschi-iebenen Gesteine scheinen sich dem Gabbro
und Hypersthenit anzureihen ; die von Esmark unter dieser Bezeich-
nung angeführten Gesteine von mehrern Punkten Norwegens gehö-
ren dagegen nur zum Theil hierher, während sie vielleicht zum
grössten Theil den Dioriten zugezählt werden müssen (vgl. S. 15).
Dieser Gabbro-Norit von den Inseln Anabelöe und Hitteröe
wird als ein Gemenge von Diallag oder Hypersthen, Labrador, na-
tronhaltigem Orthoklas dargestellt, wozu sich meistens etwas Quarz
gesellt, eine jedenfalls ganz ungewöhnliche Mineralcombination, wel-
che wohl weiterer Bestätigung bedarf. Der feldspathartige Bestand-
theil ist in den meisten Fällen sehr vorwaltend, so dass das Ge-
stein sehr häufig als ein vorwiegend aus Feldspathkörnem zusam-
mengesetztes erscheint, in welchem der augitische Bestandtheil sehr
zurücktritt.
Kjerulf untersuchte : I einen grauen bis violetten >Norit« (^viel-
leicht Gabbro), bestehend aus Labrador und grünem Diallag von
Tronfjeld im Oesterthal (Norwegen). II einen gelblichgrauen aus
Labrador, schwarzem Augit(?), wenig tombakbraunem Glimmer und
Titaneisen vom Sölvsberg am Kandsfjord.
I.
II.
Kieselsäure .
. . . 50.06
51.47
Thonerde . .
. . . 16.44
15.62
Eisenoxyd
. . . 7.71
12.17
Kalk . . .
. . . 14.66
11.69
Magnesia .
. . . 4.88
4.10
Kali . . .
. . . Spur
0.20
Natron . .
. . . 1.38
0.55
Titansäure (um
rein) . 5.73
0.75
Glühverlust .
. . . —
1.22
100.86
97.77
Esmark, Magazin for Naturvidenskaberne I. 207.
Scheerer, Gaea Norvegica, Heft 11. 313; auch Neues Jahrb. f. Min.
1843. 668.
Keilhau, ebendaselbst Heft HL 377.
Kjerulf, N. Jahi b. f. Min. 1863. 95 aus Bull, de la soc. geol. XXIX.
1862. 413.
Anhangsweise sei hier das Gestein des Trojaka-Gebirges, nörd-
132 Labradorfels.
lieh von Borsa-Bänya in der Marmaros erwähnt, welches v. Cotta
mit dem Namen Labrador fels bezeichnet; es wird beschrieben
als ein feinkörniges krystallinisches Aggregat von Labrador mit
eingestreuten Krystallen oder krj^stallinischen Partieen von dunkler
Hornblende ; sehr kleine Eisenkieskrystalle als unwesentliche Ge-
mengtheile sind stark verbreitet. Der vorwaltende Labrador bedingt
die weisslichen oder graugrünlichen Farben (Gesteinslehre 1855.74
und II. Aufl. 1862. 93, wo dieses Gestein mit dem Timazit in Ver-
bindung gebracht wird; vgl. auch Jahrb. d. geol. R.anst. VL 1855.
126). Dieses Gestein durchsetzt den Glimmerschiefer und Karpa-
thensandstein. Nach einer Untersuchung von Rübe enthält jedoch
der » Labradorfels -« 63 pct. Kieselsäure, eine ganz ungewöhnlich
grosse Menge, die sich nicht mit der Annahme von Labrador und
Hornblende verträgt ; entweder findet sich noch Quarz so fein ein-
gesprengt, dass er sich der Beobachtung entzieht, was zumal we-
gen der Gombination mit Labrador nicht sehr wahrscheinlich ist,
oder, was am ehesten zu vermuthen, der Feldspath ist kein Labra-
dor, sondern eine saurere Verbindung.
Kjerulf untersuchte einen weissen, beinahe dichten »Labra-
dorfels'^ mit wenigen grünen Streifen von Lärdalsören im Ber-
genstift (Norwegen) und fand: Kieselsäure 50.76; Thonerde und
wenig Eisenoxyd 28.90; Kalk 9.58; Magnesia 1.15; Kali 2.69;
Natron l.i)8; Glühverlust 3.78 (Neues Jahrb. f. Min. 1862. 144).
Diese Analyse lässt sich als die eines, wie der starke Glühverlust
anzeigt, verwitterten Labrador betrachten.
Anorthit^estelne«
In einigen Gesteinen hat man den basischsten der bisher be-
kannten Feldspathe, den Anorthit als Gemengtheil aufgefunden
und es verdienen dieselben daher zusammengestellt und als eigene
Abtheilung von den übrigen Feldspathgesteinen getrennt zu werden.
Es kann nicht zweifelhaft sein, dass fortgesetzte Untersuchungen
den zur Zeit noch engen Kreis der Anorthitgesteine erweitern wer-
den ; man vermuthete früher den Anorthit nicht als Gemengtheil
von Gesteinen, sondern rechnete alle zwillingsgestreiften Feldspathe
entweder dem Labrador oder Oligoklas zu und die Diorite, Diabase
und Basalte sind es daher, welche vermuthlich noch mehrere der
Aeltere Anorthitgesteine. 188
augenblicklich zu ihnen gezählten Glieder an die Anorthitgesteine
abgeben werden.
Die Anorthitgesteine führen als zweiten Gemengtheil Horn-
blende oder Augit, in seltenern Fällen wohl auch beide Mine-
ralien, wobei aber alsdann das eine oder das andere vorwaltet.
Während wir uns für die Anorthit -Augitgesteine des von G. Rose
vorgeschlagenen Namens Eukrit bedienen, sind die Anorthit-Horn-
blendegesteine, für welche eine entsprechende Bezeichnung mangelte,
hier nach einem charakteristischen corsischen Vorkommnias als
C o r s i t zusammengefasst.
Die Trennung in ältere und jüngere Anorthitgesteine
ist bis jetzt noch nicht durchgeführt ; nach der Analogie der an-
dern Feldspathgesteine möge sie hier versucht werden und wir
werden demgemäss zuvörderst hier die erstem zu betrachten
haben, wogegen die letztern ihren Platz am Schluss der Jüngern
Feldspathgesteine, hinter den Basalten einnehmen werden. Unter
den altem Gesteinen sind bis jetzt mehr Gorsite, unter den jungem
mehr Eukrite bekannt.
Aeltere Cersite.
Der sog. Kugeldiorit (Diorite globulaire) von Gorsica ist ein
solches Horablende-Anorthitgestein ; ihn beschrieb zuerst Besson
im Jahre 1789, später Reynaud und Delesse, sowie neuerdings
Vogelsang. Dies Gestein ist ein körniges Gemenge von vorwalten-
dem graulichweissera Feldspath, schwärzlichgrüner kurzstrahliger
Hornblende und wenig Quarz. Stellenweise ßnden sich darin diese
Gemengtheile zu Kugeln zusammengruppirt, welche 1 — 3 Zoll gross
und von sehr regelmässiger Rundung sind. Den Kern der Kugeln
bildet ein Aggregat von reinem Feldspath oder reiner Hornblende,
um denselben hüllen sich concentrische Lagen, in welchen abwech-
selnd der eine oder andere Gemengtheil «ehr vorwaltet, so dass
auf dem (^uerbruch concentrische, durch überwiegenden Feldspath
hell, durch überwiegende Hornblende dunkler gefärbte Ringe er-
scheinen ; dabei zeigen sich die Mineralien concentrisch strahlig
gruppirt, indem die Foldspathnadoln und die Hornblendesäulen auf
den Mittelpunkt zulaufen. Den Feldspath hielt man früher , für
Albit, bis Delesse zeigte, dass er ein viel basischerer Anorthit sei,
welcher durch Säuren zersetzt wird; er fand darin: Kieselsäure
134 Anorthit-Hornblendegestein, Corsit.
48.62; Thonerde 34.66; Eisenoxyd 0.73; Kalk 12.02; Magnesia
0.33; Natron 2.55; Kali 1.05; Wasser 0.50 (100.46); spec. Gew.
= 2.737. Rammeisberg, welcher wie Naumann und Descloizeaux
diesen Feldspath auch zu dem Anorthit stellt, macht darauf auf-
merksam, dass er sich von allen andern Anorthiten durch den
grössern Gehalt an Säure, sowie durch den geringern an Kalk
unterscheidet; in ihm ist das SauerstofFverhältniss R : R : Si =
0.8 : 3 : 4.6 und es sei daher wahrscheinlich, dass er einen nicht
ganz reinen oder nicht ganz frischen kalkreichen Labrador dar-
stelle (Handb. der Mineralchemie S. 592); dem scheint indessen
seine Zersetzbarkeit durch Säuren zu widersprechen und es liegt
deshalb wohl die Vermuthung näher, dass er ein etwa8 zersetzter
Anorthit sei, aus welchem Kalk fortgeführt ist, wodurch die Kiesel^
säure relativ um ein weniges zugenommen hat ; den etwas zu ge-
ringen Kalk- und zu hohen Kieselsäuregehalt weisen auch noch
andere Anorthite auf; ebenfalls ist das spec. Gewicht eher das des
Anorthit, worin auch Roth übereinstimmt. Delesse fand für das
Gestein den Kieselsäuregehalt zu 48.05, den Kalkgehalt zu 1 1 .04 pct.,
das spec. Gewicht zu 2.768. 80 pct. Anorthit sind mit 20 pct.
Hornblende verbunden.
Dieses eigenthümliche Gestein findet sich auf Corsica unfern
der Stadt Sartene an dem äussersten Vorsprunge des Gebirgsrückens,
der das Thal des RizzaHese von jenem des Fiumicicoli trennt. Erd-
mann erwähnt, dass um Forsjö bei Calmar in Schweden ein ähn-
licher >Kugeldiorit« vorkomme.
Am Konschekowskoi-Kamen bei Bogoslowsk im Ural tritt ein
grobkörniges (von G. Rose zuerst als Diorit bezeichnetes) Gestein
auf, welches aus vorwiegend grünlichschwarzer Hornblende und
wenig durchscheinendem, nicht deutlich spaltbarem Anorthit be-
steht; den Anorthit untersuchten R. Ü. Scott und Potyka und
letztererfand: Kieselsäure 45.31 ; Thonerde 34.53; Eisenoxyd 0.71 ;
Kalk 16.85;' Magnesia 0.11; Natron 2.59; Kali 0.91 (101.01);
spec. Gew. 2.72. Scott erhielt übereinstimmend: Kieselsäure 46.79 ;
Thonerde 33.16; Eisenoxyd 3.04; Kalk 15.97; Natron 1.28; Kali
0.55 (100.79); spec. Gewicht 2.732. Die Hornblende analysirte
Rammeisberg.
Unter den > Grünsteinen« von Boguschowitz bei Teschen am
nördlichen Abhang der Karpathen beobachtete v. Hochstetter sehr
Anorthit-Augitgestein, Eukrit. 136
schöne mittelkörnige, syenitähnliche Gesteine von frischem Aus-
sehen, zusammengesetzt aus langen, dünnsäulenförmigen glänzend
schwarzen lIornblendekrystÄllen, die mit matten schwarzen deut-
lichen Augitkrystallen von kurzsäulenförmiger Gestalt vergesell-
schaftet sind, sowie aus schneeweissem, graulich- und röthlich-
weissem Feldspath mit erkennbarer Zwillingsstreifung, welcher vor
dem Löthrohr leichter als Albit zu einem klaren Glase schmilzt
und von concentrirter Salzsäure vollständig ohne Bildung einer
Kieselgallerte zersetzt wird, weshalb v. Hochstetter ihn für Anor-
thit hält (nicht Andesin, wie Nauniann anführt) und das Gestein
als Anorthitdiorit bezeichnet. Das spec. Gewicht einer Gesteins-
varietät ergab sich zu 2.788 (deren Bestand auf 50 Anorthit, 40
Hornblende, 10 Augit geschätzt wurde), das einer andern feldspath-
ärmern zu 2.967.
Sterry Hunt beschreibt als Diorit vom Yamaska-Mountain in
Canada ein Gestein, zusammengesetzt aus schwarzer Hornblende,
einem weissen Feldspath, welcher oft halbzollbreite, gestreifte Spal-
tungsflächen aufweist, kleinen Körnern von Titanit und Magneteisen.
Die Analyse des Feldspaths ergab:« Kieselsäure 46.90; Thonerde
31.10; Eisenoxyd 1.35; Kalk 16.07; Magnesia 0.65; Kali 0.58;
Natron 1.77; Glühverlust 1.00 (99.42); spec. Gew. 2.75—2.76.
Es ist dieser Feldspath ohne jeden Zweifel Anorthit.
Aeltere Eiikrite.
Davon ist bis jetzt nur ein Vorkommniss mit Sicherheit be-
kannt; Haughton beschrieb als Syenit ein grobkörniges bis fein-
kömiges Gestein, welches im Carlingford-District, Irland, Gänge im
Kohlenkalk bildend, weissen Anorthit und graugrünen Augit (nach
der Untersuchung von G. Rose, früher von Haughton mit Horn-
blende verwechselt) enthält ; der Anorthit hat eine sehr ähnliche
Zusammensetzung, wie der des Vesuv : Kieselsäure 45.87 ; Thon-
erde 34.73; Kalk 17.10; Magnesia 1.55 (99.25). Die Analyse des
Gesteins ergab: Kieselsäure 47.52; Thonerde 28.56; Eisenoxydul
7.23; Kalk 15.44; Magnesia 1.48 (100.23); spec. Gewicht 2.757.
Haughton berechnete 85.84 Anorthit und 14.16 Augit; Roth macht
(Gesteinsanalysen LVIl) darauf aufmerksam, dass diese Berechnung
unrichtig sei, und dass nach den Analysen von Anorthit und Augit
ein Gemenge von 62 Anorthit und 38 Augit liefert: Kieselsäure
136 Schillerfels.
48.31; Thonerde 25.31 ; Eisenoxydul 7.22; Kalk 17.26; Magnesia
1.90, was bis auf die Thonerde sehr gut mit der Analyse stimmt.
KeyDaud, Gest. von Corsica, Mem. de la soc. geol. 1833. 7.
Delesse, ebendar., AnnalCvS de cbim. et de phys. (3) 1848. XXIV.
435; Comptes rendus XXVII. 1848. 411.
Vogelsaii»^, ebendar., Verhandl. d. niederrh. Ges f Nat.- u. Heilk.
z. Bonn, 6. Aug. 1862.
G. Rose, Gest. v. Konschekowskoi-Kamen, Reise in d. Ural I. 382.
Scott. Anorthit daraus, Philosoph. Magaz. (4) XV. 518.
Potyka, desgl., Poggend. Anual. CVIII. 1859. HO.
V. Hochstetter, Gest. v. Boguschowitz, Jahrb. d. geol. R.anst. IV.
1853. 312.
Sterry Hunt, G. vom Yaniaska- Mountain, Report of the geolog.
survey of Canada for 1858, Montreal 1859; auch Catalogue of
cauadian rocks zur Londoner Ausstellung 1862.
Haughton. G. von Carlingford, Qu. joum. of the geol. soc. Xll.
1856. 197.
Nach den Untersuchungen Strengs gehört auch der grösste
Theil des sog. Schillerfels aus dem Radauthal im Harz zu den
Anorthitgesteinen; dieses Gesteiu ist nach ihm im allgemeinen
z usammengesetzt aus Anorthit, einem augi tischen Mineral (Protobastit)
od er einem Umwandlungsproduct desselben (Schillerspat h, Serpen-
tin, Diaklas) und bei den umgewandelten Gesteinsvarietäten noch
aus Chrom- oder Magneteisenstein. Die Gemengtheile erscheinen
selten gleichzeitig, häufiger tritt einer zurück oder es verschwin-
den selbst mehrere, so dass das Gestein sich einem einfachen nähert.
Auf diese Weise gehen Gesteine hervor, welche fast ausschliesslich
aus Anorthit in dichter, saussuritartiger Modification bestehen, auf
der andern SeHe solche, welche fast nur ein Aggregat von Proto-
bastitkrystallen darstellen. Der Protobastit ist durchscheinend,
hellbräunlich bis grünlichgelb, mit stark perlmutt er artigem Glas-
glanz auf der Hauptspaltungsfläche ohne den metallischen Schim-
mer, der dem Schillerspath eigen ist; H. - 5 — 6 (vgl. auch Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XIII. 72). Der krystallisirte Schillerspath (Bastit)
findet sich unter denselben Verhältnissen, wie der Protobastit ; die
deutlichste Spaltungsfiäche ist von starkem metallischem Perlmut-
terglanz, mit einem eigenthümlichen Schimmer; er ist undurchsich-
tig, in dünnen Blättchen durchscheinend, grün in verschiedenen
Abstufungen, messinggelb und tombakbraun ; II. — 3.5 — 4. Der
Schillerspath kommt sehr häufig mit dem Protobastit derart ver-
Schillerfels. 137
wachsen vor, dass der erste den letzten auf allen Seiten umgibt
nnd in ihn eindringt, ohne scharfe Grenzen zu zeigen, während
die Hauptspoltungsfläche beider Mineralien zusaramenfällt. Charak-
teristisch für den Schillerspath ist es, dass er überall von Grund-
masse durchsetzt wird, so dass sein deutlichster Blätterdurchgang
mit dunklen matten Fleckchen gesprenkelt erscheint. Der Schiller-
spath enthält nach Rammeisberg : Kieselsäure 41.48 ; Thonerde 6.49 ;
Eisenoxydul IB.ßl ; Magnesia 27.24; AVasser 10.13. Als Proto-
bastitfels bezeichnet Streng diejenige mittelkörnige Gesteins-
varietät des Schillerfels, welche aus deutlich krystallinischem An-
orthit und Protobastit oder Diaklas zusammengesetzt ist. Diese
Abänderung sei als der Schillerfela in seiner normalsten Gestalt
zu betrachten. Kin Gemenge von dichtem Anorthit, dichtem Schil-
lerspath oder Serpentin mit chromhaltigem Magneteisenerz nennt
er Serpentinfels. Zweifelhaft erscheint es, ob der Name Ser-
pentinfels für diese Gesteine eine glückliche Wahl zu nennen ist,
da derselbe Verwechslungen mit dem eigentlichen reinen Serpentin
im Gefolge haben dürfte, welcher auch häufig so bezeichnet wird;
die Benennung »Serpen tin-Anorthitgestein« ist zwar
länger aber charakterisirender. Oft setzen Schillerstein (dichter
Schillerspath) und Serpentin, nur gemengt mit chromhaltigem Ma-
gneteisenerz den Schillerfcls zusammen.
I. Deutlich krystallinischer weisser, durchsichtiger bis durch-
scheinender, im Bruch glasglänzender Anorthit aus dem Proto-
bastitfels vom untern Radauberg im Harz ; spec. Gew. 2.76 ; von
Salzsäure vollständig ohne Gallertbildung zersetzbar.
II. Dicht erscheinende, mikrokrystallinische Anorthitsubstanz,
an den Kanten durchscheinend, giaulich oder grünlichweiss.
III. Protobastit, mit Anorthit den Protobastitfels bildend;
spec. Gew. 3.20.
IV. Mittelkörniger Protobastitfels, bestehend aus vorherr-
schendem weissem oder farblosem Anorthit (I) und hellgrünlich-
gelbem Protobastit (III) mit seltenen dichten Schillerstein- oder
Serpentinkörnern, deren Kern häufig noch Protobastit ist, vom
untern Radauberge im Harz ; spec. Gew. 2.92; berechnet zu 72.48
Anorthit und 29.66 Protobastit; enthält noch Thosphorsäure 0.005.
V. Serpentinfels, bestehend aus graulichweissem, dichtem An-
orthit (II), dichtem Schillerstein oder Serpentin, kleinen Körnern
138
Schillerfels.
von chromhaltigem Magneteisen, späthigem Protobastit und kleinen
braunen Glimmerblättchen ; von der Radau.
I.
II.
III.
IV.
V.
Kieselsäure . . . .
45.37
42.01
54.15
49.23
42.02
Thonerde ....
34.81
28.63
3.04
25.15
13.89
Eisenoxyd
0.59
2.23
—
1.30 1
\ 4.68
3.19
Chromoxyd . . . .
Eisenoxydul . . . .
I
= 1
12.17
0.03 1
3.29
Manganoxydul . . .
—
—
0.34
—
Kalk
. 16.52
19.11
2.37
12.57
8.01
Magnesia ....
0.83
Spur
28.37
8.92
20.97
Kali
0.40
1.12
- 1
0.99
0.44
Natron ....
1.45
0.76
- 1
0.36
Wasser ....
. 0.87
5.03
0.49
0.64
6.64
100.84
98.89
100.59
102.46
100.20
Die Umwandlung des kry stall inischen Anorthit in die dichte
Varietät beruht im wesentlichen in einer Ausscheidung von etwas
Thonerde und Natron und in einer Aufnahme von Wasser. Der
frische Protobastit findet sich stets mit ganz frischem Anorthit
gemengt und selbst seine Umwandlungsproducte brausen nie mit
Säuren ; Streng kommt daher, seiner frühern Annahme (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. 1801. 75), welche auch die G. Rose's war (Poggend.
Ann. LXXXII. 526) entgegen zu dem Schlüsse, dass der Proto-
bastit nicht als ein Umwandlungsproduct des Augit, sondern als
ein ursprünglicher und sehr kalkarmer, dem Enstatit verwandter
Augit aufzufassen sei. Aus dem Protobastit geht der Diaklas durch
eine theilweise Oxydation des Eisenoxydul und durch Aufnahme
von Wasser hervor. Die Umwandlung von Protobastit in Schiller-
spath, Schillerstein und Serpentin ist zwar ebenfalls mit einer theil-
weisen Oxydation des Eisenoxydul zu Mcigneteisen verknüpft, gleich-
zeitig aber ßnde auch ein Austausch von zwei Aequivalenten
Kieselsäure gegen drei Aequivalente Wasser statt; die Kieselsäure
zeigt sich bisweilen als Quarz im Serpentin. Der dichte Schillerstein
und der Serpentin sind nicht raineralogisch, sondern nur chemisch
von einander zu unterscheiden. Delesse will diese Umwandlung des
Protobastit in Diaklas, in Schillerspath, Schillerstein, endlich in
Serpentin nicht einleuchten. »Comment expliquer en effet, fragt
er, le caprice de cette metamorphose, qui aurait change sur un
Sog. Forellenstein. 189
meme echaniillon une partie de protobastite en diaklase, lequel se
serait ensuite change en schillerspath, tandis que l'autre partie
serait au contraire restee completement intacte et a Tetat origi-
naireV« (Annal. des mines (6) VI. 1864).
Streng hat seine Untersuchungen auch auf den sog. Forellen-
stein von Neurode in Schlesien ausgedehnt, über welchen früher
G. vom Rath (Poggend. Ann. XCV. 551) Mittheiiungen gemacht
hatte. Dem Gestein von Harzburg sehr ähnlich stellt es im wesent-
lichen ein mittel- bis grobkörniges Gemenge eines theils gestreiften
späthigen, theils dichten Feldspaths mit dunkelgrünen feinkörnigen
Serpentinaggregaten dar, mit eingewachsenen kleinen schwarzen
metallglänzenden Körnchen von Magneteisen und nur sehr seltenen
kleinen Blättchen von Schillerspath; die Zusammensetzung der ge-
streiften Feldspathe ist I nach vom Rath (spec. Gew. 2.709); II
nach Streng (spec. Gew. 2.76) :
I.
II.
Kieselsäure .
. . 47.05
45.05
Thonerde . .
. . 30.44
30.00
Eisenoxyd
. . 1.56
1.97
Kalk . . .
. . 16.53
16.71
Magnesia . .
. . 0.09
1.29
Kali . . .
. . 0.78
0.48
Natron . .
. . 2.10
1.86
Wasser . .
. . 1.87
3.13
100.42
100.49
Das Sauerstoffverhältniss in I ist 0.88 : 2.4 : 4 oder 1 : 2.7 : 4.5,
das in II 1 : 2.5 : 4 oder 1.10 : 3 : 4.8; vom Rath beschreibt diesen
Feldspath als Labrador, bemerkt indessen, dass er von der gewöhn-
lichen Zusammensetzung abweiche und vermuthlich schon verändert
sei; Streng hält ihn für einen vielleicht etwas zersetzten oder
nicht ganz reinen Anorthit, der wohl etwas Wasser aufgenommen
hat. Die Gesammtanalyse dieses Gesteins ergab: Kieselsäure 41.13 ;
Thonerde 13.56; Eisen- und Chromoxyd 2.10; Eisenoxydul 6.19;
Kalk 6.72; Magnesia 22.52 ; Kali 0.83; Natron 0.96; Wasser 8.30
(102.40); spec. Gew. 2.88. Auch diese Bauschanalyse stimmt mit
der des Gesteins von der Radau (vgl- oben V). Bei Neurode tritt
auch fast reiner Serpentin mit sehr wenig Feldspath auf. lieber
den Feldspath des Gabbro von Neurode in Schlesien, welchen
140 Schillerfels.
Websky aus krystallographischen Gründen für Anorthit hält, vgl.
Gabhro S. 119.
Im Granitgebiet von Schriesheim an der Bergstrasse findet
sich nach C. W. C. Fuchs ein kleines gangaitiges Vorkommniss von
Schillerfels, ein scheinbar einfaches Gestein von dunkelschwarz-
grüner Farbe, porphyrartig durch zahlreiche Individuen krystalli-
sirten Schillerspaths ; letztere, deren deutliche Spaltungsflächen auf-
fallenden metallischen Perlmuttergknz und den bekannten Schimmer
zeigen, sind kleiner als in dem Schillerfels der Baste, indem sie
nur 5 — 10 Mm. Grösse eiTeichen und sind ebenso wie dort von
dem Schillerstein durchsetzt, welcher auf den Spaltungsflächen zahl-
reiche matte, anscheinend dunklere Flecken hervorbringt. Die Ana-
lyse des Gesteins, welches viel feines Magneteisen enthält, ergab:
Kieselsäure 41.44; Thonerde 6.63; Eisenoxyd 13.87; Eisenoxydul
6.30; Kalk 7.20; Magnesia 18.42 ; Kali 0.93 ; Natron 0.24 ; Wasser
5.60 (spec. Gew. 2.82); Fuchs schliesst mit Hecht aus dem ge-
ringen Gehalt an Wasser und dem verhältnissmässig hohen an Thon-
erde und Kalk, dass noch ein Feldspaih vorhanden sein müsse, den
man allerdings nicht erkennen kann ; nach der Analogie mit dem
harzer (ie^tein würde dies wohl Anorthit sein, womit auch die ge-
ringe Alkal inienge im Zusammenhang stände ; die Analyse stimmt
auch sehr gut mit V, S. 1 38.
Streng, Schillerfels- Aiiortliitgestein v. Harz. N. Jahrb. f. Min. 1862.
513; vgl. auch noch über den Schillerfels : Heyer in Crells An-
naleu 1788. 11: Freiesleben, Mineralog. Bemerkungen über das
schillernde Fossil von der Baste 1794; Köhler in Poggend.
Annal. XI. 1827. 19J und XIII. lOJ.
• Streng, Serpen tin-Anorthitj^est. von Neurode, Neues Jahrb. f. Min.
1864. 257.
Websky, Zi'itschr. d. d. geol. Ges. XVI. 1864. 330.
Fuchs, Schillerfels v. Schriesheim, N. Jahrb. f. Min. 1864. 326.
Jflngere FeldspathgesteiDe.
Aus dem Band I. S. 450 aufgestellten Schema erhellt es, dass
unter den Jüngern Feldspathgesteinen alle jene Mineralcombinatio-
nen sich wiederholen, welche sich unter den altern dargeboten ha-
ben und dass hier noch Nephelin- und Leucitgesteine auftreten, deren
Parallelen unter jenen altern vermisst werden.
Bei den jungem Gesteinen ist demgemäss auch die Classifica-
Traohytfamilie und Basaltfamilie. 141
tion derselben auf Gmnd ihrer Feldspathe ohne Schwierigkeit durch-
zuführen. Es empfiehlt sich, überdies nach einem althergebrachten
Sprachgebrauch die nun zu betrachtenden Gesteine in zwei grös-
sere Familien zu sondern, in die
Tr achytfamil ie und die
Basalt familie,
von denen die erstere die sanidin- und oligoklasführenden, die letz-
tere die labrador- und anorthithaltigen Glieder umfasst, jene daher
die saurern, diese die basischem Mischungen begreift. Die vor-
wiegend durch Nephelin und Leucit charakterisirten Gesteine bil-
den gcwissernmassen eine Zwischengruppe zwischen den oligoklas-
und den labradorführenden, also zwischen der Trachyt- und Basalt-
familie, wobei sie wegen ihrer basischem Zusammensetzung sich
jedenfalls mehr der letztern nähern.
Bevor nun zur Beschreibung der einzelnen Glieder der beiden
grossen Familien geschritten wird, sind noch einige allgemeine und
einleitende Bemerkungen über die Constitution derselben, zumal der
erstem vorauszuschicken.
Der Name Trachyt, wegen der rauhen (igu/v^) Beschaf-
fenheit der Gesteine gewählt, wurde zuerst von Hauy im Jahre
1822 in der 2. Auflage seines Traite de mineralogie, Bd. IV. 579,
Gesteinen der Auvergne ertheilt, >caracterisees par un feldspath
blanchatre oii gris cendre, presentant un aspect raboteux, et dont
la cassure, ou meme la surface, paraissent comme striees<^; durch
die Vorlesungen llauy's im Jardin des Plantes wurde jedoch der
Name Trachyt auch bereits vor 1822 von L. v. Buch, Daubuisson
und Beudant verbreitet (vergl. A. v. Humboldts Kosmos IV. 617).
Früh schon war man auf die hervorragende Rolle aufmerksam ge-
worden, welche der Sanidin in denjenigen Gesteinen spielt, die
später zur Trachytfaniilie zusanimengefasst wurden. Nose berichtet
bereits 1789 in seinen orographischen Briefen, dass die nachher
Trachyte genannten Gesteine des Siebengebirges durch glasigen
Feldspath, für den er zuerst die Benennung Sanidin vorschlug, be-
sonders charakterisirt seien. L. v. Buch sagte 1813: > Feldspath
von diesen Kennzeichen liegt in andern Porphyren nicht; nach die-
sem glasigen Feldspath sollte die ganze Gebirgsart benannt sein,
hätte sie nicht schon den Namen Trappporphyr.' (Abhandl. d.
Berlin. Akad. d.W. ans d. Jahr. 1812—13, 133).
142 Trachytische Gesteine.
Im Verlaufe ergab es sich indessen, dass die Gesteine, auf
welche man den Namen Trachyt ausgedehnt hatte, — es waren
namentlich die sanidinführenden lichten tertiären und posttertiären
Eruptivgesteine — zum grossen Theil ausser dem Sanidin auch noch
einen andern und zwar klinoklastischen Feldspath in ihrer
Masse enthalten. Abich sah diesen Feldspath für Albit an, und
nannte ihn wegen des bedeutenden Gehalts an Kali, welchen er
neben dem Natron darin auffand, Kalialbit (Poggend. Annal. L. 341 ;
lieber die Natur und den Zusammenhang der vulkanischen Bildun-
gen 1841. 28). Es hat sich hinterher herausgestellt, dass dieser
klinoklastische Feldspath höchst wahrscheinlich in allen Fällen 0 1 i-
goklas ist.
Allmählich wurden auch noch andere Gesteine wegen ihres
im Allgemeinen trachytähnlichen Habitus den eigentlichen Trachyten
angereiht, von denen sie gleichwohl durch besondere Benennung
unterschieden wurden. In der am 26. März 1835 in der Berliner
Akademie gelesenen Abhandlung (vergl. Poggend. Annal. XXXVII.
1836. 188) bespricht L. v. Buch die Gesteine der Andes -Vulkane,
welche nach den damaligen Untersuchungen G. Rose's keinen Sa-
nidin, sondern Albit enthalten und daher auch nicht aus eigent-
lichem Trachyt bestehen; für diese aus vorwaltendem »Albit« und
wenig Hornblende gemengte Gebirgsart wird der Name And es it
vorgeschlagen.
Als Trachydolerit bezeichnete Abich solche trachytartigen
Gesteine, welche in ihrer mineralogischen und chemischen Zusam-
mensetzung in der Mitte zwischen den eigentlichen Trachyten und
den Doleriten stehen, indem sie »Oligoklas, Labrador, Hornblende,
Augit und etwas Magneteisenerz« führen (UeberNat. u. Zusammenh.
d. vulk. Bildung. 100).
Zu den Trachytgesteinen pflegte man so zu rechnen : Den
Trachytporphyr, ein im äussern Habitus ausserordentlich
schwankendes Gestein^ welches sich durch seinen Ueberschuss an
freier Kieselsäure auszeichnete und in einer verschieden beschaffe-
nen Grundmasse ausgeschiedene Krystalle von Quarz und Sanidin
auch Glimmer enthält; je nachdem Quarzkörner sichtbar ausge-
schieden waren oder nicht, unterschied man quarzführenden und
quarzfreien Trachytporphyr ; den eigentlichen Trachyt, cha-
rakterisirt durch Sanidin, ebenfalls von sehr wechselndem Aussehen,
Trachy tische Gesteine. 148
meist gleichfalb mit poi*phyrartigem Habitus; den Phonolith,
der durch seinen Sanidingehalt sich eng an den Trachyt anschliesst.
Gewissermaassen als Anhang folgten dann And es it und Trachy-
d o 1 e r i t. In Verbindung mit diesen krystallinischen Gliedern wurde
von jeher die Reihe der durch Zusammensetzung und räumliches
Auftreten innig verknüpften glasigen und halbglasigen,
schaumigen und emailartigen Gesteine gebracht, die Obsi-
diane, ßimsteine, Perlite, von denen man schon fi*üh erkannt hatte,
dass sie nur gewisse besondere Erstarrungsformen der trachytischen
Magmen darstellten. Vgl. über diese Anordnung Naumanns Lehr-
buch d. Geogn. 1858. I. 609 ff., wo dieselbe zu Grunde gelegt ist.
Im IV. Bande von A. v. Humboldts Kosmos (1858.469) findet
sich eine (vielleicht nur zum Theil) von G. Rose herrührende, auf
die mineralogische Natur der Feldspathgemengtheile begründete Ein-
theilung der Trachytgesteine mitgetheilt. Sie ist folgende:
1. Abtheilung. Die Grundmasse enthält nur Krystallo von
glasigem Feldspath, welche tafelartig und in der Regel gross sind.
Hornblende und Glimmer treten darin entweder gar nicht, oder
doch nur äusserst sparsam und als ganz unwesentliche Gemeng-
theile hinzu ; Augit zeigt sich sehr selten, ebenso wenig als Leucit.
2. Abtheilung. Die Grnndmasse enthält einzelne Krystalle
von glasigem Feldspath und eine Menge kleiner schneeweisser Oli-
goklaskrystalle ; die letztern sind oft regelmässig mit dem glasigen
Feldspath verwachsen und bilden eine Hülle um ihn. Hornblende
und Glimmer und in einigen Abänderungen Augit treten zuweilen
in geringer Menge hinzu.
3. Abtheilung. Die Grundmasse dieser dioritartigen Trachy te
enthält viele kleine Oligoklaskrystalle mit schwarzer Hornblende und
braunem Magnesiaglimmer.
4. Abtheilung. Die Grundmasse enthält Augit mit Oligoklas.
5. Abtheilung. Ein Gemenge von Labrador und Augit, ein
doleritartiger Trachyt.
6. Abtheilung. Eine oft graue Grundmasse, in der Krystalle
von Leucit und Augit mit sehr wenig Olivin liegen.
Es ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass hier die Grenzen
der Trachytfamilie viel weiter gezogen sind, als es bisher üblich
war und wodurch, wie v. Humboldt sagt, »die zu hohem geogno-
stischen Ansichten führende innige Verkettimg des vulkanischen
144 Trachytische Gesteine.
Gesteins unfruchtbar zeiTissen werde«. So dankenswerth auch der
Versuch ist, diese Gesteine auf Grund ihrer feldspathartigen 6e-
raengtheile zu classificiren, ein Versuch, dem wir hier zum ersten
Mal in strenger Durchführung begegnen, so treffend auch die An-
sicht, dass nicht in dem Sanidin allein das Wesen der Trachyte
beruhe, so dürfte doch die Ausdehnung, wie sie hier dem Trachyt
ertheilt ist, allzu sehr den bisher gebrauchten G^steinsbenennungen
zuwiderlaufen. Dass Gesteine, welche Sanidin allein oder in Ver-
bindung mit Oligoklas oder lediglich Oligoklas enthalten, den Tra-
chyten zugezählt werden, erscheint vollkommen naturgemäss, weni-
ger gerechtfertigt dagegen das Hereinziehen der Labrador-Augit-
gesteine, oder gar der Leucitgesteine in den Kreis der Trachyte ;
der alte Name Basalt würde dadurch vollständig überflüssig, der
sich auch als Collectivnarae für die basischen Labrador- und Anor-
thitgesteine vortrefflich empfiehlt. Durch die Eintheilung der vul-
kanischen Gesteine in Trachyte mit saurern, in Basalte mit basi-
schem Feldspathen wird gewiss weniger die Verkettung derselben
zerrissen, als umgekehrt durch die Erweiterung des Trachytbegriffs
eine Verwirrung in der Gesteinsbenennung zu befürchten wäre.
Eine ähnliche Ansicht über den Umfang des Trachyt, wie sie sich
in jenem Schema ausgesprochen findet, ist die, welche Ch. St. Ciaire
Deville in einer Abhandlung »sui* le trachytisme des roches« (Comptes
rendus XLVIII. 1859. 3. Jan.) vorgetragen hat. Indem er darauf
aufmerksam macht, dass Hauy bei seiner Trachytdetinition keines-
wegs eine bestimmte Feldspathspecies im Auge gehabt, und dass
man im Laufe der Zeit auch Oligoklas, Labrador, Anoi-thit in eben
solcher glasiger Ausbildung, wie sie gewöhnlich der Sanidin zeigt,
in rauh anzufühlenden Gesteinen getroffen habe, findet er es — aller-
dings in ganz consequenter aber dem heutigen Sprachgebrauch
nicht mehr entsprechender Weise — unangemessen, den Namen
Trachyt auf die Sanidin- oder Sanidin - Oligoklasgesteine zu be-
schränken und will ihn auf alle Gesteine mit glasig und rissig aus-
gebildeten Feldspathen ausgedehnt wissen ; dadurch bezeichnet der-
selbe also gewissermassen einen eigenthümlichen Zustand der Ge-
steine, welchen Deville als Trachytismus bezeichnet, und über
dessen Entstehung er mancherlei Muthmassungen äussert. Unsern
Jüngern Feldspathgesteinon ist weitaus zum grösstcn Theil dieser
»Trachytismus« eigen.
Rhyolith v. Richthofens. • 145
F. Y. Richthofen hat sich in seinen verdienstvollen > Studien
aus den ungarisch-siebenbürgischen Trachytgebirgen« (Jahrb d. geol.
R.aust. 1861. 153) eingehend mit der Frage nach dem Umfang und
der Gliederung der Tracliytfamilie beschäftigt. In sehr zweckmäs-
siger Weise finden wir darin die sauersten Gesteine der Trachyte,
die sich der nornialtrachytischen Zusammensetzung Bunsens nähern,
abgesondert von den eigentlichen Trachyten. Jene erste. Gruppe
von Gesteinen, welche sich durch das häufige Vorkommen von
Quarz als wesentlichem Gemengtheil, durch das alleinige Vorkommen
oder Vorwalten von Sanidin unter den Feldspathen, durch die voll-
kommen felsitische Grundmasse, durch die häufige perlitische und
sphärolithische Ausbildung, durch den gänzlichen Mangel an Augit
und durch das seltene Auftreten von Hornblende auszeichnet, nennt
V. Richthofen Rhyolith, weil diese Gesteine, denen er auch die
entsprechend zusammengesetzten Glas- und Schaumgebilde, die sauren
Obsidiane, Bimsteine und Perlite zuzählt, sich in Ungarn als wirk-
lich geflossene Massen darstellen. Den Schwerpunkt der eigentlichen
Trachytgruppe sucht v. Richthofen ganz und gar in den Oligoklas-
gesteinen: während die Rhyolithgruppe als die Orthoklasreihe unter
den neuern Eruptivgesteinen erscheine, stelle sich die Trachytgruppe
als die Oligoklasreihe dar. Bei einer solchen Auffassung wird in-
dessen die ganze grosse Reihe der Sanidin- und neben vorwalten-
dem Sanidin Oligoklas-führenden quarzfreien Gesteine geradezu ob-
dachlos, welche dann nur als ein untergeordnetes Mittelglied zwi-
schen Rhyolith und Trachyt in der Luft schwebt. Wenngleich im
Laufe der Zeit die frühere Begrenzung des Trachyt als eines
Sanidingesteins dadurch erweitert wurde, dass man auch dem Oli-
goklas Antheil an der Trachytzusammensetzung einräumte, so hiesse
es doch die bestehenden Gesteinsbegriffe allzusehr verändern, wollte
man sich der von v. Richthofen geäusserten Anschauungsweise ^n-
schliessen. Auch der Name Rhyolith scheint im Allgemeinen keine
sehr zweckmässige Wahl zu sein : für die ungarischen Gesteine,
bei deren Studium er entstand, bringt er das eigenthümliche ge-
flossene Anseilen und die Art und Weise des Auftretens dieser
sauersten Tracbytgesteine vortrefflich zum Ausdruck; weniger pas-
send stellt er sich dagegen für die entsprechenden Gesteine anderer
Länder dar, welche dieser Eigenthümlichkeiten ermangeln; die
kuppenförmig oder gangförmig gelagerten, die durch und durch
Zirkel, Tctroifraphle. II. yQ
146 » Gliederung der Trachytfamilie.
«
krystallinischen solcher Gesteine tragen kein Merkmal an sich,
welches mit einer solchen Bezeichnung in Zusammenhang steht.
Gleichzeitig mit v. Richthofen hat auch Roth das Bedürfniss
gefühlt, die sauersten der Trachytgesteine, die Parallelen der Gra-
nite und Felsitporphyre, unter einer besondern Benennung zu be-
fassen, und dafür den Namen Liparit vorgeschlagen, welchem in
mancher Beziehung vor dem v. Richthofens der Vorzug zu ge-
bühren scheint. Roth rechnet übrigens nicht nur krystallinische
sondern auch alle stark sauern hyalinen Glieder zu seinen Lipariten.
Indem wir, wie erwähnt, die Jüngern Sanidiu- und Oligoklas-
gesteine als Glieder der Trachytfamilie zusammenfassen, grup-
piren sich die krystallinischen derselben folgendermaassen :
Getreu der durch langen Gebrauch eingebürgerten Bezeichnung
halten wir für die sanidinführ enden Gesteine die Benennung
»eigentliche Trachyte« aufrecht; die quarz führenden
Glieder derselben werden sich dann am einfachsten und passendsten
als Quarzt rachytc aufiuhren lassen; dieser Name dürfte jeden-
falls dem schleppenden »quarzführender Trachytporphyr« vorzu-
ziehen sein, womit man überdies früher Gesteine zu belegen ge-
zwungen war, welche keineswegs porphyrische Ausbildung darbieten.
Quarztrachyt einerseits und v. Richthofens Rhyolith oder Roths
Liparit andererseits sind nicht identisch, da der erstere lediglich
krystallinische Gesteine umfasst, die letztern auch hyaline Gebilde
begreifen und ausserdem, wenn auch wie es scheint, nur vorläufig
gleichfalls quarzführende Oligoklasglieder von Roth in den Kreis
der Liparite gezogen sind. Die Quarztrachyte sind in den beiden
ersten Abtheilungen von G. Rose enthalten, indem sie zur Zeit, als
dieses Schema aufgestellt wurde, nur ungenügend bekannt waren.
Die q u a r z f r e i e n S a n i d i n g e s t e i n e zertheilen sich, je nach-
dem in ihnen Sanidin allein oder mit Oligoklas in Combination
auftritt, ungezwungen in Sanidintrachyte und S a n i d i n-0 li-
goklastrachyte. An diese quarzfreien Trachyte reiht sich natur-
gemäss der P h o n o 1 i t h an, welcher neben dem Sanidin noch ein
durch Säuren zersetzbares Mineral (Nephelin, Nosean, Zeolith) enhält.
Der Sanidin-Oligoklastrachyt, der einerseits durch Aufnahme
von Quarz zu dem sauersten Glied der Trachytfamilie wird, kann
auf der andern Seite durch das allmähliche Verschwinden des Sani-
din in ein reines Oligoklasgestein übergehen. Für diese vielver-
Gliederung der Trachytfamilie. 147
breiteten Oligoklasgesteine, welche also nach den hier zu
Grunde gelegten Grnppirungen innerhalb der Trachytfamilie dem
eigentlichen Trachyt gegenüberstehen , hat Roth neuerdings den
alten Namen Andesit L. v. Buch's wiederum verwerthet, was
man gewiss nur als sehr zweckmässig bezeichnen kann, wenn auch
A. V. Humboldt den Andesit als eine veraltete Mythe erklärt und
es als ein Unrecht bedauert, sich desselben bedient zu haben (Kos-
mos IV. 634. 636), wenn auch der trikline Feldspath des Andesit
ursprünglich für Albit gehalten wurde. Der Oligoklas erscheint so-
wohl in Combination mit Hornblende als mit Augit und wir unter-
scheiden demgemäss mit Roth Hornblende-Andesit und Au-
git-Andesit. Wie bei dem eigentlichen Trachyt, so treten auch
bei dem Andesit quarzführende Gesteine auf, und es werden, wie dies
später ausführlicher erläutert wird, sowohl und zwar namentlich
innerhalb des Hornblende-Andesit als auch innerhalb des Augit-
Andesit quarzführende und quarz freie Glieder vonein-
ander getrennt. Zu den quarzfreien Augit - Andesiten, welche als
basischstes Glied der ganzen Trachytfamilie sich den Basalten nähern,
gehört der grösste Theil dessen, was Abich Trachydolerit (s. oben)
genannt hat.
An die krystallinischen Gesteine der Trachytfamilie, mit denen
sie durch vielfache Uebergänge verbunden sind, reihen sich die auf
das verschiedenartigste entwickelten glasigen, ha Ibg las igen
und schaumigen Formen, die Obsidianö", Trachytpech-
steine, Bimst eine, Perlite, die unausgebildeten Producte
abnormer Erstarrung; ihre Zusammensetzung wechselt natürlich in
überaus manchfacher Weise gerade wie die der krystallinischen
Gesteine, mit denen sie eine völlig parallele Reihe bilden; aus der
chemischen Analyse kann man mit ziemlicher Sicherheit schliessen,
welches von den verschiedenen Gesteinen das Resultat der normalen
krystallinischen Erstarrung ihrer Masse gewesen wäre.
Auf die Trachytfamilie lassen wir die Zwischengruppe
derjenigen stets quarzfreien und keine Hornblende, sondern Augit
haltenden Gesteine folgen, welche als feldspathähnliche Gemeng-
theile N e p h e 1 i n und L e u c i t einzeln oder zusammen führen
(Xephelinit und L eucitop hyr, dazu Hauy nophy r).
Die jungkrystallinischen Gesteine mit Feldspathen, welche
basischer sind als Oligoklas, die Labrador- und Anorthitge-
148 Quai*ztrachyt.
steine werden alsdann als Basaltfamilie zusammengefasst ,
deren basischste Glieder sich der normalpyroxenischen Zasammen-
setzung Bunsens nähern. Die Labradorgesteine führen nebenbei
Augit und Magneteisen und zerfallen je nach ihrer Texturausbil-
duug in deutlich-körnigen D o 1 e r i t, feinkörnigen A u am e s i t und
kryptokrystallinischen Basalt; die Anorthitgesteine besitzen Augit
und Hornblende.
Neben den eigentlichen Trachyt- und Basaltgesteinen sind die
damit in innigster Beziehung stehenden trachytischen und b a-
saltischen Laven zu erwähnen. Ein petrographischer Unter-
schied waltet — die grössere Porosität und gewöhnlich geringere
oder fehlende Wassermenge der letztern abgerechnet — weder in
mineralogischer noch chemischer Rücksicht zwischen beiden Aus-
bildungsweisen ob, lediglich ist der Ursprung aus erkennbaren
Kratern für die Laven das charakteristische. Sie erscheinen daher
meist in Strömen, während die Hauptlagerungsform der eigentlichen
Trachyte und Basalte die kuppenförmige und gangförmige, -für
letztere auch die deckenförmige ist.
Krystalllnlsclie Glieder der Trachytfamllie.
Qitjirztrachyt.
('i'rachytporphyr ; normal erstarrter Rhyolith oder felsitischer
Rhyolith, v. Richthofen. Liparit, Roth).
Die Quarztrachyte sind die sauersten kry^tallinischen
Glieder der Trachytfaniilie, besitzen einen viel bedeutendem Gehalt
an Kieselsäure als der eigentliche Trachyt und treten dadurch in
chemischer Beziehung zu diesem Trachyt in ein ähnliches Verhält-
niss, wie es die Felsitporphyre dem quarzfreien Orthoklasporphyr,
oder auch die Granite und Syenitgranite dem Syenit gegenüber
einnehmen.
Sie sind auch in vielen äussern Beziehungen den Felsitpor-
phyren sehr ähnlich: sie besitzen eine Gru nd masse, worin meist
ausgeschiedene Krystalle liegen; die Grundmasse ist felsitisch, hat
ein feinkörnig - krystallinisches , kryptokrystallinisches , scheinbar
dichtes Gefüge, welches in letzterm Falle hornstein- oder selbst
quarzähnlich aussieht, oft auch einen thonsteinähnlichen Habitus
Grundmasse der Quarztrachyte. 149
besitzt. Zelliges, poröses, zerfressenes, rauhes Ansehen ist dieser
Gnindraasse oft eigen, welche bei der bomsteinähn liehen Ausbildung
einen splitterigen, flachmuscheligen, bei der mehr oder minder fein-
körnigen einen unebenen, bei der thonsteinähnlichen einen erdigen
Bruch aufweist und deren Härte durch ihren grossen Kieselsäure-
gehalt häufig die des Feldspaths übersteigt. Helle Farben sind bei
weitem vorherrschend : weiss, gelblich-, grünlichweiss, perlgrau, auch
lichtröthlich.
Davon, dass die Grundmasse in allen Fällen eine stark sauere
ist, kann man sich allerdings nicht immer leicht überzeugen, aber
selbst in denjenigen Varietäten, in welchen kein Quarz daraus aus-
geschieden ist, ist meistens der Habitus derselben ein solcher, dass
man an ihrem felsitischen Charakter nicht irre wird. Unter dem
Mikroskop vermag man in Dünnschliffen meistens den Quarz deut-
lich zu erkennen, welcher sich in Gestalt kleiner wasserklarer
Körnchen darstellt, in denen zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse häufig
sichtbar sind. Schon aus dieser Beschreibung leuchtet die grosse
Aehnlichkeit zwischen diesen Quarztrachyten und den alten Felsit-
porphyren ein, in Folge deren denn auch früher manche der erstem
mit den letztern vereinigt wurden. Bei feldspatharmen Handstücken
hält es oft sehr schwer, , sich für das eine oder andere Gestein zu
entscheiden, deren Hauptunterschied in ihrem geologischen Alter und
der physikalischen Beschaffenheit der Feldspathe beruht. Wenn die
Grundmasse ein hornsteinähnliches Aussehen besitzt, so ist damit
ein pechartiger Wachsglanz verbunden, und derlei Gesteine gehen
unvermerkt in Trachytpechsteine, auch Perlite über.
Die Quarztrachyte sind in manchen Fällen so ausgebildet,
dass sie lediglich aus einer felsitischen Grundmasse bestehen, in
welcher keine Krystalle ausgeschieden sind, vollkommen analog dem
Petrosilex oder Felsitfels in der Felsitporphyrgruppe. Hier wie in
dem folgenden Falle muss die chemische Analyse, das Studium der
mikroskopischen Beschaffenheit und des geologischen Vorkommens
die Zugehörigkeit zu dem Quarztrachyt daithun ; erstere muss einen
hohen Säuregehalt, das zweite die mikroskopische Ausscheidung
von Quarz, das dritte die räumliche Verknüpfung mit ächten trachy-
tischen Gliedern nachweisen. Hat die Grundmasse ein porzellan-
artiges Aussehen, mit einem unvollkommenen Fett- und Wachsglanz,
so entsprechen solche Gesteine den »steinigen Feldspathlaven«
150 Gemengtheilc der Quarztrachyte.
Fr. Hoffmanns und dem Lithoidit v. Richthofens, welchen dieser
zu den hyalinen Trachytgesteineu rechnet ; solche Gesteine, £Ür
welche der Name
lith oidisc her Quarztrachyt
passend sein dürfte, stellen aber ganz gewiss keine homogene Masse
dar, sondern sind kryptokrystallinisch, enthalten übrigens nur sehr
selten Einsprenglinge.
Was die aus der Grundmasse ausgeschiedenen Krystalle be-
trifft, so ist vor allem der Quarz zu erwähnen ; er bildet rauchgraue
und wasserhelle rundliche Körner und Krystalle, welche scharfbegrenzt
in der Grundmasse liegen, eine Erscheinung, welche auch bei den
Felsitporphyren, nicht bei den Graniten sich darbietet (Bd. I. 538).
Die Krystalle zeigen das Dihexaeder, sehr häufig in Combination
mit den Säulenflächen, welche letztere in bemerkenswerther Weise
bei den Quarzen der Felsitporphyre fast immer fehlen. Durch den
Glanz, den muscheligen Bruch und die Härte ist der Quarz leicht
von den krystallinischen Feldspathkörnern zu unterscheiden.
Der Sanidin erscheint in rissigen Kr}'stallen von mitunter
wasserheller Beschaffenheit, oft als einfache Individuen, oft aU
Zwillinge nach dem Carlsbader Gesetz ausgebildet ; die Krystalle sind
meistens klein und stellen im Querdurchschnitt Nadeln von starkem
Glanz dar. P^s scheint sich die Bemerkung v. Richthofens zu be-
stätigen, dass die quarzreichsten Varietäten arm an Sanidin sind,
dass wenn jener abnimmt, dieser zunimmt und den Höhepunkt
der Beimengung erreicht, wenn der Quarzgehalt bereits Null ge-
worden ist.
Der trikline Feldspath (Ol i goklas) spielt meistens eine
weit weniger wesentliche Rolle, indem er immer nur neben dem
Sanidin, nie selbständig und ausschliesslich auftritt; nicht immer
ist er diroct an seiner Zwillingsstreifnng zu erkennen (z. B, bei
Komlosta, südöstlich von Telkibanya nach v. Richthofen, vielorts
in Siebenbürgen nach Stäche, bei Fagranes in Nordisland), meistens
deutet man die stark zersetzten nadelformigen Krystalle, welche
dicht neben ganz frisclien Sanidinen liegen, als Oligoklas. Ist auch
kein Oligoklas deutlich ausgeschieden, so weist doch der oft be-
trächtliche Natrongehalt mancher Quarztrachyte auf die Gegen-
wart <lesselben in der (irundtnasse hin. Diejenigen trachytischen
Gesteine, welche neben Quarz nur Oligoklas, keinen Sanidin aus-
Gemengtheile der Quarztrachyte. 151
geschieden enthalten, wozu z. B. diejenigen Transkaukasiens und
einige Siebenbürgens gehören, fallen als Quarzandesite späterer Be-
schreibung anheim.
Schwarzer Glimmer in scharf begrenzten Blättchen ist
in den Quarztrachyten mancher Gegenden, z. B. des westlichen Ober-
Ungarns, Neuseelands, ein sehr häufiger Gemengtheil, während er
in andern z. B. den isländischen ganz zu fehlen scheint; meistens
tritt er in den sanidinreichern Varietäten auf und verschwindet in
den sehr quarzhaltigen. Für das Vorkommen des weissen Glimmers,
eines Minerals, welches mit den altkrystallinischen Gesteinen ge-
wissermaassen ausgestorben ist, führt v. Richthofen zwei Fundorte
in der Gegend von Abrud-banya in Siebenbürgen auf.
Hornblende in schwarzen Säulchen ist z\yar meistens sehr
selten, so dass Beudant für seine >Trachytporphyre« den gänz-
lichen Mangel an Hornblende als bezeichnend angab, kommt aber
dennoch hier und da vor, z. B. in ungarischen und siebenbürgischen
Quarztrachyten sogar manchmal häufig ; auch darin spricht sich eine
Analogie mit dem Felsitporphyr aus. Von Augit hat sich fast nie
eine Spur gefunden, v. Richthofen erwähnt sehr spärliche blutrothe
Granatkry stalle als accessorische Gemengtheile im Gestein des
Berges Hradek bei Nagy-Mihaly. Ein ausgezeichneter, zahlreiche
braunrothe bis pfefferkorndicke Granatkörner führender Quarz-
trachyt erscheint am Mount-Misery in den Malvern-Hills auf der
Südinsel von Neuseeland (v. Hochstetter, Geologie von Neuseeland
1864. 203).
Sind in der Grundmasse Kry stalle ausgeschieden, so findet
sich darunter in weitaus den meisten Fällen Quarz ; es gibt aber
auch Quarztrachytgesteine, welche in der Grundmasse keinen Quarz
eingesprengt enthalten, sondern in denen die ausgeschiedenen Kry-
stalle aus Saiiidin allein, oder aus Sanidin, Oligoklas und Glimmer
bestehen. In .solchen Gesteinen findet sich also der ganze Ueber-
schuss der Kieselsäure als Quarz feinvertheilt in der Grundmasse
und sie stellen eine beachtenswerthe Analogie mit jenen seltenen
altern Felsitporphyren dar, wozu z. B. das schöne Gestein von
Elfdalcn in Schweden (Bd. I. 537. 552) gehört. Auf diesen Unter-
schied hin begründete Beudant die Eintheilung seiner Trachytpor-
phyre in quarzführende und quarzfreie. Derlei scheinbar quarzfreie
Gesteine sind häufig von dunklerer Farbe, und finden sich z. B.
152 Gemengtheile und Gliederung der Quarztrachyte.
ausgezeichnet bei Schemnitz und im slebenbürgischen Erzgebirge,
auch in Island.
Ausser den Feldspathkry stallen liegen bisweilen Sphärolithe
in der Grundmasse, jene kleinen, »matten Kugeln von mehr oder
weniger deutlicher radialfaseriger Textur, welche bei dem Perlit
und dem Sphärolithfels eingehendere Erwähnung finden werden.
Mitunter sind sie nicht scharfbegrenzt in der Grundmasse einge-
bettet, sondern verschwimmen mit ihr an ihren Rändern ; in ihrem
Centrum enthalten sie meistens ein Sanidinkörnchen. Solche Varie-
täten, bei denen die grauliche, gelbliche oder röthliche Grundmasse
emailartig glänzend wird, nannte Beudant perlitähnlichen Trachyt-
porphyr ; es ist klar, wie sehr schwankend hier die Grenze zu dorn
Ferlit hin ist und wie der, weun auch ungemein fein krystoUinische
Zustand der Grundmasse für den Quarztrachyt das wesentliche
bleibt. Nehmen die Sphärolithe stark überhand, so dass die Grund-
masse vor ihnen zurücktritt, so geht das Gestein in Sphärolithfels
über. Diese rasche Wandelbarkeit des Gesteinshabitus ist für die
sauren Glieder der Trachytgruppe in hohem Grade bezeichnend.
Gewöhnlich liegen neben den Sphärolithen noch kleine glänzende
Täfelchen und Nadeln von Sanidin in der Grundmasse. Solche Ge-
steine, welche man
sphärolithführende Quarztrachyte
nennen kann, finden sich z. B. ausgezeichnet nach v. Richthofeo
am Königsberg und am Steinmeer bei Schemnitz, während sie in
Island und andern Quarztrachytregionen gar nicht bekannt sind.
Hauptsächlich stellen sich die Sphärolithe in solchen Varietäten
ein, welche keinen Quarz ausgeschieden enthalten. Mit ihrem grossen
Gehalt an Kieselsäure, welcher den des Sanidin bei weitem über-
steigt, vertreten sie ge wisser jnaassen in solchen Gesteinen die Stelle
des Quarz.
Nach der Texturausbildung, der Beschaffenheit der Grund-
masse und der Einsprengunge kann man bei den Quarztrachyten
unterscheiden :
I. Krystallinisch-körniger Quarztrachyt.
II. Felsitischer Quarztrachyt, eine felsitische oft thonstein-
ähnlichö Grundmasse ohne ausgeschiedene Krystalle.
III. Lithoidischer Quarztrachyt, eine lithoidische Grundmasse
ohne ausgeschiedene Krystalle.
Krystallinisch-körniger Quarztracbyt. 153
IV. Porphyrartiger Quarztrachyt, eine felsitische, lithoidische
oder deutlich krystallinische Grundmasse mit eingesprengten Kry-
stallen ohne Sphärolithe.
1) mit Krystallen von Quarz ;
2) mit Krystallen von Quarz und
a) Sanidin allein,
b) Sanidin und Oligoklas;
3) ohne Krystalle von Quarz, mit vieleh Sanidinen, auch mit
Oligoklas, Glimmer, Hornblende.
V. Sphärolithischer Quarztrachyt, felsitische Grundmasse mit
Sphärolithen, meist begleitet von Sanidin, aber meist ohne ausge-
schiedenen Quarz.
Die in diesem Schema in den Anfang gestellte Ausbildungs-
weise des Quarztrachyt, diejenige bei welcher die Quarztrachyt-
mischung beim Erstarren einen vollständig granitischen Habitus
erlangt hat, wurde bis jetzt nur ungemein selten gefunden. Ein
— vielleicht das einzige bekannte — Beispiel solcher Textur liefern
Gesteine von Neuseeland, welche F. v. Hochstetter von dort mit-
brachte. Auf der Insel Mokoia im Kotorua-See (im Centrum der
Nordinsel) besteht die ganze, durchaus granitartige Masse eines
Quarztrachyt aus einzelnen, scharf von einander getrennten und
deutlich erkennbaren Krystallindividuen, so dass keine, weder fel-
sitische noch lithoidische Grundmasse vorhanden ist. Der vorwal-
tende Gemengtheil ist weisslich grauer Feldspath, dessen Krystalle
nicht jene glasige rissige BeschaflPenheit zeigen, welche sonst den
Sanidin charakterisirt ; seine Tafeln sind wenig glänzend und denen
gewöhnlicher Orthoklase in manchen Beziehungen überaus ähnlich;
der Quarz erscheint in Körnern, der schwarze Glimmer spärlich
aber gleichmässig durch die ganze Masse vertheilt, Oligoklas und
weisser Glimmer sind nicht darin zu erkennen. Das ganze Gestein
ist vollständig frisch und unzersetzt, hart und klingend ; dennoch
ist die Verbindung der Mineralelemente keine so feste und com-
pacte, wie beim Granit, das Gefüge ist ein mehr lockeres, hier und
da finden sich Zwischenräume zwischen den einzelnen Gemengtheilen.
Am nahegelegenen Tarawera-See erscheint ein feinkörniges, sand-
steinähnliches, im unverwitterten Zustande rein weisses Gestein,
welches sich als ein etwas lockeres Aggregat von feinen kleinen
Feldspathblättchen, durchmengt mit zahlreichen, ebenso kleinen
154 Krystallinisch-körniger Qiiarztrachyt.
durchsichtigen und wasserhellen Quarzkömchen zu erkennen gibt,
die sich durch ihre rundliche Form, ihren starken Glasglanz und
ihren muscheligen Bruch von dem Sanidin unterscheiden; auch
sechsseitige schwarze Glimmerblättchen treten scharf in dem Ge-
menge hervor (Zirkel in v. Hochstetters Geologie von Neuseeland
1864. 110). V. Höchste tter bemerkt dazu, dass an dem Perlitstrom
des ungarischen Vulkan von Telkibanya ein mit dem letztem zum
Verwechseln ähnliches Gestein vorkomme.
Eine ähnliche, deutlich krystallinische Zusammensetzung haben
die Auswurfsblöcke am Viti beim Vulkan Krafia in Island, welche
Forchhammer Baulit oder Krablit genannt hat ; sie bestehen ftOB
zarten, stark durchscheinenden bis wasserklaren Feldspathblättchen,
Krystallen und Körnern von Quarz und langen dünnen Nadeln von
schwarzer Hornblende (vgl. über dies Gestein unten).
Ein eigenthümliches, volle Beachtung verdienendes Gestein
ist dasjenige vom Monte Amiata in Toscana, dessen Untersuchung
wir G. vom Rath verdanken ; es ist ein vollkommen körniges (mittel-
bis kleinkörniges ) granitähnliches Gemenge von vorwaltendem farb-
losem oder weissem Sanidin in bis zoUgrossen einfachen oderZwil-
lingskrystallen. von Blättchen schwärzlichen Magnesiaglimmers, wenig
Oligoklas und sehr kleinen Krystallen von lauchgrünem Augit,
ausserdem lichtgrauen unkrystallinischen Körnern von muscheligem
Bruch; letztere zeigen keine Sjiur einer Krystallfläche, sind härter
als Feldspath, kaum minder hart als Quarz und diesem ausseror-
dentlich ähnlich ; mitunter bieten sie ein prachtvolles Spiel in den
schönsten und lebhaftesten grünen, blauen und rothen Farben dar ;
das spec. Gewicht von 2.300 und ihre chemische Zusammensetzung
(Kieselsäure 7r>.82 ; Thonerde 14.01; Kalk 1.76 j Wasser 0.40; Al-
kalien aus tl. Verl. 7.01) beweisen aber, dass sie weder Quarz noch
Opal sind, sondern ein den vulkanischen Gläsern ähnlicher Körper;
auch unter dem Polarisationsmikroskop gaben sie sich als voll-
kommen amorphe Substanz zu erkennen, welche noch kleine unbe-
stimmte mikroskopische Kryställnhen eingeschlossen enthält (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XVII. 1 HOf), 412). Eine solche Vereinigung von krystalii-
nischen Gemengtheilen und amorphen Glaakörnem ist anderswo noch
nicht beobachtet worden ; bedenkt man die täuschende Aehnlichkeit
dieser Körner in Aussehen und Härte mit Quarz, so möchte man ver-
muthen, dass man vielleicht hier und da jene für diesen gehalten hat.
Mühlsteinporphyr. 155
Noch zu bemerken sind opal- und chalcedonartige Einschlüsse,
welche sich bisweilen in ziemlicher Menge in den Quarztrachyten,
namentlich Ungarns einstellen, und auf welche schon ßeudant auf-
merksam machte. Nach v. Richthofen erscheinen diese Mineralien
als kleine abgerundete Körner von unregelmässiger Gestalt, milch-
weisser und bläulicher Farbe und Quarzhärte ; sie haben musche-
ligen Bruch, matten Glanz und haften stark an der feuchten Lippe ;
oft sind sie striemig angeordnet, und geben dadurch dem Gestein
ein geflammtes Ansehen. Zumal in den kieselsäurereichsten Gesteinen
und den Zwischengliedern zwischen Quarztrachyten und trachytischen
Glasgesteinen sollen sie häufig eingesprengt sein. Diese Einschlüsse,
von denen alle andern Eruptivgesteine, wie es scheint frei sind,
wenn man sie nicht etwa mit den Chalcedonmandeln der Felsit-
porphyre vergleichen will, dürften wohl ohne Zweifel secundärer
Entstehung und aus einer Hydratisirung der freien Kieselsäure her-
vorgegangen sein.
In sehr vielen Fällen ist die Grundmasse nicht solid ausge-
bildet, sondern enthält allerlei Hohlräume von der verschiedensten
Gestalt, Grösse und Anzahl. Naumann unterscheidet eine poröse,
eine rundblasige und eine cavernöse Varietät. Bei den meisten ist
die felsitische Grundmasse matt, thon steinartig, von aschgrauer,
röthlichgelber, grünlichgelber, ziegelrother Farbe und gewöhnlich
sind Krystalle von Quarz, Sanidin, Glimmer darin ausgeschieden.
Die Zellen oder Blasenräume sind bald rund, bald schmal und nach
einer parallelen Richtung in die Länge gezogen, bald gänzlich re-
gellos gestaltet und von beträchtlicher Weite; sie sind entweder
vollständig leer und alsdann ist die grosse Rauhigkeit ihrer Innen-
wände charakteristisch, oder letztere sind mit irgend einer kieseligen
Substanz überkleidet. Bei den rundlichen Zellen, welche oft sehr
dicht gedrängt in der Grundmasse liegen, ist dies gewöhnlich eine
weisse durchscheinende chalcedonartige Materie. Diejenigen Quarz-
trachyte, welche gi'osse und meist sehr uiiregelmässig begrenzte
Hohlräume umschliessen, hat man Mühlsteinporphyr (Por-
phyre meuliere, Beudant) genannt. Diese wcitzelligen, fast quarz-
harten Gesteine sind reich an accessorischen Nestern und Trümern
von Hornstein und Jaspis, an Mandeln von Amethyst und Quarz.
Der sog. Mühlsteinporphyi* steht in Ungarn mit dem bei den kla-
stischen Gesteinen aufzuführenden Alaunfels in inniger Beziehung.
156 Mühlsteinporphyr.
V. Richthofen erwähnt einen auch in genetischer Beziehung ausge-
zeichneten Mühlsteinporphyr von Bene, östlich von Bereghszasz in
Ungarn, bei dem zackige Hohlräume ausgefressen, die Quarzkrystalle
angenagt, die Feldspathkrystalle zersetzt sind. Am Grunde einer
jeden Zelle liegen die rauh geätzten Quarzkrystalle aus der Ge-
steinsmasse, welche den hohlen Räumen weichen musste, zusammen-
gehäuft, eingebettet in einer aschblauen erdigen Substanz. Nach
V. Richthofen ist die Art und Weise der Veränderung derart, dass
sie nur durch Flusssäure hervorgebracht sein kann. »Kein anderes
Zersetzungsmittel wirkt auf eine beinahe quarzharte Grundmasse,
bei der man wenigstens einen Gehalt von 70 pct. Kieselsäure an-
nehmen muss, in solcher Weise ein, dass es unregelmässige zackige
Zellen herausfrisst, kein anderes würde es vermögen, die des um-
gebenden Gesteins beraubten Quarzkrystalle so anzugreifen und auf-
zulösen.«
Vielorts in Ungarn, bei Schemnitz, Königsberg, Hlinik, Krem-
nitz, Tokay finden sich derlei Gesteine, welche zu Mühlsteinen ver-
wandt werden, auch auf den griechischen Inseln Kimolo (Argentiera)
und Polino werden ähnliche Gesteine gewonnen. Die im ganzen
Orient verbreiteten Mühlsteine von Milo sollen aber zelliger Quarzit
sein (vgl. dar. Virlet, Bull, de la soc. geol.VI, 283; Fiedler, Reise
durch Griechenland) ; Russegger, N. Jahrb. f. Min. 1 840. 207 hält,
sie für perlitartige Gesteine. Nach Sau vage stehen sie dort eben-
falls mit Trachyten und Aluniten in Beziehung, werden von Perlit-
und Opalschnüren durchzogen und von Spalten durchsetzt, die zum
Theil mit Alaun und Schwefel bekleidet sind, bestehen indess aus
fast reinem Quarz (Ann. des niines (4) X. 1846. 82).
Dadurch, dass die Hohlräume parallel in die Länge gestreckt
sind, wird oft eine ausgezeichnete Spaltbarkeit in Platten hervor-
gebracht.
Die Quarztrachyte sind nicht selten als schieferige Gesteine
ausgebildet, zumal in denjenigen Varietäten, welche entweder gar
keine Krystalle oder keinen Quarz ausgeschieden haben und es
scheint die Schieferung hier wie beim Phouolith, mit welchem diese
Gesteine viele Aehnlichkeit haben, durch parallel gelagerte sehr
dünne Sanidintäfelchen hervorgebracht zu werden. Ein ausgezeich-
netes Beispiel dieser Art bietet der Quarztrachyt des Baulabergs ,
in Island, welcher eine grauweisse felsitische Masse darstellt, die
Schieferiger Quarztrachyt. . 157
in einigen Abänderungen aus papierdünnen Lamellen besteht; na-
mentlich wenn die Verwitterung das Gestein etwas aufgelockert bat,
tritt diese ungemein dünne Schief er ung deutlich hervor. An der
Panta di Tramonto auf der Insel Palmarola ist ein homogenes,
lichtgraues Gestein mit wenigen, aber deutlichen Sanidinzwillingcn
schieferig ausgebildet; die Schieferlagen sind oft nur papierdick,
auf den Zwischenfiächen erscheint eine sehr dünne eisenschüssige
Kruste von Feldspathsubstanz, bisweilen auf das innigste besetzt
mit sehr kleinen glänzenden Quarzkry stallen. Ohne die Sanidin-
zwilÜnge wäre das Gestein gewissen lichten Thonschiefern beinahe
vollkommen ähnlich. Auch auf Ponza finden sich ähnliche Schiefer-
gesteine, welche wie jene Saalbänder von Gängen darstellen (Abich,
vulk. Erscheinungen 19). Felsarten, welche mit den schieferigen
Quarztrachyten von Palmarola und Ponza vollkommen übereinstim-
men, kommen auf dem Central-Plateau von Mexico vor, wo sie in
der Nähe der silbererzführenden Porphyre von Pachuca und Moran
am Fusse des Oyamel (Cerro de los Navajos) in Begleitung von
vielen Obsidi^nen Berge mit senkrechten Schichten zusammensetzen
(ebendas. 27; v. Humboldt, geogn. Vers. 182).
Eine andere Art von Schieferung, welche namentlich bei li-
thoidischen Quarztrachyten auftritt, wird durch die lagenweise Ab-
wechslung in der Beschaffenheit und Farbe der Grundmasse herbei-
geführt, eine ähnliche Erscheinung, wie diejenige, deren früher bei
dem Felsitporphyi- (Bd. I S. 545) gedacht wurde. Neuerdings hat
V. Richthofen solche Gesteine in sehr vollkommener Ausbildung und
grosser Verbreitung in Ungarn aufgefunden ; z. B. bei Göncz, Telki-
banya, Szanto, Mad u. s. w., wo verschiedenartige, rothe, schwarze,
bläuliche, lithoidische Lamellen in den Gesteinen mit einander ab-
wechseln. Auch die trachytischen Gläser, die Obsidiane und Pech-
steine zeigen hier die lamellare Textur in grosser Vollkommenheit,
und zwischen den lithoidischen und hyalinen Gesteinen besteht hier
der innigste Zusammenhang. Am vorzüglichsten aber vielleicht fin-
det sich die lamellare Ausbildung an den sauertrachytischen Laven,
welche v. Hochstet ter vom Taupo-See auf der Nordinsel von Neu-
seeland mitgebracht hat. Blättern eines Buches gleich liegen oft
iu mikroskopischer Feinheit die dünnen lithoidischen Gesteinslamellen
übereinander ; meistens sind es nur zwei verschiedene Farben, wel-
che lagenweise mit einander wechseln, eine grauschwarze, kiesel-
158 Laraellarer Qnarztrachyt.
schieferähidiche und eine violett-fleischfarbige, aber beide besitzen
alsdann zahlreiche hellere und dunklere Nuancen, die durcheinan-
dergemengt, den Gesteinen ein vielfarbiges, fast buntes Ansehen
verleihen, welches an das der Bandachate erinnert; dünnere Lagen
wechseln mit dickern, die feinsten sind dem blossen Auge kaum
sichtbar, die grösste Dicke übersteigt niemals eine Linie. Der Ver-
lauf der Lamellen ist entweder parallel, geradlinig oder leicht ge-
kräuselt und wellig gewunden, manchmal ist ein krystallinisches
Korn von rissigem Sanidin oder durchsichtigem Quarz eingestreut,
um welches die Lamellen sich herumschmiegen, so dass der Durch-
schnitt des Gesteins dann im Kleinen ganz dem des bekannten
Augengneiss ähnlich ist. Mitunter findet sich auch eine blasenar-
tige Auftreibung in dem Gestein, in deren Nähe sich auf dem
Querbruch oft die Lamellen auf eine merkwürdige Weise gestaucht
zeigen ; vor dem ßlasenraum werden die dickem Lagen meist plöta-
lich dünner und legen sich als feine Decken über denselben hinweg,
um auf dessen anderer Seite ebenso rasch wieder anzuschwellen.
Die mikroskopische Untersuchung der erwähnten neuseeländischen
Gesteine ergab, dass die dunkeln lithoidischen Lamellen wahrschein-
lich aus Fcldspathsubstanz, sehr wenig Quarz und Magneteisen-
flitterchen, die hellgefärbten Lamellen nur aus Feldspathsubstanz
mit eingestreuten zahlreichen Quarzkörnchen bestehen.
Die Quarztrachyte als die sauersten Glieder der Trachytgruppe
haben einen Kieselsäuregehalt, welcher den des Sanidin oft um ein
bedeutendes übersteigt.
Analysen v<ui Quarztrachyten :
I. Gestein von der kleinen Rosenfiu im Siebengebirge (Sanido-
phyr v. Dechen). G. Bischof, Lehrb. d. ehem. u. phys. Geol. L Aufl.
IL 2187.
IL Gestein von der Ilohcnburg bei Berkum, gegenüber dem
Siebengebirge. Bischof, ebendas. IL 2170.
III. Ganggestein von der Insel Ponza, ähnlich feinkörnigem
Granit, mit vielen Glimmerblättchen, auch undeutlich ausgebildeten
Feldspathen. Abich, vulk. Ersch. 1841. 21.
IV. Lichtgraues dichtes schieferiges Ganggestein von der Punta
di Tramonte auf der Insel Palmarola ; deutliche Sanidinzwillinge in
geringer Anzahl. Abich, ebendas. 20.
V. Gestein vom Berg Ilradek bei Nagy-Mihaly in der Mar-
Chemische Zusammensetzung von Quarz trachyten.
159
maros, Ungarn, mit eingesprengten Quarzkörnern. C. v. Hauer,
Jahrb. d. geol. R.anst. X. 1859. 466.
VI. Gestein von Telkibanya in Ungarn (»schwammiger Tra-
chytporphyr«). C. v. Hauer, ebendas.
I.
n.
m.
IV.
V.
VI.
Kieselsäure .
78.87
72.26
73.46
74.54
75.83
81.93
Thonerde
Eisenoxyd
11.62
1.12
13.77
2.72
13.05
1.49
13.57 1
1.74 1
15.78
11.15
Manganoxyd
—
Spur
Spur
0.10
—
—
Kalk . . .
0.54
0.22
0.45
0.34
2.22
0.75
Magnesia . .
0.46
0.20
0.39
0.24
0.99
—
Kali . . .
Natron . .
3.11
3.94
4.32
6.56
4.39
6.28
3.68
4.86
1.96
4.46
Glühverlust .
1.00
100.66
0.46
100.51
99.51
0.20
99.27
3.22
1.71
100.00
100.00
VH.
vni.
IX.
X.
XI.
xn.
xni.
Kieselsäure
75.91
77.92
78.95
73.57
75.07
74.78
82.47
Thonerde
11.49
12.01
10.22 1
10.18
13.10
8.17
Eisenoxyd
—
—
1
■ —
2.91
17.19
4.71
• —
—
Eisenoxydul
2.13
1.32
—
1.71
2.11
Kalk
1.56
0.76
1.84
1.41
1.78
0.84
0.47
Magnesia
0.76
0.13
0:14
0.81
0.46
0.29
0.05
Kali
5.64
3.27
1.76
2.19.
4.83/
7 80
3.77
1.85
Natron
2.51
4.59
4.18
1 .CJv
5.20
3.48
Glühverlust
—
—
—
—
—
0.31
1.40
100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100.00
VII. Gestein vom Berg Baula in Westisland, weisslich, etwas
rauh-porös. Bunsen, Poggend. Ann. LXXXIII. 1851. 201.
VIII. Gestein vom Berg Strütrhals bei Kalmanstünga, südöst-
lich von der Baula, Westisland, blendend weiss, deutlich krystalli-
nisch-körnig. Bunsen, ebendas. 201.
IX. Von der Felsklippe Arnarhnipa zwischen Hruni und Sto-
rinüpr am Ufer der Laxa, Südisland, gelblich weiss, etwas feinkör-
nig erdig. Bunsen, ebendas. 201.
X. Weissgraues, körniges Gestein vom Hofe Fagranes im
Oexnadalr, Xordisland. Bunsen, ebendas. 208.
XI. Auswurfsblöcke am Schlund Viti bei dem Vulkan Krafla,
Nordislaud. Forchhammer, Journ. f. pr. Chem. XXX. 1843. 392.
160 Chemische Zusammensetzung der Quarztrachyte.
Xn. Quarztrachyt vom Südabhange des Monte Yenda in den
Euganeen, schneeweisse, äusserst feinkörnige, homogen erscheinende
Masse, in der mit der Loupe einzelne kleine Snnidine und Quarze
ersichtlich sind, vom Rath, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 510.
XIII. Brauner hörnstein ähnlicher Quarztrachyt vom Monte di
Cattajo in den Euganeen; in schimmernder, schwach fettglänzender
Grundmasse viele Quarze, weniger Sanidin, höchst spärlicher oder
kein Glimmer, vom Rath, ebendas. 514.
Vor Allem leuchtet die grosse Aehnlichkeit mit der Zusam-
mensetzung der Granite und Felsitporphyre ein. Im Allgemeinen
sind die Quarztrachyte etwas saurer, nicht nur als die Granite,
sondern auch als die Felsitporphyre, welche ihrerseits schon saurer
sind als die Granite (Bd. I. 552); der Thonerdegehalt der Quarz-
trachyte ist nicht unwesentlich geringer als der der Granite, durch-
schnittlich dem der Felsitporphyre gleich oder um eine sÄr ge-
ringe Grösse unter demselben bleibend ; die Eisenmenge der Quarz-
trachyte stimmt dagegen mit der der Granite und bleibt etwas
unter der der Felsitporphyre, die Kalk- und Magnesia-Mengen sind
bei allen dreien dieselben ; auch die Summen der Alkalien sind bei
ihnen nahezu gleich, oder bei den Felsitporphyren und Quarztra-
chyten um ein weniges höher, als bei den Graniten; während da-
gegen unter den Graniten das Kali gewöhnlich über das Natron
vorwaltet, enthalten die Quarztrachyte mehr Natron als Kali, sind
also den Soda-Graniten (Bd. I. 486) zu vergleichen; folgendes ist
die Durchschnittszusammensetzung der drei Gesteine:
Granit (Roth) Fclsitporphyr (Roth) Quarztrachyt (Zirkel)
Kieselsäure .... 72 74 75—77
Thonerde .... 16 12—14 12— 12^
Eisenoxyd u. -oxydul IJ 2—3 ij— 2
Kalk li 11 1— IJ
Magnesia . . . . ^ ^ J — |
Kali 6i 1 ^ ^ ^ ^
' > 7—9 7—9
Natron 21 J
Ist auch kein Quarz zu erkennen, so muss derselbe doch wegen des
höhen Kieselsäuregehalts in der Grundmasse vorausgesetzt werden.
Das Gestein I von der Rosenau im Siebengebirge, von v. Da-
chen Sanidophyr genannt, hat ein eigenthümliches Aussehen: es
besteht aus einer sehr harten und splitterigen, hornsteinähnlichen,
Chemische u. mineralische Zusammensetzung der Quarztrachyte. 161
scheinbar vollständig homogenen Grundmasse, von meist hellgrauer
und bläulichgrauer Farbe, worin, von derselben fest umschlossen,
stark durchscheinende, tafelförmige, meist einfache Sanidinindividuen
liegen : Magneteisen und Titanit sind ebenfalls hier und da zu er-
kennen. Mit blossem Auge und der Loupe ist in dem Gestein
keine Spur von Quarz zu beobachten, v. Dechen (Geognost. Führer
in d. Siebengeb. 111) spricht die Vermuthung aus, dass in der
Grundmasse Sanidinsubstanz in der freien Kieselsäure gewisser-
maassen aufgelöst sei. In einem sehr dünnen Schliff gewahrt man
aber ganz deutlich, zumal mit Hülfe eines Polarisationsapparats,
dass die Grundmasse keine homogene Substanz, sondern ein Ge-
menge ist, indem sie ein unendlich feinkörniges Aggregat von stark
durchscheinenden lichtem und weniger durchscheinenden, etwas
trübem Pünktchen darstellt, von denen die letztern ohne Zweifel
dem Sanidin. die erstem dem Quarz angehören. Dieses Gestein,
welches sich nach v. Dechen an einem sehr beschränkten Punkte
an dem Abhänge der kleinen Rosenau nach dem Mittelbach hin in
einem alten Hohlwege anstehend und in vielen losen Blöcken um-
hergestreut findet, ausserdem in sehr ähnlichen Abänderungen als
Einschluss im Trachytconglomerat erscheint, ist das sauerste des
Siebengebirges und das einzige Quarztrachyivorkommniss in diesem
Gebirge, welches ausserdem ausgezeichnete Sanidin-Oligoklastrachyte,
Homblende-Andesite und eine Varietät von Augit-Andesit besitzt ;
es ist das einzige nicht Oligoklas führende Gestein im Siebenge-
birge. Das Gestein II von der Hohenburg bei Berkum enthält in
einer feinkörnigen, sandsteinähnlichen Grundmasse ebenfalls keinen
Quarz ausgeschieden, dagegen zahlreiche höchstens 2 Linien grosse
Krystalle von Sanidin und kleine schwarze Körnchen von Magnet-
eisen. V. Dechen berechnete den Gehalt an Quarz in I auf 34.88 ;
nimmt man bei II an, dass das Gestein nur Sanidin und keinen
Oligoklas enthält, so ergibt sich ein Ueberschuss an freier Kiesel-
säure von 14.51 pct. ; bei der Annahme, dass das Gestein nur Oli-
goklas und keinen Sanidin enthält, wächst dieser Ueberschuss an
freier Kieselsäure bis auf 30.39 pct. Man wird in einem Dünn-
schliff, welcher sich wegen des leichten Zerbröckeins der feinporösen
Masse nicht leicht ausführen lässt, höchst wahrscheinlich mikrosko-
pischen Quarz in der Grundmasse finden.
Die Gesteine von den Ponzainseln (Analysen III u. IV) ent-
Zirkel, Petrographie. II. H
162 Chemische u. mineralische Zusammensetzung der Quanstraohyte.
halten nach Abich meist sichtbar ausgeschiedenen Quarz. Das Grang-
gestein von Palmarola (IV), papierdünn geschiefert, wie Gneiss, ist
auf den Ablösungsfiächen mit kleinen Quarzkrystallen besetzt (diese
dürften secundärer Entstehung sein). Das »feinkörnigem. Granit
ähnliche« Gestein III schliesst sich seiner Ausbildung nach vielleicht
den S. 153 erwähnten neuseeländischen Gesteinen an. Ein poröses
»Gang- und Massengestein« von der Ponzainsel Zannone (mit 75.09
Kieselsäure) führt in einer röthlichgelben und weissen Masse kleine
glänzende Krystalle von Quarz und Sanidin, keinen Glimmer. Abich
schliesst aus seinen Analysen, dass die Quarztrachyte (seine Trachyt-
porphyre) der Ponzainseln in zwei Varietäten zerfallen, in eine na-
tronreichere, mit schieferiger und kömiger Textur, und eine kali-
reichere Varietät, welche meist von thonsteinartiger Beschaffenheit ist.
(Die relativ grössere Kalimenge ist vielleicht Folge von Zersetzung,
durch welche Natronverbindungen weggeführt sind, womit überein- *
stimmen würde, dass die letztere Varietät in Porzellanerde übergeht)»
Der ausgezeichnete felsitische Quarztrachyt der Baula (VII)
stellt ein gelblich- oder graulichweisses, ziemlich poröses, scheinbar
aus Feldspathsubstanz gleichartig gemengtes Gestein dar, welches
ziemlich viel Quarz enthalten muss ; selten erscheint eine lange dünne
Hornblendenadel oder ein glänzendes Feldspathblättchen, welches
nie Zwillingsstreifung zeigt oder ein wasserklares muschelig brechen-
des, rundliches Körnchen von Quarz, welches sich leicht von dem
Feldspath unterscheiden lässt. Unter dem Mikroskop löst sich die
Grundmasse deutlich in Quarz- und Feldspathsubstanz auf. Die
ausgezeichnete Schieferung (vgl. oben) macht dies Gestein phono-
lithähnlich. Noch etwas feinkörniger, und manchmal von fast thon-
steinähnlicher Beschaffenheit, aber nahezu immer deutlich geschie-
fert sind die isländischen Quarztrachyte von der Arnarhnipa (Adler-
klippe) an der Laxa (IX), vom Laugarfjall an den Geysirn (mit 75.29
Kieselsäure nach Bunsen), vom Geitlandsjökull an den Abhängen
nach Kalmanstünga hin, welche auch nur höchst selten irgend eine
Ausscheidung zeigen. Im nördlichen Island gleicht das Gestein vom
Hofe Fagranes im Oexna-Thal (X) dem von der Baula, nur enthält
es mehr Hornblende und ausserdem deutlich gestreiften Oligoklos;
graue Varietäten wechseln dort mit olivengrün gefärbten.
Einer der ausgezeichnetsten Quarztrachyte ist das Gestein,
welches in losen Auswurfsblöcken in der Nähe des Kratersees Viti
Chemische u. mineralische Zusammensetzung der Quarztrachyte. 163
an dem nordwestlichen Fusse der Erafla auf Island umherliegt; es
ist ziemlich zeiTeiblich und besteht zum grössten Theil aus schnee-
weissem, dem bekannten Eisspath vom Vesuv sehr ähnlichem Feld-
spath, dessen feine dünne und durchsichtige Blättchen so lose an
einander gefügt sind, dass man sie einzeln unterscheiden kann ;
feine, haarföimige Striche sind dünne Homblendesäulchen. Durch
das ganze Gestein ist Quarz in grosser Menge verbreitet, die ein-
zelnen wasserklaren Individuen, die grössten nur liniengross, sind
fast alle krystallisirt mit scharfen glasglänzenden Flächen; selten
erscheint ein scharfes Magneteisenoktaederchen oder sechsseitiges
Eisenglanztäfelchen. Ausser Forchhammer (An. XI) hat auch Genth
dies Gestein untersucht und fand darin: Kieselsäure 80.23; Thon-
erde 12.08; Kalk 0.95; Manganoxydul Spur; Magnesia Spur; Kali
4.92; Natron 2.26 (100.44). Forchhammer und Genth, trotzdem
ersterer Quarz und Hornblende mitanalysirte, betrachteten diese
Masse als ein einfaches Mineral, als eine Feldspathspecies, weil
darin der Sauerstoff von R : Ä = 1 : 3 ist und nannten diese Kra-
blit oder Baulit, weil auch der (Juarztrachyt von der Baula (eben-
falls von Forchhammer analysirt) wegen seines scheinbar homoge-
nen Aussehens als einfaches Mineral galt; da die untersuchten Ge-
steine abweichende Mengen von Quarz enthielten, musste natürlich
der Kieselsäuregehalt der einzelnen Analysen sehr verschieden aus-
fallen und so stellte Forchhammer für seinen angeblichen Feldspath
das Sauerstoffverhältniss R : R : Si = 1 : 3 : 1 8 auf, Genth berechnete
nach seinen Analysen das Verhältniss 1 : 3 : 24. Sartorius von Wal-
tershanten erkannte in seinen »Vulkanischen Gesteinen von Sicilien
und Island« dieses Gestein, in welchem er selbst Quarz fand, als
das extremste Glied der Feldspathgruppe an, welches doppelt so
sauer sei, als der Orthoklas, und so fand der »Krablit oder Baulit«
in ungerechtfertigter Weise seinen Weg in mineralogische Lehrbücher.
Die isländischen Quarztrachyte bieten keine Constanz in dem
Alkalienverhältniss dar : so enthält das Gestein von der Arnarhm'pa
(IX) 4.18 Na auf 1.76 K, das vom Falkaklettr bei Kalmanstünga
(mit 76.42 Kieselsäure) 5.24 Na auf 1.94 K, also nahe überein-
stimmendes Uebergewicht des Na, das vom Laugarfjall an den
Geysirn aber 5.42 K auf nur 2.71 Na; auch ein Gestein vom Kletta-
berg bei Kalmanstünga ergab 3.01 K auf 2. 35 Na, ein anderes aus
den Umgebungen von Kalmanstünga 3.00 K auf 2.33 Na; seltsa-
164 Zersetzte Quarztrachyte.
merweise fand in dem Gestein von der Baula Bunsen 5.64 K auf
2.51 Na, Kjerulf dagegen gerade umgekehrt 2.87 K auf 4.74 Na ;
auch Forchhammer erhielt ein Uebergewicht des Na (3.46 auf 2.63
K). Die stark natronhaltigen Quarztrachyte, zu denen auch die
der Euganeen gehören, dürften Oligoklas enthalten; damit stimmt
überein, dass in dem Quarztrachyt vom Oexnadalr, welcher 4.83 Na
und 2.19 K besitzt, gestreifter Feldspath deutlich zu erkennen ist.
Zersetzte isländische Quarztrachyte, deren Umwandlung durch
Fumarolen hervorgebracht ist, wurden durch Bunsen und Kjerulf
untersucht ; a ist eine weisse erdige, zerreibliche Masse vom Lau-
garfjall an den Geysirn (Bunsen, Poggend. Ann. LXXXIII. 1851.
260) ; b eine grünliche Grundmasse mit kleinen scharf abgesonder-
ten kugeligen weissen Partieen vom Berge Tröllakirkja im Nord-
land (Kjerulf, Annal. d. Chem. und Pharm. LXXXV. 1853. 260);
c eine schwach gelblichröthliche, fast zerreibliche Grundmasse mit
Quarzkrystallen in Höhlungen, durch Salzsäure vollständig entfärbt
und schneeweiss werdend; gangförmig in palagonitischen Tuffen
zwischen Fagranes und Grimstüngr am Berge Ti*öllakirkja (Kjerulf,
ebendas.).
a
b
c
Kieselsäure .
. 75.84
78.15
81.36
Thbnerde .
. 13.71
11.52
10.24
Eisenoxyd .
3.21
1.65
1.93
Kalk . . .
0.70
0.47
0.30
Magnesia . .
0.14 i
0.07
0.06
Manganoxyd .
- 1
0.08
Kali . . .
1.24
2.90
4.88
Natron . .
1.94
4.19
2.03
Wasser . .
. 2.18
—
—
98.96 98.95 100.88
Für a existirt auch die Analyse des unzersetzten Gesteini und
durch Vergleichung ergibt sich, dass Kieselsäure und Thonerde nur
unbedeutend verändert sind, dagegen hat das zersetzte Gestein Was-
ser aufgenommen und dafür einen Alkalien verlast erlitten; in dem
frischen Gestein beträgt das Kali 5.42, das Natron 2.^1. Die Kü-
gelchen in b bestehen entweder aus dichter Quai^zmasse, oder nur
aus einer Kruste von Quarzkryställchen, welche eine Höhlimg um-
Sauerstoffverhältniss der Quarztrachyte. 165
Bchliessen. Der Glühverlust beträgt 1.847, die Analyse ist auf
wasserfreie Substanz berechnet. Der Quarzgehalt von 3 pct., wel-
chen Kjerulf durch Schlämmen bestimmte, ist gewiss zu niedrig,
die mikroskopischen Quarzkörnchen können auch durch eine solche
Operation kaum getrennt werden. Jene Kügelchen sind übrigens
sehr wahrscheinlich secundärer Entstehung, hervorgegangen aus
einer localen Concentration der fein durch die Feldspathmasse ver-
theilten Quarzsubstanz, ähnlich den Feuersteinknollen in der Bj-eide.
c ist auch auf wasserfreie Substanz berechnet, der Glühverlust be-
trägt 1.666, es enthält auch eine Spur von Schwefelsäure. Eigen-
thümlich ist gegen a der hohe Alkaliengehalt in b und c, welcher
wahrscheinlich vor der Zersetzung nicht grösser gewesen ist.
Die ungarischen Quarztrachyte unterliegen durch die Einflüsse
der Atmosphärilien, welchen sie wegen ihres hohen Kieselsäurege-
halts lange Widerstand leisten, der Zersetzung zu Porzellanerde.
Sehr ausgezeichnet sind die Porzellanerdelager von Dubrinics, nörd-
lich von Ünghvar in Ungarn und von Parba, westlich von Rodna
in Siebenbürgen.
Viele Quarztrachyte zeigen ein Sauerstoffverhältniss von R
und R, welches dem von 1 : 3 ziemlich nahe kommt , z. B. unter den
isländischen der der Baula 1.149:3, der vom Strütrh&ls bei Kal-
manstünga 1.001:3, der von der Amarhnipa 1.019:3, der vom
Falkaklettr bei Kalmanstünga 1.059: 3; es ist dies das Feldspath-
verhältniss und die Abweichungen scheinen durch Beimengung
von Hornblende und Magneteisen herbeigeführt, deren Gegenwart
durch den Eisengehalt angezeigt wird; dennoch sind diese Unter-
schiede so gering, dass das Verhältniss kaum verdunkelt wird. Die
Sauerstoflzahl der Kieselsäure übersteigt natürlicherweise stets bei
weitem 12, die des Sanidin. Legt man Sanidin zu Grunde, so er-
gibt sich der Gehalt an Quarz im Gestein von der Baula 27.33,
vom Strütrhals 31.32, von der Arnarhm'pa 34.53. Nimmt man
nebenbei Oligoklas an, so muss der Quarzgehalt etwas niedriger
ausfallen.
Als sehr kieselsäurereiche Gesteine haben auch die Quarztra-
chyte ein verhältnissmässig geringes spec. Gewicht; es beträgt bei
dem Gestein von Berkum 2.631 von der Rosenau 2.475
von Ponza 2.539 von Palmarola 2.529
von Zannone 2.611 vom Laugarfjall, Isl. 2.501
166 Absonderung und Verbreitung der Quarztrachyte.
von der Baula 2.572 von der Arnarhnipa 2.575
vom Monte Venda 2.553 v. Monte di Cattajo 2.443
also durchschnittlich 2.5 — 2.6, ähnlich dem der Granite.
Bei den Quarz trachyten ist Absonderung in Säulenform
nicht selten. Das Hauptgestein der Insel Ponza ist nach Poulett
Scrope und Abich in Säulen von oft grosser Regelmässigkeit und
der Dicke von nur wenigen Zollen abgesondert (prismatic trachyte)
welche entweder senkrecht stehen, oder in Form strahliger Bündel
divergiren, während auf der Nordküste der Insel Palmarola 100 —
200 Fuss hohe Säulen eine prächtige Halle wölben. Der Quarz-
trachyt der Hohenburg bei Berkum unweit Bonn ist in mächtige
Säulen und Pfeiler abgesondert. Sehr ausgezeichnet ist die säulen-
förmige Absonderung bei dem Baulagestein in Island: die unter
einem Winkel von 40^ ungefähr 3000 Fuss hoch sich erhebende
zuckerhutförmige Bergpyramide ist von oben bis unten in wildester
Unordnung mit regelmässig ausgebildeten Säulenfragmenten von der
verschiedensten Länge und Dicke bedeckt; manche derselben sind
nur fingerdick und stellen sehr zierliche Gestalten dar. Nach
V. Richthof en sind dagegen die Quarztrachyte Ungarns nie säulen-
förmig abgesondert.
Eigentliche Quarztrachytlaven, krystallinische Sanidin-
läven mit ausgeschiedenem Quarz sind nicht bekannt : die aus Kra-
tern geflossene sauertrachytishe Mischung ist zu glasigen, halbgla-
sigen und schaumigen Formen, zu Obsidianen, Perliten, Trachyt-
pechsteinen, Bimsteinen erstarrt ; vgl. darüber unten. Auf der an-
dern Seite sind vielfach in denjenigen Regionen, wo Qaarztrachyte
an die Oberfläche gedrungen sind, auch die weniger sauren Glie-
der der Trachytfamilie, die eigentlichen Trachyte und Andesite zur
Ausbildung gelangt.
Was nun die Verbreitung der Qaarztrachyte anbelangt, so
sind deren Vorkommnisse, obschon sie nirgendwo Terrains von wei-
ter Ausdehnung zusammensetzen, dennoch in verhältnissmässig reich-
licher Anzahl vertreten; bisher nur vorwiegend in Europa und
Mexico beobachtet und untersucht, lernt man sie allmählich auch
von vielen andern Punkten der Erde in vollständig gleicher Aus-
bildungsweise kennen.
Unter den europäischen Quarztrachyten haben wir in jüngster
Zeit besonders über die ungarischen durch v. Richthofens ausge-
Quarztrachyte Ungarns. 167
zeichnete Abhandlung genaue Kunde erlangt. In dieser wird, worauf
schon oben (S. 145) aufmerksam gemacht wurde, die ganze Gruppe
der sauersten Traehytgesteine mit allen ihren verschiedenen kry-
stallinischen, glasigen, emailartigen, schaumigen Ausbildungsweison
unter dem Namen Rhyolith zusammengefasst. v. Richthofen unter-
scheidet fünf Rhyolithgebirge in Ungarn (von West nach Ost fort-
schreitend): 1. das von Schemnitz; 2. das von Yissegrad; 3. das
der Matra; 4. das von Eperies-Tokay ; 5. das von Vihorlat-Gutin ;
und zwei derselben in Siebenbürgen: 6. das der Hargitta; 7. das
Siebenbürgische Erzgebirge. Ueberall tritt eine reiche Manchfal-
tigkeit in der Gesteinsentwicklung und die innigste Verknüpfung
der krystallinischen und hyalinen Gesteine entgegen. Unter den
Quarztrachyten mit deutlich ausgeschiedenem Quarz ist am chara-
kteristischsten das Gestein vom Kelemen-hegy bei Oroszi, östlich
von Bereghszasz. Die ältesten trachytischen Gesteine Ungarns sind
die von v. Richthofen sogenannten Grünsteintrachyte, welchen die
grauen Trachyte folgen (beide entsprechen als Oligoklasgesteiue
unsem Andesiten), während sämmtliche als Rhyolithe zusammenge-
fassten Gesteine einer dritten Bildungsperiode angehören. Ihr Auf-
treten ist ganz und gar an das der Andesite gebunden, sie setzen
sich wie Schmarotzer an dieses ältere Gebirge fest, begleiten es
längs den Flanken und Abfällen. Die Hauptthätigkeit der Rhyo-
lithausbrüche bestand in dem Hervorstossen vulkanischer Kegel und
der Eröflfnung reibenförmig angeordneter Kratere. Unter den Rhyo-
lithen sind die hyalinen Gesteine die ältesten, die Quarztrachyte
(»felsitische oder normal erstarrte Rhyolitho«) die jüngsten, deren
Eruptionen schon auf dem Festland stattfanden. Sie zeichnen sich
durch ihre Massenausbrüche aus, welche zwar nie denen der altern
Andesite gleichkommen, aber dennoch selbst da, wo das Gestein
nur das Product eines einzigen Ausbruchs ist, selbständige Berge
und Gebirge zusammensetzen, wogegen die hyalinen Rhyolithe (Ob-
sidiaue, Perlsteine, Hirasteine) vorherrschend dünnflüssige Laven
von eigentlichen Vulkanen darstellen. Die basaltischen Gesteine
scheinen alsdann die vierte und letzte Periode eruptiver Thätigkeit
zu bezeichnen.
Zur Kennt niss der benachbarten siebenbürgischen Quarztrachyte
hat Stäche sehr werthvolle Beiträge geliefert ; er unterscheidet hier
I. eine Gruppe der jungem und II. eine Gruppe der altern Quarz-
168 Quarztrachyte Siebenbürgens.
trachyte (Dacite). ' Die jungem Quarztrachyte haben eine krypto-
krystallinische bis mikrokrystallinische Grundmasse, welche eines-
theils hornsteinartig und quarzitisch, anderntheils lithoidisch und
emailartig ist, aber fast immer bedeutend vorherrscht über die
porphyrartig ausgeschiedenen Bestandtheile. Der wesentlichste der
letztem ist Quarz ; nächst ihm erscheint am häufigsten Sanidin ;
seltener und mehr unwesentlich, nach Localitäten variirend ist das
Auftreten von klinoklastischem Feldspath, von schwarzem Glimmer
und sehr selten von weissem Glimmer und Granat, auch Horn-
blende ist nur höchst vereinzelt. Die Gesteine haben fast durch-
aus den Charakter der zu den P^elsitporphyren gehörenden sog.
Hornsteinporphyre. Stäche fasst diese Gesteine als Ryolithe zusam-
men, da sie (und auch nur sie in Siebenbürgen) einer Abtheilung
der V. Richthofenschen Rhyolithe entsprechen, und stellt bei ihnen
drei Haupttypen auf:
a) Die Rhyolithe mit dunkler hornsteinartiger Grundmasse,
wozu namentlich die Gesteine des Vlegyasza- Gebiets gehören; die
Grundmasse ist meist scharf splitterig, flach- und unvollkommen-
muschelig mit bedeutender Härte; nicht selten beobachtet man
eine jaspisartig verschwommene Zeichnung oder auch eine Neigung
zu lamellarer Textur durch den Wechsel von feinen hellem und
dunklern Streifen oder hin und wieder auch langgezogene poröse
schlackenartige Lagen innerhalb der sonst dichten gleichartigen
Grundmasse.
b) Rhyolithe mit porzellanartiger Gmndmasse; letztere, sehr
hart und dicht, ist weiss oder wenigstens sehr hell gefärbt und
überwiegt stets den ausgeschiedenen Quarz, zu dem sich meist Sa-
nidin gesellt ; es erreichen diese Gesteine in den schönen Vorkomm-
nissen vom Kelemen-TIegy bei Oroszi und von ßereghszasz in Ungarn
die vollkommenste Ausbildung. In Siebenbürgen erscheinen solche
minder ausgezeichneten Gesteine z. B. am Fuss des Kegels von Gyerö-
Vasarhely, im Trachytgebiet zwischen Panyik und Valje Bedecsuluj.
c) Rhyolithe mit porös-bimsteinähnlicher Grundmasse; rauh
porös zellige Beschaffenheit zeichnet die gelbgraue oder grünlich-
graue Grundmasse aus, in welcher reichlich Quarz in kleinen eckigen
Kömern und häufig schwarzer Glimmer, ^anidin nur in feinen Täfel-
chen ausgeschieden vorkommen ; derlei Gesteine erscheinen am
Csicsoberg bei Retteg und bei Affinis im Verespataker Gebiet,
Quarztrachyte Siebenbürgens. 169
Die Gruppe der' altem Quarztrachyte begreift Gesteine, wel-
che bisher von v. Richthofen, der darin den Quarz übersah, theils
zu seinen grauVLn, theils zu seinen Grünsteintrachyten gerechnet
wurden. Während die Jüngern Quarztrachyte (Rl^yolithe) neben dem
Quarz vorwiegend Sanidin ausgeschieden zeigten, zeichnen sich die
altern Quarztrachyte dadurch aus, dass in ihnen der Oligoklas (in
Verbindung mit Hornblende) herrscht oder den Sanidin überwiegt,
80 dass sich diese Gesteine den Quarzandesiten nähern. Stäche
schlägt für letztere Gesteine den Namen Dacit vor, da sie im
alten Dacien eine besonders hervorragende Rolle zu spielen schei-
nen ; von denjenigen Abtheilungen, welche er innerhalb dieser Gruppe
unterscheidet, gehört die erste, »die andesitischen Quarztrachyte«,
diejenigen, welche sich — abgerechnet ihren Quarzgehalt — ihrer
Zusammensetzung und ihrem Habitus nach am meisten den Ande-
siten anschliessen, wirklich zu den Quarzandesiten, indem sie Quarz,
Oligoklas (keinen Sanidin), Hornblende, Glimmer, seltener und spar-
samer auch Augit und Olivin enthalten ; vgl. darüber unten. Die
»granito-porphyrischen Quarztrachyte« stellen sich aber als ächte
quarzhaltige Sanidinoligoklas-Trachyte dar. Quarz, Sanidin, Oligo-
klas, reichlich Hornblende und daneben gewöhnlich noch schwarzer
Glimmer sind derartig in grossen deutlichen Krystallen in der fel-
sitischen Grundmasse ausgeschieden, dass das Gestein dadurch einen
porphyrischen, granitoporphyrischen oder selbst granitähnlichen
Charakter im Gefüge erhält. Quarz ist meist reichlich vorhanden,
die Grundmasse ist gewöhnlich dicht und erhält, selbst wenn sie
feinkörnig wird, nie den rauh-porösen Charakter der äch ten Trachyt-
grundmasse; Oligoklas ist der am deutlichsten und reichlichsten
vertretene Feldspathgemengtheil und neben der Hornblende spielt
der schwarze Glimmer eine bedeutendere Rolle, als in den quarz-
freien Sanidin- Oligoklastrachy ten. Hierher gehören der lichtgraue
Quarztrachyt vom Illovathal bei Rodna, der sehr quarzreiche, stark
glimmerhaltige und granitähnliche Quarztrachyt von Magura im
Szamosgebiet, der lichte Quarztrachyt von Kis-Banya ; der Quarz-
trachyt von Sebes und Szekelyo im Vlegyaszagebiet, der eigentlich
typische Repräsentant dieser Abtheilung, bei dem die dichte bis
feinkörnige Grundmasse fast immer stark gegen die scharf begrenzten
und grossen Krystalle zurücktritt : grauer und fettglänzender Quarz
in mittelgrossen Körnern, regelmässig durch das Gestein zerstreut,
170 Andere Vorkommnisse von Qaarztraohyten.
rissiger, weisser oder gelblicher Sanidin, längliche, weissliche, glän-
zende Oligoklaskrystalle mit deutlicher Streifung, Hornblende io 3 — 6
Linien langen Säulen, spärlicher schwarzer oder tombakbraaner Glim-
mer. Die dritte Abtheilung Stache's >die grünsteinartigen Quarztra-
chyte«. quarzhaltige Gesteine begreifend, welche sich ihrer sonstigen
Ausbildung nach eng an die > Grüns teintrachyte« von Richthofens
anschliessen, sind vorwiegend Quarzandesite; vgl. darüber unten.
Die trachytischen Gesteine von Gleichenberg in Steiermark
mit sehr rissigen Sanidinen und schwarzen Glimmerblattchen in
graulichweisser Grimdmasse, führen nach Andrae auch schwach
violblau gefärbten, stark glasglänzenden und deutlich muschelig
brechenden Quarz, den die frühem Beobachter L. v. Buch und
V. Fridau übersehen haben.
Die neuerdings durch vom Rath erforschten Euganeen in
Nordost-Italien, deren Perlite längst bekannt sind, enthalten auch
Quarztrachytgesteine, aus denen z. B. der centrale und höchste
Gipfel des Monte Yenda besteht; auf kleinem Raum scheint ein
ziemlicher Reichthum von Varietäten sich darzubieten, solche mit fein-
körniger Grund masse, mit homsteinähnlicher, fettglänzender, por-
zellanartiger Grundmasse, mit einer Grundmasse, in welcher wellig-
streifige kieselsäurereiche und kieselsäurearme Partieen abwechseln.
Manche Abänderungen sind reich an Körnern und Krystallen von
Quarz ; vom Rath vergleicht das Vendagestein in Ansehen und Zu-
sammensetzung mit dem Baulagestein in Island.
Von den Ponzainseln bei Neapel (Ponza, Palmarola und Zan-
none) lehrte Hamilton schon 1785 quarzhaltige Trachytgesteine
kennen. Später haben Poulett Scrope und Abich die Verhältnisse
dieser Gesteine, welche dort in grosser Manchfaltigkeit entwickelt
sind, genauer untersucht. Auf der Inselgruppe der Liparen, na-
mentlich auf Lipari, Vulcano und Basiluzzo finden sich nach Abich
>Trachytporphyre« in grosser Verbreitung; Friedrich Hoffmanns
»steinige Feldspathlaven« von diesen Inseln entsprechen unsem
lithoidischen Quarztrachyten. Ein recht eigenthümliches Gestein ist
das röthlichgraue, welches auf Basiluzzo herrscht : eine weiche,
lockere, erdige und fast zerreibliche Grundmasse umschliesst sehr
zahlreiche schneeweisse, 1 — 2 L. lange glasige Feldspathkrystalle,
viele stark glänzende, scharf sechsseitige Glimmertafeln und in be-
deutender Anzahl kleine lichtgraue und stumpf eckige Glas- oder
Andere Vorkommnisse von Quarztraohyten. 171
Emailkömer, welche stark an Quarz erinnern ; sie sind lebhaft fett-
glänzend und spröde und finden sich in deutlichen Parallebtreifen
zusammengedrängt, wodurch eine ausgezeichnete Spaltbarkeit her-
vorgerufen wird. Vielleicht dürfte man dieses Mittelglied zwischen
glasiger und krystallinischer Ausbildung mit dem Gestein vom Monte
Amiata (S. 154) vergleichen. In andern Gesteinen auf Basiluzzo
sind die Feldspathkrystalle fast schaumig und aus seidenglänzenden,
fast bimsteinartigen Längsfasern zusammengesetzt (Fr. Hoifmann,
Poggend. Ann. XXVL 1832. 17).
Die Mühlsteine der gnechischen Insel Milo, Argentiera (Ki-
molo) scheinen Zersetzungsproducte der Quarztrachyte zu sein; gleich-
falls das Alunitgestein, welches Virlet von der Insel Aegina be-
schreibt. Nach Fiedler gibt es bei Klima auf der Insel Milo einen
Trachyt von graulichschwarzer Farbe, der zahlreiche Sanidinkry-
stalle und viele rundliche blassrosenrothe Körner von Quarz ent-
hält; auf der Insel Antimilo umschliesst ein trachytisches Gestein
viele wasserhelle Quarzkörner neben vielen Sanidin- und Hornblen-
dekrystallen.
Der spärlichen Vorkommnisse in und an dem Siebengebirge
(Bosenau, Berkum) ist schon oben gedacht worden. Vielleicht ist
das trachy tische Gestein hierher zu rechnen, welches Verschoyle
bei Killala in Irland fand, und welches eingewachsene Quarzdihexa-
eder enthält. De Vemeuil und Collomb erwähnen einen 50 — 60 Meter
mächtigen Gang eines Trachytgesteins am Cerro de San Christobal
zwischen Griegos und Horea (Provinz Cuenca), welches in einer
rauhen, violettgrauen Grundmasse Quarzdihexaeder, röthlichweissen
Sanidin, Oligoklas, glänzend schwarzen Glimmer und kleine Chlorit-
knötchen zeigt. Nach Viquesnel sind in dem Rhodope-Qebirge der
Balkanhalbinsel Quarztrachyte verbreitet, welche in Perlit und Ob-
sidian übergehen (südlich und südwestlich von Tatar - Basardschik
und Philippopel, im Ardathal, auf der Wasserscheide zwischen der
Arda und Maritza, bei Feredschik) ; eine feldspathige Masse um-
schliesst Sanidinkrystalle, Quarzköruer, sechsseitige Tafeln schwar-
zen Glimmers; der als Labrador bezeichnete gestreifte Feldspath
dürfte wohl Oligoklas und ebenso der als zufälliger Gemengtbeil er-
wähnte Augit Hornblende sein.
Der sog. »blaue Porphyr« vom Esterei-Gebirge (Caux, Bou-
louris unfern Frejus) im Dep. des Var gehört zu den Quarztrachyten.
172 Andere Vorkommnisse von Quarztraohyien.
Nach Goquand hat er die Kreide durchbrochen, sein Feldspath ist
Sanidin, nicht Orthoklas, und das Gestein hat, wie Roth ganz richtig
bemerkt, grosse Aehnlichkeit mit dem durch Stäche beschriebenen vom
niovathal bei Rodna in Siebenbürgen ; daneben gewahrt man aber
viele Oligoklase bis zu 3 Cm. Länge, einzelne Quarzkömer und
kleine Nadeln schwarzer Hornblende. Der Kieselsäuregehalt des
ganzen Gesteins beträgt nach Diday 69.6, der des Oligoklas 63.6 pct.
filie de Beaumont bemerkt in der Explication de la carte g^ologi-
que de la France (I. 477), dass er >des traits frappants de ressem- '
blance avec certains trachytes« darbiete, vereinigt ihn aber wegen
seines Quarzgehalts, der damals für ein trachytisches Gestein be-
fremdete, mit den alten Felsitporphyren. Der rothe Porphyr des
Esterei gehört dem alten oligoklasfreien Felsitporphyr an (Bd. I. 660).
Island ist neben Ungarn der zweite Haupteruptionspunkt der
Quarztrachyte in Europa; sie erreichen hier an Verbreitung zwar
bei weitem nicht die Basaltgesteine und Tuffgebilde, nehmen über^
haupt keinen eigentlichen Antheil an dem Aufbau der Insel, sind
aber dennoch von zahlreichen Orten bekannt, wo sie Kuppen und
Gänge bilden; namentlich existirt der breite Trachytgürtel nicht,
den man früher die ganze Insel in südwestlich-nordöstlicher Dia-
gonale durchziehen Hess. Schon oben wurden als ausgezeichnete
Localitäten aufgeführt : der Berg Baula, Falkaklettr am Geitlands-
jökull, Strütrhals bei Kalmanstünga, Arnarhnipa an der Lax4, Lau-
garQall an den Geysirn, Fagranes im Oexnadalr im Nordland; aus-
serdem erscheint er z. B. im Ljosadalr zwischen dem Berufjördr
und Reydarfjördr, am Raudukambr zwischen der Laxa und Thjorsi
und am Drapuhlidarfjall auf der SnaefellsjökuU-Halbinsel. Die Eru-
ptionen im Westland liegen meist aneinandergereiht in südsüdöst-
lich-nordnordwestlicher Richtung; die isländischen Quarztrachyte
sind im Allgemeinen jünger als die Hauptmasse der Basaltgebirge,
wie manche Gänge beweisen, local haben aber wieder jüngere Ba-
salte die Trachyte gangförmig durchsetzt.
In Transkaukasien besitzen nach Abiqhs Untersuchungen quarz-
führende trachytische Gesteine in Verbindung mit ihren Obsidianen,
Pechsteinen und Bimsteinen eine weite Verbreitung, welche aber zu
den Quarzandesiten gehören. Vom Pic Demavend im Süden des
kaspischen Meeres brachte Kotschy Quarztrachyte mit, ohne ans-
geschiedenen Quarz mit Sanidin und viel schwarzem Glimmer.
Domit. 173
Quarztrachyte mit ihren glasigen und schaumigen Modifica-
tionen sind nach y. Humboldt in Mexico ausserordentlich entwickelt.
Nach den wichtigen Resultaten v. Hochstetters ist das Centrum der
Nordinsel Neuseelands um den Taupo-See eine Region, in welcher
Quarztrachyte, Obsidiane, Bimsteine, Pechsteine in innigstem Zu-
sammenhange, in weiter Verbreitung und grösster Gesteinsmanch-
faltigkeit vertreten sind.
Zu den Quarztrachyten gehören auch höchst wahrscheinlich
die unter dem Namen Domit bekannten Gesteine, vielleicht aber
auch sind dieselben zu den Quarzandesiten zu zählen; sie besitzen
eine äusserst feinkörnige, matt aussehende, graulichweisse nahezu
zerreibliche, dennoch aber spröde und klingende Grundmasse, in
welcher kleine glasglänzende Feldspathkrystalle in grosser Anzahl
eingewachsen sind ; Glimmerblättchen von torabakbrauner Farbe
erscheinen auch darin, Hornblendesäulchen nur selten. Den Feld-
spath hielt man früher für Sanidin, nach G. Rose (v. Humboldts
Kosmos IV. 470) ist es aber Oligoklas mit feiner, aber deutlicher
Zwillingsstreifung ; dieKiystalle erreichen die Grösse von 3 L. Schon
L. v. Buch erwähnt die schönen Drusen von Eisenglanz mit zoU-
grossen Krystallen, welche in den Domiten auftreten, unter der
Loupe gewahrt man in manchen Stücken sehr viele feine Schüpp-
chen von Eisenglanz und Glimmer. Die Domite finden sich nament-
lich in der Auvergne (Puy de Dome, woher ihr Name, Puy de Sar-
couy, Clierzou, Petit-Suchet, Puy de Chopine), auch in Ungarn.
Lewinstein fand in dem hellgrauen Domit von Puy de Dome
mit sandsteinähnlichera Bruch : Kieselsäure 60.97; Thonerde 20.92 ;
Eisenoxyd 3.81; Kalk 0.14; Magnesia 0.29; Kali 8.88; Natron
5.03; Wasser 0.38 (100.42); spec. Gewicht 2.605. Berthier (Ann.
de chim. et phys. XVH, 28) und J. Girardin (Journal de pharm.
XIV. 601) hatten früher den Domit indessen nicht vollständig
untersucht. Abich erhielt in üebereinstimmung mit Berthier eine
Kieselsäuremenge von 65.50 pct. , das spec. Gewicht bestimmte
er zu 2.633. Neuerdings hat Kosmann die Feldspathkrystalle des
Domit von der nordöstlichen Seite des Puy de Dome analysirt und
darin gefunden: Kieselsäure 63.23; Thonerde 21.76; Eisenoxyd
1.77; Manganoxydul 0.69; Kalk 3.00; Kali 2.12; Natron 7.20;
Glühverlust 0.33 (100.10), woraus sich das Sauerstoffverhältniss
1:3: 9.6, das des Oligoklas ergibt. Die von Oligoklas- und Glim-
174 Domit.
merkrystallen befreite Grundmasse lieferte : Kieselsäure 68.46 ; Tbon-
erde 15.04 ; Eisenoxyd 2.46 ; Eisenoxydul 0.14 ; Manganoxydul 0.08 i
Kalk 1.41 ; Magnesia 0.58 ; Kali 4.52 ; Natron 4.48; Phosphorsäure
2.01; Chlor 0.29; Wasser 0.16 (99.63); spec. Gewicht 2.59.
Der beträchtliche Gehalt an Kali sowohl in der Analyse von
Lewinstein, als der von Kosmann (Grundmasse) leg^ es nahe, dass
auch Sauidin in der Gnindmasse der Domite enthalten ist, nament-
lich wenn man das in den ausgeschiedenen Feldspathen gefundene
Alkalienverhältniss in Erwägung zieht, worin das Kali vor dem
Natron verschwindet ; bedenkt man ferner, dass die Zwillingsstrei-
fung auch manchen ausgeschiedenen Feldspathen zu fehlen scheint,
so ist es wohl gerechtfertigt, dass der Domit zu den Sanidin- und
zwar zu den Sanidin-Oligoklasgesteinen und nicht zu den Andesiten
gestellt wird. Der Kieselsäuregehalt der Grundmasse ist aber selbst
bei der A*nnahme von Sanidin so hoch, dass Quarz darin vorban-
den soin muss ; Kosmann sah auch unter dem Mikroskop kleine
rundliche durchsichtige Körnchen, die höchst wahrscheinlich Quars
sind. Beudant erwähnt gleichfalls Quarzkömer im »Domit« von No-
grad in Ungarn; diese Gründe sind leitend gewesen, dem Domit
eine Stolle bei den Quarz trachyten anzuweisen.
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Trachyt.
Nach den oben angeführten Bestimmungen werden die eigent-
lichen Trachyte durch den Mangel an Quarz und die Gegen-
wart von Sani d in charakterisirt, welcher entweder allein oder
mit Oligoklas verbunden vorkommt; die Kiystalle dieser Mine-
ralien liegen meist in einer porösen oder rauhen, mehr oder weniger
deutlich krystallinischen Grundmasse, in welcher ausserdem Horn-
blendesäulen und dunkle Glimmerblättchen als häufigste Einmen-
gungen bemerkt werden. Die Grundmasse ist meistens matt, selten
glänzend und gewöhnlich von lichten, weissen und hellgrauen Far-
ben, doch kommen auch dunkler gefärbte Varietäten vor. Wie
später bei den Andesiten und Basalten ziehen wir die Trachyt 1 aven,
die acht vulkanischen Trachytgebilde von vornherein in den Kreis
der Betrachtung.
Je nach der Natur der in der Grundmasse erkennbaren Feld-
176 Sanidintrachyt.
spathe unterscheiden wir mit Roth zwei Hauptgruppen, welche
heide zusammen den alten Syeniten und quarzfreien Orthoklaspor-
phyren parallel sind,
Sanidin-Trachyt und
Sanidin-Oligoklastrachyt (Drachenfelstrachyt).
Sanidintrachyt.
Die Grundmasse enthält nurKrystalle von Sani d in, keinen
Oligoklas. Der Sanidin erscheint meist in tafelförmigen, aber auch
in säulenförmigen Krystallen von sehr verschiedener Grösse, welche
fast immer starken Glanz und die bekannte rissige Beschaffenheit
zeigen, dabei sich durch den gänzlichen Mangel an Zwillingsstrei-
fung auszeichnen. Neben dem Sanidin treten in der Grundmasse
hier und da stark glänzende, schwarze, sehr vollkommen spaltbare
Hornblendekrystalle in Form kurzer Säulen oder langer Nadeln her-
vor, seltener sind braune oder schwarze, hexagonale Glimmerblätt-
chen. Magneteisenerz, Sodalith uod Titanit sind accessorische Ge-
mengtheile. Olivin und Augit, in den basischem Gesteinen dei* Tra-
chytfamilie so häufig, sind in diesen saurem eine seltene Elrschei-
nung. Bisweilen stellt sich in diesem an sich quarzfreien Gemenge
auch eine Spur von Quarz ein, ohne dass dadurch das Gestein in
den Kreis der eigentlichen Quarztrachyte gezogen würde , wie ja
auch Syenite bisweilen solche geringen Quarzmengen enthalten.
Nimmt der Quarz überhand, so sind natürlicherweise derlei Gesteine
zu den Quarztrachyten zu zählen ; manchmal scheint er nicht dem
Gesteine ursprünglich eigenthümlich, sondern das Product der Zer-
setzung des Sanidin zu sein. Die verwitterten Gesteine gleichen
lichten sog, Thonst^inen.
Durch die neuen Bestimmungen und Grenzen, welche um die
einzelnen Glieder der Trachytfamilie gezogen sind, ist die Anzahl
der zu den eigentlichen Trachyten zu rechnenden Vorkommnisse
eine beschränktere geworden. Zu der Gruppe der Sanidin trachyte
gehören nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse die Gesteine
vom Aisberg bei Bieberstein in der Rhön ; von Rabertshausen im
Grossherzogthum Hessen, weisslich grau oder schwach röthlich mit
schmalen Sanidinen; die vom Monte Olibano bei Pozzüoli in Süd-
italien ; Lava vom Monte de Yico und Arso auf Ischia (eine hell-
graue Grundmasse von poröser Beschaffenheit mit Sanidin, schwar-
zem Glimmer, wenig grünem Augit, Magneteisen und sehr spärlichem
Sanidintrachyt. 177
Oliyin ; Laven von der Azoreninsel San Migael mit hellbläulich-
grauer, feinkörniger oder homogen erscheinender Grundmasse, worin
Sanidine, Hornblendesäulchen und Magnesiaglimmerblättchen ; auch
erscheinen hier basischere Gesteine, welche Sanidin in Verbindung
mit Augit und Olivin ausgeschieden enfhalten, deren Kieselsäure-
gehalt um circa 10 pct. niedriger ist. Gesteine aus Siebenbürgen
und aus Canada.
Die in der Umgebung des Laacher-Sees besonders verbreiteten
Tuffe enthalten zahlreiche rundliche Stücke eines nicht in der Ge-
gend anstehenden Sanidintrachyt, zum Theil von ansehnlicher Grösse,
welchen v. Dechen bezeichnend Laacher Trachyt zu nennen
vorschlägt; er besitzt eine bald dichte, bald poröse, licht- und
dunkelgraue Grundmasse, welche sehr viele Partieen und Krystalle
von weissem, durchsichtigem Sanidin porphyrartig eingewachsen
besitzt. Ausserdem kommen darin theils eingewachsen, theils in
Drusen vor: Hornblende, Augit (selten), Glimmer, Olivin, Titanit,
Hauyn. Als fremdartige Einschlüsse enthält derselbe ausser Devon-
Gesteinen Massen von kömigem Sanidin^ welche sehr reich an den
verschiedensten Mineralien sind. Aehnliche Sanidinmassen treten
auch, allerdings viel seltener unmittelbar in den Tuffen auf. Die
Mineralien, welche in diesen körnigen Sanidinmassen (Lesestei-
nen) sich finden sind folgende: Augit, Hornblende, Albit, Oligo-
klas, Glimmer, Hauyn, Nosean, Nephelin, Mejonit, Orthit, Leucit,
Olivin, Titanit, Titaueisen, Magneteisen, weisser und rother Zirkon,
Korund, Saphir, rother und schwarzer Spinell, Cordierit, Apatit,
Granat, Staurolith, Stilbit. Hornblende, Magneteisen und Titanit
sind am häufigsten mit dem Sanidin vergesellschaftet (v. Dechen,
geogn. Führer zu dem Laacher-See 1864. 61. 84; Zeitschr. d. d.
geol. Ges. XVII. 1865. 142; vgl. auch Fr. Sandberger im Neuen
Jahrb. f. Min. 1845. 140).
Die Lesesteine des Laacher-Sees gleichen ausserordentlich den
bombenartigen, aussen glatt abgerundeten Massen krystallinischer
Aggregate von Sanidin und Hornblende in den Schuttmassen um
den Kratersee der Lagoa do Fogo auf der Insel San Miguel (Här-
tung, die Azoren 182).
Im Siebengebirge ist kein Sanidin-Trachyt bekannt. In Island
und Ungarn ist er auch bis jetzt noch nicht nachgewiesen worden.
Gesteine vom Kaiserstuhl (Rothweil, Oberbergen u. s. w.), welche
Zirkel, Petrographie. II. 12
178
Sanldintrachyt.
Roth als Sanidintrachyte anführt, gehören nach neuern Unter-
suchungen Fischers nicht hierher, da sie alle, wenn auch schwer
erkennbaren Oligoklas enthalten. Die einzigen reinen Sanidingesteine
sind die lose umherliegenden Massen der Gegend von Bischoffingen,
bestehend aus mittelkörniger Sanidiusubstanz und zahlreichen kleinen
rothen Granaten.
Analysen von Sanidintrachyten :
I. Küste der Azoreninsel S. Miguel bei Mosteiros, nördlich
von Sete Cidades, Lava mit lichtbläul ichgrauer, körniger bis dich-
ter Grundmasse, einzelnen Sanidinen und Täfelchen tombakbraunen
Glimmers. Härtung, die Azoren 1860. 97.
II. Rabertshausen, Grossherz. Hessen, nordnordwestlich von
Nidda, röthlicbgrau, mit Sanidin, wenig Glimmer und Hornblende.
Engelbach.
III. Aisberg bei Bieberstein in der Rhön, weiss, grobkörnig,
fast nur aus Sanidin bestehend, mit einzelnen Magneteisenkrystallen,
Titaniten, Augiten, Glimmerblättchen. Bunsen, Mittheilung an Roth
1861. Gesteinsanalysen S. 67
Kieselsäure
Thonerde
Eisenoxydul
Kalk . .
Magnesia
Kali . .
Natron .
Wasser .
Auffallend ist der hohe Natrongehalt der Analysen, der in
einer (III) den Kaligehalt noch übertrifft, während doch der Sani-
din ein sehr starkes Uebergewicht des Kali hervorbringen sollte.
Es deutet dies darauf hin, dass in der Grundmasse noch ein na-
tronhaltendes Silicat, Oligoklas, vielleicht auch wie Roth vermuthet
Sodalith oder Nephelin vorhanden sein müsse. Vielleicht gibt es
gar keinen Tracbyt, welcher nur Sanidin und keinen Oligoklas ent-
hält und es ist daher die Frage, ob sich in der Zukunft die Tren-
nung von Sanldintrachyt und Sanidin-Oligoklastrachyt aufrecht er-
halten wird.
I.
n.
in.
62.6
62.39
63.40
17.6
20.23
20.20
7.4
5.32
3.89
2.7
1.09
1.66
0.8
0.86
0.38
6.7
5.76
3.54
2.2
3.90
8.39
—
2.02
0.36
löö.b
101.57
101.82
Sanidintraohyt. 179
Das spec. Gewicht der Sanidintrachyte schwankt um 2.6 ; es
ist w^en des mangelnden Quarzgehaltes durchschnittlich etwas
höher als das der Quarztrachyte, welches nur sehr selten 2.6 er-
reicht; es besitzt:
Sanidintrachytlava vom Arso auf Ischia 2.641 Abich,
Sanidintrachyt von Rabertshausen 2.603 Engelbach.
Zu den Sanidin - Trachyten gehört auch wahrscheinlich das
Gestein des Vulkans Pacaya in Guatemala. Die von Moritz Wagner
mitgebrachten Stücke (glasheller Sanidin üben^iegend in dichter
graubrauner Grundmasse, Magneteisen, etwas Augit) enthalten nach
Bunsens Mittheilung an Roth (S. 67 der Gesteinsanalysen) : Kiesel-
säure 59.53; Thonerde 19.39; Eisenoxydul 7.68; Kalk 6.95 ; Ma-
gnesia 3.04; Kali 4.81; Natron 0.65; Wasser 0.65 (102.70). Die
Lava des Monte Nuovo in Süditalien, welche nur Sanidin, keinen
sichtbaren Oligoklas besitzt, obgleich sie 6.17 pct. Natron, an der
Montagnella del Monte Nuovo sogar 9.76 Natron auf 8 Kali (nach
Rammeisberg) enthält, wird gewöhnlich, ebenso wie der sanidin-
haltige sog. Piperno von Pianura zu den Phonolithlaven gezählt ;
sie ist auch in der That möglicherweise nephelinhaltig (vgl. dar-
über unten).
Unter den Trachytgesteinen Siebenbürgens erwähnt Stäche
einen Sanidintrachyt von Deva ; dieses schöne Gestein mit gross-
porphyrischer Structur ist dort der einzige bisher bekannte oligo-
klas- und quarzfreie Trachyt; die an sich weissliche feinkörnige
Grundmasse ist durch ein dichtes Netz feiner schwarzgrüner Hom-
blendenadeln fast verdeckt ; \ — 1 Zoll grosse, dicke hellgraulich-
rothe Krystalle von langrissigem porösem Sanidin sind mit scharfer
Begrenzung darin ausgeschieden. Sollte die weisse Grundmasse
nicht oligoklash altig sein? Ausser an dem isolirten Trachytkegel
westlich vom Schloss Deva treten ähnliche Gesteine an der Szuligata
bei Offenbanya und im Jzworthale bei Rodna in Siebenbürgen auf.
Die trachytischen Gesteine, welche im untern Canada in der
ümgegeud von Montreal gangförmig, in den Gebirgen von Brome
und Shaflford massig (in kühnen pittoresken bis zu 1 000 Fuss hohen
Felsen emporragend) auftreten und von St. Hunt beschrieben wur-
den, gehören wohl auch zu den Sanidintrachyten, da dieser aus-
gezeichnete Forscher einen gestreiften Feldspath nicht erwähnt;
die letztern Gesteine, welche gänzlich qnarzfrei sind, bestehen oft
180 Sanidin-Oligoklastraobyt.
lediglich aus körnigen oder tafelartigen Individuen von Feldspath«
ausserdem erscheinen darin Hornblende, Glimmerblättchen, Titanit-
krystalle und Magneteisenkrj'stalle ; der P'eldspath besitzt 65.70
Kieselsäure, 0.84 Kalk und 6.43 Kali auf 6.52 Natron. Aus Sani-
dintrachyt scheint das Gestein zu bestehen, welches C. v. d. Decken
vom Gipfel des Kiliifiandjaro (13800 Fuss hoch) in Ostafrica mit-
brachte (Zeitschr. für allgem. Erdkunde 1863. 543). Ob die schie-
ferigen Trachyte, welche L. v. Buch bei der Angostura und in
der Nähe des Perexil auf Teneriffa, sowie bei Mogan und in der
Caldera von Tiraxana auf Gran Caiiaria fand, und welche fast nur
aus lamellaren parallel übereinanderliegenden Feldspathkrystallen
bestehen, zu den Sanidin- oder Sanidin-Oligoklastrachyten gehören,
bedarf noch näherer Untersuchung; die Gesteine erinnern lebhaft
an Glimmerschiefer (Physik. Beschr. der canar. Inseln 215, 244
und 274).
Tasche, Trachyt v. lUljertshausen, N. Jahrb. f. Min. 1852. 591.
Engelbach. Tr. v. liabertshausen, Geol. Spec. -Karte, Sect. Schotten,
Darmstadt 1859. 43.
Abich, Trachyt v. Monte Olibano, Vulkanische Erscheinungen 30;
vom Arsü auf l8chia 42.
Härtung, die Azoren 1860. 97.
Stäche in von Hauers und Stachen Geologie von Siel>enbürgen
1863. 66.
Sterry Hunt, Deport of the geul. survey of Canada for 1868. Mon-
treal 1859: vgl. auch N. Jahrb. f. Min. 1862. 193.
Sanidin-Oligoklastrachyt.
Ein quarzfreies krystallinisches Gemenge von Sanidin
und Oligoklas, wozu auch noch Magnesiaglimmer und Horn-
blende tritt ; in der Regel bilden diese Mineralien zum Theil eine
feinkömig-krystallinische oder scheinbar dichte Grundmasae, in
welcher alsdann ein anderer Theil derselben als erkennliare Kry-
stalle oder krystallinische Körner eingesprengt ist ; meist kann man
Sanidin und Oligoklas an der Zwillingsstroifung, auch an Farbe,
Glanz und Härte deutlich von einander unterscheiden. Der Sanidin
weist meistens grö»»8ere Krystalle auf als der Oligoklas, scheint
aber gewöhnlich an Menge ihm nachzustehen. Der Oligoklas beritzt
sehr häufig eine ähnliche rissige Beschaffenheit, wie sie der Sani-
din zeigt, weshalb man ihn auch zum (Gegensatz von dem in Gra-
niten, Porphyren, Grünsteinen vorkommenden, glasigen Oligoklas
Sanidin-Oligoklastrachyt. 181
nennen wollte; durch diese rissige Beschaffenheit wird nicht selten
die Zwillingsstreifung des Oligoklas verdeckt. Augit ist sehr selten,
Magneteisen vielverbreitet in feinen Körnchen eingesprengt; von
andern Gemengtheilen stellt sich am häufigsten der Glimmer ein.
V. Üechen macht bei Beschreibung der Trachyte des Siebengebirges
darauf aufmerksam, dass die hornblendehaltigen Varietäten nur
selten ausgeschiedene Krystalle von Sanidin aufzuweisen haben,
dass mit der Abnahme von Hornblende die Sanidinkrystalle sich
vermehren, und dass diese allgemein verbreitet sind in den hom-
blende- und glimmerfreien Abänderungen. Nach Roth finden sich
in dem Gestein des Castellfelsens von Ischia (wohl zu den Sanidin-
Oligoklastrachyten gehörend) kleine Granaten von hj'acinthrother
bis honiggelber Farbe eingesprengt (Der Vesuv u. d. Umgebungen
V. Neapel 1857. 201).
Von den ächten Sanidin-Oligoklastrachyten, zu denen zweifels-
ohne eine grosse Anzahl von Gesteinen gehört, sind nur wenige
bisher mineralogisch und chemisch untersucht. Am besten bekannt
sind die Sanidin-Oligoklastrachyte des Siebengebirges, der Eifel,
Siebenbürgens und der Euganeen.
L Vom Drachenfels im Siebengebirge; der Sanidin möglichst
entfernt ; nicht mehr ganz frisch. Rammeisberg, Zeitschr, d. d. geol.
Ges. XI. 1859. 434.
II. Vom Drachen f eis im Siebengebirge ; die grossen Sanidin-
krystalle entlernt; nicht mehr ganz frisch; enthält noch Spur von
Chlor und 0.38 Titansäure. Abich, vulk. Ersch. 1841. 29; neu
berechnet v. Roth.
III. Vom Kühlsbrunnen im Siebengebirge, unvepvittert. G.
Bischof, Lehrb. d. ehem. u. phys. Geol, 1. Aufl. II. 2181.
IV. Vom Freienhäuschen bei Kelberg in der Eifel, hellbläu-
lichgraue Grundmasse, unverwittert. Zirkel, Zeitschr. d. d. geol.
Ges. XI. 1859. 535.
V. Vom iNIonte Rosso in den Euganeen; in grauer Grund-
masse zahlreiche bis zwei Linien grosse frische Oligoklase, wenige
Sanidine von gleicher Grösse, Glimmer in sehr kleinen Blättchen,
wenig oder keine Hornblende; spec. Gewicht 2.609. vom Rath,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 506.
182
Sanidin- Oligoklastrachyt.
I.
IL
III.
IV.
V.
Kieselsäure
65.07
67.09
64.21
60.01
65.16
Thonerde . .
16.13
15.64
16.98
21.03
15.20
Eisenoxyd . .
. 5.17
4.60
6.69
—
—
P^isenoxydul .
—
O.I6M1]
i —
8.48
5.09
Kalk . . .
. 2.74
2.25
0.49
3.19
3.32
Magnesia . .
0.67
0.98
0.18
0.73
1.50
Kali
4.44
3.47
4.41
2.01
4.07
Natron . . .
4.77
5.08
5.13
4.29
5.30
Wasser. . . ,
0.70
0.45
1.00
—
0.36
«lühveri
99.69 99.72 99.09 99.74 100.00
Die graulich weiss gefärbte Grundmasse des Trachyt vom
Drachenfels (I) enthält einzelne grosse Sanidine, sowohl einfache
säulenförmige Krystalle, gebildet durch die Flächen der beiden
deutlichsten Spaltungsrichtungen, als daneben Zwillinge nach dem
Carlsbader Gesetz, tafelförmig durch Vorherrschen der Längsfläche.
Beim Zerbrechen der Krystalle erkennt man, dass die Zwillingsgrenze
nicht eben, sondern stets gebogen ist. Diese verschiedene Ausbil-
dung der Sanidinkry stalle hält sich seltsamer Weise streng von
einander gesondert, indem die rechtwinklig säulenförmigen Krystalle
ebenso wenig Zwillinge bilden, wie die Tafeln einfache Individuen.
Ausserdem zeigen sich zahlreiche, schneeweisse, etwa liniengrosse
Oligoklaskrystalle mit zuweilen deutlicher, doch grösstentheils wegen
der rissigen Beschaflfenheit schwer zu beobachtender Zwillingsstrei-
fung ; der Sanidin schliesst bisweilen Oligoklaskörner ein. Daneben
kleine sechsseitige schwärzlichbraune Magnesiaglimmerblättchen, auch
schwarze Hornblende in wenigen kleinen Säulchen. In diesem und
den ähnlichen Trachyten des Siebengebirges kommen überdies als
accessurische Gemengtheile vor: Magneteisen in feinen Körnchen
und oktaedrischen "Krystallen, vielfach eingewachsen in den Sani-
dinen (stark manganhaltig) ; Titanit in stark glänzenden linien-
grossen, weingelben Kry stallen ; Apatit in kleinen Säulchen ; Augit
sehr selten.
Die grossen Sanidintafeln des Trachyt vom Drachenfels liegen
zuweilen zerbrochen im Gestein und zwar sind ihre Bruchstücke
dann wohl gegen einander verrückt; offenbar waren also diese
grossen Krystalle bereits gebildet, als die übrige Masse noch eine
Sanidin-Oligoklastrachyt. 183
gewisse Bildsamikeit besass. In den Spalten zwischen den zer-
brochenen Feldspathen und auf den Gesteinsklüften finden sich
nicht selten kleine wasserklare Quarzkrystalle (Dihex'aeder und Pris-
ma) zweifelsohne secundären Ursprungs, hervorgegangen aus der
Zersetzung der Feldspathe. Au manchen Stellen zeigen die Sanidin-
tafeln eine auffallende Parallelität, indem die Längsflächen aller
nahezu in dieselbe Ebene fallen, eine Erscheinung, welche im Verein
mit der erstem auch bei einigen Graniten bekannt ist, und welche
ebenfalls auf eine frühere Ausscheidung dieser grossen Sanidine
innerhalb der noch plastischen Masse verweist. Auf der Längsfläche
der Sanidinkrystalle erscheint eine deutliche Streifung, bestehend
aus düDnen abwechselnden, hellen, glasartigen, durchsichtigen und
dunklern milchweissen Linien. Breithaupt und vom Rath sind der
Ansicht, welche im hohen Grade Beachtung verdient, dass hier eine
Verwachsung zweier Feldspathspecies vorliege, ähnlich wie sie bei dem
Perthit bekannt ist, welcher eine Verwachsung von fleischrothen Or-
thoklas- mit weissen Albitlaraellen ist. Der Sanidin vom Drachen-
fels, welcher neben Kali eine nicht unbeträchtliche Menge von Na-
tron enthält (nach Rammeläbergs vorzugsweise genauer Analyse
1 Atom Natron auf 2 Atome Kali, weshalb er ihn für eine iso-
morphe Mischung von 1 Atom Natron-Orthoklas mit 2 Atomen Kali-
Orthoklas hielt), wüide alsdann ebenfalls eine Verwachsung von
Kalifeldspath mit Natronfeldspath sein; auch 1). Gerhard, welcher
die verschiedenen Lamellen des Perthit einer gesonderten sorgfäl-
tigen Untersuchung unterwarf, spricht sich dafür aus (Zeitschr. d.
d. geol. Ges. 1862. 155).
Die Analysen der Masse des Trachyt vom Drachenfels ergeben
das Sjuierstüff'verhaltiiiss bei Abich 0.99 : 3 : 1 1 .96
bei Rammeisberg 1.00 : 3 : 11.26
also nahezu das des Sanidin (1 : 3 : 12). Da indessen in der Grund-
masse ohne Zweifel Oligoklas in grosser Menge (wahrscheinlich mehr
als Sanidin)" vorhanden ist, da ferner dieselbe noch Glimmer und
Hornblende enthält, welche an sich noch bedeutend weniger Kiesel-
säure besitzen, so scheint es, dass die Annahme von feinvertheil-
tem Quarz in der Chundmasse zur Erklärung dieses verhältniss-
mässig hohen Kieselsäuregehalts derselben unumgänglich wird. Nög-
gerath beobachtetete in der That hin und wieder das Vorkommen
von Quarz im Gestein und in den Sanidinkrystallen (Karstens Archiv
184 Sanidin-Oligoklastrachyt.
XVin. 463). Da der Oligoklas wahrscheinlich nicht mehr ganz
frisch ist, 80 könnte man auf die Vermuthung kommen, dass Kalk
und Alkali weggeführt und die Kieselsäure dadurch relativ ver-
mehrt worden sei, welchem indessen der Umstand widerspricht,
dass Monoxyde und Sesquioxyde noch vollständig das SauerstoflF-
verhältnies 1 : 3 haben. Je mehr Oligoklas und je weniger Sanidin
in der Grundmasse vorausgesetzt wird, desto mehr Quarz haasB
auch in derselben angenommen werden. Die Quarzmenge kann nach
Rammeisbergs Analyse nicht weniger als 5.4 pct. betragen (in wel-
chem Falle kein Oligoklas, nur Sanidin mit kleinen Mengen von
Hornblende, Glimmer und Magneteisen vorhanden wäre) und kann
19.9 pct. nicht übersteigen (wobei kein Sanidin, nur Oligoklas mit
kleinen Mengen jener Mineralien zugegen wäre).
Das lichte Gestein El vom Kühlsbrunnen im Siebengebirge
ist ein schuppiges auf dem Bruch seidenglänzendes Gewebe von
flBist parallel gelagerten äusserst feinen Krystallblättchen, welche,
da man nach G. Rose auf dem Querbruch bisweilen einspringende
Winkel beobachtet, mit grösster Wahrscheinlichkeit Oligoklas sind ;
in diesem Aggregat, welches durch kleine, Stecknadelkopf- bis
erbsengrosse Höhlungen ein poröses Ansehen erhält, sind spärliche
kleine Sanidintäfelchen eingewachsen. Von Magnesiaglimmer oder
Hornblende zeigt sich keine Spur in diesem wegen seiner Schieferig-
keit phonolit hähnlichen Gestein.
Zu den Sanidin-Oligoklastrachyten des Siebengebirges gehören
noch die Gesteine von der Perlenhardt (wo die Sanidine diejenigen
des Dracherifels noch an Grösse übertreffen, indem sie hier oft über
3 Zoll lang werden), vom Wasserfall, vom südlichen Abhänge des
Oelbergs, vom Lohrberg (der bedeutendsten trachytischen Höhe
des Siobengebirges), von allen Bergen zwischen dem Lohrberg und
dem Schallerberg, vom Possberg und vom Hohzelterberg.
Unter den trachytischen Gesteinen der Eifel (in der Umge-
gend von Kelberg) sind die Sanidin-Oligoklastrachyte hauptsächlich
entwickelt. Die harte unverwitterte hellbläulichgraue Grundmasse
des Gesteins vom Freienhäuschen bei Kelberg enthält zwei ver-
schiedene Feldspathe eingesprengt: kleine, meist vierseitig tafelar-
tige, mitunter zwillingsverwachsene Sanidine und lange stark glän-
zende Oligoklase mit deutlichster Zwillingsstreifung. Homblende-
säulchen, oft ziemlich g^oss, sind ebenfalls darin zu erkennen.
Sanidin-Oligoklastrachyt. 185
Glimmer fehlt gäDzlich. Das Sauerstoffverhältniss der Grundmasse
ist 1.27 : 2.78 : 9, also nahe 1:3:9 dem des Oligoklas; die Grund-
masse besteht so wahrscheinlich vorzugsweise aus Oligoklas, dessen
Sauerstoffverhältniss durch Hinzutreten von Hornblende eine Er-
höhung der Monoxyde und Erniedrigung der Sesquioxyde erfahrt;
Sanidin ist vermuthlich nicht darin enthalten. Die etwas verwitterten
Gesteine von der Struth, von Reimerath und Welcherath bei Kel-
berg mit bis 3 Zoll langen, stets einfachen Sanidinkrystallen sind
dem des Drachenfels im Ganzen sehr ähnlich; die Oligoklase sind
sehr klein und verwittert, ausserdem erscheinen darin dunkle Glim-
raerblättchen und häufig sehr verwitterte (oder ganz herausgewit-
terte) Hornblendenadeln, die Grundmasse ist sehr feinkörnig-sandig.
Die specifischen Gewichte dieser rheinischen Sanidin-Oligoklastra-
chyte sind:
vom Drachenfels 2.689 Abich,
vom Kühlsbrunnen 2.701 Bischof,
vom Freienhäuschen bei Kelberg 2.654 Zirkel,
von Reimerath » » 2.632 »
von Welcherath » » 2.667
durchschnittlich also 2.6 — 2.7, wie zu erwarten steht, etwas höher,
als bei dem reinen Sanidintrachyt.
Auf dem Westerwalde in Nassau finden sich zahlreiche ein-
zelne Trachytpunkte zusammengedrängt, zwischen und neben wel-
chen auch viele Basaltberge und einige Phonolithe auftreten; na-
mentlich ist es die Gegend zwischen Selters, Wirges, Dahlen und
Weidenhahn, wo die trachytischen Gesteine in Menge ' versammelt
sind ; ein Thcil davon gehört zu den Sanidin - Oligoklastrachyten
(z. B. das Eichholz, die Kuppe zwischen Selters und Nordhofen,
das Vielbacher Koppel, Helfßrskirchen), ein anderer zu den Hom-
biende-Andesiten (vgl. diese; v. Dechen, Zeitschr. d. d. geol. Ges.
XVII. 1865. 89). Zu den Sanidin - Oligoklasgesteinen des Kaiser-
stnhls im Breisgau zählt Fischer die von Bischoffingen, Oberbergen,
Eichholz, Ihringen und OberschafFhausen ; sie sind alle meist sehr
verwittert, der Oligoklas ist in ihnen sehr schwer zu erkennen und
leicht zu übersehen. Nach v. Richthofen sind auch in Ungarn
Trachyte verbreitet, welche quarzfrei sind und Sanidin, Oligoklas,
wenig (TÜnimer und wenig Hornblende ausgeschieden enthalten.
Die Sanidin-Oligoklastrachyte Siebenbürgens sind neuerdings
186 Sanidin-Oligoklastrachyt.
durch Stäche eingehend untersucht worden; sie bilden bei ihm
Glieder der » ächten Trachyte «, einer Abtheilung der » grauen
Trachyte«, welchen höchstens für Localbeschreibungen brauchbaren
Namen er im Anschluss an v. Richthofen beibehält. Diese Cresteine
sind ausgezeichnet durch die rauhe, acht trachytische, oft ins deut-
lich poröse gehende feinkrystallinische Grundmasse, in welcher
neben Sanidin und Oligoklas regelmässig und oft reichlich Horn-
blende auftritt, die nur äusserst selten von schwarzem Glimmer
vertreten wird. Vorherrschend sind lichte, besonders weisse und sehr
hellgraue oder auch röthliche Nuancen, seltener dunklere bräun-
liche und grünlichgraue Töne. Zu diesen Gesteinen gehören der
weisse Sanidin - Oligoklastrachyt von Deva und vom St. Annasee
am Büdos; neben mittclgrossen, scharfbegrenzten Sanidinkrystallen
ist deutlich gestreifter Oligoklas zum Theil überwiegend ausge-
schieden, die zahlreichen schwarzen langen Homblendesaulen sind
an beiden Enden zuweilen deutlich auskrystallisirt ; durch Ueber-
handnehmen der ausgeschiedenen Gern ength eile, wozu auch Glimmer
sich gesellt, gewinnen die Gesteine manchmal einen granito-por-
phyrischen Habitus, ähnlich dem Quarztrachyt aus dem Illovathal
(vgl. S. 169). (Aehnliche Gesteine kommen in Ungarn vor bei Kracs-
falu am Gutin, im Kozelniker Thal und bei Ribnik unweit Schem-
nitz.) Ferner gehört hierher der rothe Sanidin - Oligoklastrachyt
vom Büdos und von Verespatak, dessen Grundmasse eine noch
rauhere, stärker poröse und weniger feinkörnige Beschaffenheit, da-
bei hellrothe, dunkelgräulichrothe, bräunlichrothe Färbung besitzt ;
die Gemengtheile sind denen der vorigen Varietät ähnlich, Oligoklas
scheint zu überwiegen ; unter auswärtigen Vorkommnissen erinnern
die rothen rauhen Trachyte von Viterbo im Kirchenstaat und von
Smyrna in Kleinasien am lebhaftesten an das frische Gestein dieser
Abänderung, nicht geringe Analogien mit demselben hat auch der
rothe rauhe Trachyt, welchen v. Richthofen von Nangasaki be-
schreibt. Ob in den braunen, an Grundmasse reichen quarzfreien
Gesteinen des siebenbürgischen Erzgebirges von Csertes und Nagyag
neben dem deutlioh gestreiften Feldspath auch Sanidin vorhanden
ist, ist noch nicht festgestellt.
Vom Rath hat über die Sanidin-Oligoklastrachyte der Euganeen
berichtet, welche vorzugsweise im nördlichen und nordwestlichen
Theil der Hügelgruppe verbreitet sind. Die Grundmasse ist rauh,
Sanidin-Oligoklastrachyt. 187
meist licht, graulich weiss, grau, bläulichgi*au, röthlichgrau. Die beiden
verschiedenen Feldspathe zeigen nicht solchen Grössenunterschied,
wie im Siebengebirge; sie liegen entweder vereinzelt im Gestein
oder sind zwiilings verwachsen, und zwar umschliesst dann ebenso
häufig der Sanidin den Oligoklas, als der Oligoklas den Sanidin.
Die Sanidine bilden stets dicke, bald einfache, bald Zwillingstafeln ;
Magnesiaglimmer fehlt nie, hinzu tritt wenig Hornblende, Magnet-
eisen ist immer vorhanden. Auch am Monte Amiata in Toscana
erscheint neben dem S. 154 erwähnten eigenthüro liehen Quarztrachyt
ausgezeichneter Sanidin- Oligoklastrachyt mit zuweilen 2 Zoll grossen
Sanidinen.
Sehr charakteristische homblendehaltige Sanidin - Oligoklas-
trachyte stammen von dem riesigen Bergkegel Mount-Egmont auf
der Nordinsel Neuseelands (v. Hochstetters Geologie von Neusee-
land 1864. 154). Nach G. Rose enthalten auch die durch Peter
von Tschihatscheff aus Kleinasien (von Afium-Karahissar und Moha-
med-Kjöe in Phrygien, von Kajadschyk und Donanlar in Mysien)
mitgebrachten Trachyte Sanidin und Oligoklas zusammen (v. Hum-
boldts Kosmos IV. 469).
Abich, Gestein v. Drachenfels, Vnlkan. Erscheinungen 1841. 29.
Rammelsberg, Gestein v. Drachenfels, Zeitf>chr. d d. geol. Ges.
1859. 440.
G. vom Rath, Drachenfelstrachyt, Beitrag zur Kennt, d. Trach. d.
Siebengeb. 1861.
V. Dechen, Gestein v. Drachenfels u. Kühlsbmnnen, Geogn. Führer
in das Siebengebirofe 66. 82 ; Gest. v. Westerwald, Zeitschr. d.
d. ^eol. Ges. XVII. 1865. 89.
D. Gerhard, Sanidin im Drachenfelstrachyt, Zeitschr. d. d geol.
Ges. 1RG2. 155.
G. Bischof, Gestein v. Kühlsbrunnen, Ch.u.ph.GeoI. 1. Aufl. II. 2181.
Zirkel, Trachyte der Eifel, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1859. 507.
Roth, ebendar. in Mitscherlich, Ueber d. vulk. Erschein, d. Eifel
1865. 10.
H. Fischer, Gestein v. Kaiserstuhl, Ber. der naturf. Gesellschaft in
Freiburg II. 408.
Stäche, siebonbürgische Sanidin-Oligoklastrachyte in v. Hauer und
St Geologie Siebenbürgens 1863. 63.
G. vom Rath, Sanidin-Oligoklastrachyte der Euganeen, Zeitschr. d.
d. geol. Ges. XVI. 1864.505; vom Monte Amiata ebend. XVII.
1865. 415.
188 Phonolith.
Klingstein, Porphyrschiefer (Werner), Homschiefer z. Th. (J. F. W.
V. Charpentier).
Der Phonolith stellt eine dichte, im frischen Zustande dunkel-
grünlichgraue oder gelblichgraue Gesteinsmasse dar, auf deren un-
ebenem, ins splitterige verlaufendem Bruch hier und da eine Spal-
tungsfläche von Sanidin erscheint. Dabei zeigt das Gestein eine
grosse Neigung zu schieferiger Textur oder dünnplattiger Abson-
derung und gibt beim Schlagen einen hellen Klang von sich. Da-
her veränderte Klaproth (Abhandl. der Berl. Akad. 1801) die für
dieses Gestein früher gebrauchten Namen Porphyrschiefer und Hom-
schiefer in Phonolith.
Die Masse des Phonolith ist meistens völlig compact, nur
selten porös; sie schmilzt vor dem Löthrohr mit grösserer oder
geringerer Schwierigkeit zu einem graulichen odnr grünlichen Glas-
schmelz. Bei dem Erhitzen im Glaskölbchen zeigt sich ein Wasser-
gehalt, welcher durchschnittlich 1^ — 5 pct. betragt.
Seinem allgemeinen äussern Ansehen nach steht der Phono-
lith zwischen Trachyt und Basalt, jedoch so, dass er dem Trachyt
bedeutend mehr sich nähert, als dem Basalt, von welchem er sich
durch seine stets lichtere Farbe, sein geringeres specifisches Gewicht,
seine Schiefertextur, den Mangel an Olivin, sowie das stete Auf-
treten von Sanidin unterscheidet, fast alles Eigenschaften, die ihn
dem Trachyt verwandt erscheinen lassen, welcher allerdings nie eine
solche dichte und compacte Grundmasse besitzt, wie der Phonolith ;
dabei ist der Phonolith ein völlig quarzfreies Gestein.
Bereits 1805 hatte Fleuriau de Bellevue (Journ. de physique
LX. 426) dargethan, dass der mit Salpetersäure behandelte Phono-
lith eine theilweise Zersetzung erleidet, indem sich gallertartige
Kieselsäure dabei abscheidet, und auch schon die Ansicht ausge-
sprochen, dass Mesotyp einen integrirenden Bestandtheil mancher
Phonolithe ausmache. Fernerer Aufschluss über die Grundmasse
des Phonolith wurde verschafft, als C. Gmelinl828 dieselbe durch
kochende Salzsäure in einen zersetzbaren und unzersetzbaren Theil
zerlegie und jeden gesondert analysirte. Da die Zusammensetzung
des unzersetzbaren Theils eine dem Sanidin ähnliche war, und des-
sen Krystalle auch, wie erwähnt, auf der Gesteinsbruchfläche manch-
mal deutlich zu erkennen sind, so nahm man keinen Anstand, die-
Gemengtheile des Phonolith. 189
sen Theil der Gesteinsmasse als Sanidin zu betiiachten. Was den
andern Theil betrifft, welcher durch Säuren eine Zersetzung erlei-
det, so hielt man diesen für ein zeolithartiges Mineral, und zwar
gewöhnlich für Natrolith oder Mesotyp. Es würde demgemäss der
Phonolith aus einem innigen, durch Säuren trennbaren Gemenge
von Sanidin und einem zeolithartigen Mineral bestehen.
Nachdem man schon früher darauf hingewiesen hatte, dass
diese sogenannte zeolithische Substanz keineswegs stets Natrolith
oder Mesotyp zu sein scheine, indem auch andere Zeolitharten,
Analcim, Chabasit, Desmin, Apophyllit auf Klüften und in Höhlun-
gen des Phonolith vorkommen, also auch wohl in seiner Grund-
masse vorausgesetzt werden dürfen, hat sich in der neuern Zeit
durch genauere mineralogische und chemische Untersuchungen die
Wahrscheinlichkeit herausgestellt, dass der durch Säuren zersetz-
bare Theil der Phonolithgrundmasse wohl vorwiegend aus N e p h e-
lin bestehen dürfte. Auf diese Weise verhält sich der Phonolith
zu dem Trachyt wie der Foyait zu dem Syenit, wie der Orthoklas-
Liebeneritporphyr (Bd. I. 599) zu dem quarzfreien Orthoklasporphyr.
Breithaupt und G. Rose hatten schon früher das Vorkommen
von Nephelinkrystallen im Phonolith erkannt. Ersterer erwähnt
als Seltenheit nelkenbraunen Nephelin in frischen hexagonalen Pris-
men im Phonolith von Holeukluk bei Proboscht in der böhmischen
Herrschaft Schreckenstein (Handb. d. Miner. III. 476), letzterer be-
schreibt in tlem von Overweg gesammelten Phonolith von Scherfe
im Kicklah-Gebirge in Tripolis graulichweisse, stark durchschim-
mernde und starkglänzende Nephelinkry stalle, welche als scharfbe-
grenzte Sechsecke von 1 J — 3 Linien Durchmesser auf der Bruch-
fläche des Gesteins erscheinen (Zeitschr. d. d. geol. Gesr. HI. 1861.
105); ja bereits 1839 hatte G.Rose daran gedacht, dass der zer-
legbare Antheil der Phonolithe vielleicht ein Gemenge eines Zeolith
mit Nephelin sein könne (Poggend. Ann. XLVII. 195). Jenzsch,
welcher die Phonolithe des böhmischen Mittelgebirges untersuchte
(Zeitschr. d.d. geol. Ges. VIII. 167— 203), erklärt ^ich ebenfalls ent-
schieden dafür, dass das sog. zeolithische Mineral als Nephelin aufzufas-
sen sei ; in diesen Gesteinen zeigt der Nephelin auf dem Querbruch
graulichweisse, oft stark glänzende, oft aber auch ganz matte Ilexa-
gone und erscheint häufig in eine rothe specksteinartige Substanz
umgewandelt (wohl dem alten tyroler Liebenerit ähnlich). Die mi-
190 Gemengtheile des PhoDolith.
neralogische ZasaramenBetzung des Phonolith von Nestomitz betrach-
tet er als: Sanidin 53.55 ; Nepbelin 31.76; arfvedsonitartige Horn-
blende 9.34; Titanit 3.G7 ; Eisenkies 0.04. Auch vom Rath be-
merkt, dass man in dem durch Säuren zersetzbaren Theil der von
ihm untersuchten Phonolithe Nepbelin annehmen könne.
In mehrern phonolithischen Gesteinen aus der Umgebung des
Laacher See und aus dem Hegau in Baden hat man Nosean als
wesentlichen Gemengtheil gefunden ; sie folgen auf die eigentlichen
Phonolithe unter der Bezeichnung Noseanphonolithe.
Die tafelartigeu Krystalle von Sanidin liegen meistens mit
ihren Bruchflächen M der Schieferung des Phonolith parallel, wel-
che /äben durch solche dünne Lamellen hervorgebracht scheint (vgl.
dar. schon Burat, Descr. des terr. volc. d. 1. Fr. centr. 1833. 38) ;
gewöhnlich sind sie durchsichtig und zeigen dieselbe graue Farbe,
wie die Grundmasse, daher man sie oft nur durch ihren spiegeln-
den Glanz unterscheiden kann. Sehr ausgezeichnet kommen diese
fast nie fehlenden Feldspathtafeln vor an dem Milleschaner Don-
nersberg im böhmischen Mittelgebirge, an der Milseburg und an der
Steinwand im Rhöngebirge, am Puy de Dome in der Auvergne. Die
Sanidine in den Phonolithen sind im Ganzen wenig zu Zwillings-
bildungen geneigt. Am Teplitzer Schlossberg legen sich, wie Qaen-
stedt anfährt (Epochen der Natur 156) die kleinen Krystalle mit
k = a : 00 b : ooc aneinander wie die Feldspathe des sog. Rhombeh-
porphyr, nur zeichnet sich in den Phonolithen die Fläche M durch
ausserordentliche Breite aus. Jenzsch beobachtete diese Zwillings-
verwachsung schon früher auch am Ganghofe bei Bilin (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. VIII. 1856. 188). Von Quarz findet sich, wie er-
wähnt, keine Spur. Andere Gemengtheile der Phonolithe ausser
dem schon angeführten Nepbelin sind:
Hornblende sehr häufig in schwarzen Nadeln, hier und da
auch innerhalb der grössern Sanidinttifeln. Glimmer meistens in brau-
nen sechsseitigen Tafeln, doch auch von silberweieser Farbe, erscheint
weit seltener, z. B. am Schloss Heldburg in Coburg, Heidelberg bei
Salesl in Böhmen. Magneteisenerz in kleinen Körnchen, welche oft
so fein eingesprengt sind, dass man nur durch die Ablenkung der
Magnetnadelauf ihrVorhandensein geführt wird: Kleiner Ilimmelsberg
bei Kreibitz und Borzen bei Bilin in Böhmen, Pferdekuppe in der
Rhön. Honiggelbe und gelbrothe Titanitkry stalle sind, wenn auch
Gemengtheile des Phonolith. 191
nur sporadisch vertbeilt, doch ein vielfach verbreiteter accessorischer
Gemengtbeil. Reuss macht darauf aufmerksam, dass sie vorwiegend
in den hellgrauen uod gelblichgrauen Phonolithen Böhmens vor-
kommen, in den dunkelgrau und grünlich gefärbten dagegen feh-
len (am Teplitzer Schlossberg, Nestomitz, Höhe von Schallau un-
weit des Milleschauer). Nach Gutberiet ist auch in dem Rhönge-
birge der Titanit nur an die grauen Phonolithe von jüngerm Alter
gebunden (N. Jahrb. f. Miner. 1845. 130). Am Berge Sanädoire
beim Mont-Dor beobachtete ihn Cordier zuerst. In dem »Trachyt«
(Phonolith) von der Pferdekuppe an der Rhön entdeckte Fischer
winzige graue Kryställchen eines zirkon- oder malakonähnlichen
Minerals (N. Jahrb. f. Min. 1865.438); dadurch würde eine Ana-
logie mit dem norwegischen Zirkonsyenit (Bd. I. 591) hervorgebracht.
Augitkrystalle fand G. Rose in einigen böhmischen Phonolithen
z. B. vom Ziegenberge bei Aussig, seltener und kleiner am Mille-
schauer Donnersberg, zuweilen am Griou im Cantal ; jedenfalls sind
Augite sehr selten im Phonolith. Dasselbe gilt vom Oligoklas, wel-
chen G. Rose im Phonolith des Schreckensteins bei Aussig auffand.
Mit Recht bemerkt Naumann, dass die Albitkrystalle, welche De-
lesse (Bull. d. 1. soc. geol. (2) VII. 1850. 89) im Phonolith vom
Laugarfjall auf Island angibt,, vielleicht Oligoklase seien. Wenn auch
manche der für Sanidin gehalteneu Feldspathe vielleicht glasiger
Oligoklas sein sollten, so genügen doch unsere jetzigen Kenntnisse
noch nicht, einen Oligoklas-Phonolith dem Nephelin-Phonolith zu
parallelisiren. Auch Olivin ist sehr selten, welchen G. Rose als
kleine Körner im Phonolith des Griou beobachtete. Nach Reuss
und Naumann kommt in den böhmischen Phonolithen kein Olivin
vor. Hauyn selten am Milleschauer Donnersberg, häufiger am Berge
Sanädoire am Mont-Dor, sowie auch am Falgoux im Cantal ; der
Noseanphonolith vom Ilohentwiel im Hegau führt auch Hauyn.
Diese Gesteine sind so dem alten Ditroit (Bd. I. 595) höchst ähn-
lich zusammengesetzt.
Die Klüfte oder Hohlräume der Phonolithe, hauptsächlich der
hellfarbigen, sind vielfach mit mancherlei zeolithischen Mineralien
erfüllt. So finden sich Natrolith, Desmin, Apophyllit, Chabasit,
Analcim, Comptonit, auch Kalkspath und Hyalith; um die Hohl-
räume herum erscheint das Gestein manchmal förmlich ausgelaugt.
Reuss hebt es hervor, dass in diesen Hohlräumen oft eine regel-
192
Lösliche und unlösliche Theile.
massige Succession der Mineralien aufeinander stattfindet: Kalk-
spath ist dabei gewöhnlich die jüngste Bildung, der Analcim stallt
meist den innersten Mineralabsatz dar und erweist sich älter als
der Natrolith, dieser älter als der Apophyllit. Was die Hohlräume
selbst anbetrifft , so hat Jenzsch die Ansicht ausgesprochen,
dass sie ursprünglich llomblendeconcretionen gewesen seien, wel-
che allmählich eine Umwandlung in Zeolithe erlitten hätten.
Die Mengenverhältnisse zwischen dem durch Säuren löslichen
und unlöslichen Theil sind sehr schwankender Art, und sind auch
bei einem und demselben Gestein von der Concentration der ange-
wandten Säure und der längern oder kurzem Einwirkung derselben
abhängig; so betragen z. B. im Phonolith von
die löslichen die unlöslichen Theile
Abtsrode in der Rhön .... 15.84 84.16 (C. G. Gmelin)
der Pferdekuppe in der Rhön . 18.59 81.41 (Gmelin)
80.07 (E. E.Schmidt)
77.87 (vomRath)
73.68 (Rammeisberg)
71.92 (Rammeisberg)
63.78 (vom Rath)
60.82 (Zirkel)
51.03 (Redtenbacher)
47.76 (Rammeisberg)
44.87 (Gmelin)
dem Ebersberg in der Rhön . . 20.56
Olbersdorf bei Zittau . . . . 22.13
der Stein wand in der Rhön . . 26.64
Kostenblatt in Böhmen . . . 28.08
der Lausche bei Zittau . . . 36.22
dem Seiberg in der Eifel . . . 39.18
Wisterschan bei Teplitz . . . 48.97
dem Borzen bei Bilin . . . . 52.24
dem Hohenkrähen, Hegau (Nose-
anph.) 55.13
Bei den folgenden Ph onolit ha na lysen bezeichnet g die
Zusamensetzung des ganzen Gesteins, 1 die des löslichen, u die des
unlöslichen Antheils.
I. Von der Pferdekuppe in dem Rhöngebirge, Rammeisberg,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 751; spec. Gewicht 2.605
(C. G. Gmelin).
II. Von der Lausche s.w. bei Zittau, grünlichgrau, mit sehr
wenigen kleinen Sanidinen und Homblendesäulchen. Spec. Gew.
2.566; vom Rath, Zeitschr. d. d. geol. Ges. VHL 1856. 297.
III. Von Olbersdorf bei Zittau, grau mit Sanidinajund Horn-
blende. Spec. Gew. 2.596; vom Rath ebendas. 296.
IV. Vom Teplitzer Schlossberg, Böhmen. Ramnielsberg, Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 751.
Chemische Zusammensetzung der Phonolithe.
193
V. Von Kostenblatt in Böhmen; Rammelsberg, Zeitschr. d.
d. geol. Ges. XIV. 1862. 751.
VI. Von Nestomitz bei Aussig, perlgrau. Spec. Gew. 2.569.
Jenzsch, Zeitschr. d. d. geol. Ges. VIII. 1856. 196.
Kieselsäure
Thonerde
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Manganoxydul
Kalk
Magnesia
Kali
Natron
Wass. od. Glv.
I.
57.541
laoej
4.70
0 06'
4.75^
1.20,
5.13!
5.65!
3.10
IOOT28
1.
42.48-
22.12
3.54
4.08i
O.2O1
7.48!
1.34
3.22
5.65
10.69
IOÖ.8O"
u.
63.65
16.33
3.26
Kieselsäure
Thonerde
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Manganoxydul
Kalk
Magnesia
Kali
Natron
Wasser od. (ilv.
3.58
1.14
5.96
5.66
99.58
IV.
II.
g. i 1. ' u.
59.17| 46.48 66.35
19.74i 23.85 17.59
3.39' 3.07 3.30
0.92:
0.15
6.45|
8.88,
1.18|
99.88^
0.94
1.56i
0.40,
2.85^
15.54!
3.25|
0.59
0.37
6.65
6.10
g. 1 '
58.16, 42.28
21.57 25.09,
u.
64.28
20.18
2.77 6.12 1.45
_ !
0.85
7.11
0.92!
3.89'
8.24
7.18
0.24
2 01
1.26
6.57
5.97
2.03
100.58 101.68 100.00
Spur
1.40
7.62
5.07
97.94 100.95
V.
in.
g. I l. I u.
61.54] 43.74: 66.04
19.31 22.39 17.62
4.19 10.79 2.55
1.33|
0.10!
5.86
7.65;
0.71
2.96
0.47
3.72
12.98
3.24i
1.07
0.41
6.56
6.29
100.691 100.59J 100.54
VI.
g. I 1. u,
57.221 40.49, 63.75
20.9 ll 25.14
1.55 5.521
i _ I
3.47
1.77|
7.22
4.89|
2.90
6.34|
1.92 1
4.38:
5.62J
10.33!
19.26
2.35
1.71
8.33
4.60
99.93; 99.74i 100.00
g-
56.28
20.58
2.86
1.45
0.46
0.32
5.84
9.07
L29
98 15
I g (früher von C. G. Gmelin untersucht) enthält noch Titan-
säure 0.13 und Baryt 0.19; I 1 Titansäure 0.10; I u Titansäure
0.15 und Baryt 0.28. In den 2.35 Kalk in V u ist auch Baryt;
VI enthält noch Lithion 0.05, Phosphorsäure 0.29, Titansäure 1.44,
Schwefel 0.02.
Wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen Trachyt und
Phonolith sind der beträchtlich hohe Alkaligehalt und das geringere
spec. Gewicht des letztern (vgl. dar. unten).
Die Bausch analysen des Phonolith ergeben im Allge-
meinen ein Sauerstoffverhältniss, welches um R : R : Si = 1 : 3 : 9
berumschwaukt ; darf man den Vergleich wagen, so könnte man
Zirkel, Fetrographie. 11. ]^g
194 Mineral, und ehem. Zusammensetzung des Phonolith.
also die Gesaramtzusamroensetzung des Phonolith eine oligoklas-
ähnliche nennen. Abich hat bereits früh diese Beziehung aus dem
Mittel von 6 Analysen von Struve, C. Gmelin, Meyer und Redten-
bacher abgeleitet, bemerkt aber mit Recht, dass auf einen solchen
Vergleich nur in sofern einiger Werth zu legen ist, als dadurch
das Constante gewisser, diese Bildungen charakterisirender einfacher
Grundverhältnisse kürzer und schneller hervortritt. E. Schmid,
welcher den Phonolith vom Ebersberg in der Rhön und G. vom
Rath, welcher die Phonolithe von Olbersdorf und von der Lausche
bei Zittau untersuchte, sprechen sich ebenfalls dafür aus, dass diese
Gesteine das chemische Bild des Oligoklas darstellen. Letzterer
erhielt für die Zusammensetzung des erstem Phonolith (III) das
Verhältniss R : R : Si = 1.05 : 2.73 : 9.00, für die des zweiten Pho-
nolith (U) das Verhältniss 1.10 : 2.97 : 9.00. Wird in dem Phono-
lith vom Ebersberg das Eisen z. Th. als Oxyd, z. Th. als Oxydul
angenommen, so tritt die Oligoklasformel »mit einer Schärfe her-
vor, wie man sie bei Untersuchung eines krystallisirtcn Fossils nur
wünschen kann*. So beträgt auch der Sanerstoffquotient im Phono-
lith des Teplitzer Schlossbergs (Pützer) = 0.455 ; von Kostenblatt
in Böhmen (Fröhlich) = 0.424 ; von Xestomitz bei Aussig (Jenzsch)
= 0.479, während der des Oligoklas 0.444 ist.
Roth macht darauf aufmerksam, dass das Sauerstoffverhält-
niss 1:3:9 des ganzen Gesteins durch eine Verbindung von 3
Atomen Sanidin und 2 Atomen Nephelin hervorgebracht sein könne,
welche 72 pct. Sanidin ergeben würde.
Bei dem in Säuren zersetzbaren Theil, in welchem Na-
tron sehr reichlich (z. B. in dem vom Borzen bei Bilin bis zu
16.51 pct., von der Steinwand in der Rhön 13.25 pct., von der
Lausche bei Zittau 1 5.54 pct.) vertreten ist, macht es die oft nur
geringe Menge von Wasser unwahrscheinlich, dass er vorwiegend
als ein zeolitbisches Mineral zu deuten sei ; so enthält 1 vom Börsen
nur 3.21 pct., von Olbersdorf nur 3.24, von Abt srode (Rhön) 4.21,
von der Steinwand 5.37 Wasser. Unter der geringen Anzahl von
andern Mineralien, auf welche man ihn beziehen könnte, hat der
mit Säuren gelatinirendo natronreiche Nephelin noch die meiste
Wahrscheinlichkeit für sich, zumal da man ihn mineralogisch in so
manchen Phonolithen nachgewiesen hat. Dennoch aber lässt sich
der auflöslichc Theil in keiner Analyse direct als Nephelin berech-
Mineral, und ehem. Zusammensetzung des Phonolith. 195
nen, keine stellt überhaupt die Zusammensetzung eines bestimmten
Minerals dar, indem stets ein geringer Rest bleibt, welcher keiner
sichern Deutung fähig ist. Vermuthlich ist Nephelin mit irgend
einer zeolithischen aus seiner Zersetzung hervorgegangenen Substanz
(etwa Natrolith, welcher ja aus Elaeolith entsteht) gemengt, denn
für Nephelin allein ist der Wassergehalt wenigstens vieler Phono-
lithe offenbar zu gross, selbst wenn man annimmt, dass derselbe,
wie es wohl leicht in diesem zersetzbaren Antheil geschehen kann,
etwas zu hoch bestimmt wurde. Es ist namentlich hier auch zu
bedenken, dass gleichfalls andere accessorische Mineralien von den
Säuren entweder mit aufgelöst oder zum Theil zersetzt werden,
und so in den auflöslichen Theil übergehend, das chemische Bild
des Hauptbestandiheils desselben, des Nephelin, verdunkeln ; so wer-
den Magneteisen und Olivin durch die Behandlung mit Salzsäure
zersetzt, Hornblende und Oligoklas theilweise zersetzt, ja selbst
der Sanidin wird durch Säuren nicht unbeträchtlich angegrifi*en.
Eigenthüralich ist die grosse Kalkmenge einiger zersetzbarer An-
theile: vom Ebersberg (Rhön) 10.64; I 1 7.48; IV 1 7.11 ; Tep-
litzer Schlossberg 9.26 nach Pützer. Die an zersetzbarem Antheil
und an Nephelin armen Phonolithe nähern sich mineralogisch und
chemisch den Trachyten.
Die Zusammensetzung des unlöslichen Theils entspricht
dagegen in den meisten Fällen sehr gut der des Sanidin. So besitzt
z. B. der unlösliche Theil des Phonolith von Olbersdorf bei Zittau
nach vom Rath das SauerstofFverhältniss 1.11 : 3.14 : 12, der von
der Lausche bei Zittau das SauerstofFverhältniss 1.04 : 3.20 : 12,
also beide Verhältnisse nahe 1:3:12, dem des Sanidin. Der Pho-
nolith von Wisterschan hat in seinem unlöslichen Theile das Ver-
hältniss 1.12 : 3 : 12.12. Die meisten Analysen führen auf das Al-
kalienverhältniss von 3 Kali auf 2 Natron oder von 1 Kali auf
1 Natron. Die Phonolithe von der Pferdekuppe nach Gmelin und
von Wisterschan nach Redtenbacher ergeben in dem unlöslichen
Antheil mehr Natron als Kali ; solche enthalten vielleicht Oligoklas
neben dem Sanidin. In einigen Analysen scheint der Eisengehalt
dieses unlöslichen Theils auf eine Beimengung von Hornblende hin-
zudeuten. Sclnnid bezeichnete in dem oben erwähnten Phonolith
vom Ebersberg in der Rhön den unlöslichen Theil als Oligoklas.
Es verhalten sich in der That die Sauerstofizahlen von R : R : Si =
196 Spec. Gewicht der Phonolithe.
0.89 : 3 : 8.69, also sehr nahe wie Oligoklas. Merkwürdigerweise
stellt sich auch der zersetzbare Theil als ein Oligoklas mit Wasser-
gebalt dar. Die unlöslichen Theile der Phonolithe- scheinen indessen
trotz der chemischen Aehnlicbkeit nicht aus reiner Feldspathsub-
stanz zu bestehen. In dem Phonolith des Teplitzer Schlossberges
wies Rammeisberg einen Gehalt von 0.21 Baryt nach, Strnve fand
schon 1826 im Phonolith des Rothenbergs bei Brüz Strontian.
Ausser den schon bei den Analysen angegebenen Bestimmungen
des spec. Gewichts sind folgende zu erwähnen: Phonolith vom
Teplitzer Schlossberg 2.548 (Reuss); von Abtsrode in der Rhön
2.623 (Gmelin) ; vom Ebersberg in der Rhön 2.504 (E. E. Schmid);
von Oberschaff hausen am Kaiserstuhl 2.378 (Schill) ; vom Seiberg
bei Quiddelbach in der Eifel 2.635 (Zirkel) ; vom Milleschauer in
Böhmen 2.575 (Klaproth) ; Borzen bei Bilin 2.577 (Breithaupt);
von Nestomitz bei Aussig 2.569 bis 2.575 (Jenzsch); von der
Roche de la Tuiliere, Mont-Dor, 2.575 (Dufrenoy). Reuss bestimmte
das mittlere spec. Gewicht zu 2.513, Breithaupt zu 2.537.
Je grösser bei den Phonolithen der unzersetzbare Antheil ist,
desto höher ist im Allgemeinen das spec. Gewicht ; mit dem wach-
senden Gehalt an zersetzbaren Theilen sinkt es herab:
«pcc. Gew
Phonolith vom Hohenkrähen (Noseanph.) 2.504
» vom Teplitzer Schlossberg .
» von Olbcrsdorf bei Zittau .
> von der Pferdekuppe (Rhön)
» von Abtsrode (Rhön)
Man kann also aus dem spec. Gewicht einigermaassen auf
die Zersetzbark eit schliessen. Mit dem Wassergehalt steht die Menge
der auflöslichen Theile in keinem deutlichen Yerhältniss ; Rammels-
berg glaubt zwar eine gewisse Beziehung erkennen zu können
(Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 757). Durch den Einfluss
der Verwitterung wird der zersetzbare Antheil stets mehr ange-
griffen, als der unzersetzbare feldspathige, so dass in sehr stark
verwitterten Varietäten der erstere nur noch in sehr geringer Menge
angetroffen wird, indem er durch die während langer Zeiträume
circulirenden Gewässer extrahirt worden ist. So enthält z. B. nach
Schmorl ein stark verwitterter Phonolith aus dem böhmischen Mit-
«pcc. Gew.
untenetzt
2.504
44.87
2.548 .
70.59
2.596
77.87
2.605
81.41
2.623
84.16
Varietäten des Phonolith. 197
telgebirge nur noch 3.37 pct. an löslichem Antheil ; der Phonolith
von Abtsrode besitzt
löslich unlöslich
unverwittert . 15.84 84.16
verwittert . . 4.21 95.79
Die Verwitterungsrinde ist graulichweiss, klebt an der Zunge und
hat ein für den Phonolith charakteristisches Ansehen.
Als Varietäten des Phonolith pflegt man folgende hervorzuheben :
^ Gemeiner oder eigentlicher Phonolith, auch plat-
tenförmiger Phonolith genannt; die häufigste Varietät, dickschie-
ferig, leicht spaltbar, in Platten abgesondert, welche stark klingen ;
meist von dunkeln Farben, findet sich in allen phonolithischen
Regionen.
Porphyrartiger Phonolith, massig ohne Schieferung
und plattenförmige Absonderung, mit ebenfalls meist dunklem Far-
ben, flachmuscheligem Bruch und einzelneu eingesprengten deut-
lichem Krystallen von Sauidin, auch wohl von Hornblende (z. B.
Milseburg in der Rhön).
Trachytähnlicher Phonolith, undeutlich oder gar
nicht schieferig, von meist hellgrauer oder gelblichgrauer Farbe,
und rauher oft etwas poröser Grundmasse ; zeolithi8"bhe Bestand-
theile sind bisweilen deutlich erkennbar beigemengt, oder in Trümern,
Nestern oder Drusen ausgeschieden. Pferdekuppe, überhaupt die
neuem Phonolithmassen der Rhön, Marienberg bei Aussig an der
Elbe, die Phouolithe zwischen Joachimsthal und Oberwiesenthal im
Erzgebirge.
Gefleckter Phonolith (Ph. mouchete ou tigre von Ber-
trand-Roux) ist nur eine Farbenvarietät, welche dadurch entsteht,
dass in der Grundmasse namentlich der plattenförmigen Phonolithe
sich zahlreiche, unbestimmt begrenzte dunkle Flecken finden (Lusch-
witz bei Aussig in Böhmen).
Blasiger P h o n o 1 i t h, z. B. Blattendorf bei llaida, Böhmen.
Es sind an manchen Punkten Uebergänge des Phonolith in Tra-
chyt bekannt, deren z. I^. Burat aus dem Velay, Reuss aus dem böh-
mischen Mittelgebirge gedenkt ; Uebergänge in Basalte dürften in-
dessen noch nicht aufgefunden sein. Ueberhaupt steht der Phono-
lith, wie erwähnt geologisch, chemisch und mineralogisch dem
198 Vorkommen der Phonolithe.
Trachyt viel näher als dem Basalt und übernimmt gewissermaassen,
wo er mit dem Basalt zusammen vorkommt, die Rolle des Trachyt.
Die plattenförmige Absonderung ist, den Schieferungsflächen
parallel laufend, beim Phonolith ungemein häufig und zuweilen so
dünn ausgebildet, dass man die Platten, wie im Cantal in Central-
frankreich zum Dachdecken benutzt; auch Absonderung in Säulen
und mächtige Pfeiler beobachtet man vielorts. Die Säulen des
Phonolith sind gewöhnlich nicht so regelmässig ausgebildet, wie
die des Basalt; sehr ausgezeichnet sind die thurmförmigen Säulen
garben »Lots Weib« auf der Insel St. Helena.
Im böhmischen Mittelgebirge (z. B. Marienberg bei Aussig,
Teplitzer Schlossberg, Milleschauer Donnersberg, Schladniger und
Selnitzer Berg, Geltsche), im nordwestlichen Theil des Riesenge-
birges (zwischen Rumburg, Zittau, Kreibitz und Gabel, wo die
Lausche, der Limberg, Keisberg und zahlreiche andere Phonolith-
kegel sich erheben) ; im Rhöngebirge (hauptsächlich ausgedehnt
zwischen dem Teufelsstein, der Steinwand, der Maulkuppe und der
Milseburg), im Kaiserstuhlgebirge bei Oberschafifhausen, im Hegau
in Baden in der Nähe des Bodensees (Hohentwiel, Hohenkrähen,
Hohenstaufen, der Mägdeberg bei Mühlhausen, z. Th. Noseanpho-
nolith), in Centralfrankreich (Velay, Auvergne, Cantal) ist der Pho-
nolith vorzüglich entwickelt. Als vereinzelter Phonolithdurchbruch
erscheint im Keuper der Heldburger Schlossberg im Coburgischen.
In der Eifel ist der aus devonischem Grauwackenschiefer sich er-
hebende Seiberg bei Quiddelbach, südlich von Adenau ein phono-
lithisches Gestein mit bläulichgrauer Grundmasse, vielen kleinen
und einzelnen grössern Sanidinen, zahlreichen Hornblendesäulchen,
spärlichem Olivin und Titanit. Unter den trachytischen Gesteinen
des Westerwaldes (vgl. S. 185) finden sich nach v. Dechen auch
drei ächte Phonolithe und mehrere phonolithartige Gesteine ; der
steile spitze Kegel des Ilartenf eiser Kopfs ist ein ächter Phonolith
mit deutlicher Gallertbildung, dieselbe zeigt auch das Gestein vom
Kegel des Malsbergs und von Zürbach. Zwischen Dettingen und
dem Lindigwalde unfern AschaflFenburg bildet Phonolith einen Gang
im Gneiss.
Die Lagerungsform der Phonolithe ist meistens übereinstim-
mend mit der der Trachyte, am häufigsten erscheinen sie in iso-
lirten Kuppen als schrofiFe Felsen: so die spitzen Phonolithkegel
Lagerungsformen der Phonolithe. 199
in der Lausitz und in Böhmen (der Donnersberg, der Kletschen-
berg, der Borzen bei Bilin, der Spitzberg bei Oderwitz), der Held-
burger Schlossberg bei Coburg, der zuckerhutförmige Gerbier des
Jones, der hohe Mezenc und die Felsenspitze le Pouce im Velay,
die steilen und spitzen Koches de la Tuiliere, de la Sanadoire und
de la Malviale am Mont-Dor, viele der malerischen Phonolithkegel
des Cantal. Bisweilen gruppiren sich diese Phonolithkegel in eine
fortlaufende Reihe, wie die Phonolithkette des Velay, welche aus
dem grossen Granit- und Gneissplateau Centralfrankreichs aufragt,
üeber die regelmässige Anordnung der Phonolithkuppen der Rhön
vgl. V. Leonhard, Zeitschr. f. Mineral. 1827. 97 und Gutberiet,
N. Jahrb. f. Min. 1845. 133. Manchmal tritt der Phonolith auch
in kleinen Plateaus oder deckenartigen Ablagerungen auf ; bisweilen
sind diese Decken durch spätere Einwirkung des Wassers zerrissen,
aber ihr ursprünglicher Zusammenhang erhellt aus der fast hori-
zontalen, oder sehr wenig geneigten Lage der Absonderungsplatten.
Derartige deckenförmige Plateaus finden sich nach Gutberiet an der
Rhön, nach Burat am Megal im Velay, auch bei Hareth unweit
Brüjc in Böhmen. Eine stromartige Lagerung, die aber, wie auch
die deckenförmige bei weitem nicht die Ausdehnung besitzt, wie
sie Basalten eigen ist, zeigt sich am Todtenberg bei Kostenblatt,
in der Rhön zwischen dem Teufelsstein, der Milseburg und der
Stein wand, am Cirque de Boutiero südlich vom Mezenc im Velay
u. a. 0.
Endlich bildet der Phonolith gleichfalls Gänge, welche auch
einen Anhaltspunkt für die Bestimmung des relativen Alters dieses
Gesteins gewährend, fast überall da auftreten, wo Phonolith über-
haupt erscheint. Besonders reich an Phouolithgängen, welche oft-
mals grosse Mächtigkeit gewinnen, ist das böhmische Mittelgebirge,
z. B. bei Prossein, und am Wege zwischen Priesnitz und der Mer-
kauer Kapelle, wo sie das Basaltconglomerat und den Braunkohlen-
sandstein, im Tollgraben bei Wesseln, wo zahlreiche derselben gleich-
falls das Basaltconglomerat durchsetzen (Reuss, Umgeb. v. Teplitz
u. Bilin 1840. 234); im Basstreicher Steinbruch bei Binowe wird
ein Phonolithstock von einem zwei Fuss mächtigen olivinführenden
Basaltgang durchsetzt, v. Cotta erwähnt im IV. Heft der geogn.
Besclir. des Kgr. Sachsen mancher Phonolithgänge der Lausitz,
welche bei Tichlowitz Basaltconglomerat, bei Topkowitz und Stein-
200 Altersverhältnisse der Phonolithe.
politz Basalt, zwischen Oybin und Hain Quadersandstein durch-
setzen. Ebenso in der Rhön (wo z. B. die Schichten des bunten
Sandsteins und des Muschelkalks bei Treissbach von Phonolith-
gängen durchsetzt werden) und im Cantal.
Die schieferige Textur steht in einem Zusammenhang mit der
Lagerungsform. So ist es bei den Kuppen eine in die Augen sprin-
gende Erscheinung, dass die Platten und Schichten des Gesteins
eine solche Stellung zeigen, dass sie ein rings um die Axe des
Berges geordnetes kegelförmiges, oder wenn die Spitze desselben
noch unversehrt ist, ein glockenförmiges System darstellen, indem
die Schieferung allerseits parallel ist den Tangentialflächen an den
Kegelberg. Voigt und später Reuss beschrieben diese merkwürdige
Erscheinung, welche keineswegs selten ist, sehr schön z. B. am
Teplitzer Schlossberg, am Spitzberg bei Brüx, am Ileldburger Scbloss-
berg bei Coburg, an vielen Phonolithbergen des Velay. »Schaalen-
förmig übereinanderliegende Gesteinsplatten, welche an den Seiten
steil mit dem Bergabhang einfallen, auf der Höhe aber wie die
Bergkuppe selbst sich wölben und flach legen, setzen den (No-
seanphonolith des) Hohentwiel, Hohenkrähen, Gennersbohl, (Phono-
lith des) Mägdeberg, Staufen im Hegau zusammen« (C. v. Fritsch, •
N. Jahrb. f. Min. 1865. 661) (vgl. Bd. 1. S. 151). Bei den Strömen und
Decken sind die Platten meistens horizontal gelagert und die Säulen
stehen senkrecht, bei den Gängen pflegt die plattenförmige Ab-
sonderung den Saulbändern parallel zu liegen.
Im Allgemeinen ist der Phonolith gleichalterig mit dem Trachyt^
und jünger als die meisten Basalte uud Braunkohlengebilde. Doch
waren die Phonolitheruptionen während einer langem Zeit im Gange
und haben sich in einer und derselben Gegend mehreremal wie-
derholt, auch fanden abwechselnde Eruptionen von Basalt und
Phonolith häufig statt ; so z. B. unterscheidet Gutberiet in der Rhön :
1) altern Phonolith, in einer dicht erscheinenden, von Horn-
blende, Magneteisen und Glimmer freien Grundmasse dünn-
tafelförmige Feldspathe zeigend.
2) altern Basalt, den Phonolith durchsetzend und Bruchstücke
davon einschliessend.
3) Jüngern Phonolith, welcher grössere und dickere Feldspath-
krystalle, ausserdem Krystalle von Hornblende, Augit, Glim-
mer und Magneteisen in einer krystallini sehen Grundmasse
Altersverhältnisse der Phonolithe. . 201
enthält und überhaupt trachytähnlicher und lockerer ist,
sowie den Basalt durchsetzt.
4) Jüngern Basalt.
Aehnliche Abwechslungen und verschiedene Altersbeziehungen
weisen auch andere Phonolithregionen auf.
Die Phonolithe Böhmens sind jünger als die dortige Braun-
kohlenformation, ein Theil der Basalte ist älter, ein anderer jünger
als die Phonolithe. Die Noseanphonolithe des Heg^u drangen wahr-
scheinlich während der obersten Miocänbildung hervor. Die Eru-
ption der Phonolithe des Velay fallt an den Schluss der Tertiär-
zeit, da sie bei Mercour über den tertiären Süsswasserkalken und
Mergeln lagern, dennoch sind sie dort durchgehends noch älter
als die Basalte ; am Cantal scheinen die Basalte die älteste Bildung
zu sein, von den centralen Trachyten und Phonolithen sind die
letztem augenscheinlich die jungem. Ein gleiches Verhältniss waltet
am Mont-Dor ob.
Abich, Vulkanische Erscheinungen 1841. 35.
C. G. Gmelin, Ph.aualysen, Poggend. Annal. XIV. 1828. 360.
Rammelsberg, Ph.analysen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 750.
A. E. Reuss, Ph. des böhm. Mittelgeb., Umgeh, v. Teplitz u. Bilin
1840. 100.
Hermann Meyer, Ph. v. Marienberg bei Aussig, Poggend. Annal.
XLVII. 1839. 191.
Struve, Ph. v. Brüx, Böhmen, Poggend. Annal. VH. 1826. 348.
Redtenhacher, Ph. v. Wisterschan, Böhmen, Poggend. Ann. XL VIII.
1839. 491.
G. Jenzsch, Ph. Böhmens, Zeitschr. d. d. geol. Ges. VIII. 1856. 167.
Jokely, Ph. Böhmens, Jahrb. d. geol. R.anst. 1858. 412.
G. Rose, zersetzter Ph. v. Kostenblatt, Zeitschr. d. d. geol. Ges.
VI. 1854. 300.
Gutberiet, Ph von der Rhön, N. Jahrb. f. Min. 1845. 129.
E. E. Schmid, Ph. v. Ebersberg, Rhön, Poggend. Annal. LXXXIX.
1853. 295 und Zeitschr. d. d. geol. Ges. V. 1853. 236.
Zirkel, Ph. vom Sclberj^, Eitel, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1859.521.
534 ; vgl. auch (}. Bischof, ehem. u. phya. Geol. I. Aufl II. 2185,
und Mitscherlich. über d. vulk. Erschein, d. Eifel, hcrauag. v.
Roth 1865. 13.
v. Dechen, Ph. v. WestorwaUl, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1865. 90.
I. Schill, Ph. V. Kaisorstulil in G. Leonhards Beiträge z. mineral.
Kenntn. v. Baden III. 1854. 59.
Fischer, Ph. des Hegau, Ber. d. naturf. Gcsellsch. z. Freiburg i, Br.
II. 1862. 407.
K. V. Fritsch, Ph. des Hegau, N. Jahrb. f. Min. 1865. 651.
202 Noscanphonolith.
G. vom Rath, Ph. v. Zittau, Zeitschr. d. d geol. Ges. VIII. 1866. 167.
G.Rose, Ph. durch Overweg in Tripolis gesammelt, Zeitschr. d. d.
geol. Ges. III. 1851. 105.
Bertrand-Ronx, Descript. geogn. des envir. de Puy en Velay. 1823.
Burat, Descript. des terrains volcaiiiques d. 1. France centrale. 1833.
Noseanphonolith.
Im Anschluss an die gewöhnlichen müssen jene eigenthüm-
lichen, durch das Vorkommen des Nosean charakteristischen pho-
nolithartigen Gesteine erwähnt werden, von denen man bis jetzt
zwei Ablagerungen kennt, in den Umgebungen des Laacher Sees in
Rheinpreussen und im badischen Hegau.
Der erstere Noseanphonolith, durch dessen Untersuchung äch
vom Rath verdient gemacht hat, enthält in einer überwiegenden,
fast dicht erscheinenden Grundmasse ausgeschiedene Krystalle von
Nosean und S a n i d i n. Die Grundmasse ist in den frischen Ab-
änderungen mit dem Messer nur wenig ritzbar, dunkelbraun oder
dunkelgrün, häufig aber verwittert und dann lichtbraun, gelblich
oder lichtgrün, weich, mit Säuren brausend, dabei kommt auch
meist eine kleinkörnige Textur zum Vorschein.
Unter den ausgeschiedenen Gemengtheilen überwiegt der No-
sean, dessen bis liniengrosse im Bruch regelmässig begrenzte gra-
natoedrische Krystalle im frischesten Gestein beinahe farblos oder
bläulichgrau, in den verwitterten Varietäten weiss sind; in den
kleinen Drusen des Gesteins ist zuweilen der Nosean in zierlichen
Zwillingen ausgebildet. Am Burgberg findet sich eine schön ge-
fleckte Varietät dieses Gesteins : lichtgelbe, aus der Zersetzung von
Noseankrystallen entstandene Flecken liegen in der dunkelbraunen
härtern Grundmasse. Der fest mit der Grundmasse verwachsene
Sanidin erscheint in tafelförmigen, vorzugsweise einfachen Krystal-
len, wie im gewöhnlichen Phonolith. Selten sind kleine schwarze
Magneteisenkömchen ; noch seltener Glimmer und Titanit.
In der Grundmasse sind in grosser Menge kleine Leucit-
körnchen eingesät, welche höchstens J, meist aber kaum -j^ Mm.
gross sind. Bei dieser Grösse und ihrer Durchsichtigkeit kann man
sie im frischen Gestein nicht mit blossem Auge wahrnehmen; ein
Dünnschliff des Gesteins erscheint wie von zahlreichen feinen Lö-
chern durchbohrt, welche sich unter dem Mikroskop als durchsich-
tige Leu citkry stalle darsteilen. Bei etwas zersetztem Zustande des
Noseanphonolith.
203
Gesteins oder nach dem Glühen desselben treten aber die Leucite
dem Auge schon erkennbar als dichtgedrängte schoeeweisse Körn-
chen aus der braunen Masse hervor. Merkwürdigerweise sind die
Leucite in dem Noseanphonolith niemals in etwas grössern Kry-
stallen ausgebildet. Die Grundmasse des Phonolith von Olbrück
besteht mit grosser Wahrscheinlichkeit auch zum Theil aus Ne-
phelin, für welchen vom Rath die sechseckigen und prismatischen
Formen hält, die in dem DünnschlifiF unter dem Mikroskop ersicht-
lich sind. Der Noseanphonolith hängt vermöge seiner mineralogi-
schen Zusammensetzung mit dem später zu erwähnenden Nosean-
leucitophyr zusammen. Das Gestein gibt im Glaskolben Wasser
imd wird von heisser Salzsäure schnell und unter Gallertbildung
aufgelöst.
I. Noseanphonolith, frisch, vom Schloss Olbrück unweit des
Laacher-Sees. Spec. Gew. 2.533.
n. Noseanphonolith, frisch, Block aus dem Tuflf von Rieden,
nach Absonderung des 0.20 betragenden Magneteisengehalts. Spec.
Gew. 2.54.
in. Noseanphonolith, verwittert, ebendaher. Spec. Gew. 2.724
I.
II.
in.
Kieselsäure . .
. 54,02
53.54
53.11
Thonerde . .
. 19.83
20.68
21.37
Eisenoxydul .
. . 4.09
4.63
4.30
Kalk . . .
. . 2.09
1.28
3.52
Magnesia . .
. . 0.31
0.76
0.43
Kali ....
. 5.98
3.20
8.71
Natron . . .
. 9.88
11.04
2.43
Wasser . . .
2.75
2.29
4.48
Schwefelsäure
. . 0.69
0.63
0.38
Chlor . . .
. . 0.36
0.75
0.08
Kohlensäure .
looToo
—
1.41
98.80
100.22
I und II sind eine fast identische Mischung mit Ausnahme der re-
lativen Mengen der Alkalien, welches daher rührt, dass das Olbrück-
gestein grössere und zahlreichere Leucite enthält, als das von Rie-
den. Aufnahme von Wasser und beträchtliche Verminderung des
Natrongehalts zeichnet den zersetzten Noseanphonolith III aus.
Merkwürdig ist, dass sich aus einer Mischung, welche dreimal so
204 Nosean-Melanitgestein.
viel Natron als Kali besitzt, Leucit, das kalireichste Silicat, ab-
scheiden konnte.
Die eigentlichen Phonolithe vom Rothenberg bei Brüx, vom
Teplitzer Schlossberg, von Wisterschan bei Teplitz, von Nestomitz
bei Aussig, stehen den frischen Noseanphonolithen in der Mischung
am nächsten, die* Mischung des zersetzten Noseanphonolith III ist
der des Phonolith vom Marienberg bei Aussig fast gleich. Dieser
Noseanphonolith sondert sich, wenn auch nicht so ausgezeichnet,
wie der gewöhnliche, in dicke Tafeln ab. Aus ihm besteht im Ge-
biet des Laacher Sees der schöne Kegel von Olbrück, der langge-
streckte Englerkopf, der Lehrberg, Schükopf, der im Centrum eines
halbkreisförmigen TufFwalls sich erhebende Kegel des Burgbergs bei
Rieden; auch sind die zahlreichen Blöcke im Leucittuff von Rie-
den, sowie die im vulkanischen Tuff des Dachsbuschs (zwischen
Wehr und Niederzissen) Noseanphonolith.
vom Rath, Skizzen aus dem vulkanischen Gebiet des Niederrheins,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1860. 29 u 1864. 102.
Hier sei auch das Nosean-Melanitgestein von dem Per-
lerkopf im Laacher-Seegebiet erwähnt, dessen Untersuchung eben-
falls von vom Rath herrührt ; es ist feinkörnig, meist compact, bis-
weilen etwas porös. Die erkennbaren Gemengtheile, von denen die
meisten nicht die Grösse einer Linie eiTeichen, sind Nosean, Sa-
ni d i n, schwarzer Granat oder Melanit, Hornblende. Der Sa-
nidin erscheint als ein feinkörniges Gemenge, in die Poren des Ge-
steins ragen seine wasserhellen, zierlich ausgebildeten Erystalle
hinein. In einem Dünnschliff erkennt man unter dem Mikroskop
in der Grundniasse zahlreiche farblose Prismen, welche unzweifel-
haft dem Sanidin angehören. Der Nosean in regelmässigen Gra-
natoedern ist im frischen Gestein schwarz, in etwas verwittertem
lichtgrau, zuweilen mit rother Hülle unigeben, im Dünnschliff durch-
sichtig. Der immer vorhandene Melanit ist viel seltener als der
Nosean, schwarz mit muscheligem Bruch und dadurch sogleich vom
Nosean unterscheidbar. Die Hornblende von schwarzer Farbe bil-
det dünne Prismen bis 2 Linien lang. Gelbe Titanitkömer und
Augitkrystalle sind sehr selten ; Magneteisen ist in dem Gestein
nicht vorhanden.
Das spec. Gewicht beträgt 2.639; die Zusammensetzung ist:
Kieselsäure 48.95; Thonerde 18.43; Eisenoxyd 9.10; Kalk 6.42;
Noseanphonolith. 205
Magnesia 1.43; Kali 6.90; Natron 6.51; Wasser 1.79; Schwefel-
säure 1.24; Chlor 0.37 (101.14). Es wurde auch die Zusammen-
setzung des in Säuren löslichen und unlöslichen Theiles ermittelt.
Der unlösliche Theil lässt sich in ziemlich befriedigender Weise als
ein Gemenge aus Sanidin, Melanit und HornMendo betrachten,
vom Rath schliesst auf ungefähr 50 pct. Nosean, 24 Sanidin, 26
Melanit, Hornblende (und Augit).
vom Rath, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1862 655.
In mehrern der phonolithischen Gesteine des Hegau im süd-
lichen Baden, auf welche bereits im Vorstehenden hier und da
Bezug genommen wurde, hat man den Nosean erst kürzlich kennen
gelernt, sie galten bisher sämmtlich als eigentliche Phonolithe. Der ^
ausgezeichnete Noseanphonolith des Hohentwiel besitzt unter
den ausgeschiedenen Krj^stallen vorwiegend blaugrauen Nosean (dessen
dodekaedrische Umrisse zumal in zersetzten Partieen sehr deutlich
hervortreten), auch mehr himmelblaue HauynkÖrnchen und ver-
hältnissmässig wenig rissigen Sanidin, ausserdem ein sehr seltenes
dunkelgrünes Mineral (Hornblende oder Augit); nuf der Capver-
dischen Insel S. Vincente tritt ein in Handstücken kaum unter-
scheidbares Gestein auf. Sehr zahlreiche glasige Sanidine (oftmals
zu Natrolith oder kalkreichem Kaolin umgewandelten Nosean ein-
schliessend) enthält das Gestein vom Hohenkrähen, worin auch
Augit, Magneteison, Titanit häufiger sind. Der Noseanphonolith
vom Gennersbohl mit seinen grossen Sanidinen, schönen Titaniten
und grossen braunen Glimmerblättern gelatinirt nicht mehr, da der
fast ganz zersetzte Nosean grossentheils in kalkhaltigen, stark
brausenden Kaolin (seltener in Natrolith) übergegangen ist. In dem
bisweilen fettartig glänzenden grünlichgrauen sanidinführenden Ge-
stein vom Staiifen sind aber die gelblichen und weissen matten
Flecken wahrscheinlich nicht Noseane, sondern zersetzte Nepheline,
auch in demjenigen vom Mägdeberg ist das Vorkonmoen von Nosean
sehr fraglich (K. v. Fritsch). Die schönen Natrolithe des Hohen-
twiel, Zorsetziingsj)roducte dos Nosean sind bekannt, auch Analcim
erscheint in Klüften.
Schon im Jahre 1828 hatte C. G. Gmeliu das Gestein vom
Hohenkrähen zerlegt und analysirt, dessen beträchtliche Löslichkeit
(vgl. S. 192) sich durch die Noseanmenge erklärt; dem trefflichen
Chemiker war auch bereits der Schwefelsäure- und Chlorgehalt des
206
Andesit.
Gesteins nicht entgangen, der von dem damals gar nicht darin
vorausgesetzten Nosean herrührt. I ist die Bauschanalyse; 11 der
lösliche, III der unlösliche Theil:
I.
II.
m.
Kieselsäure .... 53.70
43.25
66.55
Thonerde . .
19.73
22.90
15.86
Eisenoxyd . .
3.55
2.66
4.63
Manganoxyd
1.09
1.19
0.98
Kalk . . .
1.46
2.44
0.27
Kali . . .
7.24
5.45
9.44
Natron . .
7.43 .
13.67
—
Wasser . .
3.19
5.79
—
Schwefelsäure
0.12
0.22
—
Chlor . .
Spur
—
—
"97.51
97.57
97.73
Noseanphonolith vom Hohenkrähen und die des Laacher-Sees
stimmen sehr gut mit einander überein.
C. G. Gmelin, Poggend. Annal. XIV. 1828. 359.
Fischer, Ber. d. uaturf. Ges. zu Freiburg im Br. II. 1862, No. 26
u. 27. S. 407.
K. y. Fritsch, N. Jahrb. f. Min. 1865. 664.
üeber das Sanidin und Hauyn haltende Gestein von Melfi
vgl. Hauynophyr.
Andesit.
Unter den Andesiten werden nach frühern Erörterungen (S. 147)
die sanidinfr eien, reinen Oligoklastrachyte verstanden.
Sie sondern sich in verschiedene Gruppen, einerseits je nachdem
sie quarzhaltig oder quarzfrei sind, andererseits je nachdem
Hornblende oder Augit mit dem Oligoklas verbunden ist.
Rein willkürlich ist es, ob man Gegenwart oder Mangel von Quarz,
oder ob man Begleitung durch Hornblende oder Augit als oberstes
Eintheilungsprincip wählt. Wie bei den eigentlichen durch Sanidin
charakterisirten Trachy ten die quarzhaltigen Glieder als Quarztrachyte
zuvörderst ausgeschieden wurden, so könnte man auch bei den oli-
goklasführenden Andesiten die quarzhaltigen Vorkommnisse als
Qunrzandesite aussondern, woran sich alsdann die eigentlichen quarz-
freien Andesite schliessen würden, die je nach ihrem vorwaltenden
Hornblende- oder Augitgehalt in quarzfreie Hornblende - Andesite
Quarzführender Homblende-Andesit. 207
und quarzfreie Augit-Andesite zu scheiden wären. Da aber bei den
altem Oligoklasgesteinen (Diorit, Porphyrit, Melaphyr) in erster
Linie die Trennung in hornblende- und augitführende vorgenommen
und erst in zweiter Linie innerhalb dieser Gruppen auf den Quarz-
gehalt oder Quarzmangel unterscheidendes Gewicht gelegt wurde,
so sei hier die analoge Gruppirung gewählt.
A. Horiiblcnile-Andesit.
Vorwiegend charakterisirt durch Oligoklns und Horn-
blende, während Quarz bald vorhanden ist, bald fehlt. Damach
sondern sich die hierher gehörigen Gesteine in zwei Reihen, wovon
die quarzfreie, wie es scheint, weiter verbreitet ist.
1. Quarzführende Hornblende- And es ite.
Sie finden in den alten quarzführenden Dioriten (vgl. S. 4),
sowie in den alten quarzführenden Porphyriten (z. B. vom Korgon
am Altai, dem rothen antiken Porphyrit, vgl. S. 26. 30. 32) ihre
vollständigste Parallele. Sie besitzen einen Kieselsäuregehalt, welcher
bei reichlicher Beimengung basischerer Mineralien und geringem
Quarzgehalt den des Oligoklas erreicht, bei spärlicher Beimengung
solcher Mineralien und grösserm Quarzgehalt denselben übertriflFt.
Die Kenntniss dieser Gesteine ist zur Zeit noch nicht sehr weit
gediehen, fernere Untersuchungen werden ihren Kreis zweifelsohne
bedeutend erweitern. Die nach dem jetzigen Staude der Forschung
sicher oder höchst wahrscheinlich hierher gehörenden Vorkomm-
nisse sind:
Die Gesteine Siebenbürgens, welche Stäche in seiner lehrreichen
Beschreibung »andesitische Quarztrachyte« nennt; sie sind stets
von dunkler, schwärzlicher, grünlichgrauer oder brauner Farbe,
das Gefüge schwankt von der dichten durch die verschwommen
körnige bis zur deutlich gleichmässig-kleinkörnigen Textur; unter
den Gemengtheilen ist wesentlich gestreifter Feldspath (Oligoklas),
Quarz und Hornblende, überdies erscheint zuweilen noch ein anderer
zweifelhafter Feldspath und meist auch Glimmer, seltener und spär-
licher auch Augit und Olivin. Dazu gehört z. B. der schwarze Quarz-
andesit von Hodosfalva, der grüne Quarzandesit von Sulicze, der
braune Quarzandesit des Bogdan - Gebirges ; alle enthalten meist
reichlich Quarz (welchen v. Richthofen übersah) in kleinen dunkeln,
scharfbegrenzten glasigen Körnern. Ferner sind hierher zu zählen
208 Quarzführender Homblende-Andesit.
die »grünsteinartigen Quarztrachyte« Staches, quarzhaltige Gesteine
begreifend, welche sich ihrer sonstigen Ausbildung nach eng an
die >Grünsteintrachyte« v. Richthofens anschliessen. Dunkelgrün
bis fast schwarz sind die vorhen-schenden Farben, neben dem Quarz
sind Oligoklas und Hornblende Hauptgemengtheile und Hauptaus-
scheidungen, ausserdem erscheint auch Glimmer (und vielleicht
auch Sanidin) ; dazu der schwarze quarzführende Hornblende- Andesit
von Nagyag mit reichlicher Grundmasse; die grünen feldspath-
armen Andesite vom Alzedu-Berg bei Csertes ; die hornblendearmen
Andesite der verschiedenen Erzdistricte von Nagyag, Verespatak,
Offenbanya, Kapnikbanya u. s. w.
lieber quarzführende Hornblende- Andesite des* Siebengebirges
vgl. unten bei quarzfreiem Hornblende-Andesit (S. 213).
Sodann ist hierher wohl mit Sicherheit jene Reihe von Ge-
steinen Transkaukasiens zu rechnen, deren Kenntniss wir Abich ver-
danken, und welche Roth theilweise bei den Lipariten, theilweise
bei den Hornblende- Andesiten unterbringt.
I. Gestein von Besobdal (»dioritähnlicher Porphyr«) mit heller,
felsitähnlicher Grundmasse, darin viele milchweisse gestreifte Feld-
spathe, zahlreiche graulich weisse Quarzkörner, Magneteisen, Sparen
von zersetztem Glimmer oder Hornblende ; spec. Gew. 2.656. Abich,
üb. d. geol. Nat. des armen. Hochlandes, Dorpat 1843. 47.
II. Gipfelgestein vom grossen Ararat; lichtaschgrau, sehr fein-
körnig mit sehr vielen glasglänzenden triklinen Feldspathz^illingen,
spärlichen dunkelbraunen Hornblendenadoln und vielen glasglänzen-
den Punkten, wahrscheinlich Quarz; spec. Gew. 2.595. Abich,
ebendas. 48.
III. Dunkelgraues Gipfelgestein des Kasbek ; krystallinisch
und zwar durch trikline Feldspathzwillinge porphyrartig mit spär-
licher Hornblende, Spuren von Glimmer, etwas Magneteisen; spec.
Gew. 2.643. Abich, ebendas. 51.
IV. Gestein vom Ararat ; in dichter, schwarzgrauer, hornstein-
ähnlicher Grundmasse zahlreiche Oligoklase, undeutliche Hornblende
und Glimmer; spec. Gew. 2.635. Abich, ebendas. 53.
V. Ebendaher, in sehr poröser röthlicher Grundmasse viele
Oligoklase und schwarze Gemengtheile ; spec. Gew. 2.707. Abich,
ebendas. 54.
VI. Gestein zwischen Keschet und Kobi ; in dunkelgrauer
Quarzfuhrender Hornblende-Andesit. 209
dichten Grundmasse kleine trikline Feldspathnadeln und Magnet-
eisenpunkte; durch feine langgezogene Poren mit weissen KiystäU-
chen wird ein graumelirtes Ansehen hervorgebracht; spec. Gew.
2.60. Abich, ebendas. 57.
I.
II.
III.
rv.
V.
VI.
Kieselsäure .
. 76.66
69.47
69.25
65.46
65.21
61.13
Thonerde .
. 12.05
14.98
13.35
15.36
14.16
16.44
Eiseuoxyd
2.39
2.31
3.30
—
—
—
Eisenoxydul .
1.08
1.04
1.49
6.65
6.70
9.23
Kalk . . .
. 1.25
4.68
5.09
4.24
6.56
6.25
Magnesiti .
Spur
0.98
1.64
2.11
3.47
3.76
Kali ...
Natron . .
. 2.94
. 3.53
1.46 1
4.46 1
^ 5.13
1.33 1
4.09)
3.80
2.99
Gluhverlust .
. 1.12
0.35
0.65
0.34
0.20
0.44
101.02
99.73
99.90
99.58
100.10
100.24
Da neben dem Oiigoklas des Sanidin keine Erwähnung geschieht,
so gehören diese Gesteine zu den Andesiten und da (mit Ausschluss
von VI ) ihr Kieselsäuregehalt den des Oiigoklas übersteigt und sie
alle krystallinisch sind, so muss freie Kieselsäure als Quarz vor-
handen sein. Abich führt auch in I den Quarz als erkennbaren
Gemengtheil auf und die vielen glasglänzenden Punkte in II sind
zweifelsohne Quarz. In VI vermuthet Abich auch Quarz, dessen
Gegenwart wahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass der Kiesel-
säuregehalt nicht viel unter den mittlem des Oiigoklas fällt und
basischere Mineralien zugemengt sind. Einer mikroskopischen Un-
tersuchung dieser Gesteine wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit
gelingen, Quarz in ihnen nachzuweisen. Abich lässt auch, indem
er die Qnantitätsverhältnisse der Gemengtheile zu berechnen ver-
sucht, freie Kieselsäure übrig; so zerfällt er III in 57.58 Oiigoklas,
12.01 Hornblende, 2.74 Magneteisen und 26.32 Kieselsäure; IV in
66.92 Oiigoklas, 13.22 Hornblende, 2.32 Magneteisen und Eisen-
kies und 17.22 Kieselsäure; V in 60.38 Oiigoklas, 22.28 Horn-
blende, 2.35 Magneteisen und 14.79 Kieselsäure. Erwähnenswertb
ist, dass auch bei denjenigen transkaukasischen sauren Glasgesteinen,
welche Feldspathe ausgeschieden enthalten (der Obsidianporphyr
vom grossen Ararat, ähnlich zusammengesetzt wie I, und das Gipfel-
gestein des Klbrouz mit schwarzer glasiger Grundraasse, höchst
ähnlich zusammengesetzt wie II), diese nicht orthoklastisch, sondern
Zirkel, Fetrofraphie. II. ^4
210 Quarzfohrender Hornblende- Andesit.
triklin sind; diese Glasmassen stellen also, wie aus ihrem geologi-
schen Vorkommen und ihrer petrographischen Beschaffenheit her-
vorgeht, ächte Andesit-Obsidiane dar.
In jüngster Zeit hat vom Rath > Oligoklastrachyte« der Eu-
ganeen untersucht, welche sich ebenfalls durch einen hohen Eiesel-
säuregehalt auszeichnen, obschon sie in der höchst feinkörnigen bis
dichten Grundmasse nur Krystalle von Oligoklas, Hornblende und
Glimmer, keinen (Sanidin und) sichtbaren Quai-z ausgeschieden ent-
halten; dieselben reihen sich also dieser Gesteinsabtheilung an.
I. Braunes Gestein vom Monte alto, feinschuppige braune
Grundmasse mit vielen 1 — 2 Linien grossen, deutlich gestreiften,
durchsichtigen Oligoklasen, ziemlich viel nadeiförmiger Hornblende,
spärlichen, sehr kleinen Glimmerblättchen ; spec. Gew. 2.545.
II. Gestein von Zovon, westlich von Teolo ; in lichter Grund-
masse sehr viele 3 — 4 Linien grosse Oligoklase, auch Magnesia-
glimmer und Hornblende führend, sowie viel Magneteisen haltend,
welches vorher ausgeschieden wurde; in kleinen Drusen des Ge-
steins wenig Quarz ; spec. Gew. 2.593.
I.
H.
Kieselsäure . .
. 68.56
67.98
Thonerde .
. 13.73
13.05
Eisenoxydul .
. 6.72
5.69
Kalk . . .
. 2.24
1.63
Magnesia .
. 0.42
0.14
Kali ....
. 1.74
?.23
Natron . . .
. 6.04
7.96
Glühverlust
. 0.55
0.32
.«*. ..^-. o:^l — ^-.U::-
100.00
100.00
Stäche, Gest. von Siebenbürgen, Geologie Siebenbürgens von F.v.
Hauer u. Stäche 1863.
Abich, Gest. von Transkaukasien, Ueber die geologische Natur des
armenischen Hochlands, Dorpat 1843.
vom Kath, Gest. der Euganeen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 500.
2. Quarzfreie Hornblende-Andesite.
In einer feinkörnigen, deutlich krystallinischen, bisweilen auch
scheinbar dichten, selbst fast glasartigen Grundmasse liegen ge-
streifte Oligoklaskry stalle und Homblendesäulen, von Sanidin und
Quarz entdeckt man nichts. Magneteisen ist häufig in feinen Köm-
Quarzfreier Homblende-Andesit. 211
chen eiDgesprengt, auch Glimmerblättchen stellen sich ein. Hier
und da zeigt sich auch Augit, aber immer nur sehr spärlich, so
dass seine Menge gegen di,e der Hornblende vollständig zurücktritt
und dieses Mineral nur die Rolle eines accessorischen spielt; Oli-
vin, Titanit finden sich gleichfalls beigemengt; in Homblende-An-
desitcn, welche am Südende des Pinar auf Palma Lavaströme bil-
den, erwähnt W. Reiss zahlreiche kleine Hauynkömchen. In einigen
Fällen erscheint auch keine eigentliche Grundmasse, sondern das
Gestein stellt ein mehr oder weniger grobkörniges Aggregat von
deutlich einzeln erkennbaren Oligoklas- und Hornblende-Individuen
nebst andern accessorischen Mineralien dar. Die quarzfreien Horn-
blende-Andesite sind den alten quarzfreien Dioriten und quarzfreien
Honiblendeporphyriten vollständig analog.
Die Farbe dieser Hornblende - Andesite ist graulich, dunkel-
grünlich, bei grösserm Hornblendegehalt auch wohl dunkelbraun
bis schwärzlich. Als Zersetzungsproducte haben sich in der Masse
mitunter Zeolithe und Carbonate ausgebildet.
Chemische Analysen von quarzfreien Homblende-Andesiten.
I. H.-A. von der Wolkenburg im Siebengebirge. Bischof,
Lehrb. d. eh. u. ph. Geol. I. Aufl. H. 2181; braust mit Säuren.
IL H.-A. vom Stenzelberg im Siebengebirge. Rammeisberg 1860.
Mittheilung an vom Rath. Diese beiden Gesteine sind in petrogra-
phischer Hinsicht ausgezeichnete Hornblende- Andesite.
III. H.-A. von der Kuppe Stary-Swietlau bei Banow in Mäh-
ren, grauweiss, sehr wenig Hornblende. Tschermak, Jahrb. d. geol.
Reichsanst. IX. 1858. 71.
IV. H.-A. von Szczawnica bei Sandec in Galizien, fast ohne
Grundmasse, mit hellem Feldspath und dunkelgrüner Hornblende.
Streng, Poggend. Ann. XC. 15^.53. 117; ist mit Kalk durchzogen
und enthält noch 0.33 Kohlensäure.
V. Vom Schivelutsch in Kamtschatka. In grauer oder röth-
licher krystallinischer Gruudmasse kleine glasige zum Theil deut-
lich gestreifte Feldspathkry stalle, wenig schwarze Hornblende und
Magneteisen, ausserdem grüne Augitth eil chen. Abich, Vulk. Er-
schein. 1841. lon.
VI. Von Pisoje bei Popayan, Neu-Granada. In grünlichgrauer
GrundraasHe grosse schöne weisse Oligoklase und kleine Homblende-
krystalle. Abich, Vulk. Ersch. 1841. 116 u. v.Humboldts Kosm. IV. 621.
212 Quarzfreier Hornblende -Andesit.
VII. H.
-A. vom
Gunung Merapi auf Java. Pröbs, N. Jahrb.
f. Min. 1864
. 431.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
vn.
Kieselsäure
62.38
59.22
58.92
58.11
61.92
60.35
57.60
Thonerde
16.88
13.59
21.24
17.26
14.10
25.57
20.53
Eisenoxyd
7.33
5.55
—
—
0.20 Mn
—
Eisenoxydul
—
4.03
7.63
5.72
6.22
—
8.76
Kalk
3.49
5.13
6.79
10.85
6.03
6.16
6.66
Magnesia
0.82
1.66
0.81
1.81
5.27
1i
1.70
Kali
2.94
4.64
1.12
3.66
0.61
1.46
Natron
4.42
5.31
2.20
4.01
4.88
3.04
Wasser
0.87
1.25
1.11
1.23
--
a
—
99.13 100.38 99.82 102.65 99.23 99.75
Die quarzfreien Hornblende-Andesite mit ihrem Kieselsäure-
gehalt, der meistens zwischen 59 und 62 schwankt, in einigen so-
gar noch höher steigt, sind eigentlich saurer, als man der Natur
der Sache nach im Verhältniss zu den Sanidin-Trachyten und Sa-
ni din-Oligoklastrachyten vermuthen sollte, st^ts aber erreicht der
Kieselsäuregehalt dennoch nicht das Maximum des Oligoklas. Die
analüg cbnstituirten, ebenfalls aus Oligoklas und Hornblende be-
stehenden quarzfreien Diorite sind auch durchgehends basischer.
Das spec. Gewicht beträgt 2.7 — 2.8 ; es ist z. B. bei I 2.739 ;
m 2.671; V 2.778; VI 2.790; während es bei dem Sanidin-Oli-
goklastrachyt nur 2.6 bis 2.7 ausmachte.
Das Gestein von der Wolkenburg im Siebengebirge (I), ein
so charakteristisches, dass man darnach die Hornblende-Andesite
Wülkenburg-Trachytc genannt hat, zeigt in einer grauen,
bläulicheu, rötlilichen, oft auch dunkeln Grundmasse mit häufig
poröser Textur sehr zahlreiche Körner oder tafelartige Krystalle
von deutlich gestreiftem seh nee weissem Oligoklas, säulenförmige
Krystalle von Hornblende bis zur Grösse von mehrern Zollen und
kleine sechsseitige Blättchen von schwärzlichbraunem Magnesiaglim-
mer. Magneteisen durchzieht das Gestein in oft unerkennbar fei-
nen Körnchen. Die Hornblende ist bei weitem häufiger als im
Drachenfelser Sauidin-Oligoklastrachyt, Augit ist selten. Olivin findet
sich nicht darin ; Hohlräume des Gesteins, welche meistens von einem
dunklern, an grossen Glimmerblättern, Hornblende- und Oligoklas-
krystallen reichen Gesteinsrande umgeben werden, enthalten Kalk-
Hornblende-Andesit. 213
spath, welcher auch sonst vielfach in dem Andesit fein vertheilt
zu sein scheint, da dieser sehr häufig mit Säuren braust. Aehnlich
dem Gestein von der Wolkeuburg ist das vom Stenzelberg. Ausser
an diesen beiden Bergen erscheint der Hornblende-Andesit noch an
folgenden Punkten im Siebengebirge: am Bolvershahn und an der
Wimmerspitze, östlich von der Wolkenburg: an dem nördlichen
Gebirgsarni, welcher die Gipfel des Froschbergs, des Schwendeis,
der Remscheid, der grossen und kleinen Rosenau trägt ; eine dritte,
noch ausgedehntere Masse bildet das Gestein an der südlichen
Grenze des Siebengebirges,' nämlich die Scheerköpfe, den Kamm der
Brüngelsberge, den nordöstlichen Abhang der Löwenburg, die Berge
Lockemich, Buckeroth und den sei larf geschnittenen Grat der Brei-
berge. Inselförmig hebt sich an mehrem Punkten der Wolken-
burger Hornblende-Andesit aus umlagernden Schichten des Trachyt-
conglomerat und des Braunkohlengebirges hervor. Aus demselben
besteht der grosse und kleine Hirschberg, der südöstliche Abhang
des Nonnenstrombergs, sowie ein kleiner Theil des Heisterbacher
Mantels. Der Wolkenburg-Andesit bildet auch zwei gangähnliche
Gebirgsglieder, südwestlich vom Wasserfall und südlich vom Schal-
lerberg. Nach vom Rath ist im Siebengebirge der Wolkenburger Horn-
blende-Andesit jünger als der Drachenfelser Sanidin-Oligoklastrachyt.
Wolkenburg-Andesit mit linienlangen durchsichtigen Quarz-
dihexaedern erwähnt Zehlcr am Kusse des Brüngelsbergs auf der
rechten Seite des Rhöndorfer Thaies, auch v. Dechen führt roth-
braune Quarzkörner von sechsseitigem Durchschnitt vom grossen
Breiberg an (Geogn. Führ, in d. Siebengeb. 93), und diese Gesteine
sind nur desshalb hier nicht zu den Quarzandesiten gestellt wor-
den, weil sie in allzu inniger Verbindung mit den quarzfreien Glie-
dern stehen.
Unter den trachytischen Gesteinen der Umgegend von Kelberg
in der Kifel treten auch solche auf, welche durch reichliche tafel-
artige Oligoklase und lange Homblendeprismen charakterisirt sind,
und in denen kein unzweifelhafter Sanidin zu erkennen ist ; dazu
gehören das (Jestein vom Bocksberg, östlich von Müllenbach, sowie
mehrere der vereinzfiten Punkte an der Chaussee zwischen Boos
und Hüluierbacli. Die von dem Feldspath (Sanidin Lewinsteiu) so-
viel als möglich befreite Grundmasse eines der letztern Vorkonmi-
nisse ergab nach Lewinstein: Kieselsäure 63.45; Thonerde 20.58;
214 Homblende-Andesit.
Eisenoxyd 4.64; Kalk 3.62; Magnesia 1.58; Kali 2.57; Natron
3.56. Berechnet man hierzu die Sauerstoffzahlen, so ergibt sich
das Verhältuiss von Si : R : R = 9 : 3.01 ; 0.81, also ein dem Oli-
goklasverhältniss sehr nahekommendes.
Von den trachy tischen Gesteinen Nassaus, von denen ein Theil
zu den Sanidin-Oligoklastrachyten (S. 185) zu rechnen ist, gehört
ein anderer Theil zu den Hornblende- Andesiten, z. B. die Kuppe
von Wenderoth, Herzberg, Hunneberg nordwestlich von Weidenhahn,
.Niederahr u. s. w. (v. Dechen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XVII. 1865.
92) ; G. Rose stellte sie früher hierher (in v. Humboldts Kosmos
IV. 470). Fischer zählt am Kaiserstuhl im Breisgau zu den sani-
dinfreien Hornblende- Andesiten die Gesteine von der Langeneck-
gasse bei Oberbergen (mit Melanit), vom Eichwaldbuck, vom Elich-
berg bei Rothweil, von Kichlinsbergen.
Diejenigen Gesteine Ungarns und Siebenbürgens, welche als
feldspathigen Gemeugtheil nur Oligoklas und daneben Hornblende
besitzen, betrachtet v. Richthofen, wie bereits früher erwähnt, als
eigentliche Trachy te und scheidet dieselben in Grünsteintra-
chyte und graue Trachyte; es fallen demnach diese beiden
Gesteinsgruppen mit unsern Hornblende-Andesiten zusammen. Der
Unterschied zwischen Grünsteintrachyten und grauen Trachyten ist
weniger in petrographischer Ausbildung als in den geologischen
Verhältnissen und dem allgemeinen äussern Habitus gelegen.
Die sog. Grünsteintrachyte zeichnen sich meist durch die An-
wesenheit einer grünen Färbung aus, die immer dunkel ist, und
oft in ölbrauiie und schwärzliche Töne übergeht. Das Aussehen
erinnert auffallend an das der alten Grünsteine, der Diorite und
Dioritporphyre, unter welchem Namen man diese Gesteine auch
früher beschrieben hatte. In den meisten Fällen kann man eine
Grundmasse und eingewachsene sehr zahlreiche und deutliche Kry-
stalle unterscheiden, welche wesentlich Oligoklas und Hornblende
sind, und aus denselben Bestandth eilen dürfte im Allgemeinen die
Grundmasse zusammengesetzt sein, worin feinvertheilte Hornblende
das färbende Princi}) bildet. Der Oligoklas stellt ausgezeichnete, in
grosser Zahl zerstreute, tafelförmige Krystalle von 2-3 Linien Durch-
messer dar, welche auch ein wenig an der grünlichen Färbung theil-
nehmen. Die Hornblende des Grünsteintrachyt weist, wie schon Beu-
dant bemerkt, die Eigenthümlichkeit auf, dass sie meist eine unvoll-
Homblende-Andesit. 215
kommen lamellare Structur hat, sehr häufig aber, ähnlich dem Uralit,
nach der Hauptaxe faserig ist. Sie besitzt dann meist einen sei-
denartigen und wachsartigen Glanz und dunkelgrüne Färbung, sel-
ten sind Grünsteintrachyte, wo noch der sonst gewöhnliche Glas-
glanz auf vollkommenen Spaltungsflächen und schwärzliche Färbung
erhalten ist. Auch ist die Hornblende meist weicher als die ge-
wöhnliche, und gleichfalls deutet das Brausen, welches fast jedes
Stück bei Benetzung mit Säuren zeigt, auf Zersetzungszustände,
welche sich allerdings oft noch in dem ersten Stadium befinden
mögen. Die leichtere Zersetzbarkeit des Grünsteintrachyt gegen-
über dem grauen Trachy t spricht sich auch in den abgerundeten
Bergfonnen des erstem aus. Augitkrystalle sind oft in nicht un-
bedeutender Menge eingesprengt, aber niemals nehmen sie über-
hand und niemals verliert das Gemenge den Charakter eines Horn-
blendegesteins. Ein wesentliches Merkmal der Grünsteintrachyte
ist noch ihr Gehalt an Erzen, welche meistens ungemein fein ein-
gesprengt vorkommen, auch setzen die edlen Erzgänge von Ungarn
und Siebenbüi'gen ausschliesslich in diesem Gestein auf.
Die grauen Trachyte, in welchen man ebenfalls nur Oligoklas
und Hornblende erkennt, haben wesentlich dieselbe mineralische
Zusammensetzung wie die Grünsteintrachyte. Die Hornblende, wo
sie in grössern Kry stallen vorkommt, hat ihren Glasglanz und voll-
kommene Spaltungsflächen, die Grundmasse ist bald zellig und
porös, bald vollkommen dicht und splitterig, aber sie zeigt keine
Spur einer grünen Färbung und keine selbst entfernte Aehnlichkeit
mit alten Dioriten. Auch in ihnen treten Augitkrystalle in das
Gemenge ein. Die grauen Trachyte zeichnen sich durch ihre Obe-
lisken- und thurmartigen Felsen gegen die glockenförmig gewölb-
ten Berge der Grünsteintrachyte aus und sind stets jünger als
letztere.
Einem Ausspruch v. Richthofens zufolge, dass >die grauen
Trachyte in ihren sauren Gliedern, soweit Sanidin in ihnen eine
Rolle spielt, in ihrem Bestände von den Grünstcintrachyten abwei-
chend sind-^, scheint es, dass diese gi*auen üligoklastrachyte auch
sanidinführende Endglieder besitzen, die also den Sanidin- Oligoklas-
trachyten zugewiesen werden müssten. Es ist übrigens wohl zu
bemerken, dass durch Stäche's Untersuchungen ein Theil der von
v. Richthofen als gänzlich quarzfrei erachteten Grünstein- und grauen
216 Hornblende-Andesit.
Trachyte sich als quarzhaltig erwiesen hat, welcher also den Qaarz-
andesiten zufällt (vgl. S. 207).
Die Hornblende-Andesite als Grünsteintrachyte und graue Tra-
chyte sind im nördlichen Ungarn und in Siebenbärgen sehr ver-
breitet, z. B. in der Gegend von Scheronitz^ Kapnik, Nagy-Banya,
Bereghszasz^ Kiraly-Helmecz, im siebenbürgischen Erzgebirge. Leider
findet sich in v. Richthofens ausgezeichneter Abhandlung, welcher
vorstehendes entnommen ist, nichts eingehenderes über die Ver-
breitung dieser Gesteine. Die Grünsteintrachyte stehen hinsichtlich
der Verbreitung den grauen Trachyten nach, letztere werden auch
von bedeutenden Tu£Fablagerungen begleitet, wovon erstere keine
Spur zeigen.
Die Hornblende-Andesite Siebenbürgens hat dagegen Stäche
sehr ausführlich geschildert, wobei er aus geologischen Rücksichten
an der Scheidung in graue Trachyte und Grünsteintrachyte festhält ;
von den grauen Trachyten gehört — entsprechend unserer obigen
Vermuthung — eine Abtheilung, die »ächten Trachyte*, den Sa-
nidin- und Sanidin-Oligoklastrachyten an, die andere Abtheilung der-
selben, »die andesi tischen Trachyte«, entspricht dagegen als reines
Oligoklas-Hornblendegestein dem Hornblende-Andesit; die »Grünstein-
trachyte* stimmen sämnitlich mit unsemHomblende-Andesiten überein.
Der Hauptcharakter der »grauen andesi tischen Trachyte* liegt
in der dunkeln schwärzlichen Färbung, dem feinkörnigen bis dich-
ten Gefüge und dem uneben-splitterigen und unvollkommen-schaa-
ligen Bruch des Gesteins, in der Gegenwart zahlreicher, kleiner
schimmernder, weisslicher oder grünlichgrauer Feldspathflächen mit
oft deutlicher Zwillingsstreifung, sowie in dem fast immer erkenn-
baren Auftreten kleiner schwarzer Hornblendenadeln. In einigen
Varietäten erscheinen neben der Hornblende auch accessorisch Au-
git und schwarzer Glimmer. Derlei Gesteine sind herrschend im
Vihorlat-Gutin-Zug und brechen mit dem Gutin in das nördlichste
Eruptionsgebiet Siebenbürgens ein ; sie bilden von der Franzens-
strasse bis über den Hargittaberg hinaus den Hauptbestandtheil
des ganzen Hargittagebirges, sie erscheinen endlich in sehr bedeu-
tenden Partieen noch in der westlichen Hälfte des süderzgebirgi-
schen oder des Eruptionsgebietes des Koros. Stäche erwähnt fol-
gende Hauptabänderungen : den weisslichen andesitischen Trachyt
von Toplicza mit zahlreichen Feldspathen und weniger Hornblende,
Hornblende-Andesit. 217
den fast schwarzen Andesit von Kapnikbanya und den Andesit des
Karacserberges, welche beide einen derben, durchscheinenden, oli-
vinfarbigen, unbekannten Feldspathgemengtheil ausser dem Oligo-
klas enthalten, welchen schon Beudant beobachtete ; den Andesit
von Lyasza und Karacs, dessen Grundmasse stellenweise kleine
weissliche perlitische Ausscheidungen, den Andesit des Hargitta-
gipfels, welcher nach v. Richthofen auch kleine Augite umschliesst.
Die zu den Hornblende- Andesiten gehörenden »Grtinstein-
trachyte« charakterisirt Stäche ebenso, wie v. Richthofen; auch
hier werden mehrere Ilauptabänderungen unterschieden: die gra-
nitoporphyrischen Grünsteintrachyte, bis auf den Mangel an Quarz,
den hornblendereichen, oligoklasführenden sanidinfreien Quarzande-
siten (vgl. S. 207) sehr ähnlich; Hornblende und Oligoklas sind
meist in ziemlich grossen Krystallen ausgeschieden innerhalb einer
grünlichgrauen, dunkelgrauen, braunen oder fast schwarzen Grund-
masse ; solche Gesteine sind die verbreitetsten in den Gebieten von
Rodna, vom Gutin-Csibles, und kommen auch in den Gebieten von
Offenbanya und Nagyag vor ; Grünsteintrachyte, in denen der Feld-
spath ganz und gar in die Grundmasse zurücktritt und nur die
Hornblende erkennbar ausgeschieden ist, wie am Henyul bei Bistritz,
bei Tihutza und Maroseny; solche, in denen die Hornblende sich
nur in der grünen Grundmasse findet, und der Feldspath allein
ausgeschieden ist; solche Grünsteintrachyte endlich, in denen gar
keine Ausscheidungen aus der Grundmasse hervortreten, sondern bei
denen das ganze Gestein aus einem aphanitischen oder feinkörnigen
gleichmässigen Gemenge beider Bestandtheile besteht r dunkel grün-
liche Farben sind auch hier herrschend und die Aehnlichkeit mit fein-
körnigen Dioriten und altern Aphanitgesteinen wird oft sehr gross. Zu
bemerken ist, dass in den ungarisch-siebenbürgischen Trachyten die tri-
klinen Feldspathe noch nicht chemisch als Oligoklas befunden wurden.
Das von Breithaupt unter dem Namen Timazit beschriebene
schöne Gestein von den Ufern des kleinen Timok bei Gamsigi-ad
in der Gegend von Saidschar im serbischen District Czernareka,
welches eine als Ganisigradit bezeichnete Hornblendevarietät enthält,
scheint ebenfalls ein Hornblende-Andesit zu sein; in einer grauen oder
grünlichgrauen feinkörnigen bis scheinbar dichten Grundmasse liegen
weisse gestreifte Feldspathe und schwarzer Gamsigradit, spaltbar
nach einem Prisma von 124'^ 26', mit grünlichgrauem Strich, der
218 Homblende-Andesit.
Härte 5—6 und dem spec. Gew. 3.119. Der Gamsigradit schmilzt
vor dem Löthrohr sehr leicht und rahig zu einem grünschwarzen
Glas und enthält nach R. Müller: Kieselsäure 46.58; Thonerde
13.65; Eisenoxydul 12.29; Manganoxydul 6.00; Magnesia 8.44;
Kalk 8.83; Natron 3.17; Kali 1.00. Nebenbei finden sich noch
kleine, sechsseitige braune Glimmertäfelchen, Mag^eteisenkömchen
und Eisenkieswüifelchen. Nach einer durch Ruhe angestellten
Schmelzprobe enthält der Timazit, wie v. Cotta anführt, ungefähr
51 pct. Kieselsäure. Obschon die Hornblende mancher frischen
ungarischen und siebenbürgischen Gesteine mit dem Gamsigradit in
ihren äussern Eigenschaften nahe übereinstimmt, so scheint doch der
Vorschlag von v. Cotta, die Grünsteintrachyte v. Richthofens ab
Timazit zu bezeichnen, nicht ganz gerechtfertigt. Am zweckmässig-
sten dürfte der Name Grünsteintrachyt ganz in der allgemeinem
Bezeichnung Hornblende- Andesit aufgehen und der «erbische Timazit
allenfalls als eine Varietät des letztern beibehalten werden.'
Die trachytischen Gesteine, welche in der Umgegend Yoa
Banow in Mähren aus dem Wienersandstein emporragend vorkommen,
hat G. Tschermak untersucht. Es sind z. Th. ächte Hornblende-
Andesite, Oligoklas - Homblendegesteine. In einigen Abänderungen
glaubte Tschermak neben dem Oligoklas noch Labrador zu erkennen,
welcher sich von dem weissen oder wasserhellen Oligoklas durch
seine lichtgraue Farbe und leichtere Schmelzbarkeit unterscheiden
soll, auch war bei einer geschlüfenen Varietät der eigenthümliche
bläuliche Lichtschein wahrzunehmen. Da Analysen nicht vorliegen,
so dürfte dies bis jetzt anderswo nicht beobachtete Zusammenvor-
kommen von Oligoklas und Labrador noch nähere Bestätigung und
Untersuchung erfordern. Beim Sauerbrunnen von Nezdenitz enthält
die lichtgraue feinkrystallinische Grundmasse grössere, durchschnitt-
lich 2, im Maximum 6 Mm. lange Ob'goklaskrystalle, feine Nadeln
von schwarzer Hornblende, auch kleine dicke dunkelgrüne Krystalle,
welche Augit zu sein scheinen, sowie Magneteisen. Das Gestein von
der Kuppe Staiy-Swietlau (vgl. Analyse IH) ist oligoklasreicher und
sehr hornblendearm. Die licht- bis dunkelgraue ebenfalls oligoklas-
reiche und hornblendearme Andesitlava vom Krater bei Ordgeof
enthält: Kieselsäure 56.47; Thonerde 20.60; Eisenoxydul 11.15;
Kalk 6.42; Magnesia 1.80; Alkalien 3.50; spec. Gew. 2.745. Die
dunklern hornblendereichern und magneteisenführenden Gesteine von
Hornblende- Andesit. 219
Komnia, von der Einsiedelei und von dem Calvarienberg bei Banow
sind solche, in denen Labrador neben Oligokla» vorkommen soll;
das erstere enthält 53.85, das zweite nur 50.74 Kieselsäure; das
dunkelgraue Gestein von Wollenau mit 51.32 Kieselsäure, welches
ausser spärlicher Hornblende sehr kleine Olivine und Augite ent-
hält, wird von Tschermak als ein anamesitartiges bezeichnet.
Die Hornblende - Andesite von Szczawnica bei Sandec in den
Karpathen wurden von Zeuschner ihren Lagerungsverhältnissen nach
beschrieben und von Streng analysirt (lY).
G. Rose zählt (in A. v. Humboldts Kosmos IV. 470) zu seiner
dritten Trachytabtheilung (vgl. S. 143), welche unsem Homblende-
Andesiten entspricht, noch folgende Gesteine: die vom Puy de
Chaumont bei Clermont in der x4.uvergne und von Liorant im
Cantal ; die der mexicanischen Vulkane von Toluca (reich an Ma-
gnesiaglimmer) und Orizaba ; des Vulkans von Purace ; die Gesteine
des Mount Taylor zwisclien Santa Fe del nuevo Mexico und Albu-
querque, sowie die von Cieneguilla am westlichen Abfall der Rocky
Mountains, und vom Mohave-River, einem Zufluss des Rio Colorado ;
auf Java die Gesteine der vulkanischen Gegenden von Burung-agung,
Tjinas und Guuung-Parang (District Batu-gangi).
Nach der Beschreibung von Abich reihen sich den Hornblende-
Andesiten noch folgende Vorkommnisse au : das Gestein vom Circus
des Pic von Teneriffa, feinkörnig, rauchgrau, mit glänzenden Feld-
spathen in grosser Menge, Hornblende in langen schmalen Kry-
stallen und vielen Magneteisentheilchen mit 57.76 Kieselsäure und
2.749 spec. Gew. (75.95 Oligoklas, 16.93 Hornblende, 6.73 Ma-
gneteisen nach Abich, von Roth unter den Augitandesiteu aufgeführt) ;
die Gesteine von Lisca nera, Lisca bianca und Dattolo zwischen
Lipari und Stromboli mit bald dunkelrothbrauner, bald schwarz-
grauer Grundmasse, vielen Feldspathen, spärlichen aber deutlichen
Hornblendekrystallen und wenig Magneteisen (57.67 Kieselsäure,
2.775 spec. Gew.) ; das Gestein der Rocca di Zoccolaro am Val
del Bove mit oft zollgrossen Hornblendekrystallen in grosser Menge
und deshalb nur 53.97 Kieselsäure, aber 2.829 spec. Gew. ; das
der Rocca di Giannicola (mit 50.79 Kieselsäure), deren Feldspath
Plattner als Oligoklas befand (Vulkanische Erscheinungen 102. 107.
110); das Gestein aus dem Teatro gi*ande an der Basis der Serra
Giannicola enthält in deutlich krystallinischer fleischrother feld-
220 Hornblende-Andesit.
spathreicher Grundmasse schwarze Hornblende und lauchgrünen
Augit und wurde von Sart. v. Waltershausen (Vulk. Gest. v. IsK
u. Sic. 1853. 148) analysirt.
V. Richthofen fand am Tamsui-Hafen an der Nordküste von
Formosa ausgezeichneten Ilornblende - Andesit ohne Sanidin und
Augit ; die Hornblendesäulen liegen wie die Strahlsteinsäulen in
einem Strahlsteinschiefer mit ihren Axen a und b nahezu durch
das ganze Gestein parallel.
Andere trachy tische Gesteine erwarten noch eine nähere Un-
tersuchung, um sie alsdann entweder den eigentlichen Trachyten
oder den Hornblende- Andesiten zuzuzählen; dahin gehören die
braunen trachytischen Gesteine aus den Cimini-Bergen (nach Brocchi '
Nenfro genannt) ; die Gesteine zwischen Santa Fiora, Viterbo und
Tolfa (von Brocchi Nekrolith genannt) u. a.
V. Dechen, H.-A. d. Siebengeb., Geogn. Führer in das Siebengeb.
186J. 92-106.
Bischof, ebendar., Lehrb. d. ehem. u. phys. Geol. 1. Aufl. II. 2181.
vom Rath, ebendar, Beitr. z. Keimtn. d. Trach. d. Siebengeb. 1861.
Roth, H.-A. d. Eifel in Mitscherlich, über d. vulk. Erscheinung, d.
Eifel 1865. 11.
Zirkel, ebendar., Zeitschr. d. d. geol. Ges. XL 1859. 538.
v. Dechen, H.-A. v Nassau, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XVII. 1865. 89.
Stifft, Gest. V. Nassau, Geo^n. Beschr. d. Herzgth. Nassau 186. 188.
F. Sandbergor, ebendar., Uebers. d. geol. Verh. d. H. Nassau 70.
Fischer, H.-A. v. Kaiserstuhl, Ben. d. naturf. Ges. in Freiburg im
Br. II. 408.
Tschermak, H.-A, aus Mähren, Jahrb. d. geol. R.anst. 1858. 62.
V. Richthofen, Studien aus d. ungar.-siebenbürg. Trachytgeb., Jahrb.
d. geol. R.anst. 1861.
Stäche, H.-A. Siebenbürgens, Geologie Siebenb. von F. v. Hauer
u. Stäche 1863. 68. 79.
Breithaupt, Timazit, Berg- u. hüttenmänn. Zeitung 1861. 51.
V. Cottrt, Timazit, Gaugstudien IV. 28. 56. 65. 85.
Streng, H.-A. von Szczawnica, Poggend. Ann. XC 1853. 117; auch
N. Jahrb. f. Min. 1853. 642.
Zeuschner, ebendar., Jahrb. f. Min. 1833. 315.
Abich, H.-A. Italiens, Vulkanische Erscheinungen 1841.
Sartorius v. Waltershausen, H.-A. Italiens, Vulk. Gest. v. Sic. u.
Isl. 1853. 147. '^
V. Richthofen, H.-A. von Formosa, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XII.
1860. 536.
Prölss, H.-A. vom Gunung-Merapi auf Java, N. Jahrb. f. Minor.
1864. 431.
Augit-Andesit. 221
B. AHgit-AndesIt.
Die Augit-Andesite sind in ihrer äussern Erscheinung den
Hornblende-Andesiten ziemlich ähnlich und unterscheiden sich von
diesen nur dadurch, dass bei ihnen Augit mit dem Oligoklas ver-
bunden ist. Auch sie führen mitunter Quarz, doch sind solche
quarzhaltige Glieder, wie es scheint, ganz unverhältnissmässig viel
seltener als bei den Hornblende-Andesiten.
1. Quarzführende Augit-Andesite.
Hier sind nach unsern jetzigen Kenntnissen nur jene eigen-
thümlichen Gesteine der südamericanischen Andes aufzuführen, wel-
che Abich als Andesit bezeichnet hat, welche G. Rose (v. Hum-
boldts Kosmos IV. 471) den Augit- Andesiten zurechnet, und selbst
bei diesen ist es nicht für alle zweifellos, dass sie hierher gehören,
da bei einigen kein Augit, Hornblende neben Augit oder gar Horn-
blende allein angegeben wird ; jedenfalls aber sind sie zum grössten
Theile Andesite mit Kieselsäure-Ueberschuss. Es sind folgende:
I. Chimborazo - Gestein aus 15180 Fuss Höhe; neben vielen
kleinen Albiten ziemlich grosse Krystalle von wachsgelbem, schein-
barem Sanidin, spärlicher Hornblende, sowie Partieen von grünem
Augit und fein eingesprengtes Magneteisen. Kieselsäure 65.00 ;
spec. Gew. 2.685.
H. Gestein vom Guagapichincha aus 14248 Fuss Höhe, schwarz
pechsteinähnlich mit schmalen Albiten, grünen Augiten von musche-
ligem Bruch und zerstreuten Magneteisenpunkten. Kieselsäure 67.07;
spec. Gew. 2.580.
HI. Gestein vom Cotopaxi, ^feinkörniger Andesit«. Kiesel-
säure 63.98; spec. Gew. 2.716.
IV. Gestein vom Antisana; in schwarzgrauer, lebhaft auf den
Magnet wirkender Grundmasse vorherrschender Albit und wenig
Hornblende. Kieselsäure 64.26 ; spec. Gew. 2.708.
V. Gestein vom Krater des Antisana. Kieselsäure 63.23 ; spec.
Gew. 2.633.
VI. Massengestein von Riobamba ; zahlreiche Feldspathe, et-
was Augit und Magneteisen in lichtgrauer matter Grundmasse.
Kieselsäure 61.50; spec, Gew. 2.794.
VII. Gestein vom Tunguragua, rothbraune etwas poröse Grund-
masse mit weissen Feldspathen. Kieselsäure 57.40 ; spec. Gew. 2.798.
222 Augit-Andesit.
Abich, von welchem diese Bestimmungen herrübren (Vulkani-
sche Erscheinungen 1841. 53 — 58; 115; 116) hielt den klino-
klastischen Feldspath für Albit ; wäre der Feldspath dieser Gesteiiie
wirklich Albit, so brauchten sie keinen Quarz zu enthalten, da der
Kieselsäuregehalt des Albit durchschnittlich 69 pct. beträgt. Da
aber keine Analyse des Albit ausgeführt ist, und überdies I 1.99,
II 2.18 pct. Kali führen, so ist mit höchster Wahrscheinlichkeit
der Feldspath Oligoklas und demzufolge müssen die Gesteine (wenig-
stens die erstem) quarzführend sein. Rammeisberg berechnete schon
bei einem andern Chimborazogestein (aus 17916 F. Höhe) mit 59.12
Kieselsäure neben Oligoklas und Augit 4.08 Kieselsäure (vgl. 8. 223).
Beachtentwerth wäre es, wenn die grossen wachsgelben Krystalle
in I wirklich Sanidin wären, da die Begleitung von Augit sehr
selten ist. Selbst bei der Gegenwart von Sanidin in I muss wegen
der Beimengung basischerer Mineralien freie Säure zugegen sein.
In II kann der Säure - Ueberschuss recht gut in der pechsteinähn-
lichen Grundmasse sitzen, die Grundmasse der meisten dieser Ge-
steine ist übrigens, wie eine Anschauung der Handstücke lehrt,
entweder halbgla§ig oder felsi tisch (womit auch L. v. Buchs Aus-
sage übereinstimmt. Descr. des iles Canaries 486) und eine mikros-
kopische Untersuchung wäre hier sehr wünschenswerth, da über-
haupt das Vorkommen von Quarz neben Augit zu den sehr seltenen
Erscheinungen gehört. In III, V und VII geschieht des Augit keine
Erwähnung, in IV wird sogar ausdrücklich Hornblende aufgeführt ;
VII braucht keine freie Säure zu enthalten, VI vielleicht auch nicht.
2. Quarz freie Augit- And es ite.
Weitaus die allermeisten Augit -Andesite sind quarzfrei aus-
gebildet. Die GrunJmasse, in welcher Oligoklas und Augit in Kry-
stallen oder deutlich erkennbaren krystallinischen Kömern einge-
wachsen sind, ist meist mehr oder weniger deutlich krystallinisch
zusammengesetzt, seltener scheinbar dicht. Wie in den Hornblende-
Andesiten Augit, so tritt auch wohl bei diesen Augit-Andesiten
Hornblende in das Gemenge ein, aber immer nur in solch geringer
Menge, dass der Augit stets um ein bedeutendes vorwaltet. Olivin
stellt sich schon häufiger ein und erinnert durch seine Gegenwart
an des Basischerwerden der Gesteinsmischung. Auch Magneteisen
ist ein häufiger accessorischer Gemengtheil, Glimmerblättchen hat
man ebenfalls hier und da beobachtet.
Augit-Andesit. 228
Die quarzfreien Augit - Andesite, welche unter den Jüngern
Gesteinen den alten Melaphyren vollständig entsprechen, sind im
Ganzen in einer geringern Anzahl von Vorkommnissen bekannt, als
die Hornblende- Andesite ; sie sind hauptsächlich als Laven in acht
vulkanischen Gegenden zu Hause und bis jetzt nur an einigen
Punkten eingehender untersucht worden.
I. Augit-Andesit-Lava von Hals, Island, grauschwarz, fein-
körnig, blasig, ausgeschieden Oligoklas und schlackiges Magneteisen.
Genth, Ann. d. Chem. und Pharm. LXVI. 1848. 22.
n. Augit-Andesit-Lava vom Efrahvolshraun, Island, blasig,
scheinbar dicht, mit ausgeschiedenem Oligoklas, Olivin und schlacki-
gem Magneteisen. Genth, ebendas. 24.
in. Heklalava von 1845, grauschwarz mit hin und wieder
ausgeschiedenem Oligoklas. Damour, Bull. d. 1. soc. geol. (2) XII.
1849. 85.
IV. Augit-Andesit-Lava von Portillo, Teneriffa; mit ausge-
schiedenen kleinen Oligoklasen und sehr wenig Magneteisen. Ch. St.
Ciaire- Deville, Zeitschr. d. d. geol. Ges. V. 690.
V. Augit-Andesit von der Serra Vavalaci, Val del Bove. Asch-
graue, feinkörnige Feldspathgrundmasse mit nadeiförmigen Augiten.
Sart. V. Waltershausen, Vulk. Gest. v. Isl. u. Sic. 1853. 149.
VI. Augit-Andesit vom Chimborazo in 17916 F. Höhe; viele
weisse glasglänzende Oligokluse und dunkelgrüner Augit in grau-
brauner Grundmasse. Rammeisberg in v. Humboldts Kosmos IV. 627.
I. n. lU. IV. V. VL
60.06 54.76 57.88 55.28 59.12
16.59
11.37
5.56
2.40
1.45
3.60
100.39 101.03
TU enthält noch 0.07 flüchtige Stoffe und 1.72 Titansäure;
IV 0.82 Manganoxydul; V 0.47 Wasser. In VI berechnete Rammels-
berg ausser 58.66 Oligoklas und 34.14 Augit noch 4.08 Kieselsäure.
Die Augit- Andesite mit einem meist zwischen 55 und 59 pct.
Kieselsäure .
55.92
Thonerde . . .
. 15.08
Eisenoxyd . .
—
Eisenoxydul .
15.18
Kalk
6.54
Magnesia . . . .
4.21
Kali
0.95
Natron
2.51
13.61
19.09
17.75
13.48
—
—
11.60
— '
15.60
8.92
—
7.27
6.44
3.65
6.24
6.50
1.35
Spur
2.42
5.41
1.21
3.41
1 9.64
1.72
5.85
2.64
3.46
'.)6.38
99.18
100.86
97.88
221 Augit-Andeflit.
schwankenden Kieselsäuregehalt erweisen sich somit als etwas ha-
sischer, als die IIomhlende-Andesite, hei denen er sich meisteiiB
zwischen 59 pet. und 62 pct. bewegte. Auch das spec. Gewicht
scheint durchMchuittlich um ein weniges höher zu sein:
Lava von Hais, I. 2.919; vom Efrahvolshraun, 11.2.776;
Heklalava, III. 2.833; Lava von Portillo, IV. 2.671;
(lesteiii von d. Serra Vavalaci, Gestein v. Chimborazo, VI. 2.8Q6.
V. 2.702.
Zu den ausgezeichnetsten Augit-Andesiten gehören Gesteine,
welche im südwestlichen Island verbreitet sind. Der Andesit von
dem Ilafenorte Ilafnarfjürdr bei Reykjavik hat eine gi'aulichweisse
oder grauröthliche Farbe und besteht aus Feldspath, Aogit und
Olivin. Der Feldspath ist meist in dünnen Blättchen ausgebildet,
welche ziemlich locker mit einander verbunden sind, so dass man
ihre Krystallkanteu deutlich wahrnehmen kann. Dieser F^eldspath,
welcher, soweit die Kleinheit seiner Individuen es zu beobachten
erlaubt, triklinoedrisch kiystallisirt ist, ist von Forchhammer Hav-
nefjordit genannt worden ; er it<t ein kalkhaltiger Oligoklas und
enthält: Kieselsäure 61.22 ; Thonerde 23.32; Eisenoxyd 2.40; Kalk
8.82; Magnesia 0.36; Natron 2.5G (Journ. f. pr. Chem. XXX. 489).
Der Augit erscheint bisweilen in sehr schönen, glänzend schwarzen
messbaren, bis zu 2 Linien grossen Krystallen, der Olivin in fei-
nen Körnchen ist mit nietallischem Glanz versehen und hat ein An-
sehen wi<; kleine Pünktchen von I Juntkupfererz. Manche sehr sel-
tene 8(thwarze schlackige Körnchen scheinen titanhaltiges Magnet-
eisen zu sein. Der Kalkgehalt des llavnefjordit ist einigermasson zwei-
felhaft, da CS bei der ausserordentlichen Feinheit seiner Individuen
fast unmöglich ist, absolut reines Material zur Analyse zu verwenden.
Der Kieselsäuregehalt des Gesteins ist 56.08, ähnlich I. Das Gestein
vom Kvigyndisfell am Wege von Thingvellir nach Kalmanstünga
zeigt das Aussehen dieser isländischen Augit- Andesite am allerbesten.
Der Fehlspath, (juantitativ sehr vorwaltend und wohl auch dem
Oligoklas angehörend, bildet dünne, wnsserhelle, so locker neben
(Muander gefügte Blättchen, dass der Bruch sehr rauh sich anfühlt
und das Gestein selbst im irischesten Zustande sich fast mit den
Fingern zerreiben lässt ; der Augit formt oft die schärfsten, stark
spiegelnden Krystalle, der Olivin dickere, fast durchsichtige, gelb-
grüne Körnchen. Weiter nördlich gegen den Berg Ok hin nehmen
Augit-Andesit. 225
die Olivinkömer an Grösse und Häufigkeit zu, während die Be-
schaffenheit der andern Gemengtheile sich in nichts verändert. Auch
noch in andern Gegenden Islands sind diese Augit^Andesite ent-
wickelt.
Auch Asche der Hekla von dem Ausbruch von 1845, ana-
lysirt von Connell (gesammelt auf den Orkneys, Edinb. new philos.
journ. XL. 1846. 218) und Genth (Annal. d. Chemie u. Pharm.
LXVI. 1848. 26) wird ihrer Zusammensetzung nach mit Recht von
Roth zu den Augit-Andesiten gesetzt (vgl. die vulkanische Asche).
Genth veranstaltete auch eine Analyse der Heklalava von 1845
(oberhalb Näfrholt) und fand: Kieselsäure 56.68; Thonerde 14.93;
Eisenoxydul 13.93 ; Manganoxydul Spur; Kalk 6.41 ; Magnesia 4.10 ;
Kali 1.07; Natron 3.46.
Ratameisberg hat versucht, für einen Theil dieser Heklage-
steine die mineralogische Zusammensetzung zu berechnen ; er zeigt,
dass der Feldspat h nicht Labrador, sondern Oligoklas sei, und be-
rechnet ausserdem Augit, Olivin und Magneteisen; der Oligoklas
erhält die ganze Thonerde und fast die ganze Kalkerde, für den
Augit bleibt daher nur Kieselsäure und Eisenoxydul nebst einer
sehr geringen Menge Kalkerde, gar keine Thonerde übrig. So er-
gibt sich als Zusammensetzung für die Lava von Hals (I) : 63 Kalk-
Oligoklas, 28 Augit, 9 Olivin und eine kleine Menge Magneteisen-
erz, für die Lava vom Efrahvolshraun (II): 71.37 Kalk-Oligoklas
und 29.66 Augit, Olivin und Magneteisen.
Gesteine von der Insel Teneriffa, welche Ch. St. Ciaire Deville
untersuchte, sind auch wahrscheinlich als Augit-Andesite anzusehen ;
es gehört da/.u die unter IV angeführte Lava von Portillo, das
röthlichviolette trachytische Gestein, welches in regelmässigen Bän-
ken die innern Steilwände des Kraters von Chahorra bildet (mit
nur 52.80 Kieselsäure und einem spec. Gewicht von 2.727) und
die grünliche Lava von Chahorra (mit 59.26 Kieselsäure und 2.486
spec. Gewicht), sowie Laven vom Pik. Deville untersuchte die
Feldspathe der Teneriffa-Gesteine und befand sie als Oligoklas.
Rammeisberg berechnet, die Thonerdemenge für den Oligoklas als
Anhaltspunkt nehmend, wobei der Augit thonerdefrei ausfällt, die
Zusammensetzung der Lava von Portillo (IV) auf 72.72 Oligoklas,
13.62 Augit, 3.92 Magneteisen, des Trachytgesteins von Chahorra
auf 73.14 Oligoklas, 15.63 Augit, 9.87 Magneteisen, der Lava von
Zirkel, Petrographle. IL 15
226 Aufjrit-Andesit.
Chahorra auf 91.76 Oligoklas, 6.3 Augit, 1.27 Magneteisen (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. 1853. V. 687).
Obsidian und Birastein von Tenerififa, welche Abich und Ch.
St. Ciaire Deville untersucht haben, zeigen in chemischer Hinsicht
— einen etwas grössern Säuregehalt abgerechnet - — eine grosse
Aehnlichkeit mit den Augit-Andesiten und sind daher wohl nur
Glas- und Schaumformen dieser Mischung.
Zu den Augit- Andesiten gehören auch wohl jene Gesteine,
welche Härtung von der Azoreninsel San Miguel beschrieb und als
Trachydolerite bezeichnete ; es sind hellgraue,, dunkelgraue und
röthlichgraue Gesteine, meist mit einer vorwaltenden feinkörnigen
Grundmasse, aus welcher Feldspathblättchen, dunkelgrüne Augite
und lauchgrüne Olivine hervortreten ; in Höhlungen sitzen auch
mitunter braune Glimmertäf eichen.
I. oberhalb des Thaies von Fumas f II. westliche Umfassungs-
wand der Caldeii-a das Sete Cidadas ; HI. nordwestliche Wand da-
selbst (Härtung, die Azoren 1860. 97).
I.
Kieselsäure . . . 55.8
Thonerde . . . 19.1
Eisenoxydul . . 10.7
Kalk 4.9
Magnesia . . . 3.3
Kali 4.4
Natron .... 1,8
100.0
Roth stellt diese Gesteine zu den Sanidintrachyten, wohl weil
Härtung in einem Gestein auch Sanidin erwähnt. Das Auftretep
von Augit und Olivin verbunden mit dem niedrigen Kieselsäure-
gehalt, welcher circa 10 pct. geringer ist, als derjenige der auch
dort vorkommenden Sanidintrachyte (vgl. S. 177), machen es wahr-
scheinlicher, dass diese Gesteine zu den Augit -Andesiten gehören.
Das an der vulkanischen Kuppe von Radicofani in Toscana
herrschende Gestein, welches vom Kath untersuchte und als ein
basaltisches bezeichnete, gehört wahrscheinlich auch zu den Augit-
Andesiten ; es ist grau, bisweilen lichtgrau, feinkörnig oder schein-
bar dicht, deutlich nimmt man Olivin und einen triklinen Feld-
spath wahr, Augit ist nur selten deutlich zu erkennen und Magnet-
n.
HI.
56.5
53.1
17.0
21.8
10.8
10.2
6.7
5.7
3.7
2.5
3.5
2.4
1.8
4.3
OO.Ö
100.0
Gestein von der Löwenburg im Siebengebirgfe. 227
eisen feblt entweder ganz oder ist nur in äusserst geringer Menge
vorhanden. Die Analyse ergab: Kieselsäure 55.00; Thonerde 14.38;
Eisenoxydul 9.29; Kalk 8.51; Magnesia 7.72; Kali 2.52; Natron
2.25; Wasser 0.48 (100.15), das spec. Gewicht ist 2.808; der
Kieselsäuregehalt ist zu hoch für ein labradorführendes Basalt- oder
Doleritgestein mit noch basischem Mineralien und deutet, wie auch
vom Kath selbst bemerkt, auf ein Oligoklasgestein.
V. Hochstetter beschreibt Augit-Andesit vom Pirongia-Gebirge
und vom Kegelberg Kakepuku auf dem rechten Waipa-Ufer der
Nordinsel von Neuseeland (Geologie von Neuseeland 1864. 90).
Die Grausteine (Werner) der Ponza-Inseln, von Procida, Ischia,
von den Liparischen Inseln, mit einem spec. Gewicht, welches auf
2.9 steigt, sind wahrscheinlich auch Andesite; sie bedürfen noch
näherer Untersuchung ; vgl. Brochant, Traite de Mineralogie II. 608
und Poulett Scrope in Transact. of the geol. soc. (2) II. 213.
Den Augit-Andesiten kann man das eigenthümliche, vielge-
deutete Gestein von dem Gipfel der Löwenburg im Siebengebirge
anreihen. Vorzugsweise den obern Theil der Kuppe über dem Lö-
wenburger Hof bildend ist es ein feinkörnig-krystallinisches Gemenge
verschiedener Mineralien, von denen man vier mit blossem Auge
unterscheiden kann : grünlichschwarzen Augit in zuweilen recht
deutlichen Krystallen bis zu der Grösse mehrerer Linien, hellgrtin-
lichgelben Olivin in gerundeten Körnern, Magneteisen in sehr klei-
nen unregelmäs.sigen undurchsichtigen Körnern, einen farblosen Feld-
spat ll in tafeliönnigen Krystallen mit deutlicher Zwillingsstreifung.
Ausserdem ist die Gegenwart von Nephelin höchst wahrsoheinlich,
da man nach vom Rath in geglühten Stücken neben den tafelför-
migen gestreiften Feldspathen zahlreiche sechsseitige Tafeln sieht,
und überdies auch chemische Gründe auf das Vorkommen von Ne-
phelin hinweisen ; auch hat sich darin einmal ein Sanidinkrystall
gefunden. Analysirt wurde das Löwenburger Gestein durch G. Bi-
schof und Th. Kjerulf (I, Durchschnitt von 3 Analysen, auf 100
berechnet), sowie durch vom Rath (II). Spec. Gew. = 2.895.
228
Gestein von der Löwenburg im Siebengebirge.
I.
n.
Kieselsäure . .
. 55.68
52.63
Thonerde . . .
. 13.68
13.53
Eisenoxyd . .
. 14.48
12.60
Kalk . . , .
. 7.11
8.44
Magnesia . . .
. 3.93
6.17
Kali
. 1.89
1.61
Natron ....
. 3.23
4.28
Wasser ....
—
1.55
100.00 100.81
Der SauerstofFquotient der Analyse II beträgt nur 0.540 und er-
scheint auffallend niedrig, wenn man bedenkt, dass der von Olivin
= 1.000, der von Nephelin = 0.888 beträgt und dass Augit, des-
sen Sauerstoffquotient allerdings = 0.500 ist, noch nicht die Hälfte
der Masse bildet. Aus diesem Grunde hält auch vom Rath mit
Recht dafür, dass der gestreifte Feldspath nicht, wie itian bisher
glaubte, Labrador mit dem hohen Sauerstoffquotienten 0.666, son-
dern Oligoklas mit dem niedrigem von 0.444 sein müsse. Der
Analyse würden ungefähr 50 Oligoklas, 30 Augit, 10 Olivin, 10
Nephelin entsprechen.
Dieses Gestein, welches Bischof als Mittelding zwischen Do-
lerit und Trachyt, vom Rath als Dolerit bezeichnet, scheint wegen
seines vorwiegenden Oligoklas- und Augitgehalts eine Stelle bei den
Augit- Andesiten zu verdienen. Auch v. Dechen ist der Ansicht,
dass es der vierten Abtheilung des Trachyt von G. Rose (vgl. S. 143)
viel näher stehen möchte, als irgend einem Dolerit (Geogn. Führer
in das Siebengeb. 137). Das Vorkommen des Nephelin ist für das-
selbe eigenthümlich und nähert es in Vereinigung mit dem Augit
den basaltischen Nepheliniten. Vielleicht tritt auch in andern An-
desitgesteinen Nephelin auf, welcher sich so schwer mineralogisch
nachweisen lässt.
Im Siebengebirge sind somit alle vier Haupttypen der Tra-
chyte : Quarztrachyt (Rosenauer Tr.), Sanidin-Oligoklastrachyt (Dra-
chenfelser Tr.), Hornblende Andesit (Wolkenburger Tr.), Augit-An-
desit (Löwenburger Tr.) nachgewiesen.
Isländiaciie Augit-Andesite. Genth, Ann. d. Chem. u. Pharm. CHI.
1848. 22; Damour, Bull. d.i. soc.geol. (2) VII. 1849.85. Bemerk,
üb. d. geogn. Verh. Isl. in Preyer u. Zirkel, Reise n. Isl. 1862.313.
Absonderungs- und Lagerungsfonnen der Trachyte und Andesite. 2^9
Rammeisberg, Interpretation der Heklalaven, Zeitschr. d. d- geol.
Ges. I. 1849. 238.
Gest. von Teneriffa, Rammeisborg nach Ch. St Gl. Deville, Zeitschr.
d. d.geol. Ges. V. 1853. 690. Abich, vulk. Erscheinungen. 1841.
Gest. von d. Serra Vavalaci, Sartorius v. Waltershausen, Vulk. Gest.
von Sic. u. Isl. 1853. 149.
Gest. v. Radicofani, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XVII. 1865. 405.
Gest. V. d. Löwenburg im Siebengeb., v. Dechen, Verh. des naturh.
Ver. d. pr. Rheinl. u. W. 1852. 385 ; Geogn. Führer in d. Sie-
bengeb. 1861. 132; vom Rath, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XII.
1860. 40.
Die Trachyt- und Andesit-Gesteine, in der Regel massig
ausgebildet, zeigen bisweilen eine Absonderung in mehr oder
weniger mächtige Bänke und Platten; die pfeilerförmige und säu-
lenförmige Absonderung kommt allerdings derjenigen der Basalte
bei weitem nicht gleich, ist aber dennoch bei manchen Ablagerun-
gen in ziemlich regelmässiger Ausbildung zu beobachten. Die mäch-
tigen Andesitpfeiler des Stenzelbergs im Siebengebirge, welche nach
innen cylindrische Schaalen entfalten, und die schönen cylindrischen
Säulen vom Freienhäuschen bei Kelberg in der Eifel wurden schon
Bd. I. S. 105 erwähnt; auch erscheint z.B. auf dem Gipfel des Mont-
Dor sehr regelmässige Säulenabsonderung. Der ausgezeichneten
Trachytkugeln von Welcherath in der Eifel (Zirkel in Zeitschr. d.
d. geol. Ges. 1859. 517) wurde schon Bd. I. S. 99 gedacht.
Was die Lagerungsformen der Trachyt- und Andesitge-
steine anbelangt, so bilden dieselben in der Regel isolirte kegel-
oder domförmige Kuppen, die über ihre Umgebung bedeutend her-
vorragen und oft in Gruppen nebeneinander oder in Reihen hinter-
einander liegen. Daneben treten sie in sehr deutlichen Gängen auf,
z. B. im Siebengebirge, wo fünf Gänge im Trachytconglomerat, zwei
im festen Trachyt bekannt sind (v. Dechen, Geogn. Führer in das
Siebengeb. 177; 181). Im Cantal lässt sich eine L^nzahl von aus-
gezeichneten trachytischen Gängen beobachten, namentlich im obern
Thal der Cere, wo es förmlich von ihnen wimmelt, und am Fuss
des Griou, auch im Thal der nach Aurillac fliessenden Jourdanne,
bei Dienne im Sautoire-Thal, bei Le Falgoux im Mars-Thal. Im
Val d'Enfer und im obern Dordogne-Thal am Mont-Dor in gleichfalls
grosser Anzahl fBurat, Descr. des terrains volc. de la France cen-
trale 1833. 71. 126). Auch auf Ischia; auf Ponza am Monte
Guardia durchbricht nach Abich der Trachyt den Quarztrachyt und
'230 Trachytische Laven.
bildet über einer Schiclit von Tuffen und Gerollen eine deckenför-
raige Ablagerung von 240Fuä8 Mächtigkeit. Die stromartige La-
gerungsweise ist mehr den trachyti sehen Laven eigen. Aasgezeicb-
nete Ströme von homogen erscheinendem grauem Trachyt findm
sich am Mont-Dor, vier an der Zahl zwischen dem Roc Gourlande
und dem Capucin, fünf zwischen dem Puy de Cliergue und Pny
de la Orange.
Am Schlüsse der Betrachtungen über die krystalliniscben
Glieder der Trachy tgruppe muss noch den trachy tischen Laven
oin Blick zugewandt werden, denjenigen trachytischen Gesteinen,
welche aus erkennbaren Vulkanen ausgeflossen sind. Da sie in
chemischer Iliusiclit nicht und in petrographischer Hinsicht nicht
immer von den verwandten trachytischen Gesteinen sich unterscheiden
lassen, bei welchen dieser Ui*spruug nicht nachgewiesen werden kann,
so haben wir im Vorhergehenden die trachytischen Laven der Haupt-
sache nach bereits abgehandelt. Im Allgemeinen zeichnen sich die
trachytischen Laven, wie die Laven überhaupt durcli ihre sehr rauhe,
poröse und zum Tbeil schlackige Beschaffenheit aus.
Trachytische krystallinische Laven, in denen Quarz ausge-
schieden ist, also Quarz trachy t- und Qu arzandesit- Laven
kennt man, wie erwähnt, niclit, indem die sauertrachy tischen Laven
sämmtlich als ghisartige oder schaumige Gebilde erstarrt sind. So
bleiben noch folgende trachytische Laven zur Unterscheidung übrig :
a) Trachytlava mit Sanidin- und Oligoklaskrystallen oder
Sanidinkr}'stallen allein in einer dichten, porösen oder halbglasigen
Cirundmasse. Hierzu gehören unter vielen andern die Laven von
Cuzeau in der Auvergne, manche Laven der phlegräischen Felder
bei Neapel, besonders die der Soliatara, die Lava del Arso und
der Tiinta Carnacchia auf Ischia, Laven der Azoreninsel San Mi-
guel (vgl. S. 178).
b) Andenitlava, vgl. 8.211, 219, 223 ff.
(• ) P h o n 0 1 i t h I a v a, eine Lava, welche sich in petrographi-
scher und chemischer Ausbildung dem Phonolith nähei-t; es gehört
dazu die als Piperno bezeichnete Lava von Pianura in den phle-
gräischen Gefilden. Die ziemlich poröse Masse vcm heilascbgrauer
Farbe enthält völlig parallel eingeschaltete dünne Lagen vcm dun-
kelgrauer bis fast schwarzer Farbe und dichterer Beschaffenheit,
deren Länge von einem Zoll bis zu mehrem Fuss wechselt, wodurch
Phonolithlava.
281
auf dem Querbruch des Gesteins bald längliche Flecken, bald par-
allele Streifen erschieinen. Auch ist hierher zu rechnen die graue
feinkörnige Lava des Monte Nuovo, welche vollständig einem Pho-
nolith ähnlich ist, einzelne Zwillinge von Sanidin enthält und stel-
lenweise eine plattenförraige Absonderung zeigt.
I. Piperno von Pianura; Abich, Vulk. P>schein. 1841. 39 (neu
berechn. von Roth). Spec. Gew. 2.638.
II. Südwestlicher Kraterrand vom Monte Nuovo ; Abich, ebend.
(neu berechn. von Roth). Spec. Gew. 2.583.
III. Monte Nuovo; Rammeisberg, Mittheilg. an Roth, 1860.
IV. Montagnella del Monte Nuovo ; Rammelsberg, Mittheilg.
an Roth, 1860.
L
II.
III.
IV.
Kieselsäure . .
. 61.74
61.71
59.47
59.30
Thonerde . . .
19.24
16.85
17.24
17.00
Eisenoxyd . . . .
4.12
4.27
4.33
4.45
Kalk ....
. 1.14
1.51
3.10
1.27
Magnesia . . . .
0.39
0.99
0.99
0.40
Kali
5.50
4.36
8.01
7.97
Natron
6.68
7.50
6.17
9.76
Wasser ....
1.12
1.05
1.07
0.50
Chlor
0.19
0.65
1.03
—
100.12 98.89 101.41 100.65
Die Zusammensetzung dieser Laven stimmt mit der S. 193 mitge-
theilten der Phonolithe gut überein. Auch wiesen Abich und Ram-
melsberg nach, dass dieselben sehr viele durch Säuren zersetzbare
Bestandtheile besitzen ; es war in :
I. löslich 18.12 pct.
II. * 22.95 »
in. - 21.10 »
IV. ^ 20.23 »
Die löslichen Hestaiidtheile waren stark wasserhaltig und enthielten
Natron weit überwiegend über Kali, was auch schon in der Bausch-
analyse sich zeigt. Kigeiithünilich ist, dass in dem löslichen Theil
von n Abich 40.05 Kieselsäure und 14.83 Thonerde, in dem fas^
genau so grossen löslichen Theil von III (ebenfalls vom Monte
Nuovo) Riimmelsberg nur 18.14 Kieselsäure, dagegen 32.87 Thon-
erde fand. Die Interpretation der löslichen Theile gelingt nicht.
unlöslich 81.88 pct.
77.05 »
78.90 >
81.53 >
232 ObsidiaD.
Roth rechnet diese Gesteine zum Sanidiutrachyt und nicht zam
Phonolith, da sie mit Säure nicht eigentlich geiatinireo. Der on-
zersetzbare Antheil hat in den Analysen von Abich eine sanidin-^
ähnliche Zusammensetzung, in denen von Rammelsberg ist sein
Sauerstoffquotieut beträchtlich niedriger, als er dem Sanidin zukommt.
Vgl. auch über den Piperno :
L. V. Buch, geogn. Beobachtungen u. s. w. IL 210.
Breislak, Geologie, übers, von v. Strombeck, III. 206.
C^las- und Schaumgesteine der Trachytfkmille.
Obsldian.
(Obsidienne.)
Der Obsidian ist ein achtes vulkanisches Glas, eine glasige
Modification der Laven, entstanden durch die rasche Abkühlung
der geschmolzenen Masse. Ein jedes Glied der Trachytfamilie ist
fähig, bei der Erstarrung in den Obsidian -Zustand übergefiihrt zu
werden, es kehren bei ihm alle jene Mischungsverhältnisse wieder,
die sich in den trachy tischen Gesteinen überhaupt dargeboten haben
und wenn hier die Obsidiane als etwas Gesondertes zusammengefasst
werden, so geschieht das aus dem Grunde, weil die äussere Erschei-
nung fast bei allen dieselbe ist, sie mögen diese oder jene trachy-
tische Mischung darstellen und weil man aus dem blossen Ansehen
nicht im Stande ist, einen Obsidian mit demjenigen Gesteine in
Verbindung zu bringen, welches bei krystaUinischer Erstarrung aus
ihm hervorgegangen wäre.
Die saurem Glieder der Trachytfamilie sind, wie es scheint,
vorzugsweise einer Ausbildung zu Obsidianen unterlegen, welche,
wie Roth ganz richtig bemerkt, meist die Eigenthümlichkeit zeigen,
einen noch etwas hohem Kieselsäuregehalt zu besitzen, als die ent-
sprechenden krystallinischen Laven. Auch Magmen von basaltischer
Zusammensetzung sind hier und da zu einer glasartigen Masse er-
starrt; solche basaltischen Obsidiane werden bei den Gesteinen der
Basaltfamilie besprochen, indem uns zunächst hier die weitaus ent-
wickeltere Reihe der Trachy t- Obsidiane, der Obsidiane xar' i'^oxi]V
beschäftigt.
In genetischer und räumlicher Beziehung sind die schaumigen
Bimsteine auf das engste mit den Obsidianen verknüpft, wegen der
Obsidian. 233
abweichenden petrographischen Ausbildung dieses vulkanischen Pro-
ducts sei es aber von ihnen getrennt gehalten.
Die Obsidiane bilden eine glasartige und stark glasglänzende
Masse mit vollkommen muscheligem Bruch , welcher schneidend
scharfe, meistens an den Kanten durchscheinende bis halbdnrch-
sichtige Bruchstücke hervorbringt. Die Farbe ist gewöhnlich sammet-
schwarz, auch wohl dunkelbraun, seltener graulich oder grünlich ;
gefleckte, geflammte oder gestreifte Fai'benzeichnung findet sich
hier und da. Von Säuren werden die Obsidiane nur sehr wenig
angegrifi'en, wahrscheinlich um so mehr, je basischer ihre Zusam-
mensetzung ist. Glüht man Obsidiane in ganzen Stücken, so schwel-
len viele davon unter einer starken Lichterscheinung zu einer schau-
migen Bimsteinmasse an; gepulverter Obsidian zeigt diese Umwand-
lung zu Bimstein nicht, sondern färbt sich nur braun. Werden die
Obsidiane über den Punkt der Birasteinbilduug hinaus erhitzt, so
schmelzen sie und erstarren zu einem grünlichen Glas.
Nach der Textur der Obsidiane pflegt man gewöhnlich fol-
gende Varietäten zu unterscheiden:
a) Reiner Obsidian, vollkommen scheinendes Glas, eine
compacte Masse ohne Ausscheidungen irgend welcher Art. Untersucht
man Splitter selbst der reinsten Obsidiane unter dem Mikroskop,
so sieht man, dass in sehr vielen Fällen der Obsidian dennoch
keine gänzlich homogene Masse ist. Häufig sind darin unendlich
kleine, wie feine kurze Linien erscheinende Krystalle, deren Länge
oft kaum 0.00 1 Mm. beträgt, und welche meist untereinander einen
sehr deutlichen Parallelismus aufweisen; hier und da finden sich
auch grössere Krystalle von einigen Tausendstel Millimeter Länge,
welche einen off'enbar klinobasischen Durchschnitt besitzen. Solches
zeigen z. B. Obsidiane von Stromboli, von Mexico, von Neuseeland ;
es scheinen dies dieselben Kr}'8talle zu sein, wie sie in viel grösserer
Fläufigkeit in der, wahrscheinlich ebendeshalb nur halbglasig er-
scheinenden Masse vieler Trachytpechsteine liegen (vgl. Bd. 1. S. 569),
Eine andere mikroskopische Erscheinung in zahlreichen homogen
erscheinenden Obsidianen, sind kleine Poren oder Höhlungen, welche
oft in ungeheuerer Anzahl in der Glasmasse liegen. Ihr Umriss ist
entweder rundlich, häufiger noch spitz eiförmig in die Länge ge-
zogen, die Aussenlinie sehr breit und dunkel, so dass in der Mitte
nur ein schmaler, hellbouteillengrün erscheinender Streifen übrig
234 Obsidian.
•
bleibt; meistens liegen sie zerstreut durcheinander, nicht haufen-
weise zusammengedrängt, aber die Längsaxen aller sind gewöhnlich
streng parallel. Es sind Poren, hervorgebracht durch die Entwick-
lung von Gasen und Dämpfen, vollkommen analog den ebenso ge-
stalteten Blasen, welche sich im künstlichen Glase finden und deren
jede schlechte Fensterscheibe zahlreiche enthält; manchmal sind
die Poren an dem einen Ende etwas sackförmig erweitert, an dem
andern lang ausgezogen. In einigen Obsidianen ist die Anzahl der
Dampfporen wahrhaft erstaunlich: in dem Obsidian vom Hrafii-
tinnuhryggr in Island liegen auf dem Raum eines Quadratmillimeier
vielleicht 800000, selbst bei stärkster Vergrösserung nur nadel-
stichgross erscheinende DampfjDoren. Der eigenthümliche grünlich-
gelbe Schiller, den einige Obsidiane zeigen, rührt wenigstens bei
einem aus Mexico stammenden Stück von sehr zahlreichen und
regelmässig gestalteten eifönnigen Poren her. Mitunter auch sind
die Poren zu Schichten oder BändeiTi zusammengehäuft und man
kann unter dem Mikroskop gut beobachten, wie diese durch das
klare Glas des Präparats hindurchsetzen. Eine Flüssigkeit enthal-
tende Poren scheinen in den Obsidianen nicht vorzukommen.
b) Porphyrartiger Obsidian, auch Obsidianporphyr
genannt (letztere Bezeichnung ist weniger zu empfehlen), eine Ob-
sidianmasse, welche einzelne Ki*ystalle von Feldspath eingewachsen
enthält. Meistens sind die Sanidine nur unvollkommen krystallisirt
und stellen sich als krystallinische Kömer dar, auch erscheinen die
Kanteu manchmal abgerundet und wie halb abgeschmolzen ; keines-
wegs ist dies aber immer der Fall, sehr häufig findet man ganz
scharfkantige Sanidinindividuen eingewachsen. Auch Oligoklas-
krystalle mit deutlicher Streifung erscheinen in einigen Obsidianen,
z. B. zu Zimapan in Mexico, am grossen Ararat in Armenien, am
Kegel von Alta vista auf Tenerifia, welche sich also als Andesit-
Obsidiane darstellen. Der Ansicht, dass alle diese FeldspathkrystaDe
Reste seien von frühern trachytischen Gesteinen, welche eine üm-
schmelzung zu Obsidian erlitten, wobei die Hitze nicht hoch genug
stieg um sämmtliche Feldspathe völlig zu schmelzen und mit dem
allgemeinen Magma zu vereinigen, dieser Ansicht scheint nur in
jenen wenigen Fällen, wo erweislicher Maassen eine solche üm-
schmelzung statt gefunden hat, Richtigkeit zugestanden werden zu
dürfen. Fast durchweg wird der Obsidian das Erstarrungsproduct
Obsidian. 235
einer direct aus den Erdtiefeu stammenden geschmolzenen und nicht
umgeschmolzeneu präexistirenden ki-ystallinischen Masse sein und
die Sanidine scheiden sich aus dem erkaltenden Magma gerade so
aus, wie mau sich überhaupt das Krystallinischwerden einer Lava
vorstellt. Damit steht auch im Zusammenhang, dass die Feldspath-
krystalle der porphyrartigen Obsidiane oft dieselben Glaseinschlüsse
enthalten, deren oben (Bd. I. S. 570) bei den Feldspathen der Tra-
chytpechsteine gedacht wurde, eine Erscheinung, welche sich nur
durch eine Ausscheidung dieser Krystalle aus der geschmolzenen
Glasmasse erklären lässt.
Y. Richthofen, welcher diese Glasgesteine für umgeschmolzene
Trachyte hält, ist sogar der Meinung, »dass die Art, die Gestalt
und die Menge der eingeschlossenen Krystalle einen Maassstab für
die Temperatur abzugeben scheint, welche das Gestein bei der
Eruption hatte«. In einigen Fällen habe die Höhe der Temperatur
hingereicht, um den glasigen Feldspath an den Kanten rund zu
schmelzen, in andern Fällen wurde er ganz geschmolzen, der Quarz
blieb allein in Krystallen übrig und in noch andern verschwand
auch dieser in der Masse. Hätte diese Voristellung ihre Richtigkeit,
so müssten in einem kieselsäurereichen Obsidian, der also von
einem quarzführenden Trachyt abstammte, immer neben den Sanidin-
krystallen auch noch die Quarzkörner zu beobachten sein, denn
wo der Sanidin unversehrt lileibt, kann der Quarz nicht geschmolzen
werden. Dem widerspricht aber die Beobachtung, dass in den Ob-
sidianen, und zwar auch den sauersten, so häufig sich auch aus-
geschiedene Feldspathe darin finden, dennoch Quarzkrystalle zu den
allergrössten Seltenheiten gehören.
G. Rose erwähnt deutliche kleine Quarzkrystalle in den Ob-
sidianen von Zimapan in Mexico. Glimmerblättchen finden sich nur
sehr selten porphyrartig in den Obsidianen eingewachsen. Am Cerro
del Jacal in Mexico sind in den Höhlungen und Blasenräumen des
Obsidian Olivinkrystalle ausgebildet (A. v. Humboldts Kosmos IV. 484).
c) Sph äro 1 i th isch e r Obsidian, eine Obsidianmasse,
welche graulichweisse oder gelbliche, auch grünliche Sphärolith-
kügelchen von mehr oder weniger deutlicher radial-faseriger Textur
eingewachsen enthält. IJeber Natur und Bildungsweise der Sphäro-
lithe vgl. den Sphärolithfels und Perlit. Bisweilen wird durch par-
allele Anordnung der Sphärolithe eine plane Paralleltextur des
236 Obsidiiin.
Gesteins hervorgebracht. Ausgezeichneter Sphärolith - Obsidian er-
scheint am südöstlichen Ufer des Rotoma-Sees auf der Nordinsel
Neuseelands. Die Obsidianmasse ist in dickern Stücken donkelgrau-
braun, in dünnen Scherben vollständig durchsichtig und wasserklar
oder mit einem leichten Stich ins rauchgraue und darin liegen mit
scharf begrenzten Rändern von der Glasmasse getrennt, kleine
bläulichgraue wachsglönzende Sphärolithe.
d) Blasiger Obsidian, Obsidianmasse von Blasenräumen
durchzogen, welche meist stark in die Länge und dabei alle nach
einer parallelen Richtung ausgestreckt sind, wodurch der Ueber-
gang in ächten Bimstein vermittelt wird; die grössern der Blasen-
räume sollen häufig Fragmente von Trachyten, Laven und andern
vulkanischen Gesteinen einsch Hessen. Indem blasenfreie Obsidian-
lagen mit blasenreichen abwechseln, entsteht ebenfalls eine plane
Paralleltextur.
Obsidiananalysen nach abnehmendem Kieselsäuregehalt geordnet:
L Porphyrartiger Obsidian vom grossen Ararat, schwärzlich-
grau mit vielen weissen, zwillingsgestreiften Feldspathen, auch mit
Glimmer und Magneteisen. Abich, über d. geol. Nat. des armen.
Hochlandes 1843. 44.
II. Schwärzlich grüner Obsidian vom kleinen Ararat, Trans-
kaukasien. Abich, a. a. 0. 45.
III. Obsidian vom Hrafntinnuhryggr am Fuss der Erafla, Nord-
ostisland, ßunsen, Poggend. Ann. LXXXIII. 1851. 212.
IV. Obsidian von der Soufriere auf Guadeloupe. Ch. St. Claire-
Devüle, Bull, de la soc. geol. (2) VIÜ. 1851. 427.
V. Obsidian von Lipari. Abich, Vulk. Ersch. 1841. 62u,84.
VI. Obsidian von der Insel Ascension. Murdoch, Philos. Ma-
gazine (2) XXV. 1844. 495.
VII. Nelkenbrauner bis pechschwarzer Obsidian von der Nord-
ostspitze der Insel Procida zwischen Ischia und dem Gap Miseno ;
oft porphyrartig durch zahlreiche Feldspathe. Abich , Vulk. Er-
schein. 1841. 62 u. 78.
VIII. Obsidian vom Kegel von Alta vista, Teneriflfa, grünlich-
schwarz, mit vielen weissen Oligoklasen. Abich, a. a. 0. 62 u. 71.
Zusammensetzung der Obsidiane. 237
I.
n.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
Kieselsäure
77.60
77.27
75.28
74.11
74.05
70.97
62.70
60.52
Thonerde
11.79
11.85
10.22
10.44
12.97
6.77
ir>.98
19.05
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Manganoxyd
2.17
2.55
4.24 -
- 6.25
- MnO.78
2.73
6.24
4.98
0.39
4.22
0.33
Kalk
1.40
1.31
1.81
2.12
0.12
2.84
1.77
0.59
Magnesia
—
Spur
0.25
0.44
0.28
1.77
. 0.82
0.19
Kali
2.30
2.44
2.44
1.15
5.111
3 681
11.41
4.35
3.50
Natron
4.21
4.15
5.53
4.84
6.09
10.63
Wass. od.Glühv
. 0.611
Spur
0.51
0.23
—
0.22
—
0.76
0.04
Chlor
—
—
0.31
—
0 52
0.30
100.08 10008 lüO.OO 100.13 99.67 100.00 99.36 99.37
V enthält nach Abich zu dem Chlor noch 0.20 Natrium ; VII
enthält Spuren von Kohlenwasserstoff; VIII noch 0.66 Titansäure
mit Kieselsäure. Aus diesen Analysen leuchtet die grosse Verschie-
denheit in der Zusammensetzung der Obsidiane ein, wie diese Glas-
gebilde alle Glieder der Trachytfamilie von den kieselsäurereichsten
bis zu den kieselsäureärmsten darstellen. An sie schliesseu sich nun
mit noch geringerm Kieselsäuregehalt die Glasformen der Basalt-
gesteine. Noch saurer als I ist ein Obsidian von Java, zwischen
Lelles und Tjilalinka mit 79.40 Kieselsäure (v. d. Boon-Meesch).
I mit seinen triklinen Feldspathen und II stehen im engsten
Zusammenhang mit Quarzandesiten und sind eigentliche Andesit-
Obsidiane (vgl. 8. 209) ; III, IV, V, VI würden bei krystallinischer
Erstarrung Quarztrachyte oder Quarzandesite mit mehr oder we-
niger grossem Reichthum an freier Kieselsäure gegeben haben.
VII entspricht in seiner Mischung einem Sanidintrachyt ; VIII einem
Andesit, und würde sich vielleicht zu einem Augit-Andesit ausge-
bildet haben, wie deren mehrere von Teneriffa untersucht worden
sind, mit denen er nahe übereinstimmt (vgl. S. 226). Ch. St. Claire-
Deville untersuchte noch andere Obsidiane von Piedras blancas und
vom Pic auf Teneriffa, welche grosse Uebereinstimmung mit dem
Abich'schen aufweisen. Es scheint im Allgemeinen, dass ein Gestein
je kieselsäurereicher es ist, desto leichter in den glasartigen Zu-
stand übergeht: von den sauren Quarztrachytmischungen kennt
man die meisten Obsidiane, von den quarzfreien Andesiten bedeutend
weniger und noch weniger Obsidiane sind von den Basalten bekannt.
Schon Dolomieu machte darauf aufmerksam, dass die Trachytinsel
238 ZusamTnensetzung der Obsidiane.
Lipari an Obsidianen reich sei, während die basaltischen Laven
des Vesuv kein Glas lieferten.
Obsidian und Bimstein, die Glas- und Schaumform von dem-
selben Fundorte besitzen nahezu dieselbe Zusammensetzung wie z. B.
die Vergleichung des Obsidian V mit Bimstein I, des Obsidian VIII
mit Bimstein V (S. 245) erweist und wie es auch gar nicht anders
sein kann, da beide Gesteine ja nur verschiedene Ausbildungsmo-
dificationen derselben Grundmischung sind.
Das allgemeine chemisohe Bild der Obsidiane ist ein feld-
spathartiges, indem der Sauerstoff der Mouoxyde und Sesquioxyde
im Grossen und Ganzen sich wie 1 : 3 verhält. Meistens sind mehr
p]rden und Oxyde des Eisens beigemengt, indem die Obsidianmasse
die Bedingungen zur Ausscheidung von Hornblende, Augit, Magnet-
eisen, Olivin in sich enthält, und dadurch ist jenes Verhältniss
mehr oder weniger verdunkelt; in dem Sauerstoff der Alkalien und
der Thonerde tritt es aber reiner hervor. Der Sauerstoff der Kiesel-
säure im Obsidian übersteigt natürlich den im sauersten Feldspath.
Der Gehalt der meisten Obsidiane an Wasser und Chlor ist
bemerkenswerth. Knox hat in manchen Obsidianen einen Gehalt
an Bitumen oder Bergöl nachgewiesen, Abich im Obsidian VII
Spuren von Kohlenwasserstoff. Nach Escolar soll sich der Bitumen-
gehalt an Obsidianen von Teneriffa schon beim Zerschlagen der-
selben durch den Geruch zu erkennen geben (L. v. Buch, physik.
Beschr. d. canar. Inseln 225). Delesse fand in melirem Obsidianen
organische Materien und Stickstoff in bestimmbaren Mengen, erstem
schreibt er auch die schwarze Farbe zu (Annales des raines (5)
XVIIl. 1860. 257).
Wie die chemische Zusammenselzung, so ist auch natürlicher-
weise das spec. Gewicht der Obsidiane variabel. Es beträgt bei
Obsidian I: 2.394; II: 2.358; III: 2.420; V: 2.370; VII: 2.489;
VIII: 2.528, wobei sich im Allgemeinen wiederum zeigt, dass mit
abnehmendem Kieselsäuregehalt das spec. Gewicht stetig zunimmt.
Obsidian vom Kiotangdag, Transkaukasien mit 77.42 Si hat 2.363
spec. Gew. (Abich) ; von der Inselbay, Neuseeland, mit 75.20 Si hat
2.386 spec. Gew. (Murdoch) ; vom Pic von Teneriffa, mit 59.71 Si
hat 2.482 spec. Gew. (Ch. St. Cl.-Deville).
Von zwei gleich zusammengesetzten Gesteinen, von denen das
eine krystallinisch, das andere glasig ausgebildet ist, zeigt stets
70.66 Si
»
» 2.656
77.27 Si
;»
» 2.394
77.20 Si
>
- 2.416
Verwitterunp^ und üebergango des Obsidian. 239
das obsidianartige ein bedeutend niedrigeres specifisches Gewicht,
z. B. :
{Quarztrachyt von Palmarola mit 74.54 Si spec. Gew. 2.529
Obsidian von Lipari > 74.05 Si > » 2,370
Quarztrachyt von Besobdal, Trans-
kaukasien
Obsidian vom kleinen Ararat
Perlit von Hlinik, Ungarn
Nicht minder lasst sich auf basischere Gesteine diese Yer-
gleichung ausdehnen. Damour liess ein Stück von. sog. indischem
Obsidian bei einem Steinschleifer zerschneiden, welches bei dieser
Operation unter einer starken Detonation mit Heftigkeit in viele
kleine Stücke zersprang, ein Vorgang, der offenbar demjenigen ana-
log ist, welcher sich zeigt, wenn man den sog. Glasthränen die
Spitze abbricht (Pogg. Ann. LXII. 1844. 287).
Die Obsidianstücke zeigen oft auf ihrer Oberfläche ein schil-
lerndes, in bunten Farben spielendes Ansehen, wie alte blinde
Fensterscheiben, das Resultat der verwitternden Einwirkung der
Atmosphärilien, welche wohl, wie es beim künstlichen Glase be-
>viesen ist, so auch beim natürlichen in einer Ausscheidung der
Alkalien und wenig Kieselsäure, sowie in einer Aufnahme von
Wasser beruht.
Die Obsidiane weisen Uebergänge in Perlit, Bimstein, Pech-
stein, sowie in steinartige Laven auf. Es ist eine häufige Erschei-
nung, dass Lavaströme an ihrer Oberfläche, wo die Erkaltung der
geschmolzenen Masse eine ungleich raschere war, aus Obsidian be-
stehen, welcher nach unten zu allmählich in deutlich krystallinisch-
kömige Laven übergeht. Manchmal wechseln auch in einem und
demselben Lavastrom Lagen von Obsidian und krystallinischer Lava
mehrfach mit einander ab, wie an dem ausgezeichneten Strome
Hrafntinnuhryggr (Rabensteinrücken) am Fuss der Krafla unweit
des Myvatn in Island. Höchst ausgezeichnet sind die Gesteine vom
Schlossfelsen und vom Monte Guardia auf Lipari : eine blassgi-aue
sehr feinblasige und bimsteinartige Glasmasse enthält äusserst zahl-
reiche dünne Streifen von schwarzem Obsidian oder pechsteinähn-
lichcT Masse, welche der Längsrichtung des Lavastroms, dem sie
angehören parallel sind (P>. Hoffmann, Pogg. Ann. XX VL 1832.43).
Der Obsidian ist ein an vulkanische Gegenden, wo Lavaergüsse
240 Vorkommnisse von Obsidian.
statt fanden, gebundenes Gestein. Auf den liparischen Insehi ist er
sehr verbreitet, wo z. B. ein ausgezeichneter Obsidianstrom nach
Fr. Hoffmann aus dem Monte Campo Bianco zum Capo Gastagno
zieht. Im ungarischen Trachytgebiet ist Obsidian nach v. Richt-
hofen selten ; bei Tolcsva in den Weinbergen findet man reme
schwarze Stücke mit gi ossmuscheligem Bruch, frei von Einschlüssen ;
bei Erdöcske, südöstlich von Eperies und bei Huszth in der Mar-
maros erscheint er als eine Erstarrungsmodification von v. Richi-
hofens Trachyten, unsern Andesiten ; ausgezeichnet sind die Obsidian*
ströme am Vulkane von Telkibanya. Auf Island ist diese Glasform
der Trachytgesteine vielorts verbreitet ; der berühmte Obsidianstrom
Hrafntinnuhi^ggr liegt nordöstlich vom See MyN^atn am Fuss der
Itrafla, wo der ganz reine, von porphyrartigen Ausscheidungen freie
Obsidian in einen ausgezeichneten schwarzen Bimstein, ein dichtes,
wirres Gewebe dünner glasartiger Fäden übergeht. Zwischen der
Hekla und dem Torfa-Jökull kommen auch ausgedehnte Obsidian-
ströme vor, welche das Obsidianfeld Hrafntinnuhraun (Rabenstein-
lava) bilden. Bei der Kirche Aas im Hvita-Thal erscheint schöner
hellgrasgrüner Obsidian.
Eine grosse Verbreitung hat nach Abich, Hamilton u. A. der
Obsidian in den vulkanischen Gegenden von Trnnskaukasien und
Armenien. Auf Teneriffa (vortrefflich beschrieben durch Leopold v.
Buch, Phys. Beschr. der canar. Inseln 224), auf Ascension und
Guadeloupe ist er ebenfalls ausgezeichnet entwickelt. In Mexico an
vielen Punkten ; im Trachytgebiet von Real del Monte am Cerro
de las Nabajas und bei San Miguel ist er von einem silberweissen,
metallisch glänzenden Ueberzuge bedeckt. Nach v. d. Boon-Meesch
kommt zwischen I^elles und Tjilalinka auf Java schwarzer glas-
glänzender Obsidian mit rundlichen Höhlungen vor, worin weisse
perlsteinartige Kügelchen sitzen, wohl ein Sphärolith-Obsidian. Nach
den Untersuchungen v. Hochstetters ist der Obsidian auf der Nord-
insel Neuseelands sehr verbreitet.
Zu gedenken ist noch des sog. haarförmigen Obsidian
von dem Vulkan Kirauea der Sandwichinsel Owaihi (Königin Pele's
Haar) ein sehr lockeres GewiiTe zarter, haar- und borstenformiger
Glasfäden. B. Silliman (Dana's Mineralog}' 248) fand darin : Kiesel-
säure 51.19, (keine Thonerde), Eisenoxydul 30.26, Magnesia 18.16.
Diese sonderbar ab weichende Zusammensetzung scheint nach Rammeis-
Haarförmiger Obsidian, Bouteillenstein. 241
berg (Mineralchemie 637) etwa auf einen Augit zu deuten. Vergl.
über den haarförmigen Obsidian von Owaihi, Dana in »Geology of
the United states' exploring expedition« 1828 — 42. 179; auch
Nöggerath im N. Jahrb. f. Min. 1846. 23. Hausmann erwähnt
eines ähnlichen Products von der Insel Bourbon, Jahrb. f. Min.
1837. 500. Es scheint, dass das Ausziehen des Obsidian in Fäden
durch ausströmende Gase bewirkt wurde, wie man auch künstlich
geschmolzene Schlacken durch heftig darauf geleiteten Düsenwind
zu einem ähnlichen Gebilde hat erstarren lassen.
Im Sande imd in der Dammerde zwischen Moldauthein und
Budweis in Böhmen finden sich in grosser Anzahl glatte grosse
Körner und dickere, an der Oberfläche runzelig gerippte Knollen
einer glasigen, dunkelolivengrünen, muschelig brechenden und auf
dem Bruch sehr stark glasglänzenden Substanz, welcher man die
Namen Bouteillenstein, Moldawit, Pseudochrysolith
gegeben hat. Unter dem Mikroskop ist in dem klaren Glas keine
Spur von Krystallen oder sonstigen Ausscheidungen, dagegen eine
ungeheuere Menge von Dampfporen zu beobachten. 0. h, Erdmann
fand darin: Kieselsäure 82.70; Thonerde 9.40; Eisenoxyd 2.61;
Manganoxydul 0.13 ; Kalk 1.21 ; Magnesia 1.21 ; Natron 2.45 (99.71 ;
Journ. f. techn. Chera. XV. 1832. 36); auch C. v. Hauer gab eine
Analyse im Jahrb. d. geol. R.anst. V. 1854. 868 mit 79.12 Kie-
selsäure. Das spec. Gewicht ist 2.356. Sie stammen vielleicht aus
den umgebenden Gneissen, nach Glocker kommen halbzollgrosse
Kugeln derselben Substanz bei Jordansmühle in Schlesien und bei
Iglau in Mähren in gneissartigen Gesteinen vor.
Ausser den erwähnten Citaten vgl. noch:
Knox, Bitumen im Obsidian, Philosophical Transactions 1823. 520.
0. L. Erdmann. Journ. f. techn. u. ökon. Chemie XV. 1832. 36.
V. Richthofen, 0. v. Ungarn, Jahrb. d. k. k. geol. R.anst. 1861. 173.
Fr. Hoftniann, 0. von den Liparischen Inseln, Poggend. Annal.
XXVI. 1832. 43.
Rammeisberg nach Ch. Sic Cl. Deville, 0. v. Teneriffa, Zeitschr.
d. d. geol. Ges. V. 690.
Zirkel, mikr. Unters, v. Obs., Sitzgsber. d. Wien. Akad. XLVII. 1863.
262. Obs. V. Neuseeland in v. Ilochstetters Geologie v. Neu-
seeland 1864. 116. 01)9. V. Island in Preyer u. Zirkel Reise
nach Island 18G2.
V. d. Boon-Meesch, 0. v. Java, Poggend. Ann. XII. 1828. 616.
Murdoch, Philosoph. Magazine (2) XXV. 1844. 495 und Berg- und
hüttenmännische Zeitung 1846.
Zirkel, Petrographie. II. 16
242 Bimstein.
Bimstein.
(Pumit, Pumice, Ponce, Obsidienne scoriforme Hauy, Trachyte
filamenteuse).
Der Bimstein ist ein glasiges aber sehr poröses, schwammiges
oder schaumiges Gestein, welches wie ein Gewebe von bald parallel
laufenden, bald kreuz und quer mit einander verfilzten Glasföden
und Glashäuten erscheint. Die Farbe ist meistens licht, weisslich,
graulich, gelblich, auch grünlich, nur selten ins schwärzliche.
Wie der Obsidian die eigentliche Glasform, so ist der Bim-
stein die Schaumform von Laven. Der blasige Zustand rührt zweifels-
ohne von einem Durchströmen von Gasen oder Dämpfen während
der Erstarrung her und eine jede trachy tische Mischung scheint
fähig zu sein, unter besondern Umständen, diese faserige und schau-
mige Gestalt anzunehmen; wir finden daher wie bei dem Obsidian,
so auch bei dem Bimstein, welcher gewissermaasseu nur ein physi-
kalischer Ausdruck ist, eine grosse Verschiedenheit in der chemi-
schen Zusammensetzung.
Schon früher wurde bemerkt, dass viele Obsidiane beim Glühen
zu einer schaumigen Masse von Bimstein anschwellen; dass man
auf diese Weise aus dem Obsidian Bimstein darzustellen vermag,
ist für Manche ein Grund zu der Annahme gewesen, dass sich auch
in der Natur die Bimsteine vorzugsweise aus Obsidianen entwickelt
hätten ; dieser Umweg scheint indessen nicht eingeschlagen worden
zu sein : es ist keineswegs nöthig, dass die Bimsteinmasse früher
Obsidianraasse gewesen sei, sondern sie dürfte vielmehr ein eben
so directes Erstarrungsproduct sein, wie der Obsidian es selbst ist.
Von Säuren werden die Bimsteine ebenso wenig angegriffen, wie
die Obsidiane, vor dem Löthrohr schmelzen sie bald schwerer,
bald leichter zu einem blasigen Glas oder zu Email.
Abich unterschied zwei Hauptgruppen von Bimsteinen, den
schaumigen, rundblasigen und den langfaserig - haarförmigen, und
deckte mehrere Beziehungen zwischen dem Aussehen und den che-
mischen und physikalischen Eigenschaften beider Gruppen auf. Die
schaumigen Bimsteine mit ihren rundlichen Poren, von schmutzig
grauer und grünlichgrauer Färbung, sind kieselsäureärmer als der
Sanidin, indem ihr Kieselsäuregehalt um 60 schwankt und sollen
stets mehr Natron als Kali enthalten (Phlegräische Felder, Insel
Verschiedene Arten von Bimstein. 243
Ischia, Vulkan von Arequipa). Die faserig-haarformigen Bimsteine mit
ihren, nach einer Richtung langgestreckten Poren sind weiss und
seidenglänzend; der Gehalt an Kieselsäure ist höher (68 — 75), die
Basen treten zurück und das Kali überwiegt an Menge das Natron,
sowie auch das spec. Gewicht niedriger ist, als bei der rundblasig-
schaumigen Gruppe (ausgezeichnet z. B. zu Polagnat in der Au-
vergne, Insel Pantellaria, liipari, Santorin, von Llactacunga). Im
Mittel beträgt bei der ersten Grnppe der Kiesel Säuregehalt 61.60,
das spec. Gewicht 2.411, das Sauerstoffverhältniss 1:3:10, in
der zweiten Gruppe der Kieselsäuregehalt 71.88, das spec. Gewicht
2.371, das Sauerstoffverhältniss 1 : 3 : 17. Abich vermuthet daher
mit Recht, dass der Ursprung der zweiten Gruppe von faserig-
haarförmigen Birasteinen auf quarzhaltige vulkanische Basis, auf
Mischungen von der Zusammensetzung der Quarztrachyte und Quarz-
andesite, der der ersten Gruppe auf quarzfreie vulkanische Basis,
auf eigentliche Trachyte und Andesite zurückzuführen sei.
Den vollkommen glasigen und reinen, gleichviel ob schaumigen
oder faserigen Bimstein, welcher nur äusserst selten accessorische
Gemengtheile enthält, nennt man nach dem Vorgange von Beudant
Obsidianbimstein; weil die Masse der einzelnen Glasfäden in
der That obsidianartig erstarrt ist, kann man diesen Namen bei-
behalten, obschon Beudant damit die Ansicht verband, dass er
wirklich aus Obsidian entstanden sei. Auf den liparischen Inseln,
in Island sind derlei Bimsteine weitverbreitet, in Ungarn sind sie
nach V. Richthofen selten.
Perlitbimstein nennl man ein Mittelglied zwischen Perlit
und Bimstein, nach Beudant u. A. ein aus Perlit entstandener Bim-
stein, wohl richtiger ein Gestein, bei dessen Erstarrung sowohl
die Tendenz zur Perlitbildung, als die zur Bimsteinbildung ob-
waltete. Der Perlitbimstein ist sehr faserig, voll langgestreckter par-
alleler Poren mit sehr dünnen Trennungswänden, immer aber ist
auch Perlittextur in kleinen, neben einander liegenden Sphäroiden
zu erkennen. Nebenbei kommen darin schwarze Glimmerschuppen,
Sanidinkörner, auch wohl Quarzkrystalle vor. Der Perlitbimstein,
oft lagenweise mit Perlit abwechselnd, ist sehr häufig in Ungarn,
wie V. Richthofen erwähnt z. B. besonders ausgebildet am Sarok-
hegy bei Bereghszasz und bei Telkibanya an den Abhängen gegen
den Gönczer P^ss.
244 ^ Verschiedene Arten von Bimstein.
Der Trachytbimstein ist grobfaserig, filzig und hat nicht
den Glanz der gewöhnlichen Bimsteine, sondern ist matt; die
manchfachen Krystallausscheidungen in seiner Masse, von Sanidin,
auch Quarz deuten darauf hin, dass während seiner Erstarrung
auch eine Tendenz zu krystallinischer Textur sich geltend machte.
Häufig z. B. zwischen Beue und Koväszo bei Bereghszdsz in Ungarn.
Bimsteine mit Oligoklas und Hornblende kennt man nach 6. Rose
von Arequipa in Peru, solche mit Oligoklas, Hornblende und Glim-
mer von Liactacunga und diese letztern würden Andesitbimsteine
sein ; der Bimstein von Arequipa stimmt auch in seiner Zusammen-
setzung sehr mit dem Andesit vom Chimborazo überein. Bimsteine
mit ausgeschiedenen Erystallen hat man auch porphyrartige
Bimsteine oder Bims teinporphyre genannt; so kommen
ausser dem erwähnten Sanidin und Oligoklas noch eingewachsen
vor Augit und Leucit (Borghetto, Caprarola), Melanit (Bodena bei
Castigliona), Hauyn und Titaneisen (Umgegend des* Laacher Sees,
Brohl- und Nettethal).
Bimsteinanalysen, nach abnehmendem Kieselsäuregehalt ge-
ordnet.
I. Lichtgrauer, seidenglänzender, langfaseriger Bimstein vom
Capo di Castagno, Lipan. Abich, Vulk. Erschein. 18417 62. 84.
IL Weisser faseriger Bimstein von Santorin. Abich ebendas.»
62. 81.
in. Bimstein vom Fuss der Soufriere auf Guadeloupe. Gh. Ste.
Ciaire Deville, Bull, de la soc. geol. (2) VH!. 1851. 427.
IV. Bimstein von den Campi Flegraei, von einem der höchsten
Punkte der Somma mit Sanidin. Abich, ebendas. 62. 79.
V. Schmutzig grünlichgrauer Bimstein von Alta vista, Tene-
rifi'a. Abich, ebendas. 62 u. 71.
VI. Bimstein vom Berufter Ofen am Laacher See, weisse faust-
grosse Knollen mit Sanidin, Hauyn, seltenen! Hornblendenadeln.
F. R. Schäffer, Journ. f. pr. Chemie LIV. 1851. 18.
VII. Bimstein von Engers am Khein, aus den Laacher Vul-
kanen, weiss ins gelbliche mit wenigen Sanidinspuren. Schäfier,
ebendas.
Zusammensetzung der Bünsteine. 245
I.
U.
m.
IV.
V.
VI.
VII.
Kieselsäure
73.70
69.79
69.66
62.04
60.79
57.89
50.06
Thonerde
12.27
12.31
9.69
16.55
16.43
19.12
18.34
Eisenoxyd
2.31
4.66
—
4.43
4.26
2.45
2.89
Eisenoxydul
—
—
8.39
—
—
—
—
Manganoxyd
—
—
Spur
—
0.23
—
—
Kalk
0.65
1.68
3.32
1.31
0.62
1.21
1.29
Magnesia
0.29
0.68
3.18
0.72
0.79
1.10
1.17
Kali
4.73
2.02
1.52
3.66
2.97
9.23
5.81
Natron
4.25
6.69
3.32
6.39
11.25
6.65
4.49
Wasser
Chlor
1.22 \
0.31 /
2.93
-)
3.84
0.53
2.40
15.06
99.73 100.76 99.08 98.94 97.87 100.05 99.11
Zu dem Chlor von I gehört noch 0.20 Natrium; V enthält
noch Kieselsäure mit Titausäure 1.46.
Die Bimsteine I, II und III (mit eigenthümlich niedrigem
Thonerde- und Alkalien- und hohem Kalk- und Magnesiagehalt)
verweisen auf ein Material, welches bei krystallinischer Erstarrung
zu Quarztrachyt oder -Andesit geworden wäre. IV entspricht einer
Sanidintrachytmischung, V schliesst sich an die Andesite an. Der
Bimst ein VII, welcher sich weit von seinem Ursprungs ort entfernt
findet, scheint manchfachen Einwirkungen durch Gewässer unter-
legen zu sein, wie sein grosser Wassergehalt beweist und damit
steht wohl auch der niedrige Kieselsäuregehalt in Verbindung.
Frische Bimsteine von noch basischerer Mischung als VI, sind
noch nicht untersucht worden, es steht somit noch in Frage, ob
basaltisches Material zur Bimsteinbilduug überhaupt geeignet ist.
Dass Bimstein und Obsidian nur Modificationen einer und
derselben Substanz sind, zeigt deutlich die Uebereinstimmung von
Bimstein I mit Obsidian V, beide von Lipari, die von Bimstein V
mit Obsidian VIII, beide von Alta vista auf Teneriffa. Wie die
Obsidianc, so zeigen auch die analog zusammengesetzten Bimsteine
ein ähnliches SauerstoflVerhältniss der Monoxyde und Sesquioxyde,
wie es dort erwähnt ist.
Die Mengen von Chlor, welche Abich in den von ihm ana-
lysirten Bimsteinen fand, scheinen nach seiner Vermuthung als
Chlornatriuni vorhanden zu sein. Nach Bolley enthalten alle Bim-
steine, welche er untersuchte, Salmiak; Rammeisberg bemerkt in-
246 Spec. Gewicht and Bildung der Bimsteine.
dessen, dass alle Stickstoff- und wasserstoffhaltigen Yerbindangen
den vulkanischen Bildungen ursprünglich fremd und erst später
durch die Berührung mit der Luft, dem Wasser und orgaDischen
Stofifen hinzugekommen sind; er ist geneigt, die Salze in denBim-
steinen aus dem Meerwasser abzuleiten,- welches vielleicht durch
seinen Contact mit geschmolzenen Laven deren Ausbildung zu Bim-
stein hervorrief (Mineralchemie 1860. 636).
Der Bimstein scheint leichter zu sein als das Wasser, indem
er auf diesem schwimmt; dieses scheinbar geringe spec. Gewicht
rührt aber daher, dass seine Hohlräume oft die Zwischenwände,
die eigentliche Gesteinsmasse, an Volumen übertreffen. Das genau
ermittelte spec. Gewicht beträgt bei dem Bimstein I 2.377 ; FV
2.411; V 2.477. Hier findet also bei abnehmendem Eieselsäure-
gehalt ein Zunehmen des specifischen Gewichts statt, doch gibt es
auch Gewichtsbestimmungen von Bimsteinen, die sich in diese Beihe
nicht fügen, z. B. der Bimstein von' Pantellaria mit 68.1 1 Kiesel-
säure und dem hohen Gewicht von 2.530; ein Bimstein von Are-
quipa in Peru mit 62.42 Kieselsäure hatte nach Abich 2.5714
spec. Gewicht.
Obsidian und Bimstein von demselben Fundpunkte und der-
selben Zusammensetzung besitzen, wie zu erwarten steht, auch über-
einstimmendes spec. Gewicht: Obsidian V und Bimstein I haben
2.370 und 2.377 ; Obsidian VIII und Bimstein V haben 2.528
und 2.477.
Abich glaubte bei der Vergleichung der Analysen von Bim-
steinen mit denen der correspondirenden Obsidiane zu finden, dass
bei beiden die Summe der Alkalien eine gleiche sei, dass aber die
Bimsteine einen kleinern Gehalt an Kali und einen grossem Gehalt
an Natron besitzen, als die Obsidiane und er vermuthete, dass dies
mit der Bimsteinbildung überhaupt in Zusammenhang stehe, indem
der Uebergang in den schaumigen Zustand mit einer Verflüchtigung
des Kali verbunden sei. Abgesehen davon, dass die Alkalienbe-
stimmung wohl meistens allzu wenig genau ist um auf solch kleine
Differenzen von gewöhnlich nur einem Procent oder noch weniger,
wie sie Obsidian und künstlich daraus gebildeter Bimstein ergaben,
oder als natürliche Vorkommnisse Obsidian V und Bimstein I, Ob-
sidian VIII und Bimstein V zeigen, solche Schlüsse zu bauen, spricht
auch noch manches andere gegen diesen Erklärungsversuch. Ram-
Bildung und Vorkommen der Bimsteine. 247
melsberg macht darauf aufmerksam, dass die BimsteinbilduDg eich
auch bei den alkalifreien Schlacken zeige, wo also von einer Kali-
verflüchtigung nicht die Rede sein kann, und dass »auch die Tem-
peratur zu niedrig, die Affinität des Kali aber zu gross sei, um
bei dem Aufschwellen der Masse eine Verflüchtigung möglich zu
machen« (Handb. d. Mineralchemie 636). Auch G. Bischof erklärt
sich mit dieser Ansicht nicht einverstanden und hält dafür, dass
durch Gewässer im Lauf der Zeiten in den Bimsteinen das Kali
durch das Natron verdrängt werde; von den Laacher- See- Bim-
steinen, welche wohl ursprünglich gleich zusammengesetzt waren,
zeigen die stark wasserhaltigen zugleich eine beträchtlich geringere
Kalimenge, als die wenig wasserhaltigen, während die Natronmenge
nicht gar bedeutend sich verändert hat. Ein Bimstein von Neuwied
(ebenfalls zum Laacher - Seegebiet gehörig) zeigte sogar nur 3.12
Kali auf 11.17 Natron. Vielleicht hat die von Andern aufgestellte
Vermuthung, dass die Bimsteinbildung mit einem Entweichen der-
jenigen bituminösen Stoffe, we'che der Obsidian noch enthält, im
Zusammenhang stehe, mehr Anspruch auf Wahrscheinlichkeit. L. v.
Buch äusserte 1825 bei Beschreibung des Pic von Tenerifia »es
ist hier völlig deutlich, wie der Bimstein durch Aufblähung des
Obsidian entsteht, vielleicht durch Entweichung des Bergöls«; vgl.
auch Delesse, Annales des raines (5) XVIII. 1860. 258.
Auch durch Verwitterung kann ein bimsteinähnliches Gestein
entstehen ; die früher in dem Trachytconglomerat des Siebengebirges
aufgefundenen » porphyrartigen Bimsteine * (Nöggerath, Geb. v.
Rheinland- Westphalen I. 1822. 130) sind nach v. Dechen (Geogn.
Führer in das Siebeiigebirge 254) zellig-blasiger Trachyt, der durch
Verwitterung ein bimsteinähnliches Aussehen gewonnen hat.
Aeltere Forscher sahen in dem Bimstein einen durch vul-
kanisches Feuer umgewandelten Asbest, u. A. Torbern Bergmann
(Opusc. phys. et ehem. III. 107; vgl. auch Klaproth, Beiträge II.
62; in. 262.
Das Vorkommen der Bimsteine ist an die noch thätigen und
bereits «rloschencn ^'ulkaDe gebunden, sie linden sich am häufigsten
als lose Auswurf; iii^e, meist als Lapilli und Sand, sowie auch als
Bomben und grössere Blöcke; solche Bimsteinablagerungen er-
scheinen oft über sehr weite Räume ausgedehnt, indem Wind und
Wasser das leichte Material in grosse Entfernungen fortführten.
248 Perlit.
So trifft man in der Gegend von Marburg in Hessen Bimsteinlager,
die von den Vulkanen um den Laacher See stammen. Auch bildet
der Bimstein einzelne Schichten und Ablagerungen in Obsidian-
und Perlitströmen. Vgl. unter den klastischen Gesteinen Bimstein-
conglomerat, Birasteintuff, BimsteingeröUe, Bimsteinsand. Auf den
vulkanischen Inseln Süditaliens, des griechischen Archipel (Milo
und Santorin); Tokaj in Ungarn; Auvergne; Island; Teneriffa;
Guadeloupe; auf der Hochebene von Quito.
Rücksichtlich der Bimsteine vgl. die bei Obsidian angeführ-
ten Citate.
Perlit und SpbaroUtbfek.
(Perlstein, Pearlstone.)
Der eigentliche Perlit ist eine glasartige oder emailartige
Masse, von eigenthümlicher rundkömiger Zusammensetzung. Die
Körner des Perlit erreichen Hirsekorn- bis Erbsengrösse, selten die
einer Haselnuss, und bestehen aus einzelnen schaaligen Umhüllungen,
aus concentrisch - lamellaren, oft ungemein dünnen, glasigen oder
emailartigen Häutchen. Häufig liegen die Kömer so dicht neben
einander, dass sie nicht rund erscheinen, sondern durch die gegen-
seitige Pressung eckig gedrückt worden sind ; die äussern Lamellen
dieser zwiebelähnlichen Kügelchen sind innig mit einander verwoben.
Die ausgezeichnetsten Varietäten des gewöhnlich Glasglanz oder
Perlmutterglanz zeigenden Perlit haben perlgraue und lavendel-
blaue Färbung, andere sind dunkelgrau, heller oder dunkler
bräunlich.
Diese ächte Perlitt extur ist aber keineswegs häufig und man
pflegt viele andere Modificationen und Varietäten zum Perlit zu
rechnen, welche sich davon mehr oder weniger weit entfernen.
Manchmal verfliessen die Körner so sehr mit einander, dass eine
eigentlich homogen aussehende Obsidian- oder Pechsteinmasse zum
Vorschein kommt, in welcher dann nur noch die innem Kerne,
die Ansätze von Kügelchen, an Perlit erinnern. Bisweilen auch
verschwindet das emailartige des Perlit und er gewinnt ein thon-
steinartiges Ansehen, wobei man aber meistens doch noch hier und
da die Zusammensetzung aus kleinen feinen Kügelchen zu gewahren
vermag; auch jene Gesteine, welche in einer emailartigen oder
Perlit. 349
steinartigen ( lithoidischen ) Masse Sphärolithkögelchen enthalten
(Sphärolithfels) hat man zum Perlit hinzugezogen.
Je mehr die Beschaffenheit der Perlite sich zum emailartigen,
steinigen oder thonsteinartigen hinneigt, desto ruhiger pflegen sie
zu schmelzen; die rein glasartigen Varietäten schäumen stark heim
Schmelzen, zeigen ein Aufleuchten und Entfärben, oft bis zum
schneeweiss. Im Kolben gibt der Perlit Wasser ab.
Von ausgeschiedenen Mineralien in den Perliten sind zu er-
wähnen: Sanidin in krystallinischen Kömern und undeutlichen
Krystallen ist häufig und macht den Perlit porphyrartig (z. B. am
Königsberg bei Schemnitz in Ungarn) ; ebenfalls schwarzer Glim-
mer in scharf begrenzten, lebhaft glänzenden Blättchen. Quarz ist
selten ; Esmark und Beudant beobachteten ihn im Perlit von Tokaj,
V. Richthofen fand ihn in dem vom Königsberg bei Schemnitz. Ob
das Gestein, welches bei Ofen in Ungarn und am spanischen Cabo
de Gata am Busen von Almeria rothe Granaten führt, wirklich
dem Perlit zuzurechnen, ist noch zweifelhaft. An einigen Punk-
ten sind in dem Innern von grössern Perlitkugeln Kerne von Ob-
sidianmasse enthalten ; die unter dem Namen Marekanit bekannten
Kugeln von durchsichtigem Obsidian finden sich auf diese Weise
in den Perliten von der Marekanka bei Ochotsk (Erman, Archiv
f. d. wissensch. Kunde Russlands III. 175; Herter, Zeitschr. d. d.
geol. Ges. XV. 459). Scharfbegrenzte Nester und Trümer von Opal-
und Jaspismasse bieten sich in einigen Perliten dar, nach Beudant
soll der gelbe Wachsopal aus dem Osva-Thale bei Telkibanya aus
dem Perlit stammen und für den bekannten Feueropal von Zima-
pan in Mexico führt Naumann denselben Ursprung an.
Eine besondere Beachtung verdienen die Sp häroli the. So
nennt man kugelige Ausscheidungen, welche von mikroskopischer
Kleinheit an, bisweilen bis zur Grösse einer Wallnuss anschwellen,
und meistens im Innern eine deutlich radial-faserige Anordnung
zeigen, indem dünne, spitz keilförmige Krystallbündel von der Mitte
ausstrahlen. Die Farbe ist meistens gelblich oder bräunlich, doch
finden sich auch licht- oder dunklergrau gefärbte Kügelchen, der
Glanz ist schimmernd oder ein matter Wachsglanz. Bei beginnender
Verwitterung kommt in der Regel auch noch eine zweite Textur
der Ku^el, eine conceutrisch-schaalige, zum Vorschein, indem auf
dem Bruch eine grosse Anzahl feiner concentiischer Ringe sichtbar
250 Sphärolithe.
wird, welche eine von einander abweichende Färbung besitsen.
Diese Schaalentextur tritt an einigen Sphärolithen so deutlich her-
vor, dass bei den durchgeschlagenen verwitterten Handstücken die
innersten Kügelchen aus den umhüllenden Schaalen herausfallen.
Nicht immer, oft erst mit Hülfe der Loupe, oft selbst hier-
durch nicht, kann man sich auf dem Querbruch der Sphärolithe
von deren radial-faseriger Textur überzeugen. Im Innern derselben
findet sich meist ein bestimmt ausgesprochener weisser glasiger
Mittelpunkt, ein Sanidin- oder Quarzkom, wie dies v. Richthofen
für die ungarischen Sphärolithe hervorhebt, während neuseelän-
dische Sphärolithe mit zahllosen feinen schwarzen Pünktchen nn-
regelmässig durchsprcnkelt erscheinen. Die Sphärolithe liegen meist
mit scharfbegrenzten Rändern in den Gesteinen, so dass sie oft
beim Schlagen der Handstücke leicht sich herauslösen und dann
das Gestein auf dem Bruch viele halbkugelförmige Vertiefungen
zeigt. Die Oberfläche ist entweder glatt, oder mit vielen kleinen
warzenförmigen Protuberanzen besetzt, den Enden jener unregel-
massig verlängerton Krystallbündel. Der Umriss eines Sphärolith
ist gewöhnlich ein ziemlich regelmässig kugelförmiger, es finden
sich aber auch zwei, drei, oder mehr derselben zu einer traubigen,
knollenförmigen Gestalt vereinigt und diese Zwillinge besitzen bei
den neuseeländischen im Innern immer zwei oder mehr deutlich
erkennbare Centra. Ueber die muthmassliche Bildungsweise und
andere Verhältnisse der Sphärolithe ^ird noch später die Rede sein.
Beudant in seiner vortrefflichen Schilderung der ungarischen
Perlite, und nach ihm Naumann (Geognosie I. 614) unterscheiden
folgende Varietäten der Perlite, welche wohl nicht sämmtlich mit
diesem Namen zu bezeichnen sein dürften.
a) Körnig schaaliger Perlit (Perlite testace),
b) Sphärolithischer Perlit (Perlite lithoide globulaire z. Th.),
c) Perlitporphyr (Perlite porphyrique),
d) Pechsteinartiger Perlit (Perlite retinique),
e) Thonsteinartiger Perlit (Perlite lithoide compacte),
f) Pcrlitbimstein (Perlite ponceux).
Die erste Varietät, welche man auch eigentlichenPerlit
nennen könnte, stellt dieses Gestein in seiner vollkommensten, oben
beschriebenen Ausbildungsweise dar.
' Bei der zweiten Varietät scheint man zweierlei Gesteine unter-
Perlitvarietäten. 251
scheiden zu müssen: wenn in einer perlitisch zusammengesetzten
Masse, welche gewissermassen eine Grundmasse vertritt, Sphäro-
lithe eingewachsen sind, so ist das ein Sphärolith-Perlit.
Man hat aber dazu auch Gesteine gerechnet, welche aus einer ein-
fach emailartigen oder steinartigen Grundmasse bestehen, in wel-
cher Sphärolithe vertheilt sind, gar solche, in welchen diese Grund-
masse fast gänzlich zurücktritt, und das Gestein, nahezu nur ein
Aggregat von Sphärolithen darstellt. Derlei Gesteine, welche oifen-
bar ausser der bei beiden vorhandenen randkörnigen Zusammen-
setzung mit ächten Perliten nichts gemein haben, als dass in diesen
auch zuweilen Sphärolithe eingewachsen sind, verdienen, womit
auch Naumann einverstanden zu sein scheint, von dem Perlit gänz-
lich getrennt und als eigenthümliches Gestein nach dem Vorschlag
von Pettko unter dem Namen
Sphär olithf eis
aufgeführt zu werden. In naher Verbindung steht der sphärolith-
führende Quarztrachyt, S. 152; vgl. auch den Sphärolith-Obsidian
S. 235.
Der Perlitporphyr umschliesst in einer acht perlitischen,
rund- oder eckigkömigen Grundmasse Krystalle und krystallinische
Kömer von Saiiidin und starkglänzende Gl Immer blättchen. Beudant
ist der Ansicht, dass Sphärolithe und Krystalle einander ausschlie«-
sen ; v. Kichthofen konnte dies für die ungarischen Gesteine nicht
bestätigen, fand vielmehr fast immer beiderlei Einschlüsse neben-
einander. Krystalle kommen auch häufig allein vor (Perlitpor-
phyr), Sphärolithe indessen nur ungemein selten ohne Krystalle;
so beschaffene Gesteine müsste man also als sphärolithische Perlii-
porphyre l>«:eichnen.
Der 8^>g. pechsteinartige Perlit, welcher nach Naamann eine
glasige fettglänzende, unvollkommen muschelige, ganz pechsteinäbn-
liche GrundmaHhe besitzen soll, die viele schwarze Glimmerkr}'stalle
und Sanidinkörner umschliesst, gehört nach dieser Beschreibung
wohl gar nicht zu d(;n Perliten ülierhaupt; solche (rentetne schö-
nen eher die Bezeichnung trachytische Pechstein^^orphyre zu ver-
dien«-n ; eli^nüo wenig dürfte der tftg, thonsteinartige Perlit Beudant«
und Naumann-, »ein«: fiteinartige. graa« oder röthliche Masse von
erdi{ar*=-m Bruch, fant wie- gebrannt^d* Schieferthon, mit tßder oho«
Feldspathkomer. biü weilen z«llig,« mit dein Perlit za tbno bn-
262 Zusammensetzang der Perliie.
ben mit dem er nur dadurch in Verbindung steht, dass er in
dünnen Lagen mit ihm abwechselt ; es ist wohl meistens ein lithoi-
discher Quarztrachyt.
Der Perlitbimstein, dessen schon früher bei dem Bim-
stein gedacht wurde (S. 243), ist ein Mittelglied zwischen beiden
Gesteinen; auch der
Obsidianperlitist ein solches, indem sich in einer voll-
ständig glasigen obsidianartigen Masse eine krummflächig kömige
Absonderung entwickelt (z. B. zwischen Göncz und Telkib&nya in
Ungarn).
Analysen von Perliten und sphärolithartigen Ausscheidungen:
I. Perlit aus dem Hliniker 1'hal bei Schemnitz in Ungarn.
0. L. Erdmann, Joum. f. techn. Chemie XV. 1832. 38.
II. Braune Kugeln mit strahligem Gefüge (also wohl Sphäro-
lithe) aus dem Hliniker Perlit ; hin und wieder mit schwarzem
Glimmer durchwachsen und einen Quarzkem enthaltend. 0. L. Erd-
mann ebendas.
III. Perlitporphyr aus dem Hliniker Thal mit ausgeschiedenem
reichlichem Sanidin und spärlichem braunem Glimmer. Rammels-
berg, Handb. d. Mineralchemie 1860, 637.
IV. Perlitgrundmasse von kugelförmiger Textur, braunen Glim-
mer, zuweilen glasigen Feldspath enthaltend. Grotte dei Colombi
auf der Insel San Antiocco, bei Sardinien. Delesse, Bull, de la
soc. geol. (2) XI. 1854. 109.
V. Heller gefärbter Sphärolith aus dem vorigen Gestein mit
concentrischer und strahliger Textur, oft Feldspath- und Glimmer-
krystalle einschliessend. Delesse, ebendas.
VI. Concentrisch-strahlige, kugelförmige Ausscheidungen aus
dem Obsidianstrom Hrafntinnuhryggr, Nordostisland. Forchhammer,
Journ. f. pract. Chem. XXX. 1843. 394.
VII. Körnig-schaaliger Perlit vom Monte Menone in den Eu-
ganeen, bestehend aus lauter runden oder comprimirten, schaaligen,
erbsen- bis stecknadelkopfgrossen Körnern ; wenig Glimmer, seltene
strahlsteinartige hellgrüne Hornblende und Sanidin; vom Rath,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 516.
Zusammensetzung der Perlite. 253
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
Kieselsäure
72.87
77.20
73.00
70.59
72.20
74.83
82.80
Thonerde
12.05
12.47
12.31
13.49
15.65
13.49
7.94
Eisenoxyd
1.75
2.27
2.05
— -
—
4.40
— -
Eisenoxydul
—
—
—
1.60
1.64
—
1.05
Manganoxydul —
—
—
0,30
0.50
—
—
Kalk
1.30
3.34
1.20
1.31
0.98
1.98
0.35
Magnesia
1.10
0.73
1.47
0.70
0.62
0.17
Spur
Kali
Natron
Spurl
6.13)
4.27
5.96
1.36
4.29
3.52
1.71 1
5.52)
5.56
1.85
3.05
Wass.u.Glühv. 3.00
—
2.90
3.70
1.12
—
3.94
98.20 100.28 100.25 99.50 99.94 100.43 100.98
Es scheint aus dem hohen Kieselsäuregehalt, welchen alle Analysen,
namentlich VII (eines der sauersten Gesteine, die man kennt), zei-
gen, hervorzugehen, dass nur Material von der Zusammensetzung
der Quarztrachyte, nicht aber basischeres einer Ausbildung zu Per-
liten fähig ist. Sie sind auch räumlich dem Gebiete der eigentlichen
Trachyte fremd und finden sich immer in der Nähe der Quarz-
trachyte. Die Perlite besitzen durchschnittlich einen geringem Al-
kaliengehalt als Quarztrachyte, welche einen mit ihnen übereinstim-
menden Kieselsäuregehalt zeigen.
Das spec. Gewicht beträgt bei I: 2.371; II: 2.416; HI:
2.384; IV: 2.386; V: 2.459; VI: 2.389; VII: 2.363.
Wie die Obsidiane und Bimsteine, so sind auch die Perlite in
ihrer Gesammtzusammensetzung feldspathähnliche Mischungen, in-
dem in ihnen das Sauers toffverhältniss von R und R ziemlich nahe
= 1:3 ist.
Die Sphärolithe scheinen eine ähnliche Bildung zu sein, wie
die sogenannten Krystalliten in den langsam abgekühlten Gläsern,
dem Reaumurschen Porzellan ; sie dürften eine Mittelstufe in der
Entwicklung des krystallinischen Zustandes darstellen, einerseits
zwischen jenen Knötchen, welche sich mitunter in den Obsidianen
finden, und welche als die unvollkommensten Producte gelten kön-
nen, die eine rasch erkaltende Masse in ihrem Bestreben Krystalle
auszuscheiden, hervorzubringen vermag, und andererseits den voll-
kommen ausgebildeten Krystallen in der Glasgrundmasse.
Dartigues, Berzelius und nach ihnen Pelouze haben angenom-
254 Sphärolithe.
men, dass die krystallinischen Aasscheidongen aus dem Glase ohne
eine Veränderung in der Mischung vor sich gehen, dass sie keine
besondere chemische Verbindung bilden, sondern mit der umschliee-
senden Glasmasse in der Zusammensetzung vollständig übereinstim-
men (Comptes rendusXL. 1855. 1324). Auch Hausmann hat durch
seine Untersuchungen festgestellt, dass beim Uebergang in den
krystallinischen Zustand die chemische Zusammensetzung der Ge-
sammtmasse des Glases nicht verändert wird (Bemerkungen über
die Umänderungen des Glases in den Stud. des götting. Ver. berg-
männ. Freunde 1856. 1). Dumas dagegen, welcher sich schon früher
dafür ausgesprochen hatte, dass die Krystalliten eine besondere
chemische Verbindung seien, erwiderte auf die entgegengesetzten
Behauptungen von Pelouze, es sei ein Unterschied zu machen zwi-
schen Gläsern, deren Masse schon eine stöchiometrische Zusammen-
setzung darstelle, und solchen, bei denen dies nicht der Fall sei ;
die aus den erstem sich ausscheidenden Krystalliten würden dieselbe
Zusammensetzung besitzen, wie die Grundmasse ; in den nicht sto-
chiometrisch zusammengesetzten Gläsern, wozu die gewöhnlichen
künstlichen gehören, hätten aber die Krystalliten eine von der Glas-
masse abweichende Zusammensetzung. Naumann ist geneigt, die-
selbe Ansicht auch für die natürlichen Gläser, für die Obsidiane
und Perlite, welche ebenfalls nicht stöchiometrisch zusammengesetzt
sind, geltend zu machen (Geognosie I. 615). Bei der geringen An-
zahl von vergleichenden Analysen, welche an Sphärolithen und Glas-
grundmasse angestellt sind, dürfte es indessen schwer sein, ^mit
Sicherheit zu behaupten, dass in der Zusammensetzung beider ein
'Unterschied stattfinde. Der höhere Kieselsäuregehalt, welchen Erd-
mann in den Sphärolithen aus dem Perlit fand (vgl. I und II), hat
wohl darin seinen Grund, dass diese Ausscheidungen nach der An-
gabe Erdmanns einen Quarzkern enthalten, die andern geringen
Abweichungen erklären sich vielleicht durch die Beimengung von
Glimmerblättchen. Zwischen dem Perlit IV und dem SphärolithV
ist der Unterschied nicht gar gross und Delesse leitet den etwas
höhern Eaeselsäuregehalt des letztem von einer umhüllenden dünnen
kieseligen Zone ab. Ebenfalls stimmt die Analyse des Sphärolith
aus dem Obsidianstrom Hrafntinnuhryggr (VI) mit der Analyse des
Obsidian selbst (vgl. Obsidiau III) ziemlich genau überein. In dem
ausgezeichneten Sphärolith-Obsidian vom Rotorua-See auf Neusee-
Sphärolithe. 255
land ist der Eieselsäuregehalt des Obsidianglases 75.03, der des
Sphärolith 74.55 (Zirkel).
So gut auch die Zusammensetzung der Sphärolithe, nament-
lich wenn man die unvermeidlichen Fehler der Analysen zugleich
berücksichtigt, mit derjenigen der umgebenden Glasmasse überein-
einstimmt, so sehr weichen sie in ihrer Zusammensetzung unter ein-
ander ab. Der Umstand, dass alle ein abweichendes Sauerstoffver-
hiiltniss ergeben, scheint dafür zu sprechen, dass keiner von allen
eine Verbindung nach festen Verhältnissen ist. Das Sauerstoflfver-
niss von II ist = 1 : 3 : 19.0, von V = 1 : 3 : 16.0, von VI = l : 4.2
(nach Abzug von Fe 3.5): 21.4. Man thut den Analysen offenbar
Zwang an, wenn man sie auf ein Verhältniss etwa von 1:3:18
zurückführen will und sie drücken es klar aus, dass sie keine
stöchiometrische Zusammensetzung darstellen.
Die Masse der Sphärolithe scheint stets eine verhältnissmässig
dichtere zu sein, als die des einschliessenden Perlit oder Obsidian;
so ist das spcc. Gewicht des Sphärolith II (2.416) höher als das
des Perlit I (2.371), das des Sphärolith V (2.459) höher als das
des Perlit IV (2.386); das des Sphärolith VI (2.389) höher als
das des umschliessenden Obsidian, welches nur 2.301 beträgt. Die
Kügelchen aus dem Sphärolithobsidian von Te Piopio am Rotoruasee
in Neuseeland haben ebenfalls das spec. Gewicht 2.426, während
das der einhüllenden Obsidianmasse nur 2.345 ist. Diese Verschie-
denheit im specifischen Gewicht der Glasgrundmasse und des Sphä-
rolith bei gleicher oder nahe gleicher Zusammensetzung scheint da-
durch hervorgebracht, dass letzterer eine krystallinische Bildung
und der Krystallisationsprocess mit einer Verdichtung der Masse
verbunden ist.
Bei der mikroskopischen Untersuchung eines Perlit von Bre-
calone am Fuss des Monte alto in den Euganeen, welcher in einer
braunen, fettglänzenden, glasigen Masse zahlreiche, erbsengrosse,
perlgraue, halbglasige Kügelchen ohne radial faserige Textur um-
schloss, ergab sich, dass dünne Splitter der braunen Grundmasse
sich als wasserklares, vollständig krystallfreies Glas darstellen, wäh-
rend feine Bruchstücke der perlgrauen Kügelchen ebenfalls ein Glas
zeigen, welches aber mit einer ganz Ungeheuern Anzahl der klein-
sten und schmälsten nadelförmigen Krystalle durchspickt ist. Es
scheint, dass die hier und da erfolgte massenhafte Ausscheidung
256 Wassergehalt der Perlite; Lithophysen.
mikroskopischer Kryställchen und die Kugelbildong in einer gegen-
seitigen Beziehung steht (Zirkel, Sitzgsber. d. Wien. Akad. XL VII.
1863. 262). ^
Wegen des Wassergehalts der Perlite bringt Roth sie mit den
Pechsteinen in Verbindung und nennt sie die Pechsteinform der Li-
parite, wobei er zugleich darauf aufmerksam macht, dass ihre
rundkömige, krummschaalige Textur manche Aehnlichkeit mit der-
jenigen darbiete, welche bei den Pechsteinen der Felsitporphyre
nach dem Kochen mit Aetzkali hervortritt (vgl. Bd. I. 569). Auch
Naumann nennt den Perlit den Pechstein der Trachytfamib'e. Doch
ist hierbei nicht zu übersehen, dass die sauersten Trachytgesteine
auch ihre vollständig normal ausgebildeten Pechsteine besitzen,
welche nur durch ihr Vorkommen von denen der Felsitporphyre
zu unterscheiden sind. Das Auftreten und Aussehen der Perlite
scheint der Ansicht G. Bischofs nicht günstig zu sein, welcher die-
selben für zersetzte Trachytgesteine zu erachten geneigt ist (Chem.
u. phys. Geol. I. Aufl. II. 2222 ; II. Aufl. III. 333. 336).
Zu erwähnen sind noch jene merkwürdigen Bildungen in den
Perliten, welche v. Richthof en Lithophysen nennt, erbsen- bis
faustgrosse Einschlüsse von knolliger^ meist birnförmiger Gestalt,
die im Innern nicht gänzlich ausgefüllt sind ; von dem untern Theile
aus erheben sich mehrere, kelchförmig nach aussen umgebogene
Lamellen nach oben und überwölben die untern Räume. Zuweilen
sind die Zellen bei geringem Querdurchmesser stark von unten
nach oben in die Länge gezogen und man sieht alsdann darin nur
die uhrglasförmigen nach oben gewölbten Lamellen, welche auf
Durchschnitten täuschend das Ansehen einer Reihe von Kammern
eines Ammonitengehäuses darbieten; bisweilen auch verschwinden
die Innern Lamellen und es bleibt ein einziger Hohlraum zurück,
dessen Wandungen mehrere, nach innen vorspringende horizontale
Leisten aufweisen. Die Lithophysen finden sich nur bei ausgespro-
chener Perlittextur der Grundmasse, oft neben Sanidinkrystallen ;
die feste Substanz innerhalb der Höhlungen ist von weisslicher Farbe
und hat Quarzhärte, ist also entweder reine Kieselsäure oder ein
daran sehr reiches Silicat. Nach v. Richthofen ist es nicht zweifel-
haft, dass diese Lithophysen durch successiv blasenartige Auftrei-
bung dieser Kieselsubstanz gebildet worden sind, welche sich meist
im untern Raum concentrirt ; die uhrglasförmigen Schaalen bezeich-
Vorkommen der Perlite. 257
nen ebenso viele AufblähungeD der Substanz durch ein sich ent-
wickelndes Gas, welches höchst wahrscheinlich Wasserdampf ge-
wesen ist. Die kelchartig herabgebogenen Blätter entstanden da-
durch, dass die am Schluss sich entwickelnden Blasen in den
breitern Räumen zu wenig convex waren und in der Mitte zusam-
menfielen. Solche Lithophysen - Einschlüsse finden sich bei Telki-
banya an den Gehängen gegen den Pass nach dem Gönczer Thale,
ferner am Sarok-hegy bei Bereghszasz und am Sujum bei Szantö in
Ungarn. Aehnliche Gebilde erscheinen nach v. Richthofen in einem
obsidianartigon Gestein vom Jacal in Mexico, der höchsten Spitze
des Cerro de las Navajas, nordöstlich von Real del Monte ; anderswo
sind sie bis jetzt noch nicht beobachtet worden.
Der eigentliche Perlit gehört nicht zu den verbreiteten Ge-
steinen. Seine Hauptlagerstätte hat er in Ungarn, namentlich cha-
rakteristisch bei Schemnitz, Telkibanya und Bereghszdsz, wo er -aus-
gezeichnete Ströme an den Abhängen und in den Buchten älterer
Trachytberge bildet; vortrefflich sind die Perlitströme des Vulkans
von Telkibanya. In den Euganeen finden sich am Monte Menone
bei Battaglia, am Monte Pendise bei Teolo und am Monte Brecalone
Perlitablagerungen. Gangförmig durchsetzt in einer Mächtigkeit von
25 — 30 Fuss der Perlit auf den Ponza - Inseln, namentlich an der
Nordspitze von Palmarola den Quarztrachyt. Bei la Carbonera in
der spanischen Provinz Murcia werden homblendeführende Trachyte
von Perliten begleitet. Perlit, namentlich sphärolithischen Perlit
brachte Darwin in schönen Exemplaren von der Insel Ascension
mit. Zu gedenken ist noch der Perlitmassen, welche zu den trachy-
tischen Bildungen von Villa -seca bei Zimapan in Mexico gehören
(vgl. Burkart, Aufenthalt und Reisen in Mexico 297). Unter den
trachytischen Laven von Island und Neuseeland hat man Perlit
noch nicht gefunden.
Beudaut, Voyage mineral. et geol. en Hongrie III. 363.
Abich, Vulkan. P^rschcinungen 1841. 86.
Y. Pettko, Spliärolithfcls. Naturwissenschaft!. Abhandlungen, heraus-
gegeb. V. Haidinger I. 1^47. 298. auch Abhandlungen d. k. k.
geol. R.anst. IL 1853. 1.
Delesse, N. Jahrb. f. Min. 1856. 195.
V. Richthofen, über Perlito und Lithophysen, Jahrb. der k. k. geol.
R.anst. 1861. 176.
vom Rath, Perlit der Euganeen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 516.
Zirkel, Petrographie. II. ^7
258 Nephelinit.
Für die nordungarischen Obsidiane, Bimsteine und Perlite
hebt V. Richthof en es als eine charakteristische Erscheinung her-
vor, dass verschiedenartige Gesteinsausbildungen mit einander in
regelmässigen oft sehr dünnen Lagen abwechseln. Theils altemiren
in der lamellaren Anordnung verschiedene Modificationen der Grund-
masse, indem obsidianartige mit bimsteinartigen Lagen, perlitische
mit homogenen eniailartigen u. s. w. wechseln, theils ordnen sich
die Einschlüsse, Krystalle, Sphärolithe, Lithophysen noch ausserdem
in bestimmten Lagen. Auch in Neuseeland ist eine ähnliche Aus-
bildungsweise in petrographisch verschiedenen, abwechsehiden La-
mellen bekannt.
An die Obsidiane und Perlite schliessen sich als ächte, zur
Trachytfamilie gehörige Glieder die
TrachytpechsteiBf
an, welche schon früher bei den Felsitpechsteinen in allen ihren
Verhältnissen besprochen worden sind (Bd. L 566).
Zwlscheni^ruppe der UTephellii- und lieucltgesteiiie.
Nepheliiiit.
(NepheUndolerit, Nephelinfels).
Ein Gemenge, aus Ne'phelin, Augit und wenig tit an-
haltigem Magneteisenerz bestehend, gewissermaassen Basalt,
in welchem der Labrador durch Nephelin vertreten wird.
Nach der Textur kann man unterscheiden: grobkörnigen
Nephelinit (Nephelindolerit), feinkörnigen Nephelinit (Nephelinana-
mesit), scheinbar dichten Nephelinit (Nephelinbasalt), alle drei in
einander übergehend, wie es auch bei den Labrador- Augitgesteinen
der Fall ist.
Der Nephelin erscheint als fettglänzende, krystallinische Kör-
ner, bisweilen auch als sechsseitige Krystalle von weisslich-, gelb-
lich-, grünlichgrauer Farbe, und löst sich in Salzsäure vollständig
auf mit Hinterlassung von Kieselgallerte. Der Augit bildet meist
schwarze Kömer oder breitsäulenförmige Krystalle, das Magneteisen
feinverthoilte Kömchen und oktaedrische Krystalle. Bald wiegt der
Nephelin, bald der Augit (seltener) quantitativ vor. Die feinkör-
Nephelinit. 259
uigem Nephelinite, welche dem Anamesit entsprechen, zeigen eme
dunkelgraue Farbe, die grobkörnigem sind bläiiiichgrau und schwarz
gedeckt durch Augite ; die dichten sind vom Basalt äusserlich nicht
zu unterscheiden.
Das spec. Gewicht schwankt in weiten Grenzen; es wiegt:
N. vom Hohenhöwen im Hegau 2.62, Schill.
» von Niedermendig am Laacher-See 2.258, v. Leonhard.
» vom Katzenbuckel, Odenwald, feinkörnig 2.697, v. Leonhard,
grobkörnig 2.921.
Als accessorische Gemengtheile hat man gefunden : Apatit in
langen dünnen Säulen von weisser Farbe, vielverbreitet; Sanidin,
eine eigenthümliche Erscheinung in einem Augitgestein ; Olivin ;
Titanit ; Hauyn , Leucit, Saphir, Zirkon in Nephelinitlaven.
PorphjTartig wird der Nephelinit, wenn aus dem feinkörni-
gem Gemenge einzelne grössere Nephelinkrystalle heraustreten, wie
z. B. am Katzenbuckel im Odenwald. Auch blasige und mandel-
steinartige Varietäten kommen vor.
Wegen der leichten Zersetzbarkeit des Nephelin ist der Ne-
phelinit eines jener wenigen Gesteine, bei denen die Zerlegung
in einen durch Salzsäure löslichen und einen darin unlöslichen An-
theil zur Ermittelung der Zusammensetzung von Belang sein kann.
Zieht man aus dem fein gepulverten Gestein mit dem Magnetstab
das Magneteisen aus, und behandelt jenes alsdann mit Salzsäure, so
wird der Nephelin völlig gelöst, und es bleibt als Bückstand ein
graues Pulver von Augitzusaramensetzung; doch wird der Augit
selbst auch immer durch die Salzsäure angegriffen.
I. Nephelinit vom Löbauer Berg in Sachsen. Heidepriem,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. H. 1850. 149.
II. Nephelinit vom Wickenstein in Niederschlesien. Löwe,
Poggend. Ann. XXXVIU. 1836. 158; neu her. v. Roth. Ha. der in
Salzsäure lösliche (44.42) ; II b. der darin unlösliche Theil (55.58).
III. Nephelinit vom Hohenhöwen im Hegau. Schill, N. Jahrb.
f. Min. 1857. 44.
IV. Nephelinitlava von Niedermendig am Laacher See. 0. Hesse,
Journ. f. pr. Chemie LXXV. 1858. 216.
V. Nephelinit von Meiches im Vogelsgebirge. Knop, N. Jahrb.
f. Min. 18C5. G96.
260 Zusammensetzung der Nephelinite.
I.
n.
Ha.
IIb.
m.
IV.
V.
Kieselsäure
42.12
41.87
35.06
47.98
47.10
50.64
43.89
Thonerde
14.35
16.48
25.98
9.10
11.91
19.67
19.25
Eisenoxyd
13.12
3.16
7.17
16.51
Spur
8.53
—
Eisenoxydul
—
1.42
3.22
16.65
—
12.00
Manganoxydul 0.18
—
—
Spur
Spur
Kalk
13.00
12.10
9.43
14.41
8.90
8.09
10.58
Magnesia
6,14
7.14
—
12.97
1.36
4.04
2.81
Kali
2.18
0.56
1.28
—
1.63
3.36
1.73
Natron
4.11
5.50
12.47
—
2.92
4.52
9.13
Wasser
3.42
2.67
6.07
—
6.60
0.73
—
98.62 100.00 100.68 100.97 97.07 99.58 99.39
Ausserdem enthalten: 1: Phospborsäure 1.65; Chlorcalcium
0.04 ; Fluorcalcium 0.27 ; Titansäure 0.54. III: Phosphorsäure 1.20;
Kohlensäure 1.91. IV: Schwefelsäure 0.29 (vonHauyn); Titansäure
und Eisenkies Spuren. V: Titansäure 1.24; Phosphorsäure 1.39;
Baryt 0.17; Strontian O.Ol.
Man hat versucht, an der Hand der Analysen die mineralo-
gische Zusammensetzung der Nephelinite zu berechnen. Heidepriem
betrachtete den Nephelinit des Löbauer Berges als zusammengesetzt
aus: 32.61 Nephelin, 45.38 Augit, 4.00 Magneteisen, 3.91 Apatit,
1.33 Titanit, 3.42 Wasser, Olivin. Roth nimmt darin an circa 26
Nephelin, 55 Augit, 8 Sänidin (als Kali lieferndes Mineral) und
den Rest wie Heidepriem.
Der durch Löwe analysirte Nephelinit vom Wickenstein ent-
hält nach Roth's Annahme 34.5 Nephelin, 4.58 Magneteisen und in
dem Rest von 61 pct. sind Augit, Apatit und Olivin enthalten; der
Augitgehalt muss nach der Zusammensetzung des unlöslichen Theils
mindestens 56 pct. betragen. In dem unlöslichen Theile von IV sind
nach Hesse 2.08 Kali und 3.00 Natron, nach Bergemann, welcher
dasselbe Gestein untersuchte, gar 2.58 Kali und 5.68 Natron ent-
halten, es muss also darin ausser dem Augit noch ein an Alkalien
reiches Silicat vorhanden sein (wohl ein Feldspath). Der unlösliche
Theil des Nephelinit vom Löbauer Berg (Heidepriem) enthält
dagegen ebensowenig, wie derjenige des vom Wickenstein (Hb)
Alkalien.
Auffallend ist der beträchtliche Wassergehalt, der sich in
Vorkommen der Nephelinite. 261
den durch Säuren löslichen Theilen der Nephelinite findet : Ha ent-
hält 6.07 Wasser, der Nephelinit vom Löbauer Berg besitzt in dem
durch Salpetersäure löslichen Theil 6.73 Wasser. Es deutet dies
darauf hin, dass die löslichen Theile nicht ausschliesslich dem Ne-
phelin zugetheilt werden können, sondern dass sie wenigstens zum
Theil als zeolithische Mineralien gedeutet werden müssen, eine An-
nahme, welche durch die Umwandlung von Nephelin in Zeolithe,
die durch Pseudomorphosen dargethan ist, wahrscheinlich wird ;
wegen seiner leichten Zersetzbarkeit wird der Nephelin sich beson-
ders rasch in derlei Substanzen umwandeln.
Zu den Nepheliniten gehören gewiss manche Gesteine, welche
bisher den labradorhaltigen Basalten zugezählt werden. Für die
Gegenwart des Nephelin in einem basaltischen Gemenge ist nach
vom Rath folgender Versuch beweisend : Sind Gesteinsstücke längere
Zeit, mehrere Monate lang, der Einwirkung kalter Salzsäure aus-
gesetzt, so scheidet sich ein Theil der Kieselsäure schleimig ab;
gleichzeitig bildet sich eine Menge kleiner Kochsalzwürfel ; die
Kieselsäure des Labrador wird nicht schleimig abgeschieden, auch
ist er nicht natronhaltig genug, um die Kochsalzwürfel zu erzeugen
(Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1860. 41).
Zu den Punkten, an welchen man bis jetzt Nephelinite ge-
funden hat, gehören :
Der Löbauer Berg in der Oberlausitz, wo Gumprecht zuerst
den Nephelin als einen wesentlichen Gemengtheil doleritähnlicher
Gesteine nachwies.
Meiches am nördlichen Gehänge des Vogelsgebirges in Hessen,
durch v. Klipstein aufgefunden, durch G. Rose und neuerdings
durch Knop sehr gründlich untersucht; das grobkörnig krystal-
linische, in hohem Grade poröse Gemenge besteht hauptsächlich aus
gi-aulichweissem bis hellweingelbem Nephelin, der in den Drusen-
räumen freie Krystalle bildet, und schwarzem Augit; Magneteisen
erscheint in deutlich erkennbaren Krystallen bis zu 3 Mm. Axen-
länge. Ausserdem findet sich in viel geringerer Menge ein lebhaft
glasglänzender Feldspath, den Rose für Sanidin hielt, und welcher
auch nach Knop monoklin ist, dagegen seltsamerweise in chemi-
scher Hinsicht einen kalireichen, kalkfreien, barythaltigen Oligoklas
mit 59.69 Kieselsäure darstellt. Das Gestein führt auch Leucit, der
jedoch nicht in Krystallen, sondern nur in sphäroidischen Massen
262 ' Vorkommen der Nephelinite.
bekannt ist, sehr wenig gelben Titanit, feine weisse Apatitkrystalle
und sehr spärlichen Sodalith in weissen Granatoedem.
Das Thal, welches bei Tichlowitz zwischen Tetschen und
Aussig in das Elbthal mündet und nach Rittersdorf hinausfährt, am
Schreckenstein und an einem Felsen* des Vierzehngebirges bei Klein
Priesen oberhalb Tetschen. Die beiden erstem Gesteine enthalten
ebenfalls Apatit und in unregelmässigen Höhlungen einen weissen
Zeolith, wahrscheinlich Mesotyp.
Katzenbuckel, der höchste Punkt im Odenwald, östlich von
Ebersbach am Neckar, ausgezeichneter porphyrartiger Nephelindolerit
(v. Leonhard, Basaltgebilde I. 160).
Wickenstein in Niederschlesien (Nephelinbasalt).
Hohenhöwen im badischen Hegau, bestehend aus grünlich-
und gelblichgrauen, auch nelkenbraunen Nephelinen, tafelartigen
Augitkrystallen und kleinen Mengen von Magneteisen, dazu Körnern
von Brauneisenstein ; auch Apatitnadeln zeigen sich hier und da.
Ein basaltähnliches Gestein vom Hamberg, zwischen Borgen-
treich und Trendelburg an der Paderborn - Hessischen Grenze ent-
hält in Höhlungen nach G. Rose Nephelin, Apatit und Augit, ge-
hört also auch wahrscheinlich hierher. Die gelblichgrauen Flecken,
die in dem feinsplitterigen bräunlichgrauen Gestein sich zeigen,
erweisen sich nach dem Glühen als Olivinkömer; die weisse kör-
nige Substanz, die alsdann als Hauptmasse erscheint, ist wahrschein-
lich Nephelin.
In dem als Dolerit bekannten Gestein von der Pflasterkaute
bei Eisenach wies Credner Nephelin nach, welcher sowohl als Ge-
mengtheil im Gestein, als auch in Drusen auskrystallisirt vor-
kommt.
Manche Laven bestehen auch aus ausgezeichnetem Nephelinit.
Solche Nephelinitlaven sind: die hauyn-, zirkon-, saphir-,
leucithaltige sog. Mühlstcinlava von Niedermendig am Laacher-See,
in welcher man deutlich namentlich in den Höhlungen die sehr zahl-
reichen durchsichtigen kleinen sechsseitigen Nephelinkrystalle er-
kennt. V. Dechen zählt noch mehrere Nephelinitlaven aus der Um-
gegend des Laacher-Sees auf: darunter den Strom vom Beilenberg
nach der obem Reifs-Mühle, den Strom am Winfeld bei Ettringen
und von Cottenheim, die Lava am Hochsimmer, den Strom vom
Plaidter Hummerich nach Hochsmühle, die Lava zwischen dem
Vorkommen der Nephelinite. 263
Nastberg und Nickenich. Die letztere, deren kleine weisse, ans den
Blasenwandungen hervortretenden Nephelinkrystalle vielleicht noch
ausgezeichneter sind, als bei Niedermendig, enthält nach G. 'Bischof:
Kieselsäure 47.48; Thonerde 21.26; Eisenoxyd 12.39; Kalk 8.54;
Magnesia 3.16; Kali 2.39; Natron 3.42 ; Glüh Verlust 0.35 (98.99).
Nach R. Mitscherlich ist auch das der Niedermendiger Mühlstein-
lava ähnliche am nördlichen Abhänge des Roderbergs bei Rolands-
eck am Rhein gangförmig auftretende Basaltgestein ein Nephelinit ;
es gelatinirt mit Säure und enthält: Kieselsäure 42.16; Thonerde
14.67; Eisenoxyd 9.05; Eisenoxydul 4.82; Kalk 12.27; Magnesia
5.92; Kali 3.01; Natron 3,72; Titansäure 3.25; Glühverlust 0.46
(99.33). Auch in der Vorder -Eifel sind sehr viele Laven ächte
Nephelinite, z. B. von der Aarlei und der Lielei bei üedersdorf,
von der ITardt bei Mehren, vom Wehrbusch bei Dann, von Dock-
weiler, vom Beuelchen in Kirchweiler ; bei den frischem kann man
die kleinen Nephelinkrystalle in den Hohlräumen leicht erkennen.
Das schwärzlichgraue, sehr feinkörnige Gestein vom Capo di
Bove bei Rom (Selce Romano genannt) ist nach den mikroskopi-
schen Untersuchungen von Fleuriau de Belle vue (Journ. de Phys.
LI. 459) ein Gemenge von Augit, Nephelin, Magneteisenerz, Leucit
und Melilith und stellt ein Mittelgestein zwischen Nephelinit- und
Leucitlava dar (vgl. Leucitophyr). Es enthält in Höhlungen neben
Nephelinkrystallen noch Melilith, Breislakit, Glimmer. Die Lava
vom südlichen Fusse des Herchenberges in der Umgebung des
Laacher-Sees ist ebenfalls aus sehr kleinen Krystallen von Nephelin
(farblos), Melilith (in gelben Täfelchen) und Augit zusammengesetzt.
Auch im Albanergebirge bei Rom kennt man ähnlich zusammenge-
setzte Leucit- und Nephelin führende Laven, welche wir den Leu-
citophyren anreihen.
Die basaltischen Gesteine aus der Umgegend von Pardubitz
in Böhmen (vom Kunetitzer Berge, vom Wolfsberg und vom Spojiler
Gange), welche E. Jahn analysirte (vgl. Verb, der kk. geol. R.anst.
XII. 157), scheinen wegen ihres geringen Kieselsäuregehalts, der auf
38.72 sinkt, und grossen Alkaligehalts, der auf 7.50 steigt, eben-
falls Nephelinite zu sein.
Die Angabe Girards (N. Jahrb. f. Min. 1842. 729), dass sich
im Baigorry-Thale der Westpyrenäen Nephelinit finde, dürfte wohl
auf einem Irrthum beruhen.
264 Leucitopbyr.
V. Leonhard und C. Gmelin machten zuerst auf den Nephelinit auf-
merksam in ihrer Abhandlung : Nephelin imDolerit. 1822. Vgl.
auch Basaltgebilde I. 158.
Fr. Hoffmann, Nephelinit vom Bamberg, Poggend.Ann.IU. 1826. 87.
G. Rose, Karstens Archiv XIV. 1840. 261.
Löwe, N. V. Wickenstein, Poggend. Ann. 1836. XXXVIII. 16a
Girard, N. v. Wickenstein, Poggend. Ann. 1841. LIV. 559.
Gumprecht, N. vom Löbauer B., Poggend. Ann. XLII. 177.
Heidepriem, N. v. Löbauer B., Zeitschr. d. d. geol. Ges. H. 1850. 139.
v. Klipstein, N. v. Meiches, Karstens Archiv XIV. 1840. 248.
Knop, N. V. Meiches, N. Jahrb. f. Min. 1865. 674.
Schill, N. V. Hohenhöwen, N. Jahrb. f. Miner. 1857. 43; ebendar.
V. Fritsch, N. Jahrb. f. Min. 1865. 654.
Credner, N. von der Pflasterkaute bei Eisenach, N. Jabrb. f. Min.
1860. 56.
Bergemann, N. v. Niedermendig, Karstens und v. Dechena Archiv
XXI. 1847. 41.
Hesse, N. v. Niedermendig, Journ. f. pr. Chemie LXXV. 1858.216.
G. vom Rath, N. v. Herchenberg, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XI. 30. 31.
V. Dechen, N. des Laacher Sees u. d. Eifel, Geogn. Führer zu dem
Laacher See 1864.577. 114.298.312. Zeitschr. d. d. geol. Ges.
XVII. 1865. 122. Vgl. auch Roth in Mitscherlich, üb. d. vulk.
Erscheinungen in d. Eifel. 1865. 16. »
R. Mitscherlich, N. v. Roderberg, Ztschr. d. d. geol. Ges. 1863. XV. 667.
Lencitopbyr.
Leucitlava, Leucitporphyr, Leucilit, Sperone.
Der I^eucitophyr ist ein krystallinisch-körniges Gemenge, mei-
stens zusammengesetzt aus Loucit, Augit nnd Magnet eisen,
doch gibt es auch durch Leucit charakterisirte Gesteine, welche Ne-
phelin oder N o 8 e a n als wesentliche Gemengtheile enthalten, und
welche wir mit den eigentlichen Leucitophyren vereinigen. Gewöhn-
lich bilden die erstgenannten Mineralien eine feinkörnige bis schein-
bar dichte Grundmasse von aschgrauer oder röthlichgrauer Farbe,
in welcher um und um ausgebildete Leucitkrystalle von graulich-
weisser Farbe und der Grösse von der einer Erbse bis zu der einer
Haselnuss, sowie schwarze und dunkelgrüne Augitkrystalle einge-
wachsen sind, welche also das Gestein porphyrartig machen. Am
Vulkan von Roccamonfina kommen nach Pilla Leucitkrystalle von
9 Centimeter Durchmesser vor. Die Leucite sind immer in der
sog. Leucitoederforra krystallisirt, vor dem Löthrohr unveränder-
lich, und von Salzsäure leicht zersetzbar unter Abscheidung von
GemeDgtbeile der Leucitophyre. 265
Kieselpulver. Man kennt den Leucit nur eingewachsen in Gestei-
nen, nie in Drusen auskrystallisirt.
Die Leucitkrystalle, z. B. die schönen von, Civita, Castellana
und Borghetto am Ufer der Tiber, enthalten fast immer in ihrem
Innern ein kleines Schlackenkorn, Bruchstücke von Augitkry stallen,
oder umschliessen auch vollständig ausgebildete Augitkrystalle von ,
langsäulenförmiger Gestalt, deren beide Enden nicht selten aus dem
Leucit hervorragen. Auch kleine blaue Hauynkömchen hat man
nach Breislak in Leuciten aus der Umgegend von Rom eingeschlos-
sen gefunden. Die Leucite von Rieden in der Umgegend des Laa-
cher Sees enthalten fast sämmtlich runde Körnchen oder nadeiförmige,
haar dicke schwarze Kry stalle von Nosean.
In der Leucitlava des Vesuv von 1858, welche sich in den Fosso
grande ergoss, fand Rammeisberg Nephelin als wesentlich auf.
Salzsäure verwandelt die gepulverte Lava schnell in eine gelbe Gall-
erte, ein Beweis, dass noch ein anderes Silicat nehen dem Leucit
vorhanden sein muss, welcher zwar vollkommen zersetzt wird, aber
nicht gelatiuirt. Behandelt man ganze Stücke Lava mit verdünn-
ter Salzsäure, so gewahrt man in der weissen lockern Masse schon
mit blossem Auge viele sechsseitige Tafeln, welche weiss, perlmut-
terglänzend, unter dem Mikroskop aber fast durchsichtig erscheinen,
und dem Nephelin angehören. Rammeisberg konnte die Krystalle
messen und Flächencombinationen erkennen (breite Endfläche mit
dem schärfsten Nephelindihexaeder). Als unwesentlichen Gemengtheil
der Leucitophyre hatte man den Nephelin schon früher gekannt,
und es hängt durch ihn Leucitophyr mit Nephelinit innig zusammen.
Die Gesteine vom Capo di Bove und vom Albanergebirge bei Rom
(welche auch Melilith führen) enthalten ebenfalls Nephelin neben
Leucit, Augit, Magneteisen (vgl. S. 263).
Die durch das Auftreten von Nosean als wesentlichen Ge-
mengtheil merkwürdigen Leucitophyre von Rieden im Laacher See-
Gebiet, welche neuerdings G. vom Rath eingehend untersucht hat,
erscheinen dort in zwei Varietäten. Der Leucitophyr vom Seiberg
besitzt eine porphyrartige Textur und zeigt in einer feinkörnigen
Griiudmasse als ausgeschiedene, an Menge überwiegende Bestand-
theile : Leucit, Nosean, beide am reichlichsten eingesprengt, Sanidin,
Augit und in sehr geringer Menge Magnesiaglimmer, Magneteisen,
Titanit. Der halbdurchsichtige, glasglänzende Leucit in Krystallen
266 Gemenf^heile der Leucitophyre.
von j — 3"* Grösse erhält bei beginnender Zersetzung eine schnee-
weisse Hülle. Der Nosean, ungefähr ein Viertel der Masse bildend,
durchschnittlich von derselben Grösse wie der Leucit, erscheint in
schwärzlichgrauen, durch Yerwitteiiing weissen Granatoedem. Der
spärliche Sanidin bildet bis zollgrosse Erystalle, welche wie die
Leucite kleine Noseankry stalle umschliessen ; der Augit findet sich
in regelmässigen Krystallen und unregelmässigen Körnern. Die
Grundmasse ergibt sich unter der Loupe als ein höchst feines Ge-
menge der ausgeschiedenen Krystalle. Der Nosean im frischen Zu-
stande wurde früher für Augit, der durch Verwitterung weisse f&r
Leucit gehalten. Der Leucitophyr vom Schorenberg ist von grau-
grüner Farbe ; in der mit blossem Auge wie unter der Loupe dicht
erscheinenden Grundmasse liegen zahlreiche schwärzlichgraue No-
seane, und vereinzelte grössere neben vielen kleinen Leucitkrystallen ;
selten sind sehr kleine gelbe Titanitkörnchen, sowie gerundete Ma-
gneteisenkömer eingemengt. Auch Sanidin tritt in dieser Varietät
sehr zurück.
Man könnte daher als Mengungsvarietäten des Leucito-
phyr unterscheiden :
a) Gewöhnlicher Leucitophyr, vorwaltend zusammen-
gesetzt aus Leucit und aus Augit.
b) Nephelin -Leucitophyr (z.B. Vesuvlava 1858), beste-
hend vorwiegend aus Leucit, Nephelin und Augit. (Als
Leucit-Nephelinit wären die Gesteine zu bezeichnen, .
in denen Nephelin über Leucit überwiegt. So scheinen die
eigentlichen Leucitophyre in eigentliche Nephelinite übergehen
zu können.) Wohl häufiger als man glaubt.
c) Nosean-Leucitophyr (z. B. Rieden), vorwaltend zusam-
mengesetzt aus Leucit, Nosean, Augit.
Das spec. Gewicht der Leucitophyre liegt zwischen 2.5 und 2.9.
Nosean-Leucitophyr vom Seiberg . . . 2.605 vom Rath.
Nosean-Leucitophyr vom Schorenberg . . 2.553 vom Rath.
Leucitophyr vom Capo di Bove bei Rom 2.754 v. Leonhard.
Vesuvlavastrom von 1834 2.892 Abich.
Leucitophyr von der Roccamonfina . . 2.721 Abich.
Leucitophyr von Granatello . . . . . 2.83 Wedding.
An verschiedenen accessorischen Gemengtheilen, welche bisweilen in
nicht unbeträchtlicher Menge vorkommen, ist der Leucitophyr reich ;
Chemische Zusammensetzung der Leucitophyre. 267
es erscheinen : Blättchen von dunklem Magnesiaglimmer ; Olivin ;
Sanidin ; Melilith in den Nephelin-Leucitophyren des Albaner Gebir-
ges ; Hauyn ; Granat. Ein durch die Analysen sich ergebender
Phosphorsäuregehalt deutet wahrscheinlich auf die Gegenwart von
Apatit. Zeolithe durch Zersetzung der Gemengtheile entstanden,
haben sich auf Klüften und in Hohlräumen angesiedelt. Weisse und
rosarothe krystallinische Ueberzüge in Hohlräumen der Lava von
Granatello sind nach Wedding Sodalith; auch glaubte er Mejonit-
nadeln in dieser Lava zu erkennen. Die Hohlräume der Vesuvlava
vom Juli 1832 sind nach Pilla mit blitzenden Eisenglanzpunkten
überzogen. Aus einigen Leucitlaven zieht heisses Wasser Kochsalz
aus. Die Leucitophyre sind durchaus quarzfreie Gesteine.
L Vesuvlava von 1811; grau, porös. Kamraelsberg, Zeitschr.
d. d. geol. Ges. XL 1859. 503.
H. Vesuvlava von 1855, Strom bis S. Giorgio a Cremano,
grau, porös. Rammeisberg, ebendas.
lU. Vesuvlava vom Mai 1855, grau, krystallinisch. Ch. St.
Cl. Deville, Bull, de la soc. geol. (2) XHL 1856. 612.
IV. Steinbrüche von Granatello am Vesuv, aus der Mitte des
Stromes (Eruption v. 1631); hellgraue Grundmasse mit Augit, Leu-
cit. Olivin, Magneteisen, wenig Glimmer; Sodalith in krystallinischen
Hohlraum Überzügen. Wedding, Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 1858. 395.
V. Leucitophyr vom Monte delle Cortinelle an der Rocca-
monfina, mit grossen Leuciten. Abich, Vulkan. Ersch. 184L 126.
VI. Nephelin -Leucitophyr vom Capo di Bove, feinkörnig,
dunkelgrau, mit Leucit und Nephelin in grossem Krystallen und
Zeolithen in den Drusen. Bunsen, Mittheil, an Roth. 1861.
I.
IL
m.
•IV.
V.
VL
Kieselsäure . .
. 46.48
50.32
47.5
48.03
52.08
45.93
Thonerde . . .
. 22.66
15.49
20.0
20.78
17.30
18.72
Eisenoxyd
. 4.68
3.59
—
4.72
—
—
Eisenoxydul
. 5.00
7.59
9.8
3.27
6.52
10.68
Manganoxydul
—
—
0.2
Spur
—
—
Kalk ....
. 5.75
7.07
8.6
10.18
12.23
10.57
Magnesia . . . .
1.48
3.71
1.9
1.16
1.25
5.67
Kali
8.94
8.93
0.5
7.12
9.63
6.83
Natron ....
1.94
2.30
8.9
3.65
1.68
Glühverlust
0.19
—
0.6
0.17
0.91
0.59
97.12
99.00~
98.0
99.08
99.92
100,67
268
Chemische Zusammensetzung der Leucitophyre.
I enthält noch 0.56 Kupferoxyd; III Phosphorsäure und Chlor;
IV 0.82 Chlornatrium und 0.04 Schwefelsäure.
VII. Nosean-Leucitophyr vom Seiberg nach Absonderung des
Magneteisens (s. o.). vom Rath, Zeitschr. d. d, geol. Ges. XVI.
1864. 97.
Vni. Nosean-Leucitophyr vom Schorenberg, ebendas. 100.
Kieselsäure
Thonerde .
Eisenoxydul
Kalk . .
Magnesia .
K9}i • •
Natron
Wasser
Schwefelsäure
Chlor . . .
Kohlensäure .
VII.
48.25
16.63
6.53
7.82
1.23
6.52
9.42
1.94
1.68
0.26
1.10^
101.38
VIII.
49.18
20.65
5.97
2.43
0.29
6.88
9.72
1.60
1.60
0.28
98.60
Man hat auch mehrfach den durch Säuren zersetzbaren und
unzersetzbaren Antheil der Leucitophyre einer gesonderten Analyse
unterworfen, aus denen sich indessen keine sichern Schlüsse auf die
mineralogische Zusammensetzung derselben ziehen lassen. Auch
die Bausch analysen gestatten nicht wohl eine Interpretation auf
einzelne Mineralien. Wedding versuchte den Leucitophyr IV. ?5U
zerfallen in: 54.0 Leucit , 8.2 Augit , 5.5 Olivin, 16.3 Mejo-
nit , 8.8 unlösliches Silicat (oder vielleicht 25.1 Mejonit), 5.1
Magneteisen, 1.2 Eisenoxydhydrat, 0.1 schwefelsauren Kalk, 0.8
Chlornatrium, eine Berechnung, die indessen, wie Rammeisberg mit
Recht bemerkt, von ziemlich willkührlichen Voraussetzungen aus-
geht. Abich hatte in der Lava von 1834 60.19 glasigen Leucit^
20.44 Kalkaugit, 10.42 Olivin, 8.93 Magneteisen auf nicht
weniger unsicherer Grundlage berechnet. Der Kaligehalt , welcher
den Natrongehalt bedeutend überwiegt, rührt von dem Leuoit,
dem kalireichsten Silicat her. Der Leucit enthält jedoch auch
immer kleine Mengen von Natron wie Awdejew und dann ausführ-
lich Bischof hervorgehoben hat , obschon Rammeisberg den Natron-
Chemische Zusammensetzung der Leucitophyre. 269
gehalt nicht so hoch fand, als Bischof ihn angab. Der von Ch,
Deville analysirte Leucitophyr (III) zeigt ein gerade umgekehrtes
Verhältniss der Alkalien, einen nur sehr geringen Kali- und weit
überwiegenden Natrongehalt; ebenso ältere Analysen von Dufrenoy
aus d. J. 1838. Diese Angaben dürften wohl in einer ungenauen
Alkalienbestimmung ihren Grund haben. Auch die Analyse Abich's
des Stroms von 1834 ergab 5.56 Natron auf 4.01 Kali. Die
Nephelinit-Leucitophyre müssen sich übrigens durch einen grossem
Natrongehalt auszeichnen. Die Kalkmengen der Analysen rühren
fast allein von dem Augit her, da Nephelin und Leucit faßt immer
kalkfrei sind. Sehr ähnlich zusammengesetzt wie VI sind die
ebenfalls von Bunsen analysirten Gesteine von der Rocca di Papa
am Campo d'Annibale (mit 2.02 Natron auf 3.33 Kali), vom Lago
di Nemi und vom Wege zwischen Frascati und Tusculum. VII
und VIII stimmen gut miteinander; die geringere Kalkmenge in
VIII entspricht dem Fehlen des Augit.
Ein etwas verwittertes Leucitophyr-Gestein ist dasjenige, wel-
ches am Eichberg bei Rothweil am Kaiserstuhl auftritt und in
einer grünlichgrauen Grundmasse kleine verwitterte weisse und
gelblichweisse, matte, bisweilen erdige Leucitoeder, daneben wenige
schwarze Melanitkrystalle und Sanidinkörner enthält. Die Zusam-
mensetzung ist nach Schill: Kieselsäure 46.53, Thonerde 13.96,
Eisenoxydul 9.06, Kalk 9.45, Magnesia 1.42, Kali 11.22, Natron
6.78, Wasser 7.16 (105.58). Der grosse Wassergehalt deutet die
Zersetzung an. In den leucitoedrischen Kry stallen fand Stamm
10.14 Natron, 0.71 Kali, 2.91 Kalk und 8.93 Wasser (Ann. der
Chem. u. Pharm. XCIX. 287), sie stimmen überhaupt in ihrer Zu-
sammensetzung mit Analcim überein; F. Sandberger hat diese Kry-
stalle für wirklichen ursprünglichen Analcim gehalten, Blum und
G. Rose haben dagegen gezeigt, dass sie, wie Leonhard zuerst ver-
muthete, eine Pseudomorphose von Analcim nach Leucit seien, wo-
für u. a. spricht , dass man den Analcim noch nie in Gesteinen
eingewachsen gefunden hat; aus einem Kali -Thonerde -Silicat ist
hier ein wasserhaltiges Natron-Thonerde-Silicat geworden, das Hy-
drat eines Natron-Leucit. Vgl. Blum, Neues Jahrb. f. Min. 1858.
291 und Pseudomorphosen III. 106. G. Rose, Pogg. Ann. CHI.
1858. 521.
Denselben Umwandlungsprocess hatte Rammeisberg schon
270 Umgewandelte Leucite.
früher an den manchmal zwei Zoll grossen Leucitkrystallen im Leu-
citophyr der Roccamonfina nachgewiesen, welche zum Theil aiiB
kaolinähnlicher, leicht zerreiblicher Masse bestehen und ebenfalls
11.94 Natron, nur 0.64 Kali und einen zwischen 6.27 und 10.10
schwankenden Wassergehalt besitzen (Poggend. Annal. XCVIII.
1856. 199).
Eine andere interessante Pseudomorphosirung des Leucit hat
in einer altem grauen Lava des Vesuv stattgefunden, wo der Leu-
cit sich in ein Gemenge von Nephelin und Sanidin umgewandelt
hat; die lichtgrünlich weisse, mürbe, krystallinische, wasserfreie Um-
wandlungsmasse wird nicht, wie der Leucit gänzlich, sondern nur
theilweise von Salzsäure zersetzt. Rammeisberg fand darin 40.83
zersetzbare Theile (a) und 59.14 unzersetzbare Theile (b). Die
Zusammensetzung war von
a. b. dem Ganzen.
Kieselsäure 18.39 39.91 57.37
Thonerde .. 12.11 11.69 24.25
Kalk 0.56 0.40 L28
Magnesia . . . 0.17 — 0.27
KaU. . . . . , 4.10 6.84 11.09
Natron .... 5.50 0.30 5.72
Das Sauersto£fverhältniss R : R : Si ist in a ungefähr 1 : 3 : 4.5,
in b = 1 : 3 : 12. Die umgewandelten Leucite bestehen demnach
aus ca. 40 pct. Nephelin (a) und ca. 60 pct. Sanidin (b). Die
Zusammensetzung, des Ganzen zeigt fast genau das Sauersto£fver-
hältniss eines Kali-Natron-Leucit (1 : 3 : 8) , es hat aber hier eine
Spaltung desselben in Nephelin und Sanidin stattgefunden, ohne
dass Bestandtheile weggeführt oder aufgenommen wären. G. Rose
konnte zur Bestätigung Nephelin und Sanidin in messbaren Kry-
stallen erkennen (Rammeisberg in Pogg. Ann. XCVlil. 1856. 133).
An diese Umwandlungsproducte des Leucit schliesst sich ein
anderes an , welches in neuerer Zeit von Naumann Jbekannt gemacht
worden ist. Auf einem Felde unweit der Kirche von Böhmisch-Wie-
senthal, auf dem höchsten Rücken des Erzgebirges fand man rings-
um ausgebildete 1 — 3" grosse Kry stalle von regelmässiger und scharf-
kantiger Leucitoederform, welche aus einem krystallinisch-körnigen,
stellenweise porösen Aggregat eines klinobasischen Minerals beste-
Vorkommen der Leucitopbyre. 271
hen. Durch die Analysen von Bergemann und Carius ist es ausser
Zweifel gestellt, dass dies Umwandlungsproduct Oligoklas ist; letz-
terer fand darin: Kieselsäure 58.60, Thonerde 20.71, Eisenoxyd
5.54, Kalk Spur, Magnesia 1.62, Kali 2.78, Natron 9.28, Wasser
1.75. Betrachtet man das Eisenoxyd und Wasser als beigemengten
Brauneisenstein, so tritt die Oligoklaszusammensetzung noch deut-
licher hervor. Die Grundraasse, in welcher diese Pseudomorphosen
eingewachsen sind , ist nach Blum reich an kleinen Leuciten und
enthält ausserdem andere kleine Kryställchen , welche vielleicht
Nosean sind. Nach Naumann ist diese leucitophyrartige Masse
wahrscheinlich ein gangartiges Gebirgsglied, welches in dem dorti-
gen Basalte aufsetzt und unter jenem Felde ansteht, die pseudo-
morphen Krystalle und ihre Matrix stellen übrigens dieselbe Sub-
stanz dar. Vgl. Naumann, Neues Jahrb. f. Min. 1860. 61, und
1861. 59.; Blum, Pseudomorphosen lU. 1863. 71.
Die Leucitopbyre sind hauptsächlich an die neuern , theils
erloschenen, theils noch thätigen Vulkane der italienischen Halb-
insel gebunden. Im Albaner - Gebirge bei Rom, in der Umgegend
von Acquapendeute und Borghetto, an dem erloschenen Vulkan
von Roccamonfina kennt man ausgezeichnete Leucitopbyre von deut-
licher krystallinischer Zusammensetzung. Auch die meisten neuern
Laven des Vesuv sind Leucitopbyre (z.B. Laven von 1811, 1834,
1855, 1858), welche indess gewöhnlich eine sehr feinkörnige Zu-
sammensetzung besitzen und die Leucite nur als kleine aschgraue
Körner enthalten; grössere und deutlichere Leucitkrystalle finden
sich in den Vesuvlavaströmen von 1822, 1828 und 1832. Monti-
celli und Covelli schätzen in denr östlicher gelegenen Lavaströmen
von 1822 das Mengenverhältniss des Leucit zu dem der übrigen
Bestandtheile wie 6:1 (d. Vesuv, deutsche Uebers. 154). Grosse
Leucitkrystalle mit sehr scharfen Augitkrystallen zeigen sich in
der porösen Lava vom 22. März 1828. Auch die Aschen und
vulkanischen Sande des Vesuv enthalten Leucitkrystalle und Leu-
citkörner. Am 22. April 1845 ward eine grosse Menge frischer,
regelmässig ausgebildeter, glasglänzender und durchscheinender Leu-
citkrystalle bis zur Grösse einer kleinen Nuss Ausgeworfen, zugleich
mit Augitkrystallen, deren Länge bis auf 7 Millim. steigt.
Bei Rieden in der Umgegend des Laacher Sees erscheinen
die Nosean - Leucitopbyre sowohl als Blöcke im Tuff, welche bis-
272 Hauynophyr.
weilen Klafbergrösse erreichen , als auch anstehend (am südlichen
Abhang der Hardt und am Schorenberg).
Am Eichberg bei Rothweil am Kaiserstuhl im Breisgau.
Mit V. Cotta möchte man die auf das pseudomorphe Vorkom-
men von Böhmisch- Wiesenthal gegründete Verrauthung theilen, dass
es auch noch ältere Leucitgesteine geben mag, deren Leucit mit un-
deutlicher oder gänzlich entstellter Form in Feldspath umgewandelt
ist. Leucitophyre sind bis jetzt noch nirgends in den vulkanischen
Gebirgen des neuen und dem asiatischen Theile des alten Continents
aufgefunden worden (A. v. Humboldt 's Kosmos IV. 479).
L. v. Buch, Leucitkrystalle, Gilberts Annalen VI. 53.
Breislak, Lehrb. d. Geologie III. 292.
Fr. Hoffmaun, Karstens Archiv XIII. 183.
Dufrenoy, Memoire pour servir a uno descript. geol. d. 1. Franc.
IV. 1838. 368.
Abich, Nat. u. Zusammenh. d. vulk. Ersch. 1841. 126.
Pilla, Comptes rendus XXI. 1845.326 u. N. Jahrb. f. Min. 1846.341.
Ch. St. Cl. Deville, Bull, de la soc. geol. (2) XIII. 1856. 612.
Wedding, Zeitschr. d. d. geol. Ges. X. 1858. 395. (Anal.)
Rammeisberg, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XI. 1859. 503.
Schill, Leucituph. von Rothweil am Kaiserstuhl, G. Leonhards Bei-
träge z. miner. Kenntn. v. Baden III. 1854. 46.
vom Rath, Nosean-Leucitophyr von Rieden, Zeitschr. d. d. geol.
Ges. XVI. 1864. 90.
la«ynopbyr
nannte Abich ein hauynhaltiges Gestein von Melfi in Italien, wel-
ches in naher Verbindung mit Leucitophyren steht.
In den augitischen steinartigen dunkelgrauschwarzen , meist
etwas porösen Laven des Vultur findet sich als charakteristische
Beimengung neben sehr häufigen schwarzen Augitkrystallen Hauyn,
dessen Menge bis zu einem Fünftel der Lava ansteigt. Die Hauyn-
krystalle sind sehr klein, oft kaum so gross, dass man das Rhom-
bendodekaeder, ihre blaue Farbe und ihren Glasglanz erkennen kann ;
die Verwitterung wandelt sie* in eine weisse erdige Masse um.
Nicht zersetzte Krystalle kommen auf dem Gipfel, am südöstlichen
Fusse des Pizzuto di Melfi, auf dem Pizzuto di S. Michele vor ; Olivin,
Glimmer, seltener Leucit sind auch in diesen Laven des Vultur
sichtbar.
Hauynreicher ist die zwischen Tufifschichten lagernde Lava
Hauynophyr, Dolerit. 273
des fast kreisrunden, oben abgeflachten Vulkan, auf dem Melfi selbst
steht, nordöstlich vom Vultur, von Abich Hauynophyr genannt.
Der llauyn findet sich darin verschieden gefärbt, schwarz (Nosean,
manclimal J Centimeter dick), grün, roth und blau, am Fusse des
Castells sind blaue, innen rothe Hauyne sehr häufig.
Rammeisberg untersuchte eine feinporöse Masse, in welcher
blaue und braune Hauyne zahlreich vertheilt , ausserdem sehr
dünne, braune Augitnadeln, auch Olivinkörnchen , Glimmerblätt-
chen und Leucitkörnchen erkennbar waren und fand darin: Kie-
selsäure 42.46; Thonerde 18.49; Eisenoxyd 3.35; Eisenoxydul
6.13; Kalk 8.70; Magnesia 3.64; Kali 4.58; Natron 7.12; Glüh-
verlust 2.31; Chlor 0.52; Schwefelsäure 2.44. Aus der Schwefel-
säure berechnet sich der llauyngehalt zu 21.97 pct.
Am linken Melfita-Ufer am Hügel le Braidi östlich vom Vul-
kan von Melfi erscheint ein Lavastrom von hellaschgrauer Farbe,
dessen dichte Masse nach Palmieri und Scacchi einige wenige Kry-
stalle von Sanidin und viele kleine Krystalle von trübem weissem
oder blaugrünem , glasglänzendem Hauyn enthält . und welche sie
als II a uy ntrachy t bezeichneten.
Die Nephelinitlava von Niedermendig am Laacher See ent-
enthält auch Hauyn (S. 262).
Abich, N. Jahrb. f. Min. 1839. 337.
Palmieri und Scacchi, Zeit^^clir. d. d. ^eol. Ges. V. 1853. 21.
Rammeisberg, Zcitschr. d. d jreol. Ges. XII. 1860. 275.
Scacchi, Della regione volcaiiica del Monte Vulture, Napoli 1852.
Gesteine der Basaltfamllle*
DoleriC.
(Mimesit, basaltischer Grünstein z. Th., Flötzgrünstein).
Von Hauy nachdem griechischen önXeong genannt wegen sei-
ner trügerischen Aehnlichkeit mit Grünstein, namentlich mit Diorit.
Ein krystallinisches Gemenge, bestehend vorwiegend aus La-
brador und Augit, mit wenigem titanhal tigern Magneteisen-
erz. Meistens sind die Dolerite nicht frei von einer innigen Bei-
mengung von kohlensaurem Eisenoxydul und Kalk, den
Producten beginnender Zersetzung.
Es gehört zum Wesen der Dolerite, dass das Gemenge grob-
Zirkel, I'ctrographie. II. 13
274 Gemengthcile des Dolerit.
oder mittelkörnig ist, so dass man die einzelnen zusammensetzen-
den Mineralien mit blossem Auge deutlich unterscheiden und erkennen
kann. Der Labrador stellt sich in glänzenden Täfelchen dar von
weisser oder hellgrauer Farbe , der Augit in kurzen , schwarzen
oder gi'ünlichschwai-zen Siiulchen, das Magneteisenerz ist meist so
fein im Gemenge vertheilt, dass man die Stäubchen nicht zu un-
terscheiden im Stande ist , bisweilen aber auch erscheint es in er-
kennbaren Oktaedern oder Körnchen. Die Gegenwart des Magnet-
eisens vermag man durch Ausziehen desselben aus dem Doleritpul-
ver vermittelst des Magnetstabes, oder durch Ablenkung der Ma-
gnetnadel nachzuweisen. Die beigemengten Carbonate entziehen sich
stets dem Auge und lassen sich durch das AulLrausen mit Säu-
ren erkennen.
Von den beiden Hau ptgemengt heilen ist in der Regel der
Labrador der vorherrschende, und der Augit tritt gewöhnlich zu-
rück. Nach Ludwig gibt es zwischen der Rhön, dem Spessart und
dem Vogelsgebirge Doleritvarietäten, welche äusserst labradorreich
sind: der Dolerit vom Steinfirst enthält 88 — 00 pct. Labi-ador,
4 — 2 pct. Augit, der vom östlichen Gipfel des Hopfenbergs 77 pct.
Labrador, 11 pct. Augit, (Jahresb. d. Wetter. Gesellsch. f. ges.
Nat.-Kunde 1848. 10). Rammeisberg berechnete die Zusammensez-
zung des von Heusser analysirten Dolerit vom Meissner in Kurhes-
sen zu 47.60 Labrador, 4 0.60 Augit, und Mugneteisen als Rest;
dagegen fand Bergemaim in dem von ihm untersuchten Dolerit vom
Meissner nur etwas über 9 pct. Augit und auch Steininger war
der Ansicht , dass dieses Gestein aus vorherrschendem Feldspath
und Magneteisen und nur wenig Augit bestehe (Geogn. Beschr. d.
Land. zw. Saar u. Rhein 1840. 5). Bei dem Vorwiegen des Feld-
spaths ist die Farbe des Dolerit natürlicherweise eine lichtere als
bei grösserm Augitgehalt. Doch kommen auch in Island Dolerit-
varietäten vor, in denen der Augit den Labrador beträchtlich an
Menge überwiegt, wovon man sich an den körnigen dunkelschwar-
zen Handstücken überzeugen kann; auch berechnete Rammeisberg
die Zusammensetzung eines durch Auerbach analysii*ten Dolerit von
Island zu 38.18 Labrador, 01.82 Augit. Das titanhaltige Magnet-
eisen ist immer in einer gegen Jone beiden Gemengtheile zurück-
stehenden Menge vorhanden.
Unter den Doleriten Islands und der Faeröer hat man Varie-
Textur und spec. Gewicht des Dolerit. 275
täten gefunden, in denen Bronzit-, Diallag- und Hypersthen- ähn-
liche Mineralien an Stelle des Augit erscheinen (vgl. Krug von
Nidda, Karstens Archiv VIT. 1834.505 und Durocher, Annales des
mines (3) XIX. 1841. 549); namentlich sind dies solche Gesteine,
in denen der augitische Gemengtheil verhältnissmässig stark ver-
treten ist.
Treten aus einem gleichmässig körnigen Gemenge einzelne
grössere und regelmässiger ausgebildete Krystalle von Augit oder
Labrador hervor, so gewinnt der Dolerit einen porphyrartigen Ha-
bitus. Vorzugsweise sind es Augite, welche so in grossem Kry-
stallen eingesprengt vorkommen, z. B. zu Rothweil und am Lützel-
berg bei Sasbach am Kaiserstuhl , wo die Augite stets durch die
vorherrschende QuerÜäche tafelartig sind (nach v. Leonhard) , in
der Kupfergrube von Fembreitenbach , zwei Meilen westlich von
Eisenach (nach Senft). Macculloch gedenkt einer eigenthümlichen
Erscheinung in den Doleriten der Insel Rum und den Shiantsin-
seln bei Schottland (erstere südlich, letztere nördlich von Skye
gelegen^, in denen die porphyrartig ausgeschiedenen Augitkrystalle
untereinander völlig parallele Richtungen verfolgen , derart , dass
eine Anzahl solcher Krystalle gleichsam zu einem einzigen Individuum
zusammengeordnet ist (Descript. of the west. islands I. 439. 485).
Das speciHsche Gewicht der Dolerite schwankt zwischen 2.75
und 2.96 und beträgt im Mittel 2.8; es ist z.B. bei dem
Dolerit vom Meissner in Kurhessen . . . 2.753, v. Leonhard ;
Dolerit von Teolo in den Euganeen . . . 2.812, vom Rath ;
Dolerit von Londorf in Hessen 2.869, Engelbach;
Dolerit v. d. Pflasterkaute bei Eisenach 2.7636, v. Leonhard.
Die Dolerite sind demnach im Durchschnitt etwas leichter als die
Basalte.
Was die accessorischen Gemengtheile betrifft, so ist vor Allem
anzuführen , dass der für die eigentlichen , dicht erscheinenden
Basalte gewiy>serniassen charakteristische Olivin in den deutlich
gemengten Doleriten meist zu den Seltenheiten gehört, Sterry
Hunt erwähnt einen Dolerit von Rougeville und Montarville in
Canada, ein granitartig gemengtes Aggregat von Feldspath , Augit
und Olivin (Kieselsäure 37.17; Magnesia 39.68; Eisenoxydul 22.54),
in welchem letzterer sogar vorwaltet, indem er 45 pct. desselben
ausmacht. (Descriptive catalogue of Canadian rocks zur Londoner
276 Accessoriscbe Gemengtheil e des Dolerit.
Ausstellung 1862.) Nephelin in glasglänzenden, hellgrauen und
bläulichgrauen Krystallen mit sechseckigem oder rechteckigem Quer-
schnitt , vermittelt den Uebergang zum doleritischen Nephelinii.
Senfts Angabe von grauem Sodalith, welcher in kleinen zusammen-
gehäuften Kömern oder oktaedrischen Krystallen , an der Eibel-
spitze und bei i)berbergen am Kaiserstuhl in solcher Menge einge-
sprengt sei, dass er fast den Labrador verdrängt, ist nach Fischer
zweifelhaft. Schwarzer Granat oder Melanit in scharf ausgebilde-
ten Rhombendodekaedern bei .Oberbergen am Kaiserstuhl. Leucit,
in kleinen Krystallen, Nieder-Rothweil am Kaiserstuhl in dem me-
lanithaltigen Dolerit. Faujasit in kleinen Oktaedern, Pflasterkauie
bei Eisenach, Annerode bei Giessen, Lützelberg am Kaierstuhl.
Hornblende, hier und da neben dem Augit vorhanden, z, B. am
Brinkenköpfchen bei Kelberg in der Eifel, Limburg am Kaiserstuhl.
Braune und schwarze Glimmerblättchen nicht selten, z. B. an der
Kupfergrube in der Umgegend von Eisenach, Ilorberigsberg bei
Oberbergen am Kaiserstuhl, Eisenkies in kleinen Kömchen, Eisen-
glanz in Blättchen.
Hohlräume, welche sich im Dolerit finden, sind mit mancher-
lei Mineralien ganz oder zum Theil angefüllt, mit strahligem Na-
trolith, mit Stilbit-, Analcim-, Kalkspathkrystallen , Sphärosiderit
u. s. w. Auch Hyalith tropfen und traubige Hyalithrinden bedecken
die Innenwände solcher Hohlräume.
Die Dolerite besitzen meistens auch einen kleinen Wasserge-
halt, der wohl erst im Laufe der Zeit in das Gestein seinen Weg
gefunden hat. Der grösste Wassergehalt, den die Analysen auf-
führen (4.7 pct.), ist dem Dolerit von Hesslerbuck bei Schelingen
am Kaiserstuhl (nach Schill) eigen.
Behandelt man den Dolerit mit Salzsäure, so ist zu erwarten,
dass ein Theil seiner Bestand theile^ das Magneteisen und die Car-
bonate von Eisenoxydul und Kalk sich darin auflösen werden, aber
auch der Feldspath und selbst der Augit widerstehen der Einwir-
kung der Säure nicht gänzlich. Bergemann, welcher zuerst auf
diese theilweise Zersetzbarkeit des Dolerit und auf seinen Gehalt
an Carbonaten aufmerksam machte, ging von der Ansicht aus, dass
der Rückstand den ganzen Labrador- und Augitgehalt darstelle;
er untersuchte zwei Dolerite, vom Meissner in Hessen und von der
Aulgasse bei Siegburg unweit Bonn und erhielt folgende Resultate :
Zersetzbarkoit des Dolerit durch Sauren. 277
Dolerit vom Meissner,
löslich 44.32. unlöslich 57.18.
Kohlensaurer Kalk . . . 2.72 Labrador 47.91
Kohlensaures Eisenoxydul 8.57 Augit 9.27
Magneteisen 8.93
Unbestimmtes Silicat . . 22.21
Wasser 1.89
Dolerit von der Aulgasse bei Siegburg,
löslich 34.09. unlöslich 65.50.
Kohlensaurer Kalk . . . 6.74 Labrador 30.06
Kohlensaures Eisenoxydul 21.01 Augit 35.43
Magneteisen 3.61
Unbestimmtes Silicat . . 2.73
Es ist wohl kaum zweifelhaft, dass jenes »unbestimmte Sili-
cat*, welches sich im löslichen Theile findet, von einer theilweisen
Zersetzung des Labrador und Augit durch die Salzsäure hen*ührt,
und weil auf diese Weise Labrador und Augit nicht scharf von
den übrigen Gemengtheilen getrennt werden können, liefert der ein-
geschlagene Weg zur Ermittelung der Quantitätsverhältm'sse der
zusammensetzenden Mineralien nur unsichere Daten ; überdies weist
die beträchtliche Menge der Carbonate darauf hin, dass die unter-
suchten Dolerite schon mancherlei Zersetzungsprocessen ausgesetzt
waren. Wie wenig man von dem frischen Aussehen eines Dolerit
auf seinen wirklich unzersetzten Zustand schlieasen darf, zeigt der
vom Meissner in Hessen, welcher als ein Normaldolerit geltend,
und keineswegs verwittert erscheinend, gleichwohl eine nicht unbe-
deutende Menge von Carbonaten enthält (11.29 pct., Bergemann).
Analysen von ächten Doleriten sind nur in spärlicher Anzahl
angestellt worden, weil dieselben eine weit geringere Verbreitung
besitzen als die verwandten feinkörnigen und scheinbar dichten
Gesteine.
I. D. vom Meissner in Kurhessen, Heusser, Poggend. Ann.
LXXXV. 1852. 299.
II. D. vom SchifTenberg bei Giessen in Hessen, Wrightson,
Ann. d. Chemie u. Pharm. LIV. 1845. 358.
III. D. vom Brinkenköpfchen bei Kelberg in der Eifel, ziemlich
278
Chemische Zusammensetzung der Dolerite.
feinkörnig, Hornblende neben Augit, spärlich Olivin, Magnetkies.
Zirkel, Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. XI. 1859. 539.
lY. D. vom Esjagebirge bei Reikjavik , Island ; grobkörnig.
Bunsen, Poggend. Ann. LXXXIIL 1851. 202.
V. D. von Strömöe (Faeröer) krystallinisch -körnig, mit deut-
lichem Labrador. Streng, Poggend. Ann. XC. 1853. 110.
VI. Doleiit von Teolo in den Euganeen, feinkörnig, dunkel-
grünlich- oder bräunlichscbwarz, nach Abzug des Magneteisens. G.
vom Rath, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. XVI. 1864. 498.
m. IV.
51.86 50.05 -
19.03 18.78
14.62 11.69
7.09 11.66
4.02 5.20
Spur 0.38
3.14 2.24
Spur —
99.41 99.7YT0äMT0l.32 100.00
Der von Heusser analysirte Dolerit I. des Meissner und die
Analyse desselben von Bergeraann stimmen recht gut zusammen,
wenn man das Eisenoxydul und den Kalk, welche von Berge-
mann als Carbonate extrahirt wurden, in die Analyse aufnimmt.
Auch sonst stimmen die angeführten Dolerite wohl untereinander
überein; der verhältnissmässig hohe Kieselsäuregehalt in VI. ißt
wohl durch die vorherige Aussonderung des Magneteisens herbei-
geführt ; auffalleud ist die sehr geringe Menge von Thonerde in II.,
die auf ein starkes Vorwiegen des Augit (und des Magneteisens,
wegen des hohen Eisengehalts) zu verweisen scheint; IV. ist eines
der »normalpyroxenischen Gesteine« ßunseus (Bd. I. 454).
^Der Feldspath aiis dem Doleritporphyr der Faeröer enthält
nach Forchhammer: Kieselsäure 52.52; Thonerde 30.03; Eisen-
oxyd 1.72; Kalk 12.58; Magnesia 0.19; Natron 4.51; (Spec. Gew.
2.68), woraus sich das Säueistoflfverhältniss 1 : 3 : 5.7 ergibt.
Zu den ausgezeichnetsten deutlich ki-ystallinisch-kömigen Do-
leriten, welche unter den basaltischen Gesteinen keineswegs häufig
sind, gehören die vom Meissner in Kurhessen (besonders schön am
I.
II.
m.
IV.
V.
VI.
Kieselsäure .
. 48.00
53.12
51.86
50.05
49.40
63.54
Thonerde . .
. 16.28
6.14
19.03
18.78
14.42
11.69
Eisenoxydul .
. . 15.55
17.65
14.62
11.69
16.27
13.77
Kalk . . . .
. 9.50
9.89
7.09
11.66
10.34
8.69
Magnesia . . .
. 3.85
6.66
4.02
5.20
5.86
5.50
Kali . . .
. 2.01
1.83
Spur
0.38
0.34
0.46
Natron . .
. . 2.01
1.33
3.14
2.24
2.28
4.96
Wasser . .
. . 2.80
1.93
—
—
2.41
1.39
Schwefelsäure
—
0.86
Spur
—
—
—
100.00
Doleritvarietäten, Anamesit. 279
.Altarsteiu und an der Kalbe) ; die von der Kupfergrube, zwei Meilen
westlich von Eisenach; die aus der schwarzen Schlucht und vom
Strzizowitzer. Berge bei Aussig (nach A. E. Reuss , Umgebungen
von Teplitz n. Bilin 1840. 179j; die vom Kaiserstuhl im Breisgau,
sowie manche Varietäten der Faeröer und Islands. Das meist als
Dulerit angeführte Gestein von der Löwenburg im Siebengebirge
scheint eher den augitischen Andesiten zugerechnet werden zu
müssen, indem vom Rath die begründete Vermuthung ausspricht,
dass sein Feldspath nicht Labrador, sondern Oligoklas sei (vgl. S. 228).
Durch allmähliches Feinerwerden der Gemengtheile geht der
Dolerit durch den Anamesit in den eigentlichen Basalt über. Man
kann folgende Haupt Varietäten des Dolerit unterscheiden :
Körniger Dolerit z. B. am Meissner, Hoherain, Schwarz-
bachsschlag, Gundhelm, Hopfenbgrg bei Schwarzenfels u. a. 0. bei
Oberzeil unfern Schlüchtern in Hessen ; Umgegend von Thorshavn
auf Strömöe (Faeröer) und von Reykjavik (Island).
Porphyr artiger Dolerit, z. B. zuAmoltem, am Weg
von Kichlinsborgen nach Oberbergen und Sponeck am Kaiserstuhl.
Doleritmandelstein.
D o 1 e r i 1 1 a v a, deren Verhältnisse weiter unten erörtert werden.
Die Absonderungs- und Lager ungsverhältnisse des Dolerit wer-
den zusammen mit denen des Basalt besprochen.
Anamesit
nennt man nach dem Vorgange C. v. Leonhard's basaltische Ge-
steine von so feinkörniger Zusammensetzung, dass man mit
blossem Auge nur noch die krystallinische Ausbildung überhaupt
wahrzunehmen vermag, die einzelnen Gemengtheile aber nicht mehr
deutlich von einander unterscheiden kann. »Anamesite sind Dole-
rit43, deren Elemente meist bis zum Unerkennbaren gemengt erschei-
nen, (iesti'ine, die zwisclien dichten Basalten und ausgezeichneten
Doleritcn in der Mitte stehend, bald erstem bald letztern in ge-
wissen Merkmalen näher treten. < Die sehr feinkörnigen Aname-
site erscheinen einfarbig, grünlichgrau, graulichschwarz, bräunlich-
schwarz. Mit der Loupe nimmt man meistens hier und da etwas
deutlicher die krystallinisch - körnige Zusammensetzung wahr. Die
mineralischen Bestandtheile sind dieselben, wie die der Dolerite,
nämlich Labrador, Augit, Magneteisenerz. Meistens schei-
280 Anamesit.
nen auch sie den Labrador als vorwaltenden Gemengtheil ssn be-
sitzen und das Zurücktreten des Augit gibt sich alsdann in der
lichtem, grünlichgrauen Färbung kund. Der Olivin ist, wie in den
Doleriten, so auch in diesen Anamesiten meistens selten, gewisse
hellgefarbte isländische Anamesite enthalten diesen acceBsoriscben
Gemengtheil indessen häufig.
Das specif. Gewicht der Anamesite fällt nach v. Leonhard
zwischen 2.75 und 2.88; (z. B. Anamesit von Wilhelmsbad und Stein-
heim bei Hanau haben 2.836 und 2.791, A. vom Riesendamm, (Giants
causeway), Irland 2.878) ; doch gibt es auch Anamesite mit höbenn
spec. Gewicht, z. B. Anamesit von der Fingalshöhle auf Staffa 2.957
(v. Dechen), Anamesit von den Faeröer 3.065 (Durocher). Wie die
Dolerite, sind die Anamesite wasserhaltige Gesteine. Die Unter-
scheidung in trapps anhydres ui^ trapps hydrates (wohl zeolitb-
haltig), welche Durocher an den Anamesiten von den Faeröer macht,
(Anna), des niines (3) XIX. 1841. 559) scheint sich nicht durch-
führen zu lassen.
Die Anamesite sind bei w.eitem verbreiteter als die eigentlichen
deutlich krystallini sehen Dolerite. Namentlich die basaltischen Ge-
steine des nördlichen Europa, die von Irland, Schottland, den Fae-
röer, Island , welche man früher (und sogar mitunter jetzt noch),
mit zahlreichen andern gründlich verschiedenen Gesteinen zusam-
menwarf und unter dem unbestimmten und vagen Namen Trapp
(dem »cloak for ignorance, which saves the trouble of investigation«,
wie Macculloch sich bezeichnend ausdrückte) oder basaltischer Grün-
stein befasste, sind grösstentheils als ächte Anamesite ausgebildet;
die vollständig homogen erscheinenden Basalte sind dort weniger
häufig. Aus solchem feinkörnigen Anamesit bestehen z. B. die
prachtvollen Säulenreihen des Riesendamms und der Vorgebirge
Bengore und P^airhead in Irland, die colossalen Pfeiler der berühm-
ten Fingalsgrotte auf der schottischen Insel Staffa und die gigan-
tischen Colonnaden von Stapi auf der Südseite der Snaefellsjökull-
Halbinsel in Island. In Deutschland erscheint ausgezeichneter Ana-
mesit z. B. bei Steinheim unweit Hanau.
In chemischer Hinsicht unterscheiden sich natürlicherweise die
Anamesite nicht von den Doleriten, da sie nur eine Texturverschie-
denheit darstellen.
I. Anamesit, feinkörnig, schwarzgrün vom Riesendamm (Giants
Zusammensetzung und Varietäten des Anamesit. 281
causeway) in Nordirland. Streng, Poggend. Ann. XC. 1853. 114,
II. A. feinkörnig, grünlicbschwarz von der Fingalshöhle auf
Staffa. Streng, ebendas.
III. A. grünlich von den Faeröer (Trapp hydrate). Durocher,
Annal. des mines (3) XIX. 1841. 559.
IV. A. schwarzgrau, aus der Umgebung von Kalmanstünga, Is-
land. Bunsen, Poggend. Annal. LXXXIH. IBJl. 209.
V. A. vom Hof Hvammr, unter dem Baulaberg, Island. Kjerulf
in Nyt Magaz. f. Naturvid. VIII. 1855. 89; sehr magneteisenreich.
I. IL m. IV. V.
53.08 52.52
I 12.28
128.70] ^, ^^
\ 21.55
9.92 8.67
5.32 1.26
0.61 0.29
2.37 2.71
— 1.00
100.22 100.25 100.05 100.00 100.28
Folgende Anamesitvarietäten lassen sich unterscheiden :
Einfacher oder gewöhnlicher Anamesit, feinkörnig
erscheinendes Gestein ohne Urystiilleinsprenglinge, Hohlräume und
Mandeln.
Porphyrartiger Anamesit mit eingesprengten grössern
Labrador-, seltener Augitkrystallen.
Blasiger und schlackiger Anamesit, von unregel-
mässigen Hohlräumen durchzogen, deren Innenwand bisweilen ver-
schlackt ist.
Mandel steinartiger Anamesit, Anamesitmandelstein,
enthält als Ausfüllung von Hohlräumen Mandeln von Zeolithen,
Kalkspath, Chaicedon, Grünerde u. a. Mineralien.
Anamesitlava findet ihre Besprechung am Schluss der Basalte.
lieber die Lagerungs- und Absonderungsverhältnisse der Ana-
mesite vgl. die der Basaltgesteine überhaupt.
Kieselsäure
. 52.13
47.80
46.80
Thonerde .
. . 14.87
14.80
14.40
Eisenoxyd
. . —
—
2.30
Eisenoxydul
. . 11.40
13.08
9.90
Manganoxydul . 0.32
0.09
2.80
Kalk . .
. 10.56
12.89
10.16
Magnesia .
. 6.46
6.84
9.53
Kali . .
. 0.69
0.86
i 1.16
Natron
. 2.60
2.48
Wasser .
. . 1.19
1.41
3.00
282 Basalt.
Basalt.
(Basanit, Trapp z. Th.).
Der Basalt ist ein dunkelgefärbtes scheinbar gleichartiges Ge-
stein, welches die Gemengtheile des Dolerit im unerkennbar fein-
körnigen Zustande enthält, und wesentlich aus Labrador, Angit,
und titanhaltigem Magneteisenerz besteht, sehr häufig aber in seinem
Gemenge noch zeolithischo Substanzen, sowie Carbonate von Kalk
und Eisenoxydul besitzt. Die Kenntniss der mineralogischen Zu-
sammensetzung der Basalte, für welche neuerdings mikroskopische
Dünnschliffe mit Erfolg angewendet werden, ist indessen noch
keineswegs als abgeschlossen zu betrachten und gar manche der
zum Basalt gerechneten Vorkommnisse werden sich als nephelin-
oder anorthitführead erweisen. In der scheinbar dichten Masse treten
bisweilen porphyrisch eingesprengt erkennbare krystallinische Kör-
ner eines zwillingsgestreiften Feldspaths, von Olivin, Augit und
Magneteisenerz hervor.
Seines sehr dicht erscheinenden Aussehens wegen hielt man
den Basalt früher für eine einfacliö, in der Mineralogie zu behan-
delnde Mineralsubstanz, bis (1815) Cordier, welcher das geschlämmte
Pulver von Basaltlaven unter dem Mikroskop untersuchte, dieselben
Gemengtheile in dem Basalte wiederzufinden glaubte, welche er-
kennbar der Dolerit enthält. Auf Grund dieser Vermuthung be-
rechnete Hessel (Mineralog. Taschenbuch 1824. 119) die Analyse
eines von Klaproth untersuchten böhmischen Basalt auf die Mine-
ralien des Dolerit und fand, dass diese Interpretation zulässig sei.
Nebenbei erhielt diese Ansicht noch dadurch eine Stütze, dass an
vielen Stellen ein alhiiählicher üebergang zwischen kryptokrystal-
linischem Basalt und phanerokrystallinischem Dolerit nachgewiesen
wurde. Die genauen, meist mit einer Interpretation verbundenen
Analysen des Basalt, welche von C. Gmelin 18B2 begonnen, von
Löwe, Girard, v. Bibra, Gräger, Sinding, Petersen, Ebelmen, Bau-
mann, Rammeisberg, Schmid, Hergemann u. A. ausgeführt wurden,
haben später sehr viel zur genauem Kenntniss nicht nur der che-
mischen, sondern auch der mineralogischen Zusammensetzung den
Basalte beigetragen. Von der Interpretation der Analysen und den
dadurch gewonnenen mineralogischen Kesultaten wird noch femer
die Rede sein.
Mineralische Zusammensetzung der Basalte. 283
Die Basalte sind immer von schwarzer Farbe, welche ohne
Zweifel durch den starken Gehalt an feinen Augittheilchen und
Magneteisenkörnchen herbeigeführt wird. Graulichschwarz 'und bläu-
lichschwarz sind die vorherrschenden Nuancen, seltener erscheinen
grünlichschwarze oder schwarzgraue und dunkelbraune Varietäten.
Die oberflächliche Verwitterungsriude ist erst aschgrau, dann leder-
braun. Der Bruch ist uneben und splitterig, im Grossen flach-
muschelig. Durch den Magnet wird ans dem feinen Pulver Ma-
gneteisen ausgezogen. Das spec. Gewicht ist wegen des Augit- und
Magneteisengehalts ein hohes, es schwankt um 3 und bewegt sich
meistens zwischen 2.9 und 3.1 ; die Extreme, welche man beob-
achtet hat, sind 2.750 (A. E. Reuss, B. vonWannow bei Aussig)
und 3.225 (Ilofiinann, B. von Stolpen). Das mittlere spec. Gewicht
der Basalte des böhmischen Mittelgebirges fand Reuss zu -2.925.
Dass die Basaltmasse auch ausgeschiedene Krystalle enthält, ward
schon oben bemerkt; zolllange Labradorkrystalle von fleischrother
Farbe finden sich z. B. im Basalt von Seesitz im böhmischen Mit-
telgebirge, sehr zierliche bis 2 Linien lange gestreifte Feldspathe
z. B. an dem Lühusberg bei Muflendorf unweit Bonn.
Der Olivin ist der charakteristischste unter den accessorischen
Gemengtheilen des Basalt, ja Manche haben ihn unter die wesent-
lichen Gemengtheile gezählt ; er bildet glasglänzende, ölgrüne, tropfen-
älinliche Körner (selten deutliche Krystalle, z. B. am stepanower
und hrobschitzer Berge, am Kaninchenberge bei Radowess und
Mireschowitz, bei Schwindschitz und Liebschitz im böhmischen
Mittelgebirge nach A. E. Reuss) und rundliche kömige Aggregate
von der Grösse einer Nuss bis über Faustgrösse (z. B. Unkel am
Rhein, Rentieres in der Auvorgne) ; bei Naurod nördlich von Wies-
baden erreichen Olivinkugeln die Grösse von zwei Fuss. Die An-
sicht von Leopold v. Buch und Gustav Bischof, dass die Olivin-
kugeln der Basalte und Basaltlaven innerhalb der flüssigen Gesteins-
masse bereits als feste Körper präexistirt haben, ist gewiss für
manche Fälle richtig, z. B. für jene zerspaltenen und durch Basalt-
masse wieder verkitteten Olivinkugeln, welche sich bei Unkel fin-
den; Naumann macht aber mit Recht darauf aufmerksam, dass
die um und um ausgebildeten unversehrten Olivinkrystalle jedenfalls
ursprünglich aus der noch flüssigen Basaltmasse ausgeschieden sein
müssen. Der Olivin erscheint vorzugsweise in den sehr dichten und
284 Mineralische ZusammcDsetzung der Basalte.
fast schlackigen Basalten; während er aber in vielen Basaltierrains
ausserordentlich häufig ist und in keinem Handstück vermisst wird,
gibt es andere ßasaltdistricte, wo er nur sehr spärlich eingesprengt
ist, oder ganz zu fehlen scheint, z. B. das nördliche Irland, manche
Gegenden der Rhön; auch in Island sind die Basalte nahezu stets
olivinfrei. Wo hier der Olivin im Basalt auftritt, da geschieht es
meist nur in bestimmten Schichten, in denen er aber auch dann
in übergrosser Menge vorkommt. So erscheint in einem Seitenthale
am Berge Baula bei Dalsmynni der Olivin so häufig, dass die
Grundmasse fast ganz verschwindet, in dicht neben einander liegen-
den, an der Oberfläche metallartig glänzenden Körnern.
Hornblende findet sich bisweilen unter den accessoriscben
Gemengtheilen als sog. basaltische Hornblende von braunschwarzer
oder pechschwarzer Farbe; mitunter kommen in demselben Basalt
Krystalle von Augit und Hornblende zusammen vor, wobei dann
die letztere sich durch ihre stark glänzenden Spaltungsflächen un-
terscheidet. Solche Basalte, in denen beide Mineralien nebenein-
ander eingesprengt erscheinen, kennt man z. B. von Härtlingen
u. a. 0. im Westerwald, von Schima und Kostenblatt in Böhmen,
von dem Heilenberg und Gickelsberg in Sachsen. Hornblende und
Augit liegen zusammen auch in der Lava des Bellenbergs bei
Mayen, bei Bassenheim am Fuss des Camillenbergs und am Reinerts-
berge bei Brück in der Umgegend des Laacher-Sees. Erbreich er-
wähnt von den Basalten des Westerwaldes, dass die Augitkrystalle
in ihnen scharfkantig und geradflächig, die HomblendekrystaUe
dagegen an den Kanten abgerundet und kruramflächig sind. Selten
ist dunkelgelber bis dunkelbrauner Glimmer oder tombakbrauner
Rubellan, namentlich zeigt er sich in Basaltlaven, z. B. in ausge-
zeichneten und grossen Tafeln in den Laven vom Veitskopf, am
Krufter Ofen (Stöckershöhe) und zwischen Volkcsfeld und dem Nor-
berg am Laacher-Seo; nach Gutberiet findet sich Glimmer einge-
wachsen im Basalt des Habichtswaldes und an andern Orten im
Kreise Cassel und Hofgeismar, sowie am Calvarienberg bei Fulda
(N. Jahrb. f. Min. 1846. 161). Reuss erwähnt ihn an mehrem
Punkten des böhmischen Mittelgebirges (Umgebungen von Teplitz
und Bilin 1840. 174). Bronzit, in den Unkeier Steinbrüchen bei
Oberwinter am Rhein gefunden, auch an der Hardt am Lohrberg
im Siebengebirge.
Mineralische Zusammensetzung der Basalte. 286
Schlackiges titanhaltiges Magueteisen in muschelig brechenden
Körnern, manchmal nussgrossen Stücken, z. B. in den rheinischen
Basalten nicht selten. Magnetkies bei Obercassel, Rolandseck und
Oberwinter am Rhein. Eisenkies in den Unkeier Steinbrüchen (dort
auch sehr selten schwarze Blende), an der Gierswiese im Sieben-
gebirge. Eisenglanz als Eisenglimmer.
Hyacinth und Saphir schön am Jungfernberg und Weilberg
im ^ebengebirge, bei Oberwinter am Rhein; am Berge Croustet
bei Expailly im Velay, dort auch rother Granat nach Burat und
Poulett Scrope; des letztem Forschers Angabe (Memoir of the
geology of Central-France 1827), dass der Basalt von Saint-Genest
de Champanelle in Central-Frankreich Quarz als Körner und Kry-
stalle eingesprengt enthalte, bedarf wohl näherer Bestätigung.
Quarz, gewöhnlich von milchweisser Farbe erscheint als fremdartige
Bruchstücke vielorts in den Basalten des Siebengebirges, z. B. am
gr. Leyberg, an der Gierswiese, an der Spitze der Dollendorfer
Ilardt. V. Dechen erwähnt auch Sanidin als accessorischen Gemeng-
theil beim Quegstein im Siebengebirge. Die glasigen Feldspathe da-
gegen, welche sich in ellipsoidischen abgerundeten, eigrossen Stücken
in dem Basalt des Hohcnhagens zwischen Göttingen und Münden
finden, sind nach Hausmann fremde emporgerissene Bruchstücke
(N. Jahrb. f. Min. 1843. 350).
Nach Andrews kommt in Basalten der irländischen Grafschaft
Antrim (z. B. des Hügels von Slievemish, der Maiden-rocks) mi-
kroskopisch fein vertheiltes gediegen Eisen vor, weil der (in einem
Porzellanmörser gepulverte) Basalt aus einer Kupfervitriollösung
metallisches Kupfer niederschlägt, was durch Magneteisen nicht be-
wirkt wird (Chem. Gaz. 1852. 416). Nach Pageis ist dasselbe der
Fall bei dem Basalt des Bürensteins unweit Annaberg in Sachsen ;
Reuss fand denselben Eisengehalt in manchen böhmischen Basalten
(Sitzgsber. d.Wien.Ak. d.W. XXV. 1857. 545).
In manchen Gegenden Islands, z. B. bei der Laxelf unweit
Reykjavik, enthält der Basalt pechschwarze glasartige Körner mit
muscheligem Bruch; es scheint diese Substanz mit dem Tachylyt von
Dransfeld im Vogelsgebirge übereinzustimmen und entweder ein glas-
artig erstarrter Augit zu sein, oder das durch raschere Abkühlung
in diesen Zustand übergeführte Magma des Basalt selbst.
Manchmal linden sich innerhalb des dichten Basalt viele gros-
286 Mineralische Zusammensetzung der Basalte.
sere und kleinere, unregelmässig gestaltete Hohlräume; dieselben
sind bald leer, bald theilweise mit Mineralien der verschiedensten
Art ausgekleidet, welche auch Klüfte und Spalten des Gesteins aus-
zufüllen pÜegen. Diq beginnende Zersetzung der Gemengtheile des
Basalt ist es, welche die Entstehung dieser Mineralien hervorruft.
Mitunter sind auch die frühern Hohlräume damit vollständig aus-
gefüllt und es gehen so die mandelsteinartigen Basalte hervor. Die
Mineralien, welche sich an solchen Orten angesiedelt haben, sind
vorwiegend Silicate, namentlich Zeolithe, doch finden sich darunter
auch Carbonate:
Desmin (Strahlzeolith) : Oberkamnitz in Böhmen, Härtungen
in Nassau, Faeröer, in Island sehr verbreitet, Kilpatrick- und Hin-
noul-hills. Loch Eynort, Insel Staffa in Schottland, Antrim in Ir-
land, Disko-Insel in Grönland. Stilbit oder Heuland it (Blätter-
zeolith) : Lomnitz, Schima, Borislaw in Böhmen, Faeröer, BeruQord
in Island, Kilpatrickhügel bei Dumbarton in Schottland; an vielen
Punkten in den Basalten Neu-Schottlands. Auch Epistilbit, sel-
ten. Natrolith (Mesotyp z. Th.): Alpstein bei Sontra und Fulda
in Kurhessen, Tyrol, Montecchio-Maggiore bei Viceuza, Böhmisch-
Leipa, Obercassel und Unkel, Meudeberg bei Linz am Rhein, Puy
de Mai*man in derAuvergne; Island, Faeröer, Grönland. Skolezit
(Mesotyp z. Th.) : Schottische lusoln Staffa und Mull, Faeröer, Is-
land, Auvergne. Analcim: In den basaltischen Gesteinen der Cy-
clopeninseln bei Sicilien in schönen wasserhellen Krystallen, oft in
solcher Menge, dass dieser Zeolith zwei Drittel des Gesteins aus-
macht, welches deshalb von Gemellaro Analcimit genannt worden
ist. Dalsnypen auf der Faerinsel Sandöe, Ostisland, Dumbarton
und Friskyhall bei Glasgow in Schottland, Disko-Insel in Grönland ;
Härtungen in Nassau, Leyberg im Siebengebirge, Böhmen, Tyrol,
Castel Gomberto, Montecchio-Maggiore bei Vicenza; Poonah in Ost-
indien. Chabasit: liübendörfel bei Aussig (I" gross), Kosakow,
Oberkamnitz in Böhmen, Stolpen und Hohenstein in Sachsen, Härt-
ungen in Nassau, Mendeberg bei Linz und Unkeier Steinbruch bei
Obercassel am Rhein ; Tyrol j Giants causeway in der Grafschaft An-
trim in Irland, Schottland, Faeröer, Island, Poonah in Ostindien.
Levyn: Oberkamnitz in Böhmen; Hartfield Mass in der schotti-
schen Grafschaft Renfrew, Glcnarm in Irland ; Dalsnypen (Faeröer),
Skagestrand und Eyja^ord auf Island. Gmelinit. Apophyllit:
Mineralische Zusammensetzung der Basalte. 287
ausgezeichnet auf den Faerinseln Vagöe, Sandöe, Videröe, zu Dunse-
verie in Irland, Dunvcgan auf der schottischen Insel Skye. Disko-
Insel ; TyrÄ ; Gierswiese im Siebengebirge ; Castel-Gomberto bei Vi-
cenza. Okenit: Disko-Insel in Grönland, Faeröer. Harmotom:
Blaue Kuppe bei Eschwege und Schiffenberg bei Giessen in Hessen,
Dumbarton in Schottland. Phillipsit: Mendeberg bei Linz am
Rhein, Gierswiese bei Honnef und Goldkiste im Siebengebirge, Langen-
aubacher Thal und Härtungen in Nassau, Annerode bei Giessen,
Habichtswald bei Cassel, Calvarienberg bei Fulda, Stempel bei Mar-
burg. Böhmen, (liants-Causeway in Irland. Laumontit: Kilpa-
trick-Hügel bei Dumbarton, Insel Skye in Schottland, Faeröer, Ty-
rol, Poonah in Ostindien. Thomsonit (Comptonit): Böhmen,
Pflasterkaute l)ei Marksuhl in Thüringen ; Loch Winnock und Dum-
barton in Schottland (hier auch Edingtonit). Prehnit findet sich
hier und da.
Sehr häufig sind Kalkspath, Aragonit, Sphärosiderit ; auch
treten auf Dolomitspath, Grünerde, Chlorophäit, Speckstein, Quarz,
Amethyst, Chalcedou, Opal, Hyalith.
Gar manchmal erscheinen mehrere Mineralien zusammen in
den Drusenräumen und es lässt sich alsdann oft von den Wänden
nach dem Innern zu eine bestimmte, gesetzmässige Reihenfolge in
der Uebereinanderlagerung derselben beobachten. So folgen in den
Hohlräumen der Basalte des Siebengebirges nach v. Dechen aufein-
ander: Chalcedon, die innerste Bildung ; Sphärosiderit, diesen gleich-
förmig überziehend, oder halbkugelige, strahlige Massen darauf bil-
dend; Kalkspath als die innerste Bildung. G. Bischof macht dar-
auf aufmerksam, dass so angeordnete Mineralien eine Bildung aus
kaltem Wasser sein müssen, weil sich der eisenfreie kohlensaure
Kalk erst abgesetzt hat, nachdem sich bereits das Eisen aus der
Lösung ausgeschieden hatte. Wären die infiltrirenden Gewässer heiss
gowcsen, so würde kohlensaurer Kalk mit Eisenoxydhydrat sich als
erste Bildung abgesetzt haben (Lehrb. d. eh. u. ph. Geol. I. Aufl.
II. 820). Bei den Basalten des böhmischen Mittelgebirges ruht in
den Hohlräumen der Kalkspath immer auf Comptonit, Mesotyp,
Natrolith ( A. E. Reuss, rmgeb. v. Teplitz u. Bilin 1840. 172). Auch
Breithaupt und Dana erwähnen dieses gesetzmässige und constante
gegenseitige Ueberlagern der Mineralien in den Drusenräumen.
In der dichten Basaltmasse erscheinen dann und wann Körner
288 Rundkörnige Textur, Wassergehalt der Basalte.
von eckiger oder rundlicher Gestalt, welche sich dadurch auBzeich-
nen, dass sie meistens dunkler gefärbt sind, oft auch eine feine
Strahlung besitzen. Im frischen Zustande des Gesteins ist ihre Um-
randung häußg nicht deutlich und sie geben sich nur als dunklere
Flecken zu erkenneo, im verwitterten Gestein treten aber die Kör-
ner, deren Oberfläche alsdann gelblich wird, deutlicher hervor, so
dass manchmal der Basalt ein kokkolithartiges Aussehen gewinnt.
Senft hält die dunkler gefärbten Kügelchen für Concentrationen von
magneteisenreichen Labradormassen und fand auch, dass sich die
ausgezeichneten Kügelchen in dem Basalt der Stofifelskuppe bei
Eisenach leichter lösten, als die umgebende Basaltmasse. Er schlägt
für diese Ausbildungs weise den Namen rundkörniger oder sphäro-
lithischer Basalt vor (Class. d. Felsarten S. 284). Bei der Nürburg
unfern Adenau in der Eifel und bei Lauterbach im Yogelsgebirge
erscheint diese Basaltvarietät ebenfalls in sehr deutlicher Ansbildang.
Nach V. Cotta, der in dieser Erscheinung das Resultat einer Zer-
setzung zu sehen geneigt ist, kommt sie auch an den Basalten zwi-
schen Arnsdorf und Steinschönau in Böhmen vor. Stäche erw&hnt
körnig abgesonderten Basalt von Reps in Siebenbürgen, A. E. Reuss
fand diese Varietät ausgezeichnet im böhmischen Mittelgebirge, z. B.
bei Libochowitz am Ilasenberge, an der Luhai bei Luschitz, an der
Wostrai bei Rothaugezd ; ihm gilt gleichfalls diese Bildung als eine
schon ursprüngliche, welche auf einer ungleichen Vertheilung der
Basaltbestandtheile beruht.
Die i^asalte ergeben im Kölbchen erhitzt einen Wassergehalt,
welchen Girard im Mittel zu 2.5 pct. bestimmte. Gmelin fand fm
Basalt von Stetten Im Hegau 4.02, Girard in dem von Rognon
bei Clermont 4.2, Schill in dem von Hohenhöwen (Hegau) gar
7.4 pct. Wasser. Dagegen gibt es auch gar manche Basalte, wel-
che einen nur äusserst geringen Wassergehalt besitzen, worauf
namentlich deshalb aufmerksam gemacht werden möge, weil man
häufig den Wassergehalt der Basalte viel zu sehr überschätzt und
darin ein Ilauptunterscheidungsmerkmal von dem Dolerit und der
basaltischen Lava sucht; so enthält der Basalt
vom Rosenbielchen bei Eschwege .... 0.73 (Gräger)
V. steinernen Haus, Rhön 0.84 (E. E. Schmid)
V. Steinsberg bei Sinsheim, Baden . . . 0.55 (C. Gmelin)
V. grossen Wiuterberg, Sachsen 0.65 (Kittredge)
Zersetzbarkeit der Basalte durch Säuren. 289
V. BoUenreuth im Fichtelgebirge . . . 0.75 (Baumann)
V. Kreuzberg bei Striegau, Schlesien . . 0.60 (Streng) Wasser.
£. E. Schmid fand im Basalt vom Kreuzberg in der Rhön
gar kein Wasser. Delesse wies in den von ihm untersuchten Basal-
ten organische Substanz und Sticksto£f nach, schon 1823 fand Knox
bituminöse Substanzen in irischen und grönländischen Basalten.
Werden die Basalte im gepulverten Zustande mit Säuren über-
gössen, so findet fast immer ein Aufbrausen statt, indem vorhan-
dene kohlensaure Salze zersetzt werden. Das Basaltpulver löst sich
alsdann theilweise unter Absatz einer Kieselgallerte und eines
grauen Pulvers.
Dieses für die Erkenntniss der chemischen Zusammensetzung
der Basalte wichtige Verhalten wurde zuerst von C. G. Gmelin
hervorgehoben, welcher 1832 zeigte, dass der Basalt durch Be-
handlung mit Säuren in zwei Antheilo zerlegbar sei, wovon der eine
durch die. Säuren zersetzt werde und gelatinire, der andere als un-
zersetzt zurückbleibe (in v. Leonhards Basaltgebilden I. 266); der
letztere stimme der Hauptsache nach mit dem Augit überein, der
gelatinirende Antheil sei theils zeolithartig, theils labradorähnlich.
Von nun an schlug man die Methode ein, die bei der Be-
handlung mit Säuren sich bildende Kieselgallerte aufzulösen, und
HO den zersetzten Antheil und den unzersetzten getrennt von ein-
ander einer Untersuchung zu unterwerfen. Die Resultate dieser Ana-
lyse lieferten alsdann Anhaltspunkte für die Bestimmung der mine-
ralogischen Zusanmiensetzung. So wichtig diese Untersuchungen
auch sind, so hat man dabei doch zu w^enig ins Auge gefasst, dass
die Zersetzbarkeit durch Säure für die einzelnen Mineralien sehr
relativer Art ist, indem der mehr oder weniger fein gepulverte Zu-
stand, grössere oder geringere Concentration der Säuren, längere
oder kürzere Einwirkung derselben bei höherer oder niedrigerer Tem-
peratur auch die Zersetzbarkeit mehr oder weniger beeinflussen;
indem überdies nur wenige Mineralien absolut unangreifbar durch
Säuren sind, kann notliwendigerweise die Analyse des Rückstands
nicht mehr das getreue Bild eines oder mehrerer Mineralien darstellen,
und die Interpretation des löslichen Theiles wird eben dadurch in
sehr unsichere Bahnen gelenkt (vgl. S. 195. 276).
Die verschiedene Zersetzbarkeit , welche diejenigen Mine-
ralien besitzen, die man hauptsächlich im Basalt vorauszusetzen
Zirkel, Fotrographio. II. ]^Q
290 Zerfietzharkeit der Basalte durch Säuren.
hat, wurde von Girard zu bestimmen gesucht. Es verhalten Bich
die einzelnen Mineralien folgendermaassen :
durch Salpetersäure durch Salzsäure
Zeolithe . . vollständig zersetzbar . . vollständig zersetzbar
Olivin . . . theilweise zersetzbar . . . vollständig zersetzbar
Magneteisen gar nicht angegriffen . . vollständig zersetzbar
Labrador . . gar nicht angegrifien . . kalt wenig, heiss vollst, zers.
Augit . . . gar nicht angegriffen . . nur wenig angegriffen.
Vergl. llammelsbergs Handwörterbuch d. M. I. 76 ff.
Es empfiehlt sich daher, bei solchen Untersuchungen die Ge-
steine zuerst mit Salpetersäure zu behandeln, da durch diese weniger
zersetzt wird, und dann erst die Salzsäure einwirken zu lassen. .
Wie gross die bei der Behandlung mit Säuren sich ergeben-
den Unterschiede sind, zeigen folgende Angaben:
löslich unlöslich
Rosenbielchen bei Eschwege, Gräger . . . 15.62 ' 84.38
Grosser Winterberg in Sachsen, Kittredge . 42.20 57.80
Eugelhaus bei Carlsbad, Rammeisberg . . . 44.00 56.00
Stolpen in Sachsen, Sinding 57.74 42.26
Ilohenstoffeln im Hegau, C. Gmelin . . . . 61.97 38.03
Kreuzberg in der Rhön, E. E. Schmid . . . 79.88 22.91
Sternberg bei Urach, Rauhe Alp, C. Gmelin . 87.72 12.28
Mau legt auch in neuerer Zeit auf die Zersetzung der Basalte
mit Säuren und auf Sondei*analyseu jedes Antheils nur geringes
Gewicht mehr, weil die sich ergebenden Zahlen nur wenig sichere
Anhaltspunkte gewähren. Für die Phonolithe hat diese Trennnngs-
methode jedenfalls mehr Bedeutung, da darin kein Augit vorhan-
den und der Feldspath ein solcher ist, welcher weniger Gefahr
läuft, gleichfalls zersetzt zu werden. Es seien daher auch in fol-
gendem nur die Bauschanalysen von Basalteil angeführt.
I. Basalt von Linz am Rhein; spec. Gewicht 2.91. Ebelmen,
Amiales des mines (4) XII. 1847. 638.
II. Basalt vom Kreuzberg in der Rhön, spec. Gew. 3.127.
E.E. Schmid, Poggend. Ann. LXXXIX. 1853. 291.
III. Basalt von der Südseite des Geiselsteins, Hessen, dicht,
grauschwaiz mit dunkelgrünem Olivin. Engelbach, geol. Specialk.
V. H. Section Schotten 1859. 53.
Chemische Zuaamraensetzung der Basalte. 291
IV. Basalt vom grossen Winterberg, Sachsen. Eittredge,
Mitth. V. Rammeisberg an Roth 1860.
V. Basalt vom Kreuzberg, nordwestlich von Striegau, Schlesien.
Streng, Poggend. Ann. XC. 1853. 120.
VI. Basalt vom Bärenstein, südlich von Annaberg, Erzgebirge
mit viel Augit, sehr wenig Olivin, etwas Titaneisen. Pageis, de.
basaltae in argillam transmutatione, Berol. 1858. 19.
VII. Basalt vom Plateau des Barris bei Issengeaux, Dep.
Ilaute-Loire. Tournaire, Annales des mints (5) XVII. 1860. 65.
I.
II.
m.
IV.
V.^
VI.
vn.
Kieselsäure
45.9
36.68
46.32
43.24
44.85
42.64
44.67
Thonerde
16.2
14.34
11.86
12.99
17.56
17.11
28.67
Eiseuoxyd
—
22.30
4.50
7.64
—
5.29
—
Eisenoxydul
13.0
—
7.26
15.31
13.75
4.80
14.13
Manganoxydul
0.3
—
0.14
—
1.32
0.45
—
Kalk
10.3
15.59
10.43
10.96
12.83
14.58
8.20
Magnesia
6.3
9.18
11.82
6.10
9.74
7.34
Spur
Kali
1.2
0.77
2.10
1.15
0.90
1.38
i 2.03
Natron
3.6
3.93
4.09
0.16
0.24
3.43
Wasser
2.4
—
1.75
0.65
0.60
2.35
2.30
99.2 102.79 100.27 98.20 101.79 99.37 100.00
An Magneteisen enthält III 6.531 ; IV 11.08; VI 7.67. I ent-
hält noch: l.O Titansäure; III: Titansäure und Fluor Spuren,
0.03 Chlor, 0.35 Phosphorsäure; IV: 1.80 Phosphorsäure; VI:
1.80 Titansäure, 0.07 Stroutian. Strontian enthält noch der Ba-
salt von Stetten im Hegau, vom Rosenbielchen bei Eschwege, von
Eugelhaus bei Carlsbad; Phosphorsäure der von Hohenhöwen im
Hegau, von Salzhausen in Hessen, von Engelhaus.
Bei allen bis jetzt bekannten Basaltanalysen sind die Grenz-
werthe der zusammensetzenden Bestandtheile folgende : Kieselsäure
55.80 (Rosenbielchen bei P^schwege) und 36.68 (Kreuzberg in der
Rhön); Thonerde 28.07 (Plateau des Bairis bei Issengeaux) und
10.34 (Beaulieu bei Aix); Eisen 29.57 (ünkeler Steinbruch, Oxy-
dul) und 10.09 (Bärenstein, Oxyd und Oxydul) ; Kalk 16.08 (Beier
in der Rhön) und 4.09 (Steinsberg bei Sinsheim , Baden) ; Magne-
sia 11.82 (von der Südseite des Geiselsteins in Hessen) und 0.95
(Böhmen nach Struve); Kali 2.7 (Polignac, Haute -Loire) und 0
292 Zersetzung der Basalte.
(Meissner in Kurhesson und Rosenbielclien bei Eschwege nach Grft-
ger); Natron 7.35 (Böhmen n»ch Struve) und 0.15 (Rosenbielchen).
Wie beim Phonolith , so wird auch beim Basalt durch die
Verwitterung zuerst der in Säuren lösliche Bestandtheil ergriffen
und weggeführt, indem hier die kohlensäurehaltigen Gewässer ähn-
lich den Säuren wirken ; ein Basalt ist daher im stark verwitterten
Zustande minder reich an zersetzbaren Bestandtheilen als im un-
verwitterten Zustande. Während des vorhergehenden Stadiums der
allmählichen Carbonat- und Zeolithbildung hingegen wird die Menge
der zersetzbaren Bestandtheile relativ vermehrt.
Wie oben erwähnt, zeigen die meisten, selbst ganz frisch ausse-
hende Basalte ein Aufbrausen , wenn man sie gepulvert mit Säuren
begiesst ; auf den hierdurch erwiesenen Gehalt an Carbonaten, auf wel-
chen zuerst 1837 G. Bischof die Aufmerksamkeit lenkte, ist indessen
bei den bisherigen Analysen nicht nach Gebühr geachtet worden;
so enthält der Basalt von Obercassel bei Bonn nach Bergemann 14.60
kohlensaures Eisenoxydul, 7.00 kohhnsauren Kalk (Karstens und
V. Dechens Arch. 1847. 38). Ganz zersetzter Basalt braust jedoch nicht
mehr, weil die aus den Basen gebildeten Carbonate bereits wieder
durch die Gewässer fortgeführt sind. Die IJasalte unterliegen über-
haupt um so mehr der Zersetzung . je mehr die einer Oxydation
oder einer Verwandlung in Carbonate fähigen Basen vorwalten. Bei
einer völligen Zersetzung des Basalt hat das Kali in einem kaum
merklichen Verhältnisse abgenommen, das Natron hingegen ist in
einem viel bedeutendem Verhältnisse aus dem Basalt verschwunden.
Neuerdings hat C. Bischof über die absolute und relative Menge
der Alkalien in festen und in den in verschiedenen Stadien der Ver-
¥ritterung begriffenen Basalten beachtenswerthe Untersuchungen an-
gestellt (Journal f. pract. Chemie XCIII 1864. 207). Unter allen
Gemengtheilen des Basalt unterliegt vielleicht der Olivin am ehe-
sten der Zersetzung; die vollendete Zersetzung desselben spricht
sich in 'einer bedeutenden Abnahme der Magnesia aus.
Die Zersetzung des Basalt kann einen doppelten Weg einschla-
gen, CS kann sowohl der Labrador als der Augit zuerst zei^etzt
werden. Wenn sich im zersetzten Basalt noch nahezu die ursprüng-
liche Menge der Alkalien findet, so ist das ein Zeichen, dass der
Augit zuerst der Zersetzung unterlegen ist. Ist dagegen der Alka-
liengehalt im zersetzten Basalt ein sehr verminderter, so ist umge-
Zersetzung der Basalte. 293
kehrt der Labrador dem Augit in der Zersetzung vorangeschritten.
Wirkte die Kohlensäure mehr, als der Sauerstoff, so ist der ver-
änderte Basalt licht gefärbt, denn es bleibt alsdann um so weni-
ger Eisenoxydhydrat zurück: die braune Farbe des zersetzten Ba-
salt zeigt dagegen an, dass das Eisenoxydul mehr durch Sauer-
stoff, als durch Kohlensäure zersetzt worden ist (G. Bischof). Von
der frühern oder spätem Zersetzimg des Labrador oder des Augit
ist auch die verschiedene Natur der Zersetzungsproducte abhängig.
Indem die Zersetzung des Labrador im Basalt die Abscheidung von
Kieselsäure herbeizuführen vermag (Bischof, Geologie 2. Auflage
IL 464), liingegen durch Zersetzung des Augit eine relative Zu-
nahme derselben bewirkt wird (ebendas. IIL 430), kann der Fall
eintreten, dass die Wirkungen beider Zersetzungsprocesse sich ge-
genseitig aufheben , und dass bedeutende Zersetzungen in einem
Basalt von Statten gehen, ohne dass der ursprüngliche Kieselsäure-
gehalt irgend eine Aenderung erfährt.
Da die Kieselsäure aus einem Basalt^ in grösserer Menge ver-
schwinden kann, als die Basen, ohne dass gleichzeitig die ganze
Menge des Eisenoxydul höher oxydirt zu werden braucht, so kann
ein Basalt schon viel von seiner Kieselsäure verloren haben , ohne
dass sich diese Veränderung durch eine ockerige Färbung zu er-
kennen gibt.
Die oben angeführten Analysen möglichst unveränderter Ba-
salte zeigen, dass dieses Gestein eine grössere Menge Eisen (vor-
wiegend in der Form von Magneteisen) enthält als der Dolerit;
die Basalte scheinen durchschnittlich noch basischere Gesteine zu
sein als die Dolerite.
Aus der Analyse mancher Basalte hat man die relative Menge
der einzelnen Gemengtheile zu ermitteln gesucht, indem man von
der Voraussetzung ausging, dass die oben erwähnten darin vor-
handen seien. Wenn nun auch der Umstand, dass die Analysen
mitunter eine solche Interpretation zulassen, noch kein Grund ist,
diese für die allein berechtigte zu erachten , so unterstützen sie
doch wenigstens die Annahme der Gemengthöile , welche man aus
andern (Jründen in dem Basalte voraussetzen zu dürfen glaubte.
Endgültig und allgemein ist es noch keineswegs festgestellt,
woraus der in einigen Basalten so hoch steigende zersetzbare An-
theil besteht. Da der Wassergehalt in manchen Basalten nur sehr
294 Deutung des mit Sauren gelatinirenden Antbeils.
gering ist (vgl. oben) , so können auch in diesen Zeolithe nur spu-
renhaft zugegen sein.
Nachdem schon im Jahre 1825 (Poggend. Annal. III. 73) Fr.
Hofl&nann im »Basalt« des Hambergs bei Bühne in den Wesergegen-
den deutliche Bürystalle von weissem Nephelin aufgefunden hatte,
vermuthete Girard 1841 bei der Ermittelung der Gemengtheile des
von ihm analysirten »Basalt« vom W'ickenstein in Niederschlesien,
dass er Nephelin enthalte, womit der fettartige Glanz der Bruch-
flächen übereinstimme. Die Ansicht, dass in manchen zu den Ba-
salten gerechneten Gesteinen Nephelin vorhanden sei, hat sich in
letzter Zeit weite Bahn gebrochen ; sie ist nicht nur darin begrün-
det , dass der deutlich krystallinisch-körnige Nephelinit in einen ho-
mogen erscheinenden Basalt übergeht, wie dies z. B. v. Cotta an dem
Nephelindolerit vom Löbauer Berg bei Zittau beobachtete, sondern auch
chemische Verhältnisse weisen auf die Gegenwart von Nephelin im
Basalt hin. Da der Bestand theil des Basalt, welcher mit Säuren
gelatinirt, nicht oder wenigstens nicht nur Oliviu sein kann, und
fast alle Alkalien enthält, darunter Natron in sehr überwiegender
Menge, so deutet dies auf ein natromeiches leicht zersetzbares Si-
licat, wie es allerdings der Nephelin ist. Diejenigen augenblicklich
zu den Basalten gezählten Gesteine, in denen spätere Forschungen
Nephelin als Hauptbestandtheil neben dem Augit nachweisen wer-
den, wird man also consequenter Weise mit dem Nephelinit verei-
nigen müssen, wodurch möglicherw^eise in der Zukunft der Kreis
der eigentlichen Basalte nicht unbeträchtlich verengt wird. Stets
wird bei einem gänzlich dichten Gestein der Nachweis des Nephe-
lin nicht eben leicht sein. Vielleicht ist auch in manchen Basal-
ten Nephelin in geringerer Menge neben vorherrschendem Labra-
dor vorhanden und derlei Gesteine brauchte man nicht abzu-
scheiden.
Auch G. Bischof spricht sich dafür aus, dass die alkalischen
Theile gewisser Basalte von Nephelin herrühren , welcher in vielen
basaltischen Gesteinen vorkommen möge, in denen er mineralogisch
nicht nachweisbar ist. Die zeolithischen Bcstandtheile des Basalt
scheinen alsdann aus einer Zersetzung des Nephelin hervorzuge-
hen. Die l'mwandlung des Nephelin in Natrolith ist durch Pseu-
domorphosen erwiesen, und jedenfalls findet die Neubildung einer
zeolithischen Substnnz viel leichter aus dem Nephelin als aus dem
Deutung des mit Säuren gelatinirenden Antheils. 295
Labrador statt. Bei den natrolithhaltigen Basalten liegt daher die
Vermuthung nahe, dass sie auch Nephelin enthalten.
Manche der als Basalte aufgeführten Vorkommnisse scheinen
auch Anorthitgesteine zu sein , wofür der bei vielen sehr geringe
Gehalt an Kieselsäure spricht, welcher selbst dann auffallend ist,
wenn man vielen und eisenreichen Olivin annimmt ; auch könnte
die beträchtliche Menge von Kalk, welche der zersetzbare Antheil
enthält, von Anorthit herrühren, da dieser Feldspath sehr kalkreich
ist und, mit Säuren gelatinirend. sich in dem löslichen Antheil wie-
derfinden muss (vgl. die Anorthitgesteine). Der Begrenzung der
Basalte stehen daher zweifelsohne noch manche Schicksale bevor.
Je geringer der in Säuren lösliche Bestandtheil ist, desto wahrschein-
licher ist das Gestein ein eigentlicher Labrador-Augit-Basalt.
Bunsen ist geneigt , den mit Säure gelatinirenden sog. zeoli-
thischen Bestandtheil des Basalt für Palagonit zu erklären. Es
scheint in der That, dass die feldspathigen Bestandtheile fester ba-
saltischer Gesteine einer Umwandlung in Palagonitsubstanz , einen
amorphen eisenoxydreichen Zeolith, fähig sind : der anscheinend un-
zersetzte, sehr harte Anamesit , welcher in Säulen abgesondert die
südliche Küste der Insel Videy in Island bildet, enthält zahlreiche,
unter der Loupe sehr deutlich erkennbare Körnchen von honiggel-
bem oder schwarzrothem Palagonit, daneben Augite und Feldspath-
nadeln (Preyer u. Zirkel, Reise n. Island 1862).
Delesse hat wie für die Grundmasse der Porphyre (vgl. Bd.I. 531),
so auch für die Basaltgrundmasse die Ansicht ausgesprochen, dass
sie gar kein Gemenge von verschiedenen Mineralien, sondern ein
homogenes wasserhaltiges Silicat, gleichsam der Kiystallisationsrück-
stand der einzelnen ausgeschiedenen Verbindungen sei, und dass Zeo-
lithe als solche in der basaltischen Grundmasse nicht vorkommen.
Gegen diese Anschauungsweise, welche durch eine einfache Prüfung
des Basalt mit dem Mikroskop widerlegt wird, hat Rammeisberg
sich mit Recht in sehr gründlicher und bestimmter Weise ausge-
sprochen (Zeitschr. d. deutsch, geolog. Gesellsch. 1850. 11. t26).
Die in der Basaltgrundmasso eingesprengten feinvertheilten
Körnchen von Magneteisen können nach (j. Bischof sowohl ein ur-
sprüngliches Erzeugnis^ , als auch erst später aus der Zersetzung
eisenhaltiger Mineralien, namentlich des Augit hervorgegangen sein.
Die eingeschlossenen Körner von schlackigem titanhaltigem Magnet-
296 Varietäten des Basalt.
eisenerz glaubt or dagegen für ausschliesslich ursprüngliche Bil-
dungen halten zu müssen. Da kann indessen das Magneteisen offen-
bar nicht secundärer Entstehung sein, wo frische Augitkrystalle
in der ßasaltgrundmasse liegen.
Uebergänge des Basalt finden statt in Anamesit und Dolerit
durch die allmählich sich entwickelnde krystallinisch-kornige Aas-
bildung seiner Masse ; auch steht der Basalt in sehr vielfacher Bezie-
hung zu Basaltlaven, die wesentlich nur verschlackte Basalte sind.
Als Texturvarietäten dos Basalt könnte mau folgende un-
terscheiden :
Gewöhnlicher dichter oder einfacher Basalt, eine
gleichmässig homogen erscheinende Masse, ohne grössere Krystall-
einsprenglinge und Mandeln, sehr häufig.
Porphyr artiger Basalt oder Basaltporphyr mit einge-
wachsenen Krystallen oder krystalliniacheii Körnern von Olivin, Au-
git, Feldspath, Hornblende, ebenfalls nicht selten.
Mandelsteinart ige r Basalt oder Basaltmandelstein mit
Mandeln und Nestern vonZeolithen und andern früher angeführten
Mineralsubstanzen ; die mandolsteinartigen Basalte besitzen nicht
selten zugleich eine porphyrartige Textur.
Rundkörniger oder körnigfleckiger Basalt, die
oben (S. 288) erwähnte Basaltvarietät.
Schieferiger Basalt, nach A. E. lleuss z. B. am Sauer-
brunnenberg bei Bilin, am Radelstein, am Ochsenberg bei Sebusein,
am Chlum bei Pschan in Böhmen.
Poröser Basalt, ein Basalt von zahlreichen kleinen Poren
durchlöchert, z. B. in Hessen nach Voltz (Uebers. d. geol. Verb,
v. Hessen 1852. 125), und in Ungarn nach Beudant (Voyage min.
et g6ol. en Hongrie HI. filO).
Schlackiger Basalt, von zahlreichen grössern und klei-
nern, leeren, regellos gestalteten, innen verschlackten Blasenräumeu
durchzogen, bildet den Uebergang zur Basaltlava.
Allgovit hat G. G. Winkler gewisse junge Gesteine des Allgaues
(im Rothplattongraben , im Wildbachgraben, an der Geisalpe) ge-
nannt, die sich nur durch ihre dunkelgrauo oder röthliche Farbe
von Basalten (oder Diabasen) zu unterscheiden scheinen, da sie
nach ihm aus Labrador, Augit und Magneteisenerz zusammenge-
setzt sind. X. Jahrb. f. Min. 1850. 640.) Sie führen ein deles-
Basaltwaoke. 297
sitähnliches Mineral, in Spalten und Drusen, Analcim, Stilbit, Dato-
lith, und enthalten 49.49 Kieselsäure, 17.30 Thonerde, 8.38 Eisen-
ozyd, 13.66 Ealkerde, 3.68 Magnesia, 1.02 Kali, 3.25 Natron, 3.20
Wasser, 0.40 Kohlensäure (100.38). Das spec. Gew. ist 2.808.
Die Gesteine sind sehr zersetzt, brausen stark, und geben beim
Anhauchen Tbongeruch. Nach Winkler gehören sie »zum Typus
der schwedischen Trappe«; er vergleicht ihre Zusammensetzung
mit der des Gesteins vom Hunneberg bei Wenersborg (S. 82) und
ist geneigt, in ihnen metamorphische Liasgebilde zu sehen.
An die Basalte reiht sich ein Gestein, welches ohne Zweifel
• ein Zersetzungsproduct derselben ist,
die ßasaltwacke. Sie ist eine scheinbar einfache Masse
von dichter oder erdiger Zusammensetzung, von unrein grünlich-
grauer^ bläulichgrauer bis bräunlichschwarzer Färbung, ist milde
und weich, äusserlich raatt, im Strich aber glänzend , immer leich-
ter als der Basalt, indem das spec. Gevricht nur zwischen 2.3 und 2.6
schwankt. Beim Anhauchen gibt sie einen thonigen Geruch und
klebt wohl auch etwas an der Zunge. Glimmerblättchen, Krystalle
von Augit und Hornblende, Kömer von Magneteisenerz, von Grfin-
erde, selbst von Qnarz sind darin zu erwähnen. Manchmal enthält
die Wacke noch kugelige Partieen eines weniger zersetzten Basalt.
Sehr häufig bat die Wacke einen schwammigen Habitus, indem ine
nach allen Richtungen von unregelmässigen Hohlräumen durchzo-
gen wird, welche wohl in manchen Fällen ausgewitterten Kristal-
len ihren Ursprung danken. Vielfach sind diese Hohlräume nicht
mehr leer , sondern mit mancherlei Zeolithen (darunter namentlich
Stilbit und Desmin), mit Chalcedon, mit Grünerde, fi[alkspath und an-
dern Mineralien zum Theil oder gänzlich ausgefüUt , wodurch ein
sogen. Wacken mandelstein hervorgeht.
Die Basaltwacken sind immer räumlich mit den Basalten ver-
knüpft z. B. in der Wetterau, in Schottland, auf den Faeröer, in Is-
land. Andere basische Massengesteine, z. B. Melaphyre, Grünsteine
besitzen ebenfalls ihre Wacken.
Als iet/.tes Stadium der Basaltzersetzung schliessen sich an
die Wacken die sogen. Wackenthone oder basaltischen Thone.
Wir verdanken G. Bischof Untersuchungen über den Hergang
der Zersetzung von liasalt in Wacke und Wackenthon, die er an
dem Basal tgangc der Grube alte Birke an der eiserneu Hardt bei
298 Wftcki'ntlioii.
Sieben angcRtelU hat (Oeologie 1. Aufl. II. 795; 2. Aufl. 111.434).
I. ist Basalt mit kleinen Sjihiirosideritdrupen. II. Wacke, mandelstein-
artig, schmutzig grünlidigrau mit einzelnen ockerigen Partieen von
zersetztem Sphärosiderit. III. Bläulichgrauer Wackcnthon von ocker-
gelben Adern und Punkttin durchzogen. Auch Pagels (de basaltae
in argillam transmutatione, Berol. 185R) hat über diese Zersetzungen
Forschungen angestellt . TV. ist ein Wackenthon , hervorgegangen
aus dem Basalt des Biir(?nsteins südlich von Annaberg in Sachsen,
dessen Analyse oben (VI.) mitgetheilt wurde.
I.
II.
ni.
IV.
Kieselsäure . . . .
41.35
17.07
42.30
40.35
Thonerde . . . .
7.00
10.38
27.48
32.52
Piisenoxyd . . . .
—
—
17.03
6.32
Kisenoxydul . . .
2.57
44.51
—
2.85
Manganoxyd
5.65
0.58
—
0.03
Kalk
8.33
—
—
3.73
Magnesia . . . .
i.r>8
2.22
0.09
1.28
Natron
2.06
S2)ur
s 0.41
1.31
Kohlens. Eisonoxydul
22.52
—
—
0.36 Kali
Walser . - .
O.SO
24.78
12.35
0.65
Organ. Substanz . .
7.98
1.42
0.33
1.46Ti
lOO.OO
100.96
100.08
00.86
Die Analysen von Bischol' zeigen, dass die Umwandlung des
Basalt zu Wjicke mit ein<*ni bedeutenden Verlust an Kieselsäure
verbunden war. Auch die KalktTde ist ganz, das Natron bis auf
eine ganz geringe S2)nr v<'rschwunden : dagegen hat das Kisenoxy-
dul «'ine sehr bed(niten<b' relative Zunahme erfahren. Bei dem
Wackenthtm ist das Eisen witnlerum um mehr als das 2}fache ver-
mindert, das relative Verhiiltiiiss zwischen Kieselsäure und Thon-
erde ist nahezu <lasselbe , wie in d«T Wacke. Mit Rücksicht auf
den Basalt /«»ichm-t si<h der Wackenthon <lun'h stark vermehrten
(tehalt an Tlmnenle und Wassor aus. Vergleicht man IV. mit VI.
(auf S. 291), so ergibt sich, da^s Kalk. Magnesia, Alkalien und Kie-
si»lsäure theilwcis«' forti;el'iibrt wurdi'U und dadurch die Thonerde
relativ srhr vt'rm«'hrt ist, der \Vackenth(»n M<'h somit der Haupt-
sache nach als wassrrbaltiu'*'s Tb<m<'rdesilir;it <larstellt.
Auch Kl»L'lmrn liat libor die /«-rs^tzung der Basalte zu Wacke
Doleritlava. 299
Untersuchungen und Betrachtungen angestellt; er sieht darin mit
Recht einen der Kaolinbildung ähnlichen Process ; die Alkalien, die
Kalkerdo, Magnesia und ein Theil des Eiseuoxydul werden als Bi-
carbonate von Gewässern ausgelaugt, die aus ihrer Verbindung aus-
geschiedene Kieselsäure wird ebenfalls aufgelöst, der Rückstand,
die sehr concentrirte Thouerde, die noch übrige Kieselsäure, das
färbende p]isenoxyd bildet alsdann, mit Wasser verbunden, den
Wackenthon (Coraptes rendus XX. 1845. 1415; XXVI. 1848. 38;
auch N. Jahrb. f. Min. 1847. 214 und 1848. 570).
In der allerengsten Beziehung sowohl was mineralogische und
chemische Zusammensetzung, als was Vorkommen, Absonderungs-
formen u. s. w. anbetriflPt, stehen mit diesen Basaltgesteinen die b a-
8 altischen Laven; in petrographischer Hinsicht ist es oft ge-
radezu unmöglich, zu bestimmen, ob ein Gestein als Basalt oder^
Basaltlava bezeichnet werden soll; die erweisliche Abstammung
aus einem Vulkan oder einer vulkanischen Spalte ist hier das ent-
scheidende.
In ganz analoger Weise, je nach der mehr oder weniger deut-
lichen krystallinisch - körnigen Ausbildungsweise unterscheiden wir
auch bei den basaltischen Laven :
Doleritlava, ein deutliches Gemenge von Labrador, Augit
und etwas Magneteisenerz; auch als porphyrartige Doleritlava aus-
gebildet. So beschaffen ist z. B. der Doleritlavastrom von 1652
am Pico do Fogo auf der Azoreninsel San Miguel, welcher nach
Härtung hirsekor ngrosse und grössere Labradore, ziemlich viel frische
Augit- und Olivinkorner enthält. Die Aetnalava von 1838 ent-
hält nach Abich in dunkelschwarzgrauer poröser Grundmass'e deut-
liche Labradore und Augite. Die Aetnalava von 1669 bei Cata-
nia ebenfalls in einer grauen Grundmasse Labrador (54.80), Augit
(34.16), Olivin f7.98), Magneteisen (3.06) nach Abich; nach Roth
ist die Olivinmcnge zu hoch berechnet, da die salzsaure Lösung,
welche dieselbe enthalten niiiss, keine Magnesia führt; er schätzt
ungefähr 65 Labrador; 42 Augit; 1 Olivin; 2 Magneteisen. Eine
höchst ausgezeichnete Lava von porphyrartigem Dolerit ist die ganz
junge des Aetna von 1865 (vgl. unten). Auch Laven des Stromboli
^in Italien, der Capvordischen Inseln und von Island haben eine
deutliche doleritische Textur ; gleichfalls sind die vom Kammerbühl
bei Eger in Bölnnen oft porphyrartig doleritisch. In dem schwarz-
300 ' Auamesitlava, Basaltlava.
prauen Dolorit von dem ^lonio Tficbelle an dem Krater der Sou-
fritjre auf der Insel Giiadoloupe unterschied St. Claire Deville mit
der Loupe ^eHtreiften Labrador, bi« zu 3 Min. gros», schwarzglän-
zendc kleine Augitkr\'8talle , spärliche Körnchen von Olivin, auch
Magneteisen. Die Analyse ergab: Kieselsäure 48,71 ; Thonerde 20.00;
Eisenoxydul 11.25; Manganoxydul 2.04; Kalk 10.95; MagneMia
2.70; Kali 0.3«; Natron 3.08 (100,01); spec. Gew. 2.904.
VAiw eigenthümliche doleritische Lava ist diejenige vom Cen-
tralkegcl der Soufriere auf der Insel Guadeloupe, welche in einer
schwärzlichen körnigen Grundmasse Labradore, Augite, kleine Men-
gen von Olivin und Magneteisen und ausserdem wasserklare, glas-
glänzende Körner enthält, deren Kieselsäuregehalt 88 pct. betrügt
und die demnach wohl nichts anderes als Quarz sind. Dass der Feld-
S2)ath dieser Lava wirklich Labrador und nicht etwa Oligoklas ist,
zeigte eine Analyse desselben, welche ergab: Kieselsäure 54.25;
Thonerde 2i>.80; Kalk 11.12: Magnesia 0.70; Natron 3.63; Kali
0.33 (09.92) , demnach auf das sehr genaue SauerstoffverhältnisB
0.95 : 3 : 6 des Labrador führt. Der Kieselsäuregehalt des ganzen
Gesteins beträgt 57.95, das spec. Gew. 2.75 (Ch. St. Claire Deville
Hüll, de la soc. gool. (2) VIII. 1851. 426). Das Neboneinander-
vorkommen von Labrador und Quarz ist sehr beachtenswerth.
Anamesitlava, von sehr feinkörniger Textur, welcher man
zwar noch die Zusammensetzung aus krystallinischen Elementen an-
sieht, ohne indessen die einzelnen Individuen unterscheiden zu können.
Basaltlava, von vollständig homogen erscheinender Tex-
tur, manchmal auch porphyrartig ausgebildet, sehrhäußg schlackig,
schwammig und porös; die Poren der Lava zeigen meist eine et-
was dunklere Farbe, die von mikroskopischen Augitkry ställchen er-
zeugt zu »ein scheint. Am Berge Medve, nördlich vom Matrage-
birge bei ?>lau in rngnrn werden nach Quenstedt die dichtge-
drängten Blasen nur <lurch p;i])iin'dünne Scheidewände von einander
getrennt. Di*' FUsaltlaven haben gewöhnlich dunkle, schwarze Far-
ben, im schlackigen Zustande sind sie meist braun und roth ge-
färbt, welchi's daher rührt, dass während ihrer Erstarrung an der
Luft das F'isen sich höher oxydirt hat. Die Basaltlaven, sie mögen
st) homogen erscheinen , als sit« wollen , zeigen sammt und sonders^
unter dem .Mikroskop einr krystallinische .Ausbildung; selbst die
rot heil und braunen schwammig durchlöcherten Schlacken ergeben
Basaltlava. 301
sich, wenn man ihr Pulver unter dem Mikroskop betrachtet als
aus weissen und schwarzen (häufig auch gelbgrünen) Körnchen zu-
sammengesetzt und nicht nur ältere Basaltlaven, sondern ganz junge
vulkanische Erzeugnisse besitzen solche Textur.
Diese dicht erscheinenden Basaltlaven sind in den vulkani-
schen Basaltregionen sehr verbreitet, z. B. im Basaltgebiet der Ei-
fel, der Auvergne, in den vulkanischen Gegenden Italiens, auf Is-
land und andern vulkanischen Inseln. Die Lapilli und die sog.
vulkanische Asche schliessen sich ihrer mineralogischen und
chemischen Zusammensetzung nach an die Basaltlaven an (vergl.
darüber bei den klastischen Gesteinen).
Die schlackige und poröse Ausbildung der Basaltlava findet
sich fast immer nur an der Oberüäche der Ströme und an den
kleinen Lava-Auswürflingen, während die innern Theile der Ströme
durch allmähliches Dichterwerden meistens eine völlig compacte,
steinartige Beschafi'enheit zeigen. Auch auf ihrer Unterfläche, wo die
Lavaströme aufruhen, ersöTieint mitunter wiederum diese schlackige
Ausbildung ; so sind manche Doleritlavadecken Islands an ihrer Unter-
flache schwammig verschlackt und wie Stricke gewunden. Es sind
das ähnliche Verhältnisse, wie sie auch bei den Obsidianströmen
V>eobachtet werden können.
Während die Hohlräume der Basalte mit den manchf altigsten
zeolithischen, quarzigen und andern Mineralien bekleidet oder aus-
gefüllt sind, erweisen sich die Blasenräume der Basaltlaven sehr
häufig als leer. In ganz jungen Basaltlaven können natürlich sol-
che, auf allmählicher Zersetzung beruhende Bildungen noch nicht
eingetreten sein, in alten Basaltlaven hingegen, welche denselben
Umwandlungsprocessen, wie die Basalte selbst, zweifelsohne unter-
legen sind, haben sich die Blasenräume im Laufe der Zeit allerdings
hier und da mit krystallisirten Zersetzungsproducten ausgefüllt, wie
sie sich z.B. in alten Laven der Eifel darbieten; auch in den Höh-
lungen der verhältnissmässig jungen Laven des Monte Somma fand
Scipio Breislak schon Zeolithe ausgebildet (Lehrb. d.Geol. III. 350).
Nach Durocher enthalten sehr viele Laven kohlensauren Kalk (Comptes
rendus XXV. 1847. 209).
Von der Ueberoinstimmung in der chemischen Zusammensetzung
zwischen basaltischen Laven und eigentlichen basaltischen Gesteinen
legen folgende Analysen Zeugniss ab :
302 Basaltische Laven.
I. Doleritlava vom Aetna, aus der Schlucht Lingua grossa,
Eruption des März 1865; schwarzes feinkörniges Gemenge mit un-
gefähr 3 Mm. grossen, lebhaft glänzenden, dunkelgrauen, deutlich
gestreiften Labradoren , Augiten , spärlichen grüngelben OÜvinkör-
nern bis zur Grösse von 1 Mm.; Magneteisen nicht in dem Ge-
menge erkennbar, aber ausziehbar (spec. Gew. 2.738). C.W. C.Fucba,
N. Jahrb. f. Min. 1865. 713.
IT. Hellgraue, deutlich krystallinische Doleritlava von der Fela-
kluft Almannagja am Thiiigvellir - See, Island (spec. Gew. 3.052).
Bunsen, Poggend. Ann. LXXXIII. 1851. 202.
III. Doleritlava mit Labradoren, Augiten, Olivinen vom Pico
do Fogo auf der Azoreniusel Sau Miguel (Strom von 1652). Här-
tung, die Azoren 1860. 97.
lY. Anamesitlava vom Boden des Ki-aters auf Stromboli, aogit-
reich (spec. Gew. 2.886). Abich, Vulk. Erschein. 1841. 122.
Y. Dunkelgraue, sehr blasige Basaltlava von Los Majorqoines
auf Teneriffa (spec. Gew. 2.945 ; nach Rammeisberg aus 48.3 La-
brador, 51.5 Augit und wenig Magneteisen bestehend); Gh. St. Gl.
Deville, Zeitschr. d. d. geol. Ges. V. 1853. 692.
VI. Basaltlava vom Puy de Coliere, Auvergne, in grauer,
höchst feinkörniger Grundmasso, die sich unter dem Mikroskop als
sehi' feldspathreich erweist, schwärzlicher Augit, gelblicher Olivin,
Magneteisen (spec. Gew. 2.98) ; Kosmann, Zeitschr. d. d. geol. Ges.
XYL 1864. 657.
Vn. Basaltlava vom Vulkan Tangkuban Frau auf Java mit
rauchgrauer Grundmasse und kleinen Kiyställchen von Labrador
und Augit; Prölss, N. Jahrb. f. Min. 1864. 427.
I.
U.
IIL
lY.
V.
VI.
VU.
Kieselsäure
49.27
47.07
51.4
50.25
52.46
50.31
52.11
Thoncrde
18.54
12.96
14.0
13.09
14.25
22.95
15.19
Eisenoxyd
6.98
—
—
—
—
1.74
—
Eisenoxydul
5.62
16.65
8.1
10.55
14.47
4.86
14.33
Manganoxydul
—
—
—
0.38
—
0.93
—
Kalk
10.38
11.27
12.0
11.16
9.87
8.19
7.41
Magnesia
8.76
9.50
7.1
9.43
4.16
5.29
3.48
Kali
2.22
0.58
3.6]
4.92
0.68
1.00
0.82
Natron
3.45
1.97
3.8)
3.90
4.30
2.32
100.22
löo.öö'
100^
99.78
99.79
99.57
95.66
Wassergehalt der basaltischen Laven. 803
T enthält noch 0.14 Chlor; VI 0.58 Phosphorsäure, 0.18
Chlor und 0.12 Wasser; VII 3.93 Wasser. Von den eigentlichen
Basalten sollen sich die Laven durch ihren vollständig oder nahezu
wasserfreien Zustand unterscheiden. Girard fand in einer grossen
Anzahl von Laven im Mittel 0.15 hygroskopisches W' asser. Ch. St.
Cl. Deville gibt in den Laven von Guadeloupe und Teneriffa, Kos-
mann in der vom Puy de Come in der Auvergne, Härtung in denen
von den Azoren kein Wasser an, letzterer wohl 0.96 in der von
Fogo. Dagegen sind die Aschen des Aetna zum grössten Theil was-
serhaltig. S. V. Waltershttusen fand in 3 Aetnaaschen sogar 5.60,
6.63, 6.64 Wasser. Abich erhielt bei der schwarzgrauen, feinkör-
nigen Lava von Strombolina 2.78 Glühverlust, Dufrenoy bei seinen
Analysen vesuvischer Laven einen Verlust von 3 — 4 pct (Mem.
pour servir a une descr. geol. d. 1. Fr. IV. 368). Die phonolithi-
sche Lava des Monte Nuovo von 1538 ist auch wasserhaltig. Nähere
Untersuchungen müssen darthun, ob die Basaltlaven in der That
absolut wasserfrei sind, was man häufig bei der chemischen Ana-
lyst ohne weiteres angenommen, aber nicht erprobt zu haben
scheint. Vergleicht man den ausserordentlich geringen Wasserge-
halt mancher Basalte (S. 288), so will es scheinen, als ob in dieser
Beziehung keine Grenze zwischen Basalt und Basaltlava gezogen
werden könne. Deville beobachtete in der Vesuvlava von 1855
ausser Spuren von Chlor auch 1.4 — 2.2 pct. phosphorsauren Kalk.
Löwe hat eine Aetnalava von 1669 durch Salzsäure zersetzt
(Poggend. Ann. XXXVIII. 1830.160); der Labrador scheint dabei
völlig zersetzt worden zu sein, denn der unlösliche Theil enthält
keine Alkalien, welche sich alle in dem gelösten Antheil befinden.
Die Basalte sind auch im Stande, unter gewissen Abkühlungs-
verhältnisseu in einen glasartigen Zustand überzugehen und einen
mehr oder weniger vollkommenen basaltischen Obsidian zu bil-
den. An deji Basaltgängen von Island kann man sehr häufig die
Beobachtung machen, dass an den Saalbändern sich eine Zone eines
schwarzen glasähnlichen Gesteines zeigte welches allmählich nach
innen zu in die krystallinisch-körnige oder scheinbar homogene stein-
artige Basaltgaugmasse übergeht. Es bieten sich hier dieselben Ver-
hältnisse dar, wie bei den trachy tischen Lavaströmen, wo die Ober-
und UnterlliUlie des SUomes im Obsidian-Zustande ausgebildet ist.
Bei der Gueule d'Eiii'er an der Ardeche-Brücke im Vivarais beob.-
304 Basaltischer Obsidian, Tachylyt.
achteten Lyell und Murchison einen Basalt, welcher Gneiss bedeckt ;
er ist vom Gneiss durch eine pechsteinartige Zwischenlage getreimt,
die nach oben etwas schlackig wird und dann in den prisma-
tisch abgesonderten Basalt übergeht (Edinb. new phil. joum. July
1829. 29).
Die in der Mineralogie mit dem Namen Tachylyt (Breit-
haupt) bezeichnete Substanz ist wohl ein solcher glasartiger Basalt;
es ist ein amorpher Körper von bräunlich- und grünlichschwarzer
Farbe und einem firnissartigeu Glasglanz, der sehr leicht zu einem
undurchsichtigen Glase schmilzt, und mit Salzsäure leicht gelatinirt ;
das spec. Gewicht = 2,56 — 2.70; die Härte = 6.5. Man hat solche
Substanzen gefunden an der I3asaltkuppe Säsebühl bei Dransfeld,
zwischen Göttingen und Münden (I. Schnedermaun, Stud. d. Gott.
Ver. Bergm. Fr. V. 100; vgl. auch N. Jahrb. f. Min. 1844. 70);
im Höllengrund bei Münden bestehen die Innenwände der mit Do-
lomit ausgefüllten Blasenräume des Basalt aus dieser Glassubstanz.
Zu Bobenliausen im Yogelsgebirge, wo er in wallsnuss- bis kinds-
kopfgrossen Nestern im Basalt erscheint (II. C. G. Gmelin, Poggend.
iVnn. XLIX. 1840. 233; vgl. auch Klipstein in N. Jahrb. f. Min.
1841. 696); er enthält noch 1.41 Titansäure; dieses Yorkommniss
wurde auch Hyalomelan von Hausmaim genannt. Delesse analysirte
eine schwarze Glaskruste von pechähiilichem Glasglanz, welche das
Saalband eines Ganges auf der Insel Lamlash bei der schottischen
Insel Arran bildete (III. Annal. des mines (5) XIII. 1858. 369).
Die Mächtigkeit des Ganges betrug 0.2 M. , die Dicke der Glas-
kruste 0.03 M. ; IV. ist die Zusammensetzung des Ganggesteins aus
der Mitte, von welcher sich die der Glaskruste fast gar nicht unter-
scheidet; das spec. Gewicht des krystallinischen Gesteins ist 2.649,
das des glasigen merkwürdigerweise höher, 2.714. Von den schö-
nen Lavastalaktiten, welche die grossen Weitungen der Surtshöhle
(Surtshellir) in dem basaltischen Lavastrom des Balljökull auf Is-
land bekleiden, sind zahlreiche an ihrer Oberfläche in ausgezeich-
neter Weise verglast.
Basaltdeoken.
805
Kieselsäure
Thonerde .
Eisenoxyd
Eisenoxydol
Manganoxydol
Kalk . .
Magnesia .
KaU . .
Natron
Wasser
L
55.74
12.40
i 13.06
0.19
7.28
5.92
0.60
3.88
2.73
101.80"
n:
50.22
17^84
10.27
0.40
8.25
3.37
3.87
5.18
0.50
in.
56.05
17.18
10.30
Spar
6.66
1.52
0.98
3.29
3.50
IV.
55.20
16.98
11.00
Spur
6.80
0^2
5.65
3.85
99.90 99.43 100.00
Die von S. v . Waltershausen Sideromelan genannte Sub-
stanz schliesst sich vielleicht hier an ; sie ist amorph, sohwara, von
Salzsäure zersetzlich und enthält Kieselsäure 48.76 ; Thonerde 14.93 ;
Eisenoxyd 20.14; Kalk 9.51; Magnesia 2.92; Natron 2.48; Kali
1.10; Wasser 0.35 (100.19). In den isländischen Palagonittuffen
(Vulk. Gest. V. Sic. u. Isl. 202).
Lagerungsformen und Verbreitung der basalti-
sehen Gesteine. Nach Art der Eruptivgestdne, ist dem Basalt
ein Auftreten in Decken, Strömen, Gängen und Kappen eigen.
Keines unter den jungem Gesteinen besitzt eine solche räum-
liche Ausdehnung, wie der Basalt, welcher nicht selten ganze Län-
der zusammensetzt und dadurch den altem krystaUinischen Gesteinen
sowohl als den sedimentären Schichten ähnlich wird. Er tritt näm-
lich oft in Form von Decken auf, welche vielfach übereinander
gelagert, Schichtensysteme von grosser Mächtigkeit und von solcher
Flächenausdehnung darstellen, dass viele tausend Quadratmeilen
daraus zusammengesetzt sind. Die bedeutendste und mächtigste
Entwicklung dieser Art zeigt die Basaltbildung in Vorderindien im
Dekhau, wo übereinandergelagerte Decken von Basalt ein Plateau
von 3 — 4000 F. Seehöhe und einem Flächenraum von circa 12000
Q.-Meilen (also so gross wie Deutschland) bilden ; dieses ungeheure
Terrain erstreckt sich zwischen dem indischen Ocean, Agra, Bophal,
Nagpur, südlich bis zum Kistna. Das Hochland von Habesch
bei Goudar (nach Röchet) und in Nordamerica eine 200 Meilen
lange Strecke längs der Sierra Madre (nach Ruxton) wird ebenfalls
aus Basaltdecken zusammengesetzt. Darwin beschreibt ein weit aus-
Zirkel, Petrographie. II. 20
306 Baßaltdecken.
gedehntes Basaltplateau in Patagonien, welches 320 F. mächtig auf
den tertiären Ablagerungen ruht (Naturw. Keisen I. 211). Cormick
berichtet, dass die Küste von Kerguelens-Eiland mehr denn tausend
Fuss hoch treppenförmig enii)orsteigt und aus übereinander ge-
lagerten Basaltdecken besteht (vgl. N. Jahrb. f. Min. 1849. 239
aus J. C. Küss, Voyage of discovery 1847).
In Kuropa sind es namentlich die Faeröer und die Insel Island,
welche zum grossen Theil aus solchen übereinander geschichteten
Basalt^lecken aufgebaut sind. An den dem Meere zugekehrten
hohen Felswänden sieht man oft, soweit dw Blick schweift, die
Decken nahezu horizontal gelagert sich forterstrecken und wie in
einem künstlichen Mauerwerk liegen oft hundert solcher Decken
übereuiander, welche, da gewöhnlich die obern gegen die untern
zurückstehen, horizontale Stufen mit senkrecht abfallenden Wänden,
colossale Treppen darstellen (daher der altnordische Name Trapp).
Nicht nur an den oft viele tausend Fuss hohen küstenlosen Rän-
dern dieser Inseln, sondern aucli im Innern derselben lässt sich
diese Architi^ktur aus übereinander g(jthürmten Lagern auf das
diMillichste erkennen, wie auf Island in der (legend zwischen Nord-
tiinga und dem Bauh^berg, in der Oexnadalsheidi, an den Ufern
der Blanda und der 'i'hjorsa; Dolerite, Anamesite, ächte Basalte,
Basalt mandel.steine, Basalttutle und -Conglomerate wechseln hier
auf das verschiedenartigste. Die Mächtigkeit der einzelnen Lager
variirt sehr, oft überschreitet sie öo F., oft beträgt sie nur 1 — 2 F.
An vielen Punkten kann man wahrnehmen, wie diese Decken die
oberflächlichen Ausbreitungen von mehr oder weniger senkrechten
Basaltgängi'U sind, z. B. ausgezeichnet in der Nähe vcm Hvammr
am l'fer der Nnrdra, wo viele parallele (iänge eine TuHablagerung
durchsetzen und sich i»ben zu einer l>ecke ausbreiten. Achnliche
Verhältniss«' zeigen die über dem Braunk(»hlengel)irge abgelagerten
Basaltdecken <lr's böhmischen Mittelgebirges, z. B. zwischen Aussig
und Salesl an der Mibe. Teirassi'nförmig übereinander lagernde Ba-
saltdecken bam-u auch den grü^^^ten Tlieil der IIei)rideninseln Skye,
Mull, Kum u. a. auf (nach Macculloch und Boue), sowie den be-
rühmten Biesendamm an der nördlichen Küste Irlands.
Im kleinen Maassstabe ist in Deutschland das einen Flächen*
räum von un;:efähr MH^).-Meilen einnehmende Vogelsgebirge in Hes-
sen auf diese Weise zusannneugesttzt ; eine ähnliche Architektur
l
1
i
ströme basaltischer Gesteine. 307
weisen die basaltischen Regionen des Westerwaids, der hohen Khön
und manche Gegenden des böhmischen Mittelgebirges auf.
Eine andere damit zusammenhängende Lagerungsform basal-
tischer Gesteine bilden die basaltischen Ströme, welche von einem
noch jetzt thätigen oder erloschenen vulkanischen Krater ausgehen
und aus Basaltlava bestehen. Dieser innige Zusammenhang der Ba-
salte mit Vulkanen ist für die Frage nach der Genesis derselben von
entsclieidendem Belang gewesen. Ausgezeichnete Beispiele alter
Basaltlavaströme sind: Der Mosenberg bei Manderscheid in der
Eifel, aus dessen südwestlichstem Krater sich ein Strom bis weit
in das Thal hineinzieht, welcher auf dem stai-kgeneigten Bergab-
hange aus einer losen Anhäufung braunrother Schlackenblöcke, im
Thale aus einer schwarzen nur wenig porösen Masse, endlich aus
vollkommen dicLtem Basalt besteht ; der Lavastrom bei Bertrich in
der p]ifel, welcher die Käsegrotte (vgl. Bd. L S. 104) enthält ; die Ströme
vom Krufter Ofen, Bausenberg, Veitskopf in der Nähe des Laacher- \
Sees (zum Theil bestehen diese Ströme aus Nephelinitlava, vergl. jj
S. 2()2). In Centralfrankreich die classischen Gegenden der Au- \
vergne, des Velay und des Vivarais, wo die altbasaltischen Ströme 11
sich genau wie recente Lavaströme verhalten, aus Schlackenkratern :l
ausfliessen, sich in die Thäler ergiessen, und an ihrer Oberfläche ji
mit einer deutlichen Schlackenkruste bedeckt haben; der Lavastrom |
von Graveneire, der sich an dem Puy de Griou in zwei Arme theilt,
der dem Krater des Puy de Chalusset entfliessende Strom, welcher
in mächtige Säulen abgesondert, an manchen Stellen 400 Fuss mäch-
tig ist ; wie manche andere Ströme breitet sich auch dieser über
einer Geröllablagerung aus; der Basaltstrom vom Montpezat im
Vivarais ; die beiden ausgezeichneten Basaltströme, welche aus dem
Vulkan St. Loup, nordwestlich von Agde am mittelländischen Meer
in Südfrankreich entspringen, aui' deren einem die Stadt Agde ruht ;
die prachtvoll säulenförmig und kugelföiTnig abgesonderten basal-
tischen Ströme, die aus den zahlreichen erloschenen Vulkanen Ca-
talonieus in der Umgegend von Olot, Castcl Follit und Cellent aus-
geflossen sind, wo die Fluvia bei Olot die Lava bis zu 40 Fuss
Tiefe durchschnitten hat ; bei der Brücke von Sta Madalena liegen
zwei Basaltströnie übereinander, getrennt durch eine horizontale
8 Fuss niüclitige Schlackeuschiclit (vgl. I^yell, Elements of geology
18G5. ()5i)). Au allen diesen Punkten ist der Zusammenhang zwi-
308 Basaltkuppen und Basaltgang^.
ßchon den nasaltströmen und den erloschenen Kratern so augen-
scheinlich, als er nur zwischen einem recenten Lavastrom und sei-
nem Kru2)tionspunkte sein kann.
Die minder ausgedehnten Lagerungsformen der Basalte sind
die kuppenförmige und gangförmige, welche beide in enger
Beziehung zu einander stehen, wie denn die Basaltgänge uns audi
zweifelsohne die Wege andeuten, auf denen das Material zur Ueber-
einauderschichtung der Decken emporgedrungen ist, und welche
man an deutlich entwickelten Deckensystemen noch häufig nachzu-
weLden im Stunde ist. Den Zusammenhang der Basaltkuppen mit
Basaltgüngon hat man ebenfalls hier und da zu erkennen vermocht,
so dass für eine solche Baualtkuppe der Vergleich mit einem Nagel
nahe liegt, welcher mit seinem Stift eingesenkt nur mit seinem
Kopfe über die Oberfläche sich erhebt. Der Basalt der Kuppe des
Druidensteins bei Kirchen unweit Siegen wurde durch bergmänni-
sche Arbeiten in der Tiefe als Gang wiedergefunden ; durch den
Sühlossbrunnen bei Stolpen in Sachsen ist der Basalt der dortigen
Kuppe bis zu 287 Fuss niederwärts verfolgt worden (vgl. Bd.I. S. 148).
Von solchen sog. primären Kuppen, welche, wenu auch ihr directer
Zusammenhang mit Gängen nicht erweislich ist, durch ihre eigen-
thümlicheu innern Absonderungsverhältnisse als solche charakterisirt
werden, sind die secundären Kuppen zu unterscheiden, welche nichts
anderes sind, als stehengebliebene, kegelföimig abgerundete Reste
von Basaltdecken, die zum grössten Theil der Zerstörung undFort^
führung unterlegen sind (vgl. Bd. L S. 147).
I)ie Basaltgäuge zeigen oft an ihren Saalbändern und in ihrer
Mitte eine verschiedene petrographische Ausbildung, indem das
Gestein der .Mitte grobkörniger oder wenigstens deutlicher kry-
stallini.sch , das der Seiten feinkörniger, scheinbar dicht, oder
seihst glabartig erscheint. Sehr häutig sind durch die auf den
Ablosung>klüfien fortschreitende Zersetzung die Saalbänder wacken-
artig umgewandelt, während die Mitte des Ganges mehr oder we-
niger frisch geblieben ist.
Wo viele Basaltgänge in einer und derselben Gegend mnf-
set/eii, da oüenhart sich nicht selten ein Parallelismus in ihrem
Verlauf, oder sie sind nach zwei Ilauptrichtungeu angeordnet, wel-
che niiinchmal »ich rechtwinkelig zu durchkreuzen scheinen. Sehr
wichtig sind die Andeutungen, welche S. v. Waltershausen über
Basaltgange. 809
diese Verhältnisse in seiner Schrift: »Physisch -geogr. Skizze von
Island« gibt, wo er darauf aufmerksam macht, dass in der grossen
ßasaltformation Nordeui'opas (Irland, Schottland, Hebriden, Island)
namentlich zwei Gangrichtungen, eine nordwestliche und eine nord-
östliche sich unterscheiden lassen, von denen in Island die nord-
östliche bei weitem vorherrsche. Verwerfungen treten dabei ge-
wöhnlich nicht hervor, ein Beweis von der gleichzeitigen Ent-
stehung der Gangspalten. Mitunter ragen die Basaltgänge, wenn
das Nebengestein, in welchem sie aufsetzen, zerstört und weg-
geführt ist, wie Mauern hervor ; so beschreibt Krug von Nidda,
dass die nach verschiedenen Richtungen verlaufenden mauerartig
sich erhebenden Basaltgänge von Djupavogr in Ostisland den Ein-
druck machen, als ob man sich innerhalb der Ruinen einer Stadt
befinde. Bei Arragh in Irland erhebt sich ein basaltischer Gang,
einer senkrechten Scheidewand gleich bis zu einer Höhe von 40 Fuss
(v. Leonhard, Basaltgebilde II. 124). Die Basaltgänge umschliessen
nicht selten Bruchstücke ihres Nebengesteins im mehr oder minder
veränderten Zustande und die an den Basalt angrenzenden Ge-
birgsarten lassen mancherlei Metamorphosen erkennen, wovon in
dem Abschnitt über die Entstehungsweise der Basalte ausführlicher
die Rede sein wird.
Basaltkuppen und Basaltgänge haben alle Gebirgsformationen
bis einschliesslich zum Tertiär hinauf durchbrochen, in welche For-
mation die Haupteruptionsepoche der Basaltgesteine fällt.
Es folgt eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten Basaltdurch-
brüche.
Im Gneiss: Am Bärensteiner Hügel bei Annaberg im Erzge-
birge ; bei Bilin in Böhmen, wo Basaltgänge im Gneiss aufsetzen
und Schollen davon umschliessen ; auch im Saazer Kreis in Böhmen
setzen zahlreiche Gänge und Kuppen von Basalt im Gneiss auf
(Gross-Spitzberg unfern Pressnitz, der Scheibenberger Kamm, der
Gross-IIassberg). Gangförmig am Fuss des Melibocus bei Auerbach
an der Bergs trasse ; bei Klein-Ostheim unfern Aschaffenbui'g an der
Striet ; im Vivarais bei Thueyts ; im Cantal, wo z. B. | Stunden
oberhalb Massiac nach Murat zu ein kleiner Basaltstock mit aus-
■ gezeiclinet schönen Säulen den Gneiss durchbricht ; gänzlich isolirt
von allen vulkanischen Massen ein Basaltgang zwischen Las Cruzes
und Larazü in der spanischen Provinz Galicia.
310 Vorkommnisse von Basalten.
Im Glimmerschiefer: der vulkanische Kammerbühl bei E^er
im nordwestlichen Böhmen ; am Raudenberg in Mähren.
Im Granit: an der kleinen Schneegrube auf dem Rieseoge-
birge (mit 4400 Fuss der höchste Basalt punkt Deutschlands) ; am
Oberhaustein unfern Ilornberg im Schwarzwalde; der Plattenberg
bei Liebenstein im böhmischen Fichtelgebirge; bei Tobiesenreutb ;
an der Roche-Rouge bei Le Puy im Velay ; am Chuquet-Genestoup,
bei La Barraque am Fusse des Puy de Dome, wo viele Granitbrocken
sich eingeschlossen fmden, welche an der Oberfläche verglast sind,
deren Feldspath geschmolzen und deren Glimmer gebrannt ist. Auch
sind hier die Granite im Contiict mit dem Basalt prismatisch ab-
gesondert.
Im Syenit: zwischen Dresden und Tharand.
Im Thonschiefer setzt auf der Insel Anglesea südlich von Plas-
Newydd ein 1 34 Fuss mächtiger Doleritgang auf, welcher nach Hens-
low den Thonschiefer in unmittelbarer Berührung zu einer porcel-
lanjaspisähnlichen, in weiterer Entfernung zu einer homsteinartigeu
Masse umgewandelt hat (Cambridge Transactions 1.402). Aus dem
krystallinischen Thonschiefer des südwestlichen Böhmens erheben
sich nach v. Lidl der Pollinken-Basaltberg, der Spitzberg und Schloss-
berg bei Weseritz.
Im Grauwackenschiefer : eine grosse Anzahl von Basaltkuppen
tritt in dorn devonischen Gebiet der Fjfel zu Tage, darunter die
Hohe Acht, die Nürburg, <ler Ahrcmberg, der hohe Kelberg, Mi-
chelskirch u. s. w. ; auch viele Gänge sind bekannt, z. B. an der
Lochmühle und bei Liers an der Ahr; an letzterm C)rte ist die
ftchieferige Grauwacke in ausgezeichneten Basaltjaspis umgewandelt
worden. Am Ilirschstein bei Dillenburg in Nassau, zahlreiche ver-
glaste Grauwackenstücke oinschliossond. Am Kinnoulberge in Pertb-
shire (Schottland) wird der Grauwackenschiofor von zahlreichen
DoU^rit gangen durchsetzt: desglcichon erscheint im Kirchspiel Flisk
im nördlichen Theile von Fifcshire ein ausge<lehntor (fang im grauen
Suiulstcin und Schiefer des untersten old red sandstone, der nach
(f. Uf>se (Ly»'ll, Klenients of gcology IS^if). r>i)l ) iichter Dolerit ist.
Auch im rothen Devonsandstein von Devonshire.
Im Kohlenkalk Knglands an manchen Tunkten, z. B. bei Blythe
und Bolani in Nortlunnl»erland, Birchhill in Staffordshire, Insel An-
^It'-iea (luchrcie Vt»ikumnnussr mögen jill«'rn Melaphyrrn angehören).
Vorkommnisse von Basalten. 311
Im Rothliegenden der Umgegend von Darmstadt am Stefferitz
bei Gundernhausen, am Rossberg bei Rossdorf; auch im Rothlie-
genden des nordöstlichen Böhmens in mehrem Kuppen.
Im Buntsandstein: an der blauen Kuppe bei Eschwege, am
Alpstein bei Sontra in Hessen, am Wildenstein bei Büdingen im
Vogelsgebirge, an der Pflasterkaute bei Marksuhl, an der Kupfer-
gi-ube bei Horschlitt und der Stoffelskuppe bei Eisenach in Thü-
ringen. An allen diesen Punkten kann man in deutlichster Weise
Veränderungen des angrenzenden Sandsteins beobachten, wie sie
durch Einwirkung einer sehr hohen Temperatur hervorgebracht
werden; der Sandstein erscheint in prismatische Säulen abgeson-
dert und ist zu einer gebleichten oder bläulichgrauen, Jiomogenen,
emailartig glänzenden, stellenweise blasigen Masse umgewandelt ;
eine sehr grosse Memge von so gefritteten Sandsteinfragmenten findet
sich in dem Basalt eingeschlossen. Die Absonderung des Sandsteins
in Säulen ist namentlich ausgezeichnet am Wildenstein, wo ihre
Dicke J — 5 Zoll, ihre Länge bis zu 3 Fuss beträgt, ja es sind deren
bis zu 7 Fuss Länge vorgekommen. Der Spitzberg zwischen Lähn-
liaus und Vorhusdorf in Niederschlesien erhebt sich auch aus dem
Buntsandstein.
Im ^luschelkalk des Ahnegrabens am Nordabhange des Ha-
bichtswaldes bei Cassel ; am Kirschberg bei Hünefeld unweit Fulda,
wo mächtige Basaltgänge Triaspetrefacten-fühi ende Kalksteinbruch-
stückc umschliessen ; bei Hörschel unweit Eisenach, wo ein fuss-
mächtiger Basaltgang im Muschelkalk aufsetzt und denselben ver-
kieselt hat; solche Silicificationen sind nur durch hydrochemische
Processe zu erklären. Am Gebaberg, am Dolmar, am Feldstein bei
Themar in Thüringea mit ausgezeichneter Säulenabsonderung.
Im Keuper: am hohen Parkstein bei Weiden im bayerischen
Ober-Maiiikreise, wo ebenfalls Basaltjaspis als metamorphisches
Contactproduct erscheint; an den Gleichbergen in Thüringen, wo
er die Lctteiikohlen-Gruppe durchbricht.
Im Lias: am Vorgebirge Portrush in Irland, auf den schot-
tischen Inseln Muck und Skye, wo bei Duntulm - Castle der Lias-
schiefer in eine kieselschieferähnliche Masse umgewandelt ist. Ein
ausgezeichnet schöner Dnrchbruch von Dolerit durch den Lias zeigt
sicli nacli lliiot an dem Aiou - Dagh zwischen Yalta und Alouchta
an der Meeresküste der Krim.
312 YorkommniRse von Basalten.
Im Jurakalk der schwäbischen Alp der Hohennenffen, der
Jußiberg, der schöne Kegel des Karfenbühl bei Dettingen u. a.;
diese Basalte sind von massenhaften Tuff- und Conglomcratbil-
dungen begleitet.
In der Kreide : im Quadersandstein am Schöberle bei Ereibits
und zu Johnsdorf bei Zittau, wo sich säulenförmige Absoudenmg
des gefritteten Sandsteins zeigt. Am Ascherhtlbel bei Spechtsbaasen
unweit Tharand, wo der über Quadersandstein gelagerte Basalt
sogar Fragmente des tiefer liegenden Porphyr einschliesst ; im
Pläner am Planzner Hügel bei Bilin, am Kuzower Berge bei Trzi-
blitz, bei Böhmisch - Aicha im Bunzlauer Kreise, wo die Teufels-
mauer, einj 1 5 Fuss mächtiger isolirter Ejasaltgang, 2 Stunden weit
verfolgt werden kann. Auf der Insel Wight und an der Küste von
Dorsetshire ; westlich von Belfast an den Black- und Cave-Hills;
auf der Insel Rathlin bei Antrim an der irländischen Küste, wo
die Kreide zu grobkörnigem krystallinischem Mannor geworden ist
(vgl. Bd. I. S. 227).
Im Tertiärgebirge an sehr vielen Punkten, zuweilen in wie-
derholter Wechsellagerung mit den tertiären Sedimentschichten und
vielfach begleitet von Tuffen und Conglomeraten ; z. B. in den böh-
mischen Braunkohlenbecken, wo man eine ältere vorbasallische und
eine jüngere nachbasaltischo Braunkohlenformation unterscheidet. In
der rheinischen Brai.nkohlenbildung treten die Basalte namentlich
im Siebengebirge auf, wo die Hauptmasse des Basalt älter ist, als
die obem Scliichten der Braunkohlenformatiou. Am Meissner in
Kurhessen, wo sich der Basalt mehrere 1 00 Fuss mächtig über
thonigen Mergeln und Braunkohlenlagern ausbreitet und als Gang
in die Tiefe hinabsetzt; die Braunkohle hat vlurch den Basalt ihr
Bitumen verloren und ist zu sprödem, nietallisch glänzendem An-
thracit geworden, der überdies eine ebenso deutliche stengelige Ab-
sonderung zeigt, wie sie sich an den künstlichen (""oaks ausbildet.
Dieser Authracit geht alsdann, je weiter man sich von dem Contact
entfernt, durch die Stadien einer Glanzkohle mit muscheligem Bruch
und einer Pechkohle in die unveränderte Braunkohle über. Die-
selben Verhältnisse zeigen sich am Ziegenkopf am Habichtswalde
bei Cassel, wo bergmännische Arbeiten auch den Zusammenhang
zwischen Kuppe und Gang erwiesen haben, und am Hirschberge
bei Grossalmerode. Aehnliche Contactmetamorphosen hat nach Nög-
Alter der Basalte. 313
gerath die Braunkohle von ütweiler, östlich vom Siebengebirge er-
litten. Zu Skeggiastadr zwischen Raufarhavn und Vopnafjördr in
Island beobachtete Sartorius von Waltershausen, wie ein Basaltgang
den dortigen Surtbraiidr in eine schön glänzende anthracitische
Kohle umgewandelt hat (Bd. I. S. 396. 361).
Auch Trachytgebirge werden von Basaltgängen durchsetzt,
wie am Cantal in Centralfrankreich, am Siebengebirge, wo man
Gänge von Basalt im Trachytconglomerat und Trachyt kennt (am
Külsbruuncu, zwischen dem Löwenburger Hof und dem Ittenbacher
Kottnebel), in Island (zwischen Steinsholt und Hruni im Südland)
u. s. w. Basaltdurchbrüche durch Basalt sind ebenfalls bekannt.
Obsclion die Basalte, alle Schichtgesteine, von den ältesten
bis zu den tertiären durchbrochen haben, so liegt darin noch kein
Beweis für das allen gemeinsame jugendliche Alter, denn
ein Theil derselben könnte möglicherweise sehr alt sein. Zwei
Umstände sind es indessen, welche jenes jugendliche Alter höchst
wahrscheinlich machen: noch niemals sind ächte Basalte unter
Lagerungsverhältnissen beobachtet worden (z. B. etwa überlagert
von alten Schichtgesteinen, durchsetzt von alten Eruptivgesteinen),
welche ihr hohes Alter bekunden, und noch niemals hat man in
Conglomeraten, welche älter sind als die Tertiärbildungen Geschiebe
ächten Basalts aufgefunden. Die genaue Verknüpfung mit den
während der Tertiärzeit erfolgten Ablagerungen spricht dafür, dass
die Basalteruptioneu ebenfalls während derselben oder gleich nach
derselben erfolgten, im Allgemeinen also mit denen der Trachyte
gleichalterig sind.
In Europa erscheinen, andere vereinzelte Vorkommnisse ab-
gerechnet, die basal tisclien Gesteine hauptsächlich in drei grossen
Gruppen und Zonen angeordnet :
Die ncudlichste ist jener grosse Basaltzug, welcher aus dem
nör(llirh(Mi Irland durch die Hobriden und Schottland sicherstreckt,
in (lor Verläui^'^oniniTf die basaltischen Faeröer bildet und endlich
in (Ion «»owaltiiron Hasiiltdeckcnsystemen der Insel Island sein Ende
lindtt. In der (losteinsausbildung ist die anamesitische sehr vor-
lierrschend. Prachtvolle Säulenbildungen zeichnen diesen Zug aus.
Die zweite Zone kann man die mitteldeutsche Basaltzone
nennen, weil sie das mittlere Deutschland zwischen dem 50.^ und
52.'* nordliclK'i- Breite auf eine weite Krstreckung hin von West
314 Basaltsäulen.
n.ich Ost diirchzielit. Sie be^nnt im Westen mit den Basaltkuppen
und Basaltlavaströmen der Eifel, zieht über das Siebengebirge, den
Westerwald, bildet das Vogelsgebirge mit seinen zahlreichen über
einen grossen Theil von Hessen und derWetterau verbreiteten Vor-
postenkegeln, die Rhön, setzt eich durch Thüringen (Pflasterkaute,
Stoffelskuppo u. s. w.), Sachsen (Annaberg, Oberwiesenthal), durch
das nördliche Böhmen zu beiden Seiten der Elbe bis nach Schlesien
hinein fort, wo sie in der kleinen Schneegrube auf dem Riesenge-
birge ihr nordöstlichstes Ende erreicht. Ausserhalb dieses breiten
Gürtels erscheinen noch die Basalte des Kaiserstuhlgebirges im
Breisgau und die sehr vereinzelten der schwäbischen Alp.
Die südlichste Zone ist die grosse Basaltgruppe der Auvergne,
des Cantal, des Velay und des Vivarais in Centralfrankreich, ohne
vorwaltende Längenrichtung, wahrscheinlich von verhältnissmässig
jugendlicher Entstehung.
Ausgezeichnete Absonderungsformen sind den Basalt-
gesteinen eigen, namentlich ist es die säulenförmige Zerklüftung, -
welche hauptsächlich bei den Anamesiten und eigentlichen Basalten
in grosser Schönheit ausgebildet ist. In den horizontalen Basalt-
ausbreitungen stehen die Säulen senkrecht und erreichen oft eine
wunderbare Ilöhe, Zierlichkeit und Schlankheit ; zu den ausgezeich-
netsten Vorkommnissen dieser Art gehören die colossalen Colonnaden
des Riesendamms (Giants cause way| in Nordirland, die berühmten
gigantischen Säulengruppen der Fingalshöhle auf der schottischen
Insel Staffa ; die kaum minder majestätischen hohen und schlanken
Säulenreihen von Stapi auf der Südseite des Snaefellsjökull in
Island, wo die Meeresbrandung ebenfalls die merkwürdigsten Grotten
erzeugt hat; die prachtvollen Basaltsäulen des Minderbergs bei
Linz, des Scheidskopfs bei ^Remagen, des Weilbergs im Siebenge-
birge am Rhein; die malerischen Säulengruppen vom Schloss Roche-
maurc sowie das > Riesenpflaster« von Chenavari im Vivarais, un-
zähliger anderer nicht zu gedenken. In den senkrechten Gängen
liegen die Basaltsäulen horizontal wie Holzscheite übereinander.
S. V. Waltershausen sah am Vindfjallbjarg am Vopnafjördr in Island,
wo ein Basaltgang sich oberflächlich zu einem Lctger ausbreitet,
wie die horizontalen Säulen im Gange sich allmählich in dem Lager
vertical stellen, indem sie strahlenförmig der Umbiegung des Ganges
folgen. Krug von Nidda macht darauf aufmerksam, dass man an
Basaltsäiilen und -Kugeln. 315
manchen isländischen Basaltgängon hepbachten kann, wie dieselben
aus zwei nebeneinandergelagerten Säulenreihen bestehen, welche
von den Saalbändern aus nach der Mitte des Ganges zu sich er-
strecken, wo sich oft eine Kluft zeigt und die Säulen nicht mit
einander correspondiren.
Die Säulen zeigen alle möglichen Verschiedenheiten in Dimen-
sionen und Formen, bald sind sie schmal und dünn, bald als dicke
und mächtige Pfeiler ausgebildet, bald sind sie gerade gestreckt,
bald schiffsartig gekrümmt, bald sogar hin und her gewunden. Die
Zwischenräume zwischen den einzelnen Säulen sind nicht selten mit
Zeolithen und andern ^Mineralien ausgefüllt. In ebenfalls grosser
Vollkommenheit und ganz analoger Weise bietet sich die Säulen-
absonderung bei den basaltischen Laven dar, bei denen auch die
Stellung der Säulen in vollkommen gesetzmässiger Weise (vgl. Bd. I.
102) von der Begreuzungstiäche des Nebengesteins abhängt. Aus-
gezeichnet zeigt dies z. B. der von dem Volant durchschnittene
Lavastrom des Kraters Coupe d'Ayzac bei Antraigue im Vivarais,
welcher ein Thal im Gneiss erfüllt und seine Säulen senkrocht so-
wohl auf dessen Sohle als auf dessen Gehänge gestellt hat (vgl.
auch Lyell, Elements of geology 1865. 611).
Plattonförmige Absonderung ist auch nicht selten bei den Ba-
salten ; die Platten sind oft fussdick, oft nur zolldick (vgl. Bd. l. S. 1 00),
und vielfacli ist säulenförmige und platten form ige Absonderung so
mit einander verbunden, dass die Säulen in einzelne Platten zer-
theilt sind, deren Begrenzungsfläche entweder senkrecht oder schräg
auf der Säulenaxe steht.
Kugelförmige Absonderung ist mitunter mit der säulenförmigen
verknüpft, indem die Säulen aus zahlreichen, längs der Axe anein-
ander gereihten Kugeln bestehen, wie man dies z, B. am Eckards-
borg bei Zittau und in der Bertricher Käsegrotte in der Eifel be-
obachten kann, näufigcr ist die selbständige Kugelabsonderung im
massigen Gestein. Die Kugeln sind vielfach aus concentrischen
Scliaalen zusannnenn-esetzt. Ausgezeichnet fmdet sich die Kugo.l-
l)ildiing an maiulien isländischen Basaltgesteinen. Am südlichen
Theile der nasaliknp])e Flötzberg bei Unter-Rothau im böhmischen
Erzgebirge ist nach .Iok«''ly der Basalt in Ellipsoide bis zu 1^ Klafter
im Diirelnnessci- gross aii{'g(»löst, an welchen concentrisch-schaalige
ZusaHHinnst't/uiig .stellenweise höchst vollkommen ausgeprägt ist;
316 Basalte.
die Schaalenstnictur beschränkt sich indessen nicht auf einzelne
solche Kugeln, sondern sie geht, nachdem sie anfangs nur einen
ellipsoidischen Kern umhüllt, der meist innerhalb seiner Masse wie-
der in kleinere schaalig zusammengesetzte Kugeln gegliedert er-
scheint, weiter, so dass eine solche Schaale dann noch das zweite,
eine andere noch das dritte Ellipsoid gemeinschaftlich umschliesst,
bis sich endlich der ganze Complex dieser Sphäroidbildungen zu
einem Riesenellipsoid abgrenzt, an Grösse zum Theil entsprechend
der einstigen Ausdehnung des Basaltstocks (Jahrb. der k. k. geol.
R.anst. Vm. 1857. 74).
Unregelmässige polyedrische Absonderung erscheint im Ghmzen
seltener an den Basalten, bei welchen gerade jene regelmässigen
Absonderungsformen in vielverbreiteter und charakteristischer Weise
ausgebildet sind.
K. C. V. Lconhard, die Basaltgebilde in ihren Beziehungen zu nor-
malen und abnormen Felsmassen. 2 Bde. Stuttgart 1832.
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Jfingere ADorthitgesteioe.
Auch unter den jüngeren Gesteinen kehren die an ort hit-
führen den wieder, deren altere Glieder S. 132 zusammengestellt
318 Jüngere Anorthitgesteine, Eukrit.
wurden. Den Basalten nahe verwandt bilden sie mit ihrer basi-
schen Beschaffenheit den Schluss der jüngeren Feldspatbgesteine.
Nach unsern jetzigen, nicht sehr ausgedehnten Kenntnissen dieser
Gesteine, walten darunter die augithaltenden (jungem Eukrite) bei
weitem über die honiblendehaltenden (Jüngern Corsite) vor. Einige
Laven sind höchst ausgezeichnete Eukrite.
Ilierlier gehören die Grünsteine (Teschenite z. Th.) aus der Ge-
gend von Neutitschein in Mähren, welche dort jünger als Neocom
sind und von Tscherniak (und Knaffl) untersucht wurden; sie stellen
gewissenuaassen einen Anorthit-Dolerit im Gegensatz zu dem
Labrador-Dolerit dar. Die schwärzlich gi-üne Masse besteht aus vor-
herrschendem P'eldspath, welcher ohne Zweifel Anorthit ist, zu dem
sich Augit, auch Hornblende gesellt. Tschermak unterscheidet
Diorite und Diabase, jenachdem Hornblende oder Augit vorwalten;
das Gestein führt auch Epidot und Kupferkies ; von Salzsäure wird
das Pulver ganz zersetzt und es bleibt pulverige Kieselsäure zu-
rück. Die Analyse des Gesteins vom Gümbelherge ergab: Kiesel-
säure 39.10; Thonerde 1().20 ; Eisenoxyd 4.56; Eisenoxydul 7.43;
Kalk 5.G8; Magnesia 19.01; Kali 0.79; Glühverlust 4.37 ; Kupfer-
oxydul 1.57; Kohlensäure 0.12 (98.89); das s^jec. Gewicht war
2.952 und 2.9(36. Auffallend ist die ausserordentlich geringe Menge
von Kieselsäure, auch ist die geringe Menge von Kalk gegenüber
der unerwartet grossen von Magnesia seltsam ; letztere hängt viel-
leicht mit einer begonnenen Scrpentinisii'ung zusammen.
Die auf 8. 134 erwähnten von v. llochstetter untersuchten
Anorthitgesteine von Boguschowitz bei Teschen stehen mit diesen
in engster Verbindung und setzen auch im Neocom auf, weshalb
sie ebenfalls dieser Jüngern Abtheilung zuzuzählen sind.
Eine echte Eukritlava ist diejenige, welche in Island einen
in westnordwestlicher Richtung von der Hekla zum Flusse Thjorsd
sich erstreckenden Strom bildet; nach Genth besitzt sie eine grau-
schwarze blasige Grundmasse aus Anorthit und Augit bestehend,
in welcher krystallinische Partieen von weissem Anorthit und Körn-
chen von Olivin liegen. Das spec. Gewicht beträgt nach Genth
2.844, nach S. v. Waltershausen 2.952. Der Fcldspath, von Genth
Thjorsauit genannt, wurde gesondert untersucht und stimmte in
seiner Zusannnensctzuiig vollständig mit dem Anorthit überein, wes-
halb man jenen Namen, wie es auch geschieht, fallen lassen muss.
I.
11.
m.
. 49.60
48.75
45.97
. 16.89
30.59
33.28
. 11.92
. 13.07
1.50
Eise
17.22
1.12
loxyd
17.21
. 7.56
0.97
—
. 0.20
0.62
—
. 1.24
1.13
1.85
, Co, Ni
100.48
100.78
0.69 beigem. Augit
100.12
Jüngere Eukrite. 819
I. Zusammensetzung der Eukritlava, 11. des Anorthit daraus nach
Genth. III. des Anorthit nach Damour.
Kieselsäure
Thonerde .
Eisenoxydul
Kalk . .•
Magnesia
Kali . . ,
Natron
Rammeisberg bestimmte darnach die Zusammensetzung dieser
Lava, deren Olivin auch durch Genth untersucht war, zu 55.59 Anor-
thit, 40.46 Augit, 4.51 Olivin. Weissgelbe kleine Feldspathkry stalle
aus einer altern Heklalava, welche oberhalb Näfrholt von der neuen
Lava der Jalire 1845 und 1846 gedeckt wird, ergaben sich durch
die Untersuchung von S. von Waltershauseu gleichfalls als Anorthite,
ihre Zusammensetzung stimmt sehr nahe mit III. überein.
Derlei Eukritlaven mögen verbreiteter sein , als man weiss ;
manches mag als Labradorbasaltlava gelten, was diesen Gesteinen
zugezählt worden müsste , indem man äusserlich den eingliedri-
gen, zwilHngsgestreiften Anorthit nicht von dem vollständig ähnli-
clien Labrador unterscheiden kann und erst die Analyse über die
Natur des Felds2)ath8 Licht verbreiten muss. Ein Feldspath aus
Laven von der Insel Java ergab nach Reinwardts unvollständig ge-
bliebener Analyse : Kieselsäure 46; Thonerde 37; Kalk 14.5 ; Natron
0.6. Es scheint dies auch ein Anorthit zu sein-
Bei den eigentlichen Basalten (S. 295), wurde auch bereits
darauf aufmerksam gemacht , dass vermuthlich manche derselben
anort hitführend scdeu; dahin geliört das pori)hyrartigo basaltähnliche
Gestein , welclies in Island an der Küste des nördlichen Eismeers
sehr verbreitet ist , und grosse zwillingsgestreifte fast durchsich-
tige I'eldspathe enthält, die nach einer unvollendeten Analyse einen
Kieselsäuregchalt von 48.18 und einen Kalkgehalt von 15.24 be-
sitzen, Zahlen, die denen des Anorthit sehr nahe kommen (Preyer
u. Zirkel, Reise n. Island 1862. 295).
Gesteine der Insel St. Eustache, Antillen, sind nach Ch. St. Cl.
820 Eukrit-Meteorsteine.
Deville gleiclifalls anorthithaltig ; er fand in einem etwas zersetzten
Anorthit aus einem porphyrartigeu Gestein mit bläulicher etwas
erdiger Grundmasse : Kieselsäure 45.8;' Thonerde 35.0; Kalk 17.7;
Magnesia 0.9; Natron 0.8 (100.2). Spec. Gew. = 2.73.
Die Krystalle löston sich mit grösster Leichtigkeit in S&nre.
Tschermak, Gest. v. Xeutitschein, Sitzungsber. d. Wien. Akad. d.
W. XL. 18G0. 127.
Genth, Thjorsalava. Anual. d. Chem. u. Pharmac. LXVL 1848. 17.
Damour, Anorthit daraus, Bull, de la soc. geol. (2) VII. 1850. 88.
Rammeisberg, Thjorsalava, Zeitsclir. d. d. geol. Ges. I. 1849. 236.
Sartorius v. Waltershausen, Vulk. Gest. v. Sic. u. Isl. 22. 30.
Ch. St. Cl. Deville, Kukrit v. St. Eustache, Annal. de chim. et de
phys. (8) XL. 28G; auch Cumptes rcndus XX. 1845. 179.
Anhangsweise sei hier erwähnt, dass auch Meteorsteine ans
einem Anorthit- und Augitgemcngc (Eukrit) bestehen. So die un-
tereinander sehr übereinstimmenden Steine von Stamiem in Mäh-
ren und von Juvenas, Dep. Ardtche, wahrscheinlich auch der von
Jonzac bei Barbezieux, Dep. der untern Charente.
Den Stein von Stanneru zerlegte liammelsberg durch Salz-
säure in ein zersetzbares und unzersetzbares Silicat ; in dem erstem
ist das Sauerstofiverhältniss von R : R : Si = 0.95 : 2.7 : 4, das des
Anorthit; das zweite stellt sich als Augit dar. Rammelsberg be-
rechnete die Zusammensetzung zu: 65.15 Augit, 34.92 Anorthit,
0.98 Magneteisen, 0.54 Chromeisen. (Poggond. Annal. LXXXIII. 591.)
In dem Stein von Juvenas erkannte G. Rose grünlichbraunen,
zuweilen deutlich krystallisirteu Augit (in der P'orm, wie er in
Basalten und Laven erscheiutj und v\'eissen zwillingsgestreiften Feld-
spath, ausserdem röthlichgraue Körner und Krystalle von Magnet-
kies und gelbe Blättchen, wahrscheinlich Titanit (Poggend. Annal.
IV. 173). Auch diesen Stein zerlegte Rammelsberg mit Salzsäure ; das
zersetzbarc Silicat führt auf das Sauerstofiverhältniss 1.03 : 3.07 : 4,
das des Anorthit, das unzcrsetzbure auf das des Augit; er berech-
nete G2.65 Augit, 34.56 ^Vnorthit, O.fiO Apatit, 0.25 Titanit, 1.35
Chromeisen, 1.17 Magneteisen, 0.25 Magnetkies (a. a. 0. 585).
Alle jene oben erwähnten Gesteine sind augitführende
Eukrite.
Das unter den jungem Anorthitgesteinen die hornblende-
führenden Corsite viel weniger bekannt sind, wurde schon frü-
her (S. 133) bemerkt. G. Rose untersuchte AuswürlÜnge vom Pico das
Greisen. 321
Camarinhas auf der Azoren -Insel San Miguel, welche aus schwar-
zer, stark glänzender Hornblende (wenigen gelben Apatitsäulen) und
deutlich gestreiftem, wasserhell durchsichtigem Feldspath bestehen ;
letzterer ist höchst wahrscheinlich Anorthit, da er schon in Stücken
mit Salzsäure gekocht, zersetzt wird und seine Auflösung einen star-
ken Niederschlag von Thonerde und oxalsaurem Kalk gibt (G. Här-
tung, die Azoren 194).
Feldspathfireie Gesteine.
Dazugehören Greisen, Turm alinf eis, Saussurit-Gab-
bro, Eklogit (Cyanitfels), Granat fels (Kinzigit und Cor-
dieritfels), Dunit, Lherzolith und Eulysit. Quarz, Glimmer
und Turraalin (in den beiden erstem Gesteinen), Saussurit, Diallag,
Sraaragdit, Hornblende und Granat (in den mittlem), Olivin (in den
drei letztern) sind die Hauptgemengtheile.
Creisen.
(Hyalomicte.)
Der Greisen ist ein körniges , graues Gestein , bestehend aus
hellgrauem (juarz und grauem, gelblichem auch ölgrünem Glim-
mer (meist Lithionglimmer) ; der Quarz in sehr grobkörnigen Indi-
viduen waltet durchweg beträchtlich über die Glimmerblätter vor.
Ein selten vorkommendes Gestein steht der Greisen meistens
mit Granit in innigem Zusammenhang und kann als eine feldspath-
freie Granitmodification betrachtet werden. Der Uebergang zwischen
Granit und Greisen wird durch allmählige Abnahme des Feldspath-
gehalts hervorgebracht und es erscheinen so Greisengesteine , wel-
che den Feldspath gewissermaassen nur als accessorischen Gemeng-
theil enthalten. Ein anderes häufiges accessorisches Mineral ist Zinn-
stein in kleineu Körnern, wie auch Zinnerzgänge gar manchmal den
Greisen dnrc'hsetzen oder begleiten. Der Greisen ist ein vollkom-
men massiges Gestein, welches keine Spur von Schichtung n;i sich
trügt und auch keine Schieferung aufweist , dagegen ist parallel-
epipedische und unregelmässige polyedrische Zerklüftung den mei-
sten Vorkunmmissen eigen.
Bei Zinnwald im Erzgebirge umlagert Porphyr einen domför-
migen Stock von elliptischem Umriss , dessen Hauptmasse aus un-
Zirkel. Fetrographle. II. 21
322 Greisen, Zwittergesteir.
regelmässig abwechselnden, bald scharf an einander absclineidendeii.
bald unmerklich in einander übergehenden Partieen von Greisen and
Granit besteht; darin sind die 8 sog. Zinnsteinflötze, in der Mitte
Hach liegend, nach don Ilündern zu schalenförmig abfallend concen-
trisch eingeschaltet. Nach Naumann sieht man auch am Kielberg
an der westlichen Grenze der grossen (Karlsbad- Ei benstocker Granit-
partie den Granit sehr deutlich in (iroisen tibergehen; Greisen er-
scheint auch in einigen kleinen TVlskuppen dicht am Schiesshanse
von Geyer an der Elterleiner Strasse.
Vgl. u. a. A. E. iieuss, Um-rcbungen v. Teplitz u. Bilin 1840. 40.
H. Müller in v. Cotta^ Gangstudien III. 36.
Stolzner, d. Granite v. (n'yer u. Ehrenfriedersdorf. Freiberg 18G5. 12.
Ausser diesen Vorkommnissen kennt man noch andere Abla*
lagerungen von Greisen, mit denen sammtlich Zinnerzlagerstätteu in
Verbindung stehen, wie bei Schlaggenwald in Böhmen, in Comwall
mehrorts, auf der ostindischen Zinniusel I^anka; diese Greisenge-
steine bilden meist unregehnässig gestaltete Stöcke im Granit, ähn-
liche Greisenstöcke finden sich auch im Granit von Vaulry im Dep.
der obern Vienne.
Bei Gelegenheit des Greisen sei das sog. Z wittergestein
(auch wohl Stockwerksporphyr genannt) von Altenberg in
Sachsen erwähnt, ein splitteriges, feinkörniges bis dichtes, dnukel-
graues Gestein, der Hauptsache nach eine eisenschüssige Quarzmasaei,
welche mit Chlorit mehr oder weniger imprägnirt ist und oft kry-
stallinische Qunrzk(")rner eingewachsen enthält. In der feinkörnigen
Masse erkennt man mit Hülfe der Loui>c Chlorit, Zinnstein (Zwitter
genannt) und Arsonikkies fein eingesprengt , schmale Adern von
Quarz verlaufen in der Masse. In dem Altenberger Stockwerk ist
der l Jebergang von Granit in diese Masse ersichtlich, welcher laQgs
Quarzklüften erfolgt.
V. Cotta, Hernr- „. Hüttenm Z.'itg. lRr>0 Nro. l. 18^3. S.74.
Hier könnte man alsdann auch das Ganggestein mancher Zinn-
erzgänge v<»n (■(►rnwall (z. B. der Histricte von St. Agnes nnd St.
Just) anreihen, welches ebenfalls oin (ienienge von Quarz (capel ge-
nannt) mit Chlorit oder einem andern ähnlichen Mineral (peach)
darstellt.
Turmalinfels. 823
Timalinfek.
(Schürlfels, Schörlschiefer , TurmaÜDSchiefer , Schörlquarzit , Hyalo-
tourmalite , Schörlrock).
Der Turmaliiifcls ist ein bald grob-, bald feinkörniges, bald
schieferiges Gemenge, aus graulicbweissen Quarzkör neru und
dunkelbraunen oder schwarzen Turmalinkörnern zusammenge-
setzt. Man pflegt nach der Grösse und Verbindungsweise der Kör-
ner folgende Aliarten zu unterscheiden :
körnigen Turmalinfels, ein grob- bis kleinkörniges Ge-
menge der beiden Mineralien in deutlich von einander unterscheid-
baren Individuen mit vollkommen granitartiger Textur, daher meist
schwarz und weiss gefleckt erscheinend ;
dichten Turmalinfels; beide Gemengtheile sind so fein-
körnig ausgebildet, dass das Gestein dichte Beschaffenheit zeigt, und
einlach graulichschwarz gefärbt, eine der häufigsten Varietäten ;
schieferigen Turmalinfels, Turmal i nschiefer ; in
einer feinkörnigen Quarzmasse sind lagenweise feine Kömchen oder
dünne Nädelchen von Turmalin eingesprengt, so dass durch die ab-
wechselnden Lagen beider Mineralien eine schieferige Textur ent-
steht. Die Schieferlagen dieses schwarz und graulichweiss gestreift
erscheinenden Gesteins sind meistens wellenförmig gewunden.
Der Turmalinfels ist ein Gestein, welches an den meisten Punk-
ten seines Vorkommens in sehr naher Beziehung zu den Graniten
steht, namentlich zu derjenigen turmalinführenden Abart des Gra-
nit, welche Bd. I. 41)6 als Turmalingranit aufgeführt wurde. Ueber-
gänge in Granit werden durch den Eintritt von oft beträchtlich
grossen Ort hoklaskry stallen ve;rmittelt, welche im Turmalinfels in
petrographischer Hinsicht die Rolle von accessorischen Gemengthei-
len spielen.
In dem Turmalinfels von Meladore und Trevalgan bei St. Ives
in ( -ornwall gewahrt man , worauf schon de la Beche aufmerksam
machte, dass an nianc^hen Stellen diese Feldspathkrystalle durch Ver-
witterung weggeführt sind, und im Innern der Höhlung, welche die
(xestiilt des verschwundenen Minerals scharf wiedergibt, Turmalin
in einander durchkreuzenden Nadeln krystallisirt ist. Glimmerblätt-
chen von schwarzer oder silberweisser Farbe treten auch in den
Turmalinfels ein, wodurch schieferiger Turmalinfels in gneiss- oder
824 Turmalinfels.
glimmerschieferähnliche Gesteine übergeht. Von accessorischen me-
tallischen Mineralien sind Zinnstein und Arsenikkies zu nennen, na-
mentlich stellt der erstere sich als getreuer Begleiter auf zahlrei-
chen Turraalinfolsgängen ein.
Früher (Bd. I. 490) wurde bemerkt, dass besonders die äus-
sern Grenzen der Granitablagerungen es sind, an denen sich Tunnalin
theils in einzelnen Körnern und Kadeln , theils in Aggregaten von
stengelig-strahliger Zusammensetzung einstellt ; aus diesen Turoialin-
graniten entwickelt sich nach aussen zu der Turmalinfels, indem
der Turmalin fortwährend an Menge zunimmt, während Glimmer
und Feldspath nach und nach verdrängt w^erden, bis ein Gemenge
von Quarz und Turmalin zurückbleibt. Die äusserste Umgrenzung
der turmalinführenden Granite ist demnach der Hauptlagerort der
Turmaliufelsgesteine, und mit Recht erklärte Korbes in Anbetracht
der innigen Verknüpfung von Turmalinfels mit Granit schon im Jahre
1822 den erstem nur als eine Modification des letztern. Ausserdem
bildet der Turmalinfels — ohne erkennbaren Zusammenhang mit
Granit — grössere selbständige stockförmige Ablagerungen, sowie
auch Gänge, welche den Granit und benachbarte Gesteine zugleich
durchsetzen.
Am ausgedehntesten und vorzüglichsten entwickelt erscheint
der Turmalinfels auf der Halbinsel Cornwall, wo einerseits aus den an
der Grenze der Granitablagerungcn viel verbreiteten Tunnaliugrani-
ten an vielen Punkten das in Rede stehende Gestein hervorgeht, an-
dererseits auch im Innern von Granitmassen der Tm-maiinfels auf-
tritt und zwar in der Weise, dass zonenartige Parallelmassen bei-
der Gesteine oft sehr regelmässig mit einander abwechseln. So z. B.
besteht der Granit von St. Austell ^ganz und gar aus abwechseln-
den parallelen Massen von (Jranit und Turmalinfels ; an einer Stelle
ist es Granit mit Streifen von Turmalin oder Turmalinfels, an einer
andern Turmalinfels mit Streifen von Granit und hier und da herrscht
die eine Gebirgsart so vor, dass die andere ganz verdrängt ist ; die
parallelen Streifen von 'I'urmalinfels sind oft in der Mitte durch eine
schmale durch Zinnstein bezeichnete Absonderung getrennt. Aehn-
lich ist es auf der Nordseite von Dartmoor, wo die Wechsel zwi-
schen Granit und Turmalinfels nach dem Schiefer zu häufiger werden,
so dass zuletzt ein feinstreifiges Gestein erscheint« (Sedgwick), Aus-
gezeichnet grobkörniger Turmalinfels findet sich als eine mit dem
Turmalinfels. 325
Granit zusammenhängende Masse zwischen dem Cap Comwall und
dem Cap Landsend. Auch die Turmalinfelsgänge stellen sich mei-
stens auf der Grenze von Granit und Schiefer ein. Merkwürdig sind
die von Forbes bescliriebenen Turmalinfelsgänge von Kosemodris,
welche ^ bis 3 Fuss mächtig in grosser Anzahl und unter einander par-
allel den Granit durchschneiden, ohne in den darüberliegenden Schiefer
hineinzusetzen ; eigenthümlich ist auch das von Garne erwähnte Vor-
kommen des Turmalinfels im Granit von Cam-Boscawen, wo eine bis
zu 8 Fuss mächtige gangförmige Turmalinfelsmasse nach oben zu
sich in mehrere auskeilende Trümer zerschlägt, nach unten zu hin-
gegen vollkommen in den Granit übergeht. Andere Turmalinfels-
gänge ersclieinen am Polmear-Cliff und bei Zennor, letztere setzen aus-
schliesslich im Schiefer auf. r)ie bedeutendste, selbständige Tur-
malinfelsmasse in Cornwall, mitten im Gebiet des Schiefers gelegen,
ibt der Roche-Rock bei Bodmin, eine gewaltige hoch emporragende
Felsmasse von körnigem Turmalinfels, wie der Granit in matratzen-
ähnliche Bänke abgesondert.
Nach Naumann steht bei Beyerfeld unweit Schwarzenberg in
Sachsen auf ein paar hundert Schritt weit mitten im Glimmerschie-
fer ein körniges Gemenge aus viel Turmalin und wenig Quarz an,
welches nicht geschichtet, aber im Grossen ungemein zerklüftet ist.
Bei (leyer und Ehrenfriedersdorf in Sachsen stehen turmaliiif eisar-
tige Gesteine mit den dortigen zinnerzführenden Quarzgängen in
Verbindung. Turmalinschiefer von Auersberg bei Eibenstock im
Erzgebirge.
Das von v. p]schwege unter dem Localnamen Carvoeira
beschriebene Gestein aus Brasilien, welches in dem dortigen Itaco-
lumit-Terrain auftritt, besteht der Hauptsache nach aus Quarz und
Turmalin.
Freiesleben, (ieo^nost. Arbeiten VI. 1, wo zuerst die Selbständig-
keit des TurmaliiifelH hervorgehoben wurde.
l'orl)«'s u. C'aino, Traiisactions of thc geol. soc. of Cornwall 1822.
11. 57. :i53. 2()2. III. 220.
Koane, ^bendaR. 1832. IV. 240. 273
Sedgwick, Karstens Archiv X. 1837. 017. tilO.
Do la neche, Report on the geology of Cornwall etc. 160. 174.
Nauniaun, (uogn. Beschr. d. Kgrchs. Sachsen II. 201.
Daubree, Annales des mines (3) 1841. XX. 84.
v.Eschwego, Beiträge z. Gebirgskunde Brasiliens 1832. 178.
326 Topasfels, Saussurit-Gabbro.
Anhangsweise sei an den Tnrmalinfels der sog. Topasfels
(Topazoseme , Hauy) gereiht, obschon dieser wesentlich ein klasti-
sches, breccienartiges Gestein ist. Er besteht aus groben Bmch-
stücken eines quarzreichen Turmalinschiefers, durchschnittlich von der
Grösse einer Faust, welche durch ein krystallinisches Bindemittel
von Quarz und Topas cämentirt sind. In den Drusenräumen zwischen
den Bruchstücken sind Quarz, Topas und Turmalin in Krystallen
ausgebildet, ockergelbes Steinmark füllt hier und da die Zwischen-
räume zwischen den Krystallen aus, auch sitzen in den Drusenräa-
men kleine Krystalle von Zinnstoin.
Dieser Topasfels bildet eine schroff mauerartig 80 Fuss hoch
emporragende Felsmassc , den Schneckenstein , im Glimmerschiefer
bei Auerbach im sächsischen Voigtlande ; er lässt keinen Uebergang
in den umgebenden Glimmerschiefer erkennen.
Henckel, Acta physico-inedica 1737. IV. 31ß beschrieb zuerst den
» Sehn eckentopas « .
J. G. Kern, vom Schneckcnsteiii oder dem sächsischen TopasfeUen.
Prag 1776.
J. F. W. V. Charpentier, Miner. Geogr. d. chursächs. Lande. 1778. 309.
Breithaupt, N. Jahrb. f. Min. 1854. 787.
Saussurit-tiabbre.
Damit seien diejenigen Gesteine bezeichnet, welche neben Dial-
1 a g oder Smaragd it solchen S au s s ur i t führen, der nicht als
ein labradorartiger Feldspath betrachtet werden kann, sondern ein
zoisit- oder mejonitähnliches Mineral zu sein scheint. Von ihm
war schon S. 112 die Rede, da man derlei Gesteine gleichfalls als
Euphotide oder (labbro aufgeführt hat. Zu ihnen ist namentlich
das schöne Gestein zu zählen, welches sich in Geschieben und gros-
sem Blöcken an den Ufern des Genfer Sees findet und ein gross-
körniges Geniengo von vorwaltendem graulich- bis bläulichweissem
derbem feinkörnigem sog. Saussarit und gras- bis apfelgrünem, auf
den Spalt ungsfiächen perlmuttcrig glänzendem Smaragdit darstellt.
Von diesem Saussurit gibt es eine alte Analyse von Th. de Saus-
sure (Jourii. des raines XIX. 205) und eine neuere von J. Fiken-
scher (Journ. f. pract. Chemie LXXXIX. 456 ; Neues Jahrb. f. Min.
18G4.83), welcher darin fand : Kieselsäure 45.35 ; Thonerde 30.28 ;
Kalk 13.87; Magnesia 3.38 ; Natron 4.23; Eisenoxydul 1.37; Glüh-
Saussarit-Gabbro.
327
Verlust 0.71 ; das spec. Gewicht ist wiederum hoch, 8.227. Das
Sauerstoffverhältniss ist 1.46 : 3 : 5.08, oder nahe wie 1 : 2 : 31.
Fikenscher betrachtet diesen Saussurit, dessen feines Pulver von
Säuren nur wenig angegriffen wird und von dem feine Splitter nur
schwer vor dem Löthrohr schmelzen, als eine selbständige Spe-
cies. Der Smaragdit dieses Gesteins besitzt naöh ihm die Spalt-
barkeit der Hornblende und kann als eine Abänderung des Uralit
betrachtet werden, ausserdem enthält es Grammatitfasern und kleine
blutrothe scharfe Granatkrystalle. Hierher scheinen auch zu gehö-
ren das Gestein vom Mont-Genevre mit grünlichweissem Saussurit
(I) , eines aus dem Orezzathal in Corsica mit Saussurit (U), beide
untersucht von Boulanger (Annal. des mines (3)Vni. 159; Poggend.
Annal. XXXVI. 479) und das vom Monte -Rosa mit bläulichweis-
sem Saussurit (III) , den Hunt analysirte (Amer. journ. of sc. (2)
XXVU. 336):
Kieselsäure
Thonerde .
Eisenoxyd
Kalk . .
Magnesia .
Kali . .
Natron
Glühverlust
I.
n.
ni.
44.6
43.6
43.59
30.4
32.0
27.72
—
—
2.61
15.5
21.0
19.71
2.5
2.4
2.98
—
1.6
—
7.5 —
3.08
_ _ 0.35
10Ö.5 100.6' 100.04
Alle drei stimmen, wenn auch die Monoxydantheile nicht we-
nig differiren , im Sauerstoffverhältniss sehr gut überein , welches
beil = 1 : 1.0 : 3.1, bei II = 1 : 2.0 : 3.1, bei III = 1 : 1.8:3.0; auf-
fallend ist jedoch, dass das spec. Gewicht bei I nur zu 2.65 ange-
geben wird, während es bei III 3.365 beträgt, und dass II vor
dem Löthrohr leicht schmelzbar ist.
Eklogit.
Oiiiphacitfols, Smaragditfels. Von Ilauy benannt, wegen des
durcli die lebliaft verschiedenen Farben der zwei Gemengtheile her-
vorgebrachten schönen Aussehens (Traite de miner. IV. 548).
Der Kklogit besteht aus grasgrünem Smaragdit und rothem
Granat in grob- bis kleinkörnigem Gemenge. Das Gestein hat
328 Eklojrit, Cyanitfels.
meistens den Anschein, als ob die Granatkörner porphyrartig in
der grünen Smaragditgrnndmasse eingewachsen seien. Sehr häufig
tritt, manchmal in recht beträchtlicher Menge, Cyanit hinzu in iiim-
mel- oder dunkelblauen kleinen Körnern, welche die Schönheit des
Gesteins noch erhöhen. Weisser Glimmer, Quarz, Kalkepidot,
Hornblende, Magneteisen, Chlorit, Eisenkies stellen sich auch hier
und da als unwesentliche Mineralien in dem Gemenge ein; Zirkon
erwähnt Lipoid von der Saualpe in Kärnthen. Noch von keinem
Eklogit ist eine chemische Analyse veranstaltet worden.
Der Eklogit ist ein Gestein von geringer Verbreitung. Im
Gneiss, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer bildet derselbe un-
geschichtete, stockartige Einlagerungen, bisweilen von ziemlicher
Ausdehnung, vielfach mit Serpentin vergesellschaftet, welcher hier
ein Umwandlungsproduct des Eklogit zu sein scheint (Bd. 1. 330).
Im Gneiss des Fichtelgebirges finden sich von Hof nach Markt Schor-
gast zu mehrere Eklogitvorkommnisse, z. B. am Reuthberg bei Döhl-
au unfern Hof, bei Eppeureuth, am Schafliügel bei Silberbach, am
Rehhügol nördlich von Fattigau, bei Fürstenreuth, Stambach. Cya-
nitreich ist der Eklogit an der Bacheralp in Steiermark ; im nord-
östlichen Kärnthen sind zahlreiche EkL^gitmassen dem Gneiss ein-
gelagert, an der Saualpe (Gedruskogel und Kupplerbrunn), bei
Lölling (vgl. Lipoid, Jahrb. d. geol. Reichsanst. VI. 1855. 415 u.
Neues Jahrb. f. Min. IA58. 222). An der Engelswand im tyroler
Oetzthal. In Sachsen bei Grosswaltersdorf im Gneiss, bei Waldheim
im Granulit , bei Greifendorf von Serpentin umgeben.
Im norwegischen Gneiss fand Naumann westlich von Romsdal
und Homingdal ebenfalls Eklogit. Ausgezeichneten Eklogit, wel-
cher Rutil und Iserin führt, beobachteten Hjortdahl und Irgens
am Dalfjord im Nordre-Bergenhus-Amt. Auf der Insel Syra des
griechischen Archipel.
Cyanitfels,
oder Disthenfcls nannte Virlet ein Gestein von der Insel Syra.
Der Cy a n i t von heller oder dunkler blauer Farbe bildet dort entweder
allein oder verbunden mit rothem Granat, grünem Smaragdit
oder silberweissem Glimmer mächtige Lager, welche mit Eklogit
abwechseln. Es ist offenbar, dass petrographisch zwischen Eklogit
und Cyanitfels eigentlich keine Grenze zu ziehen ist.
Virlet, Bull, de la soc. geol. III. 201. 1833.
Granatfels. 329
CraBatfels.
Ein krystallinisch - körniges Geraenge von Granat, Horn-
blende und Magneteisenerz. Oft besteht die ganze Masse fast
nur aus braunem oder gelblichem, mehi* oder weniger dicht erscheinen-
dem Granat ; in Drusenräumen desselben zeigen sich manchmal schöne
Granatkrystalle ; in andern Fällen gewinnen wieder Hornblende und
Magneteisen die Ueberhand. Selir häufig sind noch andere Silicate,
Schwefelmetalle und Kalkspath hinzugemengt. Derlei Gesteine tre-
ten vorwiegend nur in untergeordneten Vorkommnissen auf: am
Teufelsstein und Klobensteiu bei Schwarzenberg, bei Ehrenfrieders-
dorf und Berggieshübel in Sachsen. Bei Kupferberg im böhmischen
Erzgebirge; im Gebiet des Glimmerschiefers bei Abertham und nord-
östlich von Bäringen in der Gegend von Joachimsthal, wo der Glimmer-
schiefer nicht unbeträchtliche Einlagerungen von Granatfels enthält,
die stellenweise eine Mächtigkeit von 10 Klaftern erreichen. Beim
Cap Calamita auf Elba bildet der Granatfels einen mächtigen Gang.
Im Uebergangskalkstein von Bogoslowsk im Ural beobachtete G.
Rose einen gelbiichbraunen, stark fettglänzenden Granatfels, häufig
von kleinen Quarzaderu durchsetzt; er erscheint in Lagern, die
man bis auf eine Länge von 130Lachtern verfolgt hat und die zu-
weilen eine Mächtigkeit von 20 Lachtern gewinnen. Nach Sterry
Hunt kommt Grauatfels bei St. Joseph in Canada vor, wo weisser
Thongranat, gemengt mit Feldspath, Hornblende oder Serpentin la-
gerartige Massen bildet.
Hieran möge sich das Gestein reihen, welches nach dem Be-
richt von Tasche im Gneiss des südlichen Kirchspiels Bokenäs bei
Stora-Kärr im Bohuslän (Schweden) auftritt, ein Gemenge von klei-
nen schwarzen oder schwarzgrünen, glasglänzenden Hornblende-Kry-
stallen , rothbraunem , durchscheinendem krystallinischem Granat,
kleinen Partieen und ausgebildeten Krystallen von Rutil, sowie sehr
spärlichem triklinem Feldspath. Da wo das Gestein den Atmo-
sphärilien ausgesetzt ist, scheine sich Hornblende und Granat in
Glimmer und C'hlorit umzuwandeln.
V. Wainsdorff, X. Jahrb. f. iMin. 1844. 413.
V. Cotta, Krläutoruiigcn z. pfeogn. Karte von Sachsen Heft IL 225.
Jükely, Jahrb. der k. k. geol. R.anst. VIII. 1857. 30.
(j Rose, Reise in den Ural I. 398.
St. Hunt, Catalogue of canadian rocks z. Londoner Ausstellung 1862.
Tasche, N. Jahrb. f. Min. 1864. 27.
330 Kinzigit, Cordicritfelp, Diinit.
Hier mögen sich ihres Granatgehalts halber zwei Gesteine an-
schliessen , Kinzigit und C or d i er i t f el s , welche sich , wenn-
gleich sie etwas Feldspath enthalten, nicht zweckmässig den Feld-
spathgesteinen einreihen lassen.
Kinxlgit.
Ein krystallinisches Gemenge von schwarzem Glimmer, Gra-
nat, welcher meistentheils deutliche Manganreaction zeigt, und
Oligoklas, als accessorische Gomengtheile auch Cordierit, Fibro-
lith und Mikroklin führend. Dieses Gestein, dessen Eigenthümlich-
keit Fischer zuerst hervorhob, findet sich, bisweilen in dichten Zu-
stand übergehend zu Wittichen an der Kinzig im Schwarzwald, »u
Gadernheim und Erlenbach im Odenwald. Verwandte Gesteine kom-
men vor bei Bodenmais in Bayern, wo der Oligoklas durch Breit-
haupts Mikroklin vertreten sein soll, und am Cabo de Gata in
Spanien. G. Leonhard ist geneigt, den Kinzigit als einen Gneiss zu
betrachten, in welchem der Quarz durch Granat ersetzt ist.
Fischer, X. Jahrb. f. Min. 1860. 796 und 1861. 641.
Cordieritfels,
oder Dichr oitfels, ein Gemenge aus Feldspath, Cordierit,
Granat und spärlichem Glimmer, im Granit des Erlbachgrun-
dos bei Kriebstein iu Sachsen einen Gang bildend.
Naumann, Erläuterungen z. gfO<rn. Karte v. Sachsen Heft II. S. 13.
Es folgen nun drei feldspathfreie Gesteine, welche zum gröss-
ten Theile aus 0 1 i V i n bestehen: Dunit, Lherzolith und Eu-
ly s i t. Die genauere Kenntniss der beiden erstgenannten bt ein
interessantes Resultat der allerjüngsten Zeit.
•unit.
(Körniger Olivinfels).
Dies eigenthümliche (185*.)) von v. Hochstetter auf Neuseeland
aufgefundene und benannte Gestein setzt, in engster Verbindung mit
Serpentin stehend, die mächtige Bergniasse des 4000 Fuss hohen
Dun Mountain südöstlich von Nelson zusammen, die einer grossar-
tigen Serpentingangmasse augehört.
Der Dunit ist ein aus krystallinisch-körnigem Olivin l>e8te-
Dunit. 331
hendes Gestein, von lichtgelblichgrüner bis graugrüner Farbe , auf
dem frischen Bruch mit Fettglanz bis Glasglanz; die Bruchflächen
sind uneben, eckig körnig und grobsplitterig , die Härte ist etwas
geringer als beim Feldspath, das spec. Gew. beträgt 3.295. Vor
dem liöthrohr färben sich kleine Splitter rostgelb, schmelzen aber
nicht; in Salzsäure ist das Gestein fast vollständig zersetzbar. Chrom-
eisen ist stets in nadelkopfgrossen schwarzen, au den Kanten ab»
gerundeten Oktaedern als charakteristischer accessorischer Gemeng-
theil eingesprengt.
Analysen des möglichst von Chromeisen befreiten Dunit I nach
Reuter, II nach Madelung.
I. II.
Kieselsäure 42.80 42.69
Magnesia 47.38 46.90
Eisenoxydul ...... 9.40 10.09
Natron, Nickel- u. Kobaltoxyd Spuren Spuren Nickel
Wasser 0.57 0.49
1007l5 T0().l~7~
Mit Vernachlässigung des Wassers ist das Sauerstoflverhält-
niss von Si und (Mg 4- Fe) bei I = 22.3 : 21.1, bei II = 22.1 : 21.0,
also wie 1:1, wie es dem Olivin zukommt. Der Olivin des Dunit
verhält sich zu dem in vulkanischen Gesteinen eingesprengten Oli-
vin wie Orthoklas zu Sanidin. v. Hochstetter spricht die gegrün-
dete Vermuthung aus, dass einige harte krystallinisch aussehende
sog. Serpentine vielleicht Dunit seien.
Das Mineralgemengo des Dunit, Olivin mit accessorischem
Chromeisen, war bisher nicht als tellurisches Vorkommnis^, sondern
nur als Meteorstein bekannt und zwar im Chassignit (G. Rose),
gefallen am 3. October 1815 bei Chassigny unweit Langr es, Haute-
Mame, Frankreich. Nach Damour besteht dieser Meteorstein aus
zahllosen rundlichen kleinen Körnern von strohgelber Farbe mit
Glasglanz (Olivin), und hier und da eingesprengten schwarzen Körn-
chen; dass pec. Gew. ist 3.57; Salpetersäure zersetzt ihn schon in der
Kälte, namentlich aber in der Wärme und lässt jene schwarzen
Körner ((•hronieisen) mit einigen graulichen Partikeln unangegriffen
zurück, die ganz das Ansehen von Augit haben; beide zusammen
machon aber nicht einnuil 4 pct. aus. Die Analyse ergab: Kiesel-
säure 35.30; Magnesia 31.76; Eisenoxydul 26.70; Manganoxydul
332 Lherzolith.
0.45; Chromoxyd 0.75; Kali 0.66; Chromeisen und Augit 3.77
(99.39). Der Chassignit ist demnach viel eisenreicher als der Diinit.
V. Hochstetter, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1864. 341. Geologie v.
Neuseeland 1864. 218. N. Jahrb. f. Min. 1866. 76.
Damour, Comptes rendus LV. 1862. 591; vergl. auch Joum. f. pr.
Chem. LXXXIX. 1863. 50(J.
Lherzolith.
Dieses Gestein , namentlich in den Umgebungen des Weihers
Lherz in den Pyrenäen veibreitet, wurde von v. Charpentier als
ein körniger Augitfols (Pyroxene en röche) betrachtet und bisher
in dieser Weise beschrieben. Neuerdings ergab es sich aber durch
die chemischen und mineralogischen Untersuchungen von Damour
und Descloizeaux, dass der Lherzolith keineswegs aus einer, son-
dern aus drei deutlich von einander unterscheidbaren Mineralspe-
cies besteht: aus Oliv in, aus Knstatit und Diopsid als we-
sentlichen Gemengtheilen, wozu sich als unwesentlicher Gemengtheil
schwarze Körner von Picotit gesellen. Merkwürdigerweise hielt be-
reits der erste Entdecker dieses Gesteins , Lelievrc , in einem an
de Lamethene gerichteten Briefe (Journal de physique, Mai 1787)
dasselbe für eine Varietät von Chrysolith. Picot de Lapeyrouse,
welcher das Gestein später in seinen dem III. Bd. der Memoires de
Tacademie de Toulouse eingereihten Fragments sur la mincralogie
des Fyrenees (S. 27) beschrieb, glaubte es für eine Varietät des
p]pidot halten zu »ollen ; de Lametherie ist es , welcher ihm den
Namen Lherzolith ert heilte. Schon Charpentier war die Verschie-
deufarbigkeit der zusainmenjctzenden Theile nicht entgangen, »qui
le fait prendre au premier abord pour une röche composee« ; auch
hatte dieser vortreffliche Beobachter bereits bemerkt, dass der schön
grüne Pyroxon (der Diopsid) nicht so schwer schmilzt als der grau-
braune (der Knstatit), gleichfalls dass jener dem verwitternden Ein-
fluss der Atmosphäre verhältnissmässig bedeutend weniger unterliegt;
selbst macht er schon darauf aufmerksam, dass Olivin und Diallag
diejenigen Mineralien seien , die mit dem Pyroxene en röche die
grössto Aehnlichkeit darbieten.
Der Olivin, meist nahezu drei Viertel der Masse bildend, ist
leicht von den andern Gemengtheilen durch seine Härte und oliven-
grüne Farbe zu unterscheiden ; er ist vor dem Löthrohi* unschmelz-
Lherzolith. 338
bar, rait Säuern gelatinirend. Damour fand das spec. Gewicht 3.38,
die Zusammensetzung: Kieselsäure 40.59; Magnesia 43.13; Eisen-
oxydul 13.73; Manganöxydul 1.60 (99.05).
Das über den Diopsid meist vorwiegende Magnesiaeisenoxy-
dulsilicat Knstatit, spaltbar nach den Flächen eines geraden rhom-
boidischen Prismas mit dem Winkel von 93" und 87" ist von grau-
lichbrauner Farbe, vor dem Löthrohr sehr schwer schmelzbar, un-
löslich in Säuren; das spec. Gewicht ist 3.27, die Zusammensetzung:
Kieselsäure 54. 7G ; iMagnesia 30.22 ; Eisenoxydul 9.35 ; Thonerde
und Chromoxyd 4.90 (99.23).
Der Diopsid findet sich in rundlichen Körnern von smaragd-
grüner Farbe ; er schmilzt vor dem Löthrohr zu durchscheinendem
grünem Glas und löst sich in l^hosphorsalz , dem er eine chrora-
grüne Farbe ertheilt; das spec. Gewicht ist 3.28, die Zusammen-
setzung : Kieselsäure 53. G3 ; Thonerde 4.07 ; Kalk 20.37 ; Magnesia
12.48; Eisenoxydul 8.52; Chromoxyd 1.30 (100.37). p:8 ist daher
ein an Eisen verhältnissmässig sehr reicher Diopsid, welcher auch
unter allen bisher untersuchten die grösste Thonerdemenge aufweist,
und von denen übrigens keiner einen Chromgehalt besitzt.
Die kleinen schwarzen Körner des Picotit (zu Ehren des aus-
gezeichneten Naturforschers Picot de Lapeyrouse von Charpentier
benannt) dürften als ein chromhaltiger Pleonast zu betrachten sein ;
das sper. Gewicht ist 4.08, die Zusammensetzung : Thonerde r)6.00;
Magnesia 10.30; Eisenoxydul 24.90; Chromoxyd 8.00; Kieseliger
Rückstand 2.00. Bisweilen erscheinen auch Talkblättchen im Lher-
zohth, und stellenweise geht er in Serpentin über.
V. Charpentier theilt auch eine von Vogel angestellte Bausch-
analyse des (iesteins — vielleicht eine der frühesten Bauschanalysen,
allerdings nur eine unfreiwillige — mit; sie lieferte: Kieselsäure
45.0; Thonerde 1.0; Kalk 19.5; Magnesia 16.0; Eisenoxydul 12.0;
('hromoxydul 0.5; Manganoxydul Spur; Verlust 6.0, Beachtens-
werth ist, dass schon damals dem aufmerksamen Analytiker der ge-
ringe ("hromgehalt nicht entgangen war.
Der vorwiegend olivenfarbene Lherzolith ist grobkörnig bis
dicht, bisweilen so feinkörnig, dass er manchen Serpentinen gleicht,
von denen er sich indessen durch grössere Härte unterscheidet.
P'r bildet meistens in der Nähe der Granite kleinere und grössere
Lager in den Kalksteinen der Pyrenäen, von denen sich das
384 Lhenolith.
ansgedelinteste am Weiher Lherz findet, welches über fOnf Viertel
Meilen weit vom Planel de Bernadonze bis zum Passage d^&ce zu
verfolgen ist (Dep. de TAriege). Der Teich von Lherz (l'etang de
liherz oder de TErs, womit man in den Pyrenäen eine durch Bren-
nen vcrw üstete Holzung bezeichnet, vom latein. ardere) liegt etwas
unterhalb des 1070 Meter hohen Col d'Aneou, über welchen man
von Aulus im Garbet-Thal nach Vicdessos oder nach Massat steigt.
Dieses schwarze und stille von Seerosen nnd Binsen bewachsene
Gewässer, welches im trockenen Sommer kaum hundert Schritte
im Umfang hat, ist ringsum von nackten, an der Oberfläche gelb-
braun verwitterten Lherzolithklippen umgeben, über welchen sich
hohe und steile, vollständig sterile Felsen eines lichtbläulichgrauen
meist kryptokrystallinischen Kalksteins erheben. Ausgezeichnet ist
der Lherzolith , welcher an der Serre de Sem, südöstlich von Vic-
dessos (Ariege) eine 140 Meter breite Einlagerung im Kalkstein
bildetr und südlich von Arconac durch das Vicdessos-Thal hindurch-
setzt ; die Grenze zwischen dem Lherzolith und dem dichten blau-
grauen Kalkstein ist sehr deutlich und scharf. Auch in den Um.'
gebuugen von Portet im Vallongue findet sich das Gestein anste-
hend in der Berggegend Et - cot - de - Moulinos und am Berge Golas,
sowie in losen Blöcken auf dem Wege, welcher von Portet nach
der hoch über dem Ger-Thal gelegenen Kirche von Couledoux führt.
Am südlichen Abhänge des Col de Lurde in der Umgebung
von Eaux-bonnes nach der Ebene von Soussoueou zu findet sich nach
I)escloiz(faux ein Gestein von derselben nur etwas dichtem Be-
schafl'enhcit , wir es am Weiher Lherz ansteht. Leymerie berich-
tet von einem Lherzolith auf der südöstlichen Flanke des Felsens
von Appi nicht weit von dem Granit des Pic de Tabe (Pyrenäen).
Ein ganz ähnliches ausgezeichnet kry stall inisches Gestein, aus .
vorwiegendem Olivin, Enstatit und Diopsid bestehend, wurde kürz-
lich von Bertrand de Lom im Granitgebiet von Beyssac, Dep. der
Haute -Loire aufgefunden.
F. Sandberger fand jüngst eine fast völlig dem Lherzolith
entsprechende Feisart an den >'Schwarzen Steinen« bei Tringenstein
an der Grenze des nördlichen Nassau gegen das darmstädter Hin-
terland. Ein Viertel bis ein Sechstel des untersuchten Gesteins be-
stand aus noch frischem, körnigem Olivin, welcher in dem übrigen
Tlieile desselben sich in jedem Stadium der Umwandlung zu Ser-
Eulysit. 886
pentin befindet. Porphyrartig eingewachsen ist lauchgrüner, viel-
fach durch Körner der Grundmasse unterbrochener Diopsid , z. Th.
in Umsetzung zu tombakbraunem Glimmer, z. Th. , wie es scheint,
zu einem schillerspathähnlichen Körper begriffen ; letzterer dürfte
vielleicht der Eustatit der pyrenäischen Lherzolithe sein.
Auf der Seefelder Alp im Ultenthal in Tyrol wird ein Olivin-
gestein in rundlichen, olivengrünen Massen als Findling getroffen
(v. Zepharovich, Min. Lex. v. Oesterr. 293) ; es enthält gelbbraunen
Hronzit, dessen Analyse (Köhler, Poggend. Ann. XIII. 113 und
Kegnault, ebend. XLVI. 297) sehr gut mit der des pyrenäischen
Knstatit übereinstimmt; ausserdem gewahrt man in den Stücken
ein smaragdgrünes Mineral (wahrscheinlich der Diopsid von Lherz),
sowie in einigen rothen Granat.
De Lametlierio, Throrie de la terre 11.281 ; Lc^^ons mineral. II. 206.
V. Charpentier, Essai nur la const. geogn. des Pyrenees 1823. 245.
Marrot, Annalos des mines (2) IV. 1828. 207.
Damüiir. Bull, de la aoe. geol. (2) XIX. 1862, 413; yev^l auch N.
Jahrb. f. Min. 18C3. 95.
Descloizeaax, Bull, de la soc. geol. (2) XIX. 1862. 417; auch Ma-
nuel de mineralogie I. 541. 544.
Loynierie, Bull de In soc. geol. (2) XX. 1863. 245.
F. Sandberger, N. Jahrb. f. Min. 1865. 449.
EbIjsU.
Axel Erdmann nannte so ein Gemenge, welches fast zur Hälfte
aus o 1 i V i n ä li n 1 i c h e ni , in concentrirter Salzsäure löslichem
Eisenoxydul Silicat, zur andern Hälfte aus grünem Au git
und braunrothem (rranat bestehend, bei Utterwik und Strömshult
unweit Tunaberg in Schweden ein ungefähr 30 Fuss mächtiges und
auf 2000 Fuss Erstreckung verfolgtes Lager im Gneiss bildet. Die
Analyse des löslichen Gemengtheils, welcher die Kieselsäure flockig-
gelatinös abscheidet, ergab: Kieselsäure 29.34 ; Eisenoxydul 54.71;
Manganoxydul H.39 ; Mjignesia 3.04; Kalk 3.07; Thonerde 1.21
(99.76). Dieser Olivin nähert sich wegen seines grossen Eisenoxy-
dulgehalts dem Fayalit, ist aber etwas mangan- und kalkreicher,
übrigens vollständig nach der Formel 11^ Si zusammensetzt.
A. Erdmann, Försök tili en geognostisk-mineralogisk Beskrifning
öfver Tuhabergs Socken 1849. 11.
Vgl. auch N. Jahrb. f. Min. 1849. 837.
Au der isländischen Küste de^ nördlichen Eismeers, in der
336 Andere Olivingesteine.
Gegend von Melstadr, dem Ilofsos, Hnansar kommen abwechselnd
mit den Basaltdecken mächtige Lager eines körnigen Olivingeeteinn
vor, welches fast nur aus ölgrüneni Olivin und sehr wenig Angit
besteht.
Pf'yer u. Zirkel, Reise nach Island 1802. 292.
Hier seien auch die als vulkanische Bomben geltenden Kugeln
erwähnt, welche sich bald von gi'össerni, bald von kleinerm Dorch-
menser (bis zu 50 Pfund schwer) stets init einer dünnen I^va-
kruste überrindet, in der Nähe kraterartiger Vertiefungen der Eifel,
z. B. des Dreiser Weihers, des Weinfelder Maares zerstreut im vul-
kanischen Sande finden ; sie bestehen aus grünlichgelbem Olivin
imd gi'ünem Augit in Körnern und wurden früher für reinen Olivin
gehalten. Kjerulf fand in dem Augit (vom Olivin durch Salzsäure
getrennt): Kieselsäure 5(5.47; Thonerde 4.02; Chromoxyd 1,05;
Eisenoxydul ().05 ; Magnesia 20.42; Kalk 4.19; Glühverlust 0.42.
Dieses Mineral hat eine dem Bronzit vom Ultenthai und dem En-
statit von Lherz sehr ähnliche Zusannnensetzung. Kleine schwarze
Körner in den Kugeln dürften Chromeisen oder Picotit sein.
.luunial f. pract. Chemie LXV. 1H7; Nyt Majjraz. fTir Naturvidensk.
VIII. 178. V^'l. auch Mitschtrlieh, die vnlk. Erscheinung, d.
Kiftl, liersiusjrop:. v. Ruth 18(m. 28.
Interessant wäre es, die S. 2-^3 erwähnten grossem Olivin-
massen in den Basalten zu untersuchen, ob nicht neben dem Olivin
noch En.«;fatit (Bronzit), Diopsid, Chromeisen oder Picotit darin
enthalten ist.
Als Pikrit bezeichnete Tsohermak ein Gestein aus der Ge-
gend von 'Feschen und Neutitschein (Teschenit Hoheneggers z. Th.),
welches zur Hälfte aus Olivin, ausserdem aus Feldspath, Diallag,
Hornblende, MH^nieteiüen besteht. Wegen des rasch zersetzbaren Olivin
unterließet es leicht (»iner Umwandlung und es entstehen eigenthüm-
liehe (iest«*ine. welrhe Olivinpseudonnirphosen in einer, Glimmer,
(/hlorit, Hornblende, Kalkspath führenden (irundmassc zeigen
«Sitznnjrsber. d. k. Akad. in Wien, S.März IStW»).
Darauf, da^s manche Serpentinmassen ans Olivingesteinen her-
V(»rj;«*<,'an«ren. sowit? dass die in den erstem i ing(>wachsenen Mineralien
(Chrnniei^^en. Ilnnizit. (iraiuit) nur gerettete lieberreste des letztem
seien, wnrd»* sclmn Hd. I. S21 nml 3HI hingewiesen.
Bildungsweise der Granite. 837
BllduiifSfS weise der gemengten krystalllnisch-
ktfrntgen Maiisen-Qedteine.
Im Folgenden sind die Hauptansiohten zur Darstellung ge-
])raclit, wodurch man zur Zeit die Entstebungsweise der gemengten
krystallinisch-köruigen Massengesteine zu erklären versucht; damit
sind Betrachtungen verknüpft, die zum Ziele haben, diejenige zu
ermitteln, welche die meiste Wahrscheinlichkeit in sich birgt.
Es würde vielleicht zweckmässig sein, die Reihe dieser Unter-
suchungen mit den beiden jüngsten Gesteinsgruppen, den Trachyten
und Basalten zu begimien, da diese in Zusammensetzung und Lage-
rungsweise mit acht vulkanischen Bildungen verknüpft, eine ver-
hältnissmässig grössere Analogie mit den heutigen Tages und vor
unsern Augen sich bildenden gemengten krystallinischen Massen
darbieten, als die altern der hier in Betracht kommenden krystal-
linischen Gesteine, und man so von dem bekanntern zu dem min-
der bekannten Fortschritte; da indess beide dennoch eine ganz
getrennte Behandlung erheischen, so verschlägt es nicht viel, wenn
dieselbe Reihenfolge beibehalten wird, welche auch in der petro-
graphischen Beschreibung beobachtet wurde.
Indem wir uns in dem Bereich der altkrystallinischen Gebilde
zuvörderst namentlich der Frage nach der Bildungsweise des Granit
zuwenden, berühren wir einen Gegenstand, welcher wie wenige die
Aufmerksamkeit gefesselt hat, und betreten ein Feld, auf dem ein
heisser längstentbrannter Meinungskampf noch inuner nicht ge-
schlichtet ist, dessen allseitig befriedigende Lösung von der näch-
sten Zukunft auch wohl kaum erhofft werden darf. Der Granit
dient gewissermaassen als der Repräsentant der ganzen Gruppe der
alten krystallinisch-körnigen, nicht vulkanischen Gesteine; um ihn
wird vorzugsweise der Streit geführt, dessen Ausgang auch für die
andern venvandten Gebilde in mehr oder minderm Maasse ent-
scheidend sein wird.
Wir werden dabei erkennen, wie Gründe gewichtiger Art,
wenigstens für die meisten Granite zu der Annahme führen, dass
dieselben ursprüngliche Eruptivgesteine sind, welche in einem pla-
stischen Zustand cniporgedrängt wurden. Die Untersuchung, wie
beschafVen dieser Zustand gewesen sei, bildet einen zweiten streng
geschiedenen Theil der folgenden Erörterungen. Dass der Granit
Zirkel, Petrographie. II. 22
338 Mechaiiischo Wirkungen der Granitablagerungen.
in seiner jetzigen Gestalt ein Meeressediraent sei, ist eine Ansicht,
welche längst nicht mehr der Widerlegung bedarf; eine Anzahl
von Forschem sieht aber in dem Granit ein umgewandeltes Sedi-'
mentärgestein, ein Product des Metamorphismus; dass diese Hypo-
these für die meisten genauer bekannten Granitablagemngen sich
keiner Wahrscheinlichkeit erfreut, soll durch eine vomrtheils-
freie Erwägung aller Umstände zu zeigen versucht werden. Wenn
es sich darum handelt, zunächst die eruptive Natur des Granit za
begründen, so ist es dabei nicht zu vermeiden, auch hier und da
schon Rücksicht auf verwandte, gleich oder ähnlich zusammenge-
setzte und in derselben Weise auftretende Gesteine zu nehmen,
welche Erscheinungen darbieten, die die an Graniten zu beobach-
tenden ergänzen und deuten helfen. Die geotektonischen und Ver-
bandvorhältnisse sind es, welche uns das Material zur Feststellung
dieses Punktes an die Hand geben.
Die mechanischen Einwirkungen, welche sich an unzähligen
Punkten erkennen lassen, wo der Granit in seiner Lagerung mit
den angrenzenden Gesteinen zusammentrifft, sind derart, dass sie
nur von einer Masse herrühren können, welche unter gewaltsamen
Kr aft äussern ngen hervorgedrungen ist.
Darauf, dass der Granit so häufig die ausgezeichnetsten gang-
förmigen Gebirgaglieder bildet, scheint man im allgemeinen kein
so grosses Gewicht legen zu dürfen, als es wohl geschehen ist,
denn zahlreiche Gangbildungen gibt es, denen Niemand einen eru-
ptiven Charakter zuschreiben wird; dagegen walten aber dennoch
zwischen den Granitgängen und d(m andern auf wässerigem Wege,
sei es von oben, von unten oder von den Seiten her gebildeten
Gängen höchst wesentliche Unterschiede ob, aus denen sich gerade
die eruptive Natur der Granitgänge ergibt. Oft hat die Masse der
Granitgäuge zwar auf die Lage der Schichten des Nebengesteins
keinen störenden Einfiuss ausgeübt, sehr häufig aber gewahrt man,
dass die Schichtenenden des Nebengesteins da, wo sie durch die
ehemalige Gangspalte begrenzt wurden, verbogen und geknickt,
gestaucht, aufgeklafl't, verdreht und gewunden sind, Erscheinungen,
welche nicht durch das ursprüngliche Zerreissen des Nebengesteins
bei der Spaltenbildung erklärt werden können, welche nur die ge-
waltsame Einpressung einer fremden von unten aufsteigenden Masse
zu erzeugen vermag ; niemals sieht man an Erzgängen, deren Bil-
Mechanische Wirkungen der Granitablagerungen. 839
ilung ruhig aus sickernden Gewässern erfolgte, derartige mechani-
sche Einwirkungen auf das Nebengestein. An Lavagängen beob-
achtet man dagegen vollkommen ähnliche Phänomene, höchst auf-
fallende Windungen des Nebengesteins, wie sie z. ß. die tertiären
Schieferthonschichten der Cyclopeninseln in der Bai von Trezza
nach Lyell (vgl. z. B. Elements of geology 1865. 653) erfahren
ha]>tMi. Bei der grossen Häufigkeit dieser Einwirkungen im Gefolge
nicht nur des Granit, sondern auch der verwandten altkrystallini-
schen Gesteine, der Porphyre, Grünsteine u. s. w. ist es kaum nöthig,
einzelne Beispiele derselben namhaft zu machen.
Die Wunde des Nebengesteins bei diesen Ganggebilden erweisen
sich nicht selten in eigenthümlicher Art gescheuert, wobei oft eine
mehr oder weniger glatt geschliffene Fache erscheint, die mit vielen
geradlinigen und paralbleu Ritzen, Furchen und Striemen ver-
sehen ist. Die ganze Erscheinung lässt sich, wie Naumann bezeich-
nend bemerkt, mit nichts besser vergleichen, als mit den glatten
aber striemigen Flächen, welche der Hemmschuh eines schweren
Lastwagens auf der Chaussee hervorbringt; es ist offenbar, dass sie
nicht durch das blosse Aufklaffen der Spalte entstehen konnte,
sondern dass hier ein Frictionsphänomen vorliegt, welche» durch
ein innerhalb der Spalte sich bewegendes Material hervorgerufen
wurde (vgl. über dieselbe Erscheinung in den Kanälen, in welchen
am Vesuv Lavaströnie lliessen, Sir W. Hamilton in den Philosophical
Transactions von 1780. LXX; dieselben deutlichen und tief ge-
furchten Reibungsflächen sah Krug von Nidda an den isländischen
Basaltgängen, Karstens Archiv VII. 516; ausgezeichnet bieten sie
sich {in dem Nebengestein des Basaltganges auf der Grube alte
Birke im Siegenschen dar).
Die Fragmente des Nebengesteins, welche sich so häufig in
den gang- und stockförniigen Ablagerungen des Granit, sowie ver-
wandter (Tosteinc eingeschlossen finden, sind an und für sich nicht
geeignet, den eruptiven Ursprung dieser Massen zu erweisen, denn
sie werden auch in den ofienbar nicht eruptiven Erzgängen ange-
troflen; die Art und Weise aber, wie diese Bruchstücke in den
Giingen jener massigen Gesteine vorkommen, deutet unverkennbar
darauf liin, dass sie gewaltsam durch die emporgepresste weiche
Gangniasse von den Spaltenwänden losgesprengt und in dieselbe
cingeliülU wurden. Die Zertrümmerung und Zermalmung des Neben-
340 Bruchstücke fremder Gesteine im Granit.
gesteins spricht für den heftigen Conflict, der sich hier ereignete.
Zahlreiche Beispiele, bei denen bald nur Brocken und Splitter, bald
grössere Blöcke und Schollen des Nebengesteins sich in den Chraniten
und andern altkrystallinischen Massengesteinen eingeschlossen finden,
sind früher bei denselben erwähnt worden. Namentlich die Frag-
mente von colossalen Dimensionen, die Ungeheuern, in den Granit
eingesenkten oder scheinbar darauf schwimmenden Partieen des Ne-
bengesteins beweisen sehr deutlich die Kraft des empordrängenden
plastischen Materials und möchten sich in keiner Weise mit den
Bruchstücken des Nebengesteins in den Erzgängen vergleichen
lassen. Nicht selten tragen auch die Fragmente selbst die Spuren
der gewaltsamen Einwirkung an sich: diejenigen von plattenförmiger
Gestalt erscheinen alsdann am Rande gestaucht und aufgeblättert,
oft verbogen, mitunter auch theilweise gespalten und auseinander-
getrieben, wobei die Spalte von Granit erfüllt ist; auch weisen die
Fragmente des zertrümmerten, in eine Art von Breccie verwandelten
Nebengesteins bisweilen offenbare Reibungsfiächen, unverkennbare
Zeichen einer starken Friction auf, wie dies z. B. nach Naumann
der FscU ist bei den Bruchstücken der Granitbreccie, welche die
im Granit aufsetzenden Porphyrgänge unterhalb Meissen am Raben-
stein und am Görisch einfasst, bei den Fragmenten femer des
zertrümmerten Gneiss, welche sich stellenweise in den Porphyr-
gängen der Gegend von Freiberg eingeschlossen finden.
Gewisse Einschlüsse in den Gängen und Stöcken altkrystal-
linischer Gesteine gewinnen noch dadurch ein ganz besonderes Ge-
wicht, dass sie von Gebirgsmassen abstammen, welche nicht dort,
wo das Bruchstück im Gange eingeschlossen ist, denselben seitlich
begrenzen, sondern eine tiefere Stelle einnehmen ; dadurch wird
auf das unwiderleglichste und überzeugendste dargethan, dass das
Gangmaterial wirklich nur aus der Tiefe stammen kann, aus wel-
cher es die losgerissenen Fragmente mit emporgebracht hat. So
rühren die Bd. I. 505 erwähnten Kalksteineinschlüsse im Granit,
welche man beobachtet, wenn man in den spanischen Pyrenäen von
Kl Puyo nach den Bädern von Panticosa wandert, von dem in
einiger Entfernung in der Tiefe anstehenden Kalkstein her. »In dem
schönen Porphyrgange bei Prositz zwischen Meissen und Lom-
mutzsch, welcher mitten in einer Granitregion aufsetzt, finden sich
zuweilen Fragmente von Thonschiefer, welche nur von dem unter
Fragmente, die aus der Tiefe stammen. 341
dem Granit vorhandenen Schiefergebirge abstammen können.* v.Cotta
erwähnt gleichfalls Fragmente von Granit und Kalkstein in dem
im Glimmerschiefer aufsetzenden circa 40 Fuss mächtigen Porphyr-
gange zwischen Zschopau und Schloss Scharfenstein, welche ebenso
nur aus der Tiefe abstammen können. Kjerulf berichtet über ähn-
liche Verhältnisse in dem Fassathal dicht oberhalb des Dorfes Vigo,
wo ein seitlich von rothem Sandstein begrenzter Gang schwarzen
Augitporphyrs Partieen hellblauen Kalks einschliesst, welche von
ihrer 100 — 200 Fuss tiefer befindlichen Lagerstätte emporgerissen
wurden (Christiania-Silurbecken 1855. 58). Es sei hier, um auf die
Analogie aufmerksam zu. machen, erwähnt, dass man ganz dieselben
Erscheinungen auch bei Laven (z. B. der Niedermendiger Nephe-
linitlava unfern des Laacher Sees, denen der Auvergne) findet, wel-
che fremdes Gesteinsmaterial zu Tage gefördert haben. Nach Heuss
enthalten die Basalte zwischen Aussig und Lowositz an der Elbe
Bruchstücke von Granit, welcher im ganzen böhmischen Mittelge-
birge nicht zu Tage ausgeht, nach v. Cotta umschliesst der auf
Quadersandstein lagernde Basalt des Ascherhübeis bei Spechtshausen
unweit Tharand Fragmente dieses Sandsteins und daneben auch des
in der Tiefe ruhenden Porphyr (N. Jahrb. f. Min. 1840. 460);
V. Beust beobachtete in dem rings von Grranit umgebenen Basalt
des Buckerbergs zwischen Eibenstock und Sosa im Erzgebirge
Glimmerschieferbruchstücke (N. Jahrb. f. Min. 1855. 179), Nögge-
rath Granitbruchstücke innerhalb des im Devongebirge aufsetzenden
Basalt des Mendebergs bei Linz am Rhein (Karstens Archiv XIV.
1840. 245). Handgreiflichere Beweise für die Eruptivität aller dieser
Gesteinsgänge und -Kuppen kann man füglich nicht verlangen.
Neuerdings hat Fischer mit besonderer Rücksicht auf die
Eruptivgesteine des Kaiserstuhls Zweifel dagegen ausgesprochen,
dass die als eingeschlossene Bruchstücke von Gneiss oder Granit
geltenden fremden Massen in ihnen wirkliche Einschlüsse präexi-
stirender (resteine seien (Ber. d. naturf. Ges. zu Freiburg im Br.
III. II. 2. S. 1). Mögen aber auch noch so viele der als Einschlüsse
])etrachteten Massen sich durch genauere Untersuchung als Con-
cretionen ergeben, so stehen ihnen tau sende und aber tausende
entgegen, bei denen kein Zweifel über ihre fragmentare Natur auf-
kommen kann. Vgl. die Bemerkungen von v. Hochrtetter, Sitzgsber.
(1. gcul. Beichsanstalt, 17. Jan. 1865.
342 Mechanische Wirkungen der Grauitablagerungon.
Auch daraus ergibt sich, wenngleich nicht die firuptivität,
dann doch der von den Erz- und Mineralgängen vollständig ab-
weichende Charakter der altkrystallinischen Gesteinsgänge, dass
diese eine gänzlich von jenen verschiedene Structur besitzeii; bei
den erstem ist nichts häufiger als eine lagenförmige Anordnung
der einzelnen Bestandtheile, ein deutliches Zeichen des successiven
Absatzes aus Gewässern, während die in Rede steh3nden Gesteins-
gänge sich als gleichmässig gemengte Massen ohne jedwede Lagen-
structur darstellen.
An die oben berührten Stauchungen und Windungen der die
Granitgänge begrenzenden Schichten des Nebengesteins schliessen
sich jene grossartigen und gewaltigen Störungen, welche die Stöcke
von Granit und verwandten Gesteinen in dem Schichtenban und
der Lagerung der umgebenden Gebirgsglieder hervorgebracht haben;
dadurch wird uns erst die wahre Grösse jener Ungeheuern Kraft
klar vor Augen geführt, durch welche solche Gesteine aufwärts
gedrängt wurden; da wurden die Schichten der zunächst angren-
zenden Gebii-gsmassen aus ihrer Lage gehoben, emporgerichtet, Bteil
gestellt, ja überkippt, da ereigneten sich die gewaltsamsten Zer-
reiasungon und Zertrümmerungen in colossalc Schollen, alles Er-
scheinungen, welche wiederum nicht durch das ursprüngliche Auf-
klaffen der grossen Weitung, sondern erst dadurch entstehen konnten,
dass eine empordringende Masse sich durch jene durchzwängte und
Bahn brach. Wenn z. B. Naumann beschreibt, dass in Sachsen die
viele tausend Fuss mächtige Grauwackeukette zwischen Strehla und
Oschatz, welche weiterhin im Collmberge aufragt, durch die Gra-
nitmassen des Dürrnbergs so stark gehoben worden ist, dass ihre
Schichten meist 70^ — 90^ in S. einfallen, so ist das ein Beweis
der gewaltigen Kraft, welche bei der Ablagerung des Granit in
Wirksamkeit war, und es hcisst freiwillig seine Augen verschliessen,
wenn man solche Effecte bei der P'rage nach der Granitgenese nicht
berücksichtigt.
Die Apophysen, welche sich von den Granitstöcken und mäch-
tigern Granitgängen in das Nebengestein hineinverzweigen, scheinen
bei einer vorurtheilsfreien Untersuchung an und für sich keinen
Beweis für das Kmpordringen des Granit zu liefern, po oft man
diesen auch in ihnen zu sehen versucht war; nachdem allerdings
durch uiidcrt' gtutektuiiische V orhältni.sse die Eruptiviiät der (iranite
Zerbrochene u. parallel gestellte Feldspathkrystalle. 843
dargethan ist, stellen auch sie sich als Injectionen des eruptiven
Materials in die Spalten des Nebengesteins dar. Namentlich fallen
nunmehr diejenigen Kamificationen scbwer ins Gewicht, welche von
einer unten liegenden Granitmasse sich abzweigend in die dieselbe
bedeckende Gesteinsablagerung aufwärts hineinragen (vgl. Bd. I. 511) ;
von den Apophysen wird noch mehrorts weiter unten die Rede sein.
Das Eruptivmaterial muss natürlicherweise, um den weiten
Weg aus der Tiefe zurücklegen, in Spalten und Weitungen auf-
steigen und jene Kraftäusserungen üben zu können , sich in einem
plastischen Zustande befunden haben. Für diesen plastischen Zu-
stand finden wir nun einen vollgültigen Beweis in den Bd. I. 63
und 480 erwähnten zerbrochenen Feldspathkry stallen, welche in
den porphyrartigen Graniten nicht selten vorkommen; die Bruch-
stücke, welche mitunter auch gegen einander verschoben erscheinen,
sind durch dazwischen liegende Granitmasse getrennt. Wenn es
üflfenbar ist, dass diese grössern Krystalle bereits gebildet waren,
bevor sie durch die gewaltsame Einwirkung des übrigen Materials
einen Bruch erlitten, so musste sich letzteres dabei noch in einem
plastischen Zustande befunden haben, um diese Wirkung äussern
und die Zwischenräume zwischen den Bruchstücken ausfüllen zu
können; das eruptive Material kann somit erst an seiner jetzigen
Ablagerungsstätte fest geworden sein. Auch Feldspathkrystalle in
Porphyren, Tunnalinkrystalle in Graniten zeigen dieselbe Erschei-
nung, die sich z. B. in höchst ausgezeichneter Weise gleichfalls
an vielen Sanidintafeln des Trachyt vom Drachenfels am Rhein
zu erkennen gibt (vgl. S. 182). Gerade solche Analogieen zwischen
den ältesten und jüngsten Eruptivgesteinen sind ungemein bezeich-
nend. Dieselben geben sich auch noch in andern Beziehungen kund.
In den Graniten beobachtet man mitunter auf beträchtliche Strecken
hin eine der Parallelität genäherte Lage der Orthoklastafeln, ein
Verhältniss, welches gleichfalls auf einen plastischen Zustand der
Masse hindeutet und sich durch Druckwirkungen, wodurch die
bereits fest gewordenen platten Krystalle parallel gestellt wurden,
ohne Schwierigkeit erklären zu lassen scheint. Bei den Feldspath-
krystallen im Melaphyr von Predazzo und in den Lavaströmen von
Teneriffa machte schon früh L. v. Buch, bei den Sanidinen des
Dr ach enf eiser Tracliyt Nöggerath (Karstens Archiv XVIII. 1844.
4H3) auf ganz dieselbe Erscheinung aufmerksam.
844 Annahme von d. metamorpbischcn Natur d. Granite.
£s gibt auch einige wenige Granitmassen, welche mit grüsser
Deutlichkeit erkennen lassen, dass sie nicht im plastischen, son-
dern im bereits festen Zustande emporgedrängt wurden, v. CoHa
hat es ausser Zweifel gesetzt, dass der Granit, welcher bei Wein-
böbla und Hohnstein unweit Meissen Lias- und Kreideschichten
überlagert, als starre Masse diese Lage eingenommen habe (Oeo-
gnostische Wanderungen 1838). Bei Brora in Sutherlandshire (Schott-
land) ist nach den Beobachtungen von Sedgwick und Murchison
(Geol. Trans. 2. ser. II. 307 ) der Granit in demselben Zustande
durch Juraschichten emporgehoben; an beiden Punkten wird er
von ausgezeichneten Breccienbildungen begleitet.
Von mehrem Seiten hat man begonnen an der Eruptivität des
Granit und an der Ursprünglichkeit seiner jetzigen petrographischen
Ausbildung manche Zweifel zu hegen. Zu einer Zeit als die Vor-
stellungen von dem in feuerilüssigem lavaartigem Zustande hinauf-
steigenden Granit allseitig verbreitet, in vollster Pflege standen,
waren es einzelne hochverdiente Forscher, welche, aufmerksam ge-
worden auf gewisse Erscheinungen, die der rein pyrogenen Ent-
stehungsweise zu widersprechen schienen, ihr Bedenken gegen die-
selbe zu äussern begannen ; diese Zweifel, wenn sie auch zum Theil
beseitigt wurden, waren doch zum andern Theil gerechtfertigt, und
aufgemuntert durch die neue Lehre von den auf wässerigem Wege
im Mineralreich erfolgenden Pseudomorphosirungs- und Umwand-
lungsprocessen, in welcher Entdeckung auf Entdeckung sich häufte,
versuchte man es gar bald, auch in den krystallinisc h-körnigen
Massengesteinen nur Producte derlei metamorphischer Processe zu
erblicken; dabei vergass man leider nicht selten, den Lagerungs-
verhältnissen dieser Gesteine die gebührende Beachtung zu schenken,
um dieselben zur Controle der Zulässigkeit chemischer Speculationen
zu benutzen; bisweilen galt sogar chemische Möglichkeit ohne wei-
teres als erwiesene Wirklichkeit.
Namentlich hat man den Granit als ein Umwandlungsproduct
von Thonschiefer und Kalkstein angesehen. Keilhau hat schon seit
dem Jahre 1825 in mehrern Abhandlungen aus den um Christiania
von ihm beobachteten geognosti sehen Verhältnissen den Beweis zu
führen versucht, dass Granit aus Gliedern der Thonschieferformation
hervorgegangen ist (vgl. Poggend. Ann. 1825. V. 1, 133, 201, 389;
Darstellung der Uebergangsfurmaiiun von Norwegen, Leipzig 1 826 ;
Metamorphische Natur der Granite. 345
Nyt Magaz. f. Naturvidensk. T. 1 ; Gaea Norvegica 1838.1. 1 — 120;
auch die Kritik v. Dechens in den Berliner Jahrbüchern für Wissen-
schaft!. Kritik 1839. 104; Keilhau dagegen vgl. N. Jahrb. f. Min.
1841. 123). Gustav Bischof hat an vielen Stellen seines Meister-
werks die Möglichkeit derartiger Processe hervorgehoben (z. B.
2. Aufl. III. 309). Gestützt auf den Nachweis, dass sich die ein-
zelnen Mineralien des Granit auf nassem Wege bilden können (vgl.
Bd. I. 160 ff.) bemerkt er: »Kann sich aus einem sedimentären
Gestein Feldepath und Quarz auf nassem Wege ausscheiden und
können sich verschiedene Fossilien auf demselben Wege in Glimmer
umwandeln, so steht einer Umwandlung des Thonschiefers durch
eine Metamorphose auf nassem Wege nichts entgegen.« Es gibt
Thonschiefer, deren Zusammensetzung mit Graniten so nahe über-
einstimmt, dass die Metamorphose von Statten gehen konnte, ohne
dass Bestandtheile fortgeführt oder zugeführt zu werden brauchten ;
es war blos erforderlich, dass die amorphen (?) Bestandtheile solcher
Thonschiefer zur krystallinischen Ausbildung kamen.« Andere der-
selben haben abweichende Zusammensetzung und bei ihnen musste
alsdann Ausscheidung vorhandener und Zufuhr neuer Stoffe statt-
gefunden haben, um Granit zu erzeugen.
Volger hat namentlich der Umwandlung von Kalkstein in
Granit das Wort geredet. Seine sorgfaltigen Untersuchungen ein-
zelner alpiner Mineralstufen haben nachgewiesen, dass in der That
bei ihnen eine Verdrängung des Kalkspath durch Adular und Periklin
auf nassem Wege vor sich gegangen ist (vgl. Studien zur Ent-
wicklungsgeschichte der Mineralien 1854. z.B. S. 150; N. Jahrb.
f. Min. 1854. 257 ff.), und dass auch Quarz und Glimmer auf diese
Weise an seine Stelle treten kann, Thatsachen, an denen ein Zweifel
nicht mehr gestattet ist.
Bei den spätem Betrachtungen über die Entstehungs weise der
krystallinisclien Schiefer wird es sich als nothwendig ergeben, die
Umkrystallisiriing von sedimentären Schiefern in Thonglimmerschie-
fer, GlinlIne^^?chiefer und Gneiss als ein Factum anzuerkennen ; gegen
die oh eni i s c ho Möglichkeit einer solchen Umwandlung auch in Gra-
nit scheint sich d.iher an und für sich nichts einwenden zu lassen.
Vor allen I)in,ü:en aber sollte man erwarten, dass die An-
hänger der Theorie* von der Granitgenese aus Thonschiefer, Grau-
waoke und Kalksioiii di<; llnter.suchung nicht vergessen, ob denn
846 Scharfe Grenze zwischen Gi-auit und Nebengestein.
auch das Vorkommen der Granite in der Natur dazu angethan sei,
eine solche Ansicht zu unterstützen ; zunächst müssen hier deatliche
Uebergänge in jene Gesteine nachgewiesen werden, ohne welche die
ganze Theorie sozusagen in der Luft schwebt ; von derartigen Ueber-
gilngen scheinen indessen diejenigen, welche Keilhau in der Umge-
gend von Christiania anführt, die einzigen zu sein, welche mit
Sicherheit behauptet werden; ja es findet gerade im Gegentheil
in den meisten Fällen eine solch scharfe Trennung zwischen Granit
und seinem Nebengestein statt, dass von einem Ucbergang auch
nicht im mindesten die Rede sein kann. Die Granitstöcke offenbaren
in iliren Lagerungsverhältnissen in der Regel eine auffallende Un-
abhängigkeit von der Schichtenstellung des Nebengesteins, die
Schichten stossen am Granit unter grösserm oder kleinerm Winkel
hart ab. Wer jemals in den Erzgruben Cornwalls die an unzähligen
Stellen blosgelegte haarscharfe Contactgrenze zwischen Granitstöcken,
Granitgängen und dem Killasschiefer beobachtete, wer in den Pyre-
näen Handstücke sammelte, welche zur Hälfte aus Granit, zur
Hälfte aus Schiefer bestehen, zwischen denen eine gleichsam mit
dem Lineal gezogene Grenze verläuft, dem wird es nie in den Sinn
kommen, die metamorphische Natur dieser Granite nur im ent-
ferntesten für möglich zu halten.
C. W. C. Fuchs, welchem wir sehr werthvoUe Untersuchun-
gen über die mineralogische und chemische Beschaffenheit der Gra-
nite des Harzes verdanken (N. Jahrb. f. Min. 1862. 769 und 897),
wendet sich am Schluss seiner Arbeit der Frage nach der Ent-
stehungsweise dieser Granite zu und betrachtet sie als das Ergeb-
niss einer Umwandlung sedimentärer Gesteine durch Wasser auf
langsamen Wegen und nach bestimmten chemischen Gesetzen. Neben
der erwiesenen Möglichkeit einer Bildung der Granitmineralien auf
nassem Wege ist es die V^crbindung des Granit mit den geschich-
teten Gesteinen, welche dieao Ansicht hervorbrachte. Aus Grau-
wacke und Thonschiefer entwickelt sich nach dem Granit zu Hom-
fels (vgl. Bd. L 517) und zwar durch einen so allmählichen Ueber-
gang, dass nirgends eine Grenze zwischen beiden Gesteinen gezogen
werden kann. Mit vollem Recht sieht daher auch Fuchs wie frühere "
Beobachter in dem Hornfels verkioselte Grauwacke. Wenn dagegen
Fuchs berichtet, dass zwischen Honifela und Granit keineswegs der-
selbe allmähliche U ebergang stattfinde, wie zwischen Schiefergebirge
Vcrhältniss zwischen Granit und Nebengestein. 347
und Ilornfels, sondern im Gegentheil letzterer stets eine scharfe
Grenze an dem Granit bilde, so scheint ein solches Verhältniss für
alles eher, als zu Gunsten seiner Ansicht zu sprechen, was ihm
übrigens selbst nicht ganz entgangen ist: denselben unmerkbaren
Üebergang, der Schiefer und Hornfels verbindet, erwartet man auch
zwischen Hornfels und Granit, ohne ihn ist eine Umwandlung des
erstem in den letztern nicht wohl denkbar. Ist auch die chemische
Zusammensetzung von Granit und Hornfels im allgemeinen eine
nahe übereinstimmende, so scheint doch ausserdem noch der An-
nahme einer Umwandlung die Beobachtung von Fuchs zu wider-
sprechen, dass keineswegs nur Hornfelsgesteine mit dem höchsten
Kieselsäuregehalt in unmittelbarer Berührung mit dem stark sauren
Granit stehen, sondern dass auch solche von geringerm Gehalt an
Kieselsäure denselben häufig begrenzen ; hier ist also oflfenbar auch
in chemischer Hinsicht zwischen Granit und Hornfels eine scharfe
Grenze gezogen. %
Auch Carl Vogt hat in seiner an anziehenden Schilderungen
reichen »Nordfahrt «»^ (186B) die Granite der norwegischen West-
küste zumal weg(>n ihrer schichtenähnlichen Lagerungsweise als
metamorphische Gebilde erklärt. Seine Ansichten, die in der That
nicht auf sehr eingehenden Untersuchungen zu fussen scheinen,
sind von zwei gründlichen Forschern, Irgens und Hjortdahl in ihrer
Abhandlung »Om de geologiske Forhold paa kyststrajkningen af
nordre Bergonhus-Amt"' (Christiania 1864) einer zwar scharfen aber
nicht ungerechten Kritik unterzogen worden.
Wenn auch wirklich dereinst unzweifelhafte Uebergänge aus
sedimentären klastischen Gesteinen oder Kalksteinen in Granit auf-
gefunden werden sollten, so würde daraus noch keineswegs für alle
Fällte gefolgert wenden dürfen, dass hier Umwandlungen ersterer
in letztern V(M'lie<ifon. IManchmal kann der Granit für auflagernde
klastische GeslciiK^ das .Material dargeboten haben (wie es bei den
rebergäiif^cn dvv Torphyre in Conglomerate und Sandsteine des
Uothliegiiidni orwicscn ist), und bei diesem Process muss natürlich
ein allmähliclicr lieliorgang beobachtbar sein. Weiter unten werden
die Kinwirkun^^on erörtert, welche das mit verschiedenen Stoffen
iieladene Wmsscm' bei der Graniternption in den angrenzenden Ge-
steinen lierv()rzul)riii^en vermag, und welche vorzugsweise in einer
Imprägnalinii der.selbeii mit Mineralien, namentlieh mit denen des
848 Abgerundete Fragmente im Granit.
Granit selbst benihen ; dabei kann sich die Grenze verwischen und
ein Uebergang hergestellt werden ; es ist alsdann in der That der
Thonschiefer local in Granit umgewandelt, aber nur auf Gnind
der Eruption des letztern.
Vereinzelt beobachtete Vorgänge dürfen nur mit grosser Vor-
sicht verallgemeinert werden ; die wenngleich exact erwiesene Mög-
lichkeit eines speciellen Processes berechtigt zu der Vermathang,
dass andere ähnliche Erscheinungen auf dieselbe Weise zu deuten
seien, nur unter der Voraussetzung, dass nicht andere Thatsachen
dieser Deutung widerstreben. Ebenso voreilig wie der Schluss:
weil in Sangerhausen die Bildung pyrogenen Feldspaths beobachtet
wurde, deshalb kann in dem Granitmagma der Feldspath aus dem
Feuerfluss krystallisirt sein, ist derjenige: weil Verdrängungen von
Feldspath, Quarz und Glimmer nach andern Mineralien oder Neu-
bildungen derselben auf nassem Wege bekannt sind, können die Gra-
nite Umwandlungsproducte von Kalksteinen und Thonschiefem sein.
Man hat auch in den höchst selten im Granit vorkommenden
abgerundeten geschiebe- und gerölleähnlichen Fragmenten einen Be-
weis für die Umwandlung desselben aus einem klastischen sedi-
mentären Gestein zu erblicken gesucht. Virlet d'Aoust beobachtete
in dem Granit aus den Umgebungen von Vire (Depart. Calvados),
der in Paris als Trottoirstein benutzt wird, knollenförmige Körper
von verschiedenem Ansehen, grau und schwarz, im Centrum Par-
tieen von Quarzit und Kieselschiefer enthaltend, welche in die um-
gebende Masse verfliossen; daneben kommen indessen auch eckig
gestaltete vor ; er schliesst daraus, dass dieser Granit metamorphi-
scher Natur und ein umgewandelter Puddingstein sei (Bull, de la
soc. geol. (2) III. 184(1. IJ) u. 94). Durocher, welcher diese Gra-
nite von Vire an Ort und Stelle untersuchte und sie mit den übri-
gen im Dep. Calvados, la Manche , Ille-et-Villaine , C6tes-du-Nord
identisch fand, konnte sich mit dieser Ansicht nicht einverstanden
erklären ; die darin vorkommenden rundlichen Partieen seien feld-
spathhaltige Glimmerconcretionen sowie feldspath- und glimmer-
haltige Quarzknoten, bei den andern, an aus- und einspringenden
Winkeln reichen könne überhaupt nicht an Geschiebe gedacht werden
(ebendas. IV. 1847. 1 iO). v. Cotta erwähnt, dass die Gneiss- und
(tlimmerschieferfragmente im Granit unweit Langebrück bei Dres-
den meistentheils geschiebeartig abgerundet und fast kugelförmig
ürsprünglichkeit der Gramtausbildung. 349
sind (Neues Jahrb. f. Miu. 1848. 130); Dubois de Montpereux be-
richtet, dass bei Sossenka, Zyvotof u. a. Orten in der Ukraine der
grobkörnige Granit bald abgerundete, bald scharfkantige Fragmente
eines andern feinkörnigen Granit enthalte.
Sollten auch in der That diese rundlichen Körper fremdar-
tige Massen und nicht etwa Concretionen innerhalb der Granit-
masse sein , so würde man daraus noch keineswegs auf die er-
folgte Umwandlung des Granit aus geröllführenden Sedimentärge-
steinen zu schliessen berechtigt sein. In der plastischen Granit^
masse, in welcher derartige Bewegungen vor sich gingen, dass ent-
standene Feldspathkrystalle zerbrochen, eingeschlossene Fragmente
zerspalten wurden, können sehr leicht andere Fragmente eine Ab-
rundung ihrer Kanten und Ecken erlangt haben.
Mehrere andere Thatsachen sind ausserdem dazu angethan,
die Ursprünglichkeit des granitischen Materials in seiner jetzigen
petrographischen Ausbildungsweise in das rechte Licht zu setzen.
Wenn wir gewahren , wie auf meilen weite Erstreckung hin
Granitablagerungen ihren petrographischen Habitus in nichts ver-
ändern, wie sie immer ein und dasselbe gleichmässig körnige ein-
förmige Gemenge von Feldspath , Quarz und Glimmer darbieten,
wie die chemische Zusammensetzung in grösster Constanz sich gleich-
bleibt und kaum spurenhafte Abweichungen in den Procentzahlen der
constituirendeu Stoffe sich einstellen (vgl. z. B. Neues Jahrb. f.
Miner. 1802. 782), dann wird es klar, dass diese Ablagerung von
Anfang an diese chemische Zusammensetzung besessen haben, dass
ihre petrographische Ausbildung in einem Act vollendet gewesen
sein muss. Diese überraschend genaue chemische und mineralo-
gische Uebereinstimmung an weit entlegenen Stellen derselben
Gesteinsmasso kann nicht das Werk des Zufalls sein , auf dessen
Rechnung die Anhänger des Met^morphismus dieselbe allein zu schie-
ben gezwungen sind. Wie staunenswerth regelmässig hätten solche
Umwandlungen vor sich gehen müssen, um auch nirgends gegen
dasselbe quantitative Verhältniss der Gemengtheile zu Verstössen,
wie vollständig , da in dem Granit auch keine Spur von kohlen-
saurem Kalk erscheint, nichts an eine frühere klastische Natur er-
innert, niemals auch nur der geringste Fossilrest sich gefunden hat,
wie früh endlich , da schon die ältesten Sedimentschichten Gra-
nitgeschiebe und Granitfragmente enthalten. W'oher, glauben wir
350 Fremdartige Mineralien in den Graniten.
mit Recht fragen zu dürfen, diese ewige Einförmigkeit in der pe-
trographischen Constitution? warum bildeten sich nicht unter der
umwandelnden Kraft der Gewässer auch zahlreiche andere Silicate,
wie sie dort, wo jenes Spiel erweislich vor sich ging, so häufig,
an denen die meisten Granitablagerungen so arm sind?
Noch auf einen andern Umstand sei hier aufmerksam gemacht,
welcher der Ursprünglichkeit und gewissem! aas sen auch der Erupti-
vitiit der Granite das Wort zu reden scheint. Es ist das Vorkom-
men jener seltenen Cer-, Ytter-, Lanthan-, Niob- u. s. w.- Verbindun-
gen, welche fast nur in Graniten, Syeniten und Gneissgraniten vor-
kommen, nicht in sedimentären Schichten, nicht in Gebilden, welche
gewöhnlicher Wasserwirkung ihren Ursprung danken. Der Bildungs-
act dieser seltsamen Mineralien scheint einer fern zurückliegenden
Periode anzugehören und sich seitdem nicht mehr wiederholt zu
haben. Ihre höchst eigenthümliche Natur lässt sich gewiss nicht
mit der Annahme vereinigen, dass sie bei der Umwandlung sedi-
mentärer Schichten in granitische Gesteine durch allerorts wirkende
Agentien entstanden seien, spricht vielmehr offenkundig dafür, dass
sie als Gäste aus jener Tiefe betrachtet werden müssen, in welcher
solche Stoffe vielleicht in grösserer Menge aufgespeichert sind um
nie wieder an das Tageslicht zu gelangen , und aus welcher der
Granit selbst seinen Ursprung nahm. Interessant und alle Beach-
tung verdienend sind die Bemerkungen, welche Gurlt über die Aehn-
lichkeit gewisser Mineralien in den vulkanischen Gesteinen der Bhein-
lande und in den altkrystallinischen Gesteinen des südlichen Nor-
wegens gemacht hat. Titaneisen, Titanit, Orthit, Zirkon, Apatit,
Spinell (Pleonast) , Skapolith (Mejonit), Epidot, Cordierit, Granat
finden sich ebenso in den norwegischen Gneissgraniten, Syeniten,
Pegmatiten, Augitporphyren, wie in den rheinischen Trachyten, Pho-
nolithen, Nepheliniten , Basalten (Niederrh. Gesellsch. f. Nat.- u.
Ileilk., 7. Apr. 1804; vgl. auch Neues Jahrb. f. Min. 1864. 715).
Die verschiedene petrographische Ausbildung, welche sich häufig
an den Grenzen der Ablagerungen von Granit und verwandten Ge-
steinen darbietet, verdient hier auch in Betracht gezogen zu wer-
den. Die Stöcke von Granit erhalten unmittelbar an ihren Ghren-
zen und im Contact mit den umgebenden Gesteinen stellenweise
eine feinerkörnige Beschaffenheit oder nehmen eine flaserige Struc-
tur au, wobei oft zu beobachten ist, dass sie alsdami mit scharfen
Textlirverschiedenheit der Granitablagerungen. 851
Grenzen an dem Nebengestein abschneiden, und nicht etwa Ueber-
günge in benachbarte Schiefer aufweisen; die Granitgänge sind un-
gemein oft in der Mitte grobkörnig , an den Saalbändern feinkör-
nig oder erlangen dort durch allmähliche Uebergänge eine dichte
felsitische Beschaffenheit, eine Erscheinung, die auch nicht im ent-
ferntesten mit der Lagentextur der Erzgänge zu verwechseln ist;
Gänge und Stöcke von Porphyr entwickeln ziemlich häufig an ihren
Saalbändern eine deutlich schieferige Textur. Sehr schwierig möchte
es den Theorieen sowohl der Umwandlung als der direccten Bil-
dung auf wässerigem Wege werden, solche P]rscheinungen, in denen
offenbar die Contactfläche modificirende Wirkung geübt hat, zu deuten,
Erscheinungen, die vielmehr auf einen ursprünglichen Guss und Fluss
einer plastischen Masse hinweisen dürften ; sehr leicht erklären sie sich
indessen, wenn man von der Eruptivität der Granite und Porphyre
überzeugt ist ; dieselben beruhen alsdann auf der Tendenz zu einer
in der Mitte und an den Begreuzungsflächen, von denen die Fest-
werdung ausghig, verschiedenen krystallinischen Ausbildung, welche
sich an den Saalbändern feinkörniger oder scheinbar dicht gestalten
musste. Die sprechendsten Analogieen liegen vor bei den Basalt-
gängen , deren eruptiver Character wohl nie ernstlich in Zweifel
gezogen wurde : auch sie werden oft an den Saalbändern auf-
fallend feinkörniger, dicht, selbst glasig und obsidianartig (vgl.
S. 308) , die Lavagänge des Vesuv lassen , wie schon Necker beobach-
tete und Lyell bestätigte, dasselbe erkennen; Lavaströme werden
an ihrer Oberfläche hyalin, in ihrer innern Masse nehmen sie eine
krystallinisch-steinige Beschaffenheit an. In ganz derselben Weise,
wie bei den Felsitporphyren zeigt sich die schieferige Textur bei
den Quarztrachyten.
Gänge alteruptiver Gesteine, welche in grösserer Anzahl in
einer Gegend aufsetzen, lassen mitunter in grosser Regelmäsaigkeit
wahrnehmen, dass sie um so feinkörniger sind, je geringere Mächtig-
keit sie besitzen (vgl. z. B. Bd. I. 439); diese Thatsache schliesst
sich den zuletzt erwähnten an. Schreibt man metamorphischen
Processen oder wässerigen Intiltrationen die Entstehung solcher Gang-
massen zu, so lässt sich nicht die mindeste Ursache ersinnen, wes-
halb die krystallinische Ausbildung derselben mit der Weite der
Spalte hier einen Zusannnenhang offenbart; warum bildeten sich nicht
in engen Klüften grosse Krystalle, wie anderswo selbst in bedeutend
352 Geringe Mächtigkeit d. Gänge; Gruppinmg d. Stocke»
weniger geräumigen Drusenhöhlen V Eine plötzlich die Spalte er-
füllende Eruptivmasse wird hingegen gerade die beobachteten Er-
scheinungen bei ihrer Festwerdung darbieten, da in engem Spalten
dieselbe rascher vor sich geht, feiuer-krystallinische Producte liefert,
als es in weiten der Fall ist.
In der geringen Mächtigkeit irancher Granitramificationen hat
man einen Beweis erblickt, dass dieselben nicht auf eruptivem Wege
mit feuerflüssigem Material erfüllt sein könnten, indem dieses inner-
halb der engen Kanäle rasch erkalten und dieselben hätte versto-
pfen müssen. Bischof suchte diesen Einwand dadurch zu rechtfer-
tigen, dass er in enge Sandsteinröhren geschmolzenes Metall ein-
goss, welches allerdings sehr bald darin erstarrte und dieselben
verstopfte (Geologie I. Auli. II. 739j. v. Cotta machte indessen
mit Recht darauf aufmerksam, dass ein grosser Unterschied obwalte,
ob ein Canal durch Eiugiessen von oben oder durch eine mit gros-
ser Gewalt von unten emporgepresste Masse erfüllt werde. Ana-
tomische Injectionen, welche duich Eingiessen nimmermehr hervor-
gebracht werden können, erfolgen leicht, wenn Druck angewandt
wird. Am Vesuv sind übrigens zahlreiche Lavagänge, deren feuer-
flüssige Bildung Niemand bestreiten wii'd , zu beobachten , welche
nur 1 — 2 Zoll Mächtigkeit besitzen. Zudem ist die Vorstellung
von dem eigentlich feuerflüssigen Zustande des eruptiven graniti-
schen Materials bereits aus anderen Gründen aufgegeben, und mit
den Eigenschaften versehen, welche neuere Forschungen für dasselbe
wahrscheinlich gemacht haben, ist es wohl im Stande, unter Beihülfe
von Druck selbst in sehr engen Canälen weite \V ege zurückzulegen.
Noch ein anderer Punkt verdient schliesslich besonders her-
vorgehoben zu werden, die oft überaus deutliche und streng gesetz-
mässig reihenförmige Gruppirung der Granitstöcke (vgl. Bd. I. 508).
Die Anhänger der Lehre von der metamorphischen Entstehung des
Granit sind gezwungen , es als ein ebenso wunderliches als uner-
klärliches S2)iel des Zul'alls zu erachten, dass die umkrystallisiren-
den Gewässer mit seltsamer Ueberspringuiig dazwischenliegender,
gänzlich verschonter Terrains gerade in genau fortsetzender Richtung
ilire Wirkung ausgeübt haben, während andererseits diese Anord-
nung in sehr befriedigender Weise als die Wirkung jener Kraft er-
scheint, welche auch parallele Gangspalten aufklafi'en lässt und Vul-
kanberge reihenförmig gruppirt.
Granite ohne eruptive Lagerungsveriiältnisse. B58
Während also alle diese Erscheinungen und Verhältnisse für
diejenigen Granitablagerungen, welche dieselben erkennen lassen, ein
Zeugniss des eruptiven Ursprungs abgeben, darf man gleichwohl
nicht übersehen, dass es auch Granite gibt, welche in der That an
und für sich keine eruptiven Lagerungs- und Verband Verhält-
nisse aufweisen, diejenigen nämlich, welche in inniger Wechsellage-
rung und durch petrographische Uebergänge verknüpft innerhalb
gewisser Giieissablagerungen als vollständig ssugehörige Glieder der-
selben erscheinen. In gar manchen Gneissdistricten , zumal in den
tiefem Etagen derselljen , hat man solche mitunter recht mächtige
Parallelmassen von Granit oft in häufiger Wiederholung eingeschal-
tet gefunden, welche sowohl nacli dem Streichen als nach dem Han-
genden und Liegendon dadurch, dass die Glimmerblnttchen eine par-
allele Richtung annehmen und die andern Gemengtheile sich gleich-
falls mehr oder weniger lagenweise zu sondern beginnen, vollstän-
dig in Gneiss verlaufen. Granit und Gneiss können unter solchen
Umständen mit Bezug auf ihre Bildungsweise nicht von einander
getrennt werden. Sollten sich diese krystallinischen Schiefer als
umgewandelte Sedimerttärmnssen ergeben, so wird man nicht an-
stehen dürfen, auch dem von ihnen beherbergten Granit denselben
Ursprung zuzuertheilen. Doch verdient es bemerkt zu werdea dass
diese granitführenden (ineisse solche sind , welche alle bekannten
fossilhaltigen Sedimentärformationen unterteufen. Das grosse alt-
krystallinische Centnilplateau von Frankreich, die Vendee, Finn-
land, Skimdinavien, Schottland, die Gneissterrains des bayerischen
Waldes, des Schwarzwaldes, von Schlesien und Oberösterreich bie-
ten für solche Oscillationen Beispiele dar, welche namentlich dann
deutlich hervortreten, wenn das Gebiet der krystallinischen Schie-
fer aus miichtigcn und weit ausgedehnten Zonen mit steiler Schich-
tenstellung besteht. »V^on gleichem Alter mit den Schiefem des
Erzgebirges , sagt Reuss in seiner Beschreibung der Umgebungen
von Teplitz und Bilin (1840. XIV), scheinen die im Gneiss liegen-
den Granitmassen daselbst zu sein, an welchen ein deutlicher Ueber-
gang in den (ineiss , der sie umgibt, wahrzunehmen ist; sie sind
keine erst später aus der Tiefe emporgestiegenen Massen, die den
Gneiss durchbrochen haben, wofür kein einziger, nur einigermaassen
beweisender Umstand spricht, sondern gleichzeitige, nur modificirte
Producte derselben krystallisirenden Bildongskraft, die die Schiefer
Zirkel, Peirographie. II. 28
354 Einwand gegen den pyrogen en Ursprung d. Granit.
geschaffen hat; sie wiederholen sich mehrfach in den kleinen Ghra-
nitpartieen, die sich hier und da mitten im Gneise ausgeschieden
haben, wohin die Granite des Rauschengi'uudes , von Lichtenwalde
und des untern Telnitzthales gehören.« Es versteht sich übrigens
von selbst, dass von diesen Graniten die im Gneiss aufsetzenden
eigentlichen Lagergänge, Gänge und Stöcke von Granit auf das
schärfste zu unterscheiden sind.
Wir haben uns nun mit der Frage zu beschäftigen, wie man
sich das plastische Granitmagma im Zustände seiner Eruption vor-
zustellen habe. Leicht erklärlich ist es, dass man im Hinblick atif
die Eruptivmassen heutiger Tage auch ihm eine lavaartige feurig-
flüssige Natur zuschrieb.
Schon in früher Zeit war es indessen aufmerksamen Beobach-
tern nicht entgangen, dass die krystallinische Ausbildungsweise der
Granitgemengtheile (vgl. Bd. L 478) auf eine Reihenfolge in der
Erstarrung verweise, welche mit den Graden ihrer Strengflüssigkeit
nicht im Verhältniss stehe, und somit, wie es schien, ihrer Krystal-
lisation aus dem Feuerßuss widerspreche; man stützte sich dabei
auf den Satz, dass das am schwierigsten schmelzbare Mineral auch
zuerst erstarren müsse. Bereits im Jahre 1822 deutete Breislak
darauf hin, dass es bisweilen scheine, >que la substance la plus
fusible se soit cristallisee avant celle qui Tetait moins et dont
eile a ete enveloppee« , aus welchem Grunde auch die Vorstellung
von eiuer Ausscheidung derselben aus feurigem Schmelzilass nicht
haltbar sei (Traite sur la structuro du globe, Paris 1822. L 356).
Diese Worte geriethen in Vergessenheit bis J. N. Fuchs 1837
zuerst wieder die Aufmerksamkeit auf diese Verhältnisse lenkte. In
der Sitzung der Münchener Akademie vom 28. August bemerkt er,
dass, obschon in Hochöfen einzelne der Granitmineralien schon er-
zeugt worden seien, man dennoch niemals ein granitähniiches Ge-
menge erhalten habe ; wäre der Granit in feuriger Schmelzung ge-
wesen, so hätte der Quarz zuerst krystallisiren (und in dem Float
sich präcipitiren) müssen, dann wäre nach langer Zeit der Feldspatii,
dann der Glimmer fest geworden, je nach den verschiedenen Graden
ihrer Schmelzbarkeit. Da die Beobachtung gerade das Entgegenge*
setzte lehre, so ist in seinen Augen die pyrogene Entstehung vollstän-
dig unmöglich. De Boucheporne weist auch auf die den gewöhn-
Theorie der Surfusion des Quarz. 355
liehen Voraussetzungen widersprechende Erstarrungsfolge der Gra-
nitmineralien hin (fitudes sur Thistoire de laterre, Paris 1844.216).
Foumet hat zur ■ Erklärung dieser paradox scheinenden That-
sache und zur Rettung der Ansicht von der Entstehung aus Feuer-
fluss eine Theorie der »surfusion« des Quarz aufgestellt, welche
darauf hinausläuft, dass die Kieselsäure eine unter ihrem Schmelz-
punkt liegende Temperatur erlangen kann, ohne zu erstarren;
er bezieht sich dabei auf die physikalische Erfahrung^ dass das
Wasser auf eine Temperatur von — 12^ C. gebracht werden kann,
ohne fest zu werden, dass der Schwefel flüssig bleiben kann bei
einer 94^ unter seinem Schmelzpunkt liegenden Temperatur, dass
der Phosphor in diesem Zustande zu verharren vermag bis zu einer
Temperatur von nur 13®; es sei daher höchstwahrscheinlich, dass
die Kieselsäure ein ähnliches Vermögen besitze, erst bei tieferer
Temperatur zu erstarren, als die starre flüssig wird, besonders wenn
man sich erinnere, dass wie Versuche gelehrt haben, sie im ge-
schmolzenen Zustande Viscosität besitzt. Durocher und Scheerer
haben später Einwände gegen diese Surfusionstheorie erhoben : die
erwähnten Substanzen flüssig zu erhalten gelang nur bei kleiner
Menge und der vollständigsten Ruhe ; ausserdem steigen die Tem-
peraturunterschiede zwischen den Punkten des Flüssig- und Fest-
werdens nicht einmal auf 100®, während bei der Kieselsäure diese
Differenz 1300 — 1800® betragen müsse, eine Zahl, welche ihnen viel
zu gross erscheint , um die Theorie aufrecht erhalten zu können.
Anknüpfend an die Surfusionstheorie hat Durocher (Comptes
rendus XX. 1845. 1275, nachher ausführlicher als Antwort gegen
Scheerers Einwendungen im Bull, de la soc. geol. (2) IV. 1847.
1019) darauf hingewiesen, dass es nicht der Quarz als freie Kie-
selsäure gewesen sei, welcher diese grosse Erkaltung durchgemacht
habe, ohne fest zu werden, sondern der Quarz in Verbindung mit
Basen, als ein geschmolzenes viscoses Silicat. Der Schmelzfluss des
Granit stellte eine homogene Masse dar, welche noch bis zu einer,
dem Schmelzpunkte des Foldspath nahekommenden Temperatur flüs-
sig bleiben konnte ; als dieses Magma nun nach und nach erkaltend,
eine Temperatur von 1500® erreichte, fand eine Scheidung zwischen
den verschiedenen Elementen statt, das Magma zertheilte sich in
Feldspath, Quarz und Glimmer, welche je nach dem Grade ihrer
Krystallisationstendenz, aber dennoch fast zu gleicher Zeit fest wur-
356 Yerhältnias von Schmelzpunkt u. Erstarrungspunkt.
den. Durocher macht auch auf die merkwürdige Eigenschaft der
Kieselsäure aufmerksam, vor ihrer Erstarrung durch den zähflüsai-
gen Zustand hindurchzugehen: wie die Versuche von Gaudin gelehrt
haben, bleibt diese Substanz geschmolzen und einer freiwilligen
Erstarrung ausgesetzt , einige Zeit hindurch zähe und lässt sich
selbst wie Siegellack zu Fäden ausziehen bei einer Temperatur,
welche bedeutend unter ihrem Schmelzpunkte liegt. Die Kiesel*
säure brauchte also nur so lange ihren weichen oder zähen Zu-
stand zu behalten, bis der Feldspath krystallisirt sei, von dem sie
Eindrücke erhalten hat. Fournet hat später (Bull, de la soc. g6ol. (2)
IV. 1847. 247) das Beispiel von der Ausscheidung grosser krystallini-
scher Graphitblätter aus dem Roheisen dafür angewandt, um zu zeigen,
wie ein sehr strengflüssiger Körper in einem Magma von bedeutend
niedrigerer Temperatur aufgelöst sein und daraus krystallisiren kann.
Der Schriftgranit liefert übrigens ein Beispiel von einer fast
gleichzeitig erfolgten Festwerdung von Quarz und Feldspath. Der
Petrosilex, dessen chemische Constitution meist mit der der Gra-
nite übereinstimmt, ist ebenso leicht schmelzbar, wie der Feldspath
allein, der Quarz braucht folglich wenn das Magma desselben ge^
schmolzen war nicht, früher zu erstarren, als der Feldspath. Längst
auch hatte man darauf hingewiesen, dass die Einschlüsse des schmelz-
baren Augit in dem unschmelzbaren Leucit der Laven offen be-
kunden, dass keineswegs immer das am schwierigsten schmelzbare
Mineral auch das zuerst erstarrende sei; denn hier ist deutlich
der Augit vor dem Leucit fest geworden.
Bezüglich dieser vielbesprochenen Erstarrungsfolge der ein-
zelnen Mineralien verdienen hier zumal die sehr wichtigen Bemer-
kungen Bunsens erwähnt zu werden, in welchen der scharfsinnige
Chemiker hervorhebt, dass der Erstarrungspunkt des einzelnen
Körpers für sich niemals derjenige ist, bei welchem er aus seinen
Lösungen in andern Körper^i fest wird. Der Erstarrungspunkt
einer chemisch-reinen Verbindung hängt allein von ihrer stofirUchen
Natur und dem Druck ab, wogegen der P^.rstarrungspunkt eines
mit andern Substanzen zu einer Lösung verbundenen Körpers aus-
serdem noch und zwar hauptsächlich von dem relativen Verhält-
uiss der sich gelöst haltenden Substanzen bedingt wird. Es wird
gewiss kein Chemiker auf die widersinnige Idee verfallen, ansn-
nehmen, dass eine Lösung aufhöre, eine liösung zu sein, wenn sie
Verhältniss von Schmelzpunkt u. Erstarrungspunkt. 357
bis auf 200, 300, 400 Grad oder bis zu einer Temperatur erhitzt
wird, bei welcher sie anfängt, selbstleuchtend zu werden, d. h.
feuerflüssig zu sein, also z. 6. anzunehmen, dass ein Gemenge von
Eis und krystallisirtem Chlorcalcium, welches flüssig geworden ist,
wohl eine Lösung sei, ein flüssiges Gemenge von Feldspath und
Quarz dagegen nicht, weil es erst in der Glühhitze flüssig wird.
Niemaud kann vielmehr den leisesten Zweifel darüber hegen, dass,
was für Lösungen in niederen Temperaturen gilt, auch für Lösun-
gen in höhern Temperaturen gültig sein muss. Betrachtet man
nun irgend eine Lösung, z. B. eine Lösung von Eis und krystalli-
sirtem Chlorcalcium in Beziehung auf die Vorgänge, welche beim
Festwerden derselben eintreten, so zeigt sich folgendes: Bei einem
gewissen Gehalt von Chlorcalcium wird die Flüssigkeit erst bei
— 10*^ C. anfangen fest zu werden, dann bei nur wenig sinkender
Temperatur bis zum letzten Tropfen zu mehr oder weniger reinem
Eis zu erstarren, in welchem Chlorcalciumkry stalle eingebettet sind.
Vermehrt man successive den Chlorcalciumgehalt einer solchen Lö-
sung, so kann man sie beliebig bis — 20^, — 30^, — 40® u. s. w.
flüssig erhalten oder erstarren lassen, wo sich dann bei diesen Tem-
peraturen jene Vorgänge des Erstarrens in ähnlicher Weise wie-
derholen. Es wechselt also die Temperatur, bei welcher das Was-
ser und das Chlorcalcium fest wird, je nach den Mischungsverhält-
nissen. Der Erstarrungspunkt des Wassers kann hier um mehr als
59 ® C. unter seinen Gefrierpunkt sinken, der Erstarrungspunkt des
Chlorcalcium, welcher für sich bei H- 26® liegt, sogar um nahezu
100® erniedrigt werden. Schwefelsaures Kali, Salpeter u.s.w. kön-
nen aus ihren Lösungen bei Temperaturen fest werden, die 600 bis
800 0 unter ihrem Schmelzpunkt liegen. Jedermann weiss ferner,
dass aus Lösungen je nach der Concentration derselben zuerst Was-
ser und dann Salz oder zuerst Salz und später Wasser krystalli-
sirt zu erhalten ist. So wenig daher — um bei demselben Beispiel
stehen zu bleiben, — aus einer Chlorcalciumlösung das Wasser bei
seinem Schmelzpunkt von 0® und das wasserhaltige Chlorcalcium
bei seinem Schmelzpunkt von -♦- 26®, so wenig ferner das Chlor-
calcium immer vor dem Wasser erstarrt, ebenso wenig ist die Vor-
aussetzung zuliissig, dass Quarz und Feldspath aus ihrer feuerflüs-
sigen Lösung bei ihren respectiven Schmelzpunkten fest werden
müssten. Wir finden vielmehr in völliger Uebereinstimmung mit
358 Verhaltniss von Schmelzpunkt u. £ratamirg8ponkt.
den Erfahrungen, die wir bei allen Lösungen machen können, dass in dem
an Feldspath reichen Schriftgranit der Quarz vor dem Feldspath, in an-
dern gleichzeitig mit demselben, und in andern nach demselben ausge-
schieden wurde (Ztsch. d. d. geol. G. XIII. 61 ; N. Jhrb.f. M. 1861. 856).
V. Cotta macht darauf aufmerksam , dass auf ähnlichen Vor-
gängen auch das Pattinsonscho Verfahren der Silbergewinnung be-
ruhe, indem bei diesem metallurgischen Process das reine Blei fräher
krystallisirt als das silberhaltige, welches gleichsam als Mutterlauge
flüssig bleibt. Nach Bischof wurde einst ein Glasfluss aus gewöhn-
lichem Glase und kohlensaurem Kali , der in der Rothglühhitze bei
800^ R. schmolz, in einem Tiegel über Wismuth geschmolzen, wel-
ches etwa bei 200^ schmilzt und beim Erstarren eine sehr höcke-
rige Oberfläche bildet. Obschou der Unterschied der Schmelzpunkte
zwischen dem Wismuth und dem Glasfluss somit etwa 600^ be-
trug, zeigten sich dennoch auf der Unterfläche des Glasflusses alle
Erhöhungen und Vertiefungen des Metalls abgeformt, ein o£fenbarer
Beweis, dass jener selbst bei 200° noch weich genug war, um die
Eindrücke des erstarrenden Metalls annehmen zu können.
Fournet hat es wahrscheinlich zu machen gesucht, dasR die
Schwerschmelzbarkeit des Leucit, welcher als basisches Kalisilicat eine
leicht schmelzbare Mischung sein sollte, wesentlich durch den kry-
stallinischen Zustand bedingt sei. Diese Ansicht unterstutzt er
durch Anrfühung anderer an Schlacken schwedischer Schmelzhütten
beobachteter Erscheinungen. Diese Schlacken, zu Backsteinen ge-
formt, konnten, wenn sie steinig und ki*ystallinisch-faserig gewor-
den zur Auskleidung von Hochöfen verwandt werden und bis 18
Campagnen, jede zu 20 Wochen aushalten. Er erinnert femer an
das Verhalten des sog. Reaumur 'sehen Porcellau, welches erst bei
viel höherer Temperatur als das Glas, aus dem es bereitet worden,
ohne vorhergegangene Erweichung schmilzt. Der höhere Schmelz-
punkt krystallisirter Körper im Vergleich zu ihren amorphen Mo-
dificationen, scheine daiin begründet zu sein, dass sie beim Ueber-
gang in jene eine grössere Dichte annehmen. Man müsse daher für
jeden schmelzbaren Körper zwei Schmelz- und Erstarrungspunkte
annehmen, je nach seinem amorphen oder krystallinischen Zustande^
die amorphe Erstairung eines Körpers bezeichnet er als Solidifica-
tion, die krystallinische desselben als Persolidiflcation. (Comptea
rendus Llll. 179; vgl. auch Neues Jahrb. f. Miner. 1862. 102.)
H. Rose's Einwand gegen die pyrogene Oranitbildung. 359
Zieht man nun zugleich in Betracht, dasft, wie der Augen-
schein lehrt, in manchen Graniten wirklich die Quarze yor den
Feldspathen^ dass in den meisten Felsitporphyren mit ihren gfe-
wöhnlich kry stall isirten Quarzen und Feldspathen beide Mineralien
wenigstens zu gleicher Zeit fest geworden sind, so scheint man nach
allem diesem und namentlich mit Rücksicht auf die treffenden Erörte-
rungen ßunsens den Schluss ziehen zu dürfen, dass es keineswegs
gestattet ist, aus der Festwerdungs folge der Granitmineralien einen
Beweis dafür abzuleiten, dass dieselben nicht aus feuerflüssigem
Magma krystallisirt seien.
Heinrich Rose hat in letzterer Zeit seine gewichtige Stimme
gegen die rein pyrogene Bildung des Granit erhoben, indem er seine
Zweifel an den Quarz, diesen Angelpunkt jeglicher Theorie über die
Granitgenese knüpfte. In seiner höchst werth vollen Arbeit über
die verschiedenen Zustände der Kieselsäure (Poggend. Ann. 1859.
CVni. 1) zeigte er, dass der Quarz der Granite, nachdem er durch eine
hohe Temperatur zum Schmelzen gebracht ist, eine ganz andere
Modiiication der Kieselsäure darstellt. In dem als Bergkrystall
und Granitquarz erscheinenden krystallinischen Zustand hat die Kie-
selsäure das spec. Gewicht 2.6 , durch das Schmelzen geht sie in
eine amorphe Modißcatiou von dem spec. Gewicht 2.2 über ; zu-
gleich hat diese auch die chemischen Eigenschaften, durch welche
sich die Kieselsäure von der Dichtigkeit 2.6 auszeichnet, verloren:
die geschmolzene Kieselsäure ist im fein gepulverten Zustand in
Lösungen von Kalihydrat und Natroncarbonat durch Kochen löslich
geworden und auch in concentrirter Fluorwasserstoffsäure löst sie
sich unter starker Erwärmung schnell und vollkommen auf. Durch
das Schmelzen ist gleichfalls die Fähigkeit, das Licht zu polarisiren,
verloren gegangen. Es ist nicht vollständig zweifellos, ob diese
Beobachtungen in der That geeignet sind, die Annahme von der
rein feuerflüssigen Natur des Granitmagmas zu widerlegen, welche
man übrigens aus andern Gründen (vgl. unten) aufgeben zu müssen
scheint: Abgesehen davon, dass in einem Magma, über dessen phy-
sikalischen Zustand wir uns ^aum eine Vorstellung machen können,
der Act der unterirdischen Erstarrung wohl anders beschaffene Mi-
neralproducte liefern kann, als wenn wir ein einzelnes derselben für
sich allein unter gewöhnlichem Atmosphärendruck zum Schmelzen
bringen und erstarren lassen, verdienen auch noch andere analoge
360 Scheerer gegen die rein pyrogene Granitbildung.
Beobachtungen berücksichtigt zu werden. Gh. St. Gl. Deville bat
gezeigt (vgl. Bd. I. 423), dass aus krystallinischen Mineralien aa*
sammengesetzte Lavagesteiae von Teneriffa durch das Schmelien
einen Verlust am spec. Gewicht erfahren und da sie überdies beim
Erstarren im Tiegel eine glasartige amorphe Substanz darstellen,
so erleiden sie ganz dieselben Veränderungen wie der Granitquan.
Nach der für diesen letztern befolgten Schlussweise müsste man also
auch für jene Lavagesteine die Folgerung gelten lassen, dsss sie
nicht aus dem geschmolzenen Zustand fest geworden seien.
Im Jahre 1847 veröffentlichte Scheerer eine ausführliche Ab-
handlung über die wahrscheinliche Bildungsweisc des Granit (Bull,
de la soc. geol. (2) IV. 468), in welcher sich ganz neue Gesichts-
punkte entwickelt finden. Die Hauptmomeute dieser wichtigen Ar-
beit, deren Zweck es ist, die Ansichten über den rein pyrogenen
Ursprung des Granit als unhaltbar darzustellen und durch eine neue
Hypothese zu ersetzen, verdienen hier, da sie auch theilweise ftlr
die folgenden Betrachtungen zur Grundlage dienen, kurz zusammen-
gefasst zu worden. Seine Argumente gegen die Entstehung des
Granit aus einem ausschliesslich feurigen SchmelzAuss gründen sich
auf die chemische und mineralogische Gonstitution desselben und
ordnen sich in drei Hauptpunkte:
1) Das Vorkommen von ausgeschiedenem Quarz im Grranit;
bis jetzt hat mau noch nie beobachtet, dass ein mit Kieselsäure ge-
sättigtes Silicat , wenn es aus dem geschmolzenen Zustande lang-
sam erkaltet, die Kieselsäure als Quarz ausscheidet; man könne
nicht einwerfen, dass die künstliche Erkaltung zu plötzlich erfolge,
rascher vor sich gehe , als sie bei den Graniten erfolgt sei , denn
auch die Lavaströme erkalten ungemein langsam und schmale Gra-
nitgänge würden sicherlich rascher erkaltet sein ; die heutigen La-
ven sind allerdings zum weitaus grössten Theile nicht sauer ge-
nug, um Quarz auszuscheiden , und nur die Obsidianmngmen würden
dazu geeignet sein, aber diese sind immer als quarzfreie Gläser er-
starrt. Um also die Theorie einer rein feurigen Granitgenese auf-
recht zu erhalten , ist man zu der Annahme gezwungen , dass alle
heutigen kieselsäurcreichen Laven zu rasch erstarren um Quarz aus-
zuscheiden, rascher als enge Granitgänge (vgl. darüber weiter unten).
2) Die mechanische Gruppirung der wesentlichen und unwe-
sentlichen Gemcngtheile des Granit. Schon bei der Beschreibung
Scheerer gegen die rein pyrogene Granitbildung. 361
des Granit von Hitteröe (Poggend. Ann. LVI. 479) hatte Scheerer
darauf hingewiesen, wie der Feldspath zuerst seine grossen Krystalle
entwickelt habe, so dass dem von allen Seiten gedrückten Quarz
kaum Raum gelassen sei, krystallinische Gestalten hervorzubringen ;
dieser war noch flüssig oder wenigstens plastisch, als derFeldspath
schon fest war, wahrend nach gewöhnlichen Voraussetzungen sich zu-
erst Quarzkrystalle bilden müssen und dann der Feldspathteig die
Zwischenräome ausfüllt ; diese Ph'scheiuung , welche sich in analo-
ger Weise bei accessorischen Gemengtheilen wiederholt, galt Schee-
rer bei einer rein feurigen Granitbildung als unerklärlich, da, wie
schon (S. 355) bemerkt, er der Fournet'schen Surfusionstheorie des
Quarz keinen Werth zugesteht und auch den inzwischen veröffent-
lichten Erklärungsversuch Durocher's mit Einwänden begleitet (welche
übrigens von Du rocher später, wie es scheint, mit Recht beseitigt
wurden) ; vgl. über diesen Punkt das oben S. 359 gewonnene Resultat.
3) Die Gegenwart, von pyrognomischen Mineralien im Granit;
so wurden von ihm schon früher gewisse Mineralien (Orthit, Ga-
dolinit, Allanit) genannt, welche die Eigenschaft besitzen, in nicht
einmal hoher Hitze plötzlich eine mehr oder weniger lebhafte Licht-
erscheinung zu zeigen, die, da sie nach H. Rose's Versuchen von
einer wirklichen Wärmeentwicklung begleitet ist, als ein wahrhaf-
tes Feuerphänomen gelten kann; merkwürdig ist, dass jene Mine-
ralien nach dieser Erscheinung sehr merkliche Aenderungen in ihren
physikalischen Eigenschaften erleiden , während die chemische Zu-
sammensetzung dieselbe bleibt, etwas Wasserabgabe vielleicht aus-
genommen; sie bestehen (Scheerer in Poggend. Ann. LI. 493) in
dem Unlöslichwerden in Säuren , in Veränderung ihrer Farbe und
Pellucidität , in einer merklichen Erhöhung ihres spec. Gewichts.
Es sei offenbar, dass ihr pyrognomischer Charakter sich nicht mit
einer Erstarrung aus dem FeuerHuss verträgt. Wenn also die Na-
tur des Granit selbst gegen die Annahme des rein feurigen Ur-
sprungs Einspruch erhebt, so fragt Scheerer, wie man sich denn
den Zustand dieser vor der Erstarrung noth wendig plastisch gewe-
senen Masse zu denken habe.
Mehrere Hestandtheile des Granit (wie auch die ßauschana-
lysen der Masse zeigen) enthalten Wasser chemisch gebunden.
Dieses Wasser ist ein ursprüngliches, musste sich also schon in der
Granitmasse finden, als sie noch im plastischen Zustande sich be-
362 Gegenwart v. Wasser im pyrogeDon Granitmagma.
fand, was durch die hekannte Rolle, die es in den Mineraliol als
polymer-ißomorphe Basis spiele, noch wahrscheinlicher werde; die
flüssige Granitmasse konnte demnach nicht weniger Wasser enthalten,
als das Gestein jetzt als chemische Verbindung aufweist, was man
im minimum auf O.Ol veranschlagen kann; sie konnte aber und
wahrscheinlich hat sie auch mehr enthalten. Der mit diesen Was-
sermengen ausgerüstete Granitteig befand sich jedenfalls, um über-
haupt plastisch zu sein , dereinst im Feuerfluss. Stellt man sich
nun vor, dnss dieses Magma einem starken Druck unterlag, welcher
das Entweichen des Wassers verhinderte, so wird es wahrscheinlich
(denn jede directe Erfahrung fehlt für diesen Fall) durch die ein-
geschlossenen sehr heissen Was^^erdümpfe bei einer bedeutend ni^
drigern Temperatur sich im Schmelzfluss befinden, als dasselbe Mag-
ma im wasserfreien Zustande. Das Schmelzen der Salze in ihrem
Krystallwasser liefert ein versinnlichendes Beispiel dieses Vorganges.
Die Erstarrungsverhältnisse eines solchen wasserhaltigen geschmol-
zenen Magmas werden auch ganz andere sein, als sie eine wasser-
freie, sonst gleich zusammengesetzte feuerflüssige Masse darbietet:
die durchdringenden Wasserdämpfe, einem hohen Druck unterwor-
fen, welcher sie zum 'Jlicil condensiren und flüssig machen konnte,
mussten die Liquidität oder wenigstens die Plasticität des Granit bis
zu einer verhältnissmässig sehr niederu Temperatur erhalten. Die Mi-
ralien mit grösserer Krystallisationstendenz , welche am leichtesten
die hemmende Wirkung der dazwischengelagerten Wasserdämpfe
zu überwinden vermochten^ krystallisirten zuerst aus. Alles Wasser,
welches diese Mineralien zu ihrer Bildung nicht bedurften, concentrirte
sich nach und nach indem übrig bleibenden y immer kieselsaure-
reicher werdedcn Teig, der bei seiner geringen Neigung, sich eine
regelmässige Gestalt anzueignen, durch diesen Wasserüberschuss sehr
lange flüssig erhalten und erst bei sehr herabgesunkener Tempera-
tur fest wurde, während das Wasser verdampfte. Auf diesem Wege
findet die Trennung der Kieselsäure und die aufl'allende Gruppirung
der Mineralien eine Erklärung, auch die pyrognomischen Mineralien
konnten ihre Eigenthüralichkeitcn in Mitte einer Masse erlangen,
deren Temperatur nicht nur unter ihrem natürlichen Schmelzpunkt
lag, sondern selbst die Rothgluth nicht erreichte, bei welcher sich
sonst jene Licht- und Wärmeerscheinung zeigt.
Es erklären sich nach Scheerer bei Zugrundelegung dieser sei*
Gegenwart von Wasser im pyrogenen Granitmagroa. 363
ner Theorie auch noch andere Erscheinungen. So die Höhlen, Gänge
und Adern in den Graniten , angefüllt mit grossen Krystallen, die
nur durch allmähliche Krystallisation einer aus den Wänden des um-
gebenden Gesteins herausschwitzenden Flüssigkeit entstanden sein
können, gewissermaassen aus einem Granitsaft (suc de granite). Es
ist dieser Granitsafl , der bis zur Tropfbarkeit comprimirte , und
doch noch sehr heisse aus dem Granit austretende Wasserdampf,
welcher die Mineralbestandtheile in chemischer Lösung mit sich
führt, wobei Scheerer daran erinnert, dass nach Schafhäutrs Ex-
perimenten das im Papinianischen Topf über 100® erhitzte Was-
ser Kieselsäure aufzulösen und Quarzkrystalle aus der Lösung ab-
zusetzen vermag. Auch sei daher abzuleiten die Umwandlung in
gneissartige und graniturtige Gesteine, welche angrenzende Thon-
schieferschichten erlitten haben, indem die überschüssige Granitflüs-
sigkeit in sie eindrang. Alle diese Erklärungsweisen sind später
bei sehr vielen Forschern zu Ehren gelangt.
Die Ansicht, dass die alteruptiven Gesteine bei ihrer Bildung
ein oder ein paar Procent Wasser besessen hätten, wodurch sie bei
verhältnissmässig niederer Temperatur flüssig bleiben konnten, ist
schon 1825 von Poulett Scrope in seinem Werke »Gonsiderations on
volcanos« ausgesprochen worden ; die Flüssigkeit und Beweglichkeit
der Lava, welche bereits die krystallinischen Kömer, aus denen sie
beim Erkalten besteht, als starre Elemente enthalte, werde auch
durch innig beigemengtes Wasser hervorgebracht, welches durch den
Druck am dampfförmigen Entweichen verhindert sei. (vgl. auch
Quarterly Journal of the geol. soc. 1856. XIL 338 fl'.)
Angelot (Note sur la cause des emanations gazeuses prove-
nant de Tinterieur du globe im Bull, de la soc. geol. (l) XIIL 178)
hatte auch darzuthun versucht, dass das Wasser der Erdoberfläche,
wenn es auf tiefhinabsteigenden Canälen in das Erdinnere gelange
und dort mit den weissglühend geschmolzenen Massen in Berüh-
rung gerathe, doch unter seinem eigenen Drucke flüssig bleiben
und eine grosse Rollo in den vulkanischen Erscheinungen spielen
müsse ; nachher war er zu der Ansicht gelangt , dass schon die all-
gemein angenommene Hypothese der Zusammenziehung der Erde aus
Dämpfen und das bekannte Gesetz von der Difl'usion der Gase zur
Annahme führe, dass namentlich unter jenem Druck, wie ihn die
Hypothese erfordert, das Wasser arch in den feuerflüssigen Gesteins-
364 Gegenwart von Wasser in pyrogenen Magmen.
massen, von ihnen aufgelöst wie Gase von einer Flüssigkeit, mge-
gen gewesen und daher fiihig sei, einen Bestandtheil der erataiT-
ten platonischen Gesteine zu bilden.
Bereits Breislak, welcher wie oben bemerkt, auf die (vermeini-
liche) Schwierigkeit hinwies:, welche sich in der Mineralgruppirnng
der Annahme einer Bildung aus gewöhnlichem Feuerfluss entgegen-
stellt, fragt 1822: »Warum hätten nicht Feuer und Wasser «ar
Ausbildung unserer Erde zu verschiedenen Zeiten und zuweilen
selbst unter Vereinigung ihrer Kraft beitragen können ?«
Es erinnert dies an die zu Ende des vorigen Jahrhunderts
von Faujas St. Fond geäusserte merkwürdige Meinung: »Unmög-
lich ist es nicht, dass das Wasser im Verein mit dem Feuer un-
bekannte und für unsere Kunst undarstcUbare Verbindungen zu er-
zeugen vermag.« Ja in noch ältere Zeiten bis zu Menard de la
Groye zurück, lässt sich diese Idee verfolgen, welcher die Vermn-
thung aussprach , dass der eigentlich flüssige Zustand der Laven,
denen er nur einen geringen Grad von Hitze zuschrieb, durch Bei-
mengung von Wasser als eines Flussmittels bewirkt werde; in den
Erdtiefen verbinde es sich mit den Laven und werde an der Ober-
fläche aus ihnen wieder ausgeschieden.
Nach der Darlegung der Sclieerer'schen Theorie hat Durocher
mehrere Einwände dagegen geltend gemacht und die rein pyrogene
Natur des Granit zu retten versucht (Bull, de la soc. g^l. (2)
IV. 1847. 1018); das Ilaupisächliche dieser ebenfalls wichtigen Ar-
beit sei kurz angeführt. Zuerst verfechtet er seine S. 355 mitge-
thoilte Ansicht, derzufolge der (^uarz nicht nothwendig zuerst kry-
stallisiren musste. Die l'ntersuchung einer grossen Anzahl Granite
aus den verscliiedensten Gegenden lieferte ihm überdies das Re-
sultat , dass im Allgemeinen keine Kegel mässigkeit in der Solidifi-
cationsreihenfolge der einzelnen Mineralien bestehe; wirklich er-
scheint , wie erwähnt , in manchen Graniten bald Quarz früher als
Orthoklas, bald Othoklas früher als Quar/ krystallisirt: er glaubt,
dass in den meisten Graniten statt einer Reihenfolge von successi-
ven Krystallisationen vielmehr beinahe eine Gleichzeitigkeit dersel-
ben stattfand, wofür er zahlreiche durch Abbildungen erläuterte Bei-
spiele beibringt. Gerade charakteristisch ist ja in der That für die
Granittextur der Zustand der gegenseitigen Hinderung bei den ein-
zelnen Gemengt heilen, die sich zu drücken und zu stossen scheinen,
Durocher's Erwiderungen gegen Scheerer. 366
von denen keiner in vollkommenen, allseitig scharf begrenzten Kry-
stallen auftritt. Weniger gelingt Durocher der Erweis, dass die
Gegenwart der pyrognomischen Mineralien mit rein pyrogenem Ur-
sprung nicht unverträglich sei. Die Begründung der Gegenwart
des Wassers im geschmolzenen Granit findet Durocher mit Recht
mangelhaft: die von Scheerer als wasserhaltig erwähnten Granit-
mineralieu , Glimmer, Talk, Hornblende, Turmalin finden sich meist
nur accessorisch , die unalterirten Granite liefern bei der Analyse
auch nur ungemein wenig Wasser, jedenfalls viel zu wenig, um eine
fusion aqueuse zu vermitteln. Auch bezweifelt Durocher, dass das
Wasser in dem geschmolzenen Magma des Granit die Liquefaction
bewirken oder unterstützen könne , indem Quarz , Feldspath und
Glimmer fast unlöslich im Wasser seien. Die Laven, welche Was-
serdampf in Menge enthalten und ihn oft zehn Jahre lang festhal-
ten, Massen also , welche sich in wirklicher fusion aqueuse befin-
den, lieferten bei ihrer Erkaltung ganz andere Producte als die
Granite : sie seien voller Blasen und Hohlräume, während der Gra-
nit sich gerade als sehr compact erweise. Dagegen ist indessen
zu bemerken, dass bekanntlich nur der obere Theil der Lavaströme
diese blasige und scoriose Textur zeigt, der untere Theil vollstän-
dig compact - steinig und unter dem Mikroskop deutlich krystalli-
nisch - körnig erscheint.
Scheerer antwortete seinerseits mit einer Entgegnung auf Du-
rochers Ansichten und Einwürfe (Bull, de la soc. geol. (2) VL 1849.
044); in eingehender Weise wird die Natur der pyrognomischen
Mineralien als diT Pyrogenese widersprechend erörtert, auch verweist
er mit Recht abermals auf die Auflösungsfähigkeit des im Papi-
nianischen Topf eingeschlossenen Wassers, welche sich bei der Roth-
gluth wahrscheinlich noch bedeutend steigere. Darauf hat Duro-
cher (Bull, de la soc. geol. (2) VU. 1850. 276) nochmals betont,
dass Scheerer , indem er auf (jrrund der gegenwärtigen spurenhaf-
ten Anwesenheit des Wassers in granitartigen Gesteinen (den talk-
haltigen Protoginen) schliesst, dasselbe sei ursprünglich in grösserer
Quantität auch in den eigentlichen Graniten vorhanden gewesen,
und habe bei deren Bildung eine Rolle gespielt, sich damit eine »har-
diesse d'imagination^ habe zu Schulden kommen lassen, >qui vaaa
dein des bornes diine conclusion scientifique.« Scheerer machte als-
dann — und damit schliesst der interessante Streit (Bull, de la
366 Gegenwart von Wasser in den Laven.
Boc. g6ol. (2) VIII. 1851. 500) — zur Unterstütrong seiner An-
sicht darauf aufmerksam, dass eine sehr kleine Quantität Schwefel
genüge, um den Schmelzpunkt des Eisens mehrere hundert Grad
herabzudrücken, dass also auch wahrscheinlich die WasBermenge,
welche den plastiscnen Zustand des Granitmagmas bei niedriger Tem-
peratur erhalte, nur eine sehr geringe gewesen zu sein brauche.
Man mag Durocher Recht geben, wenn er es für unzulässig er-
achtet, die Ansicht von der wässerig-feurigen Entstehung des Gra-
nit auf diejenigen Wassermengen zu gründen, welche die Analysen
der Granite ergeben ; denn unveränderte ächte Granite liefern al-
lerdings bei der Bestimmung des Wassers fast verschwindende Quan-
titäten; dennoch gibt es andere, damals weniger gekannte und
weniger beachtete Umstände, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit
darauf hindeuten , dass das Wasser wirklich bei der Granitgenese
einen sehr wichtigen Factor abgegeben habe.
Schon aus der Analogie mit den Eruptivgesteinen unserer
Tage ist man geneigt zu vermuthen, dass der Granit bei seiner
Eruption Wasser enthalten habe. Aus ihren Rissen und Spalten
entwickeln die meisten Lavaströme eine grosse Menge von Däm-
pfen, unter denen, wie bei den dem Krater entsteigenden vulkani-
schen Exhalationeu der Wasserdampf eine hauptsächliche Rolle spielt,
und bis zum Erstarren der Lava dauern diese Fumarolon, nach und
nach schwächer werdend fort. Die heutigen Eruptivgesteine sind
also jedenfalls bei ihrem Ausbruch mit Wasserdampf mehr oder
weniger geschwängert und vermögen denselben selbst unter gewöhn-
lichem Atmosphärendruck mitunter beträchtlich lauge Zeit bei sich
zu behalten. Dennoch aber sind die Laven im erstarrten Zustande
entweder vollständig oder fast wasserfrei : aus der Wasserarmuth
oder der Wasserfreiheit der Analysen des festen krystallinischen
Granit ist mithin keineswegs zu schliessen, dass seine Eruption
nicht im gewässerten Zust^inde erfolgt sei.
Dazu kommt, dass man in letzterer Zeit das Wasser in be-
trächtlicher Menge in den Mineralien des Granit mit Hülfe des Mi-
kroskop nachzuweisen vermocht hat. Dnss Quarzkry stalle ebenso
wie Topase und Flussspathe Höhlungen umschliessen, welche Flüs-
sigkeiten enthalten, war längst bekannt, später wurden sie auch
von Sivright im Schwcrspath, Kalkspath, Gyps, von Brewster im
Smaragd^ Beryll, Chrysoberyll, Chrysolith, Feldspath, Steinsalz ge-
Mikroskopische Waaserporen in d. Quarzen cL Granite. 367
fanden, aber man glaubte, dass diese Flüssigkeitshöhlungen nur in
ausgebildeten Krystallen und in diesen nur selten und zufällig vor-
kommen. Erst Sorby (on the microscopical structure of crystals,
indicating the origin of minerals and rocks, Qu. journ. of the
geol. SOG. XIV. 1858. 453; seine Untersuchungen später fortge-
setzt durch Zirkel, Mikroskopische Gesteinsstudien. Sitzungsber. d.
Wiener Akad. d. W. XL VII. 1863. 226) wies nach, dass sie in
den Quarzen der von ihm untersuchten Granite in mikroskopischer
Kleinheit in ungeheurer Anzahl vorhanden sind. Quarze in zahl-
reichen Graniten der verschiedensten Fundorte haben später ganz
dasselbe Krgebuiss geliefert. Diese mikroskopisch kleinen, eine
Flüssigkeit einschliesseuden Hohlräume (fluid - cavities) kann man
Wasserporen nennen, da ihr Inhalt meist eine wässerige Solution
ist. Derselbe ist ein Theil der in dem Granitmagma enthalten ge-
wesenen Flüssigkeit , welche von dem wachsenden Kr^'stall in seine
Masse eingeschlossen wurde : die Wasserporen sind ganz analog den-
jenigen, welche Sorby in den künstlich aus einer Lösung gebilde-
ten Krystallen auffand. Ein Dünnschliff von gi'anitischem Quarz
zeigt unter dem Mikroskop , dass die ganze Masse desselben von
kleinern und grössern Wasserporen wimmelt , welche wie Regen-
tröpfchen auf einer Fensterscheibe erscheinen ; erstere sind meistens
rundlich, letztere auf das verschiedenartigste geformt mit unregel-
mässigen Verästelungen und schlauchförmigen Verzerrungen. Alle
Poren, welche eiuigermaassen grösser sind, zeigen ein ganz deutlich
erkennbares Bläschen in ihrer Ausfüllung. Sorby beobachtete, dass
die mikroskopischen Wasserporen, welche sich in den bei gewöhn-
licher Temperatur aus einer Lösung entstehenden künstlichen Kry-
stallen bilden, stets ganz mit der Flüssigkeit erfüllt sind, und er
erklärt die Gegenwart des leeren Raumes in den mikroskopischen
Quarz wasserporen dadurch, dass der Quarz in höherer Temperatur
entstand und beim Sinken derselben die in der Höhlung befindliche
Flüssigkeit, welche früher hinreichte, dieselbe zu füllen, sich noth-
wendigerweise zusammenziehen musste. Häufig bewegt sich beim
Drehen des Schlifi'es das Bläschen hin und her, wie die Luftblase
in einer Wasserwaage. Indem das Maass der Contraction der ein-
geschlossenen Flüssigkeit von der Höhe der Temperatur abhängt,
von welcher die Abkühlung begann, muss die relative Grösse des
leeren Raumes anzeigen, um wie viel die Temperatur, in welcher
368 Wasserporen in den Quarzen der Granite.
der Krystall gebildet wurde, diejenige übersteigt, in welcher er un-
tersucht wird. Nachdem Sorby durch besondere Versuche das Ans-
dehnungsgesetz der in den Poren vorhandenen Flüssigkeiten bei ver-
schiedenen Temperaturen zu ermitteln gesucht hat, kommt er sa
dem Schluss, dass das granitische durchwässerte Magma nngefiÜir
bei dunkler Rothglühhitze und unter Mitwirkung von hohem Druck
festgewordeu sei.
Was nun die Natur der eingeschlossenen Flüssigkeit anbe-
langt , so hat er durch Versuche dargethan , dass dieselbe Wasser
ist, welches Chlorkalium und Chlornatrium, die Sulphate von Kali,
Natron und Kalk enthält, wobei bald das eine, bald das andere
Salz vorwaltet; da die Solution oft eine entschieden saure Reac-
tion zeigt, so musa Säureüberschuss vorhanden sein; dies Vorkom-
men von freier Salzsäure und Schwefelsäure ist höchst merkwürdig,
wenn man in Betracht zieht, wie sehr charakteiistisch diese Stoffe
für moderne vulkanische Thätigkeit sind : den uralten Emptivmag-
men fehlten also bereits diejenigen Stoflfe nicht, welche anch die
Lavaeruptionen heutiger Tage begleiten. Bisweilen war der in dem
heissen Waser aufgelöste Salzgehalt zu gross, als dass die Lösung
sich bei gewöhnlicher Temperatur erhalten konnte, und deutliche
cubische Kry stalle der Chloride haben sich au den Innenwänden
der mikroskopischen Höhlungen abgesetzt.
Die grossem Poren messen selten mehr als O.OG Mm. im
grössten Durchmesser ; dabei finden sich alle Abstufungen der Klein-
heit, die kleinsten erscheinen selbst bei loOOfacher Vergrösserung
nur als die allerfeinsten , kaum wahrnehmbaren Punkte, mit denen
das ganze Quarzkorn durchsprenkelt ist. Bei Poren, welche 0.003
Mm. laug, 0.0015 Mm. breit sind, ist noch manchmal ein deutli-
ches Bläschen zu erkennen.
Die Wasserporen liegen entweder einzeln unregelmässig durch
einander gestreut, oder in vielfach sich verzweigenden und wieder
vereinigenden Reihen und Streifen, auch zumal, wenn sie sehr klein
sind, in dichtere Haufen zusammengedrängt, welche dünnere Strah-
len aussenden. Auf dem Durchschnittspunkte jener Porenstreifen
stellen sich meist grössere Poren ein. Häufig gewahrt man bei dicke-
ren Schliffen, wie die Poren förmliche Schichten bilden, welche in ver-
schiedener Richtung die klare Quarzmasse durchsetzen. Nehmen die
i*oren eine besondere Lage ein, so wird oft das durchfallende Licht
Wasserporen im Quarz der Granite. 360
von dem Bläschen total reflectirt, welches alsdann wie eine schwarze
opake Substanz erscheint.
Es dürfte im Allgemeinen feststehen, dass im Quarz der grob-
kömigen Granite die Wasserporen zahlreicher und grösser sind,
als in demjenigen feinkörniger Granite. Nicht selten sind Stellen,
wo auf dem Riium von O.Ol Quadratmillim. 250 deutlich von ein- .
ander unterscheidbare Wasserporen zu zählen sind. Die Quarze
einiger Granite sind so mit Flüssigkeit getränkt, dass sie zweifels-
ohne den zwanzigsten Theil der ganzen Krystallmasse ausmacht.
Aus der Entstehnngsweise der Poren überhaupt und aus den von
Sorby an den Chloralkalien und andern künstlichen Krystallen an-
gestellten Untersuchungen scheint man den Schluss ziehen zu
können, dass diejenigen Krj'stalle, welche weniger Poren enthalten,
sich langsamer bildeten, rascher diejenigen, welche zahlreiche um-
schliessen. Im Ganzen hat es den Anschein, als ob im Mittelpunkte
der Quarzkörner die Poren häutiger seien, als nach den Rändern
zu ; dies steht n)it den von Sorby an den Krystallen von Chlor-
kaliuiii und Chlornatrium gemachten Beobachtungen im Zusammen-
hange, bei denen der A})satz der Poren in der ersten Bildungszeit
des Krystalls rasch vor sich geht und bei der fortschreitenden Ver-
grösserung desselben mehr und mehr sich verlangsamt; wie Koch-
salzkrystalle im Innern durch die Menge der Poren weiss und opak
sind, an ihren Uiindern klar und durchsichtig.
Gegen die Annahme, dass die wässerige Solution nicht ur-
sprünglich bei der Bildung des Krystalls in denselben eingeschlossen
wurde, sondern erst im Laufe der Zeit in präexistirende leere Höh-
lungen eindrang, sprechen mehrere Umstände. Die Höhlungen sind
nie vollständig erfüllt, sondern enthalten die oben erwähnten Bläs-
chen, und die Volumina der einzelnen Bläschen stehen in einem
auffallend genau unter einander übereinstimmenden Verhältniss zu
den Volumina der ganzen Höhlungen, wie dies namentlich die
grössern Wasst'rporen deutlieh erkennen lassen : die Bläschen sind
um so grÖHHir und um so kleiner, je grösser und kleiner die Pore
überhaupt ist, eine Krscheinung, die sich aus der gleichmässig er-
folgeutleii Coiitraction der Solution bei abnehmender Temperatur
ohiu; Schwierigkeit erklärt. Diese vollständige und unverkennbare
Uebereinstinnnung in dem Volumverhältniss der Bläschen muss bei
jener Annalune lediglich dem Zufall zugeschrieben werden; überdies
Zirkel, rclrt»Kraphle. II. 24
370 Wasserporen im Quarz der Granite.
wäre es sehr befremdend, dass nicht auch von den SickerwassMii
vollständig erfüllte Höhlungen sich finden. Sorby hat sadem ge-
zeigt, dass die Flüssigkeit in den Hohlräumen so hermetisch ab-
geschlossen ist, dass sie selbst bei heftigem Krhitzen des Präparats
nicht entweicht ; das Bläschen wird zuerst von der sich alsdann
ausdehnenden Flüssigkeit absorbirt. AVäre die Flüssigkeit im Lauf
der Zeit von aussen in die Höhlungen infiltrirt, so müsste es ihr
ein Leichtes sein, auf den Haarspalten und Canälen, durch welche
sie eingedrungen ist (welche übrigens nirgends nachweisbar sind),
auch wiederum zu entweichen. Sorby bemerkt auch ganz richtig,
dass die nicht zu bezweifelnde Fähigkeit eines Gesteins, vom Wasser
durchdrungen zu werden, nicht den Schluss gestattet, dass auch
eine Krystalhnasso diese Fähigkeit in glci(^hem Maasse besitze; die
Permeabilität des Achat kann nicht entgegengehalten werden, denn
dieser hat vollkümniene Schichtenstructur und besteht zum Theil
aus kryst^dlinischen Aggregaten, zwischen denen und nicht in wel-
che die Flüssigkeiten eindringen. Nicht minder widersprechen auch
die nachweisbaren Mengen von C'hloriden. freier Salzsäure and
schwefeliger Säure jener Annahme von der nachträglichen Ansflil-
lung der präexistirenden Höhlungen durch gewöhnliche von Tage
her wirkende Infiltrationen, denn wohl kein Tagewa sser enth<
jene Substanzen in solchen Mengen, dass sie sich selbst in dem
spärlichen Quantum, welches dit* Flüssigkeit der Poren zur Unter-
suchung darbietet, zu erkennen geben (vgl. über diese Annahme
Laspeyres, Zeitscbr. d. d. geol. Ges. XVI. ISlU. 374 und dagegen
Zirkel cbendas. XVII. 1.^05. Id).
Au!<ser (Ion \Vassor])oron bet>bacht€t man in den granitischen
<,|uar/en mit dem Mikmskop noch kleine leere Höhlungen, welche
sich durch ihren )>n'iten und dunklen luind auszeichnen. Sorby
nannte dieselben gas (»der vajKJur-cavities. da sie höchst wahr-
scheinlich durch (iase oder kämpfe gei)ildet sind.
Die Ordioklaso der Granite i>ilden unter dem Mikroskop eine
trübweis<e .Masse, die nicht einmal durchscheinend ist. Poren sind
darin meist nicht sichtbar; ob sie früher vorhanden gewetien nnd
wied(;r zerstört .sind, od«*r niemals vorhauden waren, oder wegen
der geringen ]*ellucidität sich bloss der Beobachtung entziehen,
kann nicht jedesmal festgestellt werden. In den meisten Graniten
sind selbst bei grösster L)ünn(> des Schliffes die Feldspathe nickt
Mängel der WasBerbestimmung bei den Graniten. 371
durchsichtig genug, um diese Fragen zu entscheiden; wo letzteres
möglich war, zeigten sich in ihnen auch Wasserporen wie im Quarz,
aber in sehr spärlicher Anzahl. Dass der Quarz so zahlreiche
Poren, der Feldspath so wenige enthält, ist eine Erscheinung, die
bei manchen künstlich dargestellten Krystallen in vollständig ana-
loger Weise vorkommt, bei denen, wenn ihre Bildung auch unter
ganz denselben Bedingungen stattfindet, dennoch ein beträchtlicher
Unterschied in der Anzahl der Poren obwaltet. Sorby fand, dass
wenn gennschte Lösungen von Alaun und Chlomatrium verdunstet
werden, die Alaunkrystalle äusserst wenige W^assarporen, die Koch-
salzkrystalle so viele enthalten, dass sie ganz opak erscheinen. Die
aus einer gemischten Alaun- und Chlorkaliumlösung durch allmäh-
liche Verdunstung entstehenden Chlorkaliumkrystalle sind oft noch
bedeutend mehr mit Poren erfüllt, als die Quarze der Granite,
während die Alaunkrystalle manchmal von Poren ganz frei sind.
Aus alledem ergibt sich, dass der W^as sergehalt der Gra-
nite und der Eruptivgesteine überhaupt, in denen Wasserporen viel-
fach nachgewiesen wurden, stets viel zu niedrig angegeben
wird. Man verfährt bei der Bestimmung desselben bekanntlich so,
dass man das Gestein zu feinem Pulver zerreibt, dieses erhitzt und
den Gewichtsverlust als Wassermenge berechnet. Bei dem Pulvern
ist es aber unausbleiblich, dass eine grosse Menge der Wasserporen
aufgesprengt wird, und von der darin enthaltenen, mit der Luft in
Berührung tretenden Flüssigkeit ein beträchtlicher Theil rasch
verdunstet, welcher mithin gar nicht zur Berechnung kommt.
Die in den unzerstörten l\)ren befindliche Flüssigkeit aber wird
höchst wahrscheinlich nicht minder der Bestimmung entgehen, in-
dem das fast nie fehlende Bläschen ihr Gelegenheit gibt, beim Er-
hitzen in der ringsgeschlossenen Höhlung sich auszudehnen, und
sie so in den meisten Fällen nicht genöthigt sein wird, ihre Hülle
zu durclibjecheii und sich frei zu machen. Um wenigstens der ersten
Fehlerq.ielle zu begegnen, niüsste man zu dem schwer ausführbaren
Mittel sei?ie Zullucht nehmen, ein ganzes Gesteinsstückchen abzu-
wägen und dann erst zu pulvern (vergl. JVIikroskopische Gesteina-
studien, Sitzungsher. d. Wien. Akad. d. W. XLVH. 1863. 231 ;
Poggend. Ann. CXIX. 1863. 291). Vgl. über die Flüssigkeitshöh-
lungen in den Granitgemengtheilen A. Bryson im Edinburgh new
philüs. journ. 1.^61. XIV. 144.
372 Hydato-pyrogene Bildung der Granite.
Immer weitere Bahn hat sich in letzterer Zeit die Meinimg
gebrochen, dass das eruptive Magma des Granit nicht rein pyro-
gener Natur gewesen sein könne; man hat, wie schon bei Erwäh-
nung der Beobachtungen Sorbys berührt worden ist, in Berück-
sichtigung aller oben angeführter Verhältnisse den Zustand des
Granit bei seiner Eruption als den eines dampfbeladencm bedeutend
durchwässerten Schmelzflusses betrachtet, >combining at once, wie
Sorby sagt, both igncous fusion, aqueous Solution and gaseoiu
Sublimation.« Dieser Anschauungsweise von der Hydatopyrogenese
können sich physikalische Schwierigkeiten nicht entgegensteUen,
da die Laven heutiger Eruptionen Beispiele eines ähnlichen Za-
standes liefern. Starker Druck muss bei der Festwerdung mitge-
wirkt haben, um zu verhindern, dass die Gase, wie es bei den an
der Luft erstarrenden Laver geschieht, entweichen.
Ausser dem wirklichen Nachweis des in den Graniten von
Ursprung an vorhandenen Wassers, sind es namentlich die wich-
tigen Experimente und Untersuchungen von Daubree, welche dieser
Ansicht zur wesentlichen Stütze gereichen. Daubree hat gezeigt,
dass das Wasser im überhitzten Zustande ungeahnte mineralbildende
Kraft auszuüben vermag ; es gelang ihm, Quarz, Feldspath, Diopsid
durch die Wirkung überhitzten Wassers darzustellen, Obsidian in
eine graue krystallinische Masse vom Ansehen eines feinkörnigen
Trachyt umzuwandeln, Tannenholzstückchen zu einer vollkommen
anthracitartigen Substanz zu verändern, und dies alles geschah
durch eine sehr geringe Monge von Wasser (vgl. Observations sur
le mctamorphisme et recherches experimentales sur quelques-nns
des agents, qui ont pu le produirc, Annales dos mines (5) XIL 1857.
289, auch Bull, de la soc. geol. (2) XV. 1858. 97).
Nichts war also folgerichtiger als bei der Genese der Granite
und der Eruptivgesteine ül)erhau[)t gerade die Ausbildung der Kry-
stalle dem überhitzten Wasser zu übertragen. »In den Laven, sagt
Daubree, wirkt das AVasser, wie geartet auch sein Molecularzustand
sein mag, um ihnen krystallini»)che Beschafienheit zu ertheilen fast
auf dieselbe Weise wie es in den angestellten Versuchen den Ob-
sidian in krystallisirten P'eldspath vei-wandelt und Augit in voll-
kommenen Krystallen ausscheidet. In dem einen wie in dem andern
Falle scheint das Wasser die Trennung der Stoffe zu begünstigen,
welche ohne seine Gegenwart gemengt bleiben würden, es scheint
Hydato-pyrogene Bildung der Granite. 373
die Krystallisation von Silicaten bei einer Temperatur zu bewirken,
welcbe ihren Schmelzpunkt nicht erreicht. Auch vermögen dieselben
Silicate unter dem Einfluss dieser Mutterlauge in einer Reihenfolge
zu krystallisiren, welche oft der ihrer Schmelzpunkte zuwiderläuft.«
>Der Quarz, welcher unter so mancherlei Gestalt einen Bestandtheil
der metamorphischen und eruptiven Gesteine bildet, muss gleich
dem der Gänge als ein Zeug für den wässerigen Weg erachtet
werden.« >Soll man eine Verniuthung über diese eijenthümliche
Verbindung des Wassers mit Eruptivgesteinen von sehr hoher Tem-
peratur äussern, so wird man diese Erscheinung als eine Art wäs-
seriger Schmelzung auffassen müssen, welche mitunter durch den
Druck in ihrem Bestände erhalten wurde« (In der Abhandlung
»fitudes et experiences synthetiques sur le metamorphisme et sur
la formation des roches cristallines.« Paris 1860, Auszug aus den
Memoires presentes par divers savants ä PAcademie des sciences
XVII; übersetzt von E. Söchting, Berlin 1861). Auch Poulett
Scrope (Qu. journ. of the geol. soc. XII. 1856.342), filie de Beau-
mont, Sir Charles Lyell (Elements of geology 1865. 697), H. Rose
und Naumann haben dieser Hypothese von der Hydatopyrogenese
grosse Wahrscheinlichkeit eingeräumt. >Man braucht sich nur mit
Scrope und Scheerer das Wasser und dao glühendflüssige Gesteinsma-
terial zu einem homogenen, bis auf grosse Tiefen hinabreichenden
Magma verbunden zu denken, um die Bedingungen für die Granit-
bildung in einer mit Daubree's und Sorby's Beobachtungen überein-
stimmenden Weise zu beschaffen« (Lehrb. d. Geognosieü. 1860. 259).
Vgl. u. A. auch Dalmas im Bull, de la soc. geol. (2) XIX. 1862. 52.
Während bei der frühern Annahme eines rein pyrogenen Zu-
standes des Granitmagmas allerdings die Menge des ausgeschiedenen
Quarz auffallen durfte, eines Minerals, für dessen Entstehung auf
feurigem Wege kein, weder kün6tlich?s noch natürliches Vorkomm-
niss spricht (vgl. Bd. I. 160), scheint man sich die Bildung des-
selben aus einem hydato-pyrogenen Magma ohne Schwierigkeit vor-
stellen zu können ; für die später zu erwähnenden Quarztrachyte,
namentlich für jene vollständig krj'stallinisch - körnigen, welche,
wenn sie auch nicht als Laven geflossen, dann doch in acht vul-
kanischen Kogionen zu Hause sind, und welche die grösste Aehn-
lichkeit mit Graniten darbieten, bleibt in der That keine andere,
als eine hydato-pyrogene Enfstehungsweise übrig.
374 Hydatogene Contactwirkungen der Granite.
Es ist nicht zu verkennen, dass seitdem dem Wasser eine
so wichtige Rolle hei der Grnnitgenese zugesprochen ist, auch die
eigenthümlichen Erscheinungen, welche sich im Contact mit gra-
nitischen Massen darhieten, eine vollkommen hefriedigende Lösung
finden : die Umkrystallisirung der Kalksteine zu Marmor, die Im-
prägnation der Kalksteine und Schiefer mit manchfaltigen Mine-
ralien, mit Granat, Vesuvian, Epidot, Turmalin, Chiastolith, Hom-
hlende, Glimmer, Feldspath, Quarz, die so oft heohachthare Verkie-
selung des Nebengesteins u. s. w. Wie schon lange von Scheerer
angedeutet wurde (vgl. S. 363), wie es neuerdings Daubree nach
allen Seiten hin ausführlich erörterte, ist es das erhitzte Wasser,
welches aus dem Granit während und nach dessen Erstarrung noik-
wendig ausgeschieden, ;nit manchfachen Stoffen beladen in das
Nebengestein eindringt, und hier zur Bildung der verschiedenen
Mineralien Aiilass gibt. »Bei der Krystallisation der Silicate in den
Eruptivgesteinen, schied sich das Wasser, gleichwie eine Mutter-
lauge zugleich mit verschiedenartigen SubEianzen ab, bewahrte in-
dessen eine genügende Wärme und hinreichend hohen Druck, am
in das angrenzende (iestein einzudringen und darin tiefgi'eifende
Umwandlungen hervorzurufen«^ (Daubree).
Früher, als man den Mineralien des Granit eine Bildung auf
rein trockenem feuerflüssigem Wege zuschrieb, musste man die-
jenigen, welche sich in auffallender Aehnlichkeit isolirt in dem
Nebengestein wiederfinden, ebenfalls für auf trockenem Wege ge-
bildet erachten, welchen man sich indessen wohl kaum je klar
vorgestellt hat ; es wäre alsdann auch die Unwahrscheinlichkeit
eines solchen Vorgangs allzu grell hervorgetreten. Diese Mineralien
finden sich in dem Nebengestein in einer Weise, dass sie dort zwei-
fellos nur durch Hülfe des Wassers entstanden sein köimen, und
gerade dieser Punkt ist ebenfalls eine gewichtige Veranlassung, für
die Krystallisation ganz derselben Mineralien in dem angrenzenden
Granit gleichfalls die Mitwirkung des Wassers, desselben Wassers,
in Anspruch zu nehmen.
Während der Annahme eines hydato-pyrogenen Zust^ndes, wie
erwähnt, eigentliche physikalische Schwierigkeiten an sich nicht
entgegenstehen, und dieselbe, indem sie manches Räthsel der Gra-
nitbildung zu lösen scheint, sich mit Recht des Beifalls mancher
ausgezeichneter Forscher erfreut, sind mehrfache Verhältnisse für
Mangel kaustischer Contactwirkungen der Granite. 875
Andere leitend gewesen, dem jedenfalls stark dorchwässerten Gra-
nitmagma einen Schmelzfluss nicht zuzuerkennen.
Bei den Laven sowohl der thätigen als der erloschenen Vul-
kane, bei denjenigen Eruptivmagmen also, deren Schmelzfluss nie-
mals bezweifelt worden, liegen zahllose Beispiele vor, dass diese
Massen an den Gesteinen, mit welchen sie in Berührung gekommen
sind, Veränderungen hervorgebracht haben, wie nur eine starke
Hitze sie zu erzeugen vermag; gleichwohl ist bei den Graniten
keine derartige Erscheinung mit Sicherheit bekannt: die von den
Graniten eingeschlossenen Eragmente des Nebengesteins, die Spal-
tenwände, in denen das Granitmagma als Gang emporstieg, zeigen
keinerlei Entwässerung, Erittung, Verglasung, Anschmelzung, Ver-
coakung, keinerlei Einwirkung überhaupt von kaustischer Art. Die
einzigen Beispiele, welche hier in der gesammten Literatur ange-
führt werden, sind die von Russegger berichteten Beobachtungen,
dass in den Umgebungen von Chartum in Nubien der Sandstein im
Contact mit Granit theils gefrittet, theils zu einqr dichten, glas-
artigen Schlacke geschmolzen, dass bei Assuan in Aegypten der
Mergel und Thon zu Ziegelmasse gebrannt, der Sandstein zu einer
Schlacke verglast sei: vereinzelte, kaum je zu controllirende Beob-
achtungen, bei welchen höchst wahrscheinlich vcrgefasste Ansichten
im Spiele gewesen, und auf welche angesichts d,es allerorts «?ich
darbietenden gänzlichen Mangels solcher kaustischer Contacterschei-
nungen wohl k^in (iewicht gelegt werden darf. Dem Gontactgestein
gegenüber scheint sich der Granit stets so zu verhalten, dass man
ihm eine Temperatur wie sie die heutigen Laven zeigen, nicht
füglich zuschreiben darf, obschon man nicht übersehen sollte, dass
selbst die Laven keineswegs immer von solchen Hitze-Einwirkungen
begleitet sind (vgl. unten). Delesse hat mit grossem Fleiss in seinen
Studien ülier den Metamorphismus (Annales des mines (5) XH.
1H57) die wichtigsten Beispiele von den Contactwirkungen der
Eruptivgt'stcine gesammelt und kommt zu dem Schluss: »Nous
avons vu, que le granite, quand bien meme il a fait eruption ä
Tetat Huide, ii'a pas toujours fait d'alteration aux roches, par dessous
lesquclles il s'ent deverso, ni ii Celles duns lesquelles il forme des
filons ; le nietamorphisnie ä son contact est en tous cas tres different
de celui des laves.< >La plasticite, que les roches granitiques
avaient au momeut de leur eruption ne doit pas etre attribuöe k
376 Geringe Temperatur des eruptiven Granit.
une füßion ignee« (723). Bernhard Studer hat 1851 in dem ersten
Bande seiner meisterhaften Geologie der Schweiz gezeigt, dass Kalk-
steine durch den teigartig hervorgetretenen Granit theils gehoben,
th'jils in ihrer Lagerung verschoben worden seien ; eine dem Schmelz-
punkte der Granitbestandtheile gleichkommende Temperatur scheine
indessen nicht eingewirkt zu haben.
Die Eruptivgesteine, welche offenbar aus dem Schmelzfloss
erstarrt sind, haben sanimt und sonders auch hyaline und schlackige
Producte gebildet, Obsidianc, Binisteine, Pechsteine u. s. w. Ist es
auch nicht unwahrscheinlich, dass die Granite vorwiegend in grossen
Tiefen erstarrt sind, in denen die Entstehung solcher hyalinen
Massen nicht bej^ünstigt wurde, so ist doch der absolute Mangel
derartiger Gebilde im Zusammenhang mit Graniten geeignet, dext
ursprünglich pyrogenen und liy(lato-pyn)genen Zustand der letztem
einigermaassen in Frage zu stellen.
Tu denjenigen Gesteinen, welche aus einem eigentlichen, wenn-
gleich wahrscheinlich ebenfalls nicht wasserfreien Schmelzfloss er-
starrt sind, finden sich in den Glaseinschlüssen, w^elche man in den
ausgeschiedenen Krystallou mit dem Mikroskop entdeckt, die aller-
deutlichsteu Beweise für deren Krystallisation aus einem pyrogenen
Magma; so enthalten die Feldspathe der Trachytpeclisteine (vgl.
Bd. I. 570), der Obsidiane (vgl. S. 235) solche glasigen Partikel
des Schmelzflusses, welche von dem festwerdenden Feldspath um-
hüllt wurden, ja sie fehlen selbst nicht in den Mineralien voll-
ständig krystallinisch gewordener granitiihnlicher Quarztrachyte, wo
neben ihnen Wasserporen sich darbieten. Den Granitmineralien
scheinen indessen derlei unzweifelhafte Zeugnisse für die Mitwirkung
des Schmelzflusses bei ihrer Festwerdung zu fehlen und es mag
wohl gestattet sein, auf diesem Thatsache fussend, auch aus der
Mikrostructur der Granite auf die abweichende Constitution ihres
Magmas einen Schluss zu gründen.
Ol) man dagegen berechtigt ist, aus dem Umstand, dass die
gianitischen Quarze mitunter organische und bituminöse Substanzen
enthalten, welche ihre dunkkj Fiirbung veranlassen und beim Glühen
verschwii'den, einen Beweis dafür abzuleiten, dass bei der Bildung
eines solchen Granit die Rothgluth nicht erreicht und überhaupt
kein Schmelzfluss thätig gewesen sei, dies muss als zweifelhaft
gelten, wenn man bedenkt, dass auch Laven und Obsidiane, die
Geringe Temperatur des eruptiven Granit. 377
offenbar aus pyrogenem Magma fest wurden, deutlich nacbweisbai e
Spuren von organischen Substanzen enthalten.
Da überdies für die Absclieidung von keinem der Granit-
niineralien der Schmelzfluss unbedingt nöthig, sondern für alle die
Möglichkeit einer wässerigen Entstehung dargethan ist (vgl. Bd. I.
1 60 ff.), so sind auf obige Beobachtungen gestützt, mehrere Geo-
logen auf die Ansicht gelangt, dass der Schmelzflu&s nur ungemein
wenig oder gar keinen Antheil an dem ursprünglichen Granitmagma
gehabt habe, indem sie dasselbe im Zustande seiner Eruption
als einen sehr heissen wässerigen Brei, als eine Art Mörtel sich
vorstellen ; Delesse sagt in seiner werthvollen Arbeit »sur Torigine
des roches- (Bull, de la soc. geol. (2) XV. 1858. 776 ff.) : >I1 me
parait, que le granite ne presente aucun des caracteres des roches
ignees; pour que ses mineraux pussent se developper, il suffisait,
quMl format un magma legerement plastique ; Teau, secondee par
la pression, a vraisemblablement contribue de la maniere la plus
efficace k rendre le granite plastique. La chaleur y a contribue
egalement, mais eile devait etre tres moderee et certainement bien
inferieure ii la temperature rouge^« ; an einer andern Stelle nennt
er das Magma >une päte boueuse tres-fluide qui pourrait se com-
parer a un mortier«. Sorby, welcher für die meisten Granite findet,
dass >the proof of the Operation of water is quite as strong as
that of heat*, sagt für andere: »I must admit, that in the case
of coarse-grained highly quartzose granites there is so very little
evidence of igneous fusion and such overwhelming proof of the
action of water, that it is impossible to draw a line between them
and those veins, where in all probability, mica, feispar and quartz
have been deposited from Solution in water, without there beiug
any definite genuine igneous fusion like that in the case of fournace
slags or erupted lavas.« Diese Anschauungsweise ist keineswegs der
jüngsten Zeit angehörig. Breithaupt bezweifelt in seiner trefflichen
Paragenesis der Mineralien f Freiberg 1849. 67) wegen der Lage-
rungsverhilltnisse der Granite nicht, dass der grösste Theil der-
selben eruptiv gebildet sei, schreibt aber, die Gründe gegen seine
Entstehung aus dem Feuerfluss sich nicht verhehlend, dem ur-
sprünglichen Granit magma einen »wässerig breiartig flüssigen« Zu-
stand zu, durch dessen Annahme die geotektonischeu Beobachtungen
und chemischen Anforderungen versöhnt würden. Schafhäutl ist
378 Stand der Frage nach der Oranitbildimg.
djr Ueberzeugung , dass die >feldspathartigen und granitisoheii
Bildungen ein heisser wasserhaltiger, mit der Yerflüchtigimg des
Wassers krystallinisch gewordener Brei gewesen sind, der entweder
durch gespannte Wasserdnmpfe oder den Druck der darüberliegen-
den Gebirgsmassen in Spalten hinein, oder aus diesen heransge-
presst wird und im letzteren Falle bei nachhaltigen Quantitäten
überfliessen niuss« (vgl. u. a. N. Jahrb. f. Min. 1849. 664).
Ueber Entstehungsweise und physikalische VerhältniBse einet
so beschaffenen Magmas darf man kaum wagen irgend eine Yermu-
thung zu äuRsern: am nächsten liegt es '.vohl, an eine mojaartige
Masse zu denken, doch liefern die Schlammmasseu der erloschenen
und thätigen Vulkane bei ihrer Festwerdung ganz andere Prodncte.
Die Frage nach der Natur des eruptiven Granitmagmas, weit
entfernt davon gelöst zu sein, wird s(>mit noch einen Gegenstand
gar mauchfacher Untersuchungen und Speculationen darbieten. Wel-
che Beschaffenheit aber auch als die wahrscheinlichste sich her-
ausstellen wird — denn von einer exacten Entscheidung wird nicht
die Rede sein können — , die hydato-pyrogene oder die eines heisaen
wässerigen Breies, stets wird jenes eine Frage secundärer Art ge-
genüber derjenigen sein, ob der Granit ein Eruptivgestein oder ein
Product des Metamorphismus ist. Indem wir diese Frage mit der
oben (S. 353) angedeuteten Beschränkung in dem erstem Sinne xa
beantworten versucht haben, glauben wir uns mit weitaus der
Mehrzahl der Forscher in Uebereinstimmung zu befinden, mit der
grossen Schaar aller derjenigen, welche dem Vorkommen, den
Lagerungs- und Verbaudverhältnissen der Granite in der Natur
die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken nicht unterlassen.
B. v. Cotta hat mit Recht darauf hingewiesen, dass der Granit
höchst wahrs(;heinlich in grossen Tiefen erstarrt und da, wo er an
der Erdoberfläche erscheint, durch Denudationsprocesse blosgelegt
sei ; daher stamme auch der Mangel an Tuffbildungen, an blasigen
und schlackigen Varietäten; das grauitische Material, welches bei
der Eruption nahe an der Oberfläche erstarrt sei, habe vielleicht
einen trachytischen Habitus besessen. Wenn die letztere Ansicht, wel-
che Lyell auch in seinen Elements of geologj*. (vgl. z. B. 1865,701.
708 ff.) zu Grunde legt, in der That manches für sich zu haben
scheint, so möchte ihr doch der Umstand widersprechen, dass die
klastischen Gesteine der ältesten Sodimentformationen, die iLr Ma-
GraDit ein umgewandeltes pyrogenes Gestein. 379
terial zum Theil aus der Zerstörung des Ausgehenden von Granit-
eruptionen ableiten, niemals Fragmente aufweisen, die eine acht
trachytische oder hyaline Natur besitzen, sondern immer nur solche
mit vollständig granitischer Ausbildung.
Einige Geologen, welche die augenscheinlich eruptive Natur
der Granite nicht von der Hand zu weisen vermochten, zugleich
aber auch in der mineralischen Ausbilduugsweise derselben einen
Gegenbeweis gegen seinen pyrogenen Ursprung erblickten, haben
denselben für ein ursprünglich eruptives und zwar pyrogenes, im
Lauf der Zeit aber durch Wasser umgewandeltes Gestein erklärt.
Haughtou bezeichnet eine solche Bildungsweise, die allmähliche Ver-
änderung ursprünglich geschmolzener, feuerflüssiger Gesteine, welche
sich als Gänge in schon vorhandene Gebirgsmassen eindrängten,
als Hydrometamorphisnius ; der Granit sei im Allgemeinen ein sol-
ches hydrometamorphisches Gestein; hier und da (z. B. in der
irischen Grafschaft Donegal, in Norwegen, vielleicht auch in den
Schweizer Alpen) sei derselbe indessen wahrscheinlich (?) das Product
eines sog. Pyrometamorphismus, womit Haughton die Umwandlungen
bezeichnet, die ein geschichtetes, sedimentäres Gestein allmählich
durch Hitze erfahren hat (Adress delivered before the geological
soc. of Dublin 1862). Carl Vogt hatte schon früher ähnliche Ver-
muthungen ausgesprochen ; es schienen ihm auf der einen Seite die
Lagerungsvcihältnisse völlig dazu angethan, jeden Zweifel an dem
Aufsteigen des Granit aus der Tiefe zu beseitigen, andererseits
hielt er die von chemischer Seite gegen die pyrogene Entstehung
der Granitmineralieu erhobenen Einsprüche für wichtig genug, um
sich der vermittelnden Ansicht zuzuneigen, dass die Granite meta-
morphische Bildungen seien, welche allerdings in feuerflüssiger Ge-
stalt (und zwar vermuthlich als Kalksilicate) emporgehoben wurden,
sodann aber unter Beibehaltung ihrer Lagerung eine gänzliche Um-
wandlung ihrer mineralogischen Zusammensetzung erfuhren (Lehrb.
d. Geologie u. Petref.kunde U. 1854. 305). In ähnlicher Weise
hat Kuop auf die Möglichkeit einer solchen Bildungsart des Granit
hingedeutet ; da es erwiesen ist, dass sich Feldspath, Quarz und
Glimmer auf wässerigem Wege bilden können, hält er dafür, »dass
die Bildung des Granit auf nassem Wege aus jedem vulkanischen,
vorwaltend normaltrachy tischen Gestein als möglich gedacht werden
kaim* (N. .Jahrb. f. Min. 1859. 599).
380 Bildung der Felsitporphyre.
DeleRse macht eine eigenthümliche vielleicht nicht nngerechi-
fertigte Unterscheidung, indem er sagt : »les granites k dexa, micas
(granitcs des Vosges) peuvent passer aux gneiss et aux micaschistes,
taudis que les granites a un mica (gr. des Ballons) sont emia^ment
eruptifs^ remplissent les filons et ne passent pas ä gneiss« (Ball,
de la SOG. geol. (2) XVI. 1850. 425); M. P. de Cessac sondert
ehenso in seiner Beschreihung des Dep. de la Creuse einen gpranite
micace mit zwei Glimm erspecies, welcher häufige Einlagerungen im
Glimmerschiefer bildet und selbst La^er von Glimmerschiefer ent-
hält von einem granite bleu mit einer Glimmerspecies ; letztem
erklärt er für ein eruptives, erstem für ein metamorphisches Ge-
stein (Bull, de la soc. geol. (2) XIX. 1862. 644).
Indem wir nun , nachdem bis jetzt vorwiegend die Entste-
hung der Granite untersucht wurde , zu der Betrachtung der
Bildungsweise der übrigen krystallinischen Massengesteine mit Aus-
nahme der jüngorn Basalte und Trachyte übergehen, sei, um Wie-
derholungen zu vermeiden, im Voraus bemerkt, dass dieselben sich
rücksichtlich ihrer geotektonischen Verhältnisse auf das innigste
an den Granit anschliessen, bei welchem auch bereits hier und da
derselben gedacht wurde. Wir finden hier ganz analoge Lagerungs-
und Verbandverhültnisse , die mineralogische Constitution ist nach
höchst ähnlichem Typus ausgebildet, und weitaus die Mehrzahl der
Forscher neigt sich daher auch der Ansicht zu, dass den in Rede
stehenden Gesteinen dieselbe Bildungsweiso wie den Graniten zuzu-
erkennen sei.
Ohne daher hier wiederum alle diejenigen theilweise bereits
bei der petrographischen Beschreibung berührten Punkte aufzu-
führen, welche den eruptiven Charakter dieser Gesteine in das rechte
Licht zu setzen geeignet sind, mögen einige speciellere Bemerkungen
über einzelne derselben folgen.
Die Felsitporphyre namentlich sind in ihrer chemischen
und mineralogischen Constitution, wenn auch der Habitus der letz-
tern ein anderer ist , den Graniten überaus ähnlich ; auf der an-
dern Sf^ite findet wieder zwischen Felsitporphyren und Quarztrachy-
ten, welche in gewissen von ihren Gliedern mit Vulkanen in oflfen-
barer Beziehung stehen, der allerinnigste Zusammenhang in chemi-
scher und zumal auch in mineralogischer Hinsicht Statt. Manche
alte Felsitporphyre kann man von jungen Quarztrachyten kaum in
Mechanische und kaustische Wirkungen der Felsitporphyre. 381
Handstücken , durchaus nicht in Dünnschliffen unter dem Mikro-
skop unterscheiden.
Bei den Felsitporphyren lassen sich die mechanischen Gewal-
ten, welche dieselben bei ihrer Eruption auf das Nebengestein aus-
übten, in ganz derselben handgreiflichen Art nachweisen, wie bei
den Graniten. Auch hier finden sich die zertmmmerten, zermalm-
ten und aufgeborstenen Bruchstücke des Nebengesteins von jed-
weder Grösse, wie in jenen Gesteinen, die Knickungen und Stau-
chungen der unmittelbar angrenzenden Schichten , die Biegungen
und Aufrichtungen ganzer benachbarter Schichtensysteme. Nament-
lich solche Verhältnisse gewinnen Werth, wie sie Naumann vom Ab-
hänge des Struthwalds, dem Dorfe Flöha in Sachsen gegenüber be-
schreibt; dort sieht man den Porphyr über den mächtigen Con-
glomeratschichten der dortigen Steinkohlenformation liegen und
dennoch umschliessen seine untersten Massen zahlreiche Geschiebe
dieses Gneissconglomerats, welche bisweilen zerbrochen oder aufgebor-
sten und dann durch Porphyrmasse verbunden oder davon durchdrun-
gen sind ; über ähnliche Erscheinungen vgl. S. 340. Die grossartigen
auf weite Erstreckung hin zu verfolgenden Contactmetamorphosen
indessen, wie sie so häufig von den Graniten ausgehen (vgl. Bd. I.
S. 515), finden sich in der Nachbarschaft der Porphyre nur selten
oder nur in sehr geringem Maassstabe. Der Contactmetamorphis-
mus , welcher hier keineswegs überall eingetreten ist , beschränkt
sich meistens auf eine Silicificatiou oder Feldspathisation des un-
mittelbaren Nebengesteins, und die Imprägnation desselben mit je-
nen zahlreichen Silicaten findet hier nicht statt. Dürfen wir da-
ran festhalten, diese Erscheinungen bei den Graniten aus der Wir-
kung des bei der Eruption in das Nebengestein eindringenden Was-
sers herzuleiten, so liegt die Vermuthung nahe, dass bei der Erup-
tion der Felsitporphyrgesteine weniger Wasser im Spiele gewesen
sei. Auch scheint es, dass wenigstens hier und da das Porphyr-
magma bei der Eruption eine höhere Temperatur besessen habe,
als sie den Graniten vermuthlich eigen war. Bieten sich auch an
den meisten Contactstellen des Porphyr keinerlei Einwirkungen
kaustischer Art dar, wie es bei den Graniten allerorts der Fall ist,
so sind doch bisweilen Veränderungen des Nebengesteins beobach-
tet worden, welche mit denjenigen vollständig übereinstimmen, die
wir durch Anwendung von Hitze zu Wege bringen können. Es
382 F^ruptive »chieferige FeUitporphyre.
sind dies die Veränderungen der angrenzenden Steinkohle sa einer
mehr oder weniger coaksähnlicheu Substanz, wie sie z. B. auf der
Fixsterngrube bei Altwasser in Schlesien (Zobel und v. Camall
in Karstens Archiv IV. 1831. 113 u. 130), bei Steierdorf im Banat
und in niehrem , von Porphyren durchsetzten Steinkohlenrevieren
Frankreichs (z. B. von Autun, if^pinac, ausgezeichnet am CaWarien-
berge bei der Vesonbrücke im Bassin von Arroux, Expl. d. I. carte
geol. d. 1. Fr. I. 155.) bekannt sind.
Die Erscheinung dor schieferigen Textur bei gewissen Felsit-
porphyreu , welche vorzugsweise an den Grenzflächen gegen das
Nebengestein hin sich einstellt, hat man als das Resultat eines Me-
t^morphismus schieferiger Sedimentgesteine gedeutet; sie läset sich
in jenem Falle mit bedeutend grösserer Wahrscheinlichkeit als eine
Wirkung des Drucks gegen diese Widerstandsfläche auffassen (Bd. I.
54 G), und deshalb ist auch die Schieferungsfläche in den Porphyr-
gängen meistens den Saalbiindem, in den deckenförmigen Ablagemn-
gen der Auflagerungsfläche parallel. Einzig und allein der schiefe-
rigen Ausbilduugsweise wegen einem krystallinischen Gestein meta-
morphischen Ursprung ans klastischen Schiefern zuzuschreiben scheint
namentlich deshalb voreilig zu sein , weil gar kein Grund vorliegt,
weshalb bei einer solchen tief eingreifenden Metamorphose das ur-
sprüngliche Schiefergefüge hätte bewahrt werden müssen. In den
schieferigen Porphyrgängen stimmt die Schieferung oft keineswegs
mit derjenigen des durchsetzten Nebengesteins überein, schieferige
Porphyre treten im Goutact mit Gesteinen auf, welche überhaupt
gar nicht geschiefert sind, und überdies besitzt diese Schiefertextnr
ihr d(!utliches Analogon in oflenbar eruptiven Gesteinen, von denen
nur die durch Poulett Scrope bekannt gewordenen sauertrachyti-
schen Gesteine der Vulkaninseln Italiens erwähnt seien.
Man hat indessen bei einigen Felsitporphyren, zumal bei sol-
chen, welche eine schieferige Textur besitzen und in schichtenför-
migen Parallehnassen innerhalb sedimentärer (lebirge auftreten, hier
und da einen U e b er g a n g in die letztern wahrgenommen, indem sich
in diesen allmählich Feldspath- und Quarzkrystalle entwickeln und
eine felsitische Grundmasse herausbildet. Sollten sich diese Ver-
hältnisse nicht etwa dadurch erklären lassen, dass der Porphyr bei
seiner Eruption in dem l)enachbarten Sedimontärgesteiu Umwand-
lungsprocesse auf nassem Wege hervorrief, durch welche die Grenze
üebergaiig zwischen Felsitporphyren und klastischen Gesteinen. 383
zwischen beiden verwischt wurde, und deren Wirkung um so mehr
sich verschwächte, je mehr die Entfernung von dem Porphyr wuchs,
(vgl. S. 347), so würde hier allerdings eine allmähliche auf gewöhn-
lichem Wege wirkende wässerige Metamorphose in Felsitporphyr
vorliegen, deren Möglichkeit zu bezweifeln gewiss nicht mehr ver-
stattet ist, seitdem wir an die hydatogene Bildung von Quarz und
Feldspath glauben gelernt haben, seitdem die Regenerationsfähigkeit
des letztern aus einem Feldspathschlamra oder einem klastischen Feld-
spathgestein höchst wahrscheinlich geworden ist. Dabei ist indes-
sen keineswegs jener bedeutende Unterschied zu übersehen, der zwi-
schen diesen schieferigen, vorzugsweise als Lager ausgebildeten Por-
phyren einerseits und den massigen, stockförmig, gangförmig, decken-
förmig gelagerten andererseits obwaltet, und man würde auf weit-
hin abführende Irrwege gerathen, wollte man metamorphische Bil-
dung auch für diese in Anspruch nehmen, bei denen geotektonische
Verhältnisse die Eruptivität gar deutlich bekunden, und das scharfe
Abschneiden am Nebengestein jedweden Gedanken an Umwandlung
verscheucht.
Dass Uebergänge von präexistirendem Porphyr in klastische
Gesteine, zu denen er das Material darbot, hier von keiner gene-
tischen Bedeutung sind, ist offenbar.
Zu jenen porphyrartigen Gesteinen gehören diejenigen von
Deville, Devant Laifour sowie zwischen Kevin und Montherme in
den Ardennen, bläuliche oder graue, hörnst einartige oder kieselschie-
fci ähnliche Massen mit gelblichgrauen Felüspathkrystallen , nicht
über 1 Cm. gross , bisweilen Karlsbader Zwillinge darstellend, und
abgerundeten Quarzkörnern mit rauher matter Oberfläche. Diese
von Omalius d'IIalloy als porphyrartige Dachschiefer (Ardoises por-
phyroides, Journ. des niines Nro. 160. S. 55) bezeichneten Bildun-
gen sind parallel der Schichtung in die Schiefer eingeschaltet und
gehen in deutlicher Weise in dieselben über, weshalb sie für me-
taniorphosirte Thonschiefer gehalten werden (vgl. Explic. de la carte
geol. d. 1. Fr. 1. 200, wo Klie de Beauraont von ihnen sagt: »Le
gisement et Torigine de ces roches passant aux schistes* ardoisiers
ont donne lieu ii de nombreuses discussions qui probablement ne
se termineront, que lorsqu'on aura trouve moyen de leur adapter
completement lingeiiieuse et flexible theorie du metamorphisme«;
auch V. Dechen in Nöggerath's Gebirge von Rheinland-Westpbalen
384 üebergang zwischen Felsitporphyren und klastischen Gesteinen.
TIT. 194). Ihr Aussehen ist übrigens von dem ächter eruptiver
Felsitporphyre ziemlich abweichend.
Vielfach ist die »Grauwacke metamorphique« von Thann in
den Vogesen besprochen worden; ächte geschichtete Gi*aawacke wird
hier metamorphisch, »so dass sie zugleich den Charakter eines sodi-
mentüren und eines porphyrischen Gesteins erhält«; alle Fragmente,
welche sie umschliesst (abstammend von braunen I^orphyren) sind
durch einen feldspathigen Teig zusammengekittet, in dem sich
selbst klinoklastische Feldspathe entwickelt haben; die Schichtung
ist verworren oder fast verschwunden; oft hat sich eine sphäroli-
thische Textur entwickelt, die bläulichgrauen Concretionen von sphä-
rischer, abgeplatteter und ovaler Gestalt sind nicht scharf von
der umgebenden Masse getrennt , halten gewöhnlich 1 — 3 Cm. im
Durchmesser und erscheinen nicht homogen , sondern bestehen ans
wenig durchscheinendem Ilornstein als Hauptmasse, gemengt mit
einigen Quarz- und Feldspathkörnchen; sie enthalten 71.45 — 77J22
Kieselsäure. Ist die Structur der Grauwacke krystallinisch gewor-
den, so beobachtet man glänzende Feldspathlamellen, nicht über
einige Millimeter gross, mit Zwillingsstreifung versehen; »die in
hohem Grade krystallinisch metamorphosirte Grauwacke gleicht sehr
einem Poqjhyr und ist oft nur schwer von dem Porphyr in Gängen
und Stöcken zu unterscheiden, sie enthält aber sehr variirenden
Kieselsäuregehalt«, während bei den eruptiven Porphyrgesteinen die
chemische Zusammensetzung oft auf meilenweite Krstreckurg hin
sich kaum merklich iwidert (vgl. Delesse, Bull, de la soc. geol. (2)
X. 1853. 502. u. XVI. 870; Köchlin - Schlumberger , ebendas. (2)
XVI. 1859. 680). Delesse machte auf ähnliche Erscheinungen im
Harz, in Caernarvonshire , Merionetshire, Denbigshire, Salopshire
aufmerksam. Im F(,rez in Centralfraiikreich stehen Porphyre mit
Gliedern der rebergangsformation in naher Verbindung; Dufrenoy
berichtet, dass im Contact mit dem Porphyr bei Thizy der Uebergangs-
kalkstein, an andern Orten der Kieselschiefer mit röthlichen Feld-
spathkry stallen imprägnirt ist, sowie dass bei Urval und Poi'et eine
Grenze zwischen Porphyr und Kieselschiefer nicht nachgewiesen wer-
den kann (>'xplic. d. 1. carte geol. d. 1. France I. 137. 145).
In der Nachbarschaft grosser Porphyrmasson Norwegens z. B.
von Ringerige wird nach Durocher der Sandstein allmählich com-
pact porphyrisch, die klastischen Elemente werden unuuterscheidbar
TTebergang zwischen Felsitporphyren ii. klÄstischeu Gest. 385
und verändern sich zu einer Art von Grundraasse, in welcher mau
kleine Feldspathblättclien glänzen sieht; der Uebergang in Porphyr
ist allmählich und unmerklich, so dass man nicht weiss, wo der
Sandstein aufhört und der Porphyr beginnt (Sur le metamorphisme
des roches, Bull, de la soc. geol. (2) III. 184G. 595). Durocher scheint
übrigens geneigt, die Ursache dieser Erscheinung in einer von der Por-
phyreruption ausgehenden Umkrystallisirung und P'eldspathisation des
Sandsteins zu sehen. t\>urnet hat Manches über das Verhältniss von
Felsitporphyren zu solchen angrenzenden Schieiern mitgetheilt, in
denen sich Feldspathkrystalle ausgebildet haben ; er sieht in letzte-
rer Erscheinung eine Wirkung des eruptiven Porj^hyr und betrachtet
die Uebergänge, die sich hier darbieten, als Uesultat einer -fusion
recij^roque (Ann. de chim. et de phys. LX. 300). Channasse hält
die dunkeln Porphvriie de? Morvan, welche von rothen Felsitpor-
phyren durchsetzt werden allerdings in unbestimmter Weise für
uietaniorphische Schiefer (Bull, de la soc. geol. (2) IV. 750).
(lirard besprach die metamorphischen Schiefer und Porphyre
der (iegend von Rübeland (N. Jahrb. f. Min. 1848. 260); der mitt-
lere grös.ste Theil, die Haui^tmasse des steil ansteigenden Berges im
Mühlthal hinter Rübeland ist brauner Porphyr mit hellgrünen Kry-
stallen, der Gipftl ein nelkenbrauner Kioselschiefer , der Fuss aber
theils Blatterstein, theils grüner Schiefer, theils endlich deutlich
schieiernder Porphyr; diese drei Gesteine sind jedoch keineswegs
scharf von einander getrennt, sondern sie gehen alle in einander
über, und zwar der grüne Schiefer und Porphyr durch so allmähliche
und deutlich zu verfolgende Veränderungen, dass gar kein Zweifel
darüber bleibt, dieser Porphyr sei nichts anderes als ein veränder-
ter Schiefer. An dem dortigen Kalkstein setzen dagegen die Por-
phyre mit bestimmter (irenze ab. (jirard glaubte auch bei Flechtin-
gen in der (regend von Helmstädt eine Umwandlung von Grau-
wackenscliiefer in bliiulichrothbraunen Felsitporphyr erkennen zu
können, welche er im Jahre 1844 noch der »backenden Hitze des
benachbarten Melaphyr zuschreiben durfte (Karstens u. v. Decheus
Archiv XVIII. 1844. 115): vgl. aucli über den mit untenn Jura-
kalk in Verbindung stehenden Porphyr des Golzerbergs und der
Windgelle im Maileraner Thal (Schweiz) Studer, Geologie der Schweiz
II. 177: vom Ratb. Zeitsehr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 39«.
I luchst interessante Verhältnisse dieser Art bieten die Fel-
/. ti k*l, rt-tnsi4i)liiv. li. 25
38G l-eber(|:ang zwischen Felsitporphyren u. klasiischen Geit.
Bitporphyre der Bruchhäuser Steine dar, vier ruinenhaft empor-
ragender Felsmasseu, welche zwei Stunden von Brilon in Westpha-
len gelegen sind und über welche Nöggerath schon früh werth-
volle Mittheilungen gemacht hat (Karstens Archiv III 1831. 95).
Dieser Porphyr, bestehend aus einer graulichen und röthlichen Grund-
inasse, rnit grauen Quarzkörnern, Orthoklasen ,~ einem klinoklasti*
sehen Feldspath und auch wohl Hornblende, erhebt sich aus dem
devonischen Thonschiefer. In der Nähe des Porphyr zeigen sich
in dem Schiefer kleine Punkte von gel'jem Eisenocker und kleine
weisse Stellen, die aus Feldspathsubstanz bestehen; je mehr dieser
winzigen, häutig im Durchschnitt eckig erscheinenden Massen in dem
Schiefer sind , um so höckeriger und unebener werden die Schie-
ferungsfiächen desselben. Indem sie näher nach dem Porphyr zu
an Menge und Grösse zunehmen , gewahrt mau deutlich auf dem
Querbruch, dass der Thouschiefer gar nicht mehr der vorwaltende
Bestandtheil den Gesteines ist : weisse, eckige, scharfkantige und frag-
mentähnliche, sowie rundliche, längliche Massen von der Grösse
mehrerer Linien nehmen bis zu drei Viertel der ganzen Bruchflftche
ein. Das Gestein ist noch scliieferig und sieht auf den Schiefe-
rungstiächen ganz thouschieferartig aus; die weisslichen Massen be-
stehen aus Feldspath , grössere enthalten schon Quarze und sind
bereits Felsitporphyr. Diese Kinschlussmassen werden nun alLmäh-
lich zu zoll- und fussgrossen Brocken, von solcher Häufigkeit, dass
die schwarze Masse des Schiefers nur noch als schwache Streifen,
als Adern und Trümer darin erscheint, bis sich zuletzt auch diese
verlieren und damit der Uebergaug in Fclsitporphyr vollendet ist.
Nicht minder merkwürdige Erscheinungen offenbaren die Por-
phyrgesteine der Lemiegegenden in Westphalen , deren Kcnntniss
wir den treft'licheu Untersuchungen v. Dechens danken. Sie liegen
um eine Linie versammelt, welche sich in einer Ausdehnung von 4|
Meile von Bratschkopf und dem heiligen \Va3sor westlich von Olpe
über Bilstein, Altenhundem bis Hundesosscn in der Gegend von
Schmalenberg erstreckt und hauptsächlich südlich von dieser Linie
in dem Olpe- und llundemthale , in dem Kaum zwischen Benolpe,
Oberhundem, Brachtshausen und Heinsberg finden sich die grössten
Porphyrpartieen zusammengedrängt. Die Richtung des ganzen Zu-
ires, sowie die Längsausdehnung der einzelnen Massen stimmt voll-
kommen mit der Streichungslinie der devonischen Gebirgsschichten
Uebergang swisohen Felsitporphyren vu kUuiisoheii Oest. 887
überein. Sehr verschiedene Variet&ten setaen diese Gesteine sasam-
men : bald ist es ein normaler Felsitporphyr, welcher in einer dicht
erscheinenden Grondmasse Krystalle nnd Kömer von meist wasser-
hellem Qnarz nnd Orthoklas (ein gestreifter Feldspath findet sich
an der Lustbei und an dem Rohrbach , bei Wingeshansen an der
Eder) enthält, wobei bald die Gmndmasse, bald die Krystallans-
Scheidungen überwiegen ; bald liegen, und das ist die häufigste Ab-
änderung, in der dichten Grundmasse nur Feldspathausscheidnngen,
bald nur Quarzkörner, bald sind in der Gfondmasse gar keine kry«
stallinischen Ausscheidungen sichtbar. Diese Varietäten besitzen theüs
ein massiges, theils ein deutlich schieferiges Gefüge. Die schieferi-
gen Abänderungen dieser Gesteine zeigen nun die sehr merkwürdige
Erscheinung, dass sie grössere und kleinere Partieen von grünlich-
und graulichschwarzem, manchmal glänzendem Thonschiefer um- .
schliessen, welcher bisweilen selbst kloine Felds pathansscheidungen
enthält, wobei meist die Thonschieferflasem der Schieferung des
Porphyi' parallel liegen und an ihren Rändern mit dessen Masse
verfliessen. In einem mit grossen weissen Feldspathkrystallen er-
füllten , auch Thonschieferpartieen enthaltenden sehr schieferigen
Porphyr vom Steimel . bei Schameder fand sich das Sohwauzschild
eines Homalonotus. Ueber das Begrenzungsverhältniss der Porphyre,
sowohl der massigen als der schieferigen, und des Thonschieferge-
birges scheinen deutliche Aufschlüsse noch zu mangeln. In den
schieferigen Porphyren mit den Thonschieferflasem, überwi''gen leta-
lere bisweilen an Menge. Die massigen Porphyre gehen deutlich
und vollständig in schieferige Varietäten über, welche indessen leine
Thonschieferflasem enthalten, v. Dechen bemerkt, dass bezüglich
dieser letztern Vorkommnisse keine einzige Beobachtung vorliege,
welche der Ansicht ¥riderspräche, dass dieselben ans grossem Erd-
tiefen lange nach der Bildung der Devonschichten in dieselben ein-
gedrangen seien. Für die schieferigen Porphyre, welche bestimmt
von den massigen getrennt sind, jene Thonschieferflasem enthalten
und in denen die Versteinerung gefunden wurde, kann hingegen
eine solche Bildung nicht angenommen werden; um ihr Auftreten
zu erklären, bleiben nach den Ausführungen v. Dechens nur zwri'
AnRichten möglich: • die Umwandlung des schieferigen Porphyr am
gewöhnlichen Schiefem des GrauwackengoUrgea lange nach der Abla-
gerung dieser Gebirgsschichten und wohl gleichzeitig mit dem Ein-
HKiH t'eberjfaug zwischen Felsitporphyren u. klastisühvn (Jest.
(liingen der niassigeu Porphyre in (Ins Grauwackengebirge, and die
gleichzeitige luitstehuiig des schieferigen Porphyr mit den Grauwacke-
Hchichten unter .solchen Verhältnissen, dasä Meeresorganismen darin
eingeschlossen werden konnten. • v. Dechen neigt sich , wohl mit
vollem Recht, der erstem Ansicht von der nietamorphischen Entste*
hung des Hchieferigen Porphyr zu. Ks bedürfe, glaubt der hochver-
iliente Ge(»gnost, indem er der Entwicklung der Wissenschaft gewis-
sernmassen vorauseilt, nur einer geeigneten Temperatur und sonstigen
anregenden Kinilusses, uift die Bestandtheile des Grauwacken- und
Thonschiefers zu krystallinischen Ausscheidungen von Feldsputh und
Quarz mit dem Hückstand einer dichten Felds patligrundmasse und
von unaufgelösten Partieen <les Schiefers zu vereinigen und auf
solche Weise selbst ohne das Fiindringen neuer und fremder Stoffe
aus dem gewöhnlichen Schiefer gerade st>lche Gesteine zu erzeugen.
wie sie in d<>n schieferigen Lenneporphyri^n vorhanden sind. Das
Gebundensein dieser \ eränderung an wenige Schichten von sehr
geringer Mächtigkeit , während die benachbarten von diesem Ein-
Üuss nicht berührt wurden sind, ist allerdings ein L'mstand, der
diese Erklärungsweise erschwert; v. Dechen deutet an, das» das
Entweichen von heis-sen Dämpfen oder Gasen auf den Schichtungs-
ablösungen mö>rlicherweise eine einzelne Schicht umändern und die
benachbarte unverletzt lassen kann: wahrscheinlicher worden es
hier Gewässer gewesen sein , welche auf gewissen Klüften und
Schichtungsiiächen circulirend lediglich das beiderseits angrenzende
Gestein metamorphosirten. (Karstens u. v. Dechens Archiv XIX.
1Ö45. o()7; vgl. auch Verh. d. naturh. Ver. d. pr. Kheinl. u. W.
XII. 1^55. UM ).
Aehnliche Verhältnisse sind diejenigen , welche Credner von
den Felsitporphyren des Schwarza-Thales im Thüringer Walde be-
bchreibt ; auch hier linden >ich zwischen diesen und dem angreu-
zeuilen Thonnchicfer schieferij/e Porjdiyre, > bei denen man zweite!-
halt wird, oli sie <leni massitr<Mi Feldspathgestein. oder dem Thon-
Bchiefvr zuzuzähltn ><ind: jenem gehören sie durch ihren Gelialt au
Feld>path und ihn- theilweist^ krystallinische Structur an, während
sie frich diesem diin-h ihr schieferige^ Gefüge anr>chliesseu ; sie ver-
mitteln einen meist allmählichen (■ ebergang aus dem Thonschiefer
in das körnige Feldspathgestein. (Jredncr entscheidet sich übrigens
nicht dafür. da>s hier eine ('mwandlunf^ des 'rhonschiefers iu Pur-
Bildimpr der Syenite: 3ft9
phyr voiliege, sonderu dafür, dass der eruptive Porphyr den Thon-
schiefer metamorphosirt habe (N. Jahrb. f. Min. 1849. 25).
Für die Syenite, welche den Graniten in Zusammensetzung
und Lagerungsformen ausserordentlich ähnlich sind, welche häu6ge
L ebergänge in dieselben zeigen, ergibt sich offenbar aus einer Berück-
sichtigung der geotektonischen Verhältnisse die eruptive Bildungs-
weise, wenn auch die rein pyrogene Natur sogar für die gänzlich
(juarzfreien Syenite ebenso unwahrscheinlich ist, als für die Granite
selbst. Gustav Bischof sucht der Anschauungsweise Eingang zu
verschaffen , dass der Syenit aus einer Umwandlung sedimentärer
Schichten , namentlich der Thonschiefer entstanden sei. Er ver-
gleicht zwei Thonschiefer- Analysen (von Goslar und Prag) mit der
berechneten Zusammensetzung zweier idealer Syenite und findet eine
solche Aehnlichkeit im Allgemeinen, dass an der Möglichkeit nicht
zu zweifeln sei, wie sich im Meere Absätze bilden konnten, die
wenn sie sich krystallinisch ausbildeten, Syenit gaben. Noch leich-
ter aber sei zu begreifen, wie aus einer, der Zusammensetzung nach
thonschieferähnlichen amori^hen (V) Masse durch einen Umwand-
lungsproces? auf nassem Wege Syenit entstehen kann, denn das Feh-
lende in jener konnte dann durch Gewässer zugeführt, und das
r eher schüssige daraus fortgeführt werden. Möge auch der Syenit
aus der Tiefe hervorgetreten sein, so wie er jetzt erscheint, sei er
auf plutonischem Wege gewiss nicht gebildet. (Lehrb. d. eh. u.
phys. (ieol. I. Aufl. II. 1003 ff.). Die den Schmelzungsgraden ent-
gegengesetzte Reihenfolge in der Krystallisation der Syenitminera-
lien ist es namentlich , weshalb Bischof die pyrogene Entstehung
für unmöglich erachtet ; dass aber dennoch beides nicht unverein-
bar sein würde, dürfte aus S. H59 hervorgehen. Die Möglichkeit,
(\rs^ Thonschiefer entweder von Anbeginn an oder durch Zufuhr
neuer Stoffe eine mit dem Syenit vergleichbare Zusammensetzung
besitze, ist gewiss nicht zu bestreiten: widersprechen aber die La-
gern ngs- und Verl)and Verhältnisse des Syenit der Annahme einer
Herausbildung aus Th(»nscbiefer , so kann dieser kein grösserer
Werth . als der einer interessanten Speculation zuerkannt werden.
Die Minette der Vogesen hat Köchlin-Schlumberger in sei-
ner Note sur la minette (Terrain de transition des Vosges . Stras-
bourg ls()2. 'Jll — 2H7 ; 115; 127) als ein metamorphisches Sedi-
mentgestein angesehen, wogegen sich jedoch Pauly (N. Jahrb. f. M.
390 Bildung v. Miiiette. Glimmertrapp, GrünsteineD.
1863. 484) , durch den vnr eine sehr ausführliche Arbeit über die
Mirette besitzen, wie es scheint mit guten Gründen erklärt; für die
Minetteg ä n g e ist eine solche Bildimgsweise auch geradeau unmög^
lieh. Was dagegen den erzgebirgischen »Glimmertrapp« (Mi-
nette, vgl. Bd. I. S. 600) anbelangt, so hat H. Müller durch ge-
naue Beobachtungen zu beweisen gesucht, dass derselbe nicht wie
die eigentliche Minette ein eruptives Gestein, sondern ein den Fleck-
schiefem, Fleckgneissen und Cornubianiten sehr nahe verwandtes,
aus der Umwandlung von Grauwacke, Grauwackenschiefer oder Thon-
schiefer hervorgegangenes Gebilde sei. Der Glimmer trapp ist viel-
fach durch allmähliche und innige Uebergänge mit (rrauwacken,
Grauwackenschiefern und Thoiischiefem verknüpft, auch mit Wets-
schiefem, Kieselschiefern, Quarziten und Sandsteinen der Grauwacken-
formation verbunden. Sowohl die ausschliesslich aus Glimmertrapp
als die aus einem solchen Complex von Glimmertrapp mit Grau-
wackengliedorn bestehenden Geäteinspartieen bilden scharfbegrenzte
insularische Gebirgsschollen , allseitig umgeben von jungem (rothen
und amphüteren grauen) Gneissen oder eingeklemmt zwischen die-
sen und altern Schiefergesteinen (normalen grauen Gneissen und
Glimmerschiefern). Diese Schollen seien bruchstückartig von dem
eruptiven Gneiss umhüllte Grauwackemassen, welche ganz oder zum
Theil in Glimmertrapp metamorphosirt seien (N. Jahrb. f. Min. 1865.1).
Die Grünsteine, Diorit, Diabas und Verwandte zeigen
in ihrer mineralischen Constitution eine solche Aehnlichkeit, ja Ue-
bereinstimmung mit Basalten und gewissen Gliedern der Trachyte,
dass man schon aus petrograpliischen Gründen, wenn auch nicht
berechtigt , dann doch geneigt ist , den erstem die eruptive Natur
und dieselbe Ausbildungsweise zuzuschreiben, welche für die letz-
tern nicht zweifelhaft ist. Dazu kommt, dass man in Grünsteinen auch
noch niemals eine Spur eines organischen Ueben*ests gefunden hat.
Andere Verhältnisse , namentlich geotektonischer Art , verlei-
hen dieser Anschauungsweise die höchste "Wahrscheinlichkeit. Da sind
dieselben Lagerungsfonnen , Gänge, isoliite Stöcke und Kuppen,
die sich als fremde Massen inmitten des Nebengesteins darstellen,
dieselben Dislocationen, Verschiebungen, Stauchungen, Aufwärtflbie-
gungen der angrenzenden Schichten , es fehlen nicht die von letz-
tern gewaltsam losgesprengten Bruchstücke. Solche Beweise für
die nieclnuiischen ^Virkungen d<r Grünsteine bringt Hausmann in
Eruptive Bildung der Grünsteine. 301
seiner »Bildung des Harzgebirges« vielfach bei. Bruchstücke von
Gneiss, schieferigem Quarzit, Syenit, welche aus der Tiefe stammen,
finden sich nach Kjerulf in den Diabasgängen der Umgegend von
Christiania, z. B. bei Sorgenfrei in der Nähe des botanischen Gar-
tens , in der Nähe des Schiessplatzes bei Ty veholmen , auf Gaasö,
Gjedeholmen u.s. w. (Christiania - Silurbecken 1855. 58). Weitere
Beispiele aller dieser Erscheinungen zu liefern, erscheint überflüssig.
Dadurch unterscheiden sich allerdings die Grünsteine von den
bisher besprochenen Eniptivgesteinen , dass sie sehr häufig in La-
gern auftreten, welche sedimentären Schichteusystemen so regel-
mässig eingeschaltet sind, dass sie meist als wesentlich zu diesen
gehörige Bildungen erscheinen. Solche Grünsteinlager wechseln bis-
weilen in oftmaliger Repetition mit sedimentären Schichten, (z. B.
in Nassau, im Voigtlande, in Oberfranken), bald als regelmässig
ausgebildete Parallelmassen sich darbietend, bald stellenweise be-
trächtliche \ erschmälerungen und Anschwellungen ihrer Masse zei-
gend. An und für sich steht der eruptiven Natur solcher Lager
jedoch nichts im Wege, denn bei Basalten findet dieselbe Lagerungs-
weise, auch ein ganz ähnlicher Wechsel mit sedimentären Gebilden,
tertiiiren Thonschichten, Sandsteinen, Braunkohlenflötzen Statt. Sol-
che Lager stehen hier und da mit in die Tiefe setzenden Gängen
in einem erweislichen Zusammenhang ; diese deuten uns die Wege
an, auf welchen das Eruptivmaterial emporgestiegen ist und müs-
sen freilich überall für solche Lager vorausgesetzt werden , wenn
sie auch nicht beobachtbar sind. Gänge gehen bisweilen plötzlich
in liager über und richten sich dann wieder als Gänge empor. Da-
bei offenbaren die mächtigern Lager stellenweise höchst abnormen
Verband mit dem Nebengestein, und erweisen sich derart entschie-
den unabhängig von demselben, dass sie durchaus nicht als regel-
mässig in den Schichtencomplex eingeschaltete Massen gelten kön-
nen, reberall im Fichtelgebirge, wo sie in grösserm Zusam-
menhange auftreten, folgt ihre Längenausdehnung sehr auffallend
einer Hiclitung, welche fast rechtwinkelig von der herrschenden
Streichuiigslinie des Schiefergebirges abweicht (Fr. lloffmann, Nord-
west!. Deutschi. t3*->). Die Grünsteindeeken, in jedweder Beziehung
höchst ähnlich den Basaltdecken zeigen auch meist eine vollkommen
unabhängige Lagerung, indem sie gewöhnlich auf den Köpfen auf-
gerichteter Sedimentärschichten aufruhen.
392 Contartwirkiingen der Grünsteine.
Die GrünsteintufFe , welche die massigen Ablagerungen der
Grtinsteine so häufig begleiten, werden von manchen Forschem zum
Theil als aschen- und lapilliHhulicbe Bildungen angesehen, welche
bei der Eruption der Gi'ünsteine ausgeschleudert worden seien.
Chemische und physikalische Veränderungen des Nebengesteini»
sind , wie bei den Porphyrgesteinen so auch bei den Grünsteinen
bei weitem nicht in der Häufigkeit und dem Maassstabe beobach-
tet worden, wie es bei den Graniten der Fall ist; die Contaetme-
tamorphosen, über welche von verschiedenen Beobachtern berichtet
wird, sind aber sehr häufig derart, dass sie sich eng an die beim
Basalt stattfindenden anschliessen ; so werden z. B. Veränderungen
des Schiefers und der Grauwacke in porzellanjaspisähnliche, gefrit-
tete und halbverglaste Massen erwähnt: solche Erscheinungen be-
schreibt Zeuschner von Kattowice in Oberschlesien (N. Jahrb. f. M.
1838.583), Stifi't von der Hardt bei Löhnberg in Nassau (Geogn.
Beschr. d. II. Nassau 295). De la Boche (von den eingeschlossenen Schie-
ferfragmenten) von Kollan-Head in Devonshire (Report on the geol.
of (3ornw., Dev. and W.-S. 267), Jackson von der Südspitze von
Deer-Island in Maine. Grünstein-Mandelstein hat am Wye, nord-
westlich von Builtli, Radnorshire die Llandeilo-flags in eine porzel-
lanähnlicho Masse verwandelt. Dufrenoy erwähnt auch, dass \ye\
Brassac in Frankreich ein Grünsteingang zahlreiche Fragmente von
Steinkohle umschliesst , welche vercoakt und prismatisch abge-
sondert erscheinen, wie '»s auch im Contact mit Basalt bisweilen
vorkommt. Ist es auch meist nicht leicht, eine Frittung von einer
Silicificatirm zu unterscheiden und stammen diese Angaben grössten-
theils aus einer Zeit, in welcher man mit dem erstem Ausdruck
sehr freigebig war, so sclieint man doch nicht alle derselben ohne
weiteres als irrthümlich verwerfen zu dürfen. Wenn es aber auch
wirklich Contacterscheinungen gibt, die auf Grünsteinmagmen hin-
weisen, welche im Zustande der Eruption Einwirkungen kaustischer
Art auszuüben vermochten, so sollte man gleichwohl auf der an-
dern Seite nicht vergesscMi, dass. man kann wohl sagen, weitaus die
meisten (ininsteine das Nebengestein völlig unverändert gelassen oder
darin nur Veränderungen hervorgerufen haben, die auf nassem Wege
erfolgt zn sein scheinen. Ein solcher Mangel an kaustischen Con-
tartmetamorphosen scrheint aber . was auch für die folgenden Ge-
steine zu bemerken ist. noch nicht enien geschmolzen-plastischen Zu-
Griinsteinlaven u. -Tuffe englischer Geologen. 393
stand des Maginas auszuscbliessen, denn auch Laven heutiger Tage
sind keineswegs immer von jenen begleitet; so haben, um nur eines
Heispiels zu gedenken, die tertiären stark verbogenen Schichten von
sandigem Schiefertbon auf der grössten der Cyclopen- Inseln durch
die hindnrchsetzenden Lavagänge auch nur stellenweise eine Verän-
derunir zu kieselschieferartiger Masse erfahren (Lyell).
Die »green8t<mcs* und >feldspathic trapps«, weichein Wales,
Shro])shire und Montgomeryshire eng mit der cambrischen und
untorsilurischen Formation verknüpft sind, werden von den engli-
schen Geologen (Phillips, Ramsay, Ch. Lyell u. A.) geradezu als La-
ven betrachtet , welche auf dem Grunde des damaligen Silurmeers
zum Ausbruch gelangten und deren Tutfkrater ebenso von den
Wellen hinweggeschwemmt wurden , wie es bei denen von Nyöe
(Island) ITf^H und Graham-Island (Mittelmeer) 1831 der Fall war.
So haben diese Trappe auch ihre ^feldspathic volcanic ashes and tu-
frts,' welche vollkonunen geschichtet und mit Schieferbrocken unter-
mengt sind: sie stellen nach ihnen das Aschenmaterial dar, wel-
ches bei den damaligen submarinen Eruj)tionen geliefert wurde;
gewöhnliche Schieferschichten wechseln als Schlammsedimente mit
diesen Aschensedimenten, welche bisweilen Petrefacten führen und
bei Aran Mowddwy und Cader Idris ungefähr 2500 Fuss mächtig
«jind. Diesen von unbefangenen Forschern gegebenen Darstellungen,
welche aus>;chliesslich auf Beobachtung der Weise des Vorkommens
tussen, gebührt gewiss alle Beachtung; vgl. z.B. Ilarvey Holl's Be-
schreibung der aus Feldspath und Augit bestehenden lava beds,
volcanic ashes. volcanic grits, welche in den obercambrischen Schich-
ten der Malvern- hüls eingeschaltet sind ((^u. journ. of the geol.
^oc. XXI. 18r>5. 87): Lyell. Elements of geology 1865. 547. 691 ;
Kamsay, Qu. journ. of the geol. soc. IX. 1853. 170.
Auch die Bildung der Grünsteine hat man auf sedimentärem
W»'oe oder durch metamorphische Vorgänge zu erklären versucht.
S'aiiientlich hat sich Hischof ge,£(en die eruptive Kntstehungsweise
dieser Gesteine ausiresprochen: >di<*se Gesteine sind gewiss auf die-
selbe Weise entstanden, wie die Kalk- und Schieferschichten, mit
denen sie wechseln : sei es dass ihre Bildung zu krystallinischen
Ma'^se^ srlion während des Absatzes der im Meere suspendirten
Theilchen oder später durch eine Metamorphose erfolgt ist (Lehrb.
d. ch. u. ph. Tieol. I. Aufl. If. 1009). Das Auftreten derselben in
394 Metamorphische Bildung von Grünsteinen.
Lagern, welche wie erwähnt, bisweilen in oftmaliger Repetition und
in geringer Mächtigkeit zwischen sedimentären Schichten eingeschal-
tet erscheinen, das im (tanzen verhältnissmässig seltene Vorkommen
von Gängen, der Mangel an Veränderungen des auf- und unterlie-
genden Nebengesteins, der freilich zu einer Zeit, als Eruptivität und
Feuerfluss identisch galt , auffallen musste , dies waren die haupt-
sächlichsten Gründe , welche zur Annahme einer ursprünglich sedi-
mentären oder durch hydutogenen Metamorph ismufl erfolgten Bil-
dung der Grünsteine führten.
P^s lässt sich allerdings nicht läugnen, dass es in manchen
P^'ällen mit einigen Schwierigkeiten verknüpft ist, sich diese wenig
mächtigen Grünsteinlnger als effusive Decken oder intrunve Lager
zu erklären; und es ist die Möglichkeit gewiss nicht von der Hand
zu weisen , dass hier und da durch Metumorphismus einer Grau-
wacke oder eines Thonschiefers auf nassem Wege Gebilde entstehen
können , welche von den ächteruptiven Grünsteinen nicht zu un-
terscheiden sind (Dana sondert so in seinem Manual of geology
89 einen igneous und einen metamorphic diorite , welche beide
höchst ähnlich seien). Indessen daif man sich dabei nicht ver-
hehlen, dass in den meisten Fällen augenscheinlich kein Uebergang
von solchen Lagern In das Nebengestein stattfindet , sondern dass
scharfe Grenzlinien zwischen beiden Gesteinen ersichtlich sind, eine
Erscheinung, welche keineswegs dazu angethan ist, eine solche Um-
bildung wahrscheinlich zu machen. Auch lässt sich wohl mit eini-
ger Sicherheit behaupten, dass häufig Gebilde Grünstein genannt
worden sind , welche gar nicht unter diesen petrographischen Be-
griff fallen ; wie schwer Verwechselungen von achtem , aphanitiBch
ausgebildetem Grünstein mit feinklastischen Sedimentärgesteinon vor-
zubeugen ist , ist jedem Petrographen zur Genüge bekannt und
mit welcher Freigebigkeit man bei der Benennung * Grünstein« ver-
fuhr, davon liefern die »mikroskoj^ischen Grünsteinpartieen« Bischofs
(cbendas. 10()8) ein vortreffliches Beispiel.
Bei der Frage nach der Bildungs weise der Melaphyre und
basischen Porphyre bieten sich höchst ähnliche Verhältnisse
dar , wie wir sie bei den Grünsteinen berührt haben. Die Mela-
phyre, Augitporphyre und Labradorporphyre sind iu ihrer minera-
logischen Constitution ebenfalls überaus den eruptiven Andesiteu
und Basalten ähnlich , dabei vollkommen fossilfrei , so dass vom
Kruptive Bildung der Melaphyre n. Aiigitporphyre. 395
petrographischen Standpunkte auch für sie dieselbe Entstehungs-
weise ausserordentlich wahrscheinlich wird. Die häufige Ausbil-
dungsweise als Mandelsteine lässt auf eine ursprünglich vesicülose
und schwammige Beschaffenheit schliessen, die wenn sie auch in eini-
gen Füllen durch Auswitterung von Gemengtheilen entstanden ist,
doch in den meisten nach Art der Laven durch entweichende Gase
während der Festwerdung des Gesteins hervorgebracht wurde, und
so einen plastischen Zustand der ursprünglichen Melaphynnasse
deutlich bekundet. Bei einiger Aufmerksamkeit kann man die un-
regelmässig gestalteten , unregelmässig vertheilten , undeutlich be-
grenzten Hohlräume, welche durch Auswitterung von Bestandtheilen
gebildet wurden, von den meist eiiormig gerundeten, häufig nach einer
Richtung in die Länge gezogenen , scharf begrenzten, eigentlichen
Blasenräumen gut unterscheiden, deren Innenwände sich gar manch-
mal unter der Loupe noch als verschlackt erweisen (vgl. S. 70).
Die geotektonischen Verhältnisse, wie sie bei manchen Mela-
phyren deutlich zu erkennen sind, das Auftreten in Gängen, Stöcken,
die Dislocationen des Nebengesteins, die eingeschlossenen Bruch-
stücke und deren Beschaffenheit nöthigen auch hier zu der Ansicht
von ihrer eniptiven Entstehung. Um nur eines Beispiels hier zu
gedenken , sei erwähnt , dass datf schwarze , gewöhnlich Melaphyr
genannte Gestein , welches bei St. Ullrich in Südtyrol eine regel-
mässig auf Felsitporphyr ruhende sehr mächtige Schichtenfolge
von rothem Sandstein, Muschelkalk und Halobia-Schiefem durch-
dringt, am Buflatsch, wo es zwischen den Halobia-Schiefern zu Tage
tritt, an seiner Contactgrenze eine grosse Menge Bruchstücke der
unterliegenden Gesteine enthält, sowohl solche von Muschelkalk
und rothem Sandstein, als auch solche von Felsitporphyr, der durch
eine mehr als tausend Fuss mächtige Schichtenreihe von dieser
Stelle getrennt ist, d. h. so viel tiefer liegt (v. Cotta, geologische
Fragen 1858. 214 und geol. Briefe aus d. Alpen. 1850. 184). Der
iilte tyroler Augitporphyr bildet förmliche Ströme, wie die jungen
Hivsalte , mit denen man ihn auch in petrographischer Hinsicht
früher vielfach vereinigte. Bei den Melaphyr lagern ist frei-
lich , ebenso wie bei den Grünsteinlagern die eruptive Entstehung
nicht 80 augenfällig ; indessen scheint man doch wegen der voll-
koinnicnen re})ereinstimmung der Substanz dieser und der zweifel-
los eruptiven Melaphyre auch ihnen den eruptiven Charakter nicht
396 Contftctwirkungen der Molaphyre.
ohne weiteres absprechen zu dürfen, womit Übrigens keineswegs die
Möglichkeit geläugnet werden soll, dass auch durch hydatogene Um-
bildungsprocesse melaphyrähuliche Gesteine entstehen können. Will
man sich jedoch nicht allzuweit in das Gebiet der Hypothesen verlie-
ren, so wird mau einen metamorphischcn Melaphyr nur da vermu-
theu dürfen, wo wirkliche Uebergänge aus sedimentären Schichten in
melaphyrischo Gesteine sich genau nachweisen lassen, welche frei-
lich überaus selten sind und auch noch nicht zweifellos die Nicht-
oruptivität erweisen. Fournet unterschied 1819 zwei Melaphyre,
einen eruptiven und einen nietaniorphischen : was den letztem anbe-
langt, so führt VI' mehrere Uebergänge aus Grauwacke in Melaphyr
an: im Thal Gania, im Thal Brinzio, in der Umgebung von Franiont,
Thann und Giromagny in den Vogesen (über welche später auch
Köchlin-Schlumberger berichtete). Jourdan fand in dem halb feld-
spatliisirten Sandstein von Plancher-les-mines einen Productus (Ball,
de la soc. geol. (2) VI. 1819. 506).
Im Allgemeinen haben die Melaphyre in dem Nebengestein
nicht solche Veränderungen hervorgebracht, welche auf eine hohe
Temperatui* des Magmas bei der Eru[)tion srhliessen Hessen : meist
zeigt sich gar keine Veränderung des Nebengesteins, bisweilen eine
einfache Silicificirung desselben, welche entweder durch die die
Eruj)tion d(?s Melaphyr begleitende Solution entstand , oder auch
im Laufe der Zeit durch die bei der Umwandlung der Kalksilicate
des Melaphyr in kohlensauren Kalk frei werdende Kieselsäure er-
folgte. Auch die Imprägnationen des Nebengesteins mit kohlen-
saurem Kalk sind erst durch Zersetzung der Kalksilicate des Me-
laphyr hervorgebracht, liier und da hat man in<lessen auch ver-
einzelte Beispiele von kaustischen Einwirkungen des Melaphyr auf
das Nebengestein kennen gelernt : dahin gehöi*en u. a. die Verän-
derung zu Anthrarit und Uoaks. sowie die prismatische Absonde-
rung, welche auf der Steinkohlengrube Rothhell bei Sulzbach im
Saarrevier die St<Mnkohle (hnch Melaphyr erlitten hat (Warmholz
in Karstens Archiv X. IHoT. 421), die von Steininger erwähnten
Umwandinngen des Schieferth(ms in Torzellanjasins oder eine zie-
gelähnliehe Masse, welche zwischen Tholey und Theley, sowie am
llarsberge nördlich von St. Wendel zu beobachten sind ; (gerade
wie sie durch Erdbrände oder im C'ontact mit Hasalt hervorgeru-
fen werden, vgl. (ieogn. Beschr. d. Landes zw. Saar und Rhein
Bildung der Pechsteine. 897
1S40. 119), die von F. v. Hauer uod Ilörnes in der PufFler Schlucht
beobachteten Veränderungen der Wengener Schiefer in gebänderteu
Jaspis (Sitzgsber. d. Wiener Ak. d.W. 1850. 199), die Frittungen
des Sandsteins , sowie die Umwandlung der Schieferthone in band-
jaspisähnliche Gebilde am nördlichen Abhänge des Lindenbergs bei
Ilmenau, über welche Credner berichtete (Uebers. der geogn. Verh.
Ihürincrens 70 und N. Jahrb. f. Min. 1843. 291). Ein Theil die-
ser Metamorphosen scheint freilich mehr auf einer Verkieselung
als aul' einer eigentlichen Frittung zu beruhen.
Uober die Entstehuugsweise des Pechsteins hat man ver-
schiedene Ansichten aufgestellt, bei denen man meist das charak-
teristische Vorkonmien bei Meissen im Auge hatte. Dass die bis
vor kurzem allgemeine Ansicht von der Homogenität seiner Glas-
masse nicht ganz richtig ist, wurde schon oben erwähnt. JDarin
.stimmen die Meisten überein, dass der Pechstein das Product der
raschen Firkaltung einer geschmolzenen Masse sei, mag diese nun
eine direct dem Erdliuiern entstaumiende ursprüngliche, oder durch
Umschmelzuug schon vorhandener Gesteine hervorgegangene secun-
diire sein. Dabei scheint sie sich mit Rücksicht auf ihren Wasser-
gehalt im hydato - pyrogeuen Zustande befunden zu haben. Nau-
mann nt'nnt den Pechstein ein natürliches wasserhaltiges Glas, wel-
ches die in der Gruudmasse der Felsitporphyre bereits krystalli-
nisch gesonderten Bestandtheile noch im Zustande eines geschmol-
zenen Magmas enthält. (Geognosie I. 608.) Diese P]rklärung, derzu-
folge der Pechstein eine mit dem Obsidian analoge Entstehung be-
sitzt, scheint die naheliegendste und allen seinen Verhältnissen am
besten entsprechende zu sein. Auch v. Cotta hält es für leicht
denkbar, dass im Erdiunern Eruptivmassen unter besondern Um-
ständen, unter Zutritt von viel Wasser schnell abkühlten und in
einen wasserhaltigen Glaszustand versetzt wurden (Gesteinslehre
\^i\2. KU). Hammelsberg betrachtet gleichfalls den sächsischen
l'ochstcin als den Obsidian der altern Porphyre, der bei submari-
ner Bildung Wasser aufnahm (Mineralchemie 1860. 642): Justus
Hoth erktTUit in dem Pechstein einen durch lieisse Wasserdämpfe
unij/eschmolzeneu Felsitporphyr (Gesteinsanalysen S. XXXIV).
Vidleicht könnt«» dta- eigenthümlich«' halbglasige Zustand des
Trachytpechsteins mit seinen, in einer anscheinenden Glassubstanz
uiiiherschwimmenden zahllosen mikroskopischen glasigen Krystallen
398 Bildung der Pechsteine.
eben von seiner Wasserhaltigkeit herrühren, indem der wasserfreie
Obsidian sich meist als homogen erscheinendes Glas darstellt.
Andere Forscher sind der Ansicht, dass die Pechsteine das
Resultat von Zersetzungsprocessen seien. G. Bischof erkennt in
ihnen zersetzte Felsitporphyre und Quarztrachyte (Geologie 1 . Aufl.
II. 2221; vgl. auch 2. Aufl. III. 336). Eine ähnliche Anschaunngs-
weise entwickelt Jenzsch, wenn er sagt: »Eine Modification der
Phonolithzersetzung besteht in einer Auslaugung des Gesteins, wo-
bei die Auslaugungsproducte nur zum Theil weggeführt werden;
der grössere Theil derselben bildet, einem Cämeute vergleichbar, mit
den noch unzerstörten Gemengtheilen des Gesteins eine homogen er-
scheinende harte, grüne Masse von einem dem Fettglanz sich nä-
hernden Glusglanz ; durch einen ähnlichen Cämentationsprocess (der
Felsitporphyre) kann man sich die Pechsteinbildung erklären.«
Scheerer wirft die Frage auf. ob die Pechsteine nicht eine den Pa-
lagoniten ähnliche Bildung haben könnten. Der Uebergang in Pech-
thonsteine, die Stratification, die Einschlüsse von Kugeln und Frag-
menten, welche ganz an Bomben und Lapilli von Vulkanen erin-
nern, und auch für die Palagonite charakteristisch sind, endlich
die Spuren von organischer Substanz scheinen ihm darauf hinzu-
deuten, dass mancher Pechstein ein durch vulkanische Einwirkung
submarin gebildeter Tuff sei ; während einerseits die vielorts be-
kannten oft säulenförmig abgesonderten Pechsteingänge die vulka-
nisch-eruptive Natur sichern, sei es möglich, dass ein Theil dersel-
ben durch submarine Einwirkung der eruptiven Porphyr- und Pech-
steinströme auf die gleichzeitigen Tuffschichten entstand. Auch De-
lesse macht auf den so häufig zu beobachtenden Uebergang von Pech-
stein in geschichtete und selbst fossilhaliige Tuff- und Conglomerat-
Rchichten aufmerksam ; er erblickt darin eine Metamorphose, »resul-
tant Sans doute d'une action exercee par de Teau liquide ou en vapeur
qui aurait peu^tre le conglom^rat et qui aurait vitriiie ses parties
terreuses avec le secours de la chaleur et de la pression« ; die
andern Pechsteinvorkommnisse gelten ihm als hydato - pyrogene
(pseudo-ignees) Gläser. (Bull, de la soc. geol. (2) XV. 1858. 757.)
Allerdings sehen manche, namentlich die Porphyrbruchstücke
und Porphyrkugeln einschliessenden Felsitpechsteine den Palagoni-
ten sehr ähnlich: aber die mikroskopische Structur ist bei beiden
eine ganz andere, chemische Zusammensetzung und Verhalten gegen
Bildung der trachy tischen Gesteine. 399
Säuren bei Palagonit und Pechstein durchaus abweichend ; die por-
phyrartig ausgeschiedenen Feldspathkrystalle finden nur schwierig
ihre Erklärung, wenn man eine palagoni tische Tuffmetamorphose
annimmt, von welcher es überhaupt noch sehr fraglich ist, ob sie
auch in so stark sauren Tuffen vor sich gehen kann, indem für
die eigentliche Palagonitbildung nur sehr basische Tuffe tauglich
sind. Jene P^iuschlüsse werden von Andern als gewöhnliche, wäh-
rend der Eruption umhüllte Fragmente betrachtet. Der Gehalt an
organischer Substanz dürfte nicht gegen die eruptive Entstehung
sprechen, denn solche enthält auch bisweilen der Obsidian, die un-
anfechtbare Glaslava. Auf den Trachytpechstein werden wir später
noch einmal zurückkommen.
Die Krage nach der Genesis der Trachyte und Basalte
l)ewegt sich auf einem ganz andern Gebiet , als es bei den bisher
besprochenen altkrystallinischen Gesteinen der Fall war, indem jene
Jüngern Gesteine auf das aUerinnigste mit Laven zusammenhängen,
(leren eruptiver Ursprung über jedweden Zweifel erhaben ist.
Dass die massigen Trachyte in petrographischer Hinsicht nicht
von den Trachytlaven getrennt werden können, darauf wurde schon
früher aufmerksam gemacht. »Kb ist, sagt Naumann, unmöglich,
einen wirklichen specifischen Unterschied zwischen dem Trachyt
der Solfatara imd des Monte Olibano, welche beide in Strömen ge-
flossen sind, und manchen andern Trachyten zu entdecken, welche
in mächtigen Bergen aufragen; sie bestehen wesentlich aus den-
selben Gemengtheilen, zeigen eine ähnliche Structur und keine In-
duction ist wohl, auch vom blos petrographischen Standpunkte aus
mehr geiechtfertigt, als die, dass die Trachyte überhaupt und alle
mit ihnen zusammenhängenden Gesteine auf demselben Wege ge-
bildet wurden, wie die eigentlichen Trachytlaven* (Geognosiel. 699).
Indem sonst alle Gemengtheile übereinstimmen, unterscheiden
sich nur dadurch gewisse Glieder der Trachytgrupp« von den
Trachytlaven, dass sie die freie Kieselsäui'e in der Form von Quarz-
krystallen oder krystallinischen Quarzkömern ausgeschieden ent-
halten, während in den geflossenen trachytischen Laven Quarz als
solcher nirgendwo beobachtet ist (vgl. S. 166). Die stark sauren
Trachy tla von sind allerdings sämmtlich in Glasform so rasch er-
starrt, dass sich überhaupt keine oder nur einzelne Gemengtheile
ausscheiden konnten.
400 Bildung clor Quarzt racliyte.
Da die quarzführendeu Trachyte von den quarzfreien nicht
getrennt werden können und diese ihre allergetreuesten Copieen in
den Trachytlaven finden, so ergibt sich daraus, dass auch die
quurziührenden Trachyte aus einem Magma entstanden sind, welches
mit dem der Trachytlaven in seiner allgemeinen Beschaffenheit
übereinstimmte. Der Quarzgehalt der erstem scheint indessen an-
zuzeigen, dass ihr Magma, wenn es auch der Hauptsache nach
pyrogener Natur war, dennoch eine grössere Menge Wasser ent-
hielt, als wir in den heutigen Laven beobachten. In den Quarzen
der Quarztrachyte finden wir unter dem Mikroskop alle jene Er-
scheinungen der Wasserporen wieder, welche früher bei denen der
Granite ausführlich besprochen wurden : granitische und trachytische
Quarze erweisen sich unter dem Mikroskop höchst ähnlich ; da nun
für den Quarz bisher n»ir eine hydatogene Bildungsweise erwiesen
ist, so liegt es sehr nahe, die Entstehung desselben in den sauer-
trachytischen Gesteinen einer in dem pyrogenen Magma reichlicher
vorhandenen ^Va^!sermenge zuzuschreiben.
Wir stinunen darin ganz mit Gustav Bischof überein, dass
wir ebenfalls den Quarz der Quarztrachyte für eine Bildung auf
wässerigem Wege ansehen, welche nur nicht, wie bei ihm durch
eine ndcliherige Ausscheidung uder Hineinbildung in das längst
starre Gestein (»rfolgte, sondern mit der der andern Gemengtheile
bei dei- ursprünglichen Fest werdung der wasserhaltigen Eruptiv-
masse von Statten ging. Ebenso gut, wie das Wasser, wenn es sich
aus dem eruptiven Magma ausscheidet, im Nebengestein Silicifi-
cationen hervorzubringen vermag, wird es auch im Stande sein, in
der Masse selbst zu Quarzbildungen Anlass zu geben.
Dass die quarzführeiiden Trachyte sich in mineralogischer
und chemischer Zusammensetzung sehr den Graniten nähern, dar-
auf wurde schon wiederholt aufmerksam gemacht. Zumal verdienen
hier nochmals jene durch und durch krystallinischen wirklich gra-
nitischen (Quarztrachyte (vgl. S. 153) hervorgehoben zu werden,
wie sie z. 1>. su ausgezeichnet von der Nordinsel Neuseelands F. v.
Höchst etter mitbrachte, wo sie in einer acht vulkanischen Hegion
auftreten; von diesen Gebilden bis zu den Graniten ist in der That
nur ein kleiner Schritt.
Bei den Basalten ist die petrographische Hebereinstimniung
mit den Basaltlaven noch evidenter: in innigstem Zusammenhange
Ströme und Gänge von 'Basalt und Traohyt. 401
stehen mit den Basalten die Dolerite, Anamesite, Nephelinite; von
letztern kennt man ebenfalls die ausgezeichnetsten Laven.
Namentlich in den innem Theilen der basaltischen und tra-
chy tischen Lavaströme tritt die Gesteinsähnlichkeit mit denjenigen
Basalt- und Trachytgesteinen, welche nicht mit Vulkanen im Zu-
sammenhang stehen, deutlich hervor ; dort verliert sich der schlacken-
artige Habitus, die blasige Textur, es erscheinen compacte, voll-
kommen krystallinisch-körnige oder porphyrartige Gesteine» so dass
man oft in I landstücken, wie sie allerdings in unsern Sammlungen
selten sind, da für diese vorzugsweise die Lavenoberfläche das Ma-
terial darbietet, nicht weiss, ob man es mit Trachyt und Basalt
oder Trachytlava und Basaltlava zu thun hat. Nebenbei sei auch
hier der grossen petrographischen Aehnlichkeit zwischen den Dole-
riten und manchen Meteorsteinmassen gedacht. Wenn G. Bischof
es bezweifelt, dass die Olivine in Basalten auf pyrogenem Wege
gebildet seien und sie für wässerige Ausscheidungen erachtet (Geo-
logie III. 28G), so möchten wir dem jene zahlreichen Hochofen-
schlacken entgegenhalten, in denen sich vor unsern Augen Olivine
aus der geschmolzenen Masse ausscheiden.
Abgesehen von allen diesen Beziehungen, welche bei vorur-
theilsfreier Betrachtung an und für sich schon gewichtig genug sind,
um eine übereinstimmende Bildungsweise auch für die nicht mit
Vulkanen verknüpften Basalte und Trachyte wahrscheinlich zu
machen, sind es die Lagerungsverhältnisse, welche die eruptive Ent-
stehung derselben deutlich erweisen. Wir düi'fen diese letztern hier
aus dem Grunde nicht ganz flüchtig übergehen, da sie ihrerseits
mit denen der altkrystallinischen Massengesteine höchst bedeutungs-
volle Analogieen darbieten; gerade hier ist die Gelegenheit, auf die
grosse Beweiskraft gewisser Lagerungsformen für den eruptiven
l'rsprung aufmerksam zu machen.
Zwisch«ii den Gängen der Basalte und Trachyte und denen
dw Granite, Porphyre, Grünsteine u. s. w. ist auch nicht der min-
deste l'nterschied aufzufinden: hier wie dort zeigen sich mechani-
sche Einwirkungen auf das Nebengestein, Biegungen der angren-
zenden Schichten desselben, Lossprengungen von Fragmenten, die
als Kinschlüsse im Eruptivgestein erscheinen; es sei hier nochmals
der schon früher (S. 341) erwähnten Einschlüsse in Basaltgängen
f^edacht, welche erweislichermaassen aus der Tiefe stammen und
/irk«'l, l't'troiiraplue. II. 26
402 (tiinge von BaHalt uud Trachyf..
die Zeugen darstellen für die Herkunft der Grangmasse. Aufsteigende
Basaltgünge biegen sich um und breiten ihre Masse in Form einer
horizontalen Decke aus, gerade wie es bei den Gängen altkrystallini-
scher Gesteine der F'all ist. Erscheinungen, die an und für sieb nicht
hinreichend sind, den eruptiven l'r8])rung darzuthuu, erlangen nun
einen bestimmten Charakter und werfen ein starkes Gewicht zu
Gunsten dieses l'rsprungs in die Wagschaale, well wir sie an Mastien
beobachten, die anderswo als Lavaströme fliessen. Nun werden wir
nicht mehr anstehen, auch die Decken der Granite, Porphyre, GrÜn-
steine, die mit Gängen in Zusammenhang stehen, als horizontale
Ausbreitungen der plastischen Massen anzusehen.
Die Hasaltgänge zeigen z. U. in Island nicht selten die auch
schon früher (Bd. I. 439) erwähnte Erscheinung, dass ihre Saal-
bänder als (rlasmai^se ausgebildet sind, ein sprechendes Zeugniss
für die geschmolzen-plastische lavaartige Beschaffenheit ihrer Masse:
sie gleichen vollständig gewissen Lavagängen, welche man am Monte
Somma im Atrio del Cavallo 1)eobachtet, deren Saalbänder ans
Obsidian bestehen. Gar manchmal auch sind die Basaltgange der-
selben (iegend, denen unmöglich ein anderer Ursprung als jenen
zugescliiieben werden kann, in der Mitte deutlich körnig als Dolerii,
an den Saalbändern scheinbar dicht, als eigentlicher Basalt aus-
gebildet, ein Verhältniss, welches »icli in schlagendster Analogie
bei den (iranitgängen witKlerfindel, die nach dem Nebengestein in
in Porphyre üWrgehen (vgl. Bd. I. 513). Jenen glasartigen Zustand
beobachtete Abieli auch an (Quarzt rachyt gangen von Ponza und
Palmarohi, vom Hath an Trachytgängen des Monte Pendise in den
Euganeen. Die Trachytgänge entwickeln ferner nicht selten an ihren
Saalbändern eine schieferige Structur in ganz dersell)en Weise, wie
wir die« bei den Eolsitjiorphyrgängen wahrgenommen haben (Bd. I.
5 Mi): welcher Sehlu^s wäre wohl melir gerechtfertigt, als der,
dasH beiden (iangmaterialiiMi diesellie Art und Weise der Festwer-
dung verbund«*ii mit demselben l'rsprung zukommt.
I{ei d«»n Basalt gangen auf Island, denen Niemand ematlicb
einen eruj>tiven rrsj)rung absprechen wird, macht schon Krug von
Nidda. der erste geologisch»' F'rforseher dieser merkwürdigen Insel.
darauf aufmerksam. da>> fast nie eine Störung in der horizontalen
Lagerung der Basaltdeeken. durch welche sie hindurchsetzen, Über
welchen sie »ich selbst als Decke ausbreiten , ersichtlich ist :
Kaustische Contactwirkungen der Basalte. i08
»allemal moss hier der Gangbildong eijoß dareh Zerberstnog dei
Gestcius bewirkte Spaltenbildung Yorhergegangen sein.« Das Empor*
steigen der eruptiven Masse in geöfineten Gaogräomen braucht akö
keineswegs Dislocationen des Nebengesteins im Gefolge an haben,
und wir können daher auch G. Bischof nicht beistimmen, wenn er
aus dem Umstände, dass in der Nähe der Trachyte und Basalte
des Siebengebirges die Schichten der devonischen Schiefermassen
nirgends verrückt oder gebrochen sind,' Zweifel an der Emptivität
jener Gesteine herzuleiten geneigt ist.
Die Umwandlungserscheinongen im Contact der Basalte und
des Nebengesteins sind sehr verschiedener Art; wie es bereits bei
früher besprochenen Eruptivgesteinen beobachtet wurde, findet gleich-
falls beim Basalt sehr häufig gar keine Veränderung des Nebengesteins
statt; zahlreich sind indessen auf der andern Seite auch die auf
diesem Gebiete gesammelten Beispiele von Contactmetamorphosen,
welche nur der Wirkung grosser Hitze zugeschrieben werden können,
bei keinem Gestein liegen derartige Fälle kaustischer Einwirkung in
solcher Fülle vor, wie gerade beim Basalt. Von ihnen seien nur
einige der wichtigsten erwähnt, da sich meistens an den ähnlich
beschaffenen Nebengesteinen auch ähnliche Contacterscheinungen dar-
bieten. Die an den Basalt angrenzenden Sandsteine oder die vom
Basalt umschlossenen Sandsteinfragmente sind häufig verhärtet,
gefrittet, verglast, auch mit einer prismatischen Absonderung ver-
sehen, gerade wie sie in Gestellsteinen der Hochöfen sich entwickelt,
welche langandauernder Erhitzung ausgesetzt sind. Derlei Erschei-
nungen sind zu beobachten, am bunten Sandstein des Alpsteins bei
Sontra, des Wildensteins bei Büdingen, der blauen Kuppe bei Esoh-
wege in Hessen, der Stoffelskuppe bei Eisenach, am Quadersand-
stein von Johnsdorf bei Zittau und vom Schöberle bei Kreibita
( nach Reichel), am rothen Sandstein bei Dimbar in Schottland (nach
Macculloch) u. s. w. Thone, Schieferthone, Thonschiefer, Mergel sind
im Contact mit dem Basalt in sog. Basaltjaspis oder Porzellaigaspis
umgewandelt worden, wie am Körnst einchen bei Liers in der Eifel,
am Wartenberg bei Donaueschingen, am hohen Parkstein bei Weiden
in Bayern, am Boratscher Berg in Böhmen, bei Plas-Newydd auf
der Insel Anglesea (nach Henslow) u. s. w. Was die so häufig ab
W irkung der Hitze angeführte Enterbung der Sandsteine im Con-
tact mit Basalt anbetrifft, so hat G. Bischof mit Recht darauf
404 . Kanstisohe Contactwirknngen der Trachyte.
hingewiesen, dass dieselbe nicht im mindesten als eine solche gel*
ten kann. Wo Basalte mit Steinkohlen und Braunkohlen in Con-
tact gekommen sind, da haben diese ihr Bitumen eingebüsst, sind
spröde und klingend, metallisch glänzend geworden, erscheinen oft-
mals säulenförmig zerklüftet und überhaupt auf eine Weise ver^
ändert, dass sie meist künstlich erzeugten Coaks überaus ähnlich
sind, z. B. beim Meissner in Hessen, bei Utweiler in der Nähe des
Siebengebirges, bei Blythe in Northumberland, am Cockfield - Fell
in Durham, bei Skegg;jastftdr in Nordost-Island (vgl. Bd. I. 361).
Bei den Trachyten sind derartige kaustische Einwirkungen
im Ganzen seltener beobachtet worden, was mit ihrer, den Basalten
nachstehenden Verbreitung zusammenhängen mag. Es seien noch
pinige Fälle erwähnt, wo im Contact mit diesen Gesteinen wirkliche
Umschmelzungen wahrgenommen worden sind. Nach Bunsen hahen
die Basaltgnnge Islands, welche Tuffe oder phonolithartige Gesteine
durchsetzen, diese an den Contactstellen sehr häufig mehrere Foss
weit in eine Qbsidian- oder pechsteinähnliche Masse umgewandelt
(Annalen der Chem. u. Pharm. LXIF. 1847. 56). Poulett Scrope
sah auf der Insel Pouza das an den Trachyt angrenzende Trachyt-
conglomcrat überall bis auf eine Entfernung Yon 2 his 30 Fnss
hin in eine glasähnlichc, pechst^inartige Masse von dunkelbonteil-
lengrüner Farbe umgeschmolzen, in welcher viele Feldspath- und
Glimnierkry stalle ausgeschieden waren (Transact. of the geol. soc
(2) II. 205). Die im Trachyt von le Pertuis im Velay (und eben-
daselbst im Basalt der Roche rouge unfern le Puy) eingeschlossenen
Granitbruchstücke erscheinen ganz so, als seien sie dem Ofenfener
ausgesetzt gewesen: die Feldspathe sind glasig und bröckelig ge-
worden, oder zu weissem F'mail umgewandelt, der Glimmer ist
rothbraun oder schwär/, die innersten Partieen solcher Fragmente
sind mitunter vollkommen verschlackt.
Die kaustischen Ccmtacterscheinungen der Basalte finden sich
in grosser UiMcrhhaltigkeit gesammelt und besprochen in dmi noch
immer höchst schätzbaren Werk«» C. v. Leonhards >die Bai«altgebilde
und ihre Beziehungen zu normalen und abnormen Felsmassen. Statt*
gart lR.-{2.- Sehr ausführlich sind auch diese Verhältnisse (gleich-
wie, worauf srlum früher hingedeutet wurde, die Contacterschel*
nungen überhaupt) behandelt in Delesse's trefflicher Abhandlung
Annales des mines (5) XII. 1^57. «9 ff. Auch die claesische Be-
Temperatur der Basalimagmeii. 406
Schreibung der Umgebung von Teplite und Bilin in Böhmen von
A. £. Reuss bietet hierfür eine Fülle von Beispielen; vgl. ebenfalls
Bronn, Handb. einer Geschichte der Natur I. 329.
Sie alle verweisen uns aof einen sehr starken Hitzegrad,
welchen das Basaltmagma im Emptionszustande besass; in sehr
vielen andern Fäl\en sind aber solche kaustische Einwirkungen
nicht oder nur spurenhaft ersichtlich, ¥rie s. B. Baur ganz richtig
beobachtete, dass die so zahlreichen Basaltdurchbrüche durch die
Grauwacke der Eifel daran gar keine oder doch nur höchst ver-
einzelte und geringe Veränderungen hervorgebracht haben (Karstens
u. y. Dechens Archiv XX. 362). Dieser Umstand scheint gleich-
wohl keinen Grund zu der Annahme zu geben, dass hier der Basalt
nicht im stark erhitzten Zustande gewesen sei, denn »selbst da, wo
Gesteinsstücke notorisch einer Feuereinwirkung ausgesetzt waren,
ist dieselbe nicht immer wahrzunehmen« (6, Bischof, Lehrb. d.
ehem. u. phys. Geologie (1 . Aufl.) ü. 733; 2. Aufl. III. 167) ; so enthal-
ten z. B. die Laven des Boderbergs bei Bonn wie Ziegelsteine roth-
gebrannte Thonschieferstücke und selbst Quarzgeschiebe, die an der
Oberfläche verglast sind, neben solchen Thonschieferfragmenten, wel-
che auch nicht die mindeste Hitzeeinwirkung erkennen lassen. Wir
können deshalb auch nur zustimmen, wenn selbst G. Bischof sagt,
mau dürfe nicht erwarten, im Thonschiefer an den Basaltgängen
Veränderungen wahrzunehmen, sofern diese im fenerflüssigen Zu-
stande aufgestiegen sind (a. a. 0. m. 177). Es ist aber alsdaim
auch nur zu klar, dass man ebenso bei Graniten und Porphyren
nicht aus dem Mangel solcher Veränderungen einen scharfen Beweis
gegen deren pyrogene Natur ableiten darf. Den verschiedenen Mag-
men der einzelnen Basalt^ und Trachyteruptionen waren überdies
vielleicht untereinander abweichende Temperaturen eigen, oder die
Nebengesteine besassen ungleiche Fähigkeit, auf kaustischem Wege
metaniorphosirt zu werden.
In seinem Meisterwerk der chemischen und physikalischen
Geologie (2. Aufl. III. 396—400) entwickelt G. Bischof in eingehen-
der und scharfsinniger Weise die Processe, durch welche eine Um-
wandlung von Thon und kieselsäurearmem Thonschiefer in eine
Masse von der Zusammensetzung des Basalt möglich sei. Ea ist
nicht zu bestreiten, dass durch eine geschickte Vertheilung der
auszuscheidenden und zuzuführenden Substanzen auch dieser Process
40<^ Ursprünp^licbkeit der Basalte.
sich in der That alß chemisch möglich darstellt, wie man ja auf
diesem Wege die cheminche Umbildung fast eines jeden Gesteins
in ein anderes bald leichter bald schwieriger wird constmiren ken-
nen. So werthvoll derlei Untertfuchungen auch sind, so bedarf es
doch wohl kaum des Erweises, dass die Basalte, ss. I). die Baaalt-
gänge nicht umgewandelte Thone sind. Dagegen auch scheint eine
Einsprache nicht unterbleiben zu dürfen, wenn der hochverdiente
Chemiker hinzufugt, »sollten in der Nähe von Basaltkegeln Thon-
schiefer gefunden werden, deren elementare Zusammensetzung sich
der der benachbarten Basalte näherte, so würde die Möglichkeit
einer Umwandlung zur Gewissheit werden.« Die Lagerangs- und
VerbandverhnltnisHe sind es hier, welche das Richteramt aosflbea,
und aus diesen ergibt sich, selbst bei völliger Uebereinstim*
mung in der Zusammensetzung, dass eine solche Umwandlung
nicht nur keine Gewissheit besitzt, sondern dass beide Gesteine
ihrem Ursprünge nach gar nichts mit einander gemein haben. Wenn
es S. 402 heisst, dass, da die neuem Laven dem blossen Aug^ nicht
sichtbar krystallinisch erscheinen, man vermuthen müsse, dass die
mit Augen erkennbaren Kry stalle in Basalten wie in Laven erst
nach der Erstarrung, mithin auf nassem Wege entstanden seien:
so möge daran erinnert werden, dass die Aetnalava vom Man 1865
nach Fuchs bis"zu 3 Mm. gi'osse Labradorkrystalle mit deutlicher
Streifung. Augite und Olivine bis zu 1 Mm. gross nmschliesst (N.
Jahrb. f. Min. 1865. 712).
G. Bischof, welchem wir schon so zahlreiche Gesteinsanalyaen
verdanken, hat jüngst 12 Basalte von verschiedenen Punkten der
Umgegend von Bonn untersucht (I1L418); es sei gestattet, in fol-
gendem vier davon aufzuführen um daran darzuthun, wie« die ein-
zelnen BasaltvorkonimniHKe, welche in isolirteu Massen aus dem
Schiefergebirge aufragen und von denen die entferntesten mehrere
Stunden au^einanderliegen, so überraschend ähnliche Zusammen-
hetzxmix iK'sitzen. wie man sie nur bei kr}'stallisirten Mineralien lu
Hnden gewohnt ist, und um daran die Fragen zu knüpfen, ob wohl
ein Umstand mehr geeignet nei, darauf hinzudeuten, das« diese
Massen aub einem einzigen Kf^Kervoir stammen und in einem Gubb
und Fhiss gewesen >ind, sowie ob nicht diese »taunenswerthe l-eber-
einstimmung je<len (redanken daran verbannen müsse, dass diese
BaMilte aus Thonschieferu durch einen Umwandlungsprocess* hervor-
ürsprÜDgliohkeit der BMalte. 407
gegangen seien, der an weit entlegenen Punkten anf unbegreifliche
Weise so gespielt haben müsste, dass dabei kaum eine Abwelohnng
von einigen Procenten stattgefunden. Es wurde nur das durch
Aufschliessen mit kohlensauren Alkalien direct bestimmbare unter-
sucht.
1. von Rolandseck am Eisenbahndurchschnitt; IL yon der
Erpeler Ley, Steinbruch am Fuss des Berges; in. Scheitberg (oder
Scheitskopf), nahe unter dem Gipfel ; IV. Obercassel aus einem der
höchsten Steinbrüche.
I. H. m. IV.
Kieselsäure 44.02 44.36 48.60 48.72
Thonerde ...... 9.46 10.76 11.76 12.86
Eisenoxydul 24.17 24.17 24.^ 24.12
Manganoxydul .... Spur Spur 0.28 0.80
Kalk 8.66 8.90 10.82 9.86
Magnesia 2.97 1.06 8.88 0.42
Glühverlust 8.70 1.60 1.00 4.90
Differenz an 100 (Alkalien?) 7.02 9.25 5.18 4.82
Essig- j Eisenoxydul 5.46 5.90 1.67 5.99
säure- | Kohlens. Kalk .... 1.53 1.77 1.17 1.89
Auszug I Kohlens. Magnesia . . . 0.78 1.62 0.35 2.15
G. Bischof verhehlt sich nicht, dass der grosse Eisengehalt,
der höchste, den man bis jetzt in Basalten gefunden »allerdings die
Vorstellung einer Bildung aus Thonschiefer erschwert.«
Wir können daher auch bei Erwägung aller dieser Verhält-
nisse nicht anstehen, den eruptiven Magmen der Basalte und Tra-
chyte einen lavaartigen Zustand zuzuschreiben ; höchst wahrschein-
lich war diede geschmolzene Masse indessen in höherm Crrade durch-
wässert, als es bei den Laven heutiger Tage der Fall ist. Ist diese
Annahme richtig, so könnte man versucht sein, in dem Zustande
der Magmen der eruptiven Gesteine von den ältesten derselben bis
zu den jüngsten Laven eine gewisse Stufenleiter zu erblicken, die
sich in der Mitwirkung des Wassers bei der Plasticität derselben
ausspricht : bei den Graniten spielte das Wasser vielleicht eine
grössere Rolle als bei den Poi'phyren, bei diesen eine grössere, als
bei den Trachyten und Basalten, bei welchen dasselbe beträchtlich
im Hintergrund gegen die vorwiegend geschmolzen- plastische Masse
408 Wassergehalt der Basalie. Phonolithe.
steht ; in den jetzigen Laven igt das Wasser immer noch vorhanden,
wir haben es aber mit einem im wahren Sinne des Wortes fener-
flüssigen Magma zu thun. Könnte man den Wassergehalt der Emptiv-
gesteine immer genau bestimmen (vgl. die auf S. 371 besprochenen
Schwierigkeiten), so würde man höchst wahrscheinlich denselben
um so grösser finden, je höheres Alter das Gestein besass. Die an
der Oberfläche festgewordenen Laven heutiger Tage enthalten kein
oder fast kein Wasser mehr, weil sie, von dem Draok befreit,
welcher es in ihnen zurückhielt, dasselbe während des ErstarrenB
aushauchten.
Der Wassergehalt, welchen die basaltischen Gesteine ergeben,
kann überhaupt doppelter Herkunft sein; er kann ein Rest des^
ursprünglich im Schmelzfluss vorhandenen Wassers sein, welcher
durch die Erstarrung gebunden wurde, während es auf der andern
Seite aber auch höchst wahrscheinlich ist, dass die Basalte im Lauf
der Zeit Wasser aufgenommen haben, welches sich entweder hygro-
skopisch beigemengt findet, oder zur Bildung von Zeolithen ver-
wandt wurde. Die Möglichkeit der Bildung wasserhaltiger Silicate
in geschmolzenen Massen wird derjenige nicht bezweifeln, welcher
sich erinnert, dass Buusen dieselbe durch das Experiment bewiesen
hat. Wird nämlich ein feingepulvertes Gemenge von 0.2 Th. Kalk
und 1 Th. Kieselsäure in 9 Th. Aet/kali, welches in einer Silber-
schaale geschmolzen ist, eingetragen und lässt man dieses einige
Zeit hindurch rothgeglühte Gemenge langsam erkalten, so erscheint
nach dem Auflösen der Masse im Wasser ein Netzwerk von pris-
matischen, theilweise an den Wänden der Schaale aufsitzenden Kry-
stallen, welche der Hauptsache nach wasserhaltiger } kieselsaurer
Kalk sind. Dieses wasserhaltige Silicat entsteht und erhält sich
also in der Glühhitze; wird es von seiner Umgebung getrennt, so
verliert es schon bei 1 Ol) ^ ^ und noch unter der Glühhitze wieder
alles Wasser (Poggend. Ann. LXXXIII. 236).
Die Phonolithe schliessen sich auf das allerengste an die
Trachyte an. Je mehr sich die Nachweisungen von der Gegenwart
des Nephelin in den Phonolithen häufen, eines Minerals, welches
wir in den Nephelinitlaven auf pyrogenem Wege entstehen sehen,
desto wahrscheinlicher wird es, dass die Eigenschaft des Gelatinirens
mit Säuren, welche man früher lediglich durch einen Zeolithgehalt
zu erklären w^usste, zum grossen Theil von dem Nephelingehalt
Deleese über die basaltisohen Gosteme. 409
herrührt; dadurch erleidet dann auch unsere YorsteUnng von dem
stark zersetzten Zustand des Phonolitb eine Beschränkung. Ist es
auch offenbar, dass in gar manchen Phonolithen starke Zersetaungs-
processe, welche durch die nicht unbeträchtliche Wassermenge
sich verrathen, gespielt und die Feldspathe der Grundmasse zeo-
lithisirt haben, so ist es doch nicht mehr erforderlich, in jedem
fiisch aussehenden wasserarmen Phonolitb deshalb, weil er mit Säuren
gelatinirt, ein umgewandeltes trachytartiges Oestein so erblicken.
Deiesse zählt in seiner oben erwähnten Abhandlung »Sur
rorigine des roches« (Bull, de la soc g^l. (2) XY. 762) den Tra-
chyt und den Dolerit zu den Gesteinen feurigen Ursprungs, »zwei
Typen von Feuergesteinen, deren Ursprung sicher ist, da wir sie in
noch brennenden Vulkanen sich bilden sehen. Der Trachyt trägt
alle Merkmale' eines Feuergesteins, welches durch Wärme geschmol-
zen oder mindestens erweicht wurde; wird er reich an Quars, so
bildet sich ein unmerklicher Uebergang in Porphyr und alles deutet
dann darauf hin, dass die Wärme von geringerer Bedeutung gewesen
ist.« Der Dolerit, der Wasser in nicht bemerkenswerther Menge
enthält, ist ebenfalls durch Wärme verflüssigt Der Ursprung der
stets wasserhaltigen Basalte sei dagegen ein gemischter : Feuer und
Wasser trugen gleichzeitig bei, sie bildsam sn machen« Deiesse
hält den ganzen Wassergehalt der Basalte, die in ihnen vorkom-
menden organischen Stoffe, kohlensauren Salze, Zeolithe für ur-
sprünglich in dem Basaltmagma vorhanden, und schHesst daraus,
dass die Hitze nicht hoch genug war, Wasser, organische Stoffe
und Kohleosäure auszutreiben. »Da der Basalt entschieden pyrogene
Gesteine begleitet, sieht man sich natärlich veranlasst, auch bei
ihm Einwirkung von Wärme anzunehmen; am stärksten scheint
diese bei den blasigen und schlackigen, sowie bei den angit- und
olivinreichen gewesen zu sein. Da wo er einzelne Kuppen zusam-
mensetzt, konnte seine Flüssigkeit nur gering sein; manchmal war
er sogar sehr zähe und halbfest. Um dagegen Gänge und Lager
zu bilden, musste er in sehr flüssigem Zustande hervorbrechen. Alle
Kigonthümlichkeiten des Basalt (von denen auch die kaustischen
C-ontactwirkungen nach Gebühr hervorgehoben werden) zeigen, dass
sein Ursprung ein gemischter, dass Wärme und Wasser nebenein-
ander bei seiner Bildung thätig waren. Wahrscheinlich befand er
sich in einem Zustand wässerigen Flusses; die Hitze war hoch
410 Physikalische Beschaffenheit der Laven.
genug, um die Entwicklung von Olivin und Augit zuzolassen, reichte
a1)(*r (loch nicht hin, Wasser und flüchtige Stoffe gänzlich anaxo-
treiWn.-« Die Carbonate scheinen indess doch wohl spätere Neu-
bildungen zu sein, und dass organische Stoffe nicht nur in starker
Hitze, sondern seihst in einem geschmolzenen Magma ejnsthren
können, zeigt der Obsidian. Auch den Phonolith und Peehstein
zählt Delesse zu den hydato-pyrogenen Gesteinen und betrachtet ihre
Magmen als gewässerte Trachyte.
Die natürlichen Glasgebilde der trachytischen and bMaltiachen
Gesteine, die Obsidiane, Bimsteine, Perlite, Trachytpechateine treteo
mit solchen Eigenschaften versehen und in solcher Weise auf, dats
an ihrem eruptiven und zwar pyrogenen Zustand wohl kamn je
Zweifel gehegt worden sind. Der Obsidian ist yollkommen identisch
mit den rasch erkalteten künstlichen Schmelzmassen, und anf das
Vorkommen von organischen Substanzen in den Obsidianen ist schon
mehroi-ts dasjenige Gewicht gelegt worden, welches dieser That-
sache zuzukommen scheint. Perlit und Trachytpechstein sind beide
wasserhaltige Gläser; es wird daher die Vorstellung naheliegeo.
dass ihr pyrogenes Magma wasserhaltig war und unter solchen Um-
ständen rasch erkaltete, dnss die Wasserdämpfe am Entweichen
verhindert waren, l-eber die Ausbildungs weise der Perlite und Bim-
steine wurde früher schon einiges mitgetheilt (vgl. S. 254 u. 246).
Wir können diese Betrachtungen nicht beschliessen, ohne der
höchst beachtenswert hen Ansichten über die physikalische Beschaf-
fenheit der Laven zu gedenken, welche Poulett Scrope bereit«
lW2i — 25 in seinen Cimsidorations on volcanos dargelegt, und auf
welche er neuerdings im (ju. journ of the geol. soc. XII. 1856.
'^i^>^ abermals die Aufmerksamkeit gelenkt hat ; auf dieselben Ist
bereits früher (S. 868) hingedeutet worden: Die kr^'stallinisch oder
steinig erstarrenden Tjuven sind, obschon sie als weissglühende
Massen erum])iren. nicht alle im vollständig geschmolzenen Zu-
stande ; ein gi-osser Tlieil wenigsten», wenn nicht alle der krystal-
linischon oder körnigen [Partikeln, aus denen sie nach ihrer Fest-
werdung zusammengesetzt erscheinen, ist bereits starr und ihre
gegenseitige Vorschieblmrkeit wird durch eine kleine Menge eines
F'luidum — aller Wahrscheinlichkeit nach Wasser — hcrbeigefÄhrt.
Die übliche .\ntwort auf die Frage, warum, wenn nach der ge-
wöhnlichen Ansicht alle Laven im Zustande einer homogenen
Physikalische Beschaffenheit der Laven: 411
Schraelzang sind, sie nicht alle in der Olasform zu Obddianen und
Pechsteinen erstarren, ist die, dass es die langsame Erkaltung sei,
wodurch die krystallinisch - körnige Textur hervorgebracht werde.
Scrope weist nun darauf hin, daas die oberfl&chlichcoi Theile eines
Lavasiroms keineswegs langsam, sondern vielmehr sehr rasch, so-
zusagen augenblicklich erstarren, so dass man sie ohne Schaden
mit Händen betasten und mit Füssen betreten kann. Weshalb seien
diese obersten Schlackenkuchen, weshalb die im flüssigen Zustande
ausgeworfenen und vor ihrem Niederfallen in der Luft erstarrten
Bomben nicht glasig, sondern zeigen sie dieselbe steinig-krystallinische
Beschaffenheit mit oft beträchtlich grossen Krystallen, wie die in-
nersten Theile eines Lavastroms? Warum seien gewisse Lavaströme
durchaus steinig, andere, bei denen kein Gh*und vorliegt, eine an-
dere Erstarrungstemperatur anzunehmmi, durchaus glasig? Serope
fügt hinzu, dass die zerbrochenen Feldspatbkrystalle mancher Trar
chyte, die häufige Parallelität der Krystalllängsazen, das mit der
zunehmenden P^ntfemung vom Ausflusspunkte sich häufig yerfeinemde
Korn der Lavaströme seinen Ansichten zur Stütze gereichen. Hier
mögen nur die Bemerkungen gestattet sein, dass die glasigen Krusten
der Ströme und Bomben doch wohl häufiger sind, als Sorope an- '
zunehmen scheint, dass die ausgeschleuderten Lavamassen, wie ihre
Gestalt erweist, sehr häufig noch im plastischen Zustande nieder-
fallen, also wohl nicht so sehr rasch erstarren, sowie dass die zer-
brochenen oder parallel gelagerten Krystalle nur zu beweisen
scheinen, dass sie vor der eigentlichen Orundmasse festgeworden
seien. Die physikalische Beschaffenheit der Laven im Augenblicke
ihrer Eruption ist im höchsten Orade näherer direoter Erforschung
werth.
Gemengte krystallinisch-schieferige Oesteine.
Die gemengten kry stallin iscb-schieferigen Gesteine unterschei-
den sich von den gemengten krystallinisch-körnigen, wie schon die
Bezeichnung besagt durch ihre schieferige Textur. Wenn
aucli gewisse der krystalliniscli-körnigen Gesteine hier und da eine
schieferigo Textur entfalten, so ist dies doch immer nur als Ana*
nähme zu betrachten und keineswegs charakteristisch. Auch er-
weisen sich die krystallinisch-schieferigen Gesteine in sehr vielen
Fällen deutlich geschichtet.
Der mineralischen Zusammensetzung nach stehen sie den kry-
stalliiüsch-körnigen Gesteinen sehr nahe, indem sie gleichwie dit^se
vorwaltend aus Feldspath, Quarz, Glimmer, auch Horn-
blende bestehen; namentlich gewinnt in ihnen der Glimmer
als das vorzüglichste schiefernde Element eine grosse Bedeutung.
In chemischer Rücksicht sind es meist kicselsäurereiche Ge-
steine, deren Zusammensetzung mit deijenigen der saurem und
sauersten (Uieder unter den krystallinisch-körnigen verwandt ist.
Die Gesteine, welche sich hier hauptsächlich darbieten sind:
(ineisH, Granulit, Glimmerschiefer, Thonglimmer-
schiefer (Urt honschiefer) mit mehrern Anhängen, Itacolnmii.
Talkscliiofer und Chloritscbiefer würden sich mit Rücksicht auf ihr
geologisches Vorkommen und iliro ausgebildete Schiefertextur viel-
leicht zweckmässig hier anschliessen, wegen ihrer mineralischen
Zusannnensetzung sind sie indessen zu den einfachen Gesteinen ge-
stellt worden.
Bei manchen dieser krystallinisch-schieferigen Gesteine, na-
mentlich den niikrokrystalliniHcben iiillt die Trennung von den
mikrnklustischen Schiefern sowohl in pctrographischer als geologi-
Hclier IlinKicht schwer, was nicht befremden kann, da in der Tliat
zwiHeben beiden Cebergänge exi^tiren und eine scharfe Abgrensung
Gneiss. 413
in der Natar nicht stattfindet. Die erstem sind aber durch den
Mangel au Petrefacten ausgezeichnet.
In genetischer Rücksicht scheint ein sehr grosser Theil der
krystallinischen Schiefer als metamorphisohe Bildungen be-
trachtet werden zu müssen.
«Miss.
Gneuss, Kneiss, der Name aus der sächsischen Bergmanns-
sprache entlehnt. Granite vein6; Granite schistenz.
Der Gneiss besteht wesentlich aus denselben mineralischen
Elementen, wie der Granit, aus Feldspath, Quarz und Glim-
mer, aber in anderer Textur unter einander verbunden. Der Feld-
spath bildet mit dem Quarz ein kömiges Gemenge, welches durch
einzelne Flasem und Blätter von Glimmer, die in paralleler Weise
vertheilt sind, ein schieferiges Geföge erhält. Diese parallel gela-
gerten Glimmerblätter rufen auch eine ausgezeichnete Spaltbarkeit
hervor. Auf den Spaltungsflächen gewahrt man nur die Glimmer-
fiasem und das Gestein gleicht dort einem Glimmerschiefer, bei Be-
trachtung des Querbruchs sieht man indessen, dass der Glimmer
keinen so grossen Antheil an der Zusammensetzung besitst, wie es
auf den Spaltungsflächen den Anschein hat, indem seine durch das
körnige Feldspath- und Quarzgemenge sich hindurchziehenden La-
gen nur dünn sind.
Der feldspathige Bestandtheil des Gneiss ist hauptsächlich
Orthoklas, neben ihm hat man aber auch in manchen Gneissen
triklinen Feldspath, Oli goklas erkannt, so dass hier vollständig
dieselben Verhältnisse obwalten, wie beim Granit; solche Gkieisse fand
Fischer im Schwarzwald bei Bonndorf, bei Oppenau im Lierbach-
thal, Blum bei Auerbach und Gademheim im Odenwald, Jok^y im
mittlem Böhmen, Erdroann in Schweden, wo sie nach Svanberg
zwischen (^almar und Gefle vielverbreitet sind; oligoklasführend
sind namentlich die Varietäten Homblendegneiss und Protogingneiss.
Kersten wies in dem Freiberger Gnt iss einzelne grosskömig-krystal-
linische Concretionen von Oligoklas und selbst von Periklin nach;
letzterer mit 07.92 Kieselsäure, 8.01 Natron auf 2.55 Kali, kommt
indessen seltener als Gemengtheil, meist in Ausscheidungen vor,
von (/lilorit begleitet. Nach Jenzsch erscheint in dem sog. rothen
Gneiss oder Gneissit neben dem Orthoklas Albit (vgl. dar. unten).
414 Wesentliche Gemengtheile des Gneiss.
Auch kennt man inieissartige Gesteine, in denen der Feldspsth nnr
Oh'goklas ist.
Der Oi-thokla», meistens in krystallinischen Körnern erscheineiid
ist von weisser , grauer , gelblicher . seltener röthlicher Farbe mit
deutlichem Perlmutterglanz auf den Spaltungsiiächen, der Oligoklai
unterscheidet sich durch seine, oft sehr fein ausgebildete ZwillingB-
streifung, oft auch durch seine abweichende Farbe oder einen et-
was andern fettartigen (rlanz. Treten grosse ausgebildete Feld-
spathkiystalle meist als Zwillinge aus dem Gneissgemenge hervor,
so entsteht ein porphyrartiger Gneiss (so an der Norwick-Bar
auf der Shetlandsiusel l'nst, in Böhmen zwischen Töpel und Tbet-
sing) ; haben die Fcldspathkrystalle eine längliche Gestalt, so liegeo
sie wohl nach dieser Richtung parallel, wie in den Gneissen, welche
Fr. Hoffmann an der Tunta da Figureila in Sicilien sah. Wenn
die Feldspathkrystalle einen etwas abgerundeten , linsenförmigeo
rmrisH besitzen, so schmiegt sich die Schieferung der Glimmer-
blüttchen wellig um dieselben herum, und da der Querbruch des Ge
Steins alsdann augenförmige Gestalten darbietet, liat man solche
Gneisse Augengneisse genannt (ausgezeichnet am Hockelmann
bei Schwarzenberg im Krzgebirge, bei Redwitz im Fichtelgebirge,
nach Kittel in der Cmgegend von Aschaffenburg, nach L. v. Bach
und Naumann am Snöhättan auf dem Dovrefjeld in Norwegen, nadi
llauKmani) bei .lönköping in Scliweden. Bisweilen sind es Aggre*
gate von vielen Feldspathindividuen, welche zu förmlichen Knollen
anschwellen (Knollengneiss Jokelys, Jahrb. d. geol. R. anst. 1857.
52 1 ). Ausscheidungen von Quarz und Feldspath im Gneiss von
C-sud in Siebenbürgen haben nach Stäche oft die Grösse eines Tan-
beneies.
Der Quarz bildet Körner oder kleine linsenförmige Scheib-
chen von licht grauer oder weisser Farbe, Fett- oder Glasglani und
ist mit dem Feldspat )i zu einem unregelmässig körnigen Gemenge
verwachsen.
Der (il immer ist meistens Kaliglimmer, bisweilen aber auch
Magnesiaglimmer: nicht selten (z. B. am Heidelberg unfern Habel-
schwcrd in der (irafschnft (üatz) finden sich beide Glimmer, wie
in den (iraniten nebeneinander. Die Farbe ist demgemäss sehr
wechselnd, silberweiss, grau, dunkelgrün, braun, schwan; die Art
und Weise, wii* die (ilinnuerblättchen unter einander verwebt, und
Accessorische GemeogUieile des Oneiss. 416
wie sie in dem Feldspath- und Quangemenge vertheilt sind, hat
manche Benennungen hervorgerufen, deren sp&ier gedacht wird.
Noch sind zwei Mineralien zu erwähnen, welche in manchen
Gneissen eine wichtige Rolle spielen, und während sie hier und
da den Charakter eines zufälligen Gemengtheils tragen, in andern
Gneissen eine solche Verhreitung und Constanz gewinnen, dass rie
den Glimmer zum grössten Theil oder gänzlich au6 dem Gemoige
verdrängen; es ist dies Hornhlende und Ghlorit oder Talk.
Je nachdem der Gneiss üherhaupt durch Glimmer, Hornhlende oder
Talk charakterisirt ist, kann man mit Naumann (Lehrb. d. Geo*
gnosie 1. 546) als Hauptgruppen gneissartiger Gesteine folgende drei
unterschieden:
Glimmergneiss, gewöhnlicher Gneise,
Hornblendegneis 8,
Protogingneiss (Talkgueiss).
Der Gneiss ist reich an accessori sehen Gemengthei-
len. Man kennt darin:
Granat, häufiger als im Granit, spärlicher als im Glimmer-
schiefer, meist rother und brauner Eisenthongranat, in krystaUinischen
Kömern oder Krystallen (das Granatoeder allein, oder in Ck>mbina-
tion mit dem Leucitoeder) ; Wittichen im Schwarswald, Erlenheim
und Gadernbach im Odenwald, NoUendorf im Engebirge, Bndwei-
ser Kreis im südlichen Böhmen (nach v. Hochstetter); St. Gott-
hardt. Namentlich in glimmerreichen Gneissen sollen die Granaten
häufig sein, seltener im feldspathreichen Gneiss. Tnrmalin in
Säulen und langen dünnen Nadeln, manchmal büschelweise zusam-
mengruppirt, in manchen Gneissen, z. B. den sächsischen, am Sohloss-
berg bei Bilin und am Galgenberg bei Kommotan in Böhmen, im
tyroler Zillerthal; Pelham in Massachusetts. Strahlstein am
Greiner in Tyrol, Zumloch im Canton Wallis. Epidot, sehr häu-
fig, vorzugsweise in den hornblendereichen Gneissen, wahrscheinlich
ein Zersetzungsproduct der Hornblende ; Schottland, Norwegen, Fich-
telgebirgo u. s. w. Cordierit in blauen Körnern, namentlich in
den Gneissen, welche in dem Gebiete der sächsischen Granulitbil-
dung nuftreten ; auch bei ßodenraais im bayerischen Walde, bei
Cham in der Oberpfalz nach Gümbel, am Ochsenkopf bei Kupfer-
berg in Schlesien nach Websky. Spinell, Saphir, Zirkon
sind nach Davy auf der Insel Ceylon ursprünglich im Gneiss ein-
416 Texturrarietäten Ton Gnei».
gewachsen. Cyanit, Reuthbei^ bei Döhlaa im Fichtelgebirg«,
Ashford in Connecticut. Apatit, Hosskopf bei Freibarg in Bar
den, Klein-Gumpen im Odenwald, Sturbridge in Maasachosotta, Sun-
gangarsuk in Grönland. Staurolith bei Landaff in Nordif
rica nach Shepard. Andalnsit bei Langbennersdorf, Röfen-
dorf in Sachsen, Läromerwinkel in Bayern. Beryll am Rftthbiw
berg im Salzbnrgischen, Sätersberg in Norwegen. Zirkon, Pick-
lerhalt und Kupplerbrunn in lUyrien, ^Varwick und Edenville in
New- York. Titanit. Rutil. Molybdänglanz, Bomholm, Tana-
hauscn in Schlesien, Brieg im Canton Wallis, mebrorta in Maine, Mai*
sachusetts und Connecticut. Eisenkies und Magneteisen. Graphit«
welcher bisweilen anstatt des Glimmers einzutreten pflegt und dieaea
Kogar ganz verdrängt; Passau in Bayern, Kruroau in Böhmen, Markir-
eben, Kraize und Wisembach in den Vogcsen, Tunaberg in Schweden.
Durch das häuHge Auftreten einiger dieser accessoriachen Ge-
mengtheile werden gewisse, später zu erwähnende Mengongsrarietä*
ten von Gneis» hervorgebracht.
Mit Rücksicht auf die Gesteinstextur hat man verschiedene
Gneissvarietäten unterschieden. Zumal der Glimmer ist es, welcher
durch die verschiedene Form und Zusammengruppimng seiner dfln-
nen Hlättclien zur Aufstellung mancher Abarten .\nlass gegeben hat.
Auch ist dabei die relative Menge des Glimmers nicht ohne Ein-
fiuHS , indem mit dieser die grössere oder geringere Absonderung
der einzelnen Feldspath - Quarzlagen in Zusammenhang steht.
Folgende Texturabarten sind namentlich aufznßihren:
1 ) Gewöhnlicher (i n e i s s (Freiberger Normalgneiss t. Cotta,
körnig schuppiger Cineiss Naumann). Die Glimmerindividnen bilden
einzelne, unzuKiimnienhängeiide, schuppige Lamellen, welche einan-
der ])arallel, aber zerstreut in dem körnigen Gemenge von Feldspath
uihI (juarz umherh'egfMi und oft ziendiche Grösse erreichen.
2) Körni g-f laseriger Gneiss (Naumann). Innerhalb der
Hehr vorherrschenden körnigen Feldspath-ljuarzmasse sind sparsame,
paniHel liegende , zarte Flanern von Glimmer eingestreut , wel-
che langgestreckt sind, und sich seitlich nicht berühren. Sind die
Glimnierflaseni zudem noch klein, so llillt die Paralleltextur und
Spaltbarkeit oft nur sehr uiivollkonmien aus, und solche Gneisse
nähern sieh almlann den (iraniten, weshalb man sie auch mit desB
Namen G rani tgnei ss bezeichnet hat. Auf dem Querbruch des
Texturvarietaien von Gneiss. 417
Gesteins treten die Glimmerflasem nur einzeln henror. (Sagerits
bei Grossenhain, Boxdorf bei Moritzburg, Brambach im Voigtland,
Höfles bei Eger nach v. Cotta.)
3) Fla s er ige r Gneiss (Naumann). Bisweilen sind die
Glimmerindiyiduen in grosser Anzahl vertreten und an ansgebreite- .
ten Flasern verwebt, welche meist langgezogen sind und mehr oder
weniger unter einander zusammenhängen. Diese Glimmerflasem sind
häufig wellenförmig gebogen, und indem die Wellen zu gegenseiti-
ger Berührung gelangen, werden dadurch die dünnen Lagen des
Feldspath-Quarzgemenges in linsenförmige oder lanzettförmige Par-
tieen abgetrennt. Zumal auf dem Querbrnch des Gesteins sieht
man deutlich, wie die Glimmerflasern sich durch das Eömergemenge
auf- und abschmiegen, in Form zarter, schwarzer, hin- und herge-
wundener Linien, während man auf den Spaltungsflächen alsdann
meist nur die wellenförmigen Glimmerlagen gewahrt. Nach der
Grösse der eingeschlossenen linsenförmigen Partieen des körnigen
Gemenges kann man grobflaserigen und f einflaserigen , nach der
Dicke derselben dickflaserigen und dünnflaserigen Gneiss unterschei-
den. Kaotigflaserig nennt man das Gestein, wenn unter diesen Yer*
hültnissen in seiner Masse einzelne grössere Feldspathkrystalle por-
phyrartig ausgeschieden sind.
4) Stengeliger Gneiss, Stengelgneiss oder Holz-
gneiss. Bei dieser Gneiss varietät sind die Gemengtheile, vor allen
der Glimmer, nach einer Richtung stark in die Länge gezogen, wo-
durch oin eigenthümlicher linearer Parallelismus entsteht; die lan-
gen bandartigen Glimmerstreifen schmiegen, sich mit ihren Seiten-
rändern um die stengeiförmigen oder wulstförmigen Partieen der
Feldspnth-Quarzmasse , so dass diese von einer Glimmerlage allsei-
tig umhüllt erscheinen. Natürlich können die auf solche Weise durch
das Gestein vertheilten Glimmerflasern nicht unter einander parallel
sein, und im Querbruch zeigt daher ein solches Gestein kreisför-
mige, ellipsoidische, verdrückt rundliche, trapezoidale Figuren von
Durchschnitten der Glimmerflasern. Bei sehr vollkommener stenge-
liger Ausbildung geht die ebene Paralleltextur des Gneiss gänzlich
verloren und es entsteht eine asbestartig-stengelige Textur. Solche
Stengelgneisse kommen vor bei Weissenbom und Weigmannsdorf
unfern Freiberg, bei Lippersdorf und Lengefeld ebenfalls in Sach-
sen, bei Sonnenberg in Böhmen.
Zirkel, Petrographie. II 27
418 Texturvarietäten von Gneiss.
5) Schieferiger Gneiss, Schiefe rgneisB. Der Glim-
mer erscheint bisweilen in grossen ununterbrochenen Häaten, oder
es sind viele Schuppen zu solchen stetig fortsetzenden Mefflbranen
verwebt, welche alsdann derai-t parallel augeordnet sind, das« sie
die einzelnen dickern oder dünnem Lagen der körnigen Feldspath-
Quarzmasse von einander trennen. Auf dem Hauptbruch des Ge-
steins sieht man nichts als die Glimmerliäute, so dass dasselbe hier
vollkommen dem Glimmerschiefer gleicht; erst im Querbmch tritt
das feinkörnige Gemenge von Quarz und Feldspath in dünnne Ls-
gen hervor. Von dem flaserigen Gneiss unterscheidet sich dieser
schieferige auf dem Hauptbruch dadurch , dass er nicht wie jener
etwas wellig, sondern ebenfiüchig - schieferig ausgebildet ist.
iy) Lagengneiss (körnig - streifiger Gneiss). Die Parallel-
textur bei dieser Gneissvarietät beruht nicht sowohl in der paral-
lelen Anordnung der Glimmerlamellen, als in der stetigen Aufein-
anderfolge verschiedener Lagen oder Bänder , von denen die ab*
wechseluden durch Mangel oder Arniuth oder Reichthum an Glim-
merblättchen ausgezeichnet sind, welche nicht immer in Parallelis-
mus vertheilt erscheinen. Auf dem Querbruch dieser Gesteine, welche
meist grobkörnig sind, sieht man dann alternirende Zonen, die sich
durch ihren Glimmergehalt auffallend von einander unterscheiden.
Die Textur der ein/einen Lagen gewinnt oft ein ganz granitähnli-
ches Ansehen und erst die streifenweise Anordnung überhaupt ist
es, wodurch derlei (iesteiue sich den (incissen anschliessen.
7 ) Schliesslich reihen wir noch eine (Testeinsvarietät an, wel-
che mehr geologisch als pc^trographisch mit den (ineissen susam-
menhängt, die sogenannten Cor nu bi anit e. Es sind bald mehr
bald weniger deutlich geschichtete Gesteine, die ebenfalle aus
Glimmer, Feldspath und etwas Quarz bestehen, welche Mineralien,
meist nur in kleinen Körnern und Hlättchen ausgebildet, ein ver-
worrenes, schuppiges (iew«»be bilden. "So dass die Parallelst nictor
in der Kegel nur noch an einer lagenweisen Abwechselung der
Karbe un*i des Kornes zu erkennen ist.- I)ie Verbindung der
(iesteinselementt^ ist eine sehr innige, die (festeine sind gewöhnlich
sehr hart und fest. Die Farben sind meist düster, schmutzig grfln-
lich, -gelblich oder röthlichgrau und wechseln manchmal in Streifen
mit einander ab, auch enthält das (lestein wohl sehwärzlichgrQne
oder dunkelbraune, an den Händen) verwaschene Flecken von sehr
Cornubianit. MenguDgsvariet&ten des Gneiss. 419
feinkörniger Zusammensetzung. Die Heimath dieser Gesteine ist
das Schiefergebirge, da wo es an Granit apgrensst, so dass sie wohl
als metamorph isohe Contactbildungen anzusehen sind, welche auch
nach aussen hin allmählich in Fiecksehiefer übergehen. Es ist
nicht zu läugnen, doss sie etwas Schwankendes und Unbestimmtes
in ihrem Habitus besitzen. Sie finden sich ein in der Nähe der
Granite Cornwalls, des sächsischen Erzgebirges, der Alpen; auch
im Schwarzwnld an der Wagensteig bei Freibui^, bei Gütenburg,
am Schluchsee kommen sie vor. Boase beschrieb die comischen theils
unter der Bezeichnung Proteolit, theils unter der von dem latei-
nisclien Namen seines Landes abgeleiteten Bezeichnung Cornubianit,
welche auch Naumann adoptirt hat (Geognosie I. 548). Saussure
und Fournet begriffen die alpinen Vorkonunnisse dieser Gesteine
z. Th. unter der Benennung Palaiopitre.
Von denjenigen Gneissvarietäten, welche durch die eintreten-
deu oder sich austauschenden Gemengtheile hervorgebracht
werden, sind die wichtigsten:
1) Glimmergneis 8, der eigentliche Gneiss, bei weitem die
verbreitetste Varietät, aus Feldspath, Glimmer und Quarz zusam-
mengesetzt; weil dieselben Mineralien auch den Granit bilden, hat
man diese Varietät auch Granitgneiss genannt, v. Gotta bezeich-
net speciell als Glimmergneiss einen sehr glimmerreichen Gneiss.
2) Hornblendegneiss, entsteht dadurch, dass die Horn-
blende gänzlich oder zum Theil an die Stelle des Glimmerstritt. Indem
solche Gesteine sich zu den Syenitgraniten oder quarzhaltigen Syeniten
verhalten, wie die Glimmergneisse zu den Graniten , kann man sie
auch wohl passend Syenitgneisse benennen. Die Homblende-
gneisse sind meistens ziemlich grobkörnig ausgebildet, besitzen aber
durchgehends keine so weitgehende ParaUelteztur, ifie sie den Glim-
uiergneissen eigen ist. Wegen der Verdrängung des Glimmers
(lurcli die Hornblende sind schieferige und flaserige Varietäten nicht
oft zur Ausbildung gelangt, sondern meist nur solche mit körnig-
streitiger (Lagenhornblendegneiss) und körnig-flaseriger Textur. Der
Flurnblendegneiss steht einerseits mit Syenit, andererseits mit Hom-
blendeschiefern in Verbindung. Mit Hornblendeschiefer und Glimmer-
gneiss bildet er oft sich wiederholende Wechsellagerungen, tritt aber
auch als selbständige Ablagerung auf. Gewisse Hornblendegneisse
sind verhältuissmässig reich an Oligoklas und nahem sich so den
420 Mengungsvarietäten des Gneiss.
Dioriten. Man kennt Homblendegneisse aus den Salzborger Al-
pen und Oberösterreich, welche Credner und Peters beschrieben;
nach Peters enthält der Hornblendegneiss des nordwestlichen lliei-
les von Oberösterreich neben seinen bohnengrossen Orthoklasen voll*
kommen frische, bis drei Linien grosse Krystalle eines klinoklasti-
sehen Feldspaths. Kittel fand sie bei Aschaffenburg, Dufr^noy im
Limousin in Frankreich, Macculloch füiirt von den schottischen In*
sein Tirey und Coli Gneisse auf, welche durch grossen Hornblende-
gehait ausgezeichnet sind. In beträchtlicher Verbreitung, meist in
inniger Verbindung mit Glimmergneiss und Homblendeschiefer er-
scheint diese Gneissvarietät in Skandinavien, z. B. in den schwedi-
schen Pi-ovinzen Westmanland (nach Hausmann), Dalame, Söder-
manland, Roslagen (nach Erdmann), in den norwegischen Gneissdi-
stricten (nach Leopold v. Buch , Keilhau , Naumann , Scheerer) , in
Finnland (nach v. Engelhard), sowie in Nordamerica.
3) Protogingneiss. Einige Gneisse stehen in naher Be-
ziehung zu jener eigen thilm liehen Granitvanetät. welche man als Pro-
togin (Bd. L 490) bezeichnet; es sind die schieferigen und flaseri-
gen Uebergänge dieser Protogine, welche als Protogingneiss aofge-
führt werden und welche ausser dem Glimmer noch ein talk&hnli-
ches Mineral enthalten, auch sonst hier und da einen etwas ab-
weichenden Habitus besitzen. Neben dem weisslichen und fleischfar-
bigen Orthoklas mit meist glänzenden Spaltungsflächen fehlt ge-
wöhnlich der grünlichweisse Oligoklas nicht, der durch seine matt
schimmelnden Flächen sich auszeichnet. Der dunkelgrüne Glimme^
ist meist nur in geringer Menge vorhanden, daher die Paralleltex-
tur der Gesteine oft nur wenig vollkommen erscheint ; seine dünnen
Blättchen sind zu Flasern verwebt, welche deutliche Streckung zei-
gen, der Quarz ist in der Kegel nicht in einzelnen Körnern vor-
handen, sondern bildet krystallinisch-feinkörnige Aggregate zwischen
den Feldspathkry stallen, die Talkschüppchen weisen aber gewöhn-
lich eine ziemlich parallel geordnete Lage auf. Die Protogingneisse
der Alpen, deren Kenntniss namentlich Delesse sehr wesentlich ge-
fördert hat, finden sich hauptsächlich an den grossen Centralstöcken,
welche die Merkwürdigkeit zeigen , dass sie in der Mitte aus Pro-
togingranit bestehen, welcher in der Richtung nach der Peripherie
ganz allmählich in Protogingneiss übergeht, der selbst nach aussen
zu in Protoginschiefer verläuft. So namentlich in der Umgegend
MeDgungsvarietäten des Gneiss. 421
des St. Gotthardt, der Grimsel, des Montblanc. L. ▼. Bach (Mi-
neral. Taschenbuch 1824. 393) hat die Yerhältniase dieser Gesteme
zuerst genauer erforscht, später hat Studer sahhreiche Beobachtun-
gen über dieselben mitgetheilt. Chlorit- and talkhalUge Grneisse
aus dem Maderaner Thal im Queilgebiete des Rheins nennt vom
Rath Chloritgneiss (Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. XIV. 1 862.
393). V. Cotta erwähnt ein Protogingneiss- ähnliches Gestein voim
(joldberg bei ßerneck im Fichtelgebirge, Erdmann führt an, dasa
der Protogingneiss auch hier und da in Schweden in ziemlicher
Ausdehnung sich entwickelt hat (Vägledning tili Bergartemas Kän-
nedom 127).
4) Oligoklasgneiss kann man den Gneiss nennen, der an-
statt des Orthoklas Oligoklas enthält; aus solchem Oligoklasgneiss
besteht z. ß. nach v. Hochstetter der Adamspik, die höchste Spitze
der Insel Ceylon; auch im Schwarzwald bei Todtmoos and bei
Gropbach im Münsterthal treten Gneisse auf, in denen der feld-
spathige Bestandtheil nur Oligoklas ist. Es sind dies gewissermaas-
sen Dioritgneisse.
5) Als Adulargneiss bezeichnet v. Cotta einen Gneis«,
welcher Adular an der Stelle des gewöhnlichen Orthoklas enthält
und in den Alpen, z. B. am St. Gotthardt sehr verbreitet ist.
6) Grap hitgneiss ist diejenige Gneissvarietät, in welcher
Graphit in solcher Menge eintritt, dass er den Glimmer ganz oder
zum Theil ersetzt. Fundpunkte solcher Gesteine wurden oben an-
geführt. Dieser Graphit ist wohl für eine Psendomorphose nach
Glimmer erklärt worden , wogegen sich Gümbel , wie es scheint
mit Recht ausspricht. Firdmann unterscheidet auch in Schweden
Graphitgneiss und ausserdem sehr granatreiche and magneteisen-
reiche Gneisse als
7) Granatgneiss (auch an der Rauris im Salzburgischen),
8) M a gn e t i t gn e i s s (z. B. bei Ummeberg , in der Umge-
gend des Wettern-Sees).
9) Cordieritgneiss (Dichroitgneiss), namentlich im Gebiete
der sächsischen Granulitforniation (um Luntzenau und Rochsbarg,
um Schönborn im Zschopauthal, zwischen Stein und Wilhelminenberg
im Chemnitzthal, meist ein sehr dunkler undeutlich grobflaseriger
Gneiss, aus viel Feldspath, giauem Quarz, wenig schwarzem Glim-
mer und blauem Cordierit bestehend. Kr ist hier ohne Zweifel ein
422 Rother und gfrauer Gneiss.
ümwandlungsproduct des Glimmerschiefers (vgl. Grannlit), und ge-
rade die Cordieritpartieen sollen zum Tb eil aus der Metamorphose
des Glimmers hervorgegangen sein. Auch im Bayerischen Wald-
gebirge mehrorts. Websky fand Cordieritgneiss am Ochsenkopf bei
Kupferberg und am Schwarzen Berge bei Schreiberhau in Sohlerien ;
am erstem Punkte, wo er zwischen Glimmei*schiefer und Grranit
lagert, besteht er aus lichtgelbbraunen, linsenförmigen Partieenvon
grobkörnigem Quarz, schwarzem Glimmer, graugrünlich weissem Feld-
spath, Cordierit und fein eingesprengtem Magnetkies.
10) Eisengliramergneiss, einen Gneiss, welcher anstatt
des Glimmers Eisenglimmer enthält, erwähnt v. Cotta ans dem
südlichen Fichtelgebirge.
11) Albitgneiss (Rosthom) aus Kämthen, mit mattem Al-
bit, ist vielleicht Oligoklasgneiss.
In manchen Gneissdistricten, namentlich zuerst in dem säch-
sischen (H.Müller 1850) hat man einen, wie es scheint, tiefeingrei-
fenden Unterschied gemacht zwischen dem sog. grauen und ro-
t h e n Gneiss, zwei Varietäten, welche geologisch und petrographisch
ziemlich von einander abweichen wenn auch in der Färbung nicht
immer eine völlige Constanz obwaltet. Beide Abai*ten unterschei-
den sich nach Müller und Scheerer in mineralogischer Hinsicht da-
durch, dass
der graue Gneiss in der Regel viel weissen oder grauen
Feldspath (in den verwitterten Varietäten bisweilen auch röthlich
gefärbt) und dunklen Glimmer,
der r 0 1 h e Gneiss in der Regel nur wenig weissen oder licht-
gelblichen Glimmer und röthlichweissen bis dunkel fieischrothen
Feldspath in grosser Menge enthält.
Nach Scheerer . der im Verein mit Richter und Ruhe eine
grössere Anzahl von Feldspathen aus erzgebirgi sehen Gneissen un-
tersuchte, ist im grauen Gneiss vorzugsweise der gewöhnliche Or-
thoklas heimisch, untergeordnet kommen darin auch natronhaltige
bis natronreiche klinoklastische Feldspathe vor, welche in gewissen
Varietäten (z. B. dem Drehfelder grauen Gneiss) zu grösserer Be-
deutung gelangen. Die aus dem rothen Gneiss untersuchten Feld-
s])athe ergaben sich indessen alle als (z. Tbl. natronhaltige) Ortho-
klase: klinoklastische Feldspathe wurden von ihm darin nicht nach-
gewiesen. Jenzsch hat neuerdings die feldspathigen Gemengtheile
Rother und grauer Gneiss. 438
der sächsischen Gneisse einer Untersucbiing unterzogen, und swar
z. Th. gerade in denjenigen Stücken, an welchen Scheerer seine
chemischen Analysen anstellte ; nach ihm enthalten beide Gbeisaab-
arten orthoklastischen und klinoklastischen Feldspath. Der reihe
Gneiss (Gneissit) sei darnach als ein Orthoklas - AlbitgneisB anzu-
sehen. So fand er in einem normalen rothen Gneiss aus einem
Steinbruch iu der Nähe der Tharandter Eisenbahn weissen Ortho-
klas (spec. Gew. 2.54) und fleischrothen Albit (spec. Gew. 2.60);
in rothem Gneiss von Kleinschirma rothen Oi'thoklas (speo. Gew.
2.57 ) und weissen Albit (spec. Gew. 2.62) , im Augengneiss vom
Dürrenberge südlich von Grundau weissen glänzenden Orthoklas
(spec. Gew. 2.55) und trüben fleischrothen, etwas verwitterten Al-
bit (spec. Gew. 2.585), im rothen Gneiss vom rechten Muldenge-
hünge bei Hilbersdorf oberhalb des GlückstoUens weissen Orthoklas
(spec. Gew. 2.54) und matten ganz blass fleischrothen Albit (spec.
Gew. 2.59). Der rothe Feldspath in diesen Gneissen, der ihnen
ihre Bezeichnung verliehen hat, sei daher bald (meist) Albit, bald
Orthoklas. Der jüngere graue Gneiss enthalte dagegen neben dem
Orthoklas als klinoklastischen Feldspath Oligoklas (z. B. der Mü-
disdorfer, Keifländer, Drehfelder Gneiss), was sich aus der Bestim-
mung des spec. Gewichts 2.63 — 2.65 ergeben soll. Gegen dieee
Bestimmungen der Natur des klinoklastischen Feldspaths auf Grund
des spec. G-ewichts lassen sich jedoch manche Bedenken erheben,
da die Differeuzeu allzugering sind. Jenzsch bestimmt sogar in dem
rothen Gneiss vom Galgenberg bei Oederan den fleischrothen ocker-
gelben Feldspath mit 2.63 ab Albit, in dem grauen Drehfelder
Gneiss (vom 5. Lichtloch des Rothsdiönberger-StoUens) den fleisch-
rothen Feldspath von ebenfalls 2.63 spec. Gew. als Oligoklas (vgl.
auch Hoth, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XVII. 1865. 14).
im grnaen (imeiss sollen meist die Glimmerblättchen wellig gel-
bogen sein , während im rothen Gneiss der Glimmer ebene Bl&tt-
chen l)ildet. Scheerer, Hube und Keibel haben auch eine grössere
Anzahl von Glinniiern aus erzgebirgischem grauem und rothem Gneiss
der cliemiöcben Untersuchung unterworfen (in der Abhandlung von
Scheerer, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 55;. Scheerer kommt zu
dem Sohluss, dass eine bestimmte Relation zwischen der Silicirungs-
stufe derCrneisse und derjenigen der zugehörigen Glimmer obwalte:
der atoniistiscbe Kieselsäuregehalt des Glimmers ist gleich dem
424 Rother und grauer Gneiss.
dritten Theile vom atomistischen Eieselsäuregehalt des gfamen
Gneiss. Der Glimmer im grauen Gneiss ist magnesia- und al-
kalihaltig, titansäurehaltig (bis über 3 pct.), wasserhaltig (bis über
4 pct.) und wie erwähnt von dunkelbraunschwarzer Farbe; sehr
untergeordnet ist darin ein weisser feinschuppiger Glimmer; im
rothen Gneiss ist der Glimmer kali- und magnesiahaltig , nicht
oder doch nur sehr wenig titansäurehaltig, wasserhaltig bis g^egen
5 pct. und von lichtgraulicher oder -grünlicher Farbe, in Schüppchen
fast silberweiss erscheinend.
Der graue Gneiss enthält in seinen normalsten Yariet&ten
durchschnittlich 66 pct. Kieselsäure, der normale rothe durch-
schnittlich 75 — 76 pct. Kieselsäure, also ungefähr 10 pct. mehr;
der erstere ist ein neutrales, der letztere ein saures Silicat, die
chemische Constitution beider vermochte Scheerer gleichwie bei
einer Mineralspecies durch eine einfache chemische Formel aumi-
drücken: näheres über chemische Verhältnisse folgt unten. Wich-
tiger noch als dieser scheint der geologische Unterschied: in geo-
logischer Rücksicht spielt der rothe Gneiss dem grauen gegen-
über oft die Rolle eines jungem Eruptivgesteins. An einigen
Punkten greift nach Müller der rothe Gneiss von seiner Haupt-
masse aus als ein gangartiger Arm weit in den grauen Gneiss hin-
ein, wie z. B. bei Wiesenbad und Cranzahl ; an andern erscheint er
als abgeschlossene grössere oder kleinere stockförmige Massen mit-
ten im grauen Gneiss oder auch im benachbarten Glimmerschiefer;
so gehören die sümmtlichen stockförmigen Gneissmassen, welche in
der Umgegend von Oberwiesenthal, Joachimsthal, Kupferberg und
Klösterle im Glimmerschiefer hervortreten , dem rothen Gneiss an.
Letzterer durchsetzt in deutlichen Gängen den grauen Gneiss, so
z. B. bei IHlgers Vorwerk eine halbe Stunde südlich von Freiberg,
wo ein durchschnittlich 1 Fuss mächtiger vollkommen scharf be-
grenzter Gang von ganz frischem Gneiss, aus vorherrschendem röth-
lichem P'eldspath , silbei-weissen Glimmerblättchen und Quarz be-
stehend den freiberger grauen Gneiss durchschneidet (v. Cotta*in
Neues Jahrb. f. Min. 1844. 681); ferner schliesst der rothe
Gneiss Bruchstücke des grauen ein, z. B. am Westabhange der
Uermannsliöhe zwischen Königswalde und Mildenau im Erzgebirge.
Der rothe Gneiss wird deshalb von Einigen als eine schieferige
Varietät des Granit, als ein von dem grauen Gneiss gänzlich abzu-
Chemische Zusammensetzuiig der rothen nnd graoen Gneirae. 426
trennendes Gestein betrachtet ; v. Cotta schlSgt fGU* ihn den Namen
Gneissit vor.
Nur in dem Gebiet des grauen Gneiss setzen im sächsischen
Erzgebirge die reichen Silbererzgänge auf, im rothen Gneiss finden
sich lediglich Eisen- und Manganerzgänge.
Nach Jokely's sehr ausführlichen Beschreibungen kann man
auch im böhmischen Erzgebirge im Saatzer Kreis dieselbe petro-
graphische und geologische Unterscheidung zwischen rothem nnd
grauem Gneiss durchführen, wo gleichfalls nur im grauen Gneiss
Erzgänge aufsetzen. Lipoid trennt ebenso im nordwestlichen Mäh-
ren rothen und grauen Gneiss nnd dieselbe Sonderung in zwei Hanpt-
gruppen lässt sich nach Erdmann auch für den Gneiss des Kirch-
spiels Tunaberg in Södermanland. Vornehmen, wo im südlichen und
südwestlichen Theile der graue, im nördlichen und nordwestlichen
Theile der rothe Gneiss vorwaltend auftritt.
Von den Gneissen sind fast nur Glimmergneisse oder gewöhn-
liche Gneisse (noch nicht Homblendegneisse) einer chemischen
Analyse unterworfen worden und unter diesen namentlich die-
jenigen des sächsischen Erzgebirges, um deren Untersuchung sich
besonders Scheerer, Kube, Richter und Quincke verdient gemacht
haben.
I. Grobfiaseriger Gneiss von Norberg in Schweden mit rothem
Orthoklas, etwas lichtgrauem Oligoklas, Quarz und grauschwarzem
Glimmer. Schönfeld und Roscoe , Ann. d. Chem. n. Pharm. XGI.
1854. 306.
IL Rother Gneiss zwischen Leubsdorf und Eppendorf , südl.
von Oederan, granitähnliches, feinkörniges Gemengt von rothem
Feldspath, Quarz und grauem Glimmer. Quincke, Ann. d. Chem. u.
Pharm. XCIX. 1856. 239.
in. Rother Gneiss, 313 Lachter nordöstlich vom Michaelis-Stol-
lenmundloch, wenig theils lichter, theils dunkler Glimmer, fleisch-
rother Orthoklas; stock- bis gangförmig im grauen Gneiss. Rübe,
Freiberger Jahrb. f. d. Berg- und Hüttenmann 1861. 260.
IV. (trau er Freiberger Normalgneiss aus dem Kleinschirmaer
Wald. Richter, ebendas. 1858. 221. Durchschnittsanalyse von 20
Pfund Gestein.
V. Grauer Normalgneiss aus dem ELlemm^schen Steinbruch bei
Kleinwaltersdorf. Rübe, ebendas. 1861. 253.
426 Chemisohe Zusammensetzung der rothen und grauen Gneisse.
I.
11.
m.
IV.
V.
Kieselsäure
. 74.51
75.91
74.87
66.42
65.06
Thonerde . . ,
13.05
14.11
13.00
14.76
15.11
Eisenoxyd . .
—
—
—
—
2.80
Eisenoxydul .
3.85
2.03
2.27
7.50
4.31
Manganoxydul
—
—
0.25
—
Spur
Kalk . . . .
3.26
1.14
1.13
2.20
3.50
Magnesia . .
0,48
0.40
0.17
1.80
1.30
Kali
2.31
4.16
3.20
3.52
4.91
Natron , . .
3.64
1.77
2.55
1.75
1.11
Wasser . . .
—
1.16
0.82
1.85
1.06
lOÜlO
100.68
98.35
99.80
99.16
III enthält noch Spur von Kupfer und 1.12 Titansäure, Y 1.11
Titansäure.
Der rothe Gueiss nähert sich in seiner Zusamraensetzung einem
quarzreichen Granit. Scheerer berechnet aus mehrern Analysen das
mittlere S'auerstoffverhältniss zu 1:3:18, mit dem Sauerstofifquo-
tienten 0.222. (I : 3.5 : 20 nach Roth). Der im Verhältniss zum
Kali nicht unbeträchtliche Natrongehalt deutet auf die Gegenwart
eines natronhaltigen Minerals. Der graue Normalgneiss hat einen
durchschnittlich um 1 0 pct. niedrigem Kieselsäuregehalt ; Roth macht
mit Recht darauf aufmerksam, dass der graue' Gneiss mit seinem
geringern Kieselsäuregehalt , auch grössern Kalkgehalt , jenen Gra-
niten sehr ähnlich ist, welche Haughton als Sodagranite (Bd. I. 486)
bezeichnet, wenn auch das eigentlich für diese charakteristische Vor-
walten des Natron über das Kali in den grauen Gneissen nicht
hervortritt. Als mittleres Sauerstoffverhältuiss für den grauen Gneiss
findet Scheerer 1:2:9, mit dem Sauerstoffquotienten 0.333,(1 : 2| : 9{
nach Roth).
Scheerer versuchte die Gewichtsmengen der einzelnen Minera-
lien zu berechnen und fand, indem er das Wasser als polymer-iso-
morph den Mouoxyden zuzählt,
im rothen Gneiss: 60 Orthoklas, 30 Quarz, 10 Glimmer
im grauen Gneiss: 45 Orthoklas, 25 Quarz, 30 Glimmer.
Da die specifischen Gewichte des Quarz und Feldspaths nur
sehr wenig differiren , und das spec. Gewicht des Glimmers nur
etwas grösser ist, so sind die Gewichtsprocente und Volumprocente
fast identisch. Man kann also behaupten, dass der normale graue
Mitielun^eiss. 4Sn
Gneis darchschnittlich ungefähr dreimal so viel Glimmer enthftli,
als der normale rothe Gneiss. Durch den Nachweis der klinoklA-
stischen Feldspathe brauchen diese Verhältnisse keine wesentliche
Aenderung zu erleiden. Roth berechnete für den grauen Gneiss
ungefähr 56 Orthoklas, 19 Quans und 25 Glimmer.
Dass indessen rother und grauer, saurer und neutraler Gneiss
keine chemisch so sehr von einander getrennten Gemische seien,
zwischen denen eine grosse durch keine Analyse ausgefüllte Lücke
läge, dies bat sich neuerdings durch die Untersuchungen Scheerers
herausgestellt; während es früher den Anschein hatte, als ob im
sächsischen Erzgebirge nur zweierlei scharf gegen einander abge-
grenzte und constant constituirte Gneissgemische vorkämen, haben
sich zwischen dieses relativ saure und basische Endglied mittlere
Varietäten eingeschoben, welche Scheerer als Mittelgneiss be-
zeichnet. Derart ist z. B. ein sehr fdnkömiger Gneiss vom Michae-
lis-Krbst ollen am rechten Muldeufer (I), einer zwischen Seiffen und
Heidelberg (II), und ein langstengeliger Gneiss zwischen Reifland
und Lippersdorf im Erzgebirge (III), welche 68— 70 pct. Kieselsäure
enthalten, also die Verbindung zwischen beiden Extremen anbahnen.
H. Möller nennt diese Mittelgneisse amphotere graue' Gneisse.
I. n. m.
Kieselsäure
. 68.89
70.20
69.70
Titansäure . .
. 0.52
0.72
0.45
Thonerde . .
. 12.74
14.04
18.25
Kisenoxydul .
. 6.74
6.84
7.15
Manganoxydul
Spur
—•
0.40
Kalk. . . .
2.61
2.08
2.24
Magnesia . .
2.44
0.80
0.68
Kali ....
. 2.23
2.98
4,01
Natron . . .
2.00
0.91
1.30
Wasser ...
. 1.36
1.67
1.10
99.63
100.19
100.28
Wie es nicht zweifelhaft ist, werden fortgesetzte Untersuchun-
gen zu der IJeberzeugung führen, dass, als der oben erwähnte che-
mische Unterschied aufgestellt wurde, zufällig nur extreme Gneiss-
varietilten analysirt vorlagen und dass zwischen dem basischsten
und dem naucrsten Glied alle möglichen Mittelglieder vertreten sein
können und vertreten sein werden; jetzt schon sind die Verschie-
428 Erzgänge im grauen Gneiss.
denheiten zwischen der kieselsäurereichsten und kieselsänreftmifltai
Analyse für die drei Gneisse, den rothen, mittlem and granen
grösser, als die Lücken, welche zwischen diesen dreien noch un-
ansgefullt sind. Dennoch darf man nicht verkennen, dass es jenen
Forschungen wesentlich zu danken ist, dass die geotektonische
Trennung zwischen einem wahrscheinlich metamorphi sehen (grauen)
und einem granitartigen (rothen) Gneiss durchgeführt wurde.
Wenn sich auch von rothem Gneiss basischere und von grauem
Gneiss saurere Varietäten finden, so liegt das in der Natur der
Sache und der im äuKsern Habitus und in dem geologischen Vor-
kommen begründete Unterschied bleibt dadurch unangefochten.
Den Umstand , dass in der That nur in dem grauen Gneiss
verschiedener Länder Erzgänge aufsetzen, leitet Scheerer aus den
Vorhandensein einer verhält nissmässig grossen Quantität des Glim-
mers in dem Gesteine und den chemischen Eigenschaften desselhen
ab. Er stellt sich vor, die Hauptmasse der GangausfUUungen sei
durch Absatz aus heissen Mineral wnssern, die mit Kohlensäure und
(zur Erklärung des Absatzes von Schwefelmetallen und Schwefel-
salzen) mit Schwefelwasserstoff beladen gewesen, erfolgt. Die Koh-
lensäure habe, den Glimmer des grauen Gneiss zersetzt und in Folge
dessen die als Bicarbonate gelöst gewesenen Garbonspathe ausge-
schieden , der Schwefelwasserstoff habe sich mit dem Eisengehalt
des Glimmers zu Eisenkies gestaltet und diesen mit den übrigen
Erzen zum Absatz gebracht. Da der graue Gneiss bei weitem
reicher an Glimmer ist als der rothe und fiaserige Textur besitzt,
so «ei er leichter vom Wasser durchdringbar, und da femer der
Glimmer des grauen Gneiss basischer, in Folge dessen auch leich-
ter zersetzbar als der des rothen Gneiss sei, so habe man in dem
Glimmer als dem eigentlichen Priici])itationsmittel des grauen Ne-
bengesteins auch die Ursache der Krzführung seiner Gänge xn
suchen.
lieber die chemischen Vpränderungen, welche durch verschie-
dene /ersetzuiigsprocesse in der Gneisszusammensetzung hervorge-
bracht »ind. vgl. Scheerer. Annal. d.Chom. u. Pharm. CXXVI. 1863. 1.
I)ei den Protogingesteineii hat Delesso die merkwürdige Be-
obachtung gemacht, dass die die Mitte der Ablagerungen einneh-
menden Pnitogingranite bedeutend kieselsäurereicher sind, als die
Protogingiieissc und Protoginschiefer, in welche jene Centralgesteine
Uebergange des Gneiss. 429
nach aussen zu ganz allmählich übergehen; solche schieferige Ge-
steine, welche in Folge dessen viel ärmer an QuarsE sind, Mithalten
vielleicht 10 pct. Kieselsäure weniger, als die granitischen Varietäten.
Das speci fische Gewicht des Gneiss beträgt ähnlich
wie das des Granit 2.6 — 2.7. Schönfeld und Roscoe fanden bei
einem schwedischen Gneiss von Norberg 2.637, bei einem brasi-
lianischen von Cachoeira da Gampo 2.613. Bestimmungen des spe-
cifischen Gewichts der sächsischen Gneisse verdienen noch ange-
stellt zu werden.
Von den Uebergängien, welche der Ghieiss aufweist, ist
der in Granit der häufigste und jedenfalls in genetischer Hinsicht
wichtigste. Dieser Uebergang, welchen man an zahllosen Punkten
beobachtet hat. wird dadurch hervorgebracht, dass der Glimmer-
gehalt des Gneiss sich vermindert und die Glimmerblättchen ihre
parallele Lage verlieren, indem sie sich richtungslos in dem Feld-
spath-Quarzgemenge vertheilen, womit natürlicherweise der haupt-
sächlichste Unterschied zwischen beiden Gesteinen aufgehoben ist.
Bei diesen so unverkennbar und so reichlich auftretenden Ueber-
gängeu können beide Gesteine kaum von einander getrennt werden,
sondern müssen als gleichzeitig und gleichartig entstanden erachtet
werden. So finden sich oft mächtige und abwechselnde Lager von
Granit in den Gneissen, wenn man mit dem Worte Lager noch eine
Gesteinsmasse bezeichnen darf, welche sowohl in der Richtung ihres
Streichens, als in der ihrer Mächtigkeit die deutlichsten Ueber-
gange in eine andere zeigt. Wenn im Gneiss der Glimmer auf
Kosten des Feldspaths vorwaltend wird, so geht daraus Glimmer-
schiefer hervor ; Zwischenstufen bezeichnet man als Grneissglimmer-
schiefer. Aus einem Hornblendegneiss kann sich in gleicher Weise
Syenitgiauit entwickeln, wie aus dem Glimmergneiss Granit entsteht,
und gleichfalls kann andererseits Homblendeschief er ebenso daraus her-
vorgehen, wie Glimmergneiss in Glimmerschiefer verläuft. Protogin-
gneisse werden in ähnlicher W'eise hier und da zu Talkschiefern.
Petrographische Uebergange sind auch zwischen Gneiss und Gra-
nulit bekannt, z. B. in den Umgebungen von Griesebach in der
Öberpfalz. Nach Keilhau zeigt der Gneiss Norwegens sowohl in
der Richtung des Fallens als des Streichens die vollkommensten,
sich mitunter auf meilenlangen Strecken entwickelnden Uebergange
in Quarzit (Gaea Norvegica III. 1).
430 Accessorische ßestandmassen : Schichturif^ des GneisR.
Ausser den früher erwähnten accessoriflchen Gemengthellen
enthalt der GneisH manchmal noch eigenthümliche accessor ische
B e s t a n d m a s 8 e n, welche sich gewöhnlich alä grosskömige Ag^
gregate von Feldspath und Quarz, ohne Glimmer, oder nur mit
sehr wenig Glimmer durchmengt, darstellen. Bisweilen sind diese
Ausscheidungen so zusammengesetzt, dass der Kern aus Quarz be-
steht, welcher von grossen Feldspathindividuen umschlossen wird,
mitunter haben solche Massen auch wohl eine schriftgranitartige
Beschaffenheit und führen fremde Mineralien, wie Turmaliii oder
Beryll. Seheeror beschreibt interessante Vorkommnisse dieser acceä-
sorischen Bestandmassen aus dem südlichen Norwegen, von den
Inseln Flagstadöe und Buiie, vom Ilitterdalsee in Telleniarken (N.
Jahrb. f. Min. 1848. GCVi. 660. 633). Derartige Concretionen sind
es, in welchen man unzweifelhaften Albit gefunden hat.
Neben der Paralleltextur des Gneiss zeigt derselbe auch in
der Hegel eine deutliche Schichtung, wie sehr dieselbe auch
von Einigen in Zweifel gezogen worden ist. Besonders in den flase-
rigen und schieferigen (Jneissen ist die Abtheilung in Schichten
unverkennbar, während sie hingegen in den körnig - schuppigen,
mehr graiiitartige Textur aufweisenden Gneissen (vorwiegend den
rotht^n Gnt'issen) gewöhidich weniger entwickelt erscheint. Nach
Jokt'ly kann bei dem rothen (vneiss des böhmischen Knsgebirg«»
von einer eigentlichen Schichtung keine Rede sein, er besitzt blos
eine plattenförmige Absonderung, wie häußg auch der Gebirgsgranit.
Vgl. auch Scheerer, Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 121. Die
Schieferung und die Schichtung des (irneiss gehen einander gewöhn-
lich parallel, die eigenthümliche Erscheinung der falschen oder
tninsversalen SchieftTung ist nur in Äusserst wenigen Fällen beob-
lichtet worden. Jdkt'ly fand sie an den tiaserigen Gneissen das
fiztiwer Waldes in Mitt(>lböhmen: früln»r schon hatte Keilhau an
norwegischen Gnrisscn dieses Phänomen wahrgenonmien, auch Studer
beol »achtete an den (iniMssen zwischen Ldco und Tegnn unweit
iiocarno. dass die (tlimnierblättchen in den horizontalen Bänken
stfts vertical st«*hcn, betrachtet dies aber nicht als transversale
Schieferung diT (tneissscliichten. st»ndern tindet darin einen Grund
die (■neirtsbänkc als Zerklüftungsniassen anzuseht>n. Naumann be-
merkt, dass die Streckung der Gncissgemengrt heile nicht selten die
Merkwürdigkeil zeige, in einer und derselben (legond oder Ablage-
Schichtung des Gneise. 431
rung anhaltend eine sehr bestimmte Richtung am behaupten. »So
streichen z. B. im Gneisse der Umgegend von Freiberg die Strek-
kungslinien h. 8.4 — 9, die Schichten mögen horizontal liegen, oder
20 — 30® nach dieser oder jener Weltgegend hin einfallen; in dem
grobflaserigen Gneisse von Bieberstein, in dem Grneissstocke von
Geringswalde ist die Streckung der Falllinie oder Anfsteigungslinie
der Schichten parallel« (Geognosie I. 549). Dasselbe ist in dem
Gneiss der Grimsel und des St. Gotthardt der Fall (Naumann, in
N. Jahrb. f. Min. 1847. 308). •
Die Gneissschichten bilden bald ungeheure kuppelartige Ge-
wölbe, indem sie in der Mitte ihres Bereiches eine mehr oder
weniger horizontale, an ihren Grenzen gegen das Nebengestein zu
eine nach aussen abwärts geneigte Lage besitzen, bald bieten sie
die merkwürdige Erscheinung dar, dass sie in senkrechter Richtung
parallel gestellt sind oder ein sehr steiles antikKnes und synklines
System repräsentiren.
Die schieferigen Gneisse sind in der Regel in ausgezeichnete
ebenflächige Platten spaltbar, wenn die einzelnen Schichten nur
geringe Dicke besitzen. Die weniger schieferigen, kömig-streifigen
Gneisse lassen aber sehr häufig die seltsame Erscheinung erkenne,
dass die Schichten derselben nicht nur wellenförmig gewunden, oder
selbst zickzackförmig gefaltet, sondern in den allerverworrensten
und verschlungensten Biegungen und Krümmungen ausgebildet sind,
welche, wie Naumann trefiend bemerkt, in ihrem Durchschnitt an
die Zeichnungen marmorirter Papiere oder die Windungen der Holz-
lagen in knotigen- Brettern erinnern. An sehr vielen Punkten der
norwegischen Gneissdistricte, z. B. nach Scheerer bei Kongsberg,
Brevig und Flekkefjord, an der Westküste zwischen Bergen und
Trondhjem nach Naumann (Beitr. z. Konntn. Norweg. IL 130. 166),
an den Gneissen der Pyrenäen (z. B. höchst ausgezeichnet zwischen
(iedre und Gavarnie), des Böhmerwaldes (nach v. Hochstetter), der
schottischen Inseln Tirey, Coli, Lewis und Long-lsland (Macculloch,
System of geology II. 143) ist dies in vollkommenster Weise zu
beobachten. Der Gneiss ist auch manchmal von Kluftsystemen
durchsetzt und diese bilden, indem sie mit den Schichtungsklüften
zum Durchschnitt kommen, schiefwinkelig parallelopipedische Ge-
steinskörper.
Mancherlei Einlagerungen fremder krystallinischer Ge-
482 Riulagcrungen im Gneiss.
»U'iiic sind im Gneiss bekannt, von welchen manche in wieder-
holter Wechsel agerung zwischen den Schichten desselben auftreten,
auch durch IJebergängc damit verbunden sind; die wichtigsten
derselben, deren Ilauptvorkommnisse bei den einzelnen erörtert
worden oder werden, sind :
Granit (11.353.429).
Quarzit und Quarzitschiefer (I. 280).
Granulit.
Hällefünta oder Petrosilex (I. 565).
llornblendeschicfer (I. 306).
Glinimcrschieier, z. B. im erzgebirgischen Gneiss bei Leabt-
dorf unweit Augustusburg. bei Hermsdorf unweit Altenberg, nörd*
lieh von Klüsterle nach Naumann.
Chloritsehiefer (1.312) und krystallinischer Thouscliiefer.
Serpentin (I. 327).
Kklogit und Dinthenfols (11. 328), Kulysit (11. 335).
Köniiger Kalkstein (I. 200) und Dolomit (I. 239); kömige
Kalksteine, manchmal durch Graphit bläulicbgrau bis schwänlich-
grau gefärbt, sind namentlich ausserordentlich hantig in den Gneis-
sen eingelagert; merkwürdig ist dabei die gi'osse Verbreitung ge-
wisser Silicate, welche sicli im Kalkstein an der Grenze gegen den
(ineiss zu entwickelt haben, und welche sich an den entlegensten
Fundorten in charaktenstisch ähnlicher Weise einstellen (Augit-
und llornblendemineralien, Wollastonit, Granat, Vesuvian, Epidot,
Wernerit, (*hundn»dit u. s. w.). Durch ihren Reichthum an Contact-
mineralien sind bekannt die Kalke von Boden bei Marienberg in
Sachsen» Brotterode in Thüringen, vom ^lanhartsberg in Oester-
reich, IVrtbshire in Schottland, Arendal in Norwegen, Äker in Sö-
dermanland, Lindbo in NVestmanland, Malsjö. Gullsjö in Werineland,
(fökum in Ipland, Pargas in Finnland, und v(m zahlreichen Orten
in Xordameriea.
(Jraphit (I. 353).
Smirgel (1.310), Kryolith (I. 193).
Magneteisen (f. 349), Kisenglanz und andere Erze, nament-
lich in den skandinavischen Gnci.ss<'n.
(länge v<m Gnt'i^fS geboren zwar zu den sehr seltenen Er-
scbi'inungen, sind aber deniiorh an einigen Punkten deutlich nach-
gewiesen worden, (■angi'örmige Vorkommnisse von rothem Gt
Bruchstücke fremder Gesteine im Oneiss. 488
im sächsischen Erzgebirge wurden schon früher erwähnt. Nach
Jokely findet sich ein ausgezeichneter Gang Ton rothem Gneise
im Glimmerschiefer bei Marschendorf im Riesengebirge. In den
Bergen von Izeron sah Foarnet G&nge von Gneiss im Gneiss (N.
Jahrb. f. Min. 1838. 159). Jameson beobachtete ebenfalls mäch-
tige Gneissgänge im Gneiss der schottischen Hochlande (Edinb.
new philosophical Journal LH. 1852. 350). Gneissgänge, 36 — 4^
Fuss mächtig, beschrieb Alexander von Humboldt im Glimmer-
schiefer der Gegend von Antimano in Venezuela (Rebe in die Ae-
quinoctialgegenden III. 51).
Schollenförmige Bruchstücke fremdartiger Gesteine oder
anderer Gneiss Varietäten hat man auch hier und da in Gneissen
beobachtet. So umschliesst nach Darwin der granitähnliohe GbeisB
von Bahia wirkliche Fragmente eines Homblendegedteins mit scharfen
Ecken und Kanten (Geol. observations on South- America 1846.
141). Naumann sah bei Reisäter unweit Ullensvang in Norwegen
parallelepipedische und anders gestaltete Massen von Grünstein-
schiefer in einem grobflaserigen Gneiss (ßeitr. z. Kenntn. Norwegens
I. 123), auch berichtet er, dass der im Liegenden der Bräunsdorfer
Grauwacke auftretende Gneiss Fragmente von Grauwackenschiefer
einschliefst (N. Jahrb. f. Min. 1839. 556); v. Cotta erwähnt, dass
der rothe Gneiss des Erzgebirges mehrorts, z. B. zwischen Königs-
walde und Mildi'uau deutliche Bruchstücke des benachbarten grauen
Gneiss einschliesst (N. Jahrb. f. Min. 1854. 41). Auch am Gold-
berge bei Goldkronach im Fichtelgebirge wurde das Vorkommen
deutlicher Bruchstücke von Grauwackenschiefer im Gbieiss von
ihm nachgewiesen und später von Naumann bestätigt. Bei
Trippi in der Nähe von Messina sind nach Fr. HofTmann Frag^
mente eines schwarzen Thonschiefers im Grneiss eingeschlossen.
Jokely fiind im Isergebirge südlich von der Neisse colossale Schol-
len von Urthonschiefer und grauwackeartigem Gestein rings von
Gneissen umhüllt. Nach Kjerulf und Tellef Dahll schliesst auch
der rothe Gneiss Tellemarkens Bruchstücke anderer krystallinischer
Schiefer ein.
Von Petrefacten hatte sich bis in die jüngste Zeit nie
eine Spur in den Gneissen gefunden. Um so interessanter war es,
dass 1865 Sismonda auf einem Stück eines erratischen Gneissblocks,
welche» wahrscheinlich aus dem Veltlin stammte, die kohligen Ueber-
Zirkel, Fetrographie. II. 28
434 Verschiedene Yorkommnisse von Ghieiss.
reste einer dem Equisetuin infiindibaliforme verwandten Form ent-
deckte, welche A. Brongniart Equisetum Sismondae nannte (Comptes
rendus LX. 1865. 492).
Bei der sehr weiten Verbreitung ier Gneissbildung^n können
die einzebien bedeutendem Ablagerungen nur ganz im Allge-
meinen aufgeführt werden. Bei weitem der meiste Gneise hat sich
da, wo er hervortritt, als die unterste aller bekannten Ablagerungen
ergeben, welche die ältesten unzweifelhaften Sedimentschichten
unterteuft; es ist dies der sog. primitive oder fundamentale Gneiss,
welcher gewöhnlich zunächst von Glimmerschiefer, sodann von Thon-
glimm erschiefer zum Theil bedeckt oder umgeben erscheint, selbst
aber jedenfalls zum grossen Theil aus der Umwandlung von Sedi-
mentgesteinen entstanden ist. Ausser diesen Gneissen , welche so
als das Fundament der bekannten Erdrinde zu betrachten sind,
treten auch anderswo im Bereich jüngerer Sedimentäiformationen
Gneisse unter Verhältnissen auf, welche offenbar anzeigen, dass sie
oder die Gesteine, aus welchen sie hervorgegangen, weit neuerer
Entstehung sind.
I. Gneisse, welche alle andern Formationen untertenfen:
Im sächsischen Erzgebirge bilden solche Gneisse die Haupt-
masse. Müller unterscheidet hier a) altern Gneiss in den Gegenden
von Freiberg, Marienberg und Annaberg; vorwiegend aus normalem
grauem Gneiss bestehend, setzt er breite Zonen mit grossartig kup-
peiförmiger Architektur zusammen und lässt nirgends deutliche
Bruchstücke oder eingeschlossene Schollen fremdartiger älterer Ge-
steine erkennen, b) jungem Gneiss, besteht hauptsächlich aus
amphoteren grauen Gneissen und rothen Gneissen, welche oft in
den erstem scharfbegrenzte Lager, kleine Stöcke und deutliche
Gänge bilden ; umgekehrt erscheinen auch amphotere graue Gneisa-
massen in den rothen Gneissen ; die Jüngern Gneisse umschliessen
sowohl im Innern als an den Rändern ihrer Massen grössere Schol-
len und kleinere Fragmente von normalem (altem) grauem Gneiss,
Glimmerschiefer, Thonschiefer, Chlorit schiefer, Tlornblendeschiefer,
Alaunschiefer, Grauwackeschiefer, körniger Grauwacke, letztere z. Th.
in Fleckgneisse und cornubianitartige Gebilde umgewandelt; der
jüngere Gneiss erscheint namentlich zwischen Dippoldiswalde, Tha-
rand, Naundorfund Röthenbach, zwischen Frauenstein, Memmendorf,
Schellenberg und Zöblitz, zwischen Marienberg, Wiesenbad und
Verschiedene VorkommmBse von Gneise. 485
Mildenau, femer zwischen Königswalde, Waltersdorf und Weipert,
ausserdem in einzelnen Stöcken und Gängen inmitten des altem
Gneiss, des Glimmerschiefers und Thonschiefers.
Der grösste Theil Böhmens und Mährens wird von solchem
Gneiss zusammengesetzt; hier wie in den Sudeten, dem Enlenge-
birge, dem Riosengebirge ist ebenfalls rother und graner Gneiss
deutlich von einander zu unterscheiden, welche nach Jok61y das-
selbe gegenseitige Verhältniss beobachten, wie es für das Erzgebirge
von H. Müller und v. Cotta festgestellt wurde. Im böhmisch-bayeri-
schen Waldgebirge (ältere bojische und jüngere hercynische Gneissfor-
mntion Gümbels), im Schwarzwalde, namentlich am westlichen Abhänge.
An dem Aufbau Centralfrankreichs hat der Gnebs gewich-
tigen Antheil. Von dem Gneiss der skandinavischen und finnländi-
schen Gebirge gehört der grösste Theil hierher; im nördlichen Schott-
land- in grosser Ausdehnung (fundamental gneiss -Murchisons) ; in
Canada die zu dem an 20000 Fuss mächtigen Lower Laurentian
gehörenden Gneisse. In Brasilien bildet Gneiss nach v. Eschwege
das ganze Küstenland, welches sich südlich von der Provinz Rio
grande an bis nördlich nach Bahia durch 14 Breit^frade erstreckt,
westlich verbreitet er sich bis zur Provinz Goyaz.
Ausserdem treten Gneisse die zu den »primitiven« gezählt
werden hier und da im Gebiet granitischer Ablagerungen hervor,
wie im Odenwald bei Auerbach, im Spessart bei Aschaffenburg, am
östlichen Abhang der Vogesen.
Gewöhnlich bilden, worauf schon oben hingedeutet wurde,
mächtige Ablagerungen altkrystallinischer Schiefergesteine in con-
cordauter Lagerung die unmittelbare Umgebung und Bedeckong
dieser »Urgneisse« und zwar erscheint in der Regel nach unten zu
Glimmerschiefer, nach oben zu krystallinischer Thonschiefer. Sehr
vielfach finden auch innerhalb eines vorwiegend aus Ghieiss beste-
henden Gebietes Wechsellagerungen zwischen Gneiss, Glimmereschie-
fer, Granit, Hornblendeschiefer und den andern oben erwähnten min-
der häufigen und mehr untergeordneten Einlagerangsgliedem statt.
II. Ausser diesen ältesten Gneissbildungen sind, wie erwähnt,
in manchen Gegenden und oft in beträchtlicher Ausdehnung Gneiss-
ablagerungen bekannt, welche im Bereich von Sedimentärschichten,
denselben aufgelagert vorkommen. Die hauptsächlichsten solcher
Gneissbildungen , welche z. Th. zu wichtigen Erörterungen über
436 Verschiedene Vorkommnisse von Gneise.
ihre architektonischen nnd genetischen Verhältnisse Anlass gebo-
ten haben, sind:
Nordöstlich von Chemnitz, westlich von Freiberg liefen bei
Mobendorf und Mühlbach drei grosse, in einer Linie aDeinander-
gereihte, stockartige Gneissablagerungen von vielen tausend Fiui
Mächtigkeit, über den Schichten der silurischen Grauwacke, und
unter den Conglomeraten der alten Steinkohlenformation von Hai-
nichen und Ebersdorf. Bisweilen wird der Gneiss granitartig, oft
auch geht er in Glimmerschiefer, seltener in Grünsteinschiefer über,
nirgends aber in Grauwacke oder Grauwackenschiefer, denen er
deutlich und regelmässig aufgelagert ist (vgl. Naumann, N. Jahrb. iL
Min. 1850. 514 ; auch geogn. Beschr. des Kgr. Sachsen L 79. IL 352).
Rings um die Stadt Münchberg vor dem nordwestlichen Ab&U
des Fichtelgebirges ruht ebenfalls eine ungefähr über acht Quadntr
meilen ausgedehnte, im Umriss ellipsenförmige Gneissbildnng^ dem
Jüngern Thonschiefer und der Culmgrauwacke auf, scheinbar eine
bassinförmige Vertiefung dieser Schichten ausfüllend. Bei Grfifen-
gehaig, Eppenreuth, Schauenstein wird der Gneiss etwas granit^
artig, an der südöstlicheu Grenze geht er in Glimmerschiefer Über.
Gümbel hat neuerdings mit markscheiderischer Genauigkeit gezeigt,
dass diese Bildung wohl nicht eine wirkliche ursprüngliche Ein-
lagerung sei, sondern dass man die eigenthümliche Lagerangsweise
als Folge einer Schichten-Uebevkippung betrachten müsse, welche
durch bedeutende Hebungen hervorgebracht worden sei, bei denen
die Gneissmassen gesprengt, ausoinandergetrieben, und an ibroi
Rändern übergebogen worden seien; auch die unter dem Grneiss
liegenden, verschiedenalterigeu Thonschiefer und Grauwackegebilde
liegen in der umgekehrten Ordnung ihres Alters aufeinander (N.
Jahrb. f. Min. IHGl. 257 und 1863. 318). Naumann hat sich
gegen diese AutTassung ausgesprochen und an seiner frühem An-
sicht festgehalten, dass man es hier mit einer wirklichen jungem
Bildung zu thuu habe (N. Jahrbuch f. Min. 1863. 1 und 531; vgL
auch Fr. Hoflfmann, Poggend. Ann. XVI. 1829. 545).
In Sutherland (Schottland) ist über untersilurischen Gesteinen
in regelmässig concordanter Lagerung ein mächtiges Schichtensystem
aus Gneiss, Glimmerschiefer und Chloritschiefer bestehend, in sehr
deutlicher Weise ausgebreitet, welches sich vom Cap Wrath bis zu
den Grenzen der Grafschaften Caithness und Ross hinzieht. Anch
Verschiedene Vorkommnisse von Gneiss. 487
anderswo sind dort solche Auflagerungen bekannt. Vgl. darüber
James Nicol, Qu. journ. of geol. soc. XIII. 1857. 17. Murchison,
ebendas. XV. 1859. 382).
Keilhau hat in seiner Gaea norvegica (I. 277. 284. 382) ge-
zeigt, dass derlei neuere Gneissbildungen in Norwegen in noch viel
bedeutenderer Verbreitung auftreten. Bei Talvig in West-Finnmarken
liegt über Thonschiefern, Kalksteinen und Thonglimmerschiefem
der Uebergangsformation eine mächtige Ablagerung von Gneiss,
ähnlich bei Nögelen am Quänangerfjord Glimmerschiefer über Ueber-
gangsschiefern, -Kalksteinen und -Quarziten. Das ausgedehnte Gebiet
der krystallinischen Schiefer Centralnorwegens zeigt an seiner süd-
lichen Grenze zwischen Ösen und Bödal eine gleichförmige Auf-
lagerung auf den Silurschichten : östlich von Ösen und südwestlich
von Bödal liegen dieselben krystallinischen Schiefer abweichend auf
den Schichtenköpfen der uralten Gneisse. An einigen Punkten, z. B.
in Hallingdalen beobachtet man deutlich, wie der unterste siluri-
sche Thonschiefer nach oben zu allmählich in Chloritschiefer, Horn-
blendeschiefer, Glimmerschiefer oder Gneiss übergeht ; manche Berge
bestehen an ihrem Fuss aus Thonschiefer, an ihrem Gipfel ans
Gneiss, an ihrem Abhang aus Mittel gesteinen zwischen beiden.
Höchst merkwürdig sind die neuem Gneissbildongen in den
Alpen, welche namentlich von Studer eingehend beschrieben worden
sind. Am Col de Geant beim Montblanc, an der Grimsel, am St.
Gotthardt, also mitten in den Centralmassen der Alpen finden sich
colossale Gneissstöcke, deren Schichten eine fächerförmig nach oben
auseinanderlaufende Gruppirung zeigen, meistens zwischen Kalk-
massen eingeklemmt, welche nicht älter sind als'^ die Liasformation.
Pie Art der Einkeilung und andere üeberlagemngen lassen keinen
Zweifel obw^alten, dass diese alpinen Gneisse jünger sind, als die
Kalksteine, dass sie also erst nach der Liasformation gebildet wor-
den sind (Studer, N. Jahrb. f. Min. 1844. 450 und 1847. 179;
auch Lehrb. der physik. Geographie II. 153). Am Ausgang des
Graubündner Val Tuors bei Bergün ist z. B. ein aus Gneiss und
Glimmerschiefer fächerförmig gebauter Stock zwischen rothen Sand-
stein eingeklemmt, welcher selbst von den Kalksteinen und Dolo-
miten des Albulahornes und der Rabeschkette umgeben ist.
Ueber alle diese Vorkommnisse vgl. die Darstellung der ge-
netischen Verhältnisse der krystalliniBchen Schiefer.
438 Gneiss.
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vom Rath, Gneiss in Graubündten, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1868. 199.
Keilhau, Gneiss Norwegens, Gaea Norvegica III. 1; vgl. N. Jahrb.
f. Min. 1851. 257.
Harvey Holl, Gneisse der Malvem Hills, Qu. joum. of the geol.
soc. XXI. 1865. 73.
Dufrenoy, Gn. Centralf rankr.. Expl. d. I. carte g6ol. d. l. Fr. L 118.
flraatlii.
Weissstein, Leptynite, Enrite schistoide.
V. Justi beschrieb zuerst im Jahre 1761 den Grannlit aus
der Gegend von Namiest in Mähren unter dem Namen Namiester
Stein als einen neuen Halbedelstein. Späterhin nannte man das
Gestein Weissstein wegen seiner weissen oder hellen Farbe (z. B.
Engelbrecht »Kurze Beschreibung des Weisssteins, einer im geo-
gnostischen System bisher unbekannt gewesenen Gebirgsart. Leipzig
1802.«); da indessen auch hier und da dunklere Farben vorkom-
men, so schlug Weiss den Namen Granulit vor (Neue Schriften der
Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin IV. 350), welcher
jetzt der allgemein übliche ist.
Der Granulit ist ein schieferiges Gemenge von Feldspath
und Quarz mit eingestreuten kleinen Granaten. Der Feldspath
bildet eine feinkörnige bis dichte Grundmasse, in welcher platte
Körner oder dünne, oft nur papierdicke Lamellen von Quarz in
einzelnen parallelen Lagen vertheilt sind, welche dem Gestein eine
auf dem Querbruch deutlich hervortretende Schiefertextur verlei*
440 Mineralogische Zusammensetzang d. Granulit.
hen. Der Feldspath ist meistens der Hauptbestandtbeil des Ge-
steins und überwiegt in der Kegel den Quarz, seine bellen, weiBsen,
lichtgrauen, lichtgelben oder lichtrötblicben Farben bedingen die
gewöhnliche Färbung des Granulit. Neben diesen Gemengtbeilen
erscheinen rothe Granaten eingestreut, welche seiton die Grosse
einer Erbse übersteigen und oft zu mikroskopischer Kleinheit hin-
absinken; mehr als erbsengrosse Granatpartieen sind immer eine
Anhäufung vieler einzelner kleiner Kömchen. Sie sind in grösse-
rer oder geringerer Menge in dem Gestein vorhanden, werden aber
nur sehr selten ganz in dem Gemenge vermisst, und dürften daher
auch wohl mit Recht zu den wesentlichen Bestandtheilen gezählt
werden. In einigen Granuliten trägt ebenfalls der Granat zur Schie-
ferung bei, indem seine kleinen flachen Körnchen zu zusammen-
hängenden briefpapierdünnen Lamellen verwoben erscheinen, welche
parallel in die Feldspath-Quarzmasse eingelagert sind und auf den
Spaltungsflächen des Gesteins als röthliche Flecken hervorti*eten.
Der P'eldspath scheint zweierlei zu sein, sowohl Orthoklas als
ein kliuoklastischer, w^ahrscheinlich meist Oligoklas. Hornig, wel-
cher drei Granulitvarietäten aus der Gegend von Krems in Oester-
reich untersuchte , fand darin mehrere Procent Natron , was auf
einen natronhaltigen Feldspath hinweist (Sitzgsber. d. Wien. Aka-
demie VII. 1851. 580). Auch v. Hochstetter entdeckte in dem
böhmischen Granulit von Krumau einen klinoklastischen Feldspath,
welcher durch Carl v. Hauer untersucht, sich als ächter Oligoklas
erwies mit Kieselsäure G3.16, Thonerdo 23.16, Kalk 3.00, Kali 0.17.,
Natron 9.72, Wasser 0.79 (Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1854. 11).
Der Quarz ist meistens lichtgrau, graulichweiss, milchweiss.
Manchmal finden sich Granulitvariet«äten, welche, wahrschein-
lich durch eine Beimischung von Eisenoxydul dunklere, schwärzlich-
grüne bis fast schwarze Farben zeigen.
Glimmer tritt sehr häufig und zwar oft ziemlich reichlich in
das Mineralgemcnge ein ; seine dünnen , in der Regel weissen, sel-
tener schwarzen Blättchen , welche entweder zerstreut liegen oder
sich zu dünnen Schuppen zusammengi'uppiren, haben stets eine par-
allele Anordnung, wodurch die Schiefertextur noch gesteigert und
deutlicher wird. In den granatreichen Granuliten findet sich nur
höchst selten ein Glimmerblättchen und das sind die charakteri-
stischsten. Granulitvarietäten ; je mehr Glimmer vorhanden ist, desto
Mineralogische Zasammensetsang d. Grannlit 441
mehr tritt der Oranat zurück, so dass diese Mineralien quantitativ
in einem umgekehrten VerhältniBS zu stehen scheinen. löt sehr viel
Glimmer anwesend, so tritt der Granat fast gänzlich zurück, es
sind diese Gesteine aber bereits keine ächten Granulite mehr, son-
dern Uebergangsgesteine in Gneiss, welcher aus Feldspath, Quan
und Glimmer besteht. Erscheinen derlei Zwischenglieder in einem
Gneiss- oder Granitterrain, so pflegt man sie Granulitgneiss
zu nennen , treten sie in Verbindung mit Granuliten auf, so be-
zeichnet man sie wohl als Gneis sgranulit.
Hellblauer Cyanit ist, zumal in den schieferigen, glimmerlosen
Granuliten in einzelnen unregelmässigen Kömern oder kurzen breit-
säulenförmigen , jedoch nie mit Endflächen versehenen Krystallen
eingesprengt (Kauffungen , Penig , Langenberg bei Hohenstein in
Sachsen, Böhmerwald). Im Böhmerwald fand v. Hochstetter auch
ein bläulich- oder gelblichweisses bis farbloses durchscheinendes
cyanitähnliches Mineral, zu feinstengeligen, schilfartig gekrümmten,
büschelförmigen Aggregaten zusammengewachsen, das sehr an die
als Sillimanit beschriebene Varietät erinnert. Während der Tur-
malin im. Allgemeinen ein seltener accessorischer Gemengtheil der
Granulite ist, erscheint er doch in einigen Varietäten als feine
schwarze Nadeln oder Krystallbüschel so häufig, dass er den Gra-
nat verdrängt und vollständig dessen Rolle übernimmt. Man nennt
solche turmalinreiche Gesteine Turmalingranulite und könnte
ihnen die granatführenden Granulite als Granat granulite ge-
genübersetzen. Sie finden sich nach v. Hochstettor z. B. amMatzo
bei Jaronin, bei Siebitz unweit Ochsbrunn im Böhmerwald, wo sie
indessen auch Granat führen (Jahrb. der geol. Reichsanst. V. 15),
nach Gümbel unter den Granuliten der Oberpfalz (Correspondenzbl.
des zool.-min. Ver. v. Regensburg 1853. 157); nie kommt Cyanit
neben Turmalin vor. Seltene Hornblendesäulen beobachtete Czjzek
bei Gurhof, Göttweih u. a. 0. in Niedeiöst erreich.
Je zahlreicher die Quarzlamellen auftreten, desto deutlicher
ist die Schiefertextur des Granu lit ausgebildet. Bisweilen enscheint
der Quarz aber nicht in dünnen Lamellen , sondei*n in rundlichen
Körnern, welche dann auch zerstreut in der Feldspathmasse umher-
licgen und während so die schieferige Textur entweder ganz ver-
loren geht, oder nur sehr undeutlich zum Vorschein kommt, erhält
das Gestein eine mehr körnige Textur. Bandstreifigen Gra-
442 Chemische Zusaminensetzung d. Granulit.
nulit (an der Zschopau zwischen Sachsenbarg und Schönbom in
Sachsen) nennt v. Cotta denjenigen, welcher durch parallele Glim-
merz wischenlagen streifig erscheint. Als körnig-schuppigen
Granulit kann man mit Naumann jene Varietät bezeichnen, in wel-
cher der Quarz einzelne flache linsenförmige Körner bildet; ob-
schon diese meist parallel gelagert sind und auch einzdne Glim-
merflasem sich einstellen, zeigt sich dennoch auf dem Querbmch
keine so deutliche Schiefertextur, wie sie der gewöhnliche Ghranalit
besitzt. Spaltbarkeit ist indessen immer noch vorhanden. Im Böh-
merwald unterscheidet v. Hochstetter körnigen, schieferigen, kör-
nig-schuppigen, körnig-streifigen und Turmalin-Granulit. Der sog.
Forellengranulit vom Gloggnitzer Schlossberg bei Wiener-
Neustadt zeigt dunkle Flecken, welche von Homblendebeimengung
herrühren.
V. Hochstetter sah bei Snirn und am Sandberg bei Rothen-
hof im ßöhmerwald im schuppig -körnigen Granulit haselnoBS- bb
wallnussgrosse Kugeln von ellipsoidi scher Rundung, welche ans ge-
wöhnlichem Granulit oder aus Quarz oder Orthoklas bestehen (Jahrb.
d. geol. Reichsnnst. V. 1854. 15).
Ueber die chemische Zusammensetzung der Granulite bt bis
jetzt verhiiltnissmässig nur wenig bekannt; als vorherrschend Or-
thoklas-Quarz-Gesteine kommt ihr Kieselsäuregehalt dem der Gra-
nite nahe, je nach dem Gehalt an Granat, an Cyanit und Glimmer
wechselt die Menge der Sesquioxyde und alkalischen Erden. Von
den charakteristischen sächsischen Granuliten besitzen wir erst eine
Analyse.
I. Sehi* feinkörniger , gi-aulich weisser Granulit mit vielen ro-
then Granaten und wenig blauen Cyaniten, zwischen Aggsbach und
Gurhof in der Gegend von Krems in Oesterreich. Hornig, Sitzgsber.
d. Wien. Akademie VII. 1851. 586.
IL Feinkörniger weisser Granulit mit vielem Granat und Cya-
nit von Unterbergern , südlich von Mautern, Donau. Hornig, ebds.
HI. Ausgezeichnet schieferiger Grauulit von Rosswein in Sach-
sen. Zirkel, Poggend. Annal. CXXIl. 18H4. 625.
IV. Granulit vom Gulfjeld in Norwegen, vorwiegend aus
weissem Orthoklas bestehend mit mikroskopischen Quarz- und Gra-
natkryställchen und zahlreichen feinen Homblendenadeln. Th. Hjori-
dahl (vgl. unten).
Chemische Zusammensetsang d. Granalit.
448
I.
n.
ni.
IV.
Kieselsäure . . .
. 73.04 .
73.71
69.94
75.81
Thonerde . . .
8.23
11.91
10.05
12.38
Eisenozyd . . . .
1.36
1.38
—
—
Eiseno:qrdal . . .
6.77
6.08
4.66
8.78
Manganoxydul . .
2.32
1.83
—
—
Kalk
1.18
2.21
2.41
2.74
Magnesia . . .
—
—
1.60
0.09
Kali
7.11
1.60
5.94
0.97
Natron ....
—
2.37
3.30
3.98
Gltthverlust . . .
"löö.öo"
—
0.98
0.66
99.99
98.88
1Ö0.36
I und II enthalten Spuren von Phosphorsäore. Hornig fährt auch
von Strass, nordöstlich von Krems ein Gestein auf mit nur 53.66 Kie-
selsäure, welches kein ächter Granalit ist, sondern ein Uebergangs-
glied in hornblendehaltige Gesteine darstellt. Das spec. Gew. des
Granulit von Kosswein (III) beträgt 2.687 ; sein Alkalienverhält-
niss ist derart, dass es eine Beimengung von klinoklastischem Na-
tronfeldspath wahrscheinlich macht ; gleichfalls das von IV. Delesse
bestimmte das spec. Gewicht eines »Gneiss- Granulit« von Tholy
in den Vogesen zu 2.651 , das eines Granulit von St. Etienne
zu 2.617.
Dass durch Zunahme des Gehalts an Glimmer der Uebergang
des Granulit in einen feinflaserigen Gneiss vermittelt wird, wurde
schon oben bemerkt.
Neben der ausgezeichneten Schieferung zeigt der Granulit
auch in der Kegel eine sehr regelmässige und dentUcEe Sohichtung,
welche um so vollkommener erscheint, je mehr die Schieferung aus-
gebildet ist, während die mehr körnigen Granulite mächtigere und
weniger deutliche Schichten bilden. Schieferung und Schichtung
ist in den meisten Fällen einander parallel, v. Hochstetter be-
obachtete jedoch an den glimmerreichen körnigstreifigen Granuliten
Böhmens bei Kruinau bisweilen eine Paralleltextur, welche die plat-
tenförmige Schichtung quer durchsetzt, eine Erscheinung also, die
der transversalen Schieferung ähnlich ist. Die Schichten sind im
Ganzen gewöhnlich ebenflächig und liefern schöne Steinplatten,
mitunter aber auch gebogen und undulirt. Vielfach gewundene
Schichten sind z. B. oberhalb Gallenberg und unterhalb Niederfrohna
444 Vorkommnisse von Granulit.
in der sächsischen Granulitpartie wahrzunehmen, wie dies aacb Ton
Naumann angeführt wird. Nach Fallou lassen bei Saalbach unter-
halb Waldheim die Schichten des Granulit die manchfachsten Win-
dungen und Biegungen erkennen, »bald schlangen- und flammen-
förmig emporsteigend, bald in elliptischer oder gekräuselter Ver-
schlingung, bald strahlenförmig divergirend, gleich den Jahresrin-
gen im Längendiirchschnitt eines alten knorrigen oder astreicben
Baumes*. (Zeitschr. d. d. geol. Ges. VII. 1855. 403.)
Unter allen Granulitpartieen ist die sächsische ohne Zweifel
die am genauesten erforschte, von welcher Naumann eine sehr voll-
ständige und meisterhaft klare Darstellung gibt. Der Granulit
bildet in Sachsen eine von S.-W. nach N.-O. langgestreckte El-
lipse, deren grösste Länge zwischen Döbeln und Hohenstein 6 Mei-
len, deren grösste Breite zwischen Sachsenburg und Rochlitz 2\
Meile beträgt, und welche von einem mächtigen wallförmigen Man-
tel von Glimmerschiefer allseitig umhüllt wird, der nach aussen zu
allmählich in Thonschiefer verläuft. Die Contouren dieser Ellipse
sind nicht ganz regelmässig, indem bald halbinselartige Schiefer-
partieen sich in den Granulit hineinerstrecken, bald dieser als spitzer
Keil in das umgebende Schiefergebirge hineindringt. Diese halb-
inselartigen Ausläufer des Schiefergebirges zeigen die höchst beach-
tenswerthe Erscheinung, dass sie, an dem einen Ende mit dem
Glimmerschiefer zusammenhängend, inmitten des Granulit aus einem
eigenthümlichen charakteristischen Gneiss bestehen. So z. B. geht
die Glimmerschieferzunge, welche sich auf der westlichen Seite der
Granulitpartie bei Göhren abzweigt, in ihrer weitern Erstreckung
(über Luntzenau nach Hochsburg) in den Granulit hinein in einen
sehr krystallinischen , dunkelfarbigen, cordicritreichen Gneiss über.
Dasselbe ist bei der schmalen und langen von Süden auslaufenden
Halbinsel der Fall, welche sich von Limbach nach Claussnitz er-
streckt, auch der äussere, stetig fortlaufende Glimmerschieferman-
tel zeigt sehr häufig au der Grenze gegen den Granulit sich in
Gneiss metamorphosirt.
Inmitten dieser Granulitellipse treten nun völlig isolirte, insel-
förmige Partieen von Gneiss und Granit auf, von denen die erstem
ganz dieselbe petrographische Beschaffenheit offenbaren, welche
den vom Glimmerschiefer ausgesandten Vorsprüngen innerhalb des -
Granulit eigen ist. Aus diesen Verhältnissen schliesst Naumann
Yorkommnisse von Oraniilit. 446
mit Recht, dass diese Gneisse, gleichsam im Ghranalit schwimmende
Massen, ursprünglich Glimmerschiefer gewesen sind und durch den
Granulit in derselben Weise eine Metamorphose erlitten haben, wie
sie jenen Halbinseln offenbar zu Theil geworden ist. Der Granit
bildet ausser andern kleinem inselförmigen Ablagerungen im Gra-
nulit einen drei Meilen langen schmalen Zug in der Richtung von
Burgstädt nach Mittweida. Die Begrenzungsfläche zwischen Granit
und Granulit ist meistens eine sehr scharfe, wie man dies z. B. im
Steiubruch vor dem Brühlthore bei Mittweida (nach der Walkmühle
zu), an dem rechten Zschopau-Ufer vor Mittweida deutlich beob-
achten kann: die Granulitschichten stossen an dem Granit ab, und
in den Granulit hinein verzweigen sich Gänge von Granit, welche
den Schichtenbau desselben stören und scharfkantige Fragmente
desselben enthalten. An der Einmündung desBärwalder Bachs in
die Zschopau bei Waldheim verläuft aber der geschichtete Granu-
lit allmählich in ungeschichteten Granit, (Fallou, Karst, u. v. D. Ar-
chiv XYI. 1842. 426). Eine ungeheure Anzahl von Gängen desselben
Granit setzt bei Waldheim, Kriebstein und Ehrenberg im Granulit
auf, scharf dessen Schichten durchschneidend und Bruchstücke davon
einschliessend ; vgl. Fr. Hoffmann, Poggend. Ann. XVI. 1829. 538. Am
Ufer der Mulde dicht bei Penig durchsetzen ebenfalls viele, oft nur
fingerdicke Granitgänge den Granulit. v. Cotta berichtet auch, dass
der Granulit von Rosswein und Hainichen fast überall von Granit-
adern der verschiedensten Mächtigkeit (von wenigen Zoll bis einigen
hundert Fuss) durchdrungen ist, welche sehr oft die scharf ab-
schneidenden Granulitlagen umbiegen. In einem Steinbruch zwischen
Burgstädt und der Höllenmühle umschliesst der Granit scharfran-
dige, deutlich abgegrenzte Bruchstücke von Granulit und Gneiss;
solche grössere cordieritführende Gneissblöcke sind häufig dem
Granit eingesenkt, so z. B. in dem Granitsteinbruch der Commune
zu Mittweida (ehemals Fischer) hinter dem Gasthaus zur Stadt
Chemnitz.
In dieser Granulitpartie erscheinen zahlreiche Serpentinstöcke,
z. B. bei Waldheim und Greifendorf im Norden, bei Callenberg im
Süden (vgl. I. S. 327). Gabbro bildet ebenfalls mehrere Ablagerungen,
darunter die grösste an der Grenze bei Rosswein im Nordosten, Hy-
persthenit einen Stock hinter der Uöllenmühle auf dem Wege von
Burgstädt nach Penig. Südlich von dieser grossen Granulitellipse
446 Vorkommnisse Ton Granulit.
finden sich inmitten des GliinmerschieferB bei Tirscbheim nnd Lobs-
dorf noch zwei ganz kleine Granulitpartieen.
In ßöhmen treten südwestlich und westlich von BadweiB,
bei Knimau, Prachatitz und Christianberg drei abgeschlossene gros-
sere Granulitpartieen neben mehrem kleinern auf, deren Yerhlli-
nisse durch v. Hochstetter sehr eingehend beschrieben worden sind
(Jahrb. der kk. geol. Reichsanst. 1854. 1 — 67). Granit and Gneiss
kommen im Granulitgebirge in so inniger Verbindung nnd in so
allmählichen Uebergängen ineinander und in dem Granulit vor, dass
es unmöglich wird, sie mit scharfen Grenzen zu trennen ; Serpentine
bilden regelmässige sich wieder auskeilende Lager oder Lagerstöcke
theils auf den Grenzen des Granulit und diesen nntertenfend, theils
im Granulit selbst eingeschichtet. Auch im Thal der Eger in der
Umgegend von Warta zwischen Dömity. und Wotsch in Böhmen
erhebt sich am nördlichen Ufer pfeilerförmig abgesonderter Granulit
in hohen Felsmassen und wird von fünf mächtigen Basaltgängon
durchsetzt; gleichfalls noch weiter ostwärts tritt er, beinahe über-
all Granat und Cyanitkörner führend zwischen Klösterle nnd Ka-
den und östlich von letzterer Stadt an beiden Egerufera zu Tage.
Bei Aschaffeuburg bildet nach Kittel der Granulit regelmässige
EinSchichtungen im Gneiss. Dasselbe ist mit den niederösterrci-
chischen Grnnuliten von Gloggnitz, Göttweih und Krems der Fall
(Czjzek, Jahrb. der geol. Reichsanst. 1853. 26()). Bei Namiest in Mäh-
ren. In Schlesien nach Gerhard (Taschenbuch f. Miner. 1822. 547).
Senft fand am Ebersberge zwei Stunden östlich von Eise-
nach einen mächtigen Gang eines weissen glimmerhaltigen Granu-
litgesteins im Glimmerschiefer, theilweise von der Zechsteinformation
überlagert.
In den Voj^esen machte zuerst 1809 Riesseissen (Leonhards
Taschenb. f. Min. 1811. f{79) auf das Vorkommen von Granulit
aufmerksam; dort tritt zwischen Remiremont, Gerardmer, Bruyeres,
Docelles und I^^loyes eine ausgedehnte Granulitbildung auf, welche
sowohl mit Gneiss als mit Granit in innigem Verbände steht, und
deren genauere Kenutniss man PAie de Beaumont, Rozet, Hogard
und Ernset Puton verdankt. Der Granulit von weissen, graulichen
und röthlichen Farben, mit spärlichem Glimmer und meistens vie-
len kleinen Granaten, geht einerseits in einen kleinkörnigen Granit,
andererseits^ indessen seltener durch reichlichere Aufnahme von Glim-
YorkommniBse von Grannlit. 447
nier in Gneiss über (z. B. bei Ste. Marie-anx-mines), welcher über-
all auf dem Grannlit liegt. Dennoch soll der Granolit Fragmente
von Gneiss enthalten, wie sowohl Rozet als Puton ausdrücklich her-
vorheben. Eine grobkörnigere porphyrartige Varietät des Vc^jesen-
granit wird nach tAie de ßeaumont bei Barr von Gängen eines röth-
lichen Granulit durchsetzt. Rozet erwähnt auch GranuUtgänge im
Gneiss, umgekehrt setzen nach den Angaben von Puton im Granulit
Gänge sowohl eines gi*obkömigen , oft turmalinführenden , als des
zuvor angeführten feinkörnigen Granit auf, welcher eng mit ihm
verbunden ist. Bei Ranfaing fand Puton pinithaltigen Granulit.
Wie in Sachsen, so treten auch in den Vogesen die Serpentine z.
Theil als mächtige Gänge gerade im Granulitgebiet auf. Der Gra-
nulit wird von den französischen Geologen unter dem Namen Lep-
tynite aufgeführt.
In der Umgegend von Lyon geht am W^e von Condrieuz nach
Rive de Gier der Granulit einerseits in Granit, andererseits in Gneiss
über, welcher im weitern Verlauf des Gierthab sich in Glimmer-
schiefer umändert, so dass wenigstens, was letztere Uebergftnge
betrifft, hier vielleicht ähnliche Verhältnisse obwalten könnten, wie
in der sächsischen Granulitpartie. Bei dem Orte de Champagnes
sollen Granit- und Granulitgänge in den Gneiss hineinsetzen ; merk-
würdig ist die Beobachtung Rozets, welcher zwischen des Hayee
und Condrieux einen Granulitgang sah, der den Gneiss durchsetzte
und sich über demselben ausbreitete.
Naumann bemerkte im Grünsteinschiefer von GKilfjeld in der
Gegend von Bergen in Norwegen Gänge und Lagergänge eines Ghra-
nulit (Beiträge zur Kenntniss Norwegens L 146); es ist deijenige,
welchen Hjortdahl später untersuchte (vgl. oben IV),
Granulit Sachsens. Geognost. Beschr. des Kgrchs. Sachsen, v. Cotta
II. Naumann, Heft I. 1—49; Heft II. 1—57. Karstens Archiv
VI. 1833. 277; vgl. auch Jahrb. d. geol. Reichsanst. VII. 1856. 766.
V Hüchstetter , Gr. im Böhmerwald , Jahrb. der geol. Reichsanst.
V. 1854. 2.
Gümbel, Gr. der Oberpfalz, Correspondenzbl. des z.-m. Ver in Re-
gensburg 1854. 7.
Czjzek, Gr. von Molk in Niederösterreich, Jahrb. der geol. Reichs-
anst. IV. 1853. 268.
V. Cotta, Granitgär.ge im Gr., Neues Jahrb. für Min, 1851. 578.
Hogard, Mem. sur le gisement des roches des Vosges, Bull, de la
soc. d'emulatiün d. Vosges. 1829.
450 AcceBBorische Gemengtheile der Glimmerschiefer.
Paralleltextur oder Streckung des 'Gneiss verwandt eu sein. Mut
bezeichnet derlei Gesteine als Faltenglimmerschiefer od«r
gefältelte Glimmerschiefer.
Lagenglimmerschiefer nennt man denjenigen dickadiie-
ferigeu Glimmerschiefer, in welchem Glimmer und Quars sich in
einzelne Lagen gesondert haben: auf dem Querbruch bieten nch
dünne geschieferte Glimmerlagen abwechselnd mit Lagen von fein-
körnigem Quarz dar. Dadurch wird eine gebänderte Textur her-
vorgebracht und diese Gesteine, welche sich z. B. ausgeceichnet
bei Eger in Böhmen, zwischen Korbach und Gefrees im Fichtel-
gebirge finden, lassen sich in ziemlich vollkommene Platten spalten.
Werden die Glimmerlagcn dünner und verschwinden sie zuletit
gänzlich, so gehen diese Gesteine in Quarzschiefer über. Selten ist
im Glimmerschiefer der Quarz wie im Gneiss zu stengelförmigen
Leisten ausgezogen, welche dann meist parallel gelagert sind ; solche
Gesteine hat man als gestreckte Glimmerschiefer oder HoligUn-
merschiefer bezeichnet.
An accessorischen Gemengtheilen ist der Glimmerschiefer reidi,
unter denen vor allen der Granat zu erwähnen ist, welcher eine so
charakteristische Beimengung fast der meisten Glimmerschiefer bil-
det, dass er beinahe die Rolle eines wesentlichen Gemengtheik spielt
Er ist meist braun oder blutroth und erscheint in einzelnen iso-
lirten Körnern, oder scharf ausgebildeten Rhombendodekaedem, wel-
che oft einen Durchmesser von zwei Zoll erreichen, seltener ii
Form von Leucitoedern. Andererseits sind oft kaum sichtbare Gri-
natkörnchen dem Glimmerschiefer beigemengt. In den Glimmer-
schiefern der Alpen (am Simplon, im Zillerthal und Passeyerthal ia
Tyrol, bei Kuwnld in Steiermark) ist der Granat sehr häufig, id
denjenigen des Thüringerwaldes selten, in ausserordentlich nU-
reicher Menge am Tillen- und Lindenberg im Egerer Kreise in
Röhnien. Im Tatragebirge der Karpathen, namentlich am Fusse dsi
Krivan , am Jauersberg bei Glatz. Bei Fahlun in Schweden m^
scheinen zerhrocht^ne Rhombendodekaeder von Granat, deren Bmdl-
stücke gegen einunder vtTschoben sind. In den Glimmerschiefeni
der Pyrenäen, Schottlands und Irlands ist der Granat Verhältnis^
massig selten. Auch in der Nähe der G ranatkrystalle zeigen die
Glimmerblätter bisweilen seltsame Windungen und Stauchnqgen.
An diesem Mineral sehr reiche Glimmerschiefer pflegt man Granaten-
Gemengtheile und Textur des Glimmenohiefert. 449
80 schwellen die Kömer wohl zu grossem platten Linsen an, wel-
che sich nicht selten der Breite nach zu dünnen parallelen Lagen
ausdehnen und diese Cjuarzlagen finden sich bisweilen mit Glimmer-
lamellen durchwachsen, welche eine abweichende Lage haben. Manch-
mal nehmen diese Quarzlinsen und Quarzlagen so an Zahl zu, dass
sie nur durch dünne Membranen feinvertheilter Glimmerblättchen
von einander getrennt erscheinen. In den quarzarmen und glim-
merreichen Varietäten kommen oft die kleinen Quarzkömehen, wel-
che versteckt zwischen den Glimmerlamellen liegen, selbst auf dem
Querbruch nicht deutlich zum Vorschein.
Die Textur des Glimmerschiefers ist mehr oder weniger voll-
kommen schiefei-ig und zwar entweder dick- oder dünnschieferig.
In den quarzarmen Glimmerschiefem ist im Allgemeinen die Schie-
ferung vollkommener ausgebildet als in den quarzreichen. Jene zum
grössten Theil aus Glimmer bestehenden Schiefer zeigen eine deni-
licliere Schieferung, wenn die Glimmerschuppen zu zusammenhän-
genden Membranen verwebt sind, minder vollkommen schieferig
sind die schuppigen Glimmerschiefer, in welchen der Glimmer iso-
lirte Schuppen und Blättchen bildet, die nicht immer wie jene
Membranen eine untereinander parallele, sondern zum Theil ord-
nungslose Lage besitzen. Die Glimmerschiefer, welche grössere Quars-
ausscheidungen enthalen, sind oft sehr undeutlich schieferig, indem
die häutig ausgedehnten Glimmermembranen sich wellenförmig um
den Quarz herumwinden oder gestaucht, geknickt und gebogen er-
scheinen. Es sind das verworreu-schieferige Glimmerschiefer, welche
auch, wenn der Quarz in Form von Wülsten auftritt , Wulst-
gli mmer schiefer genannt werden.
Die Farbe des Glimmerschiefers, hauptsächlich durch den
Glimmer bedingt, ist meist hell, grau, zumal grünlichgrau und gelb-
lichgrau, mitunter gelbgrün und es fehlen auch nicht braun-
schwarze Glimmerschiefer, in denen der Magnesiaglimmer auftritt.
Auf den durch den Glimmer glänzend erscheinenden SpaltungB-
Hächeu der Glimmerschiefer, namentlich der quarzarmen, deutlich
schieferigen, in welchen die Glimmerschuppen zu Membranen ver-
webt sind, zeigt sich nicht selten eine oft sehr zarte ausgezeich-
nete parallele Streifung oder Fältelung. Diese Erscheinung, welche
sich auf allen Spaltungsflächen eines solchen Gesteins wiederholt,
scheint, wie mau mit Naumann annehmen kann, mit der linearen
Zirkel, Petrographle. II. 29
450 Aocessorische Gemengtheile der Glimmerschiefer.
Paralleltextur oder Streckung des 'Gneise verwandt eq sein. Mut
bezeichnet derlei Gesteine als Faltenglimmerschiefer odfor
gefältelte Glimmerschiefer.
Lagenglimmerschiefer nennt man demjenigen dicksdiie»
ferigen Glimmerschiefer, in welchem Glimmer und^ Quars sich in
einzelne Lagen gesondert haben: auf dem Querbruch bieten sieh'
dünne geschieferte Glimmerlagen abwechselnd mit Lagen von fein-
körnigem Quarz dar. Dadurch wird eine gebänderte Textur her*
vorgebracht und diese Gesteine, welche sich z. B. aasgeseiohnet
bei Eger in Böhmen, zwischen Korbach und Gefrees im Fiohtd-
gebirge ßnden, lassen sich in ziemlich vollkommene Platten spalten.
Werden die Glimmerlagen dünner und verschwinden sie znlatit
gänzlich, so gehen diese Gesteine in Quarzschiefer über. SeltMi ist
im Glimmerschiefer der Quarz wie im Gneiss zu stengelförmigen
Leisten ausgezogen, welche dann meist parallel gelagert sind ; solche
Gesteine hat man als gestreckte Glimmerschiefer oder Hollglim-
merschiefer bezeichnet.
An accessorischen Gemengtheilen ist der Glimmerschiefer reich,
unter denen vor allen der Granat zu erwähnen ist, welcher eine so
charakteristische Beimengung fast der meisten Glimmerschiefer bil-
det, dass er beinahe die Rolle eines wesentlichen Gemengtheils spielt.
Er ist meist braun oder blutroth und erscheint in einzelnen iso-
lirten Körnern, oder scharf ausgebildeten Rhombendodekaedem, wel-
che oft einen Durchmesser von zwei Zoll erreichen, seltener in
Form von Leucitoedern. Andererseits sind oft kaum sichtbare Gra-
natkörnchen dem Glimmerschiefer beigemengt. In den Glimmer-
schiefern der Alpen (am Simplon, im Zillerihal und Passeyerthal in
Tyrol, bei Kowald in Steiermark) ist der Granat sehr häufig, in
denjenigen des Thüringerwaldes selten, in ausserordentlich sahl-
reicher Menge am Tillen- und Lindenberg im Egerer Kreise in
Böhmen. Im Tatragebirge der Karpathen, namentlich am Fusse des
Krivan , am Jauersberg bei Glatz. Bei Fahlun in Schweden ar-
scheinen zerbrochene Rhombendodekaeder von Granat, deren Bruch-
stücke gegen einander verschoben sind. In den Glimmerschiefem
der Pyrenäen, Schottlands und Irlands ist der Granat verhältniss-
mässig selten. Auch in der Nähe der Granatkry stalle zeigen die
Glimmerblätter bisweilen seltsame Windungen und Stauchungen.
An diesem Mineral sehr reiche Glimmerschiefer pflegt man Granaten-
Accessorische Oemengtheile der Glimmertohiefer. 461
glimmerschiefer zu nennen. Schwarzer oder dunkelbrauner Tur ma-
lin in Nadeln oder Säulen, die oft büschel- oder strahlenförmig
gruppirt sind, tritt vorzugsweise in dem sehr glimmerreichen und
schuppigen Glimmerschiefer auf: Zillerthal; St. Gotthardt; Kahlgrund
im Spessart; Jauersberg bei Glatz; Cote de Piriac (D6p. der untern .
Loire); Karosulik in Grönland; Haddam und Lancs Mine, Monroe
in Connecticut. Häufig ist Feldspath, wodurch der Uebergang
in Gneiss vermittelt wird und dessen scharf hervortretende Kry-
stalle den Glimmerschiefer porphyrartig machen, wie z. B. ausge-
zeichnet an der Strasse zwischen Band und Lomine in der Bre-
tagne. Schwarze Hornblende, deren Nadeln bisweilen zu Bü-
scheln zusammengruppirt sind: Salzburger Alpen,. Yal Canaria am
St. Gotthardt, Oberwiesenthal im Erzgebirge, zwischen Goldmfihl
und Brandholz bei Berneck im Fichtelgebirge, an den Sommer-
leiten bei Baireuth, Kamm unfern Kötznich in Bayern, Pressnits in
Böhmen, Hackelberg in Schlesien, in der schottischen Grafschaft
Perth, am Sneehättan in Norwegen. Anthophyllit und Strahl-
stein gleichfalls an manchen Punkten. Staurolith und Cyanit
ebenfalls sehr häufig. Andalusit findet sich sowohl eingewachsen
im Glimmerschiefer als in Nestern von Quarz : Bodenmais und Her-
zogau in der Oberpfalz, Lisenz in Tyrol, Oberlindewiese in Schle-
sien. Am Gipfel des Cadeen und am Douce - Mountain in Irland
nachWeaver und Fitton in ausserordentlich grosser Anzahl. Cor-
dierit zu Hellsjö in Dalarne und Flugby in Sm&land nach Erd-
mann ; bei Lindflid am Ufer des Ongsteens-Sees zwischen Bratsberg
und Nedeness-Amt in Norwegen nach Forbes (Qu. joum. of the
geol. soc. XI. 1855. 174). Epidot, hauptsächlich in quarzreichen
Glimmerschiefern : Friedeberg in Schlesien, Chester, Windeor u, 8. w.
in Massachusetts, Milford in Connecticut. Ghrasgrüner oder blass-
grüner Smaragd im braunen Glimmerschiefer des Heubachthals
im Salzburgischen; Gebirge Zabara in Aegypten. Talk und Chi o-
rit, in Blättchen dem Glimmerschiefer beigemengt, vermitteln den
Uebergang in Talkschiefer und Chloritschiefer. Chiastolith in
den Glimmerschiefern der Pyrenäen. Apatit: Snarum in Norw^en,
Chesterfield in Massachusetts. Flussspath: Meffersdorf in Schle-
sien. Kalkspath und Bitterspath: Tyroler Alpen, Herold
in Sachsen. Graphit, bisweilen so reichlich, dass der Glimmer
und theilweise auch der Quarz verdrängt wird, so zwischen Elterlein
452 Accessorische Gemen^heile der Glimmerflohiefer
und Schwarzenberg in Sachsen; Seidenbach, Winkel, Culmbach im
(Odenwald, Grossklenau und Höfen bei Tirschenreuth im Fiohtel-
gebirge ; in der Schlucht zwischen dem Hospiz von Plan im spani-
schen Gistainthal und dem Port de la Pez (Pyrenäen) erscheint
ein fast ganz quarzfreier Glimmerschiefer, der ein inniges Gemenge
von Glimmer und Graphit darstellt ; Huftiner im Wallis; Sneehättan
in Norwegen. Eisenkies, Glimmerschiefer des Fichtelgebirges;
Umgegend von Joachimsthal in Böhmen; Karlsbrunn in Schlesien;
üealp iin Ursernthai; Pehrsberg in Schweden, Stafford in Connec-
ticut. Auch Magneteiseu kommt in manchen Glimmerschiefem
vor, z. B. Wessersdorf in Schlesien, Pöllau iu Steiermark. Molyb-
dän gl a nz bei Glatz in Schlesien, Haffasberg und Lindas in Schwe-
den. Eisenglanz ebenfalls hier und da, verdrängt bisweilen den
Glimmer, wofür Dufrenoy aus der Bretagne, Bendant aus Ungarn
Beispiele anführen.
Unter den accessorischen Bestandmassen ist hauptsächlich
der Quarz zu erwähnen, welcher wie schon angedeutet, vielfach
Knoten, Knollen, Nester und Trümer bildet, zwischen denen die
Glimmerblätter sehr häufig eine verwoixene oder gewundene schie-
ferige Textur besitzen. Manchmal sind die Quarzknoten förmlich
geschiebeartig. L. v. Buch beobachtete solche Gebilde bei Küstad
unweit Trondhjem (Reise durch Norwegen I. 219), Naumann am
Skarhammer an der norwegischen Westküste (Beitr. z. Kenntn.
Norwegens U. 138).
Durch das Ueberhandnehmen einiger von obigen accessori-
schen Gemengtheilen geht, indem diese allmählich den Glimmer
verdrängen, der Glimmerschiefer in andere Gesteine über ; so durch
die gesteigerte Aufnahme
von Chlorit in Chloritschiefer
von Talk in Talkschiefer
von Feldspath in Gneiss
von Tunnalin in Turmalinschiefer
von Hornblende in Ilornbleudeschiefer
von Graphit in Cirraphitschiefer
von Eisenglimmer in Eisenglimmerschiefer.
Der Uebergang von Glimmerschiefer in Gneiss ist nach Nau-
mann sehr ausgezeichnet am Wege von Antonshütte nach Erlham-
mer in der Gegend von Schwarzenberg in Sachsen zu beobachten.
üebergftnge und Abarten von Glimmenohiefer. 468
Einige von diesen Uebergangseracheinungen, wie 8. B. die in Tnrma-
linschiefer dürften wesentlich dem metamorphosirenden fiinflnss be-
nachbarter grani tischer Ablagerungen znznschreiben sein. Wenn im
Gliinmerschiefergemenge der Quarz an Menge allmählich zu- und
der Glimmer abnimmt, so wird der Uebergang in Quarzsehiefer
und Quarzfels vermittelt. In Thonglimmerschiefer verläuft der Glim-
merschiefer dadurch, dass seine Gemengtheile nach und nach sich
verkleinern, wodurch zuletzt ein kryptokrystallinisches Gestein ent-
steht. Die durch häufige Uebergänge mit einander verknüpften
Gesteine Gneiss, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer erweisen
sich dadurch als zusammengehörige Glieder einer Reihe.
Die Mittelglieder bei den Uebergängen pflegt man nach dem neu
eintretenden Mineral zu benennen, z. B. Talkglimmerschiefer, Chlorit-
glimmerschiefer , Graphitglimmerschiefer sind Glimmerschiefer mit
Talk-, Clilorit-, Graphitbeimengung. Als Gneissgb'mmerschiefer be-
zeichnet man denjenigen , welcher etwas Feldspath enthält ; solche
(lueissglimmerschiefer finden sich vorzugsweise in der Nähe des
Granit, z. B. im Kgerer Kreis des böhmischen EIrzgebirges nach Jok^ly.
An den eigentlichen Glimmerschiefer reihen sich noch einige
sehr nahe verwandte Gesteine, welche nur als Abarten desselben
zu betrachten sind :
Paragonitschiefer SchafhäutPs ist ein vorwiegend in
den Alpen verbreiteter Glimmerschiefer, welcher anstatt des ge-
wöhnlichen (xlimmers den oben angeführten Paragonit oder auch
Damourit enthält; dahin gehört z. B. der Cyanit- und Staurolith-
führende Schiefer vom St. Gotthardt.
Amphilogitschiefer nannte Schafhäutl den grünlichweis-
sen, feinschuppigen etwas fettig anzufühlenden Glimmerschiefer des
Zillerthales in Tyrol, welcher nur 40 pct. Kieselsäure enthält.
Das Gestein aus dem Puncha-Creek-Thal, westlich vom Pikes-
Peak, Arkansas, welches J. Schiel Nacritid zu nennen vorschlug
und das neben (juarz schwarzen und weissen Glimmer enthält, ist
wahrscheinlich gleichfalls ein Glimmerschiefer; es ergab 73.07 Kie-
selsäure, 24.28 Thonerde u. Eisenoxyd, 0.33 Kalk, 0.37 Magnesia,
1.62 Alkalien.
Der Kalkglimmerschiefer, ein Gestein hauptsächlich
aus körnigem Kalk und Glimmer, meist auch etwas Quarz bestehend,
sei seiner Bedeutung wegen später noch besonders erwähnt.
454 Chemische Ziisammeusetzung d. Glimmerschiefer.
Indem bald der Quarz, bald der Glimmer überwiegt^ kann
die Zusammensetzung der Glimmerschiefer nur eine sehr schwan-
kende sein.
I. Sehr quarzreicher Glimmerschiefer vom Monte Rosa in der
Schweiz. Zulkowsky Sitzgsber. der Wiener Akad. XXXIV. 1859. 41.
IL Glimmerschiefer vom Vispufer bei Zermatt mit überwie-
gendem weissem Quarz, auf den Schiefernngsflächen gränlichweisser
Glimmer. Bunsen Mittheilung an Roth 1861.
III. Grauer, granatenführender, kömigschuppiger Glimmer-
schiefer mit etwas P'eldspath von Brixen in Tyrol. Schönfeld und
Roscoe, Annal. d. Chemie u. Pharm. XCI. 1854. 305. Spec. Gew.
= 3.141.
lY. Sehr zartschuppiger Paragonitschiefer vom St. Grotthardt,
unschmelzbar, von Säuren nicht angreifbar. Schafhäntl, Ann. d.
Chem. u. Pharm. XL VI. 1843. 335. Spec. Gew. = 2.778.
V. Feinschuppiger Amphilogitschiefer aus dem ZillerthaL
Schafhäutl, ebendas. 332. Spec. Gew. = 2.753.
I. IL
79.50
13.36
2.87
0.71
0.95
4.69
0.36
0.78
1 enthält noch 0.19 Schwcfelantimon und Spuren von Fluor.
Der Paragonitschiefer IV zeichnet sich durch seinen grossen
Natrongehalt vor den übrigen aus, sowie durch seine beträchtliche
Thonerdemenge. Bei 111 ist das hohe spec. Gewicht eigenthünüich
in Anbetracht eines Kieselsäuregehaltes von fast 70 pct.
Stets ist der Glimmerschiefer mit einer ausgezeichneten Schich-
tung versehen, welche wohl fast immer der Schieferang paralld
geht; die bei den Thonschiefern so häufige Erscheinung der sog.
falschen oder discordanten Schieferung ist wenigstens noch von
keinem Beobachter an Glinmierschiefem bemerkt worden. Bald
Kieselsäure
. . 82.38
Thonerde
. . 11.84
Kisenoxyd
—
Eisenoxydul
. . 2.28
Kalk . . .
—
Magnesia
1.00
Kali . .
. 0.83
• Natron .
. 0.38
Wasser .
. 0.77
m.
IV.
V.
69.45
50.20
40.70
14.24
35.90
18.15
—
2.36
6.25
6.54
2.66
I
22.74 C«C
1.35
—
—
2.52
—
11.16
4.02
8.46
1.23
0.52
2.45
0.60
01.30
99.36
99'83
Lagerungsweise des Glimmeraohiefera. 455
haben die Glimraerscbieferschichten eine ebenflächige Ausdehnung,
bald sind sie wellenförmig gebogen, zickzackartig geknickt und zei-
gen überhaupt nicht selten die unregelmässigsten Windungen und
Faltungen.
Mit Naumann (Geognosie TL, 145) kann man in der allge-
meinen Architektur der Glimmerschieferschichten dreierlei Formen
unterscheiden. Sehr häufig bildet der Glimmerschiefer mantelför-
mige Schichtensysteme, welche entweder kuppelförmige oder senk-
recht aufgerichtete Gneissschichten bald allseitig bald theilweise
umlagern , oder sich rings um einen Granitstock anlehnen. Eine
seltene Erscheinung ist die bassinförmige Einlagerung von Glimmer-
schieferschichten. Keilhau gedenkt einiger Beispiele dieser Lage-
rungsform aus Norwegen, wo die Schichten des Glimmerschiefers
in einer ganzen oder halben Gneissmulde eingelagert sind (am Gou-
stafjeld und am Fuss des Jötunfjeld, des höchsten Punktes der
skandinavischen Halbinsel (Gäea norvegica 1. 439. 398). Als eine
dritte Lagerungsform kann man die giebelförmige bezeichnen , bei
welcher die Glimmerschieferschichten oft in sehr symmetrischer
Weise dachförmig gestellt sind, indem sie meistens die äussere Um-
hüllung eines ebenso giebelförmig aufgebauten Gneissschichtensy-
stems bilden. Nach aussen hin haben diese Glimmersohieferschich-
ten häufig eine immer flachere Lage, und gehen nicht selten in un-
zweifelhaft sedimentäre Schichtensysteme über, welche sich ihnen in
vollstäudig Concor danter Lagerung anschliessen. Credner beschreibt
in seiner Abhandlung über die Salzburger und Oberkämthner Al-
pen (Neues Jahrb. f. Min. 1850. 513 — 574) ein sehr grossartiges
giebelförmiges Schichtensystem dieser Art: in der Richtung von
Ost nach West streichend bildet ein so gebautes System von Gra-
nitgneiss die Gebirgsaxe, auf deren Nord- und Südseite sich dach-
artig gestellte Schieferschichten finden, welche in drei Hauptgb'eder
zerfallen, indem zunächst auf den Gneiss Glimmerschiefer und Kalk-
gliramerschiefer , dann grüner Chloritschiefer folgt und als drittes
Glied wiederum Glimmerthonschiefer und Kalkthonschiefer diesen
überlagert; auf der Nordseite fallen sie steil nach Norden, auf
der Südseite steil nach Süden, während die innersten Gneissschich-
ten senkrecht stehen.
Credner erwähnt in seiner werthvoUen Abhandlung auch zweier
Beispiele aus Oberkärnthen, wo der Glinunerschiefer als gangbilden-
456 Einlagerungen im Glimmerschiefer.
des Gestein auftritt, eine höchst seltene Erscheiniing. Im Drau-
thal durchschneidet auf der Höhe des Fahlkofels bei Lengholz ein
bis 3 Fuss mächtiger Gang von Glimmerschiefer unter einem be-
deutenden Winkel die Glimm erschieferschichten. Die Gangmasse
ist ganz ähnlich der des Nebengesteins, die Schieferung des Gang^
glimmerschiefers der Gangebene parallel, ein schwarzer, Bleiglaoz
und Eisenkies führender Schicferthon bildet einen deutlichen Besieg.
Oberhalb Schwaig bei Spital setzt ein anderer 3 — 4 Fuss mäch-
tiger Glimmerschiefergang mit 60^ nach Süden fallend, im Glim-
merschiefer auf. dessen Schichten mit 25 " nach Südwesten geneigt
sind; der Gang ist im Liegenden mit Magnetkies imprägnirt.
Ungemein reich ist der Glimmerschiefer an untergeordneten
Einlageninge II von krystallinischen Silicatgesteinen, Haloidgesteineo
und mancherlei Erzen, von denen zahlreiche eine bedeutende Aus-
dehnung und Mächtigkeit gewinnen. Vor allem sind hier Einla-
gerungen von Chloritschiefer, Talkschiefer und Gneiss im Glimmer-
schiefer zu erwähnen, wie sie vielorts bekannt sind (vgl. Chlorit-
schiefer und Talkschiefer). Das Hauptvorkommen der Quandte und
Quarzschiofer findet im Glimmerschiefer statt (L 280). .In Norwe-
gen, in Schottland, in Böhmen, im sächsischen Voigtlande, im spa-
nischen Estreraadura, im Ural finden sich im Glimmerschiefer un-
zählige Schichtenzonen von meist sehr deutlich krystallinischem,
bald ganz reinem, bald etwas glimmerhaltigem Quarzit, welche bis-
weilen eine Längenerstreckung von mehrem Meilen und eine Mäch-
tigkeit von vielen tausend Fuss besitzen, oft aber auch nur als
dünnere Schichten und weniger ausgedehnte Lagerstöcke einge-
schaltet sind.
Auch Kalksteine und zwar meist von weisser Farbe und sehr
krystallinischer Beschaffenheit sind sehr häufig dem Glimmerschie-
fer eingelagert ; dabei sind oft mehrere solcher Kalksteinlager oder
Kalksteinstöcke gruppenweise zusammengehäuft oder zu Reihen ange-
ordnet. Mit zahlreichen accessorischeu Gemengtheilen sind sie durch-
sprengt, z. B. mit Glimmer, Hornblende, Quarz, Talk, Chlorit, Granat,
Serpentin, Asbest, P^isenkies, Bleiglanz, Zinkblende, Graphit. Durch
die Beimengung von Glimmer in ihnen wird der Cipollin, durch
die von Serpentin der Ophicalcit hervorgebracht (L 199). Unier
den zahllosen Vorkommnissen solcher Kalksteine seien nur die La^
ger im Glimmerschiefer des Fichtelgebirges erwähnt, welche von
Einlagerungen im Glimmerschiefer. 457
Höhenberg über Thiersheim bis über Wünsiedel hinaas einen nur
wenig unterbrochenen Zng von fast 4 Meilen Länge znsammensetasen,
sowie die Kette von Kalksteinlagem , welche sich nach Hitchcock
auf dem nordwestlichen Abfall der AUeghannys von Ganada bis
nach Alabama hinzieht (Americ. Joum. of sc. a. arts. 1841.240).
Die Kalksteinlager des Fichtelgebirgs bestehen znm grossen Theil
aus Dolomit ; nach Nauck bildet der Dolomit bei Sinnatengrün eine
Hülle um den Kalkstein (Poggend. Ann. LXXV. 134). Lager und
Stöcke von Dolomit sind auch an andern Orten im Glimmerschiefer
bekannt; so bei Lengefeld im Erzgebirge, im Heidelbachthal un-
weit Wolkenstein in Sachsen (nach Naumann), im Glimmerschiefer
Schlesiens (L 239). Bei Reichenstein findet sich im Glimmerschie-
fer ein Dolomitlager, mit welchem der an Arseneisen reiche Serpen-
tin verbunden ist. Die zuckerkömigen, oft schneeweissen Dolomite
des Binnenthals und von Garapo longo in den Schweizer Alpen (mit
ihren zahlreichen Mineralien, Braunspath, Schwerspath, Ghrammatit,
Yesuvian, Turmalin, Korund, Diaspor, Rutil, Skleroklas, Dufrenoysit,
Eisenkies, Zinkblende, Realgar, Auripigment) kommen im Glimmer-
schiefer (z. Th. auch im Gneiss) vor. lieber die Gypseinlagerun-
gen im Glimmerschiefer vgl. I. 262.
Einlagerungen von Kieselschiefer sind gleichfalls im Glimmer-
schiefer, indess selten, bekannt, v. Gotta beschreibt eine solche in
der südlichen Bukowina (Neues Jahrb. f. Min. 1857. 451). Hom-
blendeschiefer erscheinen nicht selten als Einlagerung im Glimmer-
schiefer, so z. B. in dem Glimmerschiefer Schlesiens bei Ober- und
Niederhaselbach, Schreibendorf, Neuwahärsdorf, zwischen Jänowits
und Rudolstadt, nach L. v. Buch auch bei Landeck (I. 307), bei
Kongsberg in Norwegen. Die Serpentine von Dobschau in Ungarn
liegen nach Beudant im Gebiet des Glimmerschiefers. Auf der
Insel Naxos, uuf Samos und bei Magnesia in Kleinasien enthält der
dem Glimmerschiefer eingelagerte Kalkstein Smirgellager (I. 310).
Grapliitlager im Glimmerschiefer haben sich an mehrern Orten ge-
funden, z.B. im Glimmerschiefer Mährens, Niederschlesiens und der
Grafschaft Glatz nach Zobel (Neues Jahrb. f. Min. 1854. 724).
Sowohl im Gneiss als im Glimmerschiefer lagern die berühmten
Graphite von Passau. Mächtigere Graphitlager umschliesst der
(flimmerschiefer Nordamericas bei St. John in Neubraunschweig
(Americ. Joum. of sc. (2) XIV. 280) und bei Worcester, westlich
458 Einlagerungen im Glimmerschiefer.
von Boston ; hier beherbergt auch der Glimmerschiefer Anthracit mit
den gewöhnlichsten Steiukohlenpflanzen (ebend. 1844. XL VII. 214).
In grosser Reichhaltigkeit sind dem Glimmerschiefer Erzlager
eingeschaltet. Brauneisensteinlager im Glimmerschiefer sind von
sehr vielen Punkten bekannt, z. B. bei Scheibenberg in Sachsen, bei
Bourbon in der Vendee, im südlichen Ural; Rotheisenerz, Eisen-
glanz, Magneteisenerz bilden ebenfalls häufig Lager im Glimmer^
schiefer (vgl. I. 336; 350). Die in dem Glimmerschiefer einge-
schalteten Kalksteinlager sind sehr häufig, und zwar meist an Üi-
rem Hangenden mit Brauneisenstein vergesellschaftet, welcher wohl
in sehr vielen Fällen als ein Uiuwandlungsprodnct ans früherm
Eisenspath betrachtet werden muss (vgl. I. 345). In vielfacher
Beziehung merkwürdig sind die dem Glimmerschiefer untergeord-
neten Lagerstätten von Breitenbrunn und Schwarzenberg in Sach-
sen, welche im Liegenden hauptsächlich aus Magneteisen, Magnet-
kies, Arsenkies, Eisenkies, Kupferkies, Zinkblende, vergcseUschaltei
mit Granat, Vesuvian, Augit, Pistacit, Axinit, Turmalin, Kalkspath,
Braunspath, Apatit, Glimmer, Talk, Zinnstein bestehen, im Haa-
genden aus Homstein, Hornblende, Strahlstein, Glimmer und Chlo-
rit; einige dieser Lager werden auch von Kalksteinen und Dolo-
miten begleitet (vgl. v. Cotta, geogn. Beschr. d. Kgrchs. Sachsen,
Heft IL 219 ff). Andere Lager, welche aus ähnlichen Associationen
von Erzen und Silicaten bestehen, kennt man bei Rudolstadt and
Kupferberg in Schlesien, auf der Insel Elba (mit Strahlstein, Elisen-
kies , Arsenkies , Hornblende , Lievrit) , bei Collobri^res zwischen
Hyeres und Frejus, ferner gehören hierher die Kupfererzlager-
stätten von Libethen , Rosenau , Schmöllnitz und Göllnitz in Un-
garn, die Quecksilberlagerstätten von Szlana im Gömörer Gomitate,
das Lager von silberhaltigem Bleiglanz von Bergstadt in Ober-
schlesien. Auch der Blei- und Eisenerzstock von Kirlibaba bei Ja-
kobeni in der Bukowina liegt im Glimmerschiefer.
Wo, wie dies sehr häufig der Fall ist, Glimmerschiefer, Glim-
mert honschief er (»Urthonschiefer«) und Gneiss mit einander vor-
kommen, da lässt sich wohl die alte, sclion von Werner erkannte
Regel auch jetzt noch festhalten, dass der Gneiss die untere, der
Glimmerschiefer die mittlere, der Glimmerthonschiefer die obere
Stelle in der Lagerung einnehme. Man hat diese gesetzliche La-
gerungsfolge an sehr vielen Terrains nachzuweisen vermocht, wenn
Yotkommnisse von GUmmenohiefer. 459
auch hier und da das eine oder andere Olied dieser »Urgebirgs- ii
trias«, wie sie v. Hochstetter passend nennt, ausgefallen ist, wenn ■'
auch stellenweise Wiederholungen und Wechsellagemngen zweier
Glieder erscheinen , und der Glimmerthonschiefer bisweilen durch
Talk- oder Chloritschiefer vertreten ist. Wenn daher Gneiss und
Glimmerschiefer mit einander vereinigt sind, so bildet in einem
horizontalen oder einfach geneigten Schichtensystem der Glimmer-
schiefer die Decke des Gneiss, in einem dachförmig gebogenen da-
gegen die äussern Schichten oder den Mantel um den centralen
Gneiss.
So ist der Glimmerschiefer in den Oberkämthner und Sals-
burger Alpen mit dem Gneiss verbunden und setzt in der R^el
die Gehänge der Kette der Gentralmasse zusammen, während der
Kamm derselben aus Gneiss besteht. Im Erzgebirge, in dessen
westlichem Theile er seine grösste Entwicklung findet, umgibt er,
wie ein Blick auf die geognostische Karte lehrt, die Ablagerungen
von Gneiss, Granit und auch von Grranulit und untertenfb selbst
den Thonschiefer, welcher ihn wie ein Mantel nmhOUt und in wel*
chen er allmählich übergeht.
Im Thüringer Wald umschliesst er im nordwestlichen Theile
die Gneissgranitinsel von Ruhla und wird nordwestlich und nörd-
lich vom Rothliegenden und vom Zechstein der Eisenacher Umge-
bung bedeckt (Senfb). In den Sudeten, im Riesengebirge, in der
Grafschaft Glatz und in dem mährischen Gebirge gewinnt der Glim-
merschiefer eine sehr grosse Ausdehnung.
In Spanien wird u. a. die Sierra Nevada fast ausschliesslich
aus Glimmerschiefer zusammengesetzt; er formt den Kern des Gre-
birges und den erhabensten Gipfel, den Cumbre de Mulhacen,
Glimmerschiefer bildet in Schottland den grössten Theil des Lan-
des, welches nördlich von einer Linie liegt, die man von Stoneha-
ven nach der Insel Arran zieht. Mit Ausnahme der Lofodden und
der äussersten Westküste besteht in Norwegen der ganze Land-
strich von 67^ — 70^ n. Br. aus Glimmerschiefer. Ebenso herrscht
im südlichen Theil der Uralkette der Glimmerschiefer, welcher
zwischen Miask und Slatoust sowohl die Kette des eigentlichen
Ural, als auch die Kette des Iremel, der Urenga, des Taganai und
der Jurma bildet.
In den südamericanischen Cordilleren tritt er nach A. v. Hnm-
4()0 Vorkommnisse von Glimmerschiefer.
boldt namentlich mächtig in den südlich vom Aequaior
Länderstrecken auf.
Während die meisten dieser Glimmerschieferablagerungen solche
sind, welche die jedesmaligen untersten klastischen Sediment&r-
schichten unterteufen, gibt es jedoch wie beim Gneiss, so auch
beim Glimmerschiefer Bildungen , welche auf sedimentären Schich-
ten aufruhen. Bei Betrachtung solcher Gneissvorkommnisse ist be-
reits bemerkt worden, dass bei einigen derselben Glimmerschiefer
in iimiger Verbindung oder Wechsellagerung mit dem Gneiss auf-
tritt und seine Auflagerungsweise vollständig theilt , so bei dem
Gneissdistrict von Münchberg im Fichtelgebirge, bei den die skan-
dinavischen üebergangsschichten bedeckenden Gneissen (vgl. S. 437).
Merkwürdige Verhältnisse finden bei Schönau unweit Zwickau statt,
wo über den Schichten der Wildenfelser Uebergangsformation Grün-
stein und flaseriger llornblendeschiefer abgelagert ist, welcher all-
mählich in Glimmerschiefer übergeht (Vgl. Naumann, Neues Jahrb.
f. Min. 1851. 514 und Geogn. Beschr. des Kgr. Sachsen 11.308).
In den Alpen hat der Glimmerschiefer mit dem Gneiss das
eigen thümli che Auftreten zwischen oder über Kalksteinen gemein-
sam, welche nicht älter als Lias sind. Man kennt dort Glimmer-
schiefer und Kalkglimmerschiefer, welche entschieden metamorphi-
scher P^ntstehung sind , indem sie unzweifelhafte Fossilreste enthal-
ten, z. B. Belemniten am Nufenen Pass zwischen dem oberen Wal-
lis und Tessin.
Glimmerschiefer von Brixeti in Tyrol , Schönfcld und Roscoe, Ann.
der Chem. u. Pharm. 1854. XCI. 305.
(jlimmcrsch. vom Monte Rosa iu der Schweiz, /ulkowski, Sit-
zungsbor. d. Wien. Akad. 1859. 34. u. 41.
ülimmersch. von Skworetitz iu Böhmen, K. v. Bauer, Jahrb. d.
treol. Rcichsanst. 1855. VI. 704.
(tlimmerBch . von Näsoddon hei Christiania, Kjerulf, Nyt mag^.
f. naturvidousk. 1855. VIII. 173.
GlimmerHch. von Bräunsdorf, Oiuwitza, d. Zillcrthal, Libethen
\i, 8 w. , G. Bischof VI. Th. Kjerulf, chem. u. phys. Geol. (I.
Aufl.) II 1443 ff. (II. Aufl.) 111. 218.
Paragonitschiefer und Aniphilogitschiefer, Schafhäutl, Ann. d. Chem.
u. Pharmacie. 1843. XLVI. 332. 335; Schönfeld u. Roscoe ebds.
1854. XCI. 305.
Nacritid, J. Schiel, Anualen d. Chem. n. Pharm. 1857. CHI. 119.
Glimmersch. des südl. Böhmerwalds , v. llochstetter, Jahrb. d. geol.
Reichsanst. VI. 1855. 32.
EalkgUfnmerachiefer. 4B1
Glimmersch. der Oberkärnthner u. BalMnirgor Alpön» Credner, NeuF«
Jahrb. f. Min. 1850. 517 ff.
Glimmersch. des Ural, G Rote, Reise nach dem ürftl 0* 588*
Kalkglimmer schiefer.
(Blauschiefer v. llolger, CipulHn ä. Th., Schisfce inici^Ch*
ciileaire Saufs,)
Es erübrigt noch^ dem GJiinraerachiefer dt?u Kalk glimm erschie*
fer anzureihen. Kalk und Quarss bilden bei diesem Gestein eine
körnige Grundmasse, in welcher parallel liegende Schuppen, Fiasern
und Membranen von l^lilulfchgriiuein oder aüherweisBem Glimmer
vertheilt sind, wodurch eine meist isehr volikommene diek- oder
dünnschieferige Textur hervorgebriMjlit wird, die stets ausgezeich-
neter ist als sie der eigentliche Cipollin zeigt. Der Quai^ ist oft
nur in sehr geringer Meuge vorhanden und es? besteht aladann das
Gestein fast ausschliesBliüh aus körnigem Kalk und Glimmer« v. Ootta
betrachtet die Kalkglimmerschiefer als her vorgebracht durch eine
vielfache dünne Wechsellagernng von körnigem KalkHtmn und Glim-
merschiefer (Gesteinslehre 1862. 178), Das VerhältniBa de» Kalka
zum Glimmer ist ein sehr wecbselndes^ sü daas allgemein das Ge-
stein zwischen Kalkstc^in oder gliinmerhaltigem Kalkstein und Glim-
merschiefer schwankt, -le kalkreieher es ist , destn ^ mehr scheint
der Quarz zurückzutreten. Früher verwechäelte man (las Gestein
häufig mit Glimmersch ir^t'rr. wahrscheinlich, weÜ auf den Spahurig»-
flächen der Glimmer ta^t allein hervort-ritL
v. Holger fand in Kalkglimmerä chiefern aus doin Kn^tt^«^ ob
dem Manhartsberge baiil 12 bald 81 pct. Kalk, Hitchcock bestimmt**
für Kalkglimmerschiefin* auü Masuachnsetts ©inen Kalkspathgehalt
von 40 — 78 pct. Ein KaSkglimmeri^chiefet von Pr^ttau im tyroler
Pusterthal ergab nach A.v. Hubert 4H,0ü Kiesekäure; IS.riHTlwn-
erde; 4.87 Eisenoxyd: 2.*u MangaaüÄyduloxyd ; 2/-M3 Kali; 1,07
Natron; 1.73 Wasser; 22,67 kohlensauren Kalk; 8.20 kohlengatir»
Magnesia; auch Chlor und Phosphornilnre (9J^,74^ (Jahrb. drrgeoL
Reichsanst. I. 1850. 73H)- nach Trinki/r ist da« »pec. Gewicht
dieses Gesteins 2.814. Das tieateiu bräunt n&türlichrrweijsi* leb^
haft mit Säuren und h^^t ^ich mit HinterbiMitung «In«» gtinmiarigoiL,
auch wohl quarzigen Kücki^tandes, Anstatt det Olimmtra tn^leit
häufig Blätfchen und Schuppen von grünlich*tm Talk li^f, e« ent-
stehen dann die sog. Kalktalkstthi ofer (Talktlyäch ^. TK
462 Kalkglimmerschiefer.
Studer). Granat, Titanit, Turmalin, Hornblende, Grapliit, Magnet-
eiseu sind accessorische Beimengungen , welche hier und da in den
Kalkgliminerschiefern vorkommen.
Diese Gesteine, welche stets eine deutliche Schichtung offen-
baren und einerseits in körnigen Kalk, andererseits in Glimmer^
schiefer und Talkschiefer übergehen, treten namentlich in den Al-
pen in mächtiger Entwicklung und weiter Verbreitung auf, wo sie
Einlagerungen zwischen Glimmerschiefer, Gneiss und Chloritschiefer
bilden. In der Tauerukette (z. B. in der Umgehung des Grossglock-
ner) in den österreichischen Alpen erscheint der Kalkglimmerschie-
fer vergesellschaftet mit den erwähnten Gesteinen in ausgedehnten
Ablagerungen, reicht im Süden bis an die Drau und zeigt sich
auch im Kapruner und Kaiser Thal , im Kusch- und Pfitachthal
verbreitet, v. Holger wies den von ihm seltsamer Weise als Blaa-
schiefer bezeichneten Kalkglimmerschiefer im Kreise ob dem Manharts-
berge in Oesterreich nach. In den savoyischen Centralalpen erstrecken
sich die Kalkglimmerschiefer und Kalktalkschiefer unter ähnlichen
Verbandverhältnissen vom Mont Cenis an nördlich am Moni Blane
vorbei bis nach Martigny zu und setzen dann südlich von der
Rhone gi'össtcntheils die mächtigen walliser, weiterhin auch die
graubündtner Alpen zusammen. Schon früh (1833) hatte EQtehcock
diese Gesteine in den Glimmerschiefergebirgen am westlichen Ufer
des Connecticut in Massachusetts aufgefunden.
Saussiire charakterisirte das (icstein zuerst unter dem Namen Schi-
ste niicace calcaire. Voyagcs daus les Alpes § 996 und § 1234.
Uu88Cgger, Haum^artners Zeitschrift I. 1832. 363, beschrieb den
Kulkglimnu>r&(chiefer aus dem Hauris als eine eigenthihnliehe
Gneiss Varietät.
Ilitchcock, Report on the Gcology of Massachusetts 1838. 305.
V. Hol^'or, Zeitschrift für Physik von v. Holger. VII. 13.
Studer, Nt ui's Jahrb. f. Mineral. 1840. 209.
V. Klijistoiii in Karstens u. v. Dechcns Archiv WI. 1842. 702.
Credner, Xcnirs Jahrb. f. Mineral. 1850. 517.
Schlagintweit , rntersuchungeu übiT d. physik. Geogr. d. Alpen.
IHM). 221». 232.
Kin schieftrriges (iemenge von feinkörnigem Dolomit mit Glim-
merschüppchen , auch (Juanspartikelchen fand Scheerer auf einer
WandiTung über den Lukmanier- Pass durch das Val Zura nach
dem Val lUegno (Berg- u. hüttenm. Zeitg. Ibi55, Nro. 13. 111 ;
Kalkthonschiefer, Ealkpistaoitsohiefer. 468
Neues Jahrb. f. Min. 1855. 468); es ist dies demnaoh ein Dolo-
mitglimmer schiefer.
Eng an den Kalkglimmerschiefer schliesst sich an und sei
deshalb auch hier erwähnt der Kalkthonschiefer (Flysch z.
Th.). Er besteht aus feinkörnigem bis dichtem Kalk, in dessen
Masse mehr oder minder zahlreiche dünne glänzende Häute eines
blaugf auen Thonschiefers lagenweise vertheilt sind, welche oft solche
Zartheit erreichen, dass sie auf den Spaltungsflächen nur wie ein
Hauch ausgebreitet erscheinen. Bläulichgrau bis schwärzlichgrau
(durch eine Yermengung feiner Graphittheilchen mit dem Kalkstein)
sind die Hauptfarben, auch gelblichgrau bis gelblichweiss ; auf dem
Querbruch treten Kalkstein und Thonschieferlamellen verschieden
gefärbt hervor. Leicht kann man beim ersten Anblick der Spal-
tungsflächen das Gestein mit Thonschiefer verwechseln, namentlich
dann, wenn die Thonschiefermembranen voi-walten und der Kalk-
stein nur dünne Lagen zwischen ihnen bildet. Je nach dem Vor-
herrschen des Kalksteins oder des Thonschiefers vrird auch eine
bald mehr dickplattige , bald mehr dünnschieferige Textor hervor-
gebracht. Das Gestein schwankt zwischen Kalkstein und Thon-
schiefer und zeigt Uebergänge nach beiden Seiten.
In den Alpen bildet auch dieses Gestein weit verbreitete und
mächtige Ablagerungen, so namentlich in den Schieferalpen des
Wallis zwischen Martigny und Lax, in den Salsburger Alpen im
Thal der Salza, zwischen Lend und St. Johann, in der Klam und
im Anlaufthal, desgleichen an dem Stock des Terglou.
Hier möge auch anhangsweise des Kalkpistacitschie-
fers gedacht werden, welchen Porth aus dem nordöstlichen Böh-
men beschreibt; er besteht in seiner Grundmasse aus Kalk, Pista-
cit und Glimmer, wozu sich stellenweise Albit, Quarz, Eisenglans,
Magneteisen und Eisenkies gesellen ; diese Kalkpistacitschiefer bilden
meist lange Züge, streichen aus den Glimmerschiefem in die Thon-
schiefer und kommen auch in beiden Gesteinen vereinzelt vor. Ein
Hauptzug verläuft von Prosec und Bitauchow über Boskow, Rup-
persdorf , Waltersdorf bis gegen Oberhohenelbe.
Porth. Jahrb. d. geol Reicbsanst. VIII. 1867. 703.
Auch der Egeranschiefer Heuss^s sei hier aufgeführt, ein
dümischieferiges meist lichtes Gestein, ein klein- bis feinkörniges
Genienge von Kalkspath, einem sahlitartigen Mineral, Tremolit und
464 Thon^limmerschiefer.
(TÜmmer, acceHsoriRch begleitet von Egeran, Granat, Qnarz. Peri-
klin , Lager im Granit nördlich vun Haslau im böhmischen Rger-
kreis bildend.
A. K. Ueuüt«, Abband luii}^tMi dt^r kk. geol. ileichsanst. 1. 1852. 26.
.lokely, .Jahrbuch der geol. Ueichsauat. VII. 1850. 519.
ThoBglinnenfhiefer.
(rrthonscbieter, Pbyllit, Schisto argileux z. Th., Ardoise, PhylUde.)
Der Thüngliinmei^schiefer ist ein ausgezeichnet schieferiges
Gestein von meist kiTptokrystallinischer, mitunter aber auch dent-
lich mikrokrystallinischer Textur, die Mitte einehmend zwischen
Glimmerschiefer und dem gewöhnlichen sedimentären Thonschiefer,
weshalb der auch von v. Cotta adoptirte Name sehr bezeichnend
erscheint. In den meisten Fällen kann nnin noch erkennen, dass
glimmerartige Mineralien den Hauptbestandtheil bilden und nament*
lieh solche sich dem (ilinnnersohieter nähernde Gesteine sind es,
welche man Phyllite genannt hat. Die Farbe dieser Thonglim-
merschieter ist vorwiegend graulich und zwar grünlichgrau and
bläulichgrau. Die grauen Farben gehen sehr oft in dunklere Nuan-
cirungen über, das grünlichgraue verläuft in das berggräne, das
bläulichgraue in das schwärzlichblaue : auch gelbliche, röthliche und
graulich violette PVirbungen sind nicht selten. Die Spalt ungsflächen
der Thonglimmerschiefer haben gewöhnlich deutlich seidenartigen
oder perlmutterartigen (ilanz, manchmal sogar glänzen sie fast halh-
roetallisch; nur selten sind sie blos schimmernd.
Die iur ein solches, meist kryptokrystallinisch uusgebildetei
iifestein sehr wichtige Eriorschung der mineralogischen Zusammen-
setzung stützt sich vorwiegend auf drei Umstände, auf die Ueber-
gänge in andere (It^steine, auf directe Beobachtung und auf Fol-
gerungen aus chemischen Analysen.
An unziihligen Punkten sind die allerdeutlichsten albnählichen
TebiMgänge aus (iliinmerschiefer in Thonglimmerschiefer nachgewie*
sen worden, welche man Schritt für Schritt beobachten kann und
W(*lchf zu der Annahme berechtigen . dass hier der Thonglimmer*
scbii'frr «in <ilininnTsciui'fer sei, dessen Hestandtheile zu krrpto-
krystalliiiischrr Kleinheit iierabgesunken sind, oder vielmehr dass
der UlinnnerHchiefer als ein ThongliunnerHchiefer betrachtet werden
müsse , dessen feine Destandt heile eine deutlich krystallinische EjU-
wickhing erlangt haben.
Zasammensetzang der Thonglimmersohiefer. 4M
Wenn schon deshalb die grösste Wahrscheiiilichkeit dafür
spricht, dass der l'honglimmerschiefer meist aus vorwaltendem Glim-
mer und Quarz besteht, so ist man auch manchmal im Stande,
durch mikroskopische Untersuchung dünner Thonglimmerschiefer-
splitter zu beobachten, dass wirklich glimmerartige Lamellen den
Haup tantheil an der Zusammensetzung des Gesteins ausmachen. Ein
weites Feld ist hier noch für mikroskopische Studien geöffnet,
welche jedoch gerade bei diesen Gesteinen wegen ihrer die Her-
stellung vonJ)üanschliffen erschwerenden Weichheit und . ihrer über-
grosseu Feinkörnigkeit auf besondere Hindemisse stossen.
Nachdem Frick im Jahre 1835 thonglimmerschiefer- oder wohl
vielmehr thonschieferartige Gesteine von Goslar am Harz, von Ben-
dorf bei Coblenz und von Lehesten in Thüringen in einen durch
Salzsäure zersetzbaren und einen dadurch nicht zersetzbaren An-
theil getrennt hatte, unternahm Sauvage 1846 eine Reihe von Ana-
lysen ächter Thonglimmerschiefer der Ardennen (von Deville, Ri-
mogne, Montherme, Fumay und Charleville), aus welchen sich auch
für die mineralogische Zusammensetzung höchst werthvolle Auf-
schlüsse ergaben, indem die einzelnen durch verschiedene Säuren
zersetzbaieu und unzersetzbaren Antheile gesondert untersucht wur-
den. Zuvörderst zog er das etwa in den Schiefern enthaltene fein
vertheilte Magneteisen aus und behandelte sie alsdann mit Sals-
säure; dadurch wurden sie entfärbt und es löste sich ein chlorit-
artiger Gemengtheil auf; der Rückstand wurde mit concentrirter
Schwefelsäure übergössen, welche denselben theilweise auflöste; die
Lösung war eiu glimmerartiger Gemengtheil, während der noch blei-
bende unlösliche Rückstand aus Quarz und einigen feldspathigen
Theileu bestand.
Die mineralogischen Resultate aus diesen Untersuchungen sind :
1) Die Ardennenschiefer bestehen wesentlich aus einem, durch
Salzsäure zersetzbaren chloritartigen Mineral, einem durch Schwe-
felsäure zersetzbaren glimmerartigen Mineral und aus Quarz.
Es enthielten z. B. :
Schiefer
V. Deville
'Avtsetzbu durch
Salislore.
. 12.36
Xenietxbir diuch
SchwofeMiin.
43.34
i'nMmtxbarer
RMt.
44.30
?i
„ Montherme
. 21.69
45.49
82.92
?»
,. Charleville
. 27
30
43
„ Fumay .
Zirkel, Petrographie. D.
. 15-20
50
l
25-30
(0
4()r> Zusammen setzuDg der Thonglimmersohiefer.
■ 2) Der chloritartige Gemengtheil tritt als ein höchst feiner
graublauer und graugrüner Stauh auf, welcher die übrigen Be-
stand theile durchdringt und zugleich mit etwas Kisenoxyd, Mangan-
oxyd und organischer Materie die Farbe des Gesteins bedingt; seine
Menge schwankt in runden Zahlen zwischen 10 und 30 pct.
Die Zusanimenäotzung der durch Salzsäure zersetzbaren Ge-
mengtheile ist z. B. folgende :
Deville
Rimogne
Fumay
Charlerille
Kieselsäure .
25.73
27.64
27.70
29.29
T honerde . . .
17.H0
15.95
18.82
21.73
Eisenoxyd . .
8.25
—
8.88
—
Eisenoxydul . .
15.29
28.20
15.20
21.91
Manganoxydul .
2.43
—
—
1.71
Kalk . . . .
—
2.30
—
1.02
Magnesia
. 15.13
12.21
7.80
10.60
Kali . . . .
Natron . . .
1.20
1.45 1
—
0.89
Wasser . . .
14.08
12.16
21.60
12.85
100.00 100.00 100.00 100.00
Sauvage schliesst daraus, dass in dieser Substanz der Smmt-
Stoff der Kieselsäure und Thonerde sich zu dem der Monoxyde
und des Wassers verhalte wie 1:1.
3) Der fjrlimmerarti^re (lemengthoil (hauptsächlich wasserfreui
Thunenlesilicat) erscheint in der Gestalt kleiner glänzender Blitt-
chen und 8eine Menge beträgt 30 bis 50 pct.
4) Der (juarz, einschliesslich der geringen Menge von feldapatU-
gen Tlieilen bildet '26 bis 45 pet. des ganzen Gesteins.
Das als dünne Lamellen erscheinende Glininierniineral schont
nicht immer, verinuthlich sogar nur in wenigtMi Fällen der gewöhn-
liche Kali- oder Magnesi|i^linnner zu sein. Wie in dem Giimmcr-
schi<'fer so sind auch in dem Thonglinmierschiefer andere GlimoMr-
arten aiisj/ebildet , namt>ntlicb scheinen die Mineralien Damonrit,
l'aragonit, St-ricit in diesen (h'steint^n viel verbreitet zu sein, viel-
leicht auch der i\vr(»pbyllit 11 ermann 's. Die Schiefer von Fnmaj
und Muntbennt* (>nth»lten nach Sauvage ein Glimmennineral , wel*
chfs seiner /iisammensetzung nach den Paragoniten sehr ähnlich
ist, in dm Scbiffcni von Kimogne und Deville nähert dasselbe sich
ZusammenBetznng der Thonglimmenohielbr. 467
sehr dem Damourit. Zn bemerken ist indeesen, dass diese Glim-
mer sich durch Schwefelsäure zersetzen lassen, und sich durch
diese Eigenschaft mehr dem Magnesiaglimmer (Biotit) ansohliessen,
indem der gewöhnliche Kaliglimmer durch Schwefelsäure nicht zer-
setzbar ist. An der Gegenwart des feinyertheilten , hauptsächlich
färbenden Chloritstaubs ist wohl nicht zu zweifeln, um so weniger
als auch viele Glimmerschiefer deutlich chlorithaltig sind. G. Bi-
schof ist geneigt, die grOn färbende Substanz der gewöhnlichen se-
dimentären Thonschiefer für Grünerde zu halten. Der Feldspath-
gehalt der Thonglimmerschiefer scheint, wie es in der Natur der
Sache liegt, manchfachen Schwankungen unterworfen .zu sein. Sau-
vage berechnete die Zusammensetzung eines grünen Schiefers aus
dem östlichen Sibirien zu 33 pct. Ohlorit; 30 pct. Feldspath, 30
pct. Quarz, 7 pct. Thonerdesilicat.
Manche schwärzlichgrüne und schwärzlichblaue Thonglimmer-
schiefer scheinen wirklich, wie Naumann vermuthet, mit kleinen
Homblendenadeln erfüllt zu sein, womit auch in Zusammenhang
stellt, dass einige Thonglimmerschiefer in Homblendeschiefer über-
gehen. Dunkle Thonschiefer sind manchmal auch durch etwas Koh-
lenstoff gefärbt; von den blauen norwegischen Thonschiefem ent-
hält z. B. der von Haarsjö bei Röraas 2.725, von Haarteign bei
Hardangersvidden 4.33 Kohlenstoff. G. Bischof fand, dass manche
Thonglimmerschiefer mit Säuren ein deutliches Aufbrausen zeigen,
woraus auf einen Gehalt an kohlensaurem Elalk oder andern Car-
bonaten zu scbliessen ist.
Einige Thonglimmerschiefer besitzen diejenige Textur, welche
man sonst die porphyrartige nennt, indem sie krystallinische Kör-
ner von Quarz oder Feldspath eingesprengt enthalten ; auch finden
sich wohl grössere Glimmer- und Chloritblättchen. Derlei Gesteine
sind indessen verhältnissmässig selten. Andere accessorische Ein-
sprenglinge der Thonglimmerschiefer sind : Hornblende in kurzen
dünnen Säulcheu ; Magneteisenerz in kleinen Oktaedern und kry-
stallinischen Körnchen, z. B. in den Thonglimmerschiefem der Ar-
dennen bei Montherme und Deville; Duraas nennt solche Schiefer
Schistes aimantiferes ; die Oktaeder sind in die Länge gezogen und
deutlich vertheilt nach parallelen Linien in der Richtung ihrer
grössern Axen. Granat, so viel verbreitet in den Glimmerschiefem,
ist in den Thonglimmerschiefem sehr selten, z. B. bei Brixen in
468 Zusammensetzung der Thonglimmenchiefer.
Tyrol, bei Hyeres in der Provence; Tarmalin, ebenfalls selten, in
Böhmen bei Skrkawsky Skaly im südlichen Gebirgszuge an der
Iser zwischen Turnau und Bidschow; Eisenkies; Graphit, in man-
chen dieser Gesteine in ziemlicher Menge eingesprengt, so dass da-
durch Uebergänge in vollkommene Grnphitschiefer henrorgerofea
werden, z. B. bei Mautern, Kaiuersberg, Leoben und Bmok in
Steiermark. Auch noch andere Mineralien, wie Chiastolith, OttreGt
treten in den Thonglimmerschiefern hier und da in so grosier
Menge und so ausgedehnter Verbreitung auf, dass man solche Ge-
steine mit Recht als charakteristische Varietäten abgesondert bat
(vgl. unten).
Linsen, Nester, Wülste und Adern von Quarz bilden wie im
Glimmerschiefer, so auch im Thonglimmerschiefer sehr h&ofige ae-
cessorische Bestandmassen, oft von ziemlich bedeutendem Umfang,
in deren Begrenzung die Schieferung des Gesteins ebenfalls in mandi-
facher Weise verdrückt, gewunden und gestaucht erscheint.
Analysen von Thonglimmerschiefern.
I. Bläulichschwarzer, sehr frischer und glänzender Th. ohne
Quarz von Rothwaltersdorf in Schlesien. G. Bischof, G^logie 1.
Aufl. IL 995.
IL Bläulichschwarzer Th. ohne Quarz mit schimmernden
Schiefer ungsflächen, von Oppafall am Altvater in Schlesien. G. Wer-
ther, Mittheil, an J. Roth 1861 u. Journal f. pract. Chemie XCI.
1864. 330.
ni. Dunkelgrüner, glänzender Schiefer, Mittelgestein zwischen
grünem Schiefer und Grünsteinporphyr, ohne die eingeschlossenen
scheibenförmigen Feldspathpartieen (geglüht ; Glühverlust 3.4Ö pct.).
Zwischen Molins und Marmels in Graubündten. vom Rath, Zeitsdur.
d. d. geol. Ges. IX. 1857. 241.
IV. Dichter grünlichgrauer Schiefer, geglüht braonroth, epi-
dotführend, von Molins in Graubündten (geglüht; GlühverL 3.02).
vom Rath, ebendas. Ob ÜI und IV hierher gehören, ist zweifelhaft.
V. Grünlichgrauer Schiefer von Rimogne, Ardennen, nach
Abscheidung von 2.5 pct. Magneteisen. Sauvage, Ann. des mines
(4) VIL 1845. 421.
VI. Schiefer (gewöhnlicher schottischer Dachschiefer) vonBat-
lahulish, Schottland. Anderson, Pharmac. Centralblatt 1853. 592.
Zusammensetzung der Thonglimmergohiefor. 469
VII. Blaoschwarzer Schiefer von Bloomsten auf dem Har-
dangerfjeld, Norwegen. Kjemlf in Bischofs Geologie 1. Aufl. II. 1660.
I. u. m. IV. V. VI. *vn.
Kieselsäure 61.72 62.85 47.14 51.38 63.81 58.75 65.89
Thonerde 19.55 13.41 14.78 13.29 18.41 24.62 18.60
Eisenoxyd — 5.28 18.91 15.44 — — 1.37
Eisenoxydul 8.55 4.16 — — 7.36 6.86 —
Kalk 0.55 1.90 2.87 8.94 1.10 0.60 —
Magnesia 1.08 0.99 9.59 6.61 3.96 1.86 1.62
Kali I 2.50 6.16 1.05 2.27 3.48 3.55
Natron ( ^'^^ 2.80 0.16 3.99 0.98 0.96 1.59
Glühverlust 3.74 3.10 — _ -. 2^11 2.35 3.78
100.00 96.99 99.61 10Ö~7Ö~iÖäo'0 98.96 96^40
I enthält allen Kalk als Carhonat ; m 0.78 Schwefeleisen nnd
0.61 Kohlensäure. VII. 3.22 Kohle. Aus diesen Analysen geht her*
vor, dass die Zusammensetzung der Thonglimmerschiefer, wie es bei
solchen metamorphischen Gesteinen selbstverständlich ist, die gross-
ten Schwankungen zeigt. Das Verhältniss der Kiesels&ure zu den
Basen, die Menge der Thonerde, das gegenseitige Verhältniss der
Alkalien, alles weist die grössten Unregelmässigkeiten auf. YTenn man
bedenkt, dass der Kieselsäuregehalt der oben erwähnten Glimmer*
mineralien 45 — 50 pct. beträgt, dass dieser noch beträchtlich durch
den Chlorit hinabgedrückt wird, der nicht einmal 30 pct. Kiesel-
säure besitzt, so muss die Mehrzahl dieser Thonglimmerschiefer
nicht unbeträchtliche Mengen von Quarz und Feldspath enthalten.
Der Schiefer unter Haarteign am Hardangersvidden hat nach Kjerulf
sogar 74.13, der von Haarsjö bei Röraas 72.91 pct. Kieselsäure
(Joum. f. pr. Chemie LXV. 1855. 193). Auch der Glührerlust
schwankt hin und her, K. v. Hauer fand in einem Schiefer östlich
von Mezihor in Böhmen sogar 8.8 Glühverlust. Der Glühverlust
der Analysen beruht wahrscheinlich neben dem Wasser auch auf
organischer Substanz.
Das specifische Gewicht der Thonglimmerschiefer zeigt eben-
sowenig eine Constanz; bläulichgrauer Schiefer vom Lengefelder
Vorwerk bei Eichgrün im Voigtland wog 2.640, grünlichgrauer
Ardennenschiefer von Deville 2.788, von Rimogne (V) 2.790, dich-
ter giüner Schiefer von Molins in Gbraubündten (IV) 2.923, dun-
470 Fältelung u. transversale Schieferunj? d. Thonglimmerschiefer.
kelgrüner glänzender Schiefer zwiBchen Möllns nnd MarmelB (TS)
2.940. Die Härte ist meistens nicht bedeutend.
pie Thonglimmerschiefer sind stets schieferig, und wenn auch
dann und wann weniger vollkommen, immer aber sehr deutlich
spaltbar. Es gibt ausgezeichnet glatt und ebenflächig spaltbare
Thonglimmerschiefer, welche man wie die ähnlich beschaffenen ge-
wöhnlichen Thouschiefer als Dachschiefer bezeichnet. Häufig beob-
achtet man auf den SpaltüngsHächen eine feine parallele Fältelung,
welche oft so zart ist, dass sie als geradlinige Streifung erscheint,
oder erst mit der Loupe deutlich erkannt werden kann. Die Fäl-
telung oder Streifung dieser Schiefer (schistes stries oder satin^
der Franzosen, striated slates der Engländer) soll, wie schon früher
bemerkt, nach Sedgwick und Mui'chison (Transactions of geol. soc
1840. 655), denen sich Naumann (Geognosie I. 434) anschliesst,
in einer linearen Streckung der Gemengtheilc begründet sein, nach
V. Cotta (Grundriss der Geogn. u. Geol. 1 20) ist sie vielleicht dureh
einen seitlichen Druck hervorgebracht (vgl. dafür auch Boblaye,
Bull, de la soc. geol. X. 228). In seltenen Fällen sind es zwei
Systeme von Fältelungen, welche 'sich unter irgend einem Winkel
durchschneiden. Die Fältelung ist indessen keineswegs bei allen
Thonglimmerschiefern ausgebildet, es gibt grosse Gebiete, in denen
sie gänzlich vermisst wird. In andern ist sie dagegen sehr ver-
breitet und hält oft auf lange Strecken mit merkwürdiger Ck>n8tans
ihre Richtung fest; auch ist noch der sonderbaren Erscheinung xn
gedenken, dass sie bisweilen nui* in gewissen Schichten auftritt und
in den angrenzenden vollständig fehlt.
Die transversale Schieferung ist bei den Thonglimmerschiefern
weit seltener, als bei den Thonschiefern des Silur und Devon;
sehr häufig ist sie nach Hennezel und Sauvage in den Ardennen-
schiefern, währcud sie in den 'i'honglimmerschiefergebieten Norwe-
gens und des Erzgebirges nach Naumann zu den Seltenheiten gehört
(ein ausgezeichnetes Beispiel wird aus einem Steinbruch bei Marbaeh
unweit Nossen in Sachsen erwähnt). Je mehr sich der Thonglimmer-
schiefer den gewöhnlichen klastischen Schiefern nähert, desto mehr
ist dieses Texturverhältniss an ihm zu beobachten, wogegen die glim-
merschieferähnlichen Varietäten gänzlich frei davon zu sein scheinen ;
sie ist demnach vermuthlich da, wo sie ursprünglich ausgebildet war,
durch die metamorphosirenden Vorgänge verwischt worden.
Uebergänge der Thonglimmerschiefer. 471
Mit der transversalen Schieferang steht höchst wahrsoheinlioh
im Zusammenhang, dass in den stark gestreiften oder geföltelten
Thonglinim erschief ern neben der Hanptspaltbarkeit sich noch eine
zweite Spaltbarkeit zeigt, deren Ebene der Streifnng parallel ist
und die Hauptspaltungsflächen unter irgend einem Winkel durch-
schneidet, weshalb solche Gesteine beim Zerschlagen in stengelige,
griffeiförmige oder gröbere scheitförmige Bmchstücke aerspringen.
Durch Uebergänge steht der Thonglimmerschiefer mit man-
chen, ja mit den meisten schieferigen Gesteinen in Yerbindnng.
Namentlich sind es zwei Gesteine, in' welche häufige Uebergänge
stattfinden, der krystallinische Glimmerschiefer und der klastische
gewöhnliche Thonschiefer, zwischen welchen der Thonglimmerschie-
fer petrographisch und geologisch in der Mitte steht, indem er
einerseits sich aus dem Thonschiefer krystallinisch entwickelt und
andererseits fähig ist, sich in den phanerokrystalünischen Glimmer-
schiefer umzuwandeln; er ist »ein umgebildeter Thonschiefer und
ein noch nicht fertiger Glimmerschiefer« ; mit Naumann könnte man
einen Thonglimmerschiefer von einem Glimmerthon-
schiefer unterscheiden, von denen der erste dem Glimmerschiefer,
der zweite dem Thonschiefer näher steht. Um die mehr glimmer-
schieferai'tige krystallinische Textor hervorzuheben, haben wir unser
(lestein im Allgemeinen Thonglimmerschiefer genannt. Die geologi-
sche Mittelstellung des Thonglimmerschiefers wird später erörtert
werden. Andere Uebergänge sind in Chloritschiefer, Talkschiefer,
Quarzitschiefer, Wetzschiefer, in Homblendeschiefer und Grünstein-
schiefer ; Uebergänge in Turmalinschiefer nach der Granitgrenze zn
erwähnt Jokely von Brettmühl, Halbmeil, Sobieferhütten u. s. w.
im böhmischen Erzgebirge; auch in gneissartige Gesteine vermag
der Thonglimmerschiefer überzugehen.
Es sind nun noch mehrere Varietäten des Thonglimmerschie-
fers zu betrachten, welche durch eigenthümliche accessorische Mine-
ralien hervorgebracht werden. Seitdem man das geologische Auf-
treten dieser Schiefergesteine genau stndirt hat, ist es keinem
Zweifel mehr unterworfen, dass sie metamorphisohe Gebilde sind,
welche im Contact mit Eruptivgesteinen durch hydrochemische Um-
wand lungsprocesse hervorgebracht wurden. Sie finden sich stets in
der unmittelbaren Umgebung solcher massiger Gesteine und ver-
laufen nach aussen in gewöhnliche Schiefer, indem die eingespreng-
472 Chiastolithschiefer.
ten GoDtactmineralien sich allDiählich yermindem. Hanptsftchlich
sind es folgende, mit besonderin Namen bezeichnete Schiefer:
Chiastolithschiefer (schiste macle, schiste maclifere),
ein dunkelfarbiger, graulichschwarzer oder bläulichschwarzer, meist
sehr homogen erscheinender Schiefer, in welchen viele Chiasiolith-
krystalle eingewachsen sind. Der Querbruch der sänlenflSrmigen
Krystalle lässt manchmal das charakteristische schwarze Krem,
welches sich in der Mitte und an den vier Enden verdickt, erkenneo
(deshalb erscheinen die Kanten gewöhnlich schwarz), im Längsbrneh
kann mau mitunter beobachten, dass die schwarze Masse in der
Mitte der Krystalle nicht überall von gleicher Dicke ist, sondern
dass sie sich entweder von einem Ende gegen das andere hin, oder
von beiden Enden gegen die Mitte hin allmählich verscbmftlert;
das schwarze Kreuz besteht meistens aus derselben Thonschiefer-
masse, welche den Krystall umhüllt, manchmal scheint es nur eine
kohlige Substanz zu sein (welche auch den Thonschiefer ftlrbt),
denn durch Glühen wird der ganze Chiastolithkrystall weiss. Dür.
rocher hat über diese seltsamen Krystalle sehr schätzbare Unter-
suchungen in seiner Abhandlung über den Metamorphismofi der
Gesteine angestellt, in welcher auch die übrigen metamorphiseben
Schiefer behandelt werden. Die Chiastolithkry stalle liegen gewöhn-
lich richtungslos in der Thonschiefermasse zerstreut, bisweilen riod
sie den Schieferungsflächen parallel gelagert, meistens wird die
Schieferung durch dieselben nicht gestört. Die Chiastolithschiefer
finden sich als Zonen um Granitablagerungen, obschon sie nicht ge-
rade immer die allernächste Umgebung bilden, und könnten, da
sie sehr häufig wenig krystallinisch erscheinen, vielleicht mit dem-
selben Recht den klastischen Thonschiefem zugezählt werden, wenn
nicht das Auftreten der Chiastolithe darauf hindeutete, dass in
diesen Schiefern umkrystallisirende Processe wenigstens begonnen
haben. Durocher führt an, dass gerade die am mindesten glim-
merig gewordenen Schichten die schönsten Chiastolithe enthalten,
so dass die Umstände, welche die vollkommen krystallinisch -schie-
ferige Ausbildung der Masse bewirkten, einer Entwicklung der
Chiastolithe nicht sehr günstig gewesen zu sein scheinen. Pooillon
Boblaye hat inmitten der Chiastolithschiefer von Les Sallee de
Rohan bei Pontivy, Morbihan, viele Petrefacten, namentlich Orthis
und Calymene aufgefunden, wodurch die Herausbildung aus ge-
Ghiastolithsohiefer. 478
wohnlichem Thonschiefer onwiderl^Uob erwiesen ist (vgl. llnstitut
1838. 74). Bisweilen haben die Cbiastolithschiefer allerdings schon
einen mehr glimmerschieferartigen Habitus erlangt.
Grosse Krystalle finden sich in den Chiastolithschiefern der
Bretagne, namentlich uta St. Brienx, bei Salles de Rohan, um Roche-
fort und Reden. Ausgezeichnet sind die Ghiastolithschiefer in den
Pyrenäen entwickelt: in den Umgebungen von Pragneres in der
Vallee de Bareges zwischen Luz und G^dre (schwarze glasige und
frische Krystalle) ; im Cirque de Troumouse am Ursprung des H^-
Thals, am Pic von Montaigu oben im Thalchen von Labassöre,
am Pic du midi de Bigorre ; beim Weiler Pradviel im Lnohon-Thal,
in den Umgebungen von Lasbordes und Benous im Yal d^Aran (dem
obersten spanischen Garonne-Thal) ; am Hospiz von Yenasqne und
am Port de la Giere zwischen Luchon und der Maladetta; in der
Schlucht, welche vom Port de la Pez nach dem spanischen GKstain-
Thal hinnnterzieht, kommen 6 — 8 Zoll lange und 9 — lOLin. dicke
Säulen vor ; auf der Höhe des Port de Saleix zwischen Anlus und
Yicdessos (weisse d&nne zerreibliche Krystalle) ; am Berge von Golas
nördlich von Portet im Thal von CastQlon enthalten auch graue
Kalksteine bis zu 3 Zoll lange Chiastolithe, zahlreiche derselben um-
schliesst auch der Kalkstein zwischen Lacus und Hennemorte im
Ger- Thal. Ebenfalls erscheinen schöne Chiastolitlie bei S. Jago de
Compostella in der Sierra Morena Spaniens, bei GogoUndo in Gua-
dalaxara, bei Somosierra in Segovia, in der Serra de Marao in
Portugal. Bekannt sind die langen dünnen Säulchen ans den Thon-
schiefem von Schamlesberg bei Gefrees im Fichtelgebirge. Chiasto*
lithschiefer treten ausserdem auf in Sachsen bei Strehla, bei Leuben
zwischen Berba und Dobschütz, bei Mechelsgrfln, hier und da im sftoh-
sischen Yoigtlande ; bei Bräunrode und Greifenhagen am Unterharz ;
bei Jvy-Bridge in Devonshire, Agnavanagh in der irischen Grafschaft
Wicklow. Nördlich von Christiania bei Hongshammer, Kirkebye, Oest-
bye erscheinen in der Nachbarschaft der Granite in den schwarzen
silurischen Alaunschiefem Chiastolithe. Ausgezeichnet durch schöne
und grosse Kr^'stalle zu Sterling und Lancaster in Massachusetts.
Staurolithschiefer, ein glimmeriger Thonschiefer mit
Staurolithkr^'Btallen findet sich an mehrem Punkten in den Pyrenäen,
z. B. im Thale von Bareges; bei Goadrix und Goray bei Rosporden
in Finistere u. a. 0.
474 Ottrelitschiefer, Dipyrschiefer, Knotenschiefer.
Ottrelitschiefer (schiste ottrelitique), graue Schief«, in
welchen kleine sechsseitige, gi'ünlichgraue bis schwärzUchgrüne Ot-
trelitblättchen nach allen Richtungen liegend eingewacbaeo smd;
clie Breite der Ottrelittäf eichen übersteigt nicht eine Linie, sie
haben einen wachsartigen Glasglanz und sind bei grosser Dflnne
durchscheinend. Damour erhielt: Kieselsäure 43.52; Thonerde 23.89;
Eisenoxydul 16.81 ; Mauganoxydul 8.03 ; Wasser 5.62 (Annales des
mines (4) II. 1842. 357). Diese Schiefer finden sich in den Ar-
dennen, namentlich zu Ottrez unweit Stavelot, an der Grenze von
Luxemburg und Lüttich ; Gümbel beobachtete ganz dieselben Ottre-
litschiefer bei Grünberg, Ebnat und Schwarzenreut in der bayeri-
schen Oberpfalz ; auch zwischen Aste und Louvie-Soubiron im Os-
sauthal der Pyrenäen erscheinen charakteristische Ottrelitschiefer.
Nach Dana (Manual of geology 77) kommt Ottrelitschiefer sn Bil-
lingham, Massachusetts, vor. Der Ottrelitschiefer aus der Gegend
von Stavelot enthält nach Denis Trilobitenreste, ein Zeichen f&r
den sedimentären Ursprung auch dieses Schiefers.
Dipyrschiefer, Schiefer mit vielen kleinen Dipyrkrystallen
erfüllt und bis jetzt ausschliesslich aus den Pyrenäen bekannt: ein
zersetzter thonig talkiger Schiefer bei der Mühle von Libarens auf
dem rechten Ufer des Saison unweit Mauleon (Basses-Pyrenees) und
sodann ein schwarzer Schiefer auf dem rechten Ufer des Lea nahe
bei der Eisenschmelze von Angoumer, nach dem Dorf Lnaenac so,
Ariege. Der Dipyr erscheint häufiger als Coutactmineral in den
pyrenäischen Kalksteinen, z. B. gleichfalls bei Libarens, bei Lontrin
unfern Angoumer und in höchst ausgezeichneten Krystallen, welche
Descloizeaux eingehend untersuchte, an der Brücke von Pouzac nörd-
lich von Bagueres de Bigorre am Adour.
Knotenschiefer, Fruchtschiefer, Garbenschie-
fer, Fleckschiefer. In den Schiefern stellen sich kleine Con-
cretiouen von eigenthümlicher Beschafi'enheit, Härte und Farbe ein«
Bald sind es hirsekorngrosse dunkel gefärbte Concretionen, welclie
auf den Spaltuugsfiächen oft in grosser Anzahl als kleine flache
Knötchen hervorstehen (Knotenschiefer), bald längliche getreide-
kornähnliche Concretionen einer schwärzlichgrünen oder schwärz-
lichbraunen feinkörnigen, schwach schimmernden Substanz, welche
ihrem Aeussem und zufolge Kersten auch ihrer Zusammensetzong
nach grosse Aehnlichkeit mit dem Fahlunit besitzt (Fruchtschiefer).
Knoteuschiefer, Fleckschiefer. 475
Karsten fand darin: Kieselsäure 42.50; Thonerde 22.30; Eisen*
oxydul 18.00; Manganoxydul 3.60; Magnesia 3.10; Kali Spur;
Wasser 10.00 (99.50) (N. Jahib. f. Min. 1844. 351). Die Kömer
des Fruchtschiefers sind oft in Form von Aehren oder Garben an-
einandergereiht, welche mitunter mehrere Zoll lang werden (Gar-
benschiefer), manchmal auch finden sich büschelförmige Kömerag-
gi'egationen. Delesse glaubte in diesen weizenkomäbnlichen Con-
cretionen unentwickelte Chiastolithe erkennen zu dürfen. Hierher
sind auch wohl die schwarzen undurchsichtigen linsenförmig ge-
stalteten Knoten zu rechnen, welche sich in den Grauwacken-
schiefern der Bretagne entwickelt haben und von Durocher als
fausses macles aufgeführt wurden, um sie als unfei*tige Chiastolithe
zu bezeichnen; sie haben 3 — 4 Mm. Länge und 1 — 2 Mm. Dicke
imd liegen oft in sehr grosser Menge in den Schiefem, manchmal
mit ausgebildeten Chiastolithen zusammen. Es ist noch näher dar-
zuthun, ob alle diese Gebilde tlberhaupt nach einer stöchiometrischen
Formel zusammengesetzt sind. Fleckschiefer nennt man diejenigen
Gesteine, welche Flecke einer unregelmässig begrenzten, schmatang
dunkelgrün oder auch lichter gefärbten Substanz besitzen, wodurch
das Gestein wie gesprenkelt erscheint; es ist dies yielleicht das
erste Stadium der beginnenden Umwandlung; aUe diese Sehiefei*
hängen mit einander zusammen und sind durch Uebergänge unter-
einander verbunden. Meistens besitzen sie schon einen sehr glim-
merschieferartigen Habitus, indem sie eine deutlich feinschnppig-
krystallinische Textur aufweisen ; bei dem vollkommensten Garben-
schiefer ist auch die Schiefermasse schon so umgewandelt, daas de
fast wie ein ächter Glimmerschiefer erscheint. In höchst ausge-
zeichneter Weise ist der Uebergang aus gewöhnlichem bläulich*
schwarzem sedimentärem Thonschiefer durch Fleckschiefer, Knoten-
schiefer in einen nahezu vollständig glimmerschieferartigen Frucht-
schiefer zu beobachten, wenn man in dem pyrenäischen Val d^Astau
nach dem malerischen Lac d'Oo (oder Lac de Seculejo) empor-
steigt und sich den Graniten der Centralkette nähert.
(irosses Interesse verdienen die merkwürdigen Resultate der
Untersuchungen von Carius, welcher bei der Analyse einer von
Naumann in der Gegend von Lengefeld in Sachsen gesammelten
llcihe von derlei Uebergangsgesteinen aus gewöhnlichem Thonschie-
fer durch Fleckschiefer, Fruchtschiefer in dichten kiystallinischen
476 Uebergang von Thonschiefer in Knotensohiefer und Comobitiiii.
Comubianit (S. 418) fand, dass dieselben alle eine fast ginslioh
übereinstimmende Zusammensetzung besitzen, somit diese Metamor-
phose einzig und allein in einer innern Umkrystallisinuig der ge-
gebenen Stoffe bestanden hat : es trat zur Bildung der Concretionen
keine neue Substanz hinzu, sondern es erfolgte lediglich eine ver-'
schiedene Anordnung der bereits in dem Gestein existirenden Be-
standtheile (Ann. der Chem. u. Pharm. XCIV. 1855. 45).
I. Bläulichgrauer, anscheinend ganz gewöhnlicher Scbiefer,
ohne Glimmerblättchen. Eichgrün.
II. Unvollkommen-schief eng, blaugran mit rundlichen brannen
Concretionen, welche kleine Glimmerschüppchen einschliessen, west-
lich von Eichgrün, nach dem Granit zu.
III. Röthlichgrau mit grauen, glimmerreichen Concretioiieii.
Zwischen Eichgrün und der Mühle von Schreiersgrün, 2 — 3000 F.
näher dem Granit.
IV. Nicht schieferig, röthlichgraue Grundmasse, mit Lagen
einer grauen, krystallinischen, glimmerreichen Substanz ; Lange Leithe,
nördlich von Schreiersgrün.
y. Krystallinisch, graublau, mit Concretionen von Glimmer-
schüppchen. Mühle von Schreiersgrüu, 600 F. vom Granit.
VI. Aeusserst fester, krystallinischer Comubianit. Rebengrün
am Granit.
I.
II.
m.
IV.
V.
VL
Kieselsäure . . .
59.38
60.03
60.61
63.17
60.00
61.39
Thonerde
22.07
19.11
24.05
19.29
24.10
20.80
Eisenoxydul . . .
6.82
7.37
5.69
4.93
6.44
6.61
Manganoxydul .
0.27
0.14
0.28
0.54
0.14
0.25
Kalk
0.24
1.17
0.41
0.39
0.17
0.90
Magnesia . . .
3.61
2.19
1.78
1.60
1.87
2.10
Kali ....
3.85
3.78
3.65
4.19
2.80
2.97
Natron
2.11
3.20
0.78
1.83
2.09
3.26
Wasser . . .
. 3.47
3.99
3.30
3.96
2.75
1.48
101.82
100.98
100.55"
99.90
100.36
99.76
Es ergibt sich aus diesen schätzenswerthen Analysen mit der
gi'össten Bestimmtheit eine sich gleichbleibende Zusammensetzung
der nmkrystallisirten Schiefer. Die Schwankungen sind kaum be-
deutender^ als sie überhaupt bei derlei Bauschaiialysen vorkommen.
Enotenschiefer, Fruchtsohiefer, Spilosit. 477
Cpquand untersuchte die Uebergangsreilie aus den unveränderten
pyrenäischen Schiefem in den Dipyrschiefer und erhielt dasselbe
Ergebniss (Bull, de la soc. g6o\. XII. 1841. 322).
Solche metamorphische Gebilde finden sich in Sachsen vor-
züglich an den dem Granit und Syenit angrenzenden Rändern der
Schieferzone des linken Eibufers (z. B. Knotenschiefer in glinuner-
schiefer- und gneissähnliche Gesteine übergehend an der Syenit-
grenze zwischen Wesenstein und Lenben) ; auch im sächsischen
Voigtlande, z. B. um die Lauterbacher und Eirchberger Granit-
partieen. Ausgezeichnete Fleck- und Garbenschiefer erscheinen
gleichfalls zwischen Wechselburg und Penig. In den zunächst an
den Granit grenzenden Fruchtschiefem stellt sich auch wohl Feld-
spath ein; man könnte mit H. Müller der Analogie nach solche
Gesteine Fruchtgneiss nennen. Charakteristische Fruchtsohiefer,
die in einer mikrokrystallinischen gelblichgrauen Grondmasse ge-
treidekorngrosse grünlichgraue Körner (ein inniges Gemenge von
Quarz und einem chloritartigen Mineral) enthalten, sowie auch
Fleckschiefer fand Jok^ly in der Gegend von Wietitas, Wondkow,
Hradec in Böhmen.
Spilosit nannte Zincken am Harz vorkommende eigenthüm-
liche metamorphische Schiefer von grauer Farbe, die mit lahllosen
dunkeln Kömchen erfüllt sind. Krantz erwähnt Gesteine, denen von
der Heinrichsburg im Harz ganz ähnlich, von der Küste di Morti-
gliana im Westen der Insel Elba; dort südlich vom Cap Pomonte
erscheint auch eine andere Varietät, in der die Körner bandartig
verlaufen und verschwinden, welche Zincken Desmosit nannte
(Karstens und v. Dechens Archiv XV. 1841. 395).
Schalsteinähnlichen Thonschiefer nennt Naumann
(Geognosie I. 543) einen gewöhnlichen Thonschiefer, in den zahl*
reiche rundliche oder eckige Körner und Mandeln von Kalkspath ein-
gesprengt sind, wodurch er bald eine porphyrartige, bald eine
mandelsteinartige Textur gewinnt, und manchen Diabas-Schalsteinen
sehr ähnlich wird. Die ganze Masse scheint von kohlensaurem Kalk
durchdrungen zu sein, der auch manchmal kleine Trümer und Adern
in dem Gesteine bildet. Ausgezeichnet tritt er in Sachsen auf bei
Nossen und Zella.
Eingehende Untersuchung verdienen noch die sog. grünen
Schiefer, welche namentlich in den Alpen eine so grosse Bolle
478 Sericitschiefer.
spielen, von denen manche mit Grünsteinen in Yerbindtiiig stehen,
manche den Chloritschiefern verwandt zu sein scheinen.
Sericitschiefer. Auf das engste schliessen sich an die
gewöhnlichen Thonglimmerschiefer, von denen sie nur eine Ahart
bilden, die schieferigen Gesteine des Taunus an, welche man früher
als Chloritschiefer und Talkschiefer bezeichnete, und welche durch
List mit dem Namen Beiicitschiefer belegt wurden," weil sie ein
eigenthümliches, glimmerartiges damouritähnliches Mineral von
gelblich weisser bis lauchgrüner Farbe und seidenartigem Glanz,
den Sericit enthalten. Ein Sericit von Naurod enthielt: KieseLi&nre
50.00; Thonerde 23.65; Eisenoxydul 8.07; Magnesia 0.93; Kalk
0.63; Kali 9.11; Natron 1.75; Wasser 3.44; Fluor 1.22; Phoe-
phorsäure 0.31; Titansänre 1.59 (100.70). Der Sericit schliesst
sich dem Kaliglimmer an, von welchem ihn der geringere Thon-
erdegehalt unterscheidet. Er bildet den vorwaltenden Gemengtheil
der Sericitschiefer, welche ausserdem noch Quarz und Feldspath
(den List für Albit erachtet) enthalten. Krystallisirter Quarz und
Feldspath durchziehen sehr häufig das Schiefergestein, z. B. am
Sonnenberg bei Wiesbaden. Auch Magneteisen ist in sehr feinen
Körnchen eingesprengt.
liist unterscheidet drei Varietäten von Sericitschiefer des Taunus:
a) violetter Schiefer, violett oder blänlichroth, ziemlich dünn-
schieferig, sehr weich und von seidenartigem Schimmer, fettig an-
zufühlen. Nach der Behandlung mit verdünnter Salzsäure bleiben
schwach grüiilichweisse Krystalkchüppchen zurück. Spec. Gewicht
2.882. Schmilzt vor dem Löthrohr unter Aufl>lähen zu grauem
blasigem Email.
b) grüner Schiefer ; graulichgrün gefärbt, meist nur in ziem-
lich dicken Platten spaltbar, aber auf dem Querbruch dünnschie-
ferig ; mit Quarzkömern, feinzertheiltem Magnet eisen und einem
zwillingsgestreiften Feldspath ; von ziemlich deutlicher krystallini-
scher Textur, häufig mit Fältelung versehen ; härter und fester als
die violetten Schiefer. Spec. Gewicht 2.788. Schmilzt an den Kan-
ten zu halbdurcliHichtigem Glas.
c) gefleckter Schiefer; gelblichweiss und grünlichweiss mit
grünen Flecken ; in dümiere Platten spaltbar, als die vorhergehende
Varietät, auch ziemlich dünnschief erig, meistens weich und mehr
oder weniger zersetzt. In ihm finden sich meist die Quarz- und
Serioiticbiefer.
479
Feldspathtrümer, auch viel Quan and Feldspaih als krystallimscbe
Kömer ausgeschieden ; vorwiegend von feinkörniger Tertur. Spec.
Gewicht 2.684. List betrachtet diese Varietät als zersetzte grfine
Schiefer.
Zusammensetzung des violetten Schiefers vom Nerothal bei
Wiesbaden (I), des grünen Schiefers von der Leichtweisshöhle im
Nerothal bei Wiesbaden (11), des gefleckten Schiefers aus dem Son-
nenberger Steinbruch (UI) (Ann. d. Ghem. u. Pharm. 1852. 192,
198, 269).
I.
11.
ni.
Kieselsäure . . .
55.84
60.22
70.9»
Thonerde . . .
15.62
15.96
18.77
Eisenozyd . . .
4.86
1.11
0.88
Eisenoxydul . .
8.25
4.94
3.91
Kalk
0.50
2.20
0.41
Magnesia . . .
1.89
2.67
0.37
KaH
6.13
2.58
4.81
Natron ....
1.70
6.71
3.13
Wassern. Fl» Si . .
5.19
2.13
1.50
Titansäure . . .
0.51
1.49
0.14
99.99
loordi
99.41
IT enthält noch 0.04 Phosphorsäure, 0.06 KupferozyduL List
veranstaltete auch Sonderanalysen der löslichen and unlöslichen
Theile; die unlöslichen 81.11 pct. in I betrachtet er als zusammen-
gesetzt aus 1 0 Theilen Sericit und 4 Theilen Quarz. Der unlösliche
Rückstand von 93.20 pct. in Analyse 11 besteht nach ihm aus 10
Hornblende, 18 Sericit, 6 Quarz, 60 Albit.
In den Salzburger Alpen fand Lipoid, in Obersteiermark bei
Murau Rolle deutliche Sericitschiefer.
Die Schichtung des Thonglimmerschiefers ist fast immer sehr
deutlich; bald ist sie ebenflächig, bald wellenförmig, bald in sehr
verworrenen Krümmungen hin und her gewunden. Naumann fuhrt
((leognosie 11. 118) »höchst auffallende und wahrhaft unbeschreib-
liche Windungen« der Thonschieferschichten an von den Felsen
des Mulde-Ufers bei Oberhasslau zwischen Zwickau und Schneeberg.
Mancherlei Einlagerungen, ähnlich denen in den Gneissen und
Glimmerschiefern finden sich in den Thonglimmerschiefem, im ganzen
sind sie indessen weniger häufig und auch von geringerer Mächtig-
480 rjageriingsweise und Verbreitang der Thonglimmerschiefer.
keit und Ausdehnung, als in jenen Schiefergesteinen. Quandt und
Quarzitschiefer bilden die häufigsten Einlagerungen (sb. B. in der
Gegend von Lössnitz und Hartenstein in Sachsen, im E^rer Kreis
in Böhmen, wo bei Abtsroth und Schönwerth Graphitschiefer mit
den Quarzitschielern verbunden sind, zu Weikersdorf in Mfthren),
auch Gneisslager und -Stöcke (z. B. bei Tanneberg, Munzig und
Herzogswalde in Sachsen, bei Hirschberg und Tiefengrün im BeoB-
sischen nach Naumann). Kalksteine, Glimmerschiefer, Grünsteine
und Grünsteinschiefer, Erzlager sind ebenfalls als Einlagerungen im
Thonglimmerschiefer bekannt.
Der Thonglimmerschiefer hat seine hauptsächlichste Lagemng
über dem Glimmerschiefer, sei es dass beide mehr oder weniger
horizontal liegen, sei es dass sie ein fächerförmiges oder giebel-
förmiges Schichtensystem darstellen, wobei meistens, wie früher
angedeutet, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer durch all-
mähliche Uebergänge mit einander verbunden sind. Die untern,
zunächst dem Glimmerschiefer gelegenen Gesteine, welche oft in
ihrer Beschaffenheit sich noch sehr diesem nähern, hat man auch
Phyllite (vgl. S. 464) genannt, während nach oben zu die mehr
feinkrystallinischen Thonschiefer folgen, welche gar nicht selten
schliesslich durch kaum bemerkbare Uebergänge in klastische Ver-
steinerungen führende Thonschiefer verlaufen.
In manchen Ländern suid die Thonglimmerschiefer sehr ver-
breitet. Im Erzgebirge bildet er den äussersten Mantel des kry-
stallinischen Centralgebirges. Der Taunus, die Ardennen und Ce-
vennen bestehen zum grössten Theil aus diesen Schiefern, gleich-
falls setzt ei in Schlesien ansehnliche Gebiete zusammen. In Böh-
men und Mähren, in den Alpen, den Pyrenäen, in Schottland und
Irland, in Spanien und Ungarn sind beträchtliche Kegionen aus
Thonglimmerschiefer gebildet, ebenso im mittlem Norwegen, wo er
auf dem Filefjeld und Dovreljeld weit verbreitet ist. Ein grosser
Theil von Daghestan, des Altai und der Insel Nowaja Sem^a sind
ebenfalls aus solchem Sclüefer aufgebaut.
Sauvage, Schiefer der Ardennen, Annales des minog 1846. VII. (4)
411 und N. Jahrb. f. Min. 1846. 489.
Bischof, Schiefer von Glatz in Schlesien, ehem. u. phys. Geologie
1 Aufl. II. 999.
Kjornlf, Thonglimmerschiefer aus Norwegen (Anal.) in Bischofs Geo-
logie 1. Aufl. II. 1660 und Journ. f. pr. Chem. LXV. 1865. 198.
Thonglimmer8ohiefer. 481
C. V. Hauer, Thonglimmerschiefer aas Böhmen (AnaL), Jahrb. d.
geol. R.anst. VI. 1855. 688. 706.
G. vom Rath, Schiefer aus Graubündten, Zeitschr. d. d. geoL Ge«.
IX. 1857. 241.
Studer, grüne Schiefer, Geologie der Schweiz I. 386.
Jokely, Thonglimmerschiefer, Frucht- und Fleckschiefer in Böhmen,
Jahrb. d. geol. R.anst. VI. 1855 687. VIII. 1857. 533. Thon-
glimmerschiefer des Egerkrei«es VII. 1866. 486 und 508.
V. Hochstetter, Dachschiefer (Urthonschiefer) vom Ziegenruckberg
bei Rabenstein im Egerkreis Böhmens/ Jahrb. der geol. Kanst.
VII. 1856. 466.
Terreil, Thonglimmerschiefer von Petit-Coeur bei Moutiers, Taren-
taise, Comptes rendus LIII. 120.
Carius, Analysen, Ann. d. Chem. u. Pharm. XCIV. 1866. 53.
V. Chnrpentier, Chiastolithschiefer, Essai sur la constit. g6ogn. des
Pyrenees 1823. 193. Dipyrschiefer ebend. 337.
Dufrenoy u. £lie de Beaumont, Chiastolithschiefer der Bretagne,
Explic. d. 1. carte geol. d. 1. Fr. I. 206.
Durocher, Chiastolith- und Knotenschiefer, Bull, de la soc. g6oL
f2) 1846. III. 546.
Boblaye, petrefactenführender Chiastolithschiefer, Bull, de la soc.
geol. X. 227.
Damour, Ottrelitschiefer, Annales des mines (2) IL 867 u. N. Jahrb.
f. Min. 1844. 479.
Thomson, Ottreiit, Annais of New York IX und N. Jahrb. f. Min.
1833. 430.
Descloizeaux, Ottrelitschiefer, Annales des mines (4) 11.861; über
Dipyr vgl. Manuel de mineralogie I. 226.
Gümbel, Ottrelitschiefer in Bayern, Correspondenzblatt des zooL-
mineral. Vereins zu Regensburg 1853. 153.
Delcsse, Dipyr von Mauleon, Annales des mines (4) IV. 1843. 609;
Comptes rendus XVIIl. 944.
Coquund, Dipyrschiefer, Bull, de la soc. g^ol. XII. 1841. 822.
Kcrsten, Knotenschiefer, Journal f. pr. Chemie XXI. 108; und N.
Jrthrb. f. Min. 1856. 595.
Naumann, über Knotenschiefer, Erläuterungen zur geogn. Karte
von Sachsen 1838. II. 264 und 1845. V. 50.
Müller, Knotenschiefer, Berg- u. hüttenmann. Zeitung 1858. 107.
List, Soricitscliiefer, Jahrb. d Ver. f. Naturk. im Herzogth. Nassau
1850. VI. 126 und 1852. 128. Annal. der Chem. u. Pharmac.
LXXXI. 1852.
Lipoid u. Rolle, Sericitschiefer in den Alpen, Jahrb. der geol. R.-
anst. 1854. 201 und 359.
Zirkel, Petrographle. 11. 81
482 Itacolumit.
Itnc^lmlt.
Ein schieferiges Gemenge aus kleinen und feinen Quara-
körnchen und Blättchen von Glimmer, Talk oder Chlorit
zusammengesetzt. Der Quarz bildet die Hauptmasse des Gesteins,
der glimmerige Gemengtheil erscheint als dünne und zarte Schüpp-
chen von silberweisser , hellbläulicher oder grünlicher Farbe, die
Schieferung wird durch parallele Ijagerung dieser ßlättchen her-
vorgebracht, welche auch mitunter eine deutliche Streckung nach
einer Richtung aufweisen. Indem die dünnen Glimm erblättchen
Lagen zwischen den kr3'stallinischen Quarzkörnern bilden oder sich
gelenkartig um die einzelnen herum schmiegen, erlangen diese eine
gewisse Verschiebbarkeit , woraus für manche dieser Gesteine die
Fähigkeit hervorgeht, in dünnen Platten deutlich elastische Bi^
samkeit zu zeigen; auf dieser Eigenschaft beruhen die alten Na-
men des Itacolumit: Gelenkquarz, elastischer Sandstein, elastischer
Quarz. Doch scheint nach einer Beobachtung von Hausmann auch
biegsamer Itacolumit vorzukommen, welcher fast gar keinen Glim-
mer oder Talk enthält (Gott. Gel. Anzeigen 1855. 1575). Kei-
neswegs besitzen alle Varietäten diese Biegsamkeit, bisweilen ist
das Gestein nicht schieferig, die Quarzkörnchen und Glimmerschnp-
pen sind regellos durcheinander gemengt. Die Gesteine, obschon
ihre krystallinische Beschaffenheit bewahrend, gewinnen alsdann ein
sandähnliches oder psammitisches Ansehen. Manchmal auch stellen
sich grössere Quarzstücke, selbst abgerundete Quarzgerölle ein, wo-
durch das Gestein einen conglomeratartigen Habitus erlangt. Für
den Ursprung des Gesteins liefern diese Quarzgerölle ein nicht zu
verkennendes Merkmal. Diese drei Ausbildungsweisen : die fein-
körnige biegsame, die feste, nicht biegsame, einem undeutlich schie-
ferigen Sandsteine ähnliche, und die conglomeratartige scheinen
die häufigsten zu sein.
Die Farbe des Itacolumit ist vorherrschend licht , weisslich,
gelblich, hellgrün, bläulich, auch röthlich. Beigemengtes Eisen-
oxyd oder Eisenoxydhydrat verursachen dunklere rothc und braune
Färbung.
Von accessorischen Mineralien sind zu erwähnen: Eisenglim-
mer in Blättern und Schuppen ; Eisenglanz, in mehr oder weniger
zersetztem Zustande. Magneteisenerz; Martit, die Pseudomorphose
von Eisenglanz nach Magneteisenerz. Der Itacolumit ist auch bis-
Itacolumit. 488
weilen goldhaltig, und die brasilianischen Itacolumite sind, was
Zinken (1820) und v. Humboldt (1826, Poggend. Annal. VII. 520)
vermutlieten, Virgil von Helmreichen, Claussen und Heusser nach-
wiesen, das Muttergestein der Diamanten; anderswo kommen gleich-
falls die Diamanten wenigstens in itacolumitähnlichen Quarzgestei-
nen vor. Im Itacolumit des nordamericanischen Staats Georgia er-
scheint Lazulith in einzelnen Krystallen und ganzen Nestern.
Nach Heusser sind in dem brasilianischen auch feine Hornblende-
nadeln zu erkennen.
Mit mancherlei Gesteinen ist der Itacolumit durch Ueber-
gänge verknüpft: mit Quarzit, durch das Zurücktreten des Glim-
mers , mit Glimmerschiefer , mit Talkschiefer und Chloritschiefer,
sowie mit Eisenglimmerschiefer und Itabirit durch Ueberhandneh-
men der Eisengliramerschuppen und Magneteiseukörner (I. 336).
Je feinköniger das Gestein ist, desto deutlicher ist seine Schichtung,
welche oft sehr dünn ausgebildet ist, während die grobem sand-
steinartigen und couglomeratähnlichen Varietäten meistens nur Schich-
tung in mächtigen Bänken zeigen.
Die ausgedehnteste Verbreitung besitzt der Itacolumit nach
den Untersuchungen \on v. Eschwege, Spix und Martins, Pissis in
Brasilien , wo er verknüpft mit alten krystallinischen Schiefem
( rhonschiefer, Glimmerschiefer, Eisenglimmerschiefer), und meistens
auf Gneiss lagernd, sich durch 17 Breitegrade hindurch in zwei
mächtigen, deutlich getrennten Schichtenzonen verfolgen lässt. Die
Serra do Espinhaes und die Serra dos Vertentes, die nach Matto
hinüberzieht , bestehen vorzugsweise daraus ; die höchsten Punkte
sind der 5400 F. hohe Berg Itacolumi bei der Stadt Villa ricca, die
Serra do Carrassa bei Inficionado, Serra do Itambe bei Villa do
Principe, Serra do Canastra, und Margella bei Bambui os Pyrinöos.
Nach Oscar Liebers Beobachtungen ist der Itacolumit auch in Süd-
caroliiia sehr entwickelt, wo er vielfach einen sandsteinartigen und
conglomeratähnlichen Habitus hat, und auch in deutlich klastische
Gesteine übergeht. Abermals treten Itabirit und Eisenglimmer-
schiefer mit dem Itacolumit verbunden auf. Gleichfalls ist in den
nordamericanischen Staaten Nordcarolina und Georgia die Verbrei-
tung des Itacolumit von Shepard nachgewiesen worden, wo das Ge-
stein wie in Brasilien Diamanten führt. Im südlichen Ural erschei-
nen nach v. Helmersen und Ilofmann mächtige Itacolumitmassen in
484 Itacolumit.
weiter Verbreitung, welche dort auf schwarzen, versteinerangsfüh-
renden Dolomitmassen gelagert sind. In der portugiesischen Pro-
vinz Tras-os-Montes fand v. Eschwege, in dem spanischen Galicia
Schulz den Itacolumit auf, in letzterer Provinz namentlich in der
Gegend von Villalba und Rivadeo unfern des Meerbusens von Bis-
caya. Gergens beobachtete ihn im Gebiet des rheinischen Devon-
gebirges. Es mögen ähnliche Gesteine wohl noch anderweitige
Verbreitung haben, wie Pissis itacolumitartige Gesteine bei Sosa und
Aosta in Piemont nachgewiesen hat.
C. A. Collini, Remarques sur la pierre elastique du Bresil. Mann-
heim 1805.
V. Eschwepre, Beiträge zur Gebirgskunde Brasiliens 1832. 172, auch
geoguostisches Gemälde von Brasilien 1822. 17.
v. Martius, Reise in Brasilien, Band II.
Schulz, Itacohimit in Galicia, Bull, de la aüc. gcol. 1834. 416.
Claussen, Diamanten im Itacolumit, Bull, de l'acadcmie de Bmxel-
les 1841.
Gergens, Itacolumit im Rheinland, Neues Jahrb. f. Min. 1841. 666.
Toumey, Report on the geology of South Carolina 1848. 6.
Pissis im Bull, de la soc. geol. XIII. 1842. 282 und Comptes ren-
dus XVII. 1843. 28.
Zerrenner, Itacolumit im Ural, Zeitschr. d. d. geol. Ges. I. 484.
Lieber, Report on the geolog. survey of South Carolina 1856. 26;
1858. 40; 1859. 44, auch in v. Cotta's Gangstudien III. 323.
Shepard, Report on the goolog. survey of South Carolina 1854.
Shcpard, Lazulith im Itacolumit, Neues Jahrb. f. Min 1859. 302.
Heusser und Claraz, Diamanten im Itacolumit, Zeitschr. d. d. geoL
Ges. 1859. 448. Vgl. auch Pctermann, googr. Monatsh. 1659. 447.
Bildungsweise der iirystalliniscli-scliieferiseii
.Oestcine.
Der Ursprung der krystallinisch-schieferigen Gesteine ist, so
viele Hypothesen und Meinungen auch bereits darüber aufgesteUt
sind, immer noch gi'össteutheils in ein räthselhaftes Dunkel ge-
hüllt, wenn es auch gleichwohl nicht zu verkennen ist, dass gerade in
neuerer Zeit durch sorgfältige Beobachtungen und Untersuchungen
die Hoffnung nahe gerückt ist , es werde sich dasselbe allmählich
zu klären beginnen.
Wir wenden zunächst unsere ßetrachtuugen dem Gneiss 2U,
der in mancher Hinsicht den Reigen unter den kr^'stallinischen
Schiefem anführt; indem im folgenden die hauptsächlichsten An*
Hildungsweise der krystalliniscb-schieferigen Gesteine. 486
sichten, durch welche man den Ursprung dieses Gesteines zu er-
klären versucht hat, angeführt und beleuchtet werden, ist auch
zugleich hier und da die Ausbildungsweise der Glimmerschiefer
und Thonglimmerschiefer vorweg in Berücksichtigung gezogen, da
sowohl in räumlicher als geologischer Beziehung diese drei Ge-
steine sich kaum auseinander halten lassen, vielmehr innig zu-
sauimeuhängen. Um die zahlreichen Hypothesen , deren hier ge-
dacht werden soll, einigermaassen zu gruppiren, seien dieselben nach
dem Gesichtspunkte aneinandergereiht, ob sie den Gneiss in seiner
jetzigen Ausbildungs weise für ein ursprüngliches Gestein oder
für ein in e t a m o r p h i s c h e s Product erklären. Manche dieser Hypo-
thesen haben in jetziger Zeit jeden Grad von Wahrscheinlichkeit
verloren und besitzen nur noch einen historischen Werth, seien
deshalb auch nur ganz vorübergehend erwähnt.
Dies gilt von jener Ansicht, welche Werner über die Ent-
stehung des Gneiss hegte; wie den Granit, so hielt er auch dieses
Gestein für ein directes krystallinisches Sediment, welches sich auf
dem Grunde des Ur-Oceans absetzte. Fr. v. Beroldingen erklärte
zu Ende des vorigen Jahrhunderts den Gneiss für >regenerirten
Granit« : granitischer Sand und Detritus sei zusammengeschwemmt
worden, und dabei habe der schichtende Einfluss des Wassers die
parallele Lagerung der Glimmerschuppen zwischen den Feldspath-
körnern und Quarzkörnern hervorgebracht. Auch Dana hat im Jahre
1843 einmal die Verrauthung von der klastischen direct - sedimen-
tären Natur des Gneiss ausgesprochen: Gneiss und Glimmerschie-
fer verhielten sich auf ähnliche Weise zu den Graniten, wie die
vulkanischen Tuffe zu den Laven, wie die Basalttufife zu den Ba-
salten; vor und während der Graniteruptionen sei granitisches Ma-
terial in asche- und lapilliähnlichem Zustande ausgeschleudert, unter
der Mitwirkung glühendhcissen Wassers geschichtet und zu Gneiss
und Glimmerschiefer cämentirt worden (Americ. journ. of sc. etc.
XLV. 127).
G(Mrcnüber diesen Theorieen, welche nie rechten Boden ge-
t'iuulen haben , hat im Laufe der Zeit eine andere grosse Verbrei-
tung gewonnen, welche den Gneiss für ein primitives Ge-
bilde ansieht und auf dem Theorem von dem ursprünglich feuer-
flus'sigen Zustande unseres Planeten fusst: es ist diejenige Hypo-
these, welche den Gneiss, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer
486 Gneiss als Erstarrungfskniste der Erdoberfläche f^^dentet.
als die ursprüngliche Erstarrungskruste desselben erklärt; wir glaa-
ben diese Ansicht und ihre Begründung am besten mit den Wor-
ten Naumanns wiedergeben zu können: »Die grosse Uebereinsüm-
mung, welche der Gneiss und die meisten der Um begleitendexi
Gesteine in ihrer mineralischen Zusammensetzung mit Granit und
mit andern eruptiven Gesteinen erkennen lassen; die Wahrschein-
lichkeit, dass die meisten dieser eruptiven Gesteine aus einem feuer-
flüssigen Zustande erstarrt sind; die fast unvermeidliche Yorans-
setzung, dass unser Planet sich ursprünglich durchaus in demsel-
ben Zustande befunden, und erst später mit einer Erstarrungskmste
bedeckt habe; endlich die Thatsache , dass in der Urgneissfonna^
tion Granite mit Gneissen regelmässig wechsellagemd angetroffen
werden, diese Thatsachen und Voraussetzungen sind es, welche die
eine der jetzt herrschenden Hypothesen hervorgerufen haben, dass
diese primitiven Formationen (Gneiss, Glimmerschiefer und Thon-
glimmerschiefer) die ursprüngliche Erstarrungskruste unseres Plane-
ten bilden.* (Geognosie IL 1860. 154.)
Zu dieser Ansicht hat sich im Laufe der Zeit eine grosse An-
zahl hervorragender Forscher bekannt. Nach derselben mussten,
da die Erkaltung der Kruste von aussen nach innen fortschritt,
die obersten Schichten die zuerst, die untersten die zuletzt festge-
wordenen sein, und h'iQ führte weiter auf die Annahme, dass die
Jüngern auf sedimentären Schichten ruhenden Ablagerungen kry-
stalünischer Schiefergesteine (vgl. S. 434. 460) auf eruptivem
Woge gebildet seien.
Von manchen Seiten ist wiederholt darauf aufmerksam ge-
macht worden, dass die Paralleltextur und die Schichtung der kry-
stallinischen Schiefer keineswegs als eine Thatsache angeführt wer-
den könne, welche ein entscheidendes Kriterium gegen die Mög-
lichkeit ihrer pyrogenen Entstehungsweise darbiete, weil auch man-
che Laven und Trachyte diese beiden Erscheinungen in gleich aus-
gezeichnetiir Weise offenbaren; bereits Breislak deutet in seinem
Lehrbuch der Geologie 1. 550 auf diese Verhältnisse hin; bei den
Perliten treten, wie bei den Trachyten und Quarztrachyten , voll-
kommen schieferige Varietäten auf, der Phonolith ist in seinen plat-
tenförmig abgesonderten Vorkommnissen mit recht deutlicher Par-
alleltextur versehen, indem die Sanidintafeln parallel gelagert sind,
wodurch auch häufig eine ausgezeichnete schieferähnliche Spaltbar-
Gneiss als Erstarrungskruste der Erdoberfläche gedeutet. 487
keit hervorgerufen wird. Das Phänomen der Streckung gewisser
Mineralien bietet sich auch in einzelnen eruptiven Gesteinen dar.
In seinem vortrefflichen Werke » Considerations on volcanos« und
in seiner Abhandlung über die Ponza-Inseln (Transact. of the geol.
soc. II. 201. 228) hat Poulett Scrope schon in den Jahren 1825
und 1^27 die Gneisse und Glimmerschiefer mit den schieferigen
Felsitporphyren , deren Gemengtheile gleichfalls Streckung zeigen,
verglichen; bei den letztern Gesteinen leitet er diese Erscheinung
von einem starken Drucke und einer nach einer bestimmten Rich-
tung erfolgten Bewegung her , denen die plastische Gesteinsmasse
unterworfen war; es l)ilden sich so platte Mineralkörper, welche
ihie breiten Seiten rechtwinkelig auf die Druckrichtuug und ihre
Längsaxen parallel mit der Bewegungsrichtung stellen. Auch noch
neuerdings hat er diese, wie es scheint, hohe Beachtung verdie-
nende Ansicht geltend gemacht (Quart, joum. of the geol. soc.
XII. 185(). 346), welcher sich zwei ausgezeichnete Forscher, Dar-
win und Sorby, angeschlossen haben. Der Krater der Insel Pan-
tellariu zwischen Sicilien und Tunis besteht nach Fr. Hoffmann aus
einer Tracbytlava , welche durchgängig ein gneissähnlich- flaseriges
Ansehen hat (Poggeud. Ann. XXIV. 68). Man kann daher auch
nur Naumann Recht geben, wenn er vom petrographischen Stand*
punkte aus in der mineralischen Zusammensetzung und der Textur
der Gneisse keinen Grund sieht, denselben eine eruptive Entste-
hungsweise abzusprechen, welche er übrigens keineswegs für alle
anzunehmen gewillt ist ; wegen der zahllosen üebergänge aus Gneiss
in Granit, wegen des so oft beobachteten üeberspringens der Mas-
sivtextur des letztern in die Paralleltextur des erstem sei man in
vielen Fallen genöthigt, dem Gneiss dieselbe Bildungsweise zuzu-
schreiben, wie dem Granit (Geognosie I. 708). An einer andern
Stelle (11. 155) verhehlt sich Naumann indessen doch nicht, dass
(kr Hypothese, welche in den Gneissen die ursprüngliche Erstar-
rungskruste der Erde sieht, die bedeutendsten Schwierigkeiten
nus ihren Vrchitekturverhältnisson und aus der mineralischen Natur
^^twis.^cr ihrer Gesteine erwachsen. Unter letztern sind wahr-
sclieinlicli die in den krystallinischen Schiefern eingeschalteten La-
^^er von Kulkstein, Graphit, Quarzit und andern Substanzen ge-
meint ; wir haben schon früher darauf hingewiesen, dass die Ver-
bindungsweise dieser Lager mit den krystallinischen Schiefern eine
488 Gneiss als Erstarnmgskriiste der Erdoberfläche (gedeutet.
derartic^e ist, dass sie kaum von einander getrennt werden kdnnen,
und dass die Ii^nlstehungsweise der einen nicht sehr verscliieden
von der der andern erachtet werden dürfe; dass aber diese KAlk-
steine, Graphite, Quarzite u. s. w. nicht füglich als orsprüngliche
Krstarrungskruste unseres Planeten betrachtet werden können, ist
durchaus zweifellos.
Dass der Gneiss die anfängliche Kruste der erstarrenden Erd
rinde sei, war auch die Ansicht, welche Th. Scheerer in seiner
namentlich auf Skandinavien sich beziehenden Abhandlung : »Ueber
die Bildungsgesetzc des Gneusses« (Karstens u. v. Dechens Archiv
XVI. 109) zu Grunde legte. Nach v. Buchs, Hausmanns und Nau-
manns vereinten Beobachtungen, welche ein getreues Bild von der
Felsarchitektur Skandinaviens geben , ist die steile Schichtenstel-
lung und ein annäherndes Streichen in der Nord-Sudrichtung ein
allgemein durchgreifendes Gesetz bei dem Auftreten des Gneiss
und verwandter Gesteine auf dieser Halbinsel ; Scheerer bemerkt,
dass die ausserordentliche Schärfe, mit welcher dies Gesetz hervor-
tritt, stellenweise so deutlich ist, dass z. B. um Modum der
Schichtenbau des Gneiss meilenweit als Richtung zur Meridian-
Orientirung führen kann; andernorts sind die Gneissschichten so
schlangenartig gewunden, wie ein mitten im lebhaftesten Wellen-
schlage erstarrtes Merr. l>abei sind alle möglichen Uebergänge
von Gneiss in andere Schiefer und Granit (vgl. S. 353) ersichtlich;
man gewöhnt sich hier bald daran, das Gleichartige nur in der
specififc'chen Identität der Gemengtheile , keineswegs in der Ver-
bindung oder einem bestimmton Quantitätsverhältnisse derselben ca
suchen, die Diflerenzen des Körnigen, Flaserigen, Schieferigen ver-
lieren hier vollständig ihren Werth. Alle diese eigenthümlichcn
Verhältnisse hält Scheerer iür ursprüngliche: die Schichten des
Gneiss mü.ssen in derselben Fallebene und in der undulat arischen
Art ihrt's Streichens, wie l»t?i(lo noch jetzt zu beobachten sind, auch
entstanden sein, mithin sei ihr ganzer Bau als ursprünglicher zu
bezeichnen. Anknüpfend an die den Lichtenberg'schen Figuren
analoge Erscheinung, dass in einer AnHösung von Schwefelammo-
nium in einem Beclierglase. in welcher durch längeres Aufbewah-
ren ein Thril des Schwefels frei geworden ist, die feinen Theilchen
desselben sich nicht , wie ein anderer Niederschlag horisoutal«
sondern, den Scheidewänden einer Citrone vergleichbar, sternförmig
Gneiss als Erstamingskruste der Erdoberflache gedeutet. 489
um eine senkrechte centrale Linie ordnen und annähernd senkrechte
Wände im runden Glase bilden , versuchte Scheerer durch magne-
tische Kräfte die senkrechte Schichtenstellung des Gneiss zu er-
klären. »Was ist es , ruft er aus , was wir von diesen magneti-
schen oder electro-raagneti sehen Strömen verlangen ? Nichts mehr,
als dass sie das eben in der ßildung begrifiene Glimmerblatt, wel-
ches in der flüssigen Masse schwebt und sich frei und leicht be-
wegen kann, auf welches die Schwere kaum eine Einwirkung hat,
dass sie dies Blättchen um seine Axe drehen. Sollte sich nicht
hier zwischen dem durch langsame Abkühlung polarisch- electri-
schen Glimmer und den electro-magnetischen Strömen ein Anknü-
pfungspunkt dargeboten haben? Sobald die Einwirkung solcher
Ströme auf ein sich bildendes Glimmerblatt zugegeben wird, haben
wir den Schlüssel zu allen räthselhaften Erscheinungen in dem Bau
des skandinavischen Urgebirges, welches mit seiner mehr oder we-
niger senkrechten Parallelstructur jetzt gleichsam vor unsem Au-
gen entsteht. Das Streichen der Schichten wird, wie der Verlauf
der örtlich manchfach gestörten Ströme undulatorisch , aber mit
einem allgemeinen Hinweisen auf den zunächst gelegenen nördlichen
magnetischen Pol.* Wo die Abkühlung der nicht überall gleich-
förmig erstarrenden Erdkruste schnell vor sich ging, konnte sich die
Paralleltextur nicht vollständig entwickeln und es entstanden Granite.
Als die Vorstellungen von der energischen Wirkung des Was-
sers in den Eruptivgesteinen sich Bahn zu brechen begannen, lag
der Versuch nahe , dieselben auch auf die Genesis der Gneisse
anzuwenden. Diese Anschauungsweise von der unter Einwirkung
von Wasser erfolgten Erstarrung der äussern Erdkruste zu Gneiss
ist gleichwohl schon seit langer Zeit aufgestellt: bereits Humphry
Davy und Mit scherlich (Abhandlung, der Berliner Akad. d. W. 1822
lind 1823. 38) sprachen die Ansicht aus, dass die geschmolzenen
Stoffe unserer Erdrinde unter dem Druck einer gewaltigen Dampf-
atraosphäre und einer glühenden Wasserschicht erstari'ten.
Naumann, welcher die meisten krystallinischen Schiefer vor-
derhand als kryptogene (vgl. Bd. I. 157) bezeichnet, weil ihre
Kntstehungsweise zur Zeit noch in Dunkel gehüllt sei, ist geneigt,
pich dieser Vorstellungsweise im allgemeinen anzuschliessen, indem
ihm die Vermuthung am wahrscheinlichsten dünkt, dass die Aus-
penseite unseres Planeten, während und nach ihrer Erstarrung, einem
490 Gneiss als Erstarrangrskrusto der Erdoberfläche gedeutet.
langwierigen und tief eindringenden Conflict mit heissem Wasser
und Wasserdampf ausgesetzt war, wodurch eine meilenweit hinab-
reichende Zersetzung bewirkt wurde, in Folge deren eine sehr
mächtige den ganzen Planeten umgebende Hülle von heissflüssigem
Schlamm entstand, der das Material zur Bildung jener Gesteine lie-
ferte. >Die chemischen Experimente von Daubr^e und die mikro-
skopischen Untersuchungen von Sorby berechtigen wohl zu der An-
sicht, dass bei der Ausbildung des Gneisses, Glimmerschiefers nnd
ürthonschiefers Wasser und hohe Temperatur gleichzeitig in Wirk-
samkeit waren, und dass ein Krystallisationsprocess eingeleitet wurde,
welcher nach Maassgabe der immer grossem Tiefe zu einer immer
voUkommnem Entwicklung seiner Producte, d. h. der mineralischai
Bestandtheile jener Gesteine gelangen musste.« (Geognosie II. 1 56.)
Nöggerath spricht ähnliche Ansichten über die Entstehungs-
weise von Gneiss, Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer aus
(Geognosie und Geologie 241).
Daubree hegt in den seiner Abhandlung über den Metamor-
phismus angehängten Betrachtungen über die Bildung der Schiefer-
gesteine, welche älter sind, als die Siluischichten, ähnliche Ver-
muthungen; auch er denkt sich diese Schiefergesteine unter dem
Einflüsse des Wassers entstanden : das Wasser des Urmeers durch-
drang die geschmolzenen Massen und bildete, nach Analogie seiner
Wirkungen in Daubree's geschlossenen und erhitzten Röhren, kry-
stallisirte Mineralien mit Hülfe der Stoffe, welche es eben zerlegt
hatte. Diese Körper, im Schoosse der Flüssigkeit gebildet oder aufge-
schwemmt, schlugen sich auf deren Grund nieder und bildeten Ab-
sätze; der massige Granit und geschieferte geschichtete Gneiss seien
vermuthlich beide so auf demselben Wege gebildet, welcher »wi-
schen dem hydatogencn und pyrogenen die Mitte hält.
Wiederholt wurde oben schon darauf aufmerksam gemacht,
dass die krystallinischen Schiefer nach oben zu durch allmähliche
Uebergänge in klastische, selbst versteinerungsführende Schieferge-
steinc verlaufen. Diese Thatsache, welche gewöhnlich dazu ange-
wandt wird, um die Lehre von der Metamorphose der sedimentär-
klastischen Schiefer in krystallinischo zu begrün den, versuchte Scheerer
mit den bisher vorgetragenen Hypothesen zu vereinigen. Indem er
sich ebenfalls zu der Ansicht bekennt, dass ursprünglich die ge-
schmolzenen Stofle unserer Erdrinde von einer »glühenden Wasser-
Gneiss als ernptive Bildung. 491
Schicht* umhüllt waren, lässt er sich unter derselben Gneiss und
Glimmerschiefer bilden, die aber bei der allmählichen Abkühlung
des Wassers, nach und nach in Thonschieferbildungen übergehen
mussten, ja sogar bei einer Temperatur des Wassers, die der unserer
jetzigen Meere gleich kam, selbst in Thonschiefer, welcher den
Boden für organische Geschöpfe abgeben konnte. Gneiss und ver-
steinerungsführender Thonschiefer repräsentiren bei ähnlicher che-
mischer Zusammensetzung die beiden Endglieder der Kette, welche
mit chemischer Bildung anfängt und mit mechanischer Mengung
aufhört. Ebenso gradweise, wie sich die Wasserschicht abkühlte,
ebenso stufenweise, wie hier chemische Bildung in mechanische
überging, ebenso allmählich verlor sich auch vielleicht die Kraft
der anordnenden electromagnetischen Ströme und die Schichten
gingen gleichsam nach dem Gesetz des Parallelogramms der Kräfte,
aus der senkrechten Stellung in die horizontale Lage über, indem
endlich die magnetische Kraft der Schwere unterliegen musste.
Namentlich hat die Theorie, welche in dem Gneiss die erste
Krustenbildung der Erde erblickt, aus dem Grunde viele Anhän*-
ger gefunden, weil sie gewissermaassen den ältesten Sedimenten
einen Boden verschafft, auf welchem diese sich ablagern konnten.
Von Seiten mancher Forscher sind auch gewisse Gneisse auf
Gnind ihrer Lagerungsweise und ihrer Verhältnisse zu den angren-
zenden Gebirgsgesteinen für eruptive Bildungen erklärt worden.
Poulett Scrope hat bereits im Jahre 1825 und neuerdings
1856 (Qu. joum. of the geol. spc. XIL 350) seine Ansichten über
die Existenz eruptiver Gneisse geäussert, Naumann gleichfalls diese
Kntstehungsweise für manche Gneisse im Neuen Jahrbuch f. Miner.
1847. 207 mit beredten Worten verfochten.
H. Müller betrachtet in seiner Abhandlung über den altem
und Jüngern Gneiss des Erzgebirges (vgl. S. 434) den altern ent-
weder als das älteste, wenn auch bedeutend veränderte Sediment,
oder wofür die sehr gleichmässige chemische Zusammensetzung zu
Kprechen sclieine, als die älteste Erstarningskruste des betreffenden
Iheils des Erdballs, während für den jungem Gneiss aber wohl
keine andere, als eine plutonisch-eruptive Bildung, ebenso wie sie
den nahe verwandten ächten Graniten zukommt, anzunehmen sei.
Scheerer äussert, dass der Chemiker, welcher die chemische Con-
stitution der grauen und rothen Gneisse von einer ebenso strengen
402 Gneißs als eniptive Bildun(^.
Gesetzmäfisigkeit beherrscht findet, wie die chemiBcbe Constitution
einer Minoralspecies, sich auf das entschiedenste dagegen sträuben
wird, derartige Gesteine aus einem ursprünglich mechaniscli zu-
sammengehäuften ^laterial hervorgehen zu lassen, und dass die erz-
gebirgischen Gneisse wohl unmöglich zusammengeschlämmte Schutt-
massen zerstörter Gebirgsarten sein können, welche erst spftter
durch Metamorphisinus das jetzige krystallinische Gepräge erhalten
haben. Nach ihm bildete jeder dicstr Gneisse ursprünglich eine
ungetheilte chemische Verbindung mit vollkommen homogener, plu-
tonisch-Üüssiger Masse (Zi»it«clir. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 119).
Ob indessen wirklich alle Gneisse oder Gneissabtheilungen eine so
übereinstimmende Zusammensetzung zeigen, dürfte, da man bis jetzt
nur charakteristische und auch im Aeussern übereinstimmende Varie-
täten mit Uebergehnng der abnorm constituirten untersucht bat,
vorerst noch nicht ohne weiteres zu bejahen sein (vgl. S. 427),
und V. Cotta bemerkt mit Recht, dass sich ein ganz ähnliches Resul-
tat herausstellen würde, wenn unter sich ähnliche Thonscbiefer-
varietüten einer Gegend mit Weglussung aller Einlagerungen zur
Vergleichung kämen (Gesteinslehre 18ß2. 301). Nach Kjerulf und
Tcllef Dahll tritt die eruptive Natur des rothen Gneiss oder Gneiss-
granit in Telleniarken sehr deutlich hervor; er durchbricht in un-
verkennbarer Weise die krj'stallinischen Schiefer und schliesst Schol-
len derselben oft von beträchtlicher Grösse ein; vgl. Dahll, über
die Geologie Tellemarkens, und Kjenilf und Dahll über den Erz-
district Kongsberg, (!hristiania ISßO; der dortige graue Gneiss sei
dagegen ein nietaniorphischer Schiefer.
Maiiclie Gneisse sind in der That gar nichts anderes als eine
zugehörige rnihülhin^r. ein«^ Grenz- oder Contactmoditication von eru-
ptiven Granitiiiassen, welche obschon im Innern vollkommen gra-
nitisrh, so «loch nach aussen hin eine mehr oder weniger dent-
liche Parallt»ltextur und Sehi(!htung entfalten, und eben dadurch
in Gesteine übergelien. welche nach allen ihren Eigenschaften als
Gneiss bezeichnet werden müssen. Es ist bekanntlich eine öfters
vorkonunend«* ErscluMnun«?, dasM die Centra von Eruptivgesteinen
ein körniges, die Peripherieen ein schieferiges Gefüge darbieten,
und dass solche aliweichende Texturausbildungen an den Grenzen
einer grössern Eruptivmas^e gewissermaassen mit Nothwendigkeit
vor sich gehen müssen, darauf hat Poulett Scrope mit höchst be-
Gneise als eruptive Bildung. 498
achtenswerthen Worten (Qu. journ. of the geol. soc. XV. 1858.
84) hingewiesen ; auch im Innern der Granitmassivs geht nicht
selten stellenweise die körnige Textur in eine deutlich schieferige
über; dass übrigens an und für sich aus der Schiefertextur des
Gneiss kein Einwand gegen eine Festwerdung aus einem plasti-
schen Magma geltend gemacht werden kann, wurde schon früher
bemerkt (vgl. S. 486). Nochmals sei hier jener scharfkantigen
Bruchstücke fremder Gesteine gedacht (vgl. S. 433), welche von
einigen Gneissen in ganz derselben Weise umschlossen werden. Wie
sie sich ebenfalls in den Graniten finden, und welche auf der an-
dern Seite nicht in solchen Gneissen beobachtet werden, die sich
auf Grund später zu erörternder Verhältnisse als zweifellos meta-
morphische Bildungen darstellen. Auch die allerdings nur äusserst
selten vorkommenden Gneissgänge (S. 432) dürften als eniptive
Aorkommnisse zu erachten sein, deren Ausbildungsweise nicht
schwieriger zu begreifen ist, als die eines Phonolith oder schiefe-
rigen Quarztrachyt, welche gleichfiUls Gänge bilden und deren
eruptive Natur wohl kaum Jemand ernstlich in Zweifel ziehen wird.
Frapolli hat sich auch dafür ausgesprochen^ dass gewisse
Gneisse als eruptive Bildungen aufzufassen seien (Bull, de la soc.
geol. IV. 1847. 617). Fournet berichtete in einem Briefe an K. C.
v. Leonhard (N. Jahrb. f. Min. 1838. 159), dass es in den Bergen
von Izeron wahre Eruptionsgneisse gebe, welche andere metamor-
phische Gneisse durchsetzen ; beide Gneisse seien auch petrogra-
pliisch durchaus von einander verschieden. Ch. Darwin hat gleich-
falls die Vermuthung geäussert, dass der Gneiss von Rio de Janeiro
und Baliia, in welchem er fremdartige Bruchstücke beobachtete,
eher ein eruptives, als ein metamorphisches Gebilde sein möge
(Geolog, observations on South America 141). Naumann ist mit
Rücksicht auf die Grenz- und Lagerungsverhältnisse der Ansicht,
dass auch > jener merkwürdige Zug von Gneissgranit, welcher hoch
oben in Norwegen zwischen dem 68. und 70. Breitengrade die
Inselkette der Lofoten nebst einem Theile des angrenzenden Fest-
landes bildet, und von Vardöe bis Rost eine Längenausdehnung
von fast 60 geogr. Meilen erreicht«, höchst wahrscheinlich als eru-
ptive Bildung betrachtet werden müsse (Geognosie II. 170).
Eingehende Untersuchungen im Quellgebiete des Rheins haben
vom Rath zu der l'eberzeugung geführt, dass die Fächerbildung der
494 Gneise als metamorphiscbe Bildang.
centralen Gneisse z. B. des St. Gotthardt nicht eine wahre and
später gestörte Schichtenbildung sei, sondern auf ursprünglichen
Absonderungsverhältnissen beruhe, dass daher auch diese Gteteine
keine umgewandelten sedimentären, sondern primitive Ablagerungen
seien (Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862. 524).
Auf der Grenze zwischen denjenigen Hypothesen, welche in
den kr}'stallinischen Schiefern ursprüngliche, und denjenigen, welche
in ihnen metamorphischc Bildungen sehen, steht gewissermaaaaen
die V. Beroldingen's Ansichten vergleichbare Theorie Uuttons (Theory
of the earth 1795); nach ihr sind diese Gesteine urspränglich
zerkleinerter Scimtt von altern präexistirenden krystaiiini&chen
Massen, welcher im locker verbundenen Zustande schichtweise anf
dem Boden des Meeres abgesetzt^ und unter dem Druck der auf-
lastenden Wasserschichten und dem Kiniluss einer hohen Tempe-
ratur langsam in jene festen krystallinischen Massen consolidirt
wurde, welche sie jetzt darstellen.
In neuerer Zeit haben die Ansichten von der eigentlich me ta-
rn orphischen Entstehung der krystallinischen Schiefer aus sedi-
mentären Schichten sich weite Bahn gebrochen, wenn auch über
die Art und Weise, in welcher diese Umwandlung erfolgt sei, die
wesentlich auf eine innere Umkrystallisirung des klastischen Ma-
terials hinausläuft , verschiedene Forscher zu verschiedenen Zeiten
andere Vermuthungen geäussert haben.
Als die hauptsäclilichsten Thatsachen, welche zu Gunsten
dieser Theorie aufgeführt werden, lassen sich folgende bezeichnen.
Der ent^!chieden vorliegende Uebergang aus klastischem, selbst ver-
steinerungsführendem Thonschiefer und Grauwackenschiefer in kry-
stallinischen Thonglinmierschiefer, Glimmerschiefer und Gneiss, der
in sehr vielen Gegenden deutlich zu beobachteu ist, und die Ver-
muthnng nahe legt, dass diesen eng mit einander zusammenhängen-
den Gestein.sgliedern auch eine und dieselbe ursprüngliche Bildungs-
weise /ukomnie, da^^s die nunmehr krystallinisch erscheinenden
Schiefer vormals klastische Massen gewesen seien ; die Auffindung
von organiscluMi rcberresten in den krystallinischen Schiefern selbst
(z. B. der Belemniten in den Schweizer Kalkgl immerschiefem und
Glimmerschiefern), von kuhligen Substanzeu iu ihnen, die aller
Wahrscheinlichkeit nach organischen Ursprungs sind (so enthalten
die Glimmerschiefer von Airulo, welche mit Granaten und langen
üebergang von klastischen Sohiefern in krystallinische. 495
Hornblendenadeln erfüllt sind, nach Daubr6e noch 5 pot. Kohlenstoff) ;
die Einlagerungen endlich von Graphiten, Kalksteinen, Dolomiten,
Gypsen, Quarziten, von talkigen und chloritischen Schiefem, die
inmitten der krystallini sehen Schiefer vorkommen und sich oft un-
möglich von jenen Gesteinen gleicher Art unterscheiden lassen,
welche mit versteinerungsführenden silurischen und devonischen
Schichten abwechseln, somit, vermuthlich selbst auf ähnliche Weise
gebildet, auch auf einen übereinstimmenden sedimentären Ursprung
der einschliessenden Gesteinsmassen hinzudeuten scheinen.
Bereits im Jahre 1808 hatte Brochant in den Alpen der
Tarentaise die deutlichsten Uebergänge geschichteter Sedimentär-
massen in krystallinische Gesteine nachgewiesen, welche man da-
mals als Urgebirge bezeichnete (Observations g^ologiques sur les
terra ins de transition qui se rencontrent dans la Tarentaise et
autres parties de la chaine des Alpes, Journal des mines XXIII.
1 808) ; er gelangte zu dem Schluss, dass die Glimmerschiefer,
Talk- und Hornblendeschiefer, dass die körnigen, glimmer- und
talkhaltigen Kalke in diesen Gegenden der Alpen einst wirklich
geschichtete, zur üebergangsformation gehörende Gesteine gewesen
seien. 1819 wies er sogar in den krystallinischen Schiefem Ver-
steinerungen nach (Decouverte des fossiles organiques dans les roches
cristallines, Annales des mines (l) IV). Dass auch secundäre Sedi-
ment Urgesteine einen Uebergang in krystallinische Schiefer wahr-
nehmen lassen, ergab sich 1826 bei einer Untersuchung der Alpen
von Glarus durch Studer und Merian (v. Leonhard, Zeitschr. f.
Min. XXV. 1827. 1).
Diese Theorie der Umwandlung, gewissermaassen schon im
Keime in der oben erwähnten Huttonschen enthalten, wurde zuerst
im Jahre 1822 durch Ami Boue genauer formulirt, welcher die
Vcrmuthung aussprach, dass durch einen von unten herauf wirken-
den Process die Herausbildung von krystallinischem Gneiss und
Glimmerschiefer aus klastischen sedimentären Schiefern vor sich
gegangen, und dass es die innere Erd wärme, sowie die aus dem
l^rdinnern erfolgende Emanation von Gasen gewesen seien, wo-
durch jener Process vermittelt worden. Dadurch sei unter mehr
oder weniger starkem Druck eine Art von Schmelzung eingeleitet
worden, in welcher die chemischen Affinitäten sich innerhalb ge-
wisser Grenzen geltend machen konnten, wobei indessen die ur-
406 Annahme der Gneissbildung durch Hitzeeinwirkung.
sprüngliche schieferige Textur nicht wesentlich verändert worden
sei; bei der Abkühlung bildeten sich dann kry stall iniache Minerml-
aggi-egate aus ; durch das Spiel chemischer Affinitäten und die'Ein-
wirkung von Gasen lauationcn vermöge man auch den Ursprung der
in den krystallinischen Schiefern stock-, nester- und lagerweiae ein-
geschalteten fremdartigen Gesteine zu erklären (Annal. des sciences
naturelles 182i. 417). Auch machte er darauf aufmerksam, dui
namentlich in der Nachbarschaft der Granite derlei Umwandinngen
der Sedimentärgesteine in krystallinische Schiefer ersichtlich seien.
Diese Theorie hat sich, zumal in frühern Zeiten, zahlreiche An-
hänger erworben.
Besonders tmg Lyell zur Verbreitung dieser Ansichten bei;
im Jahre 1825 bezeichnete er unter der Benennung Metamorphis-
mus diejenigen Veründcnningen, welche die ältesten geschichteten
Sedimentärgesteine durch die von unten nach oben erfolgende Ein-
wirkung der inneni Erdwärme erlitten haben. Die metamorphischen
Gesteine bilden einen Theil der hypogenen, womit er alle die-
jenigen bezeichnete, deren Bildung in der Tiefe der Erde vor sich
geht. Auch £lie de Beaumont gehört zu denjenigen, welche schon
früh die Lehre vom Metamorphismus in diesem Sinne eifrig ver-
folgten; so verglich er den Uebergang der Sedimentärschichten in
die krystallinisch-schieferigen Gesteine »mit dem physikalischen Ban
eines halbverkohlten Feuerbrands, an dem man die Stmctnr der
Holzfasern über diejenigen Stellen hinaus zu erkennen vermag,
welche noch vollständig die Natur des Holzes zeigen« (Annales
des scienct^s naturelles XV. 302). Er zeigte femer, dass Kalksteine
und andere Gestt^inc umkrj-stallisiren konnten, ohne dass eine Schmel-
zung eingetreten w.ire, wie es bei einer Eisenstange geschieht,
welche lange Zeit, «»linr» dass sie erweicht, erhitzt winl (Annales
des mines (3) V. 01). Vgl. auch Dree, .Tourn. des mines Nro. 139.
Di«* Theorie des ^letaniorphisinus der geschichteten Sedimen-
t^innassen durcli (Miie laTitrsam wirkende innere Erhitzung hat man
spiiter noch durch den Nachweis zu beirründen versucht, dass an-
tt-r gewissen nedingungen die höliere Temperatur des Erdinnern
uothweiidigerweise lieraufrücken musste. Babbage hat gezeigt, daas
den von (r. Bischof sogenannten chthonisothermen Flächen (den
«iurch alle ein und <lies»lbe Temperatur besitzenden Tiefensfufen
einer (iegend gelegten i'liichen) je nach der wechselnden Beschaf-
Annahme der Gneissbildung durch Hitzeeinwirkung. 497
f'enheit der Erdoberiläche eine verschiedene Lage zukommen müsse:
lagern sich in Landseen oder Meeren Sedimentschichten ab und
werden diese Bassins dadurch ausgefüllt, so muss nothwendiger-
weise ein Heraufrücken der isothermen Flächen in ein höheres Ni-
veau erfolgen (Quarterly journ. of the geol. soc. Ill, 207 , die
Wiederholung seiner bereits 1834 veröffentlichten Betrachtungen).
l eberlagerung durch mächtige Schichtensysteme bewirkt daher
zweifelsohne eine Teniperaturerhöhung innerhalb der bedeckten Ge-
birgsmassen. John Herschel (vgl. London and Edinburgh philos.
uuigaz. 1837. XI. 212 und 1838. XIL 576; daraus im N. Jahrb.
f. Min. 183S. 98 und 1839. 347), Lyell und Virlet (Bull, de la
SOG. geol. VIII. 3 OH) haben diese Thatsachen weiter verfolgt und
zur Unterstützung der Theorie vom Metamorphismus durch herauf-
wirkende Erhitzung verwandt. Auch Naumann erklärt sich (Geo-
gnosie 1. 721) dafür, dass wenn irgend eine Idee geeignet sei, die
Ansicht zu unterstützen, dass die kryptogenen Gesteine nur als
nietainorphische Sedimentschichten zu betrachten sind, dies nament-
lich diejenige von der durch immer höhere Bedeckung gesteigerten
Temperatur sei; er verhehlt sich indessen nicht, dass in vielen
Territorien krystallinischer Schiefer eine derartige mächtige Be-
deckung, wie sie diese Theorie voraussetzt, gar nicht vorhanden
und ebensowenig nachzuweisen sei, dass sie etwa ehemals stattge-
funden habe.
Die chemische Zusammensetzung der krystallinischen Schiefer
widerstreitet im Allgemeinen nicht dieser Theorie, nach welcher
weder eine Zufuhr neuer, noch eine Beseitigung vorhandener Stoffe
tiiglich angenommen werden kann , denn die sedimentären Schiefer
bieten durchschnittlich die Stoffe dar, aus welchen sich die krystal-
linischen Mineralaggregationen herauszubilden vermochten.
V. Cotta schloss sich in eingehenden Betrachtungen (Gesteins-
lehre 1^02. 312) diesen Ansichten an. Die Entstehung der ki'y-
>tallinijschen Schiefer sei sehr wahrscheinlich wesentlich durch nichts
anderes als durch Druck und Wärme hervorgebracht, sie seien
sannnt ihren untergeordneten Einlagerungen das letzte Resultat
jenes sehr allgemeinen Umwandlungsprocesses, der alle diejenigen
scdinientären Schichten betrollen hat und noch fortwährend be-
triff, welche durch neuere Ablagerungen mehr oder weniger stark
heileckt werden ; vielleicht habe auch noch Wasser sich an der
i^irkel, Petrograpliie. II. 32
498 Annahme der Gneissbildung durch Hitzeeinwirkung.
Umwandlung betheiligt. Dabei sei es offenbar, dass eine sehr
starke Bedeckung durch neuere Ablagerungen immer nur in Folge
einer vorhergehenden Bodensenkung eintreten konnte; wo man
daher die krystallinischen Schiefer an der Erdoberfläche beobachte,
müssten sie allemal erst wieder gehoben und ihrer Bedeckung
theilweise beraubt worden sein. Die ältesten SilurbilduDgen Rom-
lands sind deshalb nicht krystallinisch umgewandelt, sondern
befinden sich noch im Zustande von plastischem Thon und mür-
bem Sandstein, weil sie nie stark bedeckt waren. Bei sehr starker
Bedeckung könne die Temperatur in den untersten Ablagemagen
sogar eine solche Höhe eireicht haben, dass dadurch einige oder
alle Gesteinsglieder erweicht, selbst theilweise geschmolzen worden
(z. B. Kalkstein zu körnigem Kalk) , ja es könnten dadurch wohl
selbst Silicatgesteine erweicht und theilweise in gewissem Grade
eruptiv geworden sein , ohne nothwendig ihre schieferige Textur
und Schichtung vollständig zu verlieren.
Mehrere Schwierigkeiten scheinen sich jedoch der Theorie,
welche die Metamorphose der Sedimentschiefer zu krystallinischen
durch eine innerliche Erhitzung erklärt, sowie auch dem Versuch
entgegenzustellen, diese erforderliche hohe Temperatur durch
Ueberlagerung von anderen Gesteinsmassen herzuleiten. Die Art
und Weise, wie aus fein -klastischen Gesteinen deutlich krystal-
linische Massen blos unter den vorausgesetzten Umständen her-
vorgehen sollen, lässt sich nur schwer begreifen: die Erhitaung
soll nicht so stark sein , dass eine Schmelzung eintritt , denn da-
durch würde die schieferige Textur verloren gegangen sein, ande-
rerseits aber soll dennoch eine Umkrystallisation , also eine theil-
weise Sonderung und eine neue, von der ursprünglichen ahweichende
Zusammengruppinmg der jedenfalls stets starr gebliebenen Mineral-
Substanzen erfolgt sein. Es sei ferne, daraus, dass bis jetit keine
deutlichen Beispiele von der Wirklichkeit einer solchen lediglich
durch Erhitzung bewirkten vollständigen Umkrystallisation gemengt
ter Massen vorliegen, auf ihre Unmöglichkeit schliessen su wollen;
ihre UnWahrscheinlichkeit, welche auch durch die Annahme von
hohem Druck nicht geringer zu werden scheint, kann man sich in-
dessen nicht verhehlen ; dürfte man eine Durchdringung dieser tief-
liegendüu Schichten mit hcissem W' asser annehmen, welche keinea-
wegs ausser dem Bereich der Möglichkeit liegt, so würde aller-
Annahme der Gneissbildung durch Hitzeeinwirkung. 4W
dings jedwede Schwierigkeit, welche sich der Umkrystallisation auf
trockenem Wege entgegenstellt, schwinden; trockenes Gestein leitet
die Hitze überhaupt nicht; auch v. Cotta betrachtet das Wasser,
wenn auch nur beiläufig, als Agens bei diesen Processen. Dana
spricht sich gleichfalls dagegen aus, dass die Hitze allein das um-
krystallisirende Agens geweseir sei , und findet die Beihülfe von
Feuchtigkeit nöthig, für welche ihm aber die gewöhnliche sog. 6e-
birgsfeuchtigkeit genügt.
Nach jener Ansicht würden nicht nur ganz excessiv grosse
flebungen und Senkungen , sondern auch die ungeheuersten Denu-
dationen da vorauszusetzen sein, wo nunmehr die krystallinischen
Scliiefer die Erdobei-fläche bilden; Denudationen, welche in solchem
Maassstabe stellenweise ganz überaus unwahrscheinlich sind. Be-
reits in uralten Sedimentärschichten finden wir Fragmente von kry-
stallinischen Schiefern als klastische Elemente, ein Beweis, dass
also zu jener frühen Zeit die Ausbildung eines Theils derselben,
somit jenes grossartige Spiel geologischer Pröcesse bereits erfolgt
sein müsste.
Die hauptsächlichste Schwierigkeit scheint aber diesetr Theo-
rie darin zu erwachsen, dass an mehrem Orten Gtieiss- und Glim-
inerschieferbildungen sich finden, welche auf sedimentären Schichten
aufruhen, die selbst keine Umwandlung erfahren haben. Um nur
eines Beispiels zu gedenken, sei erwähnt, dass itf dem Rotfathal auf
der nördlichen Seite der Jungfrau in den Bemer Alpen- eine 1000
Fuss mächtige und 15,000 Puss lange Gneissmasse nicht nur auf
petrefactenführenden Juraschichten aufimht, sondern auch von den-
selben bedeckt wird. Hier wird es geradezu unmöglich , anznneh-
mon, dass eine aus der Tiefe erfolgende Erhitzung gewirkt habe,
\\ eiche die untenliegenden Schichten vollständig verschont und ledige
lieh die darüberliegenden betroffen habe; jenes Vorkommniss schliesst
auch jeden Gedanken an eine etwaige Ueberkippung der Schichten
MUS. Solchen krystallinischen Schiefern müsste man wenigstens eine
ganz abweichende Entstehungsweise zuschreiben.
Man war schon früh darauf aufmerksam geworden, dass die
Thouschiefer mancher Gegenden da, wo sie von Ei-uptirgesteinen,
namentlich von Graniten durchsetzt werden, förmlich in Tiionglim-
in erschiefer und Gneiss umgewandelt erscheinen ; der Thonschiefer
entwickelt in der Richtung auf den Granit zu eine feinschuppige
rAX) (ineifiHhMutkfr dun-h Einwirkun«; von Eniptivmftmen.
kryötalliiiische Textur, bei welcher die Glimiqerblättchen schon
deutlic)i erkennbar werden, es entstehen Fleckschiefer, Frucht- uod
Knotenschiefer, auch stellen sich mitunter Chiastolith , StauroHth,
Audalusit ein ; allmählich wird der umgewandelte Thonschiefer za
einem vollkommenen Glimmerschiefer , welcher in der Nähe de«
Granit sehr häutig durch Aufnahme von Feldspath in eigentlichen
Gneiss verläuft. Ausgezeichnete Beispiele dieser Art finden sich
u. A. im sächsischen Erzgebirge, bei Camelford iu Com wall, am
Hollywood in der irischen Grafschaft Wicklow, in dem Oo-Thnl der
Pyrenäen. liier ist der Metamorphismus ein über jeden Streit der
Meinungen erhabenes Factum und dass in diesem Falle in dem cen-
tralen Eruptivgestein die Ursache desselben zu suchen sei, ist kanm
je ernstlich in Zweifel gezogen worden; mau erblickte auch in
dieser Umwandlung <ler sedimentären Schiefer in krystallinische
eine Wirkung der vorausgesetzten Glühhitze des Eruptivgesteins.
Auf (irund dieser Beobachtungen hat man die Ansicht geäns^
sert, dass alle krystallinischen Schiefer aus sedimentären Schichten
durch die Contacteinwirkung massenhaft emporgedrungener geschmol-
zeuer Eruptivgesteine hervorgegangen seien. Abgesehen von der
UnWahrscheinlichkeit, dass Hitze allein solche Wirkungen zu aaa-
Bern vermag, und dass jenen Eruptivgesteinen ursprünglich ein
wirklich feuertiüssiger Zustand eigen gewesen, sind es auch noch
andere Umstände, welche dieser Theorie, die in ihrer allgemeinen Form
stets nur eines geringen Beifalls der Forscher sich xu erfreuen
hatte, entgegenstehen. So bedeutend auch an und für sich die
Entfernungen sind, auf welche hin sich die nicht abznlängnende
umwandelnde Einwirkung des Eruptivgesteins erstreckt, so ist die
letztere doch keineswegs hinreichend , die Entstehung der ganze
Landstriche zusammensetzenden, über hunderte, ja tausende von
<juadratmeilen verbreiteten, ungeheuer mächtigen Gneissmassen and
Glimmerschiefermassen zu erklär<>n. In Sachsen pflegt nach Xaa-
mann die Umwandlung des T honschief ers auf eine Zone von höch-
stens OOOO Fuss Breite beschränkt zu st>in: sie sinkt oft auf einen
Baum von nur 100 l<'ns;s Breite herab und kann ganz unscheinbar
werden; nach Keilhnu wirkt in dtT Umgegend von Chris tiania der
Granit bis in öOno Fuss Entfernung, Durocher bemisst diese Ent-
fernung in der Bretagne auf durchschnittlich 4 — 5000, stellenweise
auf 9 — 12000 I'uss. In grösserm Maassstabe scheiut die Contact-
Gnoissbildiing durch Einwirkung von Eruptivmassen. 501
einwirkung nicht vor sich zu gehen, und es ist daher geradezu
undenkbar , dass die ausgedehnten krystallinischen Schiefemiassen
Skandinaviens, Finnlands, des Erzgebirges u.a. Territorien derar-
tigen Processen ihre Ausbildung verdanken. Dazu kommt, dass in
vielen solchen Gneiss- und Glimmerscbiefergebieten gar keine durch-
setzenden Eruptivmassen , welche die Umwandlung hervorgebracht
haben könnten, ersichtlich sind. Anzunehmen, dass sie in der
Tiefe vorhanden, und nicht zu Tage getreten seien, hiesse eine
Hypothese durch eine noch unerwiesenere erklären. Ausserdem
zeigt es sich auch an vielen Punkten , dass die Contactwirkung
von grossen Granitniassivs keineswegs in einer Hervorbringung von
Gneiss und Glimmerschiefer beruht, sondern es erscheinen an ihren
Grenzen llornfels und ähnliche Gebilde oder lediglich Fleck- und
Knotenschiefer, die bei weitem keinen so weit vorgeschrittenen Zu-
stand der Umwandlung bekunden, als ihn die zu Gneiss erfordert.
Die hier und da vorkommende, auf beschränkte Abstände
hin durch den EinÜuss von Eruptivmassen erfolgende Umwand-
hing von Thonschiefer in Gneiss, Glimmerschiefer und Thonglimmer-
schiefer darf daher, so zweifellos sie an und für sich ist, keines-
wegs verallgemeinert, und zur Erklärung der krystallinischen Aus-
bildung der Schiefer überhaupt verwandt werden.
Was die Art und Weise dieser localen Umwandlung anbe-
trifft, so kann, wie schon oben erwähnt, an eine solche, die
ausscliliesslich durch Hitze erfolgt, nicht gedacht werden; die
Wirkungen lang andauernder Hitze auf die Gesteine bieten sich
uns bei den Kohlenbränden dar, welche aber ganz andere Producte
liefern als Gneiss und Glimmerschiefer; in dem sehr geringen Wär-
meleitungsvermögen der Gesteine stellt sich übrigens jener Erklä-
rung eine kaum zu besiegende Schwierigkeit entgegen. »Geologen
die solches behaupten, ruft Rischof aus, haben wohl nie ihre Hand
in das jiussere Gemäuer eines Hochofens gelegt, welches selbst
nach einer Jahre laug anhaltenden starken Hitze im Schachte sich
(loch nur wenig erwärmt. Silliman und Dana (1843) haben den
Gedanken ausges])rochen, dass es das Wasser gewesen sei, welches
als Vehikel der W^ärme bei diesen Umwandlungsprocessen betrach-
tet werden nuisse (Americ. Journ. of sc. and arts 184.3. XLV. lll).
r.yell liat schon 1841 darauf hingewiesen, dass Gase und Dämpfe,
welche von dem feuiig erweichten Eruptivgestein ausgehaucht wür-
502 Umbildung^ zu Gneiss auf gewöhnlichem nassem Wege.
den, auf weite Erstreckmigen hin im Nebengestein fortgcüeiiet wer-
den könnten , zumal in einem soldien Nebengestein , weldiea mit
Wasser durchdrungen war. Der Ansicht, dass die Umkrystalliaa*
tiouen des klastischen Thonschiefers und der Grauwacke sn Gneiia
und Glimmerschiefer, welche augenscheinlich auf ein Eruptiv-
gestein als Ursache zurückgeführt werden müssen, durch cjne in-
nige Imprägnation mit heissem Wasser erfolgt seien, sdieint sich
keine bemerkenswerthe Schwierigkeit mehr gegenüberstelleo zu 1m-
sen, seitdem St. Hunt's Experimente über die umwandelnde Kraft 3m
warmen, mit kohlensauren und kieselsauren Alkalien imprignirtra
Wassers (Proc. of the roy. soc. Lond. 7. Mai 1857) und Daubree*
Untersuchungen über die Wirkungen des überfaiUsten Wassers so mao-
ches festgestellt haben, noch manches andere ahnen lassen, uod da
nebenbei durch anderweitige Betrachtungen es höchst wahrscbain-
lieh wird, dass bei der Eruption der altmassigen Gesteine das
Wasser eine sehr hervorragende Rolle gespielt habe.
Wir wenden uns nun zu andern Ansichten über die Entste-
hung der krystallinischen Schiefer aus sedimentären.
Manche Forscher, zu deren ersten namentlich Keilhan in Nor-
wegen, Studer und Escher in der Schweiz beobachtend, gehdren,
haben ihre Zweifel ausgesprochen, dass bei diesen Umwandlung»-
Processen hohe Temperatur und.Gaäemanationen wirksam gewesen,
und halten dafür, dass dieselben bei gewöhnlicher Tem}>eratar er-
folgt seien. Keilhau spricht sich darüber 1844 folgendermaassen
aus: >>Man findet den Gneiss und die ihm ähnlichen krjstaUini-
schcn Gesteine bisweilen in einzelnen Schichten mitten swischen
nicht krystallinischen, offenbar sedimentären Schichten ; die krystal-
linischen Gesteine zeigen dabei Uebergänge in die nicht krystallini-
schen Schichten ; dieselben organischen Ueberreste, welche den lets-
tcrn angehören , sind auch bisweilen in den erstem xu erkennen.
Durch solche allen Gcognoston längst bekannte Thatsnchen wird
uns mit der grössten Deutlichkeit gezeigt, dass die in Kede stehen-
den krystallinischen Schichten ursprünglich sedimentäre Schichten
waren, gerade so, wie die, welche sie einschliessen, dass sie jedoch
später umgewandelt wurden, und zwar bei der8ell>en, niemals aus-
serordentlich erhöhten Temperatur, in welcher sich, wie jedermann
zugibt, ihr nicht krystalliniriches Hangendes und Liegendes fortwäh-
rend befunden haben muüs. Diese Aussage, bestimmt und klar,
Umbildung zu Gneiss auf gewöhnlichem nassem Wege. 503
wie sie ist, bedarf nicht erst einer ÄnBlegaiig um. einen andeilfi
Sinn zu bekommen, als den, welcher unmittelbar in ihr enthalten
ist und soweit jene TransmutÄtioti chemisch unerklärlich i«ft, folgt
aus ibr irichts anderes, als dass die Chemie die zu einer solchen
Erklärung noth wendige Entwicklungsstufe noch nicht erreicht hat.
Es ist demnach so gut wie ein Erfahrungssatz, dass der Gneiss
und die krystallinischen Schiefer überhaupt nichts anderes als um-
gewandelte SedimentÄrgesteine und zwar bei gewöhnlicher Tempe-
ratur umgewandelt sind, wenn auch übrigens nicht nachgewiesen
werden kann, wie solches geschah.* (vgl. Neues Jahrbuch f. Min.
184G. 844, Auszug aus dem Nyt magazin för naturvidenskabeme
1844. IV. 267).
Studer hat ebenfalls nicht die Wirkung der Erdwärme, son-
dern eine durch unbekannte Ursachen vermittelte innere Molecu-
larthätigkeit angenommen (Neues Jahrb. f. Min. 1840. 352; Lehrb.
der phys. Geographie II. 150).
p]s ist eines der unzähligen Verdienste G. Bischofs, -dass er
sich mit grosser Entschiedenheit gegen die plutonische Metamor-
phose der sedimentären Schiefer in Gneiss, Glimmerschiefer und
andere krystallinische Schiefer ausgesprochen hat. Die gestreckte
Structur der Gemengtheile des Gneiss , welche eine ganz andere
ist, als die der ursprünglichen Schiefer, lasse auf bedeutende Orts-
veriinderungen schliessen, welche in einem, wenn auch noch so
sehr erhitzten , doch immer noch starren Gestein kaum denkbar
seien, die Verschiedenheit in der chemischen Zusammensetzung z. B.
zwischen Thonschiefer und Gneiss, welche nothwendig auf die Annahme
führt, dass neue Stofife während der Metamorphose von aussen
hinzugetreten, andere ausgeschieden worden öeien, der Wasserge-
halt des Glimmers, alle diese Punkte scheinen ihm völlig unüber-
steigliche Schwierigkeiten darzustellen , die Umwandlung der Sedi-
inentiirschichten durch plutonische Hitzewirkung zu erklären. Dann
weist er auch , an Studers Betrachtungen anknüpfend darauf hin,
dass luetainorphische Gesteine zuweilen die äusserste Decke nicht
umgewandelter Gebirge bilden, oder wiederholt mit Lagern abwech-
seln, aufweiche der metamorphosirende Einflnss sich nicht ausgedehnt
habe. Statt der plutonischen Cämentation nimmt er eine Meta-
morphose auf nassem Wege und unter gewöhnlichen Umständen
an ; was auf diesem Wege der langandauernden Durchwässerung
504 Sedimentäres Material für die Umbildung zu Gneiss.
geschehen könne, bekunden die Pseadomorphosen. »Es redacirt
sich der Umwandlungsprocess eines sedimentären Gesteins, wie dos
Thonschiefers in ein krystallinisches darauf, dass sich die in jenem
schon pele-mele existirenden und nicht erst zu bildenden Silicate
regelmässig nach Yerbindungs- und Krystallisationsgesetzen grap-
piren und selbständige zusammengesetzte Silicate bilden und dass
hierbei zwischen den Silicaten im Gesteine und in den durch das-
selbe circulirenden Gewässern gegenseitige Zersetzungen erfolgen,
wodurch vorhandene Basen fortgeführt und andere an ihre Stelle
gesetzt werden.« Es ist nicht schwer, aus der bekannten Zusam-
mensetzung zweier in einander umgewandelter Gesteine den Grang
solcher Auswechslungen zu berechnen.
Was im Allgemeinen die Gesteine betrifft, denen eine kry-
stallinische Metamorphose in Gneiss zugeschrieben wird, so ist dies
namentlich Thonschiefer uud Grauwackenschiefer ; aus Thonschiefer
geht auch Thongliramerschiefer und Glimmerschiefer hervor; aus
einem stark glimmerhaltigen Sandstein kann ein quarzreicher Glim-
merschiefer oder quarzreicher Gneiss sich entwickeln, letzterer aller-
dings nur auf Grund beträchtlicher Zufuhr. Die Centralkette der
Alpen zwischen Salzburg und Oberkärnthen besteht nach Credner
an ihren äussern Rändern aus Thonschiefern der palaeozoischen
Periode; zwischen ihnen liegen krystalliuische Schiefer, im Allge-
meinen um so krystallinischer , je mehr man sich der in die Tau-
ernkette fallenden Ilaupthebuugslinie nähert. Habe man schon die
Thonschiefer als metamorphische Gebilde aus thonigen, mergeligen
und sandigen Sedimentärgesteinen zu betrachten, so könne man
kein Bedenken tragen, die vollständiger entwickelte krystallinische
Structur der Gesteine der eigentlichen Centralkette nur durch eine
weiter vorgeschrittene Metamorphose zu erklären: Kalkhaltiger
Thonschiefer, Kalkthonschiefer , Kalkglimmerschiefer und kömiger
Kalkstein , — Thonschiefer, feinblätteriger Glimmerschiefer, krystal-
linisch- blätteriger Glimmerschiefer und Gneiss — , Thonschiefer,
Chloritschiefer, Talkschiefer und Serpentin dürften naturgemäss als
verschiedene Stufen der Umbildung anzusehen sein (Neues Jahrb.
f. Min. 1850. 550). Stur erachtet ebenfalls die krystallinischen
Centralstückü der salzburger Alpen als umgewandelte alte Schiefer
und Grauwackeu, dereu Metamorphose erst nach der Triasforma-
tion erfolgt sei (Jahrb. d. geol. R.anstalt. V. 1854. 852), Pichler
Scdimentttrea Material für die Umbildung r.ü Gneiss, SOti
hält gleichfalli^ die tyroler Göeiafle f^ iimgewandelte sedimentäre
Schiefer (Beitr. z, Geogn. Tyrols 1859* 183)*
V(in maneheti Forschern iut auch die Ümwiwidlung von Kalk-
steinen in Gneiss hervorgehoben worden ^ namentlich von Studer,
Bischof und Volger* Dass ein solcher YorgHDg möglich, ja für ge-
wisse VorküinwmrMse nicht ohne WahracheiulichkeH sei, scheint nicht
füglich heaweifelt werden zn können» Nach Stnder sind in dt!0
cottischen Alpen die Schjeleir und Kalksteine so enge mit dem
Gueiss Terbunden. aeigen fdierall so viele llebergäng© in Glimmer-
und Talkschieferj der Kalk wird oft von den sich einmengendcäii
Glimmerblättchen eo sehr ^zurückgedrängt , das» es nahe liegt, in
dem GneifiSi sidbet nur eine weiter fortgeschritteue Metamorphose
dieser Kalksteine und Schiefer zn sehen, wofür auch das Vorkore-
men von Kalklagern im Gneise (spricht (Geologie d, ^chwei^ I. 1^2;
vgl. auch I. 25 8 j 360). In den alpinen Gneiaseii ist, wie Yolger
bemerkt ^ der Kalkgehalt überhaupt nicht leiten. Engelbardt er-
wähnt vuii der Feegletscher Alp einen ^eigenthümlichen sehr schö-
nen weisK«ieu Gneis» mit grünlichem, talkig tjm Glimaier und hellro-
then Granaten gauis durchiiiet und etwa» Kalkgehalt.* Saussure
gedenkt (Voytige dana lea Alpes IL 390; Cap. a8) häufig gneiss-
und granitähnliclier Gesteine, in welchen Kalkspath die Stelle des
Ffldspatli vertritt. Im Yal Pellina i&t nach Studer der mt*ist in
weissen Marmor öberg^egangene Kalkstein oft gemengt mit Glimmer,
Granat und Quarzkörnera und dann J ei cht mit Gneis» oder Granit
zu verwechseln; im Val Faira ist ein mit Glimmer und yunr^ ge-
mengter körniger Kalkstein verwachsen mit Grieiss^treifen. (fest-
lich von Schama in Graubündten geht tjUÄrz- und tdlkbiiltender
Marmor iu ausgezeichneten Gneias über. Diejenigen wenigen Geo-
logen aber dürften %u weit gehen, welch© mit Volger aus Kalk-
stein alle mögliehen Oefiteun? entstehen laessen , der als Resultat
seiner Studien hinstellt: -'daaa aus einem und demselben sediinentä*
ren Kalkstein durdi innere rmbil düngen hier ein Pyroxengestein
oder ein AmphiboJgeetein, dort ein Granafge^tein oder Epidotge-
stein, durt wieder ein Quai"2gcstein oder ©in Feld spat hgeste in sich
entwickfdt hat.- {Nene Denkachr, t; d, ailg, schweiiE, Ges. f. ges.
Naturw, XIV, 1855J Auch scheint die Frage einei' ernBÜichen
Frwjiguiig werth ku sein, woher denn das charakteristisch schiefe^
r ige Ge füge rührt, wenn manche Gneisse nar Umwandlungen von
506 Jüngere unzweifelhaft Tnetamorphische tlneisse.
Kalksteinen sind, und welches der Grund ist, dass ein Gracnit, der
aus demselben Kalkstein sich entwickeln soll, nun nithi ebenfalls
schiefenge, sondern körnige Textur annimmt.
Nach E. Tiitchcock lässt sich namentlich in der Umgegend
von Newport (Rhode - Island) und Plymoutli (Vermont) eine Um-
wandlung gewisser Conglomerate in Talkschiefer, Glimmerschiefer
und Gneiss beobachten. Die Gerolle sollen einen Theil ihrer Sili-
cate ausgeschieden haben, selbst zu Quarz geworden sein, wobei
sie einen gewissen Grad von Plasticitat erlangt , sich flach ge-
drückt und in die Länge gezogen hätten, so dass sie nunmehr
als Quarzlamellen erscheinen. Durch jene Silicatlösungen sei gleich-
zeitig das Cänient der Conglomerate in Glimmer, Talk und Feld-
spath umgewandelt worden (Amer. joum. of sc. (2) XXXI. 1861 . 372).
Zumal für diejenigen Gneisse, welche unzw^e^lhaften Gliedern
aus der Reihe der Sedimentärformationen aufliegen, hat man viel-
orts die metamorphische Entstehungs weise geltend gemacht aüd es
scheint in der That, als ob diese den einzig möglichen Ausweg
der Erklärung zeige, obschon man sich nicht verhehlen sollte, dass
auch ihr sich manche widersprechende Thatsachen entgegenstellen.
Die Metamorphose muss hier offenbar als eine katogene, als eine
von oben nach unten wirkende gedacht werden, wie häufig aber
schneiden die aufgelagerten Schichten krystallinischer Schiefer scharf
an ihrer sedimentüi*en Unterlage ab, eine Erscheinung, welche man
keineswegs erwarten sollte, und welche dem katogenen Metnmor-
phismus fast ebensolche Schwierigkeiten bereitet, als das Aufhihen
auf unveränderter Unterlage dem anogenen, durch platonische Wir-
kungen veranlassten Met^morphismus (vgl. 8« 499). Alsdann drängt
sich auch die Frage auf, warum diese Metamorphose eine verhäli-
nissmässig so seltene Erscheinung darstellt, warum die ausgedehn-
testen Terrains der ältesten Schiefer und Grauwacken vorliegen,
in denen nirgendwo selbst auch nur ein Anfang zur krystalli-
nischen Umwandlung ersichtlich ist, obschon sie einer Durchwässe-
rung gewiss nicht minder günstige Verhältnisse darboten, als jene
Gebiete, in denen die Metamorphose in relativ jüngerer Zeit so
allseitig und regelmässig erfolgt sein muss, dass auch keine Spur
des ursprünglichen Sedimentärgesteins innerhalb der krystalliniechen
Schiefermasse zurückblieb.
Unter welchen nähern Umständen und auf welche Weise die
Jüngere unzweifelhaft metaroorphische Gneisse. 507
Ausbildung dieser jungen krystaUtnischen Schiefer von Statten ging,
ist eine Frage, welche noch vielfacher Untersuchung bedarf, und
wir müssen uns vor der Hand noch damit begnügen^ wenigstens
die Wahrscheinlichkeit der erfolgten Metamorphose festssustellen.
Zu solchen -Gneissen , welche, sedimentären Sckichten aufgelagert
wohl nur als umgewandelte obere Gesieine derselben zu betrachten
sind , scheinen zu gehören : die (aus siluriacben Schiditen hervor-
gegangenen) Gneiss- und GlimmerschieferbildiuigQB des nördlichen
Schottland, namentlich in der Grafschaft SuÜierland, wekhe auf
cambrisclien Quarziten und Kalksteinen aufmken, die jtelbst in dis-
cordanter Lagerung einen altem primitiven Gneiss (Fuadamental-
Gneiss, für Laurentian gekalten) vom Cap Wrath bis zun Gairloch
und nach Skye bedecken (Nicol, Quart. Journ. of geol. soc. XTII.
1857. 17; Murchison ebendas. XV. 1859. 382; Comptes rendus
L. 1860. 715; Siluria 3. Aufl. 1859. 195. 553; Lyell, Elements
of geology 1865. 753; vgl. auch S. 436). Die krystallinischen
Schiefei* Norwegens, zumal Westfinnmarkens und Central-Norwegens,
welche nach Keilhau und Kjerulf fast alle metaraorphossrte cam-
brischc, silurische und devonische Schichten darstellen, in welche
sie nach unten zu oft deutlich zu beobachtende Uebergänge
zeigen (Keilhau namentlich im I. Bande der Gaea Norvegica, Kje-
rulf, Geologie des südlichen Norwegens, Christiania 1857. 33). Die
alte Gneissformation in Skandinavien ist indessen nach Durocher
schon vor der palaeozoischen Periode krystallinisch gewesen; zwi-
schen diesen Gneissen und dem Silur liege kein Uebergang irgend
oincr Art vor (Sur le metamorphisme des roches im Bullet, de la
soc. geol. (2) 111. 1846. 620). Ferner dürften hierher zu zählen
sein die zahlreichen krystallinischen Schieferbildungen der Central*
alpeu, z. B. am St. Gotthardt, nn der Grimsel, am Montblanc, deren
Keinitniss wir vorzugsweise den Forschungen des unermüdlichen
Studer verdanken, und welche umgewandelte Jura-, Kreide-, selbst
Eoeänschichten darstellen; Kalke, welche nicht älter sind, als die
Liasforination, umschliessen sie. Rozet ist ebenso der Ansicht,
dass die Gneisse, Glimmerschiefer und Talkschiefer der französischen
Alpen (vi?l. S. 405), die sich vom Ubayette - Thal über den Mont
\ iso bis jenseits des Mont Cenis erstrecken, metamorphosirte Schich-
ten der Lins- und Juraformation darstellen, deren Umwandlung er
freilich auf die Serpentineruptionen schiebt (Bull, de la soc. geol.
508 Verschiedene Arten der Gneissbildungf.
(2) Xn. 1855. 232). Metamorphosirte Joraschichten sind auch
die Gncisse, Quarzite, Talkschiefer und berühmten Marmore (von
Garrara) der nordwestlichen A penninen.
Dass die Umwandlung der klastischen Schiefer in krystalli-
nische zu sehr verschiedenen Zeiten vor sich gegangen ist, erhellt
zur Genüge aus dem Vorhergehenden.
Aus diesen Betrachtungen über die Ansichten von der Bil-
dung der Gneisse und der meisten krystalliniscben Schiefer ergibt
sich die grosse Verschiedenheit derselben. Wenn es sich bei einer
unbefangenen Erwägung an und für sich als möglich herausstellt,
dass in der That ein krystallinisch-schieferiges Gemenge von Feld-
spath, Quarz und Glimmer das Resultat verschiedener Procesae
sein könne, indem keineswegs «lUen solchen Vorkommnissen eine
und dieselbe Bildungsweise zugeschrieben zu werden braucht, so
gewinnt dies , wenn man die Lagerungs- und Verbandverhältnisse
derselben ins Auge fasst , bedeutend an Wahrscheinlichkeit. Nach
dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse dürften wohl rücksichtlich
der verschiedenen Entstehungsweise namentlich folgende Gneissbil«
düngen zu unterscheiden sein:
1) Ursprüngliche Gneisse, welche möglicherweise die erste Kru-
stenbildung der Erde darstellen; bei ihrer Entstehung muss noth-
wendig das Wasser neben dem Schmelzfluss eine Hauptrolle gespielt
haben; zu solchen Gnoissen kann man natürlicherweise nur diejenigen
zu zählen wagen, welche erweislichennaassen das liiegende der ältesten
Sedimentärformationen bilden und von diesen nur solche, welche nicht
durch ihre Einlagerungen auf einen andern Ursprung hinweisen.
2) Ursprüngliche Gneisse, welche als Partieen, namentlich
als peripherische Partieen von offenbar eruptiven Granitmassivs
deren Entstehung theilen ; dass es auch isolirte , eruptive Gneiss-
massen gebe, welche ausschliesslich aus diesem Gestein zusammen-
gesetzt sind, ohne mit Graniten in Verbindung zu stehen, ist zwar
höchst wahrscheinlich (vgl. S. 491. 493), möge indessen vor der
Hand noch dahingestellt bleiben.
3) Metamorphische Gneisse , entstanden als Contactproducte
aus Thonschiefer und Grauwacke, welche Graniteruptionen umgeben;
die Metamorphose scheint vorzugsweise durch das von dem Erup-
tivgestein ausgehende heisse Wasser erfolgt zu sein.
4) Metamorphische Gneisse, welche man nicht als Contact-
Verschiedene Arten der Gneissbildung. 509
bildiingen auffassen kann, entstanden aus der katogenen Umwand-
lung von Sedimentschichten, vennuthlich durch einfache, bisher
jiber uocli räthselhafte Durchwässeningsprocesse.
In allen Fällen, auch bei den ursprünglichen Gneissen dürfte
LS wiibrscheinlich das Wasser gewesen sein, welches sowohl die Aus-
bildung der Gneissmineralien aus einem plastischen vielleicht hydato-
pyrogenon Magma, als ihre Umbildung aus klastischen Gesteinsele-
meuten liewirkt hat. Es scheint, dass für die einzelnen Vorkomm-
nisse sich die eine oder andere von diesen verschiedenen Arten der
(uieissbildung mit guten Gründen geltend machen lässt und dass
Diejenigen auf falscher Spur sind, welche alle Gneisse als durch
gewülmlicbe Agentien erzeugte metamorphische Bildungen deuten
zu können vermeinen. Es sei hier gestattet, der Worte zu geden-.
ken, welche Leonard Horner in seiner Präsidenten - Adresse 1861
an die londoner geologische Gesellschaft richtete: »There is no man-
ner of doubt, that there are vast tracts of gneiss with such di-
stinct stratification , often greatly contorted, to which no other
thiin a sedimentary origin can with any degree of probability be
iiscribed, however difficult it may be in the present State of our know-
ledge, to comprehend the nature of the chemical action, by which
the original component materials have been altered into new com-
binations. On the other band the assertion, that all gneiss has had
tbe siime origin, appears to me erroneous.« »So viele metamorphische
Gneisse es auch geben möge, ruft Geinitz aus, ohne einen plutonischen
l'rgneiss, wozu der alte graue Gneiss in Sachsen gehört, entbehrt die
Geognosie allen Boden.« (Neues Jahrb. f. Min. 1865. 497). Auch
Daubree unterscheidet z. B. in der Bretagne zweierlei, metamorphi-
sche und eruptive Gneisse (Comptes rendus LIX. 1864. 132). Im
böbniisch-bayerischen Waldgebirge erweist sich die obere von Gümbel
als bercynische bezeichnete Gneissformation (S. 435) mit Hornblende-
schiet'ern, Granuliten, Kalken (eozoonführend) und Graphiten als
nietaniorpbische Sedimentbildung, während man in der untern boji-
scluii Gneissforniation mit granitähnlichen Gesteinen ohne Kalk und
(»bne Graphit die primitive Fundamentalbildung zu sehen berechtigt
srlu'int (vgl. v. Ilochstetter, Sitzgsber. d. Wien. Akad. 4. Jan. 1866).
(i lim m erschiefer und Th onglimm erschiefer erwei-
sen sich in vielen Fällen so eng mit Gneissen zusammenhängend,
dass die Bildungsweise dieser drei Gesteine hier eine gemeinschaft-
510 Bildung der Glimmersohiefer.
liehe zu sein scheint; vielfach wurde daher auf jene aoeb bereits
bei den frühern Betrachtungen Rücksicht genommen, auf welcbe
daher hier verwiesen sei.
Gustav Bischof hat in der ersten Auflage seine« Lehrbucht
{II. 1441 ff.) sehr eingehende Untersuchungen über die bei der
Umwandlung von klastischem Thonschiefer in Glimmersohiefer vor
sich gehenden Processe angestellt. Nach ihm sind alle Glimmer-
schiefer metamorphische Bildungen. Naumann unterscheidet meta-
morphische Glimmerschiefer und kryptogene, solche, deren Ausbil«
dungsweise noch zweifelhaft ist. ^Geognosie I. 708.)
Offenbar ist es, dass wenn die klastischen Feldspatbelemeote
sedimentärer Thonschiefer in Glimmer sich verwandeln sollen, dies
nur unter gleichzeitiger Ausscheidung von Kieselsäure vor sich
gehen kann. Der Quarzgehalt der Thonschiefer wird daher bei einer
solchen Umwandlung in Glimmerschiefer, wenn keine WegfübniDg-
von Kieselsäure stattfindet, relativ vermehrt werden und diejenigen
Thonschiefer, welche bereits viel Quarz enthalten , werden sebr
quarzreiche Glimmerschiefer liefern, lieber die Umwandlung tod
Feldspath in Quarz und Glimmer vgl. auch Sorby, Report of the
british associatlon 1857. 92.
Es scheint im Allgemeinen, dass die Zahl der Glimmerscbie-
fer, für welche sich eine ursprüngliche Bildung geltend machen
Hesse, eine noch weit geringere sei, als dies bei den Gneissen der
Fall ist; für weitaus die meisten Glimmerschiefer dürfte nmeb
unsem jetzigen Kenntnissen die .\nnahme der metamorphischen Elnt-
stehung die einzig gerechtfertigte sein; dasselbe möchte nocb in
höherm Grade für die Thonglimmerschiefer gelten, für deren Bildung
nur höchst selten eine andere Erklärungsweise zulässig schnnt. Die
Glimmerschiefer und Kalkglimmerschiefer der Alpen erweisen sich
durch die hier und da in ihnen vorkommenden organischen Ueberreste
(Belemniten am Nufenen Pass zwischen dem Tessin und obem WalUi,
am Lukmanier und an der Furca) ganz zweifellos alt umgewan-
delte Sedimente, und ebenso wenig kann z. B. in Frage gestellt
werden, dass der (flimmerschiefer der Pyrenäen aus umkrystalli-
sirten Thonschiefem und Grauwackenschiefem hervorgegangen sei.
H. C. Sorby, welchem wir schon so wichtige und scharfsin-
nige Forschungen verdanken , gelangte durch die mikroskopische
Untersuchung der Structur von Gh'mnierschiefem zu dem Resultat,
Bilduugr der Granulite. 511
dass letztere früher Thonschiefer gewesen und dann durch einen
KrystallisatioDsprocess umgewandelt worden seien, und zwar unter
Anwesenheit von Wasser, höchst wahrscheinlich auch bei erhöhter
Temperatur (Edinburgh new phil. Journal (2) 1856. IV. 339;
y^l. auch Quart, journ. of the geol. soc. Sitzg. v. 22. April
IHGB.) F> legt namentlich Gewicht auf die mikroskopische wellige
Texturerscheinuug (welche er ripple-drift nennt) der ursprüng-
lichen 1 honschiefer, welche sich, nicht durch Metamorphismus ver-
wischt, in dem Glimmerschiefer noch wiedererkennen lässt.
Was die Bildung des G r a n u 1 i t anbetrifft, so tritt Naumann
entschieden für die eruptive Natur des sächsischen auf. »Die sämmt-
lichen Erscheinungen, welche die sächsische Granulitformation dar-
bietet, ihr Auftreten innerhalb einer völlig geschlossenen Ellipse,
ihre keilförmigen Vorsprünge an den. Grenzen, ihre Umgebung
durch einen höher aufragenden Wall des Schiefergebirges, die pen-
insularischen und insularischen Fetten, dieses Schiefergebirges , die
höchst aufifallenden Metamorphosen, seiner Gesteine, die im Granu?
lite auftretenden Granite, endlich die mineralische Zusammensetzung
des Granulites selbst, alle diese Erscheinungen dürften nur in der
Annahme einer eruptiven Entstehungsweise unserer Granulitforma-
tiun ilire genügende Erklärung finden. Lange Zeit hindurch mockr
ten die innersten Schichten und die colossalen Fragmente dev durch-
brochenen Schieferdecke der chemischen Einwirkung des langsam
erstarrenden Feldspathgesteins unterliegen, um jene Metamorphosen
in Gneiss und Glimmerschiefer zu erfahren, welche so unbezwei-
f elt stattgefunden haben. Und so sehen wir uns denn zu derselben
Ansicht gedrängt, welche schon vor einem halben Jahrhundert
(1803) von Weiss angedeutet wurde, indem er auf die Nothwendig"
keit eines gewaltsamen Heraustretens des Granulites verwies.« (Lehr-
buch d. Geognosie II. 184.)
Die französischen Granulite, sowohl diejenigen der Vogesen
als der Umgegend von Lyon werden von Rozet (Bull, de la soc.
Kt'ol. IV. 1834. 136) und Fournet (ebendas. (2) U. 1845. 497)
für eruptive Bildungen gehalten. Puton erachtet den GranuUt wie
den (ineiss für die erste Kruste unserer Erde, welche sich durch
wässerige Thätigkeit, begleitet von sehr starker Hitze gebildet habe
(Bull, de la soc. geol. (2) IV. 1847. 1395).
F. V. Hochstetter gelaugte durch die sorgfältige Untersuchung
512 Bildung der Granulite.
der liagerungsvcrhältnisse der Granulite im Böbtnerwald za dem
Resultat , di\»n dieselben keine eruptiven , sondern mit dem umge-
benden Gneiss gleichzeitige Bildungen seien . indem die Schichten
des Gneissgebirges sich ganz d(T äussern Form der Granulitmassen
anschmiegen , sie wie grosse Augen einschliessend , dieselben theils
unterteufend, theils überlagernd. »Aller Granulil ist eine Massen-
ausscheidung von gleichzeitiger Entstehung mit den krj'stalHnischen
Schiefern, in denen er auftritt. Wo er grössere Gebiete zusammen-
setzt, ist er eine durch den inuern Gegensatz der Substanzen ver-
anlasste Concentrationsmasse von mehr o<ler weniger regelmässiger
ellipsoidischer Form mit concentrisch-schaaligem Bau. Seine gfros-
sen ellipsoidischen Stöcke, welche ursprunglich allseitig von den
krystallinischen Schiefern umschlossen waren, traten erst später
durch die stets fortschreitende Degradation der Oberfläche frei
hei-vor, und bieten sich nun selbst , seit langer Zeit der Verwitte-
rung und Abschwemmung ausgesetzt, in einem mehr oder weniger
tief ausgearbeiteten Horizontalquerschnitt der Beobachtung dar.«
So zeigen sich bald concentrisch-schaalig gebaute convexe Dome,
bald ebenso gebaute concavc Mulden. (Jahrb. der geol. R.anstalt.
V. 1854. 2.) Gerade die Grossartigkeit einer solchen Architektur
scheint sich in der Tliat mit einer Entstehung ans umgewandelten
Sedimentärschichten, bei denen sie kaum erklärlich wäre, nicht
leicht vereinigen zu lassen.
Naumann suchte diese Ansichten namentlich fiir den sächsi-
schen (iranulit zu widerleg«»!! (Jahrb. der geol. R.anstalt. VII.
IJ^ne. TTifi). Die allgemeine Architektur des sächsischen Granulit
und die Lngerungsverhältnisse der ihn umgebenden Schiefer, welche
übrigens nicht ursprünglich kr}*stalliniscb . sondern sedimentär wa-
ren, widersprechen nach seiner Ansicht der Annahme einer gleich-
zeitigen Kntstehung. Die grossartigen Aufrichtungen der Schichten,
die Verwerfungen im Streidien derselben , die gewaltsamen Rintrei-
buiii^en seiner Masse in das Schiefergebirge, die Zertrümmerung und
Zerreissung desselben, der Metamorphisnius endlich sowohl der an-
grenzenden, als der losgerissenen Schieferpartieen, sind hier aller-
dings Fiinwirkungen, wie sie nur ein eruptives Gestein im Gefolge
halxM) kann. An der südlichen Granulitgrenze im Zschopauthale
z. n. beobachti»te er 1S32, dass Granulit und Glimmerschiefer in
höchst abweichender Lagerung aneinander grenzen, indem der Gra-
ßildunfr von Chi ü rituell iefer und 'Talkfchiefer,
513
nullt 500 in g^^ ^gj. Glimmerichiefer 70« in NO- eiDlaÜt (Kar-
stens Archiv V. 397i.
Die C h 1 o r i t s G h i e f tj 1" und T a I k 8 c h i e f e r, beides wasser-
haltige Gesteina, kommen uiiier Verhält nisseu vor, daes man de nm-
entweder ab ursprünglich sedimentäre, v^ieUeicht unter eigentbiini-
liehen Umstiutclen erfolgte BiMungeu nder als die Prodücte einer
Umwandlung t^edimenttLrer Schichten ansehen zji können scheint« Die
Kenntniss ihrer Entstehungs weise ist im Ganzen noch wenig yorge*
schritten ; dasselhe gilt auch von den Hombleudeachiefei*!!, derein
Bildung, mag ^ie uim ursprünglich oder metiimorphisch sein, noch
Gegenstand numcher Furschungen abgaben mu^s ; an der Moglicb«
keit einer wüsserigen Bildung von Hornblende scheint kein Zweifel
mehr gestattet zu aein» Daja der Chloritschiefer von Hurtbou iti
Sachsen ein Umwandlungsproduct des rhon&chieferB sei , ist durch
Knop's verUieust volle Unter&ncbuDgen höchst wahracheinUßh ge-
macht worden. Die Umwandlung eines Thonschiefera in Talk-
schiefer kann nur durch eine beträchtliche Zufuhr von MagneBm
zu Wege gebracht werden* Die Ansjcht, dasa der Itacohnnit durch
metamorphische Procease aus gUminerhultigen Sandstaineu hervor-
gegangen sei, wird durch die Art und Weise leines VorkaminenH
wesentlich unteretutzt und stöest auf keinerlei Schwierigkeiten i
Zirkel, Pvtiogiiiplik. O.
88
Klastische Gesteine.
Wir wenden uns nun, nachdem wir die krystalliniscbeii Ge-
steine vollständig beschrieben haben, jener zweiten grossen Ab-
theilung der Gesteine zu, welche wir als klastische bezeichnen,
indem ihr Material vorzugsweise aus den Trümmern von bereits
prücxistircnden Gesteinen besteht. Die allgemeinen VerbAltnisee
dieser Gesteine wurden schon früher (I. 3) besprochen, auch der
verschiedenartigen Textur derselben bereits (I. 72 ff.) gedacht.
Die Rildungsweise der klastischen Gesteine ist eine vielseitige
und es lassen sich so verschiedene Gruppen derselben nnterscbeiden :
1) Zusam m ensch wemmungsg ebilde, klastische Ge-
steine, deren einzelne Elemente mit Hülfe des Wassers zusammen-
geschwenimt wurden; je nach der Abstammung der klastischen
Elemente zerfallen dieselben wiederum in
a) neptunische Zusammenschwemmungsgebilde, entstanden
aus dem Trümmermatorial von den an der Oberfläche der
Erde abgelagerten Gesteinsmassen. Durch Verwitterungt-
proccsso aufgelockert, wurden durch die Kraft der Gewässer
die entstandenen Blöcke in nirhr oder weniger grosse Frag-
mente zerkleinert, zu Schuttmassen, Kies und Sand zer^
malmt und zerrieben, und ebenfalls vom Wasser fortge-
schwemmt, auf dem Hoden von Flüssen, Landseen, Meeren
schichtweise abgesetzt. Derlei (lebilde sind z. B. die meisten
Conglomerate, die Sandsteine, (irauwackc u. s. w. ;
b) vulkanische Zusammenschwemmungsgebilde, solche kla-
stische (lesteine, deren Material in Form von vulkanischem
Schutt, Lapilli, Sand, Asche durch vulkanische Eruptionen
geliefert, und später durch Mitwirkung des Wassers susam-
meugeschwemmt und geschichtet wurde. Dazu geboren die
ZusammenscLweniinuDg«* , H@it>iiiig8- ^ Z<?rberstuiigfig«bil4«. 515
vulkaDiichen Tu£fe zum gr6mien Theil, Di^r artig« woseot*
lieb auä zugatmuengeschweniiiitei] vulkatiischeii Auswürfiiii-
gcQ beätQh«}tid& klaaiii^chu üe&teiiiäuiaääeu erscheint'» muht
nur ia \ erbiuduiig mit den heutigf^u VulkaueD, sonderii siod
auch schon ia früborn Pertuden der Erdbildnng tibgekg^rt
worden. Auch diesa Tulkaiiiächen ZusamineutfchweDiuiuiigs*
gebilde sind in der Hegel detitlich g^^icliicilitei.
2) Reibungsgehilde^ entstanden weaeutlieb ahne Mit-
wirkung des Waaser«; die Fragnsentt dieser Art ¥Oii klautiöcb^ii
Gesteinen wurden geliefert, indem durcb die Gewiüt des in Hpnltcn
aufsteigenden ei^uptiven Gestein« von dt^ii Waadungc>n derd^lbt^n
Bruchstückij} lusge^prengi wurden^ und sftugleich dio bereit« featgc^
wordene (Jberilüche durch die nachdrürki?nd«u Miiflstni eine Zer-
trümmerung in ein^lne Htncke erlitt; büld üind dit^ mi ent»iaüdeni^t]
Fragmenti^ lose auieinander g^häuJt^ bald durch daa m einer kry-
stailinischt^u Mnase festgewordene eruptiv« Material mit dnander
verkittet. Diese Heibungsgebilde er&eheineti dfiher auch meistens
nicht geschieht^t* Finden die erwähnten Vorgiiug© bd der Ent-
stehung dieser iieibnngHgebUde unter \\a^i^*»r «tait, »u kann aUt*r-
dings dasselbe auch bei der Ablagerung derselben ins Spiel konunen«
Noch inne andere Art von Reibungfigerliiiden führt Naumtinn
auf (Geogau£iie L 655, cuntiiMtvii Friction^g«ttti]l6 geuanntj, xKükhe,
welche lediglich in Folge gewnitnainftr Bewogiingmi gröABcrcr odiir
kleinerer Thoile der Einlkriti^t^s^ durch ein«? iimereZorbrmdiung utid
Zermalmuiig des von diBi^en O^nvulsiancn b(Ttri>tlenon Ucstoins an
Ort und Stelle gebildet wurden, ohne da.sji juil ihnen dati Material
eines eruptiven Gesteint unmittelbar in ConAiiiit und Verbindung
getreten is^t- (GrüUjiitt^n-Cdnglcimürat hid Crumbudi Qnwdt llaini*
chen; Gn< isighreccie am Siidrande dei^ Thar ander Walde»; KaÜitelll-
breccie im östücheu Theüe der Niesenkette),
3) Vulkanische Dej ection »get bilde, Sehichleu, welche
durch da» XieJerlallen vulkaniücher ÄUiwÜrilinge au/ die KrdohiT*
fläche entstehen.
4) Z erb erat üngtgahlldtä; auf du». Art von kiafftisehim
Gesteinen habeü namentlich Omalius d'HalJoy und v, Cotta die Aul-
merksamkcit gelenkt; die Fragmente [k-rwi^hcn tfind durch eine aa
Ort und Stelle erfolgte, meiiten« durch AuAtroeknung oder Con*
tractiou h er vi>r gebrachte Zerberstuog ein«9i Geatöineif eutataadwi« j
516 fiintheilnng' der klastischen Gesteine.
Höchst wahrscheinlich ist z. B. die Breccie der Ranchwacke ein
solches Zerherstnngsgehilde.
Die Fragmente der klastischen Gesteine sind in den meisten
Fällen durch ein Bindemittel verkittet, dessen Beschaffenheit und
Menge sehr verschieden ist (vgl. I. 3). Daneben unterscheidet man
lose klastische Gesteine, zusammengehäufte Trümmer, welche nicht
durch ein Cäment verbunden werden.
Rücksichtlich der Natur der Fragmente kann man bei den
klastischen Gesteinen monogene und polygene unterscheiden;
bei erstem besitzen alle oder doch fast alle Trümmer dieselbe
Beschaffenheit und rühren von einem und demselben primitiven
Gestein her, während die polygenen klastischen Gesteine ans Bruch-
stücken verschiedenartiger Gesteine zusammengesetzt sind.
Die sämmtlichen klastischen Gesteine seien in folgendem in
drei Abtheilungen gebracht: Die erste derselben befasse die Gon-
glomerate, Breccie n, Tuffe mit den dazu gehörenden losen
klastischen Gesteinen; die zweite begreife die Sandsteine
und sedimentären Schiefer; daran schliessen sich dann als
dritte, gewissermaassen einen Anhang bildende Abtheilang, die-
jenigen ebenfalls nicht ursprünglichen Gesteine, welche Naumann
als dialytische oder limma tische bezeichnet. Es sind dies
(vgl. I. 80) solche Massen, welche sich als die Rückstände darstellen,
die bei der Verwitterung namentlich feldspathreicher Gesteine übrig
geblieben sind ; die T h o n e bilden den Ilauptrepräsentanten dieser
Gruppe. Sie befinden sich übrigens theils noch an ihrer ursprüng-
lichen Bildungsstätte, da, wo die Verwitterungs- und Zersetzungs-
processe, deren Resultat sie sind, gespielt haben, theils sind sie
durch Wasser von da fortgeschwemmt und an andern Orten abge-
setzt worden.
CoDglomerate, Breccien, Tuffe nnd dazv gehörige lose
klastische Gesteine.
1) der einfachen krystalllnischen C^esteine.
Qiiariitbreccie ud QHardtcenglemerat.
Kleinere nnd grössere eckige Bruchstücke und abgerundete
Geschiebe und Gerolle von Quarzit und Quarz, meistens von grau-
Quarzitoonglomcrtit, KieBelscbierer- luid HorDsUsimbrücioie. f»i7
lieh weisser oder grauer Farbe siud durch ein kieseliges, ock«?r-
gelb oder braunrot li gefÄrbtes, eisen^cliü^^EiigeiH, thoiiiges Cäment zu
einem gewöhnlich sehr harten und schwer jserBprengbaren Gt?stein
verbunden.
Namentlich io den Uebergungfiformatiooen Bind solche Qunrzit-
conglomerate und Quarzitbrecci^n ausgebildet» Mau kenut er«tere
in der silurischen Fornmtioii BdhmenB| im Bevon des südlichen
Norwegens, im Devon der engliseh^n Grafschaften Ikriford und
Brecknock, im Millstone-grit bei Clapham unweit Laucast«r, auch
im Hothliegendeu bei Eisenach, im Bunt «and trtein der Vogftien und
bei Commeru in der Kilt^K In den ÄrLlunoen und auf dem hohen
Venen bei Chateaii-Salm^ Sourbrodt and Malmedy erscheint ausge-
zeichnete Quarsßitbreccie ; am LichtenBtein bei Goeberg unwnit
Hainichen in Saohgeu* Eine merkwürdige Bildting ist da« von
V. Veltheira sogennnnte liornquarzcODgloniernt aus den Umgcbungvn
des Harzes, bei welchem bia fuasdieke graue körnige Quarzitge rolle
durch ein kieseliges Cftraeot zu dnem sehr festen Gestein verban-
den sind; vgl. auch Karstens Archiv 1829, 131 und Hoffmann,
Uebers. d. orogr. u, g. Verh. d. n.w. D. 1830, 5n2,
Kieselsr liif*fertirecci« und iieAfiiebiefrrc0ß|;]iittfriit*
Durch ein gewöhniich kie^eliges Bindemittel werde« meist
nussgrosse eckige Brucbstiicke und GeröUe von schwiingem Kiesel*
schiefer zu einem harten und festen Gestein verbunden.
Ebenfalls vorwiegend im Gebiet der Uebergaugslünnatiotien,
z. B. im Voigtlandü Kwiachen Flauen und RostTnthjil; bei Burg*
hardswalde in Sachsen.
Ili>riislfliilirf*etlr und llaiiriElinrrkfiirrlii*
Mit dem Niiiaeu yuAr^brockifnfels ba^ichnet man in Bachsan
eine vielfach zorHttick**lto und Eerkluftete llr»rn«trir»miis»e von gr^lb-
lichgrauer bis hriiuiilichriith«ir F^irb*!. I>i<t llöhluDgün und Spalten
zwischen den Biiidniilüekeu sind niei^t mil Qunn(krystaUt*n« audi
mit Amethyst, Rr^theiAensteiü, BranntiiacfnÄtein odi»r PyroluBut illjer*
zogen. Bei Rat^c-liau und Langenberg unweit Hctiwvmitiborg iu
Sachsen bildet diesem Gestein Felsen von sehr rsuhtm AiUMsbea.
Vgl. Naumann it, v, Cottm googn. Besehri d, Kgri^h«. Sfrchven U.
35. 43. 203.
518 Flintconglomerat, Kalksteinbreccie a. -Gonglomerat.
PUntcoligloiiierat
(Feuersteinconglomerat, Puddingstein, Puddingstone).
Abgerundete, nuss- bis faustgrosse Gerolle von graugelbem,
braunem oder schwarzem Feuerstein liegen ausserordentlich fest
verkittet in einem feuersteiu- oder hornsteinähnlichen Cäment von
graulicher oder gelblicher Farbe, welchem nicht selten Quarzköm*
eben innig beigemengt sind.
Im Silur Englands namentlich der Grafschaft Hertford kennt
man ausgezeichnete Feuersteinconglomerate, die von dort den Namen
Puddingstein erhalten haben. Die FeuersteingeröUe lassen sehr
häufig eine concentrische Farbenzeichnung erkennen.
Kalksteinbreccie nnd KaiksteiDcoDglamerat
Eckige und abgerundete Bruchstücke von Kalkstein sind dorch
ein meist kalkiges Cäment verbunden, welches bald späthiger, bald
krystallinischer, bald scheinbar dichter kohlensaurer Kalk, bald auch
klastischer Natur ist, indem es aus feingeriebenem Kalkschutt be*
steht, welcher indessen selbst wieder von kr}'stallinischem kohlen-
saurem Kalk durchzogen und dadurch verkittet ist. Das Cäment
ist meist weisslichgrau, mitunter auch durch Eisen ockergelb oder
rothbraun gefärbt. Die Kalksteinfragmente sind von verschiedenen
weissen, gelben, grauen und dunklern Farben und führen nicht
selten Versteinerungen. Neben den Kalksteinen finden sich bisweilen
auch Bruchstücke von andern Gesteinen in diesen Conglomeraten
und Brcccien. Die Kalksteingeschiebe sind es namentlich, welche
die merkwürdige Erscheinung der gegenseitigen Eindrücke (Bd. I.
73) aufweisen.
Dichter Kalkstein bildet das Cäment vieler Kalksteinbreccien,
z. B. der Pyrenäen, u. a. der ausgezeichneten zwischen Montrejau
und Bagiry im Garonne-Thal ; ebenfalls derjenigen zwischen Unter-
Leupoldsberg und Köstenberg in Unterfranken, derer von Kielce
und Checin im Sandomirer Gebirge in Polen.
Einige Kalksteinbreccien mit scharfkantigen Bruchstücken be-
sitzen einen Kitt, welcher aus Dolomit besteht, so z. B. die aus
Kohlenkalkfragmenten zusammengesetzte Kalksteinbreccie von den
Mendip-Hills, welche der Dyasformation angehört ; ebenso das der-
selben Formation zuzurechnende Kalksteinconglomerat der Umgegend
Kalksicinbreccie , Knoelietibreod^- 51d
von Bristol ; Eum buDteii Sandstein (new red) und enm Theil tmch
zum Lias zählen, wie Hani^ay irrwähntT dc^lomit lachte KohltsiikHik-*
steinconglomerate in (TUniorg^unsbiro, Somersetebire, GloLice^tcfr^hir«;
nach Schimper gehören hierher die Kalksteiobreecien, wpkbo vtm
nördlichen Abhänge der Sierra Nevada grobse Verbrüituug b**ttit/eu
(rinstitut XVII. 184H, 190), nach Rozet die sich noch jc^t^st bil-
denden , aus tertiären Süsawa^serkalkaieinfragment«!! brat^b^ndeD
Breccien vom Tholonet und von St. Victoire bei Äist in der Provvac«,
Bei andern selt^^nen Kalkstelnbreccien ündet sich ein eigen-
thümliches Cäment, welches eine wackeniihnliche Büsohnffenbeii
hat; dazu gehört die unter dem Namen Urecciata oder Mi&obio di
Serravezza bekannte Brecds von Canri«*», bei welohifr Kulksitoin*
fragmente, die mit einer Rinde ron Talk ond Cblorit öbpn!;ogi*n
sind, durch eine blänlicbbrauno Masse vorkittet werden (vgl. d&r.
Savi, Annal. des sc. oatur. XXI, IBSO* 68).
In jetziger Zeit bilden »ich natk KalkMieinbreemen d», wo
kalkbicarbonathaltigeH Ciewasi^er durch Atihünrurigeu von Kalkmt^in*
bruchstücken, wie sie z, B, durch Flüiß?ie «unammungeicliweiumt
werden, hindurchrieselt, und aich nkdttnn durch Vardunetung der
kohlensaure Kalk aus ihm abgchiidft, wekher den Kitt abgibt und
während des KrystalliHireni nach Bri^ithfitiptn Beobaehtting dlö sieb
gegenseitig berührenden Kalkiteiugerölle auflockert und von Bio-
ander entfernt (Para^^enesit d^ Mineral. 184§. 40),
Anhangsweise i^t \m den Kalksttinooagloiiie raten die «og,
Knochenbreccie zu erwiihiien ; iji eiis^m ockorgdbrn odir braun*
rothen. meist eisenschitniiigcti Bindirmitiel vofi i&nd^tboniger oder
kalkig-thoniger Beschjiffwibuit uud bald fa»tem und dicht««!, bald
lockerem und erdigem Znnammt^nUang liegen venoeugt mit Abge-
rundeten und eckigen Bruchstücken von Kalksteinon und andern
Gesteinen Knocbentriitnnier und Kwoch#nip]iitiir sowie Zllm«» von
Säugethieren, denen wicli afich Scbftulan vnn Sand-, FlnM* und
Sumpfconchylien beig«'«Mllen, Die Lücken und Zitlltrn im Bindi^mittel
und die Höhlungen dtrr luioohun wind girwohiilicb mit duem Uebef»
zuge von glänzendeti Kidkupathrhimtboederchen bekleidet oder gam
mit Kalksinter, biswi^ikn auoh mit rötbcm Ei»ofiocker ausgebiUk,
Diese eigenth undicht* Knocbeiilireccie findet sith bmiplȀch-
lich im Kalksteingebirge läiiga der nördlichen Ktitt«) dim mittel-^
ländischen Meeres, wo lie Spaltoii« Schlucbton Qod triuht«rartig«
I
I
520 Enochenbreccie.
Weitungeu manchmal in beträchtlicher Mächtigkeit ausfüllt; so er-
scheint sie an der spanischen und französischen Küste von Gibraltar
bis Savona (ausgezeichnet bei Cette, Antibes und Nizza am Moni
du Chäteau und Mont du Boron oberhalb Yillefranche), an der
corsischen Küste nördlich von Bastia, bei Cagliari auf Sardinien;
am Vorgebirge Palinuro zwischen den Meerbusen von Salemo und
Policastro; sehr häufig längs der dalmatinischen Küste (Inseln
Cherso und Osero, Gegend um Ragosniza, Küste zwischen Tran
und Sebenico, Gegend von Nona bei Zara), auch noch anf Corfu
und Cerigo.
Die Thierreste sind der verschiedensten Art, stammen aber
voi'zugsweise von Pflanzenfressern her: von Palaeotherium, Bhino-
ceros, Hirsch, Ochs, Pferd, Hase, Schaf, Maus, seltener von Löwe,
Panther, Fuchs, daneben auch von Landschildkröten, Eidechsen,
Schlangen; die Gonchylien gehören der Regel nach dem Lande
oder Süsswasser, nur ausnahmsweise dem Meere an.
Ausser dieser Knochenbreccie in den Spalten und Klüften an
der Meeresküste findet sich eine andere in Höhlen im Innern des
Landes , welche jedoch einigennaassen von jener abweicht. Das
Bindemittel ist hier in der Regel lehm- oder lettenartig, auch
sandig-thonig, ebenfalls eisenschüssig und mitunter durch und durch
von thierischer Materie durchzogen. Trümmer von Kalksteinen ver-
schiedener Art sind darin regellos vermengt mit ganzen, zerbroche-
nen, zersplitterten und angenagten Knochen, welche hauptsächlich
Fleischfressern angehören, namentlich in weitaus der grossem Mehr-
zahl dem Höhlenbär, Ursus spelaeus, aber auch Hyaena spelaea,
Felis spelaea, Elephas primigenius, Gulo spelaeus, Rhinoceros ticho-
rhinus. Man hat diese Art der Knochenbreccie, welche auch nur
selten von Kalksinter oder Kalkspathdrusen durchzogen wird, Car-
n i v or e n - oder Höhlenbreccie genannt im Gegensatz zu der
vorigen, der Herbivoren- oder Spaltenbreccie.
Von den Höhlen, in welchen die Knochenbreccie den Boden
bedeckt, selbst mitunter überzogen von einer Kalksinterkruste oder
chier Schicht schwarzen Schlammes , sind die bekanntesten : die
Baunianns- und Bielshöhle im Harz, die Höhlen von Muggendorf
und Gailenreuth im fränkischen Jura, die Nebelhöhle bei Reutlingen
in Würtemberg, die Altensteiner Höhle im Thüringerwald, die
westphälischen Höhlen von Sund wich, Brilon, Rösenbeck, die Adels-
Bonebed, Enochenthon, Dolomitbreooie. 521
berger Grotte in Krain; die bei Engis unweit Lüttich; die Ton
Mialet, Pondres und Sauvignarques im 6ard-D^partement, die von
ßize im Aude-D^partement ; die von Kirkdale in Yorkshire und
auf der Halbinsel Gower in Südwales ; zahlreiche in Brasilien, Höchst
merkwürdig sind die Menschengebeine, Re9te von Töpferwaaren und
anderer Kunstproducte, welche man mit den Ueberbleibsehi jener
ausgestorbenen Tbiergattungen in den Höhlen gefunden hat« indem
sie es als überaus wahrscheinlich darstellen, dass Menschen schon
gleichzeitig mit ihnen gelebt haben.
An die Knochenbreccien reihen sich noch andere Bildungen an:
Das Bonebed, oder die Koprolithen- und Saurier-
breccie, die vielbesprochene in Schwaben, Franken, Thüringen,
Hannover weitverbreitete Grenzbildung zwischen Keuper und Lias;
die oberste Schicht der gelblichweissen , sehr feinkörnigen Sand-
steine wird durch eine nur einen oder wenige Zoll mächtige Lage
gebildet, welche eine wahre Knochenbreccie darstellt, da sie g&nz-
lich mit Knocheuresten, Zähnen, Schuppen von Fischen und Repti-
lien erfüllt ist. Andere Bonebeds erscheinen im obem Ludlow Eng-
lands und im untern Kohlengebirge von Armagh, Irland.
Die Knochenthone Brasiliens, rothe eisenschüssige bis
50 Fuss miichtige Thone an den Kalksteinküsten Brasiliens lagernd,
in denen eine ungeheure Menge von Säugethierknochen, sowohl
Fleisch- als Pflanzenfressern angehörend, auch solche von Reptilien
und Vögeln (namentlich Straussen) liegen.
Die Pampasthone in den Pampas Südamericas, bläuliche
Thone von grosser Mächtigkeit und Verbreitung, eine erstaunliche
Menge von Säugethierknochen enthaltend, darunter das Megatherinm.
Delemitbreccie mi ■•lettitcengleMfnt,
Eckige und abgerundete oft sehr zahlreiche Bruchstücke von
Dolomit liegen in einem aus Dolomit oder Kalkstein bestehenden Cä-
mont. Dazu gehört u. a. die Breccie der Rauchwacke in der- thü-
ringischen /echsteinformation, welche aus bräunlichschwarzen, sehr
festtn und dichten Fragmenten von dolomitischem Kalkstein be-
steht, die durch ein weiches, aschgraues oder gelblichgi^aues Binde-
mittel verkittet sind. v. Cotta hält dies Gestein für ein einstmals
scblammartiges, beim Austrocknen zerborstenes und zerstückeltes
Sediment, in dessen Klüfte neuer, die Bruchstücke cämentirender
522 Stinksteinbreccie , Kalksteingeröll, Dolomitsand.
Schlamm von nur wenig abweichender Beschaffenheit eindrang. Deai-
lich ist diese Entstehungsweise bei der Rauchwacke von Nenatadt
an der Werra unweit Eisenach zu beobachten, wo sich neben den
unregelmässig durcheinandergeworfenen Fragmenten anch sehr be-
lehrende Stücke finden, welche an einer Seite zerspalten sind, an
der andern noch zusammenhängen (N. Jahrb. f. Min. 1848. 134.
Geologische Fragen 1858. 194). Eigenthümlich ist eine Dolomii-
breccie aus dem Römerthal bei Raibl in Kärnthen, bestehend aus
scharfeckigen Bruchstücken von dunklem, gana dicht erscheinen-
dem dolomitischem Kalkstein mit 56 Ca C und 29.2 Mg C, verkittet
durch weissen krystallinischen , hier und da drusigen Dolomit (v.
Morlot, Jahrb. d. geol. R.anst. I. 1850. 258).
Stinksteinbrecde.
Scharfkantige Fragmente von dunkelblaugrauem bis bränn-
lichschwarzem Stinkstein liegen in einem bald dichten, bald erdigen
Dülomitcäment. In der obern Abtheilung der Zechsteinformationi
namentlich bei Wimmelburg, Cresfeld, Ilergisdorf, Sangerhaasen in
Thüringen; auch an der englischen Küste von Durham an der
Marsden-Bay und bei llartlepool (vgl. Sedgwick, Trans, of thc
geol. soc. (2) III. 00).
Kalks teingeröll.
Lose Massen von Kalksteingeröllen, oft von beträchtlicher
Mächtigkeit und Ausdehnung kommen in allen Kalksteinregionen vor.
Dolemltsand.
Lose Massen von gelblichgrauer und gelblich weisser Farbe,
bestehend aus kleinen Körnchen oder Rliomboederchen von Dolomit.
Solcher Sand findet sich in gi'össern oder geringem Massen am
Fuss mehrerer üolomitbcrge der schwäbischen Alp, wie bei Urach
und Sternenberg ; mächtige Lagen bildend in der Gegend von Pont-
Saiut-Mayence unfern Compiegne im Dep. der Oise.
Tapaiihoacanga.
(Canga, Mohrenkopflfels.)
Dieses klastische Eisenerzgestein besteht aus zoll- bis fuss-
grossen, eckigen, nur selten etwas abgerundeten Bruchstücken von
Magneteisenerz, Eisenglinunerichiefer, EisetigUnz, Brnuneiaenatem,
welche durch ein Cäment von R<)tbeifiensteiD, Branaeisenatein oder
gelbem, braunem, rothem Kiaenocker Knaamniengekittet sind. Die
Eisenerzfragm etile ßind gewöhnHch in «ehr beträchtlicher Menge
vorhanden, oft so ssahlreich^ dasE das eigentliche Bindemittet fast
ganz verschwindet und dir kleinem Brocken die grüfaem Bruch-
stücke cämentiren. Das Conglotnerat erlangt häufig eine bedeutende
Festigkeit; neben den Erzgesteinen liegen gleiehfalla munchmal
Fragmente von Quarzit, Itocolumit, Thonsehiefer, HombleDrie»chic-
fer, Talkschiefer darin. Das Trümmergestetn führt auch nicht aelt-en
gediegen Gold, namentlich da^ wo die Hruchstücke kleiner sind und
das EisenockercHment reichlicher vorhanden i&t, gediegen Bis^n in
kleinen Blättchen (bei Itabira), Amethyst, Chryacilith, Topas, Enklas,
Rutil, Chrysoberyll, Diamant und andere Edelsteine.
Nach V. Eschwege lagert diese^a Trümmergestein in Brasilien
als eine 4 — 12 Fnss mächtige Schicht auf Eiäenglimmerachtefer,
auf Thonschiefer^ Talkschiefer oder Itacoluniit, Namentlich ver-
breitet ist es in der Gegend von Itabim, Villarica, M'^rianna und
Congonhas do Campo in der Pfioviöi Minas Gerae», wo e» in
weiter Erstreckung als eine ob erflÄcb liehe Decke aich über die
höchsten Bergriieken, AhhÄoge, Schluchten und Thfder ansdehnt ;
so überdeckt es z. B. vollständig auf mehrere Mollen hin den 50(K*
Fuss hohen Rücken der Sierra do Tapanhoacanga.
v. F^schwe^**, Beiträge tait Gehirgakunde lir»!>iilien« I8S2, l4l ua4
Pluto Bra*ilicnsis 1633, 23S.
Heusser und Ckmz, Zeitschr* d* d. gt-üK Get. H* 1869. iölL
HagneleUfititniid.
Der MagneteiBeiMand ist ©in loses Aggregat von kleinen ecki-
gen Körnchen, Blättchen und Kry«tallatliekch«»n von titanlialttgem
Magneteisen, welch© mehr oder weniger reichlich gemengt sind
mit ebenso klefnen Fragmenten von Quara, Glimmer, Augit, Olivin*
Melanit, Zirkon, Spinell, Titanit ; auch BlÄttrhön oder Kurnchwn
von Gold und Platin hegleitmi das Maguetebeiu Manchmal üind
an den Körnern jf*n«r Minerah^en noch Kryfl^taMuinrisiw*! ssu he«>b-
achten. Hier und da tinden sich auch kleine BrÖckdien von Lava,
Bimstein, Trachyt, Basalt eiugestreni.
Solcher Magneteiaenitand bildet melit nur beschränk tt^ und
I
I
524 MagneteiRensand.
dünne Ablagerungen, wenige Zoll bis höchstens 1 FoBS mfichtig
in den Betten einiger Flüsse, an den Ufern einiger Ijandseen und
an manchen Stellen der Meeresküste. Da er wahrscheinlich haapi-
sächlich das Resultat eines Schlämmprocesses zertrümmerter tra-
chytischer und basaltischer Gesteine ist, so erscheint er vorsogt-
weise an solchen Gewässern, welche in vulkanischen G^g^enden
fliessen, oder darin ihren Ursprung nehmen. Dagegen lagert er
aber auch an einigen Orten, welche in gar keiner erkennbaren
Beziehung zu basaltischen, trachytischen Gesteinen oder Vulkaneii
stehen, z. B. auf den Inseln Usedom und Wollin.
Die hauptsächlichsten Lagerungsorte des Magneteisenflan-
des sind :
Die ganze Umgegend von Neapel; Catania auf Sicilien.
Die Gestade des Laacher Sees bei Andernach unweit des Rheins.
Im Rheinthal bei Philippsburg.
In Ungarn am Donau-Ufer bei Vissegrad.
Auf den Ostseeinseln Usedom und Wollin, wo dieser Sand über
die ganze Oberfläche verbreitet und an den Dünen am Meeres-
strande, sowie in den Schluchten ziemlich massig abgelagert ist.
An der Küste von Menaccan in Cornwall.
An den Ufern des Balaton-Sees.
Auf Teneriffa an der Küste von Guimar.
Viel verbreitet auf Ceylon und in Brasilien.
Auf der Nordinsel von Neuseeland lässt sich der ganze Küsten-
strich vom Kaipara-llafen nördlich bis zur Taranaki-Küste südlich
auf ungefähr 180 engl. Seemeilen Länge als ein mächtiges Lager
von titanhaltigem Magneteisen sand bezeichnen. An der Küste von
Taranaki ist der sonst quarzhaltigc Sand durch einen natür-
lichen Scheidungs- und Waschprocess zu ganz reinem Eisensaud
angereichert (v. nochstetter, Geologie von Neuseeland 1864. 67).
Beim Flusse Cienaga in der columbischen Provinz Antioquia
findet sich ein Sand, welcher nach Damour und Deacloizeaux ans
65 pct. farbloser Zirkonkryställchen , 30 pct. Titaneisenerz und 6
pct. Magneteisen besteht (Amial. de chim. et de phys. LI. 445).
GranitcoDglomerat, Syenitoonglomerat. 686
t} der fpemenyteii krystaUtmiseh • kdmtgen desteüie*
firaiitc^Dgl^niertt.
Grössere Blöcke, eckige Brachstücke, abgerundete Geschiebe
und Gerolle von Granit sind durch ein vorwiegend aus zerkleiner-
tem Granitschutt bestehendes Cäment zu einem mehr oder weniger
festen Gestein verbunden. Solches Granitconglomerat findet sich bei
Glösa, Frankenberg und Orteisdorf unweit Chemnitz in Sachsen im
Rothliegenden, bei Aubin und Rive-de-6ier in Frankreich in
der Kohlenformation und an mehrem Orten als Glied der Ueber-
gangsformation.
Davon zu unterscheiden sind diejenigen Granitbreccien,
bei denen das Cäment ein krystallinischer ursprünglicher Chranit
ist. Granit- und Thonschieferfragmente eingekittet in ein Granit-
bindemittel kommen nach Hoffmann bei Beizenstein und Oberklin-
gensporn im Fichtelgebirge vor (Uebers. d. orogr. u. g. Yerh. d.
n.w. D. 432), ähnliche nach Reuss bei Reichenburg und Skutsch
im Chrudimer Kreise in Böhmen (Kurze Uebers. d. geogn« Yerh.
Böhm. 1854. 33). In den Pyrenäen sind häufig die von Charpentier
sogenannten granites brechiformes, bei denen zahlreiche, eckige und
abgerundete Stücke eines feinkörnigen, meist glimmerreichen Granit
durch einen grobkörnigen, glimmerarmen Granit cämentirt werden
(vgl. darüber auch Bull, de la soc. g6ol. (2) I. 386). Blöcke einer
ausgezeichneten Granitbreccie beobachtete G. Leonhard bei Schlier-
bach (Skizze des Grossh. Baden 1846. 13). H. Lloyd gab Naoh-
richt von einem solchen sehr festen Granitconglomerat beim Dorf
Blackrock südlich von Dublin; bei Seapoint und bis Old Dunbary
sind das Cäment und die eingeschlossenen Blöcke von sehr ver-
schiedener Natur (Joum. of the geol. soc. of Dubl. I. Th. 2. S. 83 ;
N. Jahrb. f. Min. 1837. 689).
SyeiitMDgleMerat.
Besteht in ähnlicher Weise aus grossem und kleinem Frag-
menten und Gerollen von Syenit, denen auch wohl Bruchstücke
anderer Gesteine beigemengt sind, verkittet durch ein Bindemittel
von gröberem Syenitschutt.
526 Arkose.
In der Siliirformation bei Corswall-Point in Schottland; im
Zschoner Grunde bei Dresden, zum Rothliegenden gehörig; mach
die untersten Schichten des Quadersandsteins bei Coschüiz in Sach-
sen bildend (nach Naumann).
Arkose (Alex. Brongniart).
Feldspathpsammit (Naumann).
Arkose ist ein aus der Zersetzung von Graniten, auch wohl
Gneissen hervorgegangenes hellfarbiges Schuttgest«in, ein Foldspath-
Quarz-Glimmersand. Körner von graulichweissem Quarz, röthlich-
weisse bis fleischrothe Körner von bald frischem, bald kaolinar-
tigem Orthoklas meist auch Glimmerblättchen sind durch ein Bin-
demittel cämentirt, welches in manchen Fällen thonig oder kaolinisch,
in zahlreichen andern Fällen aber auch kieselig, chalcedon- oder
hornsteinartig ist. Die Kieselsäure des Bindemittels wurde wahr-
scheinlich durch den Zersetzungsprocess des Orthoklas zu Kaolin
geliefert. Manchmal fehlt das Bindemittel aber auch ganz und
dann stellen sich diese Gesteine als lose Aggregate von Quarzkdr-
nern und Feldspathbröckchen dar, untermengt mit einigen Glimmer-
blättchen. Arkose geht einestheils in gewöhnlichen Sandstein, an-
derntheils in (iranitgruss über, zu welchem noch jetzt die Oberfläche
der Granitabiagerungen durch Verwitterung zeriUllt. Die Arkose
der Bourgogne enthält eingesprengt und nester- oder trümerweise
Bleiglanz, Eisenkies, Kalkspath, Flussspath, Schwerspath, Quarz,
Chalcedon.
Solche Arkose lagei-t in der Regel in der Nähe granitischer
Massen, und erscheint in Formationen sehr verschiedenen Alters;
so z. B. bildet sie in Bhcinbayern Ablageiiingen im Steinkohlenge*
birge; in den Vogesen, Wi Waldshut am Schwarzwald, beim Bad
Liebenstein am Hüdlich<Mi Abhänge des Tliüringerwaldes stellt sie,
zum Theil unmittelbar auf (iranit aufruhend, das unterste Glied
dos Buntsandsteins dar: in der Bcmr^ugne tritt sie als ein mächtig
entwickeltes (ilird der Liasfurmation auf, in der Auvergne hat sich
zur Tertiärzeit Arkose abgelagert (Kozet, Mem. de la soc. geoL
(2) 1. 57).
Felsi(|i«rphyrbrffrie.
Schartkantige Bruchstücke von Felsitporphyr werden durch
ein bald aus krystallinischer Purphyrniasse, bald aus feinerm Voi^
Felsitporphyrbreccie. 627
phjTschutt bestehendes Cäment verbunden. Es erscheint nothwen-
dig, diese beiden nach Aussehen und Bildungsweise verschiedenen
Abarten von Porphyrbreccie auseinander zu halten.
In der ersten liegen die scharfkantigen und -eckigen Porphyr-
trümmer in einem harten krystallinischen Teig, mit welchem sie
sehr fest verkittet sind. Ist das Porphyrcäment, was nicht selten
der Fall, von gleicher petrographischer Beschaffenheit, wie die
eingesclilossenen Fragmente, so hält es bei der innigen Verschmel-
zung meistens sehr schwer, beide von einander zu unterscheiden
und den klastischen Charakter des Gesteins überhaupt zu erken-
nen ; bisweilen treten alsdann auf der Bruchfläche eckige Flecken
hervor, und durch die Verwitterung grenzen sich Bindemittel und
Bruchstücke gewöhnlich schärfer gegeneinander ab, da beide selten
gleichmässig verwittern. Stellt dagegen der krystallinische Teig eine
andere Porphyrvarietät dar, als die umhüllten Trümmer, so ist die
Unterscheidung beider eine leichte, da auf der Bruchfläche verschieden
gef{ir])te, scharf und deutlich contourirte Flecken erscheinen. Manch-
mal auch gehören die eingekitteten Porphyrfragmente verschiede-
nen Varietäten an und dann gewinnt die Porphyrbreccie auf der
Bruclifiäche, zumal im geschliffenen Zustande oft ein sehr schönes,
buntscheckiges Ansehen. So kommt nach Senft auf der ehernen
Kammer am Thüringerwald (drei Stunden südöstlich von Eise-
iiaoh) eine an lichtbräuulichgrauem oder grünlichem ki'ystallinischem
Teig arme Porphyrbreccie vor, in welcher rhombische, rechteckige
und rundliche Trümmer von graubraunem, braunrothem und grün-
licliem Porphyr bunt durcheinander liegen (Char. d. Felsart. 292).
Die Dimensionen der eingekitteten Trümmer sind natürlicher-
weise sehr wechselnd, meistens besitzen sie die Grösse einer Wall-
nuss oder Faust , bisweilen hingegen sind sie fuss- und überfuss-
grosse Blöcke ; nicht minder ist die Menge der Trümmer sehr ver-
schieden . welche mitunter so zahlreich und dicht gedrängt sind,
(lass sie fast unmittelbar nebeneinander liegen und das Cäment
zwischen ihnen nahezu verschwindet.
Die so beschaffenen Porphyrbreccien (Trümmerfelsitporphyre)
zfiLren gewohnlich keine Schichtung, dagegen mitunter eine säulen-
idiinige Absonderung , wie z. B. nach filie de Beaumont im Thal
von Niedeck in den Vogesen eine über 20 Meter hohe Felswand
in ausgezeichnete, oft nur 6 Centimeter dicke Säulen abgesondert
528 Felsitpopphyrbreccie.
ist. Der Felsen, auf dem die das weite Etschland beherrschende
Burg Sigmundskron in Südtyrol liegt, besteht, wie v. Richthofen
anführt, aus höchst vollkoniincn ausgebildeten Säulen einer charak-
teristischen Porphyrbreccio (Geogn. Beschr. v. Südtyrol 126); die-
selbe säulenförmige Abson«leruug der Porphyrbreccie erwähnt HaoB-
mann vom Badener Berge bei Baden am Schwarzwald (Geogn. Be-
merk, üb. d. Geg. Y. Baden bei Rastatt 24). Diese Breccie steht immer
in Verbindung mit Felsitporphyren , bald deren Unterlage , bald
deren Bedeckung und Umhüllung bildend; so in den VogeMO
(am Schlossberg von Thann, in den Thälern von Niedeck und He-
rival), am Thüringerwald (an der ehernen Kammer, in der Um-
gegend von Friedrichsrode am Wege nach Kleinschmnlkalden , am
Kennsteig zwischen Friedrichsrode und Tambach, in der Umgebong
von Oberhof nach Senft). Einerseits geht diese Breccie in niassigeii
Felsitporphyr , andererseits in geschichtete Porphyrconglomerate
und Porphyrtuflfe über.
Diese Porphyrbreccien mit krystallinischem Cäment Bind wahr-
scheinlich eruptiven Ursprungs und in der ^Veise gebildet, dan
während der Eruption der Poq^hyre bereits festgewordene Mas-
sen einer Zertrümmerung, vermuthlich durch das von unten stou-
weisc nachdrängende plastische Material , unterlagen und alsdann
die cnstandenen Bruchstücke durch das letztere umhüllt und ver-
kittet wurden. Stellt mau sich solche Eruptionen als untermeen-
sche vor, so wird der mögliche Zusammenhang mit Conglomeratbil-
dungen leicht ersichtlich.
Andere Porphyrbreccien, wesentlich von den bis jetzt betrach-
teten verschieden und den Charakter sedimentärer Bildungen
an sich tragend , sind diejenigen , welche aus scharfkantigen und
eckigen Porphyrfragmenten bestehen, die durch ein aus feinerm
Porphyrschutt g(;bildetes Bindemitti'l verkittet werden ; bei diesen ist
also das Bindemittel nicht k ry s t a 11 i n i s ch e r, sondern klastischer
Natur. Auch bei ihnen sind die cäment irten Bruchstücke bald Ton
übereinstimmender Beschafl'cnhoit , bald gehören sie abweichenden
Porphyrvarietäten an. Eine eigenthümliche Porphyrbreccie ist
nach Blum (Lithologie S. SOS i die von Oehrenstock bei Ilme-
nau in Thüringen, wo scharfkantige Bruchstücke von Porphjr
durch Kaikspath oder auch durch strahlig iaserigen Manganit ver-
bunden sind, welcher als eine Verdrängung des Kalkspaths erscheint.
Felsiiporphyrconglomdrat. 629
PeUtp«rphjrcMgltBeiit
Abgerundete Bruchstacke und abgeschliffene Gerolle von Fel-
sitporphyr sind bald durch ein klastisches , bald durch ein kry-
stallinisches Cäment zu einem Gestein verbanden. Das eigenthüm-
liche Auftreten von kristallinischem Porphyrteig als Bindemittel
ist bei den Felsitporphyrconglomeraten bei weitem nicht so häufig,
als bei den Breccien.
Das klastische Bindemittel bei den Gonglomeraten erscheint
meistens als ein feingeriebener Porphyrschutt, bisweilen auch als
ein eisenschüssiger oder etwas sandiger Thon oder sandiger Sohie-
ferletten von vorwiegend röthlichgrauer oder röthlichbrauner Farbe.
Die Festigkeit des Gesteins ist wegen der wechselnden Beschaffen-
heit des Bindemittels sehr verschieden; ist letzteres thoniger Art,
so ist sie gewöhnlich nur gering, manchmal ist dag^en der feine
Porphyrschutt in sich selbst so innig cämentirt, dass er einem
festen, feinkörnig krystallinischen Gesteine gleicht. Ausser den ab-
gerundeten Trümmern von Porphyr finden sich in diesen Gonglo-
meraten auch noch manchmal die anderer Gesteine beigesellt; so
erwähnt Senft, dass das Gonglomerat von Gehlberg zwischen Zelle
und Oberhof im Thüringerwald Thonschieferbruchstücke enthält,
und dass in den Conglomeraten bei Friedrichsrode am Thüringer-
wald neben den Porphyrtrümmem auch viele Melaphyrtrümmer
liegen. Die Porphyrconglomerate, welche in der Regel eine deut-
liche, oft sehr doutliche Schichtung erkennen lassen, sind vielfach
mit Porphyrbreccien verknüpft, indem deren Trümmer nach und
nach an den Kanten und Ecken Abrundung zeigen; damit hängt
auch die Erscheinung zusammen, dass durchschnittlich die Dimen-
sion m der Geschiebe in den Gonglomeraten etwas geringer sind,
alH die der Fragmente in den Breccien.
Wie die Porphyreruptiouen vorwiegend in die Bildungszeit
des Kothliegenden hineinfallen, so stehen auch sämmtiche klastische
Gesteine der Porphyre in sehr naher Beziehung zu der Ablagerung
(lieser Schichten, zu welchen sie ein beträchtliches Material gelie-
fert haben. So bilden z. B. grobe Porphyrconglomerate Glieder
des obern Kothliegenden im Oschatz-Frohburger Becken, ebenfalls im
Döblener Bassin in Sachsen, bei Wiederstädt am Harz, am nord-
westlichen Theile des Thüringerwaldes, zwischen Georgenthal,
Dambach und Asbach ; bei Baden im 'Schwarzwald beetehen die
Zirkel, i'eUographie. II. 34
530 Porphyrpsammit , Porphyrtuff.
tiefsten Bänke des Rothliegcnden aus Porphyrbreccien, die mittlnn
aus harten und losen Conglomeraten.
Porp }iy rp sammi t nennt Naumann (Geognosie I. 671) d»
sandsteinähnlichcn feinern Abstufungen der Porphyrbreccien und
Porphyrcongloinerate , in welchen die einzelnen Bruchstücke etwa
nur die Grösse einer Erbse oder eines Ilirsekoms besitzen; sie
entwickeln sich nach und nach aus den grobem klastischen Gestci-
non, und verfeinert sich ihr Korn allmählich noch mehr, so gehen
sie in Porphyrtuffe oder sog. Thonstoine über, wnlirend aus ihnen
durch Aufnahme von klastischen yuarzkörnern grobkörnige Sand-
steine entstehen. Am Berge von Boquebrune in der Esterei-Kette
der Provence ist z. B. der ganz allmähliche Uebergang aus dem
Porphyrconglomerat durch den Porphyrpsammit in den bunten
Sandstein ersichtlich, der Felsitporphyr Südtyrols verläuft nach
und nach in den zur untern Trins gehörenden (vrödner Sandstein.
Die Porphyrpsammite weisen st*hr vca-schiedene, oft bunte Farben
auf, zeigen gewöhnlich eine sehr deutliche Schichtung und eine
in der Abwechslung der Farbe oder der Korngrösse sich offenba-
rende Paralleltextur. In diesen feinerklastischen Gebilden kommen
auch schon organische Ueberreste, namentlich Pflanzenabd rücke Tor.
ParphyrtufT oder Velsittafr.
Thonstein.
Im Bruch erdiges Gestein, aus dem auf das feinste schlamm-
artig zerriebenen Por[)hyr- oder Felsit Schutt hervorgegangen.
Die Färbung der FelsittuÜe ist ungemein wechselnd, gelblick-
weiss, graulich, röthlichgrau, bliiulichweiss und grünlichweiss, alle
diese Farben in dunklere übergehend, bis ins isnbellgell>e, hrfton-
lichrothe, lavondel- und violblaue, herggrtiue: dabei sind sie oft
buntfarbig, vtrrschiedenfarbig geädert und gestreift , mit bald ver-
waschenen Ft^lxTgiingen , bald scharf(Mi (irenzen zwischen den ein-
zelnen l'arben. Bisweilen (Mithalten die Ft^lsittuffe krystallinisdie
QuarzkoHHT, Fehlspathkrystaile und (rlimmerbh'ittchcn, wnhrscheiD-
lich spiitere krystallinisdie Bildungen, welche innerhalb der Tnff-
massi» dnrcli eiiu' Kegent'ration des SchlamnnnaterialR vor sich ge-
gan;r(Mi sind: ja stellenweisi* In^sitzen die Felsittuffe ein vollstiLndig
kry^tallinischrs Aus^^ehcn. Die meisten der buntgestreiften sog.
Bandjaspise, namentlich die v(»n Wölftitz bei Frohburg in Sachsen
Porphyrtuff, Felaittuff. 5E1
sind, wie Naumanii (Geognoaie L 672) anfuhrt, achr harte und
dichte FelBittufiret welche, im GegeusatÄ zu dem eigeotlicheFi Band-
jaspis, vor dem Lüthrohr schmelzen.
Knopi wekliem wir eine ausgezeichnete Arbeit über die Fel-
sittuffe VOM Chemnitz verdaüken , unterscheidet dabei pelitische,
psammitische und psephitische Varietatt'u. Die erstem von thoii-
bis bolusartigor Beschaffenheit, fast wie dn Mittelding zwischen
Kreide und Meerschaum erscheinend, bestehen, wie die Analyse
eines Stücks von Niederriihenstein ergab , aus ca. 91 Pbolerit
(ein wasserhaltiges Singulosilicat von Tboneide), und D Quarz, In
den andern Varietäten hat Knop unter dem Namen Pinitoid ein
ineist in lenticulareo Massen oder sog. Flatfichen in den Tnfteu vor-
kommendes Mineral kennen gelehrt, welche» als secundäres Um-
wandlungsproduct von Feldspath erscheint; es ist hiuchgrün, öl-
grün, graulichgrun bis weiaslich , mit gliranxerälmlicher Zusaramen-
setzung, von peliibcbem biü dichtem Habitus und durch hetsse
Schwefelsäure aufKchliessibar ; ein wesentlicher Grundbestandtheil
des Felsittuffs kann es von deügen übrigem Material durch heisse
Schwefelsäure getrennt werden, Pinitoid iet aus Drtboklas durcb
Aufnahme von Wasser, Ausscheidung von Kieselsaure und Kali,
und theilweisen Auatanseh von Eisenoxydul gegien Kali entstanden :
es bildet auch anagezeichnete Pseudomorphoaen nach Orthoklas
und scheint ein Stadium der Umwandlung in Glimmer zu sein.
Grössere Bruchstücke ven Fei-nitporphyr, Felaitmasse und an-
dern Gesteinten, welche nicht selten in den gi'dhern Febittuffen lie-
gen, verleihen denselben einen broccienartigen Habitus, In den
Felsittuffen von Chemnitz sind alk Bruchstücke fremder Geateins-
massen eigentliche Gerolle. Festere Concretionen von iiindlicben
Umrissen kommen mitunter in den lockern feinerdigen Felsittuffen
vor. Durch allmähliche Aufnahme von Thon und feinem Quarz-
sand wird ein Uebergang in Schieferletten und Sandsteine hervor-
gebracht.
Chemische Zusammenäetzung der Feliittuffe:
I. Grünlicher typischer Fekittnff (Tbonstein) von dem Zai-
sigwald bei rhemnit?. nach Knop. Spec. Gew, 2*625.
II. BliiulichröthlichweisBer Fdsittuff ebendaher, nach Erfts.
Spec. Gew. 2,812.
632 Porphyrtuff, Felaittuff.
III. Grünlich weisser
Felsittuff ebendaher,
nach Ena. Spae.
Gew. 3.025.
I.
II.
m.
Kieselsäure
. 79.73
75.16
76.37
Thonerde . .
. 11.34
12.43
13.94
Eisenoxyd . .
—
3.63
3.18
Eisenoxydul .
. 0.99
—
—
Munganoxydul
Spur
—
—
Kalk . . .
—
Spur
Spur
Magnesia . .
. 0.27
—
—
Kali ... .
. 3.81
6.24
4.59
Natron . . .
. 0.17
1.62
1.07
Wasser . . .
. 2.12
1.37
1.58
98.43
100.45
looies
Diese Analysen sind in ihrem hohen Kieselsäuregehalt, ihren
nur spurenhai'teu Kalk- und Magnesiagehalt sowie ihrem Ueber-
wiegen von Kali über Natron denen der Felsitporphyre Qberaiu
ähnlich; auch ist auffallender Weise der Wassergehalt kaum be-
trächtlich höher als bei diesen. Knop berechnete die Zuaammen*
Setzung von I. zu : Quarz 58.06; Glimmer 6.19; Feldspath all
Grundmasse unzersetzten Felsitporphyrs 8.44; Pinitoid 25.73.
Bald sind die Felsittuffe ungeschichtet, bald sind sie und mit-
unter sehr deutlich und dünn geschichtet. Nicht selten sind or-
ganische Reste, namentlich vegetabilischer Art in den FeUittoffen:
PÜanzenstänime in grauen und braunen Hornstein verkieaeit, oder
als Steinkerne von Thonstein erscheinend, fusslange Aattheile nach
Eras durch blauen Flussspath petrificirt, Abdrücke von Blättern and
Stengeln, mitunter mit cineni grünen steinmarkähnlichen Uebenog.
Mit Kocht hält Naumann dafür, dass es neben den Thoa-
steioen, welche aus ieinzer riebe nein Porphyrdetritus henrorgegao-
gen sind , auch solch« gebe , welche als schlammartige Massen aas
dem Innern der Erde ausgostossen , und dann vom Wasser beai^
beitet und in Schichten ausgebreitet sind (Geognosie II. 600). Wir
würden es also hier mit Massen zu thun haben, ähnlich der Moja
der heutigen Vulkane. Manche Felsitporphyre gewinnen übrigim
durt^h vorgeschrittene Verwitterung ein Ansehen, welches dem dsr
Thousteiue überaus ähnlich ist , so dass es bisweilen schwer ftUt ,
beide gehörig ausehiander zu halten.
Felsittuff, Grünsteinconglomerat u. -Breccie. 533
Die Hauptablagerung der Felsittuffmassen gehört im erzge-
birgischen Bassin dem untern Rothliegenden an ; bei Chemnitz (im
Zeisigwald) , Oberwiesa und Ebersdorf lagern sie über den unter-
sten Schichten und werden anderswo von braunem Felsitporphyr
überlagert. Auch in andern Ablagerungen des Rothliegenden feh-
len die Felsittuffe nicht. Schon im Bereich der Steinkohlenforma-
tion begegnen wir Felsittuffablagerungen , so z. B. in den Bassins
von Dohlen unweit Dresden, Radnitz in Böhmen, Ville in den Vo-
gesen , überall in Verbindung mit Porphyren , die entweder als
Grundgebiige vorhanden waren, oder während der Steinkohlenfor-
mation zur Eruption gelangten.
Knop , Beiträge zur Kenntniss der Steinkohlenformation und des
Rothliegenden im erzgebirgischen Bassin, Neues Jahrb. f. Min.
1859. 532.
Eras, die Felsittuffe von Chemnitz, Neues Jahrb. f. Min. 1864.673.
Auch die Melaphyre haben ihre Conglomerate und
Tuffe geliefert.
Verschiedene klastische Gebilde sind aus der Gruppe der al-
tern basischem Feldspathgesteine (Diabas, Aphanit, Diabasschiefer,
Labradorporphyr u. s. w.) bekannt. Man begreift dieselben zweck-
mässig mit Naumann unter dem allgemeinen Namen der klasti-
schen Grünsteinbildungen, da die eigentliche mineralische
Beschaffenheit der betreffenden Gesteinsbruchstücke doch im Gan-
zen noch wenig erforscht ist.
CrünstPinconglonierat wki firansteinbreicde.
Diabasconglomerat und Diabasbreccie z. Th.
Grössere und kleinere theils scharfkantige Bruchstücke, theils
abgerundete Gerolle von diabasischen Grünsteinen sind durch ein
Cäment zu einem schmutzig graugrünen meistens dunkelgrünen Ge-
stein verbunden.
Das ('jiment dieser Conglomerate und Breccien ist mehrfacher
Art; einestheils stellt es sich als eine krystallinische Grünsteinmasse
dar, von bald körnig-schieferiger, bald feinkörniger, bald scheinbar
dichter Heschaffcnheit, und es liegen alsdann die Bruchstücke meist
ziemlich fest eingekittet darin; andemtheils ist das Cäment selbst
klastischer Natur, indem es aus feinzerriebenem und geschlämm-
tem Grünsteinmaterial besteht; dass beide Bindemittel schwer von
534 Grünsteinconglomerat und Grünsteinbreccie.
einander zu unterscheiden sind, zunial, da sie sich meist in ver-
wittertem Zustande befinden, ist offenbar. Bald herrscht das Binde-
mittel vor, bald wird es durch das üeberwiegen der Fragmente
zurückgedrängt. Das Bindemittel braust in Folge von Zersetzungs-
processen sehr häufig mit Säuren.
Die verkitteten Fragmente gehören nicht selten verschiedenen
Diabasvarietäten, z. B. körnig, schieferig oder dicht ausgebildetem
an. Mitunter finden sich dazwischen auch Bruchstücke und Ge-
rolle von fremdartigen Gesteinen, von krystallinischen Schiefem, von
Grauwacke oder Thonschiefer , von einem lichtblau! ichgrauen bis
fast lavendelblaueu basaltjaspisähnlichen Gestein. Diese klastischen
Grünsteine, welche sich an die grössern massigen Grünsteinablage-
rungen knüpfen , sind meistens gar nicht oder doch nur sehr un-
vollkommen geschichtet und nur gewisse schieferige Breccien zei-
gen eine mitunter recht deutliche Schichtung.
Im sächsischen Voigtlande, in den reussischen Fürstenthumem
und den benachbarten Theilen von Oberfranken, zumal in der Ge-
gend von Elsterberg über Plauen nach Hof finden sich in grosser Ver-
breitung und mächtiger Entwicklung oft ziemlich deutlich geschich-
tete, dickschief erige Grüusteinconglomerate und -Breccien, welche
einerseits mit massigen Grünsteinen (Diabasen) zusammenhängen,
andererseits in feinere klastische Grünsteingebilde, in Grünstein-
tuffe übergehen. In manche dieser Grünsteinbreccien sind nach
Naumann Kalksteinlager z. Th. fossilführend und Kalksteinstöcke
eingelagei-t , so dicht bei Plauen in Sachsen • zwischen Pohl nnd
Helmsgrün, bei Hartmannsreuth und Haidt unfern Hof im Fichtel-
gebirge, zwischen Löhma und Stelzendoif nördlich von Schleiz.
im Fichtclgcbirge , im Harz und in Devonshire kennt man
ebenfalls Grünsteinbreccien,
Es sei hier für alle klastischen Grünsteingebilde die innige
Beziehung hervorgehoben, in welcher sie zu den Schichten der üe-
bergangsformation stehen. Nicht nur dass sie Schichten bilden,
welche in die der Uebergangsformatiou regelmässig eingeschaltet er-
scheinen und dieselben Petrefacten wie diese enthalten, sondern es fin-
den auch die deutlichsten Uebergänge ohne jede bemerkbare Grenze
in die 'ilionschicfor und Grauwackenschicfer des Silur und Devon
statt, welche um so merkwürdiger sind, als die klastischen Grdn-
steine wieder mit den massigen auf das innigste zusammenhängen«
Grunsteintaff. /m
firiuutehtaff.
Diabastuff. GrüDsteinasche, Trappean ash (De la B^e).
Dichte oder erdige, aus einem feinen sandartigen oder stanb-
artigeu Diabasschutt * bestehende Masse von meist schmutzig grüner
oder grünlichgrauer, auch wohl lederbrauner Farbe. Die einiger-
maassen dichten Grünsteintuffe haben nicht selten ein sehr homo-
genes Ansehen. Auch grössere Grünsteinbröckchen stellen sich ein,
sowie mitunter von andern Gesteinen herrührende Schattpartikel.
Vielfach tief eingreif enden Zersetznngsprocessen anheimgefallen sind
die Grünsteintuffe meist innig mit kohlensaurem Kalk imprägnirt,
brausen daher mit Säuren.
Die Grünsteintuffe, häufig schieferig ausgebildet und gewöhn-
lich deutliche Schichtung aufweisend, sind mitunter petrefacten-
führend, wie z. B. derjenige von Planzschwitz in Sachsen, welcher
zwischen Grauwackenschiefer liegt, eine unzählige Menge von de-
vonischen Petrefacteu enthält.
Uebergänge von Grünsteintuffen in Ghrauwackenschiefer sind
eine, fast bei allen Ablagerungen dcirselben vorkommende häufige
Erscheinung ; in andern Fällen werden sie , worauf Naomann mit
Recht aufmerksam macht (Geognosie I. 669) den aphanitischen
(rrünsteinschiefern, den Aphanitschiefem (vgl. S. 95) so ähnlich,
dass gewiss viele der unter dieser Bezeichnung aufgeführten als
krystallinisch geltenden Gesteine für gar nichts anderes, als für
sehr reine und homogene schieferig-klastische Grrünsteintuffe zu er-
klären sein möchten.
Im sächsischen Voigtlande and in Oberfranken, in Comwall
und Devonshire finden sich, in Verbindung mit den andern klasti-
schen Grünsteinen und den Uebergangsschichten sowie mit massi-
gen Grünsteinen, Ablagerungen von ausgezeichneten Grünsteintof-
ion. Das Material mancher derselben scheint von zertrümmerten
und zermalmten festen Grünsteinmasseu herzurühren, welches sich
mit den zur Bildung der silurischeu und devonischen Schiefer die-
nenden Sand- und Schlammmassen vermengte, wodurch die oben
erwähnten Uebergänge hervorgerufen wurden. Daneben dürfte aber
auch für die Abstammung mancher anderer Grünsteintuffe die Ansicht
von Macculloch, De la Beche, Hitchcock, Ramsay volle Berechtigung
besitzen, welche in dem Tuffmaterial ein dem heutigen vulkani-
schen Tuff vollständig analoges Prodact süorischer und devonischer
536 GrünsteintuiT, Schalstem.
Eruptionen sehen ; es sei in Begleitung der lavastromartigen Grün*
steinmassen in Foim von Asche, Sand und Lapilli aus Spalten
ausgeschleudert und auf dem Meeresgrunde mit Hülfe desWasseri
schichtweise ausgebreitet worden. Auch Quenstedt stimmt diesen
Anschauungen bei (Epochen der Natur 346). Dass die sich so bil-
denden Schichten einen Uebergang in die ebendaselbst zur Ablage-
rung kommenden Schlammniassen des Thonschiefers und Grraa-
wackenschiefers zeigen, sowie dass organische Ueberreste in de
eingeschlossen werden müHsen, ist einleuchtend. Die englischen
Geologen gebrauchen für diese Gebilde geradezu die Ausdrücke
volcauic ash, volcanic grit, ciuders. (Vgl. De la Beche , Report
on the geology of Cornwall etc. 1837. 57 und 119; Murchison,
The Silurian System 68 ; Hitchcock , Amer. joum. of sc. and arts
(2) IV. 1847. 109; Ramsay, catalogue of rock - specimens of the
mus. of pract. geol. 1860. 177. 179. 255. Auch Barrande neigt
sich zu ähnlichen Ansichten für die böhmischen Vorkommnisse.)
Sehalsteh.
Blattersteinschiefer.
Wir reihen dies interessante und vielbesprochene Gestein den
klastischen Grünsteingebilden an, da es räumlich mit ihnen in
allerinnigster Beziehung steht und wenigstens ein Theil dessen, wM
man unter dieser Benennung begreift, ursprünglich der Hauptsache
nach eine Tuffbilduiig von Grünstein gewesen zu sein scheint, wäh-
rend andere Schalsteine nicht mit Unrecht als aus Thonschiefer-
material hervorgegangen betrachtet werden.
Das eigenthümliche und dennoch an Abänderungen so reiche
Aussehen dieses (iosteins ist schwer zur Darstellung zu bringen.
In einer grünen oder grauen, gelblichgrauen bis rothbraunen, meist
bunt gefleckt erscheinendeu Masse, welche durch und durch mit
kohlensaurem Kalk imprägnirt und von feinerdiger, schieferiger
oder flaserig(;r Beschaftenheit ist, liegen platte Bruchstücke von
schwarzem oder grünem Thonschiefer, spärliche Krystalle und Kör-
ner von Feldspath und zahlreiche rundliche Körner von weissem
oder röthlichem Kalkspat h, welcher auch Nester, Trümer und netz*
förmige Adern in dem Gestein bildet.
Carl Koch charakterisirt in seiner ausgezeichneten Abhand-
lung den nassauischen Schalstein folgenderraaassen : Er i^t ein
Schalstem. 587
grob- bis feinkörniges , mehr oder weniger schieferiges Trümmer-
gestein, dessen einzelne Trümmer sich bei näherer Untersachong
als Schieferstückchen , Kömer von kohlensaurem Kalk und Feld-
spath, theilweise in Krystallen, theilweise in gerundeten Körnern
ergeben. Die Schieferstückchen erscheinen in einzelnen Lagen dünn-
schieferig und in einer Ebene gelagert; weni^ diese Eigenschaft
vollkommen ausgeprägt ist, so entsteht Schalsteinschiefer, der^in
Thonschiefer übergeht. Sind die Thonschieferstücke dicker, mehr
mit Kalktrümmem gemengt, so entstehen sehr massige B&nke, die
von ganz grobem Korn bis zu feinkörnigen, dichten und feinerdi-
gen Abänderungen auftreten; bei den feinkörnigen und dichten
Partieen kommen gewöhnlich Feldspathkömer ' von gleicher Grösse
in dem Gemenge vor, seltener erscheinen einzelne Feldspathkrystalle
von grössera Dimensionen , an denen die Kanten stets abgerundet,
in der Masse zerstreut, und wo diese vorkonunen, trägt der Schal-
stein schon einen andern Habitus. In einzelnen Lagen nehmen die
abgerundeten, theilweise verwitterten Feldspathkömer an Menge
zu, dann tritt aber das Gestein mehr kleinkörnig auf; wenn nun
das Bindemittel besonders fest wird, und färbende Snbstanzen, wie
Chlorit, Aphrosiderit hinzutreten, dann entsteht eine Abänderung
dieses Schalsteins, welche den Diabasen so nahe kommt, dass sie
uut schwierig von denselben unterschieden werden kann. Die Kör-
ner von kohlensaurem Kalk sind dicht und abgerundet von ver-
schiedener Grösse, selten kleiner als eine Erbse. Daneben kom-
men aber auch Körner und Zwischenlager von späthigem, verschie-
den geülrbtem kohlensaurem Kalk in dem Gestein vor; diese ge-
hören zu dem Bindemittel, welches von rein thonigen Snbstanzen
durch alle Mischungsverhältnisse kalkig-thoniger Massen hindurch
bis zum reinen weissen Kalkspath vorkommt. (Die palaeoioi-
Hchen Schiditeu und Grünsteine in den Aemtern Dillenburg und
llerboru, Jahrb. d. Ver. f. Naturk. in Nassau XIII. 216.)
F. 8and\)erger unterscheidet unter den nassauischen Schal-
öteinon folgende Abänderungen:
a) normaler Schalstein;
h) Kalkschalstein mit vielen Kalkspaththeilchen oder -Lagen;
c) Schalsteinmandelsteiu, regelmässig mit vielen Körnern, Lin-
sen und Kugeln von Kalkspath durchsprenkelt;
d) Schalsteinbreccie^ von netzförmigen Kalkspathadern durch-
588 Sehalstcm.
zogen, wodurch die Grundmasse in eckige Stücke abge-
theilt erscheint;
ü) Schals teinconglom erat;
f) porphyrartiger Schalstein mit eingesprengten LabradoF-
krystallen (Schalsteinporphyr von Brilon v. Decheos).
Wittern die Kalkspathkörner an der Oberfläche auis den
Schalsteinen aus, so entstehen, wie bei den DiabasmandelBteineii
(S. 100) durchlöcherte und schwammige Gesteine.
Au unwesentlichen Gemengtheilen enthält der Schalsieiii An-
thracit, Eisenkies in Krystallgruppen, aussen meist in Brauneisen-
stein umgewandelt, Rotheisenei*z und Ghloritkömer. Manche nas-
sauische Schalsteine führen devonische Petrefacten, wie Spirigerina
concentrica Gmel., Stringocephalus Burtini Defr., Calamopora poly-
morpha Goldf. , Lithostrotion caespitosum Goldf. , Alveolites snbor-
bicularis Lam., Stromatopora concentiica Goldf.; in einem der west-
phälischen Schalsteine von Brilon fand v. Dechen den Abdruck
eines Gyathophyllum , wie derselbe auch im benachbarten Schiefer
häufig ist. Die Schalstcine sind meistens mehr oder weniger deut-
lich geschichtet und lassen sich leicht in Platten (Schalen) spalten.
Wir besitzen eine Anzahl von Analysen nassauischer Schal-
steine durch Dollfus, Neubauer, Eglinger und Koch. Die Erstem
verfuhren bei der Analyse in der Weise, dass zuvörderst aus dem bei
100^' getrockneten Pulver durch heisse Essigsäure die Garbenate
ausgezogen wurden, worauf der Rückstand mit heisser Salssäure
behandelt, das dadurch unzersetzbare mit Flusssäure aufgeschlossen
wurde; so schieden sich drei Theile.
I. Grüner Schal stein mit eingesprengten Feldspathkrj'stallen
von Balduiiistein im Amt Diez; Neubauer, Journ. f. pract. Ghem.
LXV. 1H55. 210.
II. Schalstein von Fleisbach, Amt Herborn ; Neubauer, ebend.
III. Kalkschalstein von Limburg; Dollfus, ebecdas.
IV. Rüthlich violett er Schalstein von Grube Molkenbom bei
Ranzenbach. Amt Dillenburg, Kalkspat h in Adern und Drusen ein-
gesprengt; Dollfus ibeudas.
V. Gelber Schalstein von Bergerbrücke bei Oberbrechen, Amt
Limburg, mit erkennbarem Kalkspath, am wenigsten zersetzt; Doll-
fus ebendas.
VI. Hellgrünes Schaletein-Conglomerat von Niederehaiiien iid
Weilburg, der Kalki«path so luit der Masse innig verbunden, da«**
Essigsäure ihn nicht trennte; NeubaiierT tübendii»,
VII. Schalsteiii von Vihnar , Amt Runkel; Egluiger, fJalirb,
des Ver. für Naturkunde in Nastmiu XL 1856. 2(15*
Das spec. Gewicht ist bei
I. IL IIL IV, V. VL Vir,
2.800 2.726 2.748 2.704 2.637 2.852 2.81«
L IL IIL IV. V. VL VIL
A Carbonate (durch
Essigsäure) 18.53 64.50 46J2 43.33 lö-'^Ungi n»5l
IhlB 26.08 12.67 ß,07r
iT.sa
ß löslich in Salzs. 45.04
C aufgeschlossen iL
Flusssäure 36.33 25.70 27,27 42.60 7ß.80 311.88 70.2$
mm msn mA7 mm mm mhm 99.27
Gesainmtzusammenaetxang der Schabtoine:
L
u.
m
IV.
V.
VI.
VIL
Kieselsäure
. 38.r>2
17.58
24.16
30.82
52.47
32,04
44,37
Thonerde . . .
16.25
10,54
5.44
11.0!
15.35
14.71»
19.26
Eisenoxyd .
. 3.35
1.04
11.97
6.67
2,67
6.30
8,35
Eisenoxydul .
. 7,68
0,55
K86
"
—
5J51
0 72
Kalk . . .
—
—
0.66
—
OM
—
0.92
Magnesia .
. 5.49
1.17
2.46
0.65
0.15
—
I.IO
Kali . . .
. n.ßfi
O.RO
0J7
2,54
1.15
L53
5.96
Natron .
, 4.10
IM
2.22
1,16
i,Hi
3.57
2,78
kohlens. Kalk
16.03
62.95
43,69
42,39
111.23
15.31
10.82
kohl. Magnesia
. 0.63
K.08
1.41
O.tJO
0J5
15.21
0.36
c
kohL Eisenoxydn!
1.04
0,11
0,88
0.31
0.38
—
0,20
kohl. Mang.oxydu
1 0.82
(KU
0.14
—
"
—
0.16
Wasser . .
5.14
2.21
2.15
2.07
2J3
H,H1
3.31
Phosphorsäure
. Spur
0.33
l.ri7
0,35
0.36
0.71
0,92
Manganoxydulox.
Spur
"^^
■^^
^"^
0.20
0.H3
C0,18
0.04
mM
99.98
m.w
98.60
USJ,63
99.69
911.27
540
Schalstein.
Der in
Salzsäure lösliche Theil enthielt:
I.
IL
III.
IV.
V.
VI.
VII,
Kieselsäure
33.14
31.74
23.55
30.22
33.29
11.68
87.SS
Thonerde
19.86
23.38
2.57
16.93
1 5.(51
9.03
10.47
Eisenox^'d
7.43
10.67
42.23
40.49
17.77
10.68
80.48
Eisenoxydul
17.05
5.65
7.22
—
—
9.88
4.10
Kalk
—
—
2.54
—
10.41
14.34
6.28
Magnesia
12.19
11.96
9.42
5.10
2.45
12.11
3.11
Kali
Natron
—
—
—
I!
3.55
0.92
"■"
Wasser
10.33
13.19
6.08
4.63
6.63
5.02
3.87
Phosphors.
Spur
3.41
6.39
2.73
5.96
1.20
6.27
Manganoxyd
—
—
—
—
3.33
1.06
0.20
JP24.88
100.00 100.00 100.00 lÖO.ÖO lÖÖ.OÖ lÖÖ.OÖ" lOO.ÖO
Da die Carbonate in VI durch Essigsäure nicht aussiehbar
waren, so finden sie sich hier miteingeschlossen.
Der in Säuren unlösliche, mit Fluorwasserstoffsäure aufge-
schlossene Theil war zusammengesetzt:
i.
11.
III.
IV.
V.
VI.
VU.
Kieselsäure
64.93
56.31
66.09
63.38
65.69
63.03
53.89
Thonerde
20.09
32.13
17.48
20.81
18.75
23.56
24.82
Eisenoxyd
—
—
3.46
3.62
2.07
—
4.28
Magnesia
—
—
—
—
—
—
0.80
Kali
1.51
3.10
2.80
5.95
5.12
2.46
8.48
Natron
12.12
4.89
8.14
2.72
5.42
8.94
3.97
Wasser
1.35
3.57
2.03
3.52
2.95
2.02
JI.76
100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100.00
Die durch Essigsäure uu.sziehbaren Theile stellen daher einen
durch Eisenoxydul-, Manganoxydul- und Magnesiacarbonat Yemn-
reinigten Kalkspath dar. Die durch Salzsäure zersetzten Theile
scheinen nach Dollfus und Neubauer ehi chloritartiges Silicat la
enthalten, dessen Eisenoxydul sich zum Theil in Oxyd umgewandelt
hat, und bei fortschreitender Verwitterung fast ganz darein Über*
geht. Der in Salzsäure unlösliche, mit Fluorwasserstoffsäure aufge-
schlossene Rückstand hat im ganzen eine feldspathartige Zueam-
mensetzung ; Abweichungen mögen durch die vorhergegangene Ein-
SehAlsteiii. 541
Wirkung der Salzs&nre henrorgebraeht sem. I Migt in diesem Theil
das Sauerstoffverhältniss 1.09 : 8 : 11.09; er scheint «lao mit seinen
12pct. Natron albitartiger Natur su sein. DoUfns und Nenbauer
halten ihn für Oligoklas ; in diesem Schalstein fand sich ein grosser,
etwas zersetzter Feldspathkrystall, dessen Analyse lieferte: Kiesel-
säure 52.97; Thonerde 25.44; Eisenozyd 3.71; Kalk 9.86; Kali
2.12; Natron 4.61 ; Wasser 1.40; er n&hert sich also dem Labra-
dor. Viergibt das Verhältniss 1 : 4.02 : 12.31, also auch im ganaen
Orthoklas- oder albitartig. Die unzersetzbaren Rückstände von II
und VII sind bedeutend basischer und stimmen unter einander ziem-
lich überein, während die Bausehanalysen beider bedeutend ab-
weichen, indem 11 17^pct. Kieselsäure und 64^ pot. CarbonatOi VII
dagegen 44 pct. Kieselsäure und nur 11^ pct. Carbouate enthält.
Von dem untern Schalstein von den Löhren bei Dillenburg
veranstaltete Carl Koch (Jahrb. des Ver. f. Naturk. in Nassau, XIII.
1858. 219) eine Analyse, welche ergab: Kieselsäure 27.75; Thon-
erde 14.53; Eisenoxyd und Eisenozydul 4.15; Kalk 25.65; Magnesia
1.14; Kali und Natron 3.21; Wasser 3.§6; KoUensäure 18.21
(entsprechend 23.17 Kalk), Summe 98.50. Auch G. Bischof Yer-
danken wir einige Untctrsuchungen über den Gehalt an Kalkoarbonat,
Eisenoxyd und Eisenoxydulcarbonat in den Sohalsteinen (Lehrb. d.
ehem. u. phys. Geol. I. Aufl. II. 1079).
Von den uassa\ii8chen Schalsteiuen, dei\jenigen, welche bisher
am genauesten untersucht worden sind, war schon S. 103 die Bede,
als auf die innige Beziehung aufmerksam gemacht wurde, in wel-
cher sie zu den Diabasen stehen.
Bei der Entstehung der Schalsteine scheinen namentlich Grün-
steinscblamm, Thouschieferschlamm und Kalkschlamm gewirkt su
haben. Von diesen Materialien hat bald vorwi^end das eine zur
Bildung beigetragen, bald haben mehrere miteinander gemengt die
Schalsteine erzeugt. Bei den grossartigen Zersetoungsprocessen, wel-
che innerhalb dieser Gesteine spielen, ist es ungemein schwer zu
entscheiden, welchem Material die Hauptrolle bei der Schalstein-
eutstehung zu ertheilen sei. Während bei den hauptsächlich aus
GrünsteintufTen entstandenen Schalsteinen (zu denen der von Sand-
berger aus der Gegend von AVeilburg beschriebene gehören mag,
welcher durch Diabasconglomerate in den massigen Diabas über-
geht) der Gehalt an Kalkcarbonat wenigstens zum Theil aus der
642 Schalstein.
Zersetzung der in ihnen enthaltenen Kalksilicate hervorgegangen
sein kann, bedurften diejenigen Schalsteine, deren Hauptmaterial
aus Thonschieferschlanim besteht, ihrerseits, da sie gar kein oder
nur äusserst wenig Kalksilicat enthalten, der Zufuhr von Kalkcar-
bonat, sei es, dass sie dieses aus infiltrirt*nden Gewässern bezogen
haben, oder dass der Schlamm der Stringocephaluskalke sich mit
ihnen vermengte. Die Gegenwart von Petrefacten in solchen Ge-
bilden kann natürlicherweise nicht befremden- Die Art und Weise
des Auftretens der Feldspathe in den Schalsteinen ist eine Bolche.,
dass für dieselben die Abscheidung auf nassem Wege , gewisser-
maassen die Regeneration aus Feldspathschlamm, höchst wahrschein-
lich wird. Auch die chloritische Substanz in den Schalsteinen scheint
ein Umwandlungsprodnct auf wässerigem Wege zu sein. Von frühem
Hypothesen, welche die Schalsteine als Uebergangsgesteine deuteten,
in denen durch plutonische Einwirkungen Umwandlungen hervor-
gerufen worden seien, hat man mit Recht Abstand genommen.
Ausser den Schalstcin-Ablagerungcn in Nassau, welche ihre
Haupt Verbreitung im Lahnthal von Wetzlar bis unterhalb Diez, so-
wie im Dillthal von Sechshelden bis Sinn besitzen, sind solche
noch im Harz, in den Ruhrgegenden Westphalens, in dem böhmi-
schen Silurterrain (nach Reuss) und in Devonshire bekannt. Der
sog. Schalstein von Kloster-Zolla bei Nossen in Sachsen (schalstein-
ähnliche Thonschiefer) ist wohl mit v. Cotta für einen Kalkspath-
körner oder Mandeln führenden Thonschiefer zu halten (S. 477).
Stift't in V. Lfonbards Zeitschrift für Mineraloprie 1825. I. 147 und
236; auch geogn. Beschr. des Herzogth. Nassau 1831. 468.
V. Dechen in Nüg^^eraths Rheinland-Westphalen 1822. II. 71; Kar-
stens u. V. Declicna Archiv f. Miner. ii s. w. XIX. 1845. 516;
Verh. d. nat. Vor. d. preuss. Rheinl. u. Westph. XII. 1855. 198.
Oppcrmaiin, Dissertation über Sclialstein und Kalktrapp 1836.
Naumann, Krlänteruii^en zur geoj2:nost. Karte von Sachsen 1836.
Heft I. 60.
Gumprecht, N. Jahrb. f. Min. 1842. 825.
Hausmann, über die Bildung des llarzgobirges 1842. 23.
Beyrich. Beitrüge zur Kenntniss der Versteinerungen des Rheini-
8ch«'n T'ebergangsgebirges 1837. Heft I. 11.
Murchison, Transactiuns of the geol. soc. (2) VI. 249.
Sandberger, Uebers. d. geol. Verhältn. d. Hrzgth. Nassau 1847.33.
Dollfus und Neubauer, Journ. f. pract. Chemie 1855. LXV. 199.
f:glinger, Jahrb. d. Vor. f. Naturk. in Nassau 1856. XI. 205.
Elastische Gebilde des Augitporghyr. 548
Carl Koch, die palaeozoiRchen Schichten und Orünsteine in den
Aemtern Dillenburfj: u. Herborn, Jahrb. des Yer. f. Natark. in
Nassau 1858. XIU. 216. 238.
Reuss, Schalstein des Silur von Auval bei Prag, Sitzfafsber. d. k.
Akad. d. Wissensch. zu Wien XXV. 1867. 663.
Lipoid, Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1863. XUI. 849. 889.
Von den
klastischen GeUlden des Angltptrphjr
in Südtyrol verdanken wir v. Richthofen eine sehr anschauliche nnd
eingehende Beschreibung. Er bringt dieselben in drei Abtheilnngen,
welche durch zahllose Uebergangsstufen mit einander verknüpft sind.
Die erste stellt Conglomerate und Breccien dar
(Ueibungsconglomerate v. R), welche den S. 527 erwähnten Por-
phyrbreccien ähnlich sind, indem bei ihnen ein Teig von krystal-
linischem Augitporphyr Fragmente der durchsetzten Gesteine um-
hüllt ; so findet sicji bei Theiss eine solche Breccie mit Bruchstücken
von Thouglimmerschiefer und Feisitporphyr, zwischen Santa Maria
und Colfosco, am Molignon, an der Seisser Alp eine ähnliche mit
Kalksteinfragmenten, bei weitem am häufigsten aber sind Breccien,
bei denen eckige Augitporphyrbruchstücke von Augitporphyrmasse
verkittet werden, wobei nicht selten der Fall vorkommt, dass die
Einschlüsse dem Bindetnittel völlig gleichen. »Alsdann muss man
jenen, in den Kratern der thätigen Vulkane nicht seltenen Hergang
voraussetzen, wo die erstarrte Rinde der Eruptivmasse zertrümmert
und in dem flüssigen Theil derselben in Bruchstücken eingeschmol-
zen wird.-« Weit häufiger aber sind die Bruchstücke in petrogra-
phischer Hinsicht von dem verbindenden Magma verschieden.
Als P^ruptivtuffedes Augitporphyrbezeichnet V. Richt-
hofen tufi'artige Gesteine, welche dadurch entstanden sind, dass
die Eruptivmasse im Moment der Eruption und während der Er-
starrung durch die mechanische Einwirkung des umgebenden Wassers
in heftiger Weise bearbeitet wurde, wobei sich das klastische Ma-
terial an der Ausbruchsstelle seilest in unregelmässig dicken Bänken
auiliäufte. Diese Gebilde, welche sehr häufig in den eigentlichen kry*
»tallinischen Augitporphyr übergehen, mit dem sie gar manchmal
verwechselt worden sind, setzen die schwarzen Massen am Südrande
der Seisser Alp (auf der Schneid) zusammen, stehen in grossartiger
Mannichfaltigkeit im Duron - J'hal an und entfalten sich massen-
544 Trachytbreccie und Trachytconglomerat.
haft an der Pozza-Alp, am Sasso di Capell und weiterhin im
Yenetiani sehen.
Die Sedimeiitärtuffe v. R. bestehen aus mechaniflch aer-
theilteni Augitporphyrmaterial, welches vom Wasser fortgetragen,
entfernt von den Eruptionsstellen in regelmässigen, meistens dünnen
Schichten abgesetzt wurde, mehr oder weniger vermengt mit den
Zertrümmerungsproducten anderer Gesteine ; sie haben meistentheils
das Ansehen von bald lockern, bald festen kömigen schwarzen
Sandsteinen (doloritischer Sandstein, Trinker) und bilden Schichten-
glieder der obern Trias zwischen dem Mendola-Dolomit und den
ersten Ablagerungen des Schlern-Dohjmit. v. Richthofen, Geogn.
Heschr. v. Südtyrol ISfiO. ISß— 141. 83.
Trachytbreccie und TrachytcongltMcrat.
Eckige oder abgerundete Fragmente und GeröUe trachy tischer
Gesteine von sehr verschiedenen Dimensionen, hier kleinere Brocken,
dort Blöcke von bedeutendem Umfang darstellend, werden durch
ein Bindemittel cämentirt, welches meist aus einer erdigen mürben
Masse besteht, die aus einer Zerkleinerung und Schlämroung von
Trachyt hervorgegangen ist. Die Trachy tfragmente sind bald noch
frisch, bald in einem mehr oder weniger verwitterten Zustande;
mit ihnen verbunden sind vielfach Fragmente von andern Gesteinen,
von Grauwacke, Thouschiefer, Basalt. Derlei klastische Trachytge-
steine sind in den meisten trachytischeu Regionen sehr verbreitet.
Daneben gibt es wie bei den klastischen Felsitporphyrgebü-
den auch Trachy tbreccien, deren in der Regel eckige Fragmente
durch ein feste und harte Masse von kry stall inischem oder schlacki-
gem Trachyt umschlossen werden, welcher nicht selten genau die-
selbe Beschaffenheit besitzt wie die Fragmente. Solche Varietäten
erscheinen namentlich bei Vissegrad in Ungarn (vgl. Beudant, Voyage
min. et geol. en Hongne III. 41 H), sowie im Cantal und am Mont
Dor in Centralfrankreich.
Im engen Zusammenhang mit den Trachy tbreccien und Tra-
chytconglomeraten steht der
TrachyüHff.
Eine bald lockere, bald dichte und feste klastische Masse,
welche aus zerkleinertem trachy tiachem Material besteht und bald
eine kreideartig-erdige, bald eine körnig-sandsteinartige, bald eine
Trachyttuff. , 646
feiu breccienartige Beschaffenheit besitzt. Durch die Zersetzung,
welche in diesen Massen gespielt hat, erhalten zumal die feinern
Vaiietiiten ein oft so homogenes Aussehen, dass man sie nur schwer
als klastisch^' Bildungen erkennt. Die GeröUe und kleinen Brocken
vonlVachyt^ welche sich in diesen Tuffen finden, sind häufig durch
die Verwitterung so zersetzt, dass ihre Contouren kaum mehr er-
kennbar sind, und dass sie nur als unregelmässig begrenzte Flecken
auf der Bruchfläche des Gesteins erscheinen.
Die Trachyttuffe haben vorherrschend wdssliche oder licht-
graue, manchmal aber auch ockergelbe, braunrothe oder grünliche
Farbe. In der Masse liegen nicht selten auch leicht aussprengbare
Krystallo und krystallinische Bruchstücke von Sanidin, Tlomblende,
Magneteisenerz, welche sich häufig in einem wohlerhaltenen Zu-
stand befinden. In der frischen und unveränderten Beschaffenheit
der 8anidinkr}'stalle in den Trachyttuffen des Siebengebirges, deren
Kanten und Kcken ganz frisch, deren Flächen völlig glatt und
glänzend sind, sieht Bischof den Beweis, dass sie nicht aus zer-
trümmerten Truchytgesteinen, in denen sie nie in solcher Vollkom-
menheit vorkommen, herrühren können, da sie sonst ihre scharfe
Ausbildung eingebüsst haben müssten, sondern dass sie vielmehr
spätere Bildungen an Ort und Stelle auf nassem Wege seien, indem
innerhalb des Trachytconglomernt eine Regeneration des Feldspaths
erfolgt sei (Lehrb. d. ehem. u. phys. Geol. (2. Aufl.) II. 436). Ist
auch die Möglichkeit von Feldspathneubildungen auf diesem Wege
gewiss nicht im mindesten zu bezweifeln (vgl. Bd. I. 1 63), so liegt
es doch nahe, die Frage aufzuwerfen, warum denn das Product der
Neubildung nicht Adular oder Orthoklas, wie an allen andern
Punkten« wo Feldspathe auf nassem Wege krystallisiren, sondern
gerade der für Trachytgesteine charakteristische Sanidin ist, fär
welchen bis jetzt kein unzweifelhaft erwiesener Fall einer Neubil-
dung vorliegt.
Von den IVachyttuffen des Siebengebirges besitzen wir zwei
Analysen, welche sich beide auf die weissliche, dünngeschichtete,
last homogen erscheinende Tuffmasse der Ofenkuhlen beziehen.
I. von (t. Bischof, Lehrb. d. ehem. u. phys. Geologie (l. Aufl.)
11. 21S(;.
II. von V. der Marck, Verband!, des naturh. Ver. d, preuss.
Kheiul. u. Westph. IX. 1852. 451.
Zirkel, Petro^raphie. 11. Ql^
546
Trachyttuff.
I.
n.
Kieselsäure
. . 62.83
66.39
Thonerde
. 21.55
17.74
Eisenoxyd
4.11
4.97
Kalk . .
0.72
0.53
Magnesia .
0.42
0.47
Kali . .
3.35
3.05
Natron
3.02
1.94
Wasser .
4.19
lÖ0;i9
4.89
99.98
Von der Marck bestimmte ausserdem in II : Chlor O.Ol 2 ;
Schwefelsäure 0.004 und eine Spur von Fluor. Schnabel bestimmte
den Wassergehalt desselben Gesteins zu 4.99 pct. und erhielt eben-
falls Chlor, Schwefelsäure und Phosphorsäure in geringen Mengen.
Berechnet man diese Analysen für den wasserfreien Zustand and
vergleicht sie mit denen der Siebengebirgs-Trachyte und -Andante
(S. 182 u. 212), so ergibt sich in den Tuffen namentlich eine rela-
tive Vermehrung des Thonerde- und Verminderung des Natronge-
halts ; dieses Alkali offenbar als Silicat ausgeschieden.
Der Trachyttuff ist stets deutlich geschichtet. Wie die Bree-
cien und Conglomerate, so enthalten auch diese Tuffe hier und da
Bruchstücke fremdartiger Gesteine. An einigen Localitäten nm-
schliessen sie fossile organische Reste; so finden sich in den fein-
körnigen Trachyttuffen des Siebengebirges Abdrücke von tertiären
Dicotyledonblättem und braunkohlenartiges Holz. Nicht selten sind
Nester und Trümer von Opal in den trachytischen Tuffen und
Conglomeraten : die bekannten edlen Opale von Czerwenitza zwi-
schen Kaschau und Eperies in Ungarn kommen als Schnüre and
Nester innerhalb eines grauen I rachyttiiffs vor, ähnlich ist das
Auftreten der Opale im Cantal, am Mont Dor und in den Euganeen:
im Siebengebirge erscheinen ebenfalls am Langenberg und am Ab-
hang der Casseler Heide mehrere Gänge von Opaljaspis.
Hauptlagerorte der klastischen Trachytgesteine sind:
Das Siebengebirge am Rhein, wo namentlich im Mittelbach-
thale zwischen dem Drachenfels, der Wolkenburg und dem Petera-
berg in der unmittelbaren Nähe der grossen Trachyt- und Anderit-
berge eine jüngere zusammenhängende Masse von Trachyttuff and
-Conglomerat lagert; diese Gebilde stellen sich als ein Glied der
Trachyttaff. « 547
Braunkohlenformation dar, deren tiefste Sand- und Thonschichten
sie bedecken und hängen innig mit dem Basalteonglomerat zu-
sammeu. Wenige Trachytgänge (5 an der Zahl) und zahlreiche Ba-
saltgänge durchsetzen die Trachyttnffe (vgl. Y. Dechen, Geogn.
Führer in das Siebeugebirge 166 ff.). Leonard Homer and nach
ihm vom Rath betrachten die Trachyttnffe als älteste volkanische
Tuffbildungen^ welche dem Hervortreten der festen Trachyte in
Doniform vorangegangen seien, Nöggerath und v. Dechen halten
sie, worauf auch die Lagerungs Verhältnisse mit Deutlichkeit ver-
weisen, für spätere Bildungen und zwar für TrOmmergesteine, her-
vorgegangen aus der Zerstörung der altem festen Trachyte an der
Oberflächo, und die darin aufsetzenden Trachytgänge nur für ver-
spätete Eruptionen. Bis jetzt hat man unter den Fragmenten des
Trachytconglomerat mit Sicherheit noch keine Varietät gefunden,
welche sich nicht auf eine der im Siebengebirge anstehenden A\f-
ünderungen zurückführen Hesse (über die petrographische Beschaf-
fenheit vgl. V. Dechen a. a. 0. 238. 242).
Im Gantal und am Mont Der in Gentralfrankreich, mehrmals
in ausgezeichneter Weise abwechselnd mit krystallinischen Tra-
chytgesteinen.
In den Euganeen im nordöstlichen Italien.
In den Trachytregionen des nördlichen Ungarn um Schemnitz,
Tokaj u. s. w. Der Porphyre molaire Bendants von SÄros-Pata)c
ist eine quarztrachytische Breccie, welche von Kieselsäure durch-
drungen eine solche Festigkeit erlangt hat, dass sie zur Herrich-
tung von Mühlsteinen tauglich ist. Zahlreiche darin eingeschlossene
FoHsilreste, Gerithien, Gardien, Pecten weisen auf ihre marine Ab-
lagerung hin (vgl. Szabo, Jahrb. d. geol. R^nst. XYI. 1866. 91).
Phonolithtiff mi PhMditkc«iglMient.
I)er P h o n o 1 i t h t u f f ist eine weissliohgraue oder bräunlich-
graue, auf das feinste zerriebene phonolithische Masse von meist
mürber oder erdiger Beschafifenheit, welche gewöhnlich undeutlich
begrenzte, verwitterte Bruchstücke von Phonolith, sowie Krystalle
luul Krystalllragmente von Sanidin, Hornblende, Augit, Glimmer,
auch wohl Kaolinconcretionen umschliesst; die Phonolithtuffe des
Hegau enthalten daneben auch zahlreiche Brocken von Granit,
Gneiss, Jurakalk, Molasse, Gesteinen, die alle in der nähern oder
648 PhonolithtufiF, Bimsteinconglomerat.
entferntem Umgegend anstehen. Die Phonolithtuffmasse ist manch-
mal mit kohlensaurem Kalk imprägnirt, der sich bei Behandlung
mit Säuren durch Brausen zu erkennen gibt ; dabei löst sich, wie
bei dem krystallinischen Phonolith die Masse znni Theil unter Ab-
scheidung von Kieselgallerte auf.
Phonolithconfrloraerat besteht aus eckigen und abge-
rundeten meist ziemlich deutlich begrenzten Fragmenten von Pho-
nolith, die durch feinzerriebenen Phonolithschutt oder durch ein
kalkig- thoniges Cäraent verbunden sind.
Diese klastischen Phonolithgesteine lagern meist am Foss der
Berge von festem Phonolith, so:
In dem Rhöngebirge in dem Thale zwischen der Milseburg,
dem Schafstein, der Teufelswand und der Abtsroder Kuppe als
eine ansehnliche Ablagerung.
Im Hegau (vgl. Walchner, Handbuch der Geognosie 2. Aufl.
S. 81 ; Quenstedt, Epochen der Natur 174; G. Leonhard, geogn.
Skizze des Grossh. Baden 38 ; v. Cotta im N. Jahrb. f. Min. 1853.
684); am Hohcnkrähen bei Mühlhausen enthalten die Phonolith-
tuffe Pflanzenreste, die nach Heer mit denen der obem Molasse
der Schweiz übereinstimmen.
Im böhmischen Mittelgebirge in den Umgebungen von Teplita.
In den Umgebungen des Mont Mezenc in Centralfrankreich
nach Theobald.
Bimsteineonglomcrat.
Der Hauptsache nach aus eckigen Fragmenten und rand-
lichen Gerollen von Bimstein bestehend, mit welchen nicht selten
Bruchstücke von Obsidian, Perlit, Quarztrachyt und Trachyt Ter-
mengt sind.
Die Verbindungsweise der klastischen Elemente ist eine mehr-
fache: bald ist kein deutlich sichtbares Bindemittel vorhanden, son-
dern die Bimsteiiie liegen so eng an einander gefügt und in eio-
andor geflösst, dass die Masse gar kein conglomcratartiges Aussehen
besitzt und nur die verschiedene Richtung der Fasern bei den
einzelnen Bimsteinstücken ihre Zusammensetzung aus klastischen
Elementen offenbart; derlei Gesteine erscheinen bei Sirok im Hewe-
rer Comitat in Ungarn. Bei andern Bimsteinconglomeraten sind die
Bimsteintrümer entweder unmittelbar lose mit einander verbunden
Birosteintaff. 549
oder durch ein erdiges tuffartiges, meist aus fein zerriebenem Bim -
Steinschutt bestehendes Bindemittel mit einander verkittet. So z. B.
in don von den Vulkanen um den Laacher See stammenden Bim-
8teinal)l<i<iif(*iungen im Becken von Neuwied, Engers, Bendorf am
Rhein. ,Sehr verbreitet am Südrande der Karpathen in Ungarn, wo
diese Gebilde bei St. Peter eine Mächtigkeit von 120 Fuss erreichen.
(iewisse Himsteinconglomerate aus Ungarn (namentlich um
Sclieiiinitz am alten Schlosse und bei Tallya unweit Tokaj), welche
auch Perlit- und Quarztrachytbruchstücke enthalten, besitzen ein
glasig ol)sidianartiges Cämcnt, in welches diese klastischen Gesteins-
eleniente allmählich verfliessen. Diese Conglomerate scheinen sich
rürksiclitlich ihrer Entstehung an die Trachytconglomerate mit
krvstallinischem Trachytbindemittel (S. 544) anzuschliessen.
BimstointniT.
Gell)licbweiss und graulichweiss gefärbte, erdige oder dichte,
aus sandartii^ bis ?taubartig zerriebenen Binisteintheilchen zusam-
meniir* '^^et/te Masse, welche auch gewöhnlich kleine, mehr oder
wenii^er (butlich erkennbare Bröckchen von Bimstein, Trachjrt,
Sanidinkörner, Glimnierschuppen oder Magneteisenkörner, enthält.
Die feinsron und reinsten Bimsteintuffe erscheinen thonartig oder
mergelig, tast wie Kreide oder Tripel. In manchen Bimsteintuffen
hat sich dor feine Staub zu kleinen Kügelchen mit concentrisch-
scliaalii(tr Textur zusammengeballt, zu sog. Pisolithen, ganz denen
.ihnb(b. wie sie sich jetzt noch bilden, wenn es bei vulkanischen
AschenJalb'n zugleich regnet.
Nieren von Jaspopal und Stammtheile, zu Holzopal verkieselt,
komüien in manchen Bimsteintuffablagerungen vor, letztere z. B.
nu>_i('/ei( hnet in denen Ungarns; sie deuten auf Kieselsäure- Ab-
kehr!.lun^ durch Zersetzung. Auch umschliessen die Bimsteintuffe
iiuhl .^rltiii Reste von Meere.^conchylien und Ehrenberg hat nach-
mwirMn. dass um nebe solcher Tuffe Kieselpanzer von Diatomeen
bi>,\»il(Mi in verb:iltnis.-tm;issig grosser Menge enthalten (z.B. der
nimsieiniiiir /w istluMi Neapel und Puzzuoli, der vom llochsimmer
bei .\bi,\('n am Laaeber See (Monatsber. der Akad. d. Wiss. zu
Ibrliii l'M. :\-24: 18o(^ ool). In dem letztern Tuff befinden sich
(bc Intufjorien im deutlieh gefritteten Zustande, wie man sie durch
(Hüben der Inlusurien-Erden im Ofen erhält. Nach Eckhard finden
550 Bim Steintuff, Pausilipptuff.
sich auch in den Bimsteinlagerh im Lahnthal bei Marburg Infa-
Rorienkieselpanzer (Pogg. Ann. LXXIX. 322).
Bimsteinconglomerat und Bimsteintuff sind räumlich eng mit
einander verbunden; die Hauptlagerorte sind:
Am Rhein in den Umgebungen des Laacher See, namentiich
im Becken von Neuwied. Nach v. Dechen ünden sich die Bimstein-
tuffe zerstreut über ein 40 Quadratmeilen ausgedehntes Grebiet
(Geogn. Führer zu dem Laacher See 1864. 445).
In Ungarn in den Umgebungen von Schemnitz, Neusohl and
Tokaj in weiter Verbreitung gelagert (Beudant, Voyage min. en
Hongrie III. 427). Die zu thonigen Massen zersetzten feinen Bim-
steintulfe enthalten die Holzopale.
Am Mont Dor in der Auvergne.
Zu diesen Bimsteintuffen gehören auch die in der Umgegend
von Neapel unter dem Namen Pausilipptuff (weil sich in ihnen
die Grotte von Pausilippo befindet) bekannten Gesteine, welche die
meisten Krater der phlegräischen Felder, die ganze Bergreihe vom
Capo di Chino bis zum Vorgebirge des Pausilippo zusammensetzen
und auch um den Vesuv und den Epomeo auf Ischia bedeutende
Ablagerungen bilden. Von diesem Pausilipptuff besitzen wir einige
Analysen; Abich (Vulkanische Erscheinungen 1841. 92) untersuchte
das in Säuren lösliche bei mehrern Varietäten, Rammeisberg ver^
anstaltete eine Bauschanalyso des Pausilipptuff (Mittheilung an Roth
1860), welche ergab: Kieselsäure 53.27; Thonerde 15.53; Eisen-
oxyd 4.37; Manganoxyd 0.54; Kalk 3.10; Magnesia 0.68; Kali
8.22; Natron Spur; Wasser 9.84; Kohlensäure 3.16 (98.71). Das
spec. Gewicht eines gelben Pausilipptuff ist nach Abich 2.456;
eines weissen 2.521 ; eines vom Epomeo auf Ischia 2.527.
Mit diesem Pausilipptuff steht auch Manches der P u z z o l a n
genannten Massen in Verbindung. Ein weisser zerreiblicher Bimstein-
tuff auf der Insel Teneriffa wird dort Tosca genannt.
Trass.
(Duckstein, Tuffstein.)
Ein dem Himstointuff sehr nahe verwandtes Gestein, eine
unrein gelbe, ins graue oder braune ziehende, matte, erdige, bald
mehr dichte bald poröse Masse, welche viele Bimsteinfragmente
einschliesst. Sie enthält hin und wieder kleinere und selbst grössere
Trasii,
iftl
Bruchstücke von Orauwacke, Thonschi^er, Basült^ poröser banal'
tischer Lava, auch Krystalle uikI KrystalLfragmente vöu Sutiidin^
Augit, Hornblende, Glimmer, Hauyu. Ziemlich häufig sind Ein-
schlüsse von ganz oder halb verkohlten dicut\Iedoni scheu Stämmen
und Aesten, welche meist noch ihre ursprüngliche Rundung ht^
sitzen und dann selbst mit der Rinde gut erhalten ftindi seltener
erscheinen Blätter. Nach Göppert ecbeiiien diej*e vegetabilischen
Reste sämmtlich noch labenden Pflan'^easpecies anzugehören.
Die Trassmaä^e klebt stark au der Zungen vor demLüthrohr
schmilzt sie zu fein acliwiimraigem, grauem *ider braunem Einail,
Analysen sind:
I. Trass von Andernach (Plaidt und Krutt); H. Bley, Archiv
f. Pharm, von Wackenn.der u. Bley (2) XL. 1844. 251*.
IL Trass aus dem Brohlthal; Elaner, Journal i\ pr. Chemie
XXXm. 1844. 2K
IIL Tras8 von Anderaach (Plaidt und Kmft) ; Chatonej^ u*
Rivot, Annales des mine« (5) IX. I85f>. fi29.
IV. Trass von Andernach (Plaidt undKruft); diei., ebendaj,
V. Blauer Traas (BuckBiein) von Plaidt; Hilt, w Dechen,
geogn. Führer zu dem Laacher See 1864, BIK^,
L
n.
IIL
IV-
V,
Kieselsäure ,
54,^0
48.94
57.5
54.0
53.07
Thonerde
8,73
18.95
10.1
16.5
1B.28
Eisenoxyd . ,
14,80
12.34
.^.ft
6.1
3.43 (Fe)
Manganoxydnl .
—
—
—
—
0,58
1
Kalk . . - .
1.67
5.41
7.7
4.0
L24
Magnesia
O.dH
2A2
l.l
0,7
1.31
Kali . . . .
Natron . . .
Wasser .
a.4i
0.37 [
3.56 1
7.65
6J
12,6
10,0
7.T
I.IT
3.73
i2.7e
100.00
9n,64
99,3
R9.0
98.69
Die Zusammen Setzung scheint also, wie die« ui der Natur der
Sache lie^t, eine sehr wechselndt! ssu sein. Ebner fa-nd UÄch Abzug
des Wassers 49,01 in Hakaäure leibliche und 42.1^^ darin unlöR-
lichelheile; nach Chatimey und Rivot entlialt III 34,2 nnlosliche,
IV HO pc^ unlüBliche Theile. 0 führt eine Spur von Ammoniaks
In V sind 53.79 imlöilicbe Theile; daa Wasser in V enthielt Spulten
552 Trass.
von Ammoniak, Schwefelsäure und Chlor. Ein Trass aus dem Haua-
bornthale zwischen Winningen und Rübenach enthielt nachLandolt
60.49 Kieselsäure und nur 1.33 Wasser.
Höchst wahrscheinlich gehören die von Schaf häutl als sog.
TrcTss aufgeführten Gesteine aus dem Ries bei Nördlingen in Bayern,
welche vielfach mit Graniten in Zusammenhang stehen, z. Th. auch
Gänge darin bilden, gar nicht hierher; er fand in einer Varietät
67.55 Kieselsäure sowie nur 1.34 Wasser und unterschied darin
drei Gemcngtheile : eine gelbliche, amorphe, häuiig körnige Masse
von wachsfihnlichem Thon, und mehr weissen durchscheinenden
Tlion, welcher sich vor dem Löthrohr unter lautem Geräusch auf-
bläht und dann schwer schmilzt, beide durchwoben von lavendel-
blauer oft pechschwarzer Masst? mit ausgezeichnetem Fettglauz und
schlackigen Blasen, welche vor dem Löthrohr unter Verlust der
Farbe schmilzt ; Schafhäutl glaubt, dass die gelbliche und die pech-
steinartige Masse nur verschiedene Zustände derselben Substanz
seien fX. Jahrb. f. Min. 1849. 661, wo auch Analysen mitgetheilt
sind). Früher schon hatte auch Rumpf Untersuchungen und Ana^
lyson über diese Gesteine angestellt ebendas. 1844. 325; auch die
von ihm analysirte Masse enthielt schlackige schwarzgraue Stücke.
Neuerdings hat Röthe über diese sog. Trasse berichtet, X. Jahrb.
f. Min. 1863. 177; auch Dclcsse hat sich darüber geäussert eben-
das. 1850. 314.
In den Umgebungen des Laacher See bildet der Trass, wel-
cher als ausgezeichnet hydraulischer Mörtel Vorwendung findet,
michtige und ausgedehnte Ablagerungen, so im Brohlthal, welches
bei Brohl in den Rhein mündet, im Tönnissteiner Thal, welches
sich an jenes anschliesst, im Gebiet der Nette und um die Dörfer
I'laidt, Kruft und Kretz. Das Bindemittel der Rimsteinconglomerate
in dem gegenüberliegenden Hecken von Neuwied ist grösstentheils
trnssartiger Natur. Der Trass, dessen Ablagerungen in den Thälem
förmlich stromariig sind, ist wahrscheinlich ursprünglich im Zu-
stande ein«T mojaartigen Schhimmlava gewesen, wie sie die vul-
kanischen Eruptionen Südamericas nuch heutzutage liefern. Stei-
niiiger -die erloschenen \'ulkane in der Eitel und am Niederrhein
1820. 104) hatte zuerst dem Trass diesen Ursprung zuerkannt,
für Welchen sich auch später v. Oeynhausen in seinen Erläute-
rungen zu der geognostisch-orographischen Karte der Umgegend
Latent, Bimsttitigferol). 553
des Laacber See (184T) entschied, VgL ,t, Declien, Geogn. Führer
zu dem Laudier See IBtU, 232. B^l.
Es Hiu noch bemerkt, dass wich dt-r Meinmig von BiscUüf
die Pflajivieijreste In dem Tratis gev^iss uiüht durch vulkanische
Hitze, süudwrii iiuf nÄaseiti ^^*€ge verkohlt seien (cbem. u. phys,
Geolugie LAu«. IL 2242).
Nach Grtreiiough ist der in lüdieti verbreitete ruthe* oft. jei*^gel-
lüthe sul^^ Laterit dem rheinischen TrasH oder dem it-nliäuifldwu
Peperiu oiler PuÄ-jculan ähnheh ; er findet sich in Midttec», Siain,
Sumatra, Siugaport, und bildtst die höchsten üstllcht*!! üud wmi'-
hehen Gipfel der Ghauts iu einer itiittlern Mächtigkeit von 100 engL
Fusö. In Travanci^re uinscbliesst er 50^*iOFu»fl mächtige Brauii-
kohlenflötze (Comptey lenditi^ XTj, 1855. ;^4h), \>L über dieses
Gebilde auch Hislup und Hunter im Qaart, journ, ol the geoL suc, XL
1855.353; es scheinen übrigens Gesteine höchst verschiedena^tiJ^^er
Natur als Latent bezeichnet zu werden ; ^* B> durch Eiaciioxyd ge-
färbte 1 haue, wnlche ZwifchenBchichten Kwiacbcn Hasalt- und !*nva-
decken bilden, aus denen sie dorch XcrstetKung hervörgegimgen
sind (vgh Lyell, Elenients of geology 1805. BDB), Nach den Gebr.
Schlagintweit ist im Dekkan und lüinkan der L«tt»rit durch Zer-
setzung möudelsleinarliger Truppe entirtundenT in welche er Ueher^
gänge bildet, wogegen er in iMysc^re durch Umwandlung krystal-
11 nischer Sebieler gebildet sein soll, deren Bestand t heile dann noch
wahrgenommen werden können; bei Nagugiri, Arci4 und Madra«
ist er gar nur dn CottglomcrÄt iron Sandsteingerölleu, die duich
ein rothes zelUges Cämeut ^on l'jiaenoxydhydrat verkittet sind
(Zeitschr. f. allgem, Erdkunde 1H55, V. l«ü),
BimsteiogpröH und Uimstehmaail
Lose AnhÄittnngefn vrju gröaaern und kleineru Binisteinstilcken
sind viel verbreitert in der l 'nigegend thittiger und erhjschi?ner \ ul~
kane, z. B» in Süditalieu, auf Island, Teneriflii^ in den Umgebungen
des Laaijher See, wo sich von dem Krater des lirufter Oieu die
ninistiMnauswürfhnge über einen grosHen Theil des benachbarten
Rlieintlutl^ bi^ nach Nassau hinein verbreiten ; selbst bis in die
(icgeiid vnn Marburg und Giessen lassen sie sich verfidgeu (Fr, K.
Schilur, die Bintsteinkömer bei Marburg in llesaeu nnd deren Ab-
stammung aus Vuikjinen der Eifei, Marburg 1651, auch Journ. f.
554 Quarztrachytsandi Alaunstein.
pr. Chemie 1851. TiV. 18). Gewaltige Massen von lockenn Bim-
steingeschütt, aus kleinem Stücken und grossem Blöcken von 3 — 6
Fuss Durchmesser bestehend, lagern an den Ufern des Taupo-See
auf der Nordinsel Neuseelands, wo sie stellenweise 2 — 300 Fus»
Mächtigkeit erlangen (v. Hochstetter, Geologie von Neuseeland
18()4. 107).
Quarztrachytsand.
Das östliche Ufer des Taupo-See in Neuseeland ist mit einein
feinern oder grobem Sand bedeckt, der aus Bruchstücken von
sauertrachytischen Gesteinen und deren Gemengtheilen besteht; er
enthält langfaserige seidenglänzende Bimsteinstückchcn, Bröckeben
dunkler Quarztrachyte, Bruchstücke von weissem oder gelbem Sani-
diu, grüne und schwarze Obsidianscherben, eisenschwarze Iserin-
köruchen, Sand von titanhaitigem Magueteisen, kleine violette und
lavendelblaue Bruchstücke von lithoidischem Quarztrachyt, rauch-
graue, bläulichgraue und wasserklare farbenspielende Quarzkörner,
mitunter Glimmerstiiubchen oder Homblendesüulchen ; ausserdem
kleine dünne längliche Sanidinkiystalle, wohlaupgebildet nach dem
Bavenoer Zwillingsgesetz, welche wahrscheinlich die Hohlräume
poröser Quarztrachyte bekleidet haben, wie die Bavenoer Ortho-
klaszwillinge in denen der Granite erscheinen (Zirkel in v. Hoch-
stetter's Geologie von Neuseeland 1864. 123).
Alannstcin.
(Alaunfels, Pietra della Tolfa.)
Der Alaunstein ist eine weissliche, gelbliche oder röthlich-
graue Masse von bald erdiger und weicher, bald feinkörniger oder
dichter BeschaiFenheit, im wesentlichen ein mit Alunit gemengter
IVachyttuif oder Bimsteintuff. Der Alunit bildet entweder ein
inniges Gemenge mit der thonst einähnlichen Tuffmasse oder er-
scheint in feinen Körnchen eingesprengt, oder in kleinen, oft krumm-
flächigen und zu Drusen gruppirten Krystallen auf den Innenwän-
den der Poren, Zellen oder Klüfte, an denen das Gestein stellen-
weise selir reich ist. An der Cava gregoriana bei .Tolfa wird der
Alaunstein von unten bis zu 0 Fuss mächtigen, nach oben sich ver-
zweigenden Giingen von Alunit durchschwärmt. Neben dem Alunit
tritt bei Tolfa auch der ähnliche Löwigit in dem Gesteine auf.
Alaunstein.
S55
Kieselsänre imprllgiiirt nhht aelten die Masse sti rekhlicB, dass «ifl
Glas ritzt und am Stahl Funken gibt ; Quarzkrystalle sind auch
bisweilen in ziemlicher Menge eingesprengt, oder es ziehen müh
Adern und Schnüre von Hornstein oder Cbalcedun durch da» Ge-
stein. Verkieaelte Holzstücke finden sich n«ch Derscenye {Beudaiit,
Voyage en l^longrie HK 465) in den ungarischen Alatinßteinen^ ein
wichtiger Beweis für deren klastische Natur, IVüiner von Roth'
eisenerz kummen auch hier und da darin vor. Der vom Mont Dor
umschliesat au einigeu Stellen demlich reichUeh Eügelchen von
Schwefel, an andern kleine Ki-ystaüe von Eisenkies.
Der Alaunstein achmibst entweder vor dem Löthrohr eu weiBBeni
Eraail oder wird wem und erdig. Analysen sind i
I. Alaunstein von Gloichenherg in Steieruiark ; Fridaii, Annal.
d. Chem. u. Pharm. LXXVL 1850. 108.
IL Alaunstein vom Mont I>or^ Gautier-Lacröze, N. Jahrln C
Min. 1864. 723.
1, II.
Kieselsäure
. 50.71
(kieseliger
Eüukitaiid)
24.6fi
Thonerde ....
. I9.0ß
Ü3.53
Eisenoxyd , , . .
. US
1.93
Kalk ......
0,56
—
Magnesia ....
0.41
•
—
Kali
3.97
5.69
Wasser ....
7.23
10»00
Schwefelnäure . .
1A.50
25,5.^
Kieselsaures Kali
0.31
Schwefel
7.53
Schwefelsaure Magnesia
0,09
Verhißt
1.31
Chlormagneeium
0,03
—
100,00 100,00
Das spec. Gewicht von T ist 2.371 (bei 23 % das von 11 2.481.
Die Alaunsteine treten im Gebiet trachytiacber Gesteine auf;
in Ungarn namentlich im Beregher und Zeroplioer Comitat (hei
Tokaj, Musaj, BereghszÄsz) ; nach Haberle und Beudant hangen
diese Alaunsteine auf daa innigste mit Trachyttufien und Bim^tein-
cünglonieralen zusammen, v. Richthofen ( Jalirb. der k, k, geo). R.aiiast.
1861. 261) betrachtet den Alaunstein vou Bene bei Berogh»^a8S5
als aus einer Umwandlung von fe«ttem Quarztrachyt h error geg angf?n ;
ein Alaun.^tein von Kawa Tjiwidai auf Java ist nach demselben
55ß Alaanstein.
Forscher w»1irscheinlich nus iinrrinoTn Qnarzsandstein entstandeD.
In der Umcfebiing des Mout Dor in der Höhe des Dogne-Thales.
auf dem Pic de Snncy: in Italien hei Piombino nnd bei Toi fa un-
weit Civil a Vocchia, wo die Ahiunsteine auf das innigste mit nlunit-
freien Trachyttuffi'n und Himsteinonglomeraten verbunden sind, in
welche sie aucli übergehen, und sieh oÜenb.ir als klastische Gebilde
darstellen. Anders ist es mit dem Alaunstein von Aegina, welchen
Virlet besehrieh (Cull. de la soc. geol. II. 357): er ist hier ein
Zersetzungsproduct von festem trachytischem oder quarzt i*achyti*
Bchem Gestein, welches allerdings durch Auflockerung eine breccicn-
ähnliche Beschaffenheit erlangt hat. Die Verbandverhältnisi-e des
Gleichenberger Alaunsteins bedürfen noch näherer Untersuchung.
Seh wefel wasserst oflfexhjilationen und schwefelsaure Gewässer sind e^
gewesen, welche die trachytischen Tuffe zu Alunit umwandelten. Nach
der Theorie v. Richthofens haben bei den ungarischen Alaunsteinen
fluorwasserstofVsMun» Dämpfe den Act der Umwandlung begonnen,
alsdann wurden die •gebildeten Flur.rkieselsalze durch schwefelsaure
oder schwofeliiTsaure Gase, welche mit einem grossen Ueberscbn»
von Wassei<l;impf vermengt waren, in schwefelsaure Salze umge-
wandelt. A. Mitselh'rlich wurde durch seine Versuche über die
künstliehe Urzeugung von Alunit und Löwigit zu dem Resultat
geführt, daris zur Ausbildung dieser Mineralien erforderlich sei das
Vorhandensein vtui Lcisungen von schwefelsaurer Thonerde und von
schwt"felsanreni Kali, ferner eine Tem])eratur von ISO^ und ein
Druck von unjrefähr ?> .\tmosphsiren.
Rerlhi<T. Alaunstein von Tiigarn. Auual'S des mines .U» IT. Ah9.
Ilabi'rle, (•l)»'ii(lar.. Schweigg-Ts Journ. XXI. ir»l.
Brudjint. A'.>ya<n' .11 Houjrri.- II 2R4. III. Ufi.
V Kiclitliofon. AlaiMisii in ans Un'jani, Jahrl». d. gfol. K.unst. IS61.
liW : AlaiinNii'in von K:iwa Tjiwidni auf Java. Zeit^ohr. d. d.
nr<.,)l. <M.^. ISIL*. XIV. :;i7.
Iloin'. Alann-^ti'in von Sii-lir-n^ür*»»'!!. UuU de I:i ««oe. ;!ri>l. II. .Sr»0.
Kritlaii. Alii"n'<ti'in von CiJl»*ieh«-n)»erg. Annal. d. Tlieui. u. Pharm.
LXXVI. I'm;.
Vii'l"t. \Iuun>t'in \. A»j.nna. Hüll, d«* la «oe. gO'»l. II. Sfi".
Suivaifo. Alaunstein v. Miln. Annales des Viiine«* U' X. f^r».
l'r. lliitVinann. Alaini-!oin von Vulcnnn und Lipari. Ueher dii» giMjjrii.
lii'scli. iltT lipari-elit-n In-*. -In. Leipzi*»' 1.^32.
A. Mit«.i'!iorlicli. ülior Alunit, .Inurn. f. pr. ("hem. lAXXllI l^ftl. 4ß4.
Basaltconglomerat, BaBalttuff. 557
liasakcongUmcrat.
lockige und abgerundete , meistens etwas verwitterte Brach-
st ücke ])as:iltisclier (Jesteine von verschiedener Grösse sind durch
ein Bindemittel zu einem mehr oder weniger festen Gestein ver-
bunden. Die BasaltlVagmente erreichen nicht selten die Dimensio-
nen niiichtiger Blöcke, neben ihnen erscheinen auch oft Bruch-
stücke anderer Gesteine in dem Conglomerat. Das meist erdige
und weiche bis zerreibliche, schmutzig ranchgraue, mitunter gelb-
lich oder rot blich gefärbte Bindemittel besteht am gewöhnlichsten
aus i eingeriebenem oder gescldämmtem Schutt basaltischer Gesteine,
ist auch wohl von thoniger oder mergeliger Beschaffenheit, bis-
weilen ist es Kalkspath oder Aragonit, welcher als Ciiment auftritt,
hl eiiiigen grobklastischen Basaltgesteinen von breccienartiger Na-
tur werden dii« Trümmer durch eine krystallinisch - feinkörnige,
scheinbar dichte oder schlackige ßasaltmasse cämentirt; so beschaf-
ien sind namentlicli die Basaltbreccien, welche die Saalbänder von
(rängen darstellen (vgl. Felsitporphyrbreccie S, 527 , Augitpor-
})hyrliroccie S. 543). Das Bindemittel der Basaltconglomerate ist
ni( ht seilen von Trümern und Adern von Kalkspath durchzogen ;
bei einigen Vurkommnissen, (z. B. Montecchio maggiore im Venetia-
nischen) unischliesst es zahlreiche verkieselte oder verkalkte Con-
chylien. In Ilolzopal oder Kalkspath umgewandelte oder verkohlte
Ilolzstücke sind auch nicht selten, (z. B. am Hohen Seelbachskopf
im Siegenschen).
Die Basaltconglomerate, welche grösstentheils deutliche Schich-
tung zeigen, fehlen wohl in keiner basaltischen Region. Sie er-
weisen sich theils als Reibungsproducte, theils als zusammenge-
schwenimter Schutt von zerstörten festen Basaltmassen.
Basalttnff.
Der Ba^alttuif ist ein Basaltconglomerat in feinerm Zustande.
i-ine feinkörnige dichte oder erdige zerriebene und meist ziemlich
/eis- tzte Basall masse, von gewöhnlich schmutzig-grauer oder gelb-
liclibrauner Farbe, umschliesst Körner und nussgrosse Brocken von
la^altisclien Gesteinen, welche sich ebenfalls sehr häufig in einem
v(>rg(MÜckten Zustand der Zersetzung befinden, daher sie mürbe
und luüokelig, schmutzig grünlich-braun oder lederfarbig erscheinen
und mit ihren Cuutouren in das umgebende Bindemittel verfliessen.
558 Uasalttuff.
Das Cäment braust in der Regel ziemlich stark mit S&nren.
Mauchinal besteht der Basalttuff blos aus feingeriebenem Material
ohne grössere I^rocken und kommt alsdann , wenn er nicht von
allzu lockerer Reschaffenhoit ist, der Wacke, dem zersetzten festen
Basnh (vgl. S. 297) in seinem Aussehen sehr nahe.
l'er Bnsalttuff enthält häufig Bruchstücke von andern in der
Nähe befindlichen Gesteinen z. B. von Kalksteinen (in der schwi-
bischeu Alp), auch Krystalle und KiystAÜfragmente von Olivin,
Augit , Hornblende, Cilimmer. sowie Magneteisenkörner , bisweilen
auch (iljiukonitkönu?r. Adern, Lugen und Nester von Steinmark.
(rrünerde, Kalkspath, Aragonit, Eisenspath, Zeolithen als Zerse-
tzungsproducte sind keine seltene Erscheinung, auch organische
Reste niauchi'acher Art worden von den Basalttuffen umschlossen, so
Süsswasser- oder Meeresconchylien, Diatomeenpanzer, Blattabdrücke,
verkieselte und verkohlte Hölzer (z. B. am Hohen Seelbachskopf
bei Siegen , das im basaltischen Tuff von Joachimsthal bereits im
Jahre 1556 in einer Tiefe von 140Lachtern entdeckte sog. Sünd-
fiuthholz) u. s. w. Cylindrische , stellenweise mit uadelförmigem
Aragonit ausgekleidete Höhlungen in den Basalttuffen um Siegbarg
bei Bonn rühren nach Nöggorath von Baumstämmen und -Aesten
her, deren Rinde auf der Innenseite der Höhlungen Abdrücke hin-
terlassen hat.
Die Basalttuffe sind stets mehr oder wonig deutlich, oft unter
dem Kintiusse des Wassers in sehr ausgezeichneter Weise geschich-
tet. Ihr Material scheint theils zerkleinerter Schutt von zerstör-
ten Basaltniassen, theils das Pruduct ehemaliger vulkanischer Elmp-
tionen zu sein, ähnlich den Lapilli und dem vulkanischen Sande.
Sie erscheinen last in allen basaltischen Regionen, vergesellschaftet
mit basaltischiMi Coiiglonieraten , wechsellagernd mit Basaltdecken
i»der eint» äussere niantelförmige Hülle um Basalteruptionen dar-
stellend. In sehr naher Beziehung stehen die Basalttuffe zu der
Brannkohlenforniatiun, so z. B. im Siebengebirge, wo sie im Verein
mit Traehyttuften (vgl. S. 54«») (vlieder des Braunkohlengebirges
bilden , über dessen ältesten Schichten sie lagern (vgl. Geognost.
Führer in das Siebengeb. Ulli. 211). Bei Laubach am Vogelsge-
birgo iindt-t. wie v. Leunhard berichtet, ein siebenmaliger Wechsel
zwisch<>n Basalt tu fl'en und Braunkohlenilötzen statt (Basaltgebilde
11. rrj). .Vusgezuichnet sind die ebenialls Brauukohlenilötze füh-
Peperin. 559
rendeu Basalttuffe des nördlichen Böhmens, welche dort gegen die
testen Busaltmassen bedeutend vorwalten. Nach Quenstedt füllen
zwischen Reutlingen und Boll in Würtemberg Kalksteinbruchstücke
umscliliessende Basalttuffe Spalten und Klüfte im Jurakalkstein aus,
welchen sie in derselben Gegend in Form von Kuppen und ausge-
dehnten Decken überlagern (Neues Jahrb. f. Min. 1842. 306).
AI. Brongniart bezeichnete mit dem Namen Brecciole ge-
wisse stindsteinähnliche Basalttuffe im Vicentinischen (bei Ronca,
Montecchio niaggiore, Monte Viale), welche zum Theil regelmässig
mit Nummuliten -Kalkstein abwechseln und auch selbst organische
L'eberreste der Nummulitenformation enthalten (Mem. sur les ter-
rains de sedimeut superieurs du Vicentin, Paris 1823).
Peperin.
Das ursprünglich mit dem Namen Peperin bezeichnete Ge-
stein ist ein Tuff aus dem Albanergebirge bei Rom , welcher sich
durch zahlreiche und oft grosse Krystalle und Krystallbruchstücke
auszeichnet; es zeigt eine aschgraue, gelblichgraue, auch wohl
rothbraune (irundmasse von feinerdiger, weicher und wackenartiger
Beschaffenheit, in welcher in grosser Menge frische und glänzende
Krystalle und krystallinische Fragmente von schwarzem Glimmer,
Kubelhin , Augit , Leucit und feinvertheilte Magueteisenkörner lie-
gen. LUeser Peperin des Albanergebirgs enthält auch als sehr
charakteristische Einschlüsse eckige Bruchstücke von weissem kör-
nigem Dolomit und Kalkstein sowie runde Geschiebe und eckige
Stücke (auch wohl schwere Blöcke) von Basalt und Leucitophyr.
Die schwarzen Glimmerblätter erscheinen nicht selten in Form von
runden oder länglichen Concretionen, bisweilen Augitkrystalle oder
^lagneteisenkörner in der Mitte umschliesseud. Der Peperin im
Albanergebirge bildet eine mächtige Ablageruug, welche ziemlich
(ieutlicli geschichtet ist ; Lagen vulkanischer Asche liegen zwischen
(1(11 Pei)erinschichten.
Leopold V. Buch, welchem wir die erste ausführliche Beschrei-
bung dieses (iesteins verdanken (Geognostische Beobachtungen auf
R(isen u. s. w. 11. 70) hält dafür, dass Eruptionen von vulkani-
scher Asche, (ilimmerkrystallen. Kalksteinstücken und Basaltblöcken
(las Material zu diesen Gesteinen geliefert haben, welches auf dem
Hoden des Meeres verkittet und erhärtet sei. Ponzi hat dagegen
5G0 Ppperin, PalaponittuflF.
durch nachherige Beobachtungen festgestellt, dass der im Albaner
Gebirgig vorkotiimendc Peperin als eine Schlamnslava zu betrachten
soi. deren Kruptioufipunkt man nni Al>hang des Monte Cavo suchen
müssi», von wo wiederholt Ströme ausgebrochen seien und sirh
schichtweise in weiter Ausdehnung übereinunder gelagert hätten.
Sehr richtig bemerkt Naumann : *Aehnliche (»esteiuo. welch«:
in einer braunen, granen oder roUien wackenähnlichon Grundniasä«
zahlreiche und oft grosse KrystÄÜe und Kry^tallbnich stücke vun
basaltischer Hornblende, Augit. Oliviu, (flimmer oder Rubellan zu-
gleich mit liasultiragmentcn umschliessen. dürften daher gleichfalls
als Peperin zu bezeichui n sein, indem man diesen Namen auf alle
dergleichen tiiH'artigen Gesteine ausdehnt, welche durch die Menge
von krystallinisohen Kins;chlüssen ein sehr frische«, unzersturtos
und glänzendes, an wirkliche krystallinische Gesteine criiniemdes
Ansehen erluilten und wahrscheiulich auf ähnliche \\ eise ont*«tan-
den sind, wie der Peperin des Albaner Gebirgs.* (Geognosie I. rt77).
Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, könnte man die durch
ihren Gehalt an Uubellau, basaltischer Hornblende und Augit aus-
gezeichneten Tuffgesteine vom Wolfsborg südwestlich von Czemosiu
zwischen Pilsen und Eger. von Luschitz, Kostenblatt, Schinia. Luckow
in Höhmen als Peperin bezeichnen.
Palagouittnff.
Her Palagonittuff ist ein zuerst von Sartorius v. Waiteri-
hausen bei Palagonia in Sicilien beobachteter basaltiftcher Tuff,
welcher zahlreiche Körner und Hrorken den Palagonit genannten
MiiKM'als umschliesst .
Hiese^ oigeiithinnliche Mineral ist eine amorphe gelblichbraune
bis braunschwarze, öfters bernsteingelbe Substanz, die im AeuAscrn an
Knlophoniuiii erimiert, mit Glasglaiiz. muscheligem Hruch. Spuren
von Pellucidität , einer Härie zwischen 4 und 5 und einem spec.
Gewieht von uni;etühr 2.:'). in chemischer Hinsicht ist der Pala-
gmiit ein wassi«rhaltiges Silicat von Kisenuxyd, 'ihonerde, Kalk,
.Magni->ia, Kali und N;itron. Venlünnte Salzsäure zersetzt den
Palagonit leicht unter Gallertbildung, vor dem Löthrohr sehmilzt
er leicht zu einer schwärzen magnetischen Perle. S. v. Walters-
h'tusen {glaubte in chemischer iUicksicht dreierlei Gruppen von Pa-
lagonit en unterscheiden zu musöen, mit veröchiedeuem Wassergehalt :
Palagonittuff. 661
I. 3 R Si 4- R« SP + 6 H
IL 3 R Si + ii^ Si3 + 9 H
rU. 3 R Si -h r2 Si3+ 12 H
Er trennte auch drei Varietäten, Korit , Hyblit und Notit,
welche jedoch Bunsen als niemals isolirt aufgefunden und ebenso-
wenig isolirt analysirt, nicht anerkennt. Bunsen spricht nur der
Formel II. Gültigkeit zu. Die Aufstellung einer passenden Formel
für den Palagonit ist um so schwerer, als die zahlreichen Analysen
eihel)liche l)ifi'erenzen aufweisen ; werden die Palagonitmassen mit
Süuren aufgeschlossen, so liefern fast alle einen Rückstand, der vor-
wiegend aus beigemengten, unzersetzt gebliebenen Feldspath- und
Augittheilchen besteht. Olivin und Magneteisentheile, welche eben-
l'alls den Palagonit verunreinigen, werden zersetzt und verdunkeln,
den (i ehalt einerseits an Eisenoxyd, andererseits an Thonerde herab-
drückend, das chemische Bild dieser Substanz. S. v. Waltershau-
sen konnte in dem sicilianischen Palagonit von Aci Castello deut-
lich ausgebild(;te Olivinkryställchen wahrnehmen. Schliesslich fragt
es sich , ob eine solche unkrystallisirte Substanz überhaupt eine
\ erbindung nach festen Verhältnissen , und ob es nicht ein Zufall
ist, dass gewisse Vorkommnisse sich durch eine Formel ausdrücken
lassen. Jedenfalls kann man den Palagonit als das Hydrat der
v(»n Bunsen sogenannten normal -pyroxenischen Zusammensetzung
ansehen.
Der Palagonit bildet nun meistens eckige Körner und grössere
Procken in braunen basaltischen Tuffschichten, welche ausserdem
aus Ihiichstücken von Basalten, Anamesiten , Mandelsteinen und
FragnuMiten von Krystallen, die für diese Gesteine charakteristisch
sind, bestehen; meistens gibt er als vorwaltender Bestandtheil das
Vci kittungsniittel für dieses klastische Gesteinsmaterial ab; bis-
weilen, z. I». sehr ausgezeichnet an dem Weidejdatz Seljadalr zwi-
schen Kevk'iavik und dem Thingvellir-See auf Island, setzt er ein-
7J*^ und allein ein Gestein zusammen, welches alsdann seinen Cha-
rakter als ehemaliger Tuff gänzlich verloren hat und den Namen
Tal a IS () n i t fe 1 s verdient. Der Palagonit ist dagegen auch oft un-
gemein fein in den Tuffen und zusammengebackenen Aschen ver-
t heilt: manche Tufle erscheinen dem blossen Auge als gänzlich frei
von Palagonit; wenn man sie aber pulvert und mit der Loupe
oder dem Mikroskop betrachtet, so gewahrt man eine grosse An-
/irkol, rcirographie, 11. 3g
562 Palapronittnff.
zahl der kleinsten, honiggelben oder bräunlichen kolophoniumähn-
lichen Kömchen darin.
An manchen Punkten sind Conchylien, Diatomeenpanzer
und andere organische Ueberresto in den Palagonittuffen nachge-
wiesen worden, z. B. auf Island (Fossvogr bei Reykjavik, Hallbjai^
nastadr-Kambr im Nordland), auf Sicilien bei Militello im Thale ge-
gen Scordia zu, im Foudo di Gallo, wo ungefähr 100 Arten ter-
tiärer Mollusken , grösst^ntheils im vortrefflichsten Erhaltungszu-
stände, von den PalagonittuiTen umschlossen werden.
Was die chemische Analyse der Palagonittuffe anbelangt, so ist
immer nur die ausgesonderte palagonitische Substanz und auch diese
nur soweit sie von Säuren zersetzt wird, untersucht worden. Die fol-
genden Analysen sind nach Abzug des Rückstands auf 100 reducirt.
I. Palagonia im Val di Noto , Sicilien , tief dunkelbraun , (^S.
V. W.) Rückstand 10.99, halbzersetzter Labrador und viel Augit.
II. Aci Castello, Sicilien, hellkolophoniumbraun, olivinhaltig,
(S. V, W.) Rückstand 6.65, Augit, Feldspath, weisse Körnchen.
III. Seljadalr, zwischen Reykjavik und dem Thingvellir - See,
Island , schwarzbraun bis gelbbraun mit einzelnen Olivinen , (Bun-
sen) Rückstand 4.11.
IV. Laugarvatnshellir zw. dem Thingvellir - See und dem
Geysir, Island, (Bunsen) Rückstand 2.32.
V. Galapagos-Insolu, Kr.itergestein, (Bunsen) Rückstand 2.19.
VI. ßeselicher Hof bei Limburg au der Lahn, honiggelb bis
röthlichbraun , ein Theil der Kieselsäure ist als Opal beigemengt,
(Sandberger) Rückstand 2.1().
VII. Java, hellbraun, sehr weich und sandsteinartig mit klei-
nen Augitkryställchen, (Prölss 1864) Rückstand 19.50.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
vn.
Kieselsäure
41.26
36.97
38.96
41.28
36.93
48.96
37.57
Thonerde
8.60
7.79
11.62
11.03
11.56
9.94
15.18
Eisenoxyd
25.32
21.02
14.75
13.82
10.71
10.54
13.07
Kalk
5.59
5.31
9.13
8.75
7.95
4.98
6.02
Magnesia
4.84
4.82
6.29
6.49
6.28
3.04
5.58
Kali
0.54
0.94
0.72
0.65
0.78
0.83
2.17
Natron
1.06
7.23
0.68
0.62
0.55
1.04
0.79
Wasser
12.79
15.92
17.85
17.36
25.24
20.67
19.60
100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 100,00
Palagonittuff. 563
Die Palagonite enthalten nach Bunsen nur Eisenoxyd, nie
Eisonoxydul. Unter den Verunreinigungen des isländischen und des
siciliaiiiischen Palagonit findet sich nicht selten kohlensaurer Kalk.
Sartoriiis v. Waltershausen betrachtet die Falagonittuflfbil-
duiiL,^ in der Weise vor sich gegangen, dass feingeriebene vulkani-
sche A sehen während einer längern Submersion unter Meerwasser
(liir(h L'iuset/ung der basischem Bestandtheile zu Palagonit nach
der Art eines hydraulischen Mörtels cämentirt worden seien; ein
1 heil derselben sei somit eine feste chemische Verbindung einge-
gangen , der andere in dem frühem Zustande zurückgeblieben.
Damit steht das Vorkommen der Conchylien und Infusorien in
/usammeniumg, sowie die vollkommene Stratification der Pala-
gonittuile, deren Schichten entweder horizontal liegen oder auf-
geriihtet sind. Die Palagonite sind als amorphe eisenoxyd-
reiche Zeolithe anzusehen, aber nur solche Aschen, welche basische
l'eUlspathe mit vielem Eisenoxyd enthalten , Labradore und Anor-
tliite. seien zur Pahigonitbildung geeignet, indem kieselsäurerei chero
l'ehlspathe, Oligoklase und Sanidine der Metamorphose überhaupt
nicht mehr zugänglich sind ; die saurern Aschenpartikelchen liegen
(hiher ineist unverändert im Palagonit, Vieler Palagonit sei durch
Auinahine von Wasser aus einem Mineral entstanden, welches Sar-
toiius von Waltershausen Sideromelan nennt, und welches noch
oit im Innern der Palagonitkörner angetroffen wird: ein amorpher
Labrador von der Formel K Si + RSi^, welcher bei vorherrschen-
dem JMsenoxyd weniger Kieselsäure enthält und aus diesem Gninde
vorzugsweise leicht gelöst wird (vgl. S. 305).
Bunsen ist dagegen der Ansicht, dass Palagonitsubstanz bei
h()h('ni Temperatur durch Einwirkung von Kalk auf augitische
(lest eine entstehen könne und es gelang ihm auch in der That
Palagonit mit allen chemischen und mineralogischen Kennzeichen
des isländischen darzustellen , indem feingeriebenes Basaltpulver in
ciiicii giosscn l eherschuss von geschmolzenem Kalihydrat eingetra-
gen und das gebildete ül)er8chiissige Kalisilicat mit Wasser über-
gössen wurde; er hält die Palagonite demnach für metamorphische
.Massen, cni standen dnrcli die Keaction glühender Augitlaven auf
kalk- und alkalierneiche (lesteine; letztere sollen aus einem besondern
nuuuiehi erh^srhenen Ueerde stammen, welcher in der altern Periode
nt'hen dem pyroxenischen und trachytischen lleerde (Bd. I. 454) thä-
664 Palagonittnff.
tig gewesen sei. Die Palagonittuffe seien Prodncle sabmariner An-
schwemmungen von diesen alkalireichen, der Metamorphose unter-
worfen gewesenen Silicatgesteinen.
Obschon local derlei Umwandlungen zu Palagonit unzwei-
felhaft vorkommen können, wie die Laväströme von Porto Pnga
auf den Capverdischen Inseln, welche über Kalkgesteine fliessend,
damit ausgezeichneten Palagonit erzeugten , deutlich beweisen , bo
spricht doch manches gegen die Annahme, dass die Ungeheuern
Palagonitmassen , welche in Island aufgehäuft sind, solchen kalk-
und alkalienreichen Gesteinen , wie sie Bunsen voraussetzt , ihren
Ursprung verdanken ; man sollte erwarten , irgendwo diese ur-
sprünglichen Gesteine doch noch anstehend zu finden, wo sie noch
nicht diese Metamorphose erlitten hätten, allein auf der ganzen
Insel zeigt sich keine Spur von ihnen ; jene Umwandlungen, an
wie vielen Stellen sie auch erfolgt sein möchten, hätten doch
immer nur geringe Palagonitmassen hervorbringen können , welche
nicht ausreichend erscheinen, um jene ausgedehnten, hunderte von
Quadratmeilen einnehmenden Palagonitgebirge Islands aufzubauen.
Auch der ganze Habitus des PalagonittufFs unterstützt überdies
nicht die Yermuthung, dass er schon seine jetzige Beschaffenheit
besessen habe, als er durch Gewässer zusammengeschwemmt wurde,
es kann im Gcgentheil, wenn man sein Vorkommen berücksichtigt,
wohl nicht zweifelhaft sein , dass die Palagonit genannte Substanz
nicht einen ursprünglichen Bestandtheil der Tufimassen ausmacht,
sondern nach der Ansicht von Sartorius von Waltershausen sich
erst im Tjaufe der Zeiten darin gebildet hat: darauf deutet hin, dass
man oft an einem Gesteinsbrocken das allmähliche Fortschreiten der
Palagonitmetamorphose beobachten kann, das beweist der üeber-
gang des Tuffs , welcher fast ganz aus Palagonit besteht, durch
einen solchen, in welchem nur einige Körnchen diese Umwandlung
erlitten haben, in einen solchen, in welchem diese noch gar nicht
begonnen hat und keine Spur von Palagonit zu beobachten ist. Für
die Mitwirkung des Meerwassers spricht der Umstand, dass da, wo
der Tuff über dem Meere gebildet ist, kein Palagonit erscheint.
Auch Darwin ist der Ansicht, dass die palagonitischen Tuffe der
Galapagoa-Inseln während der Submersion umgewandelte feine Tuffe
seien. Ob dagegen alle Palagonittuffe submarine Gebilde sind, dies
muss in Anbetracht z. B. derer aus der Eifel zweifelhaft erscheinen.
Palagonittuff. 565
Auf der Insel Island ist der PalagonittufF ausserordentlich ver-
bieitet. Die Palagonittuffe bilden, beiderseits eingefasst von grossen
l^asaltpartieen , einen breiten Gürtel, welcher von Südwesten nach
Nordosten in ununterbrochenem Verlauf die ganze Insel durch-
zielit, Jm Süden seine grösste Ausdehnung gewinnend, nach Norden
zu allmählich sich verschmälernd. Die Hauptvulkane haben ihren
Sitz in dieser Zone palagonitischer Tuffe, auch ist es namentlich
das (iebiet der Palagonite, innerhalb dessen sich die Solfataren fin-
den, bei denen Exhalationen von schwefeliger Säure, Schwefelwas^
seistoff und Wasserdampf den Boden in einen heissen Brei verwan-
deln, den Palagonittuff zu Thon zersetzen und zugleich die Bildung
von Schwefel , Gyps , Alaun , Eisenkies u. s. w. veranlassen (Krisu-
vik im Südwesten , Reykjahh'd im Nordosten u. s. w.).
Auf der Insel Sicilien ist er namentlich im Val di Note aus-
gebildet.
Sartorius v. Waltershausen wies nach, dass die Basalttuffe
von Wilhelmshöhe bei Cassel palagonitisch sind. Am Beselicher
Kopf bei Limburg a. d. Lahn in Nassau hat F. Sandberger deut-
lichen Palagonittuff erkannt. Neuerdings hat es sich ergeben,
dass auch einige Tuffe der Eifel palagonitisch sind, z.B. die von
Steffeln, vom Niveligsberg bei Drees ; Lewinstein fand in den 83.14
durch Säuren zersetzbaren Proc. des letztern Tuffs: Kieselsäure
42.59; Thonerde 11.80; Eisenoxyd 15.60; Magnesia 6.32; Kalk
0.92; Kali 0.70; Natron 0.46; Wasser 16.74 (101.19), eine Zu-
sammensetzung, welche mit der der oben angeführten Palagonite
recht wohl übereinstimmt.
Girard fand Palagonittuff bei Montferrier nördlich von Mont-
pellier. Delesse erwähnt ein palagonitisches Conglomerat vom Fel-
sen Coineille bei Le Puy (Haute Loire), eine braune Masse, welche
schwarze Schlackenstiicke, Augitkry stalle und Quarzkörner verkittet.
Palagonitische Tuffe treten nach C. v. Fritsch auf der Mehr-
zahl der Canaren auf, zweifellos veränderte Lapilli und Aschen
darstellend : doch scheinen nicht nur submarine Tuffe palagoniti-
sirt zu sein, sondern auch supramarine. Die Umwandlung ist nicht
selten Gesteinsspalten entlang am vollständigsten, so dass man
förmliche l'echsteingänge vor sich zu haben glaubt. Auf der Ga-
lapagos-Insel ('hatam-Island hat Darwin schon sehr früh deutlichen
Palagonittuff als ein kraterbildendes Gestein nachgewiesen; Pala-
566 Palagonittuff.
gonit verkittet dort Schlackenfragmeiite und Bruchstücke von Au-
git- und Uli vinkry stallen. Palagonittuife, vollkommen ähnlich den
isländischeu, erscheinen nach v. llochstettor an den Two-Brothers am
Ashburton - River am Fuss des Mount - Sonnners auf der Südinsel
von Neuseeland. Die Tiiife belinden sich in allen Stadien der Pa-
lagonitisatiou : bald bildet der Palagonit nur das Cäment zahlreicher
unversehrter Aschenthei lohen oder scharfrandiger Gesteinsbröckchen,
bald hat die Metamorphose fast die ganze TufFmasse betroffen^
welche nahezu vollständig aus einem dunkelbraunen Palagonit besteht.
Die Palagonitäubstanz , welche sich bisweilen leicht der Be-
obachtung entzieht , ist veruHithlich noch weit häufiger verbreitet,
als es den Anschein hat, und wird sich noch in zahlreichen basal-
tischen Tufiablagerungen nachweisen lassen.
SarLorius v. Walteiphausen : Ueber die submarinen vulkanischen
Ausbniclie des Val di Noto. 1S4G. S. 34. Physisch geographi-
sclie Skizze von Island 1847. S. 80. Ueber die vulkanischen Ge-
steine in Sicilieu und Island 1853. 179 bis 247; 424 bis 506.
Bunsen, Annal. d. Chem. u. Pharmacie 1847. LXI. 265 und Pog-
gend. Annal. 1851. 219.
Preyer u. Zirkel, Reise nach Island 1862. S. 330.
F. Sandberger, l^ebersicht der gcol. Verhältnisse des Beraogth.
Nassau 1847. 81. Oi>, auch Neues Jahrb. f. Min. 1850. 59.
Mitscherlich, über die vulk. Erschuin. in der Eifel, hcrausgcg. v.
Roth 1865. 26.
Girard, Neues Jahrb. f. Min. 1853. 568, vgl. auch über den Pala-
gouittufi' von Montforrier Marcel de Serres und Cazalis de
Fondouce im Bull, de la soc. geol. ;2) XIX. 1862. 195.
Delesse, Annales des mines (5) XII. 1857. 170.
V. Fritsuh, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1864. XVI. 119.
Darwin, geological observations on volcanic Islands 1844. 98.
V. Ilochstetter, Geologie von Neuseeland 1864. 204.
Prolss, Palagonittuff von Java, Neues Jahrb. f. Min. 1864. 434.
Leucittiiff.
Namentlich in der Gegend von Rieden und zwischen Ober-
mendig und Mayen im Gebiet des Laacher See verbreitet, charakte-
ristisch durch die feinerdig verwitterten schueeweissen Leucite von
Stecknadelkopfgrösse, wodurch das Gestein weissgesprenkelt er-
scheint; ausserdem wohlausgebildete Augitkrystalle , Magnesiaglim-
merblätter, Sanidinbruchstücke und Magneteisenkrystalle unischlies-
send , desgleichen Bruchstücke von Noseanleucitophyr , Noseanpho-
nolith, devonischem Schiefer und Sandstein, Quarzgeschiebe.
Leucittuff; gröberer Vulkanschutt. 567
vom Rath, Zeitschr. d. d. geol. GeselUcb. XVI. 1864. 75.
V. Dechen ebendas. XVII. 1865 136.
Ein eigenthümlicbes Trümmergestein bildet den 2180 Fuss
über der Ebene von Rom emporragenden Felsen Rocca di Papa
im Albanergebirge; es besteht aus Leuciten und Augiten, welche
meist ohne C'äment mit einander verbunden sind. Die kleinen Leu-
cite l)ioten deutlich ausgebildete Formen dar , sind aber gewöhn-
lich mehlig zersetzt , die Augite bilden grössere , längliche Kry-
stiille ; trotz der dies Gestein allerorts durchziehenden eckigen
Hohlräume ist es von bedeutender Festigkeit.
L. V. Buch, geognost. Beobb. auf Reisen II. 75.
Im Anhang an die klastischen Gesteine der Tracbyt- und Ba-
saligruppe, sind noch die klastischen Gesteine der Laven
zu erwähnen, welche zwar ihrem Bestände nach mit jenen über-
eiiistinnnen , indem sie trachj'i:ischer , oder wie es vorwiegend der
Lall ist, basaltischer Natur sind, indessen wegen der Art und
Weise ihres Vorkommens, sowie ihres Ursprungs aus wirklichen
\'ulkanen ebenso von den beiden zuletzt betrachteten Gruppen
klastischer Gesteine getrennt zu werden pflegen, wie man auch die
basaltischen Laven von dem eigentlichen Basalt unterscheidet.
Diesen Vulkanschutt, welcher ein Hauptmaterial zum Auf-
bau diM- ^^llkane abgibt, kann man füglich in grobem und feinem
eintheilen.
Cröberer Ynlkaiiscliiitt
Vulkanische Blöcke. Ungestaltete, von Vulkanen ausge-
wori'ene Blöcke mehrere Fuss im Durchmesser haltend, mitunter
von colossalen Dimensionen liegen lose übereinander aufgehäuft,
stellenweise zusammengeschweisst oder durch vulkanische Asche,
auch wohl durch spätere Absätze verkittet. Im October 1822
warf der Vesuv Blöcke bis zu 8 Fuss Durchmesser aus. Sie ha-
ben häufig eine schlackige Rinde, meist eine schwammige oder
blasige Heschaft'enheit, während ihr Kern nicht selten eine krystal-
linische Textur besitzt, und ahmen so im Kleinen dieselbe Verschie-
(lenlieit in der Ausbildung nach, welche die Lavaströme im Gros-
sen aufweisen. Nach Junghuhn bestehen die Lavaströme der
neuern Zeit auf Java ledigHch aus aneinandergereihten Blöcken
und dringen schon in diesem zerstückelten Zustande aus dem Kra-
ter heraus.
568 Gröberer Vulkanschatt.
Schlackenkuchen sind scheibenförmige platte Lavamas-
sen, welche beim Niederfallen noch plastisch waren und sich da-
her auf dem Boden breitdrückten, bevor sie erstarrten. Vulka-
nische Bomben heissen jene rundlichen, eiförmig, bimeniurmig
oder keulenförmig gestalteten, bisweilen mit einem kurzen Schweife
versehenen faust- bis kopfgrossen havamassen, welche im noch
halbfhissigen Zustande während ihn^s Fliegens in der Luft durch
eine rasch rotirende Bewegung solche Gestalt erlangten (Vesuva-
thränen der Neapolitaner). Manchmal zeigen sie auch gewaudene
Gestalten; bisweilen erscheinen auf der Oberlliiche ringförmig par-
allel verlaufende Hippen oder WiUste wie sie Darwin z. B. an Ob-
sidianbombe.i beobachtete (Observ. on volc. isl. S. 3G) , und auch
Stockes beschrieb (Neues Jahrb. f. Min. 1836. 80). Das Innere
dieser Bomben ist gewöhnlich dicht, enthält aber auch nicht selten
Blasen, welche in dem Centrum am grössten und zahlreichsten zn
sein pflegen; die äussere Kinde ist fast stets ganz compact ausge-
bildet (vgl. Leop. v. Buch, geogn. Beobb. auf Reisen II. 51).
Lapilli (bei den Neapolitanern auch Kapilli), theils eckige,
theils abgerundete , haselnuss- bis wallnussgrosse Schlackenbrocken
von poröser und blasiger Beschaffenheit und brauner oder schwar-
zer Farbe , mitunter gemengt mit Krystallen und Kry stall fragmen-
ten von Leucit, Augit u. s. w. sowie Bimsteins tückchen ; sie liegen
bald lose aufeinaudergeschüttct, 1)ald sind sie durch feinern vulka-
nischen Schutt zu einer lockern Masse verbunden.
Vulkanischer Sand (Lavasaud), ein feineres Material als
Lapilli, hirsekorn- bis erbscngrosse verschlackte Lavabröckchen
von meist schwarzer Farbe, sehr vielfach gemengt mit zahlreichen
Krystallen (welche oft ausserordentlich schade Kanten und Ecken
sowie glänzende Flächen besitzen) und Kry Stallbruchstücken von
Leucit, Sanidin , Augit, Olivin. Melanit, Glimmer, titanhaltigem
Magneteisen. Die vollständige und regelmässige Ausbildung dieser
Krystalle ist , wie dies Sartorius v. Waltershauscn mit liecht her-
vorhebt (Die vulk. (iest. v. Sic. u. Island 162 ff.), eine sehr merk-
würdige p]rscheinung, xumal da solche oft in den benachbarten La-
ven viTuiisst werden. Im October 1H22 warf der Vesuv einen
Sand aus , welcher unzählige Augitkrystalle bis zur Grosse eines
halben Zolles, sowie sechsseitige Glimmerkr>'stalle bis zu 2 Linien
Grösse enthielt. Am 22. April 1845 erfolgte bei demselben Vul-
Gröberer und feinerer Vulkanschutt. 669
kan eine Sanderuption , welche sehr regelmässig geformte , erbsen-
bis haselnussgrosse Leucite und bis 7 Millimeter grosse Augitkry-
stalle lieferte (Neues Jahrb. f. Min. 1846. 341). Der vulkanische
Sand von Frascati enthält eine grosse Menge schön gestalteter
Melanite, Leucite, Augite. Die vulkanischen Sande der Umgegend
dos Strombüli, des Laacher See führen zahlreiche schöne Krystalle.
Jede Hand voll Sand, welche man von den Feldern zwischen
Montalto und Corneto vom Boden aufhebt, enthält hunderte äus-
serst regelmässig gebildeter, meist von spiegelnden Flächen um-
schlossener Krystalle von einer Beschaffenheit, wie man sie im
festen krystallinischen Gestein entweder nie, oder jedenfalls sehr
selteu wahrnimmt« (S. v. W.).
P u z z 0 1 a n nennt man sehr locker verbundene Ablagerungen
von feinerm und gröberm vulkanischem Sand, welche als hydrau-
lische Mörtel benutzt werden. Puzzolan von Neapel untersuchte
Stengel und fand Kieselsäure 59.14; Thonerde 21.28; Eisenoxyd
4.7G; Kalk 1.90; Kali 4.37; Natron 6.23; Chlornatrium 2.66
(100.24) (Jouru. f. pr. Chemie XXXIV. 1845. 440).
Feinerer YdkauschuU.
N'ulkanische Asche. Ein feines , staubartiges Material
von grauer oder schwarzer, bisweilen auch röthlich- oder gelblich-
l)rauner Farbe, welches wie Cordier zuerst 1815 nachgewiesen hat
(Distribution methodique des substances volcaniques) wesentlich aus
denselben Elementen besteht, aus denen auch die Lava zusammen-
gesetzt ist. Ks sind äusserst fein zermalmte Lavatheilchen , Feld-
spathstückchen. Augit-, Magneteisen- und Leucitkörnchen , sehr
hiiulig auch finden sich wohlausgebildete Krystalle darunter. Ist
mit der Eruption der Asche eine Aushauchung von sauren Däm-
pfen verbunden, so reagirt die feucht niederfallende Asche deutlich
sauer; erhitzt man sie vor dem Löthrohr, so gibt sie nicht selten
einen (reruch nach schwefeliger Säure.
Das Material der vulkanischen Asche ist nattirlich in chemi-
scher Hinsicht ausserordentlich verschieden zusammengesetzt. Bei
Detrachtnng der Augitandesite ward erwähnt, dass einige Aschen-
analysen (folgen unter I und IT) mit Sicherheit auf augitandesiti-
sches .Material schliessen lassen, die Analysen anderer Aschen er-
570 Vulkanische Asche.
weisen die Uebereinstimmung zwiBchen Basalten, BaBaltlaven and
diesem klastischen Lavamateriul.
I. Hokla- Asche, Ausbruch v. 2. Sept. 1846, feines hell-
braunes Pulvor, gesammelt auf den Orkneys (das sehr spärliche
Magneteisen vorher entfernt); spec. Gew. 2.21; Connell, Edinb.
new phil. journ. XL. 184«. 2L^.
II. llekla- Asche aus der Nähe des neuen Kraters, schwarz-
grau, hier und da roth: spec. (iew. 2.B15 bei 1^; Genth, Annal.
der Chem. u. Pharm. LXVI. 1848. 2«.
III. Asche des Guntur auf Java vom 25. Nov. 1843, schwan-
grau; Schweizer, Journ. f. pract. Chem. LXV. 1855. 194.
IV. Aetna -Asche von Cavasecca auf der Südostseite, gelb,
titanhjiltig. Durch Einwirkung von Salzsäure werden schöne durch-
scheinende Feldspat hkry stalle und Augitkörner sichtlmr; S. v. Wal-
t^rshausen, Vulk. Ge-^t. v. Sic. u. Isl. 1853. 172,
V. Aetna -Asche von Cassone, am Südfuss des Zoccolaro,
gelbgrau, zerreiblich ; S. v. Waltershausen ebenda«.
VI. Aetna- Asche von Catania. Nov. 1843, hellgrau, staub-
förmig; S. V. Waltershausen ebenda». 175.
I. II. m. IV. V. VI.
Kieselsäure . . . 59.20 56.89 51.64 48.74 47.22 46.31
Thonerde . . . 15.20 14.18 21.89 17.89 13.58 16.85
Kisenoxyd . . . 9.60 — — 12.76 17.66 9.85
Kisenoxydul ... — 13.35 10.79 — — 4.43
Manganoxydul — 0.54 — — — —
Kalk 4.82 6.23 9.34 5.49 5.53 10.28
Magnesia .... 0.60 4.05 3.32 2.53 3.10 5.44
Kali 1 _ 2.64 0.55 2.04 1.55 1.41
Natron . . . . | ^*'^ 2.35 2.92 4.50 3.79 3.34
Wasser .... .S.03 — 0.60 6.63 6.35
99.19 100.23 KU. 05 100.58 98.78 97.91
VI enthiilt noch 2.21 Schwefelsäure, 0.52 Chlorammonium und Gyps.
Dit^ Ablagerungen der vulkanischen Asche sind , wie die des
vulkanischen Sandys sehr häufig unter Mitwirkung des Wassers
erfolgt, sei es. dass sie in Wasseransammlungen niedergefallen and
darin 7Ai Boden gesunken sind . sei es, dass sie durch Wasser an-
geschw<'ninit wurden : derlei Ablagerungen werden immer eine,
meist sehr deutliche Schichtung an sich tragen.
Bildung des Vulkanechutts. 571
Die den Eruptionscanal oder den Krater füllende liaya wird
sto.^swei.se von den aus der Tiefe heftig emporsteigenden Dampf-
niassen durchbrochen^ welche von dem obern Theile rothglühende,
IJiissigc Lavaklumpen mit sich reissend, dieselben hoch in die Luft
hinauf «clileudern; als Lavablöcke, als Schlackenkuchen, als vulka-
nische Bomben fallen sie in mehr oder weniger erstarrtem Zu-
stande und wegen ihrer Schwere gewöhnlich in unmittelbarer Nähe
des Vulkans zu Boden. Die unzähligen kleinern Lavabrocken und
Lavabröckchen , welche zugleich mit diesen gi'össem Massen aus-
geworfen werden , liefern beim Erkalten die Lapilli und den vul-
kanischen Sand. Die oft ungemein zahlreichen grösstentheils wohl-
aus<xebildeten Krystalle , welche sich in den vulkanischen Sauden
finden, haben wohl ohne Zweifel schon fertig gebildet in der Lava
priiexistht , aus welcher sie in eben der Weise sich ausgeschieden
haben , wie sich auch innerhalb der Hochofenschlacken Krystalle
bilden ; durch den heftigen Stoss während der Eruption trennte sich
die umgebende noch flüsssige Lavamasse von den festen Krystallen.
lieber die Bildungsweise dör vulkanischen Asche hat man
verschiedene Ansichten aufgestellt, welche Naumann bei der Betrach-
tung der vulkauischen Eruptionen sehr übersichtlich zusammenge-
fasst hat (Geognosie I. 129). Die in und über dem Krater er-
foli^ende heftige gegenseitige Reibung der mit grösster Gewalt aus-
gesclilcuderten, dicht gedrängt auffliegenden und niederfallenden
Schlacken und Lapilli muss nothwendigerweise eine massenhafte
Zerstückelung und Zermalmung derselben zu feinem Staub zur
Folge haben. Menard de la Groye und Moricand stellten die, wie
es sclirint, sehr wohlbegründete Ansicht auf, dass die noch flüssige
Lava durch die heftigen Dampfexplosionen, welche sich stossweise
durch sie Bahn brechen, förmlich zerstäubt werde (in ähnlicher
Weise, wie das aus einem Gewehr abgeschossene Wasser in ausser-
onlentlich feine Trcipfchen sich auflöst) und alsdann zu einem Stein-
staul) erstarre. Naumann macht auch darauf aufmerksam, dass
(lif sich bildende schlackige Erstarrungskruste der Lava im Krater-
in l'ulge der un^jleichen Zusammenziehung der kleinsten Theilchen
zu Pulver zerfallen könne; solche Decrepitationserscheinungen hat
nuni wirklich an erstarrenden Hochofenschlacken beobachtet.
\'ulkanische Aschen und vulkanischer Sand bilden oft An-
häufungen vou erstaunlicher Mächtigkeit und verbreiten sich we-
572 Klastische Gebilde der krystallinisohen Schiefer.
gen der Leichtigkeit ihres Materials bis zu ganz ausserordentlich
weiten Entfernungen von ihrem Eruptionspunkt. Uebrigens finden
sich diese klastischen Lavagesteine natürlich ebenso in Verbindung
mit längst erloschenen als jetzt noch thätigen Vulkanen.
3) der |^einen|^ten kryfitallinlBcta-Bctaieferi|^en€(eBteiiie.
(jueissbreccie und (iiieissconglemerat.
Scharfkantige Bruchstücke oder abgerundete Geschiebe and
Gerülle von Gtieiss sind durch ein Ciiment verbunden , welches
bald aus feinem Gneissschutt, bald aus Sandstein oder Schieferthon
besteht. Nach Naumann finden sich derlei klastische Gneissge-
steine bei Fürstenstein im Landshuter Uebergaugsgebirge, bei Flöha
in der Gegend von Chemnitz, am Südrand des Tharander Wal-
des , in der obern Etage des Rothliegenden unweit Dresden von
Neudöhleu bis Possendorf (Geognosie L 666).
CUmmerscIiicferceDglonierat.
Bruchstücke und Geschiebe von Glimmerschiefer, auch unter-
mengt mit denen anderer Gestoine liegen in einem eisenschüssigen
glimmerreichen Bindemittel. Am südöstlichen Rande des Steinkoh-
lenbeckens von Rive-de-Gier in Frankreich.
Thouschieferceiiglomerat.
Fragmente und GeröUe von Thonschiefer , untermengt mit
solchen von Quarzfels, Kieselschiefer, Glimmerschiefer und andern
Gesteinen sind durch ein Cäment aus feinenn Thonschieferschutt
verbunden. Die Thonschiefer sind entweder krystallinisch oder
meistens selbst klastischer Beschaffenheit; wegen ihrer Spaltbarkeit
sind die Geschiebe und Bruchstücke gewöhnlich scheibenförmig ab-
geplattet und auch in der Regel mit ihren platten Seiten einander
parallel gelagert. Ausgezeichnet z. B. in den tiefem Schichten
der Steinkohlenformation von Haiuichen und Ebersdorf in Sachsen.
4) Polyi^ene Conf^lomerate und C^eröUe.
So nennen wir mit Naumann diejenigen klastischen Gesteine,
deren einzelne Fragmente von zwei oder mehrern Gesteinsfamilien
abstammen. Bald sind solche Bruchstücke verschiedener Gesteine
Polygene Conglomerate und Gerolle. 573
durch ein Cäment von feingeriebenem Schutt oder von infiltrirten
Substanzen (wie kohlensaurer Kalk, Eisenoxydhydrat oder Kiesel-
säure) zu einer mehr oder weniger festen Gesteinsmasse verbunden,
bald erscheinen dieselben ohne Bindemittel lose aufgehäuft als Ge-
röll- oder Schuttablagerung.
Manche Conglomerate der Steinkohlenformation, die meisten
des Rothliegenden, die Nagelflue der Molasseformation sind von
polygener Beschaffenheit. Die losem oder festern Ablagerungen
von Gesteinstrümmern, welche sich in der Jetztzeit in den meisten
Stromthälern bilden, müssen ebenfalls vorwiegend einen polygenen
Charakter an sich tragen, da sie aus dem ganzen Stromgebiet zu-
sammongeschwemmt werden.
Die Zusammensetzxing der polygenen Conglomerate ist natür-
licherweise ungemein schwankend , da die verschiedensten Com-
binationen der einzelnen Gesteine unter einander möglich sind, eine
Beschreibung derselben kann daher nicht versucht werden. Thon-
scliiefer, Quarzfels, Kieselschiefer, Granit, porphyrische Gesteine,
•Glimmerschiefer , Gneiss haben vorwaltend das Material zu derlei
polygenen Conglomeraten geliefert. So finden sich z. B. im Roth-
liegenden Quarzit-Gneiss-Conglomerat , Granit-Gliramerschiefer-Con-
glonierat, ^»Juarzit-Granit-Conglomerat, Granit-Thonschiefer-Ck)nglo-
merat, Felsitporphyr-Granit-Conglomerat, von denen jedes, nur
nach den vorwaltendsten Bestandtheilen benannt, meist auch noch
Bruchstücke anderer Gesteine enthält.
Nur der Nagelflue (ein schweizerisches Wort, herstam-
mend von der Aehnlichkeit , welche die auf der Gesteinsoberfläche
hervortretenden rundlichen Geschiebe mit Nagelköpfen besitzen), als
ein(?s der charakteristischsten polygenen Conglomerate sei hier mit
einigen ^^ orten gedacht. Trümmer von Kalksteinen (namentlich
aus liias und Jura) und Sandsteinen, gewöhnlich stark abgerun-
(b^t und untermengt mit (ieröllen von Grauwacke, Kieselschiefer,
(^)uarz, (iranit, Porphyr, (rneiss werden durch ein in den meisten
Füllen spärliches Bindemittel von gelblichgrauem oder weisslichem
]>is\veilen auch rothem kalkigem Sandstein zusammengehalten und
bilden mehr oder weniger deutliche Schichten. Die Kalksteinge-
scliiel)c der Nagelllue zeigen häufig die merkwürdige Erscheinung
der geg(^nseitigen Eindrücke (Bd. I. 73).
Die Nagelflue. ein stellenweise sehr mächtiges Glied der al-
574 Nagclflae, Sandstein.
pinen Molasseformation, lagert namentlich in verschiedenen Theilen
der Schweiz: aus ihr besteht der Rigi, ein grosser Theil des
Waadtlandcs und von Freiburg ; sie setzt die nördlichen und nord-
westlichen Alpenvorberge zusammen, vom Bodensee bis zum Gen-
fersee; die meisten «grossen Seen am Ausgang der schweizerischen
Querthäler liegen in der Nageltlue; sie erstreckt sich bis nach
Würtemberg und Bayern, bis in die Thäler von Vorarlberg, Tyrol,
Salzburg und Steiermark hinein.
Studer unterscheidet folgende Abarten:
1) Bunte Nagelflue; die Gerolle bestehen aus den ver-
schiedensten krystallini lachen Silicatgesteinen, namentlich aus Quarz,
Gneiss. Granit, Glimmcr.'^chicfor, Hornblendeschiefer, Porphyr, Ser-
pentin, Gabbro, grünen Schiefern u. s. w., denen sich nur selten
ein Kalkgeröll beigesellt. Am Nordrand und in dem Osttheil der
Schweizer Alpen.
2) Kalknagelflue; vorwiegend ans Kalksteinen und Sand*
steingeröllen zusain in zugesetzt; sie zerfällt in die
subalpine Nageltlue , deren Kalksteingerölle meist dunkel-
farbig sind und aus den Alpen stammen (im Entlebuch , am
Rigi, Rossberg, bei Stein in Toggenburg) und in die
jurassische XagelHue, deren GeröUe vorwaltend aus hell-
farbigem Kalk.'itein des Jura bestehen , in den Cantonen Bern,
Solothurn, Basel, Aargau.
Saudsteiae nnd sediment&re Schiefer.
ilBarzsandsteiii, Sandstein.
(Sandstone, Gres.)
Der Quarzsandstein oder gewöhnliche Sandstein besteht aus
kleinen Körnchen von Quarz, welche durch ein Bindemittel von
sehr verschiedener Natur verbunden sind.
Die Quarzkörner erreichen die Grösse einer Krbse und dar-
über und sinken andererseits zu mikroskopischer Kleinheit herab,
so dass bald grob-, bald sehr feinkörnige Sandsteine entstehen.
Durch das Grösserwerden der Körner gehen die Sandsteine in Con-
glomerate über. Die Quarzkörner sind meist scharfeckig ausgebildet,
seltener durch Abschleifung zugerundet. An manchen Quarzkörnern
Sandstein. 575
sind Spuren von Krystallflächen deutlich wahrzunehmen, es kom-
men selbst in raehrern Sandsteinbildungen, namentlich im Stein-
kohlensandstein, Buntsaudstein, Quadersandstein und Braunkohlen-
sandstein solche Sandsteine vor, welche eine gänzlich krystallinische
Heschaifenheit besitzen, indem sie aus vollständig ausgebildeten,
oder durch gegenseitigen Druck verzogenen Quarzkry stallen zu-
sammengesetzt sind. Die vollständigen Krystalle zeigen entweder
das Dihexaeder allein oder in Combination mit der sechsseitigen
Sjiule. Derlei Sandsteine, welche Naumann krystallinische
Q u a r z p s a m mite nennt, und welche vielleicht gar nicht zu den
klastischen Gesteinen gerechnet werden dürfen, besitzen in der
Kegel nur eine sehr geringe Menge von Bindemittel, weshalb ihnen
gewöhnlich eine lockerkörnige und etwas poröse Beschaffenheit
eigen ist. Mitunter aber sind die Quarze durch ein kieseliges Cä-
ment verbunden, wodurch alsdann sehr harte und feste Gesteine
entstehen, welche Quarziten gleichen, in die Krystalle oder krystal-
iiniselie Körner von Quarz eingesprengt sind ; von diesem merk-
wiudigen Sandstein wird später noch die Rede sein.
Die Quarzkörner der Sandsteine sind meistens weiss oder
wasserliell und farblos. Schafhäutl hat gezeigt, dass in manchen
Sandsteinen anstatt der Quarzkörner oder Quarzkrystalle bald eckig,
bald rundlich gestaltete Kömer oder Klümpchen von amorpher
Kieselsäure vorkommen, während es hier und da auch kleine keil-
förmige Splitter von amorpher Kieselsäure sind, welche die Sand-
steine zusammensetzen. Die Körnchen amorpher Kieselsäure sind
theils durchsichtig und glänzend (bisweilen schön rosenroth bis
fleischroth und smaragdgrün gefärbt, welches durch eingeschlossene
Infusorien, Xanthidium hirsutum erzeugt sein soll), theils durch-
scheinend und muschelig brechend , theils undurchsichtig und
matt, wie mit Mehl bestreut (N. Jahrb. f. Min. 1846. 648). Die
Quarzkürner der gröbern Sandsteine und die kleinern Gerolle, wel-
che sich nicht selten in diesen einstellen, zeigen mitunter die schon
PkI. l. 78 l>erührte Eigenthümlichkeit, dass ihre glänzende Ober-
11 ach<! gleichsam geätzt erscheint, wie wenn ein Auflösungsmittel
darauf eingewirkt hätte.
Das Ciiment der Sandsteine ist, wie erwähnt, sehr verschie-
dener Art, bald kieselig, bald thonig, bald kalkig, bald eisen-
schüssig, bald kaolinisch u. s. w. Weiter unten werden die Sand-
576 Sandstein.
steine rücksichtlich der Natur ihres Bindemittels noch genauer
specificirt.
Die Menge des Bindemittels in den Sandsteinen ist schwan-
kend ; nur selten herrscht es indessen vor, in den gewöhnlichsten
Fällen ist es in geringer Menge vorhanden, so dass die Quarzkömer
weitaus das Uehcrgewicht hesitzen, und man kennt sogar manche
Sandsteine, in denen ein verkittendes Cäment gänzlich zu fehlen
scheint, indem die dicht nehen einander liegenden Quarzkömer sich
gegenseitig berühren. Die Festigkeit der Sandsteine ist am bedeu-
tendsten bei den durch ein kieseliges Bindemittel zusammengehal-
tenen, bei denen mit thonigem oder kalkigem Cäment wird ge-
wöhnlich durch die verschiedene Menge desselben die Festigkeit
nicht verändert.
Mit der Beschaffenheit des Bindemittels steht auch die Farbe
der Sandsteine im Zusammenhang: bei den cämentlosen, bei denen
mit kieseligem, rein kalkigem oder thonigem Bindemittel sind grau
und weiss in den verschiedensten Nüancirungen die Hauptfarben :
ein stark beigemengtos Bindemittel von Eisenoxydhydrat oder Gisen-
oxyd bringt goll)e, braune oder rotbe Farben hervor; grangrön
oder dunkelgrün sind die Glaukonit enthaltenden, dunkelgrau bis
schwarz die durch bituminöse und kohlige Substanzen gefiirbten
Sandsteine. Nicht selten sind buntfarbige Sandsteine, in welchen
verschiedene Farben in nestalt von Flecken, Streifen, Flammen,
Wolken und Adern mit einander verbunden sind.
Ausser den Quarzkörnern kommen noch andere Beimengungen
in den Sandsteinen vor. Namentlich sind es Glimmei*schuppeu, wel-
che, zumal in den thotiigen Sandsteinen viel verbreitet, selten fehlen.
In einigen S.indsteinen erscheinen aucli Feldspathkönier, theils
frisch, theils zu Kaolinknöllchen zersetzt, Glaukcmitkörnor treten in
mergeligen, kalkigen und t honigen Sandsteinen auf. .\ndere acres-
s(»ris(rhe Beimengungen, welche indessen hier und da auf ansehn-
litrhe Krstrcckung hin und in bedeutentler Menge in Sandsteinen
ers(;heinen, ^ind Bleiglanz ( lUeiberg bei Commern in der F.ifel.
Welzlieim und Nennheim in Würtemberg), Weissbleierz ((^onimem,
I)ifsfurth nn<l Vilsock in Bayern), Kupferlasur und Malachit (Chessy
bei Lyon, Morgen, FlotzlingtMi und Freudenstadt in Würtemberg.
Thalitter und llaingründau in t')ber]ie88en), auch Volborthit. Die
kupfererziührenden Sandsteine erscheinen namentlich iu weiter
ÄcceiGOriBcbe Besiandthetle In SaxidsteineD. 577
Verbreitung an der Westseite des Urftl, zur permischen (üyas-)
Formation gehörend.
Bemerkens wert 1i erscheinen die ItnprEgnationen mit fremd-
artigen Mineralien, welche Sandsteine im Contact mit Eruptiy-
massen erf^khren haben, Ätii^gesaichiiet sind dio Bei8])ielef welche
H. Rogei'j* von Lamberts ville und Rückyhill, New-Jersoy, erwülint,
wo in den von Trappmassen durchsetzten Sandsteinen bis zoll-
grosse Piatimtconcretionen, haaelnuäsgroase Turmalinconcretiünen,
daneben vollkommen krystalliairte Turmaline oft in zahlloser Menge
nebeneinander liegeod ausgebildet sind; diese Imprägtiation er-
streckt aich bis auf J engl. Meile Entfernung von dem Trapp (Re-
port of the geol. surrey of New-Jersey 1830. 161). Man kann
nur mit Dana der Ansicht sein, dass diese Silicate dem den Band-
stein durchdringenden heissen Wasser ihren Urifprung danken.
Möller sah am Baanaasfen in Norwegen^ zwischen Porsgrund und
Björntvedt einen Sandstein^ welcher im Contact mit Basalt von
Augit- und Chiaatolithkry stallen erfüllt war; Augitkry stalle ent-
hält auch der am Valleraas bei KJep von Basalt durchsetzte Sand*
stein (Magazin för Naturvidenskabeme VIII. 2),
Als acceßsorisohe Bestandmagsen treten in den Sandsteinen
auf: Drusen von Kalkspatb-, Cölestin- und Quarzkrystallen, Con-
cretionen von Eisenoxydhydrat, welches nicht selten Kugeln formt
(Adlersteine), Coocretionen von Hornstein und Feuerstein, welche
auch bisweilen netaformige Adern bilden, PhosphontknoUen mit-
unter über f usagross im Durchmesser (z, Ih viel verbreitet in den
Grünsanden der nordlr an logischen Kreideformation, namentlich in
den Departements der Seine inferieure, der Oise, des PaB-de-CalaiB,,
du Nord, der Äisne, der llaut&^Marne, der Aube und Yonne, in
der mittlem Kreidefonuation Englands hei Gmldford und Farnbam)^
flach linsenfönnige oder rundliche Nester von Tbon von gelber bis
rothbranner oder grüner Farbe (die sog. Thong allen, welche na-
nientlicli in den Sandateiueu dar Buntsandatcinformation verbreitet
sind (vgU V. Cotta, N. Jahrb, f. Min, 1848, 135), knollige Kugeln
von Eisenkies, Bohnerz, Geschiebe von Bernstein oder bernstein-
ähnlich rn Harzen (z. B* im Grünsand v<m Dtvea nach Cuvier, im
Quaderj^iAndatein von Obora in Mähren nach Boue) u* @* w* Urgani'
sehe Kinschlüsse finden »ich ebenfalls in den Sandsteinen, allein bei
weitem nicht in ähnlich er Anzahl wie in den kalkigen Gesteinen ;
Zlrkelp t'etTOffrspliie. IL 37
678 SühieferuDg, Schichtung und AbROuderung d. Sandst.
die eingeschlossenen Reste von Muscheln, Schnecken n. 8. w.
haben meist ihre kalkige Schaale verloren und erscheinen gewöhn-
lich als Steinkeme oder verkieselt; in letzterm Zustande bieten
sich auch häufig TÜanzeiu-este dar. Es ist eine Eigenthümlichkeit,
dass die organischen Ueberreste sich meistentheils nur in solchen
Sandsteinen finden, welche reich an Bindemittel, und dass sie in
eisenschüssigen rothen Sandsteinen nur äusserst spärlich vorhan-
den sind.
Sind in den Sandsteinen die Glimmerblättchen in reichlicher
Menge yeHreten, und besitzen sie eine vorwiegend parallele Lage,
so wird eine schieferige Textur der Sandsteine hervorgebracht,
welche alsdann Sandsteinschiefer genannt werden. Auch dorch
die Ingenweise Yertheilung von accessori sehen Bestandmasseu oder
organischen Einschlüssen wird eine parallele Textur der Sandsteine
hervorgebracht, welche sich ebenfalls noch in anderer Weise darin
offenbart, dass häufig Sandsteinlagen mit einander abwechseln, wel-
che verschiedene Grösse der Quarzkömer oder verschiedene Far-
ben besitzen.
Schichtung, oft in sehr grosser Deutlichkeit ausgebildet, ist
den meisten Sandsteinen eigen, bisweilen nur dünne Platten, bis-
weilen mehrere Fuss mächtige Ränke bildend ; je dünner die Schich-
tung ist, desto ausgezeichneter ist sie zu erkennen, während sie
bei sehr mächtigen Schichten nicht so deutlich hervortritt. Zwi-
schen den einzelnen Schichten finden sich nicht selten dünne Zwi-
schenlagen von Thon, Mergel oder Schieferthon. Senkrechte Klüfte,
welche mitunter anhaltend ganze mächtige Schichtensysteme durch-
setzen, erzeugen in Verbindung mit den Fugen z¥rischen den ein-
zelnen Schichten eine manchmal sehr regelmässige Abtheilung in
Quadern, Säulen und Pfeiler, wie sie z. ß. in bekamiter Vollkom-
menheit der Quadersandstein der sächsischen Schweiz und des süd-
lichen llarzrandes, der Macignosandstein Italiens aufweist. Kugelige
Gesteinsformen mit concentrisch-schaaliger Structur sind bei den
Sandsteinen im ganzen selten; sie erscheinen z. B im Kohlensand-
stein von Friedrichsroda am Thüi-ingerwald (nach Philippi), im
Karpatlicnsandstein von Klausenburg in Siebenbürgen (nach Martini),
im Uevonsandstein von Vadsöo am Varangerfjord in Finnmarken
(uach Keilhau), im Sandstein der schottischeu Insel Egg (nach
MaccuUoch), in den tertiären Sandsteinen Javas (nach Jungfauhn).
Üebergäögo und Textlirvarietäteii d«r SandstHne,
Die achoü ßd, L 121^ — 126 besprochenen Erschein ungen, der
Wellenfnrchen, Thierfahrten, Leistemietzei Paeudomorphoaan nach
Steinsalz u. r, w, finden fach auf den Bchichtungsiliicli^n dar Sand-
steine.
Die 11 ebergange der Sandateine in andere Geateine erfolgen
nach der Natnr und Menge des BindennttelB ; durch Zunahme eines
thonigen BindemittcsU verlaufen die Sandsteine in Thone und Letten,
Sandsteine mit kalkigem oder inetgolfgeni Bindomittel verwandeln
sich durch Zunahme desselben in Kalkstein, Mergel und Mergel-
schiefer, durch Zurücktreten des Bindemittels werden die Sand-
steine bald 7M körnigem Quarafel«, bald sm iDBctn Sand, Nehmen
die Quanskörner an Dicke zu, so dass sie die GriisBe von Hasel-
nüssen und darüber erreichenj oder itellen sich zwischen den Quarz-
körnern einzelne grössere Gerolle ein, so geht der Sandstein in
Conglomerat über.
Rück sichtlich der Textur kann mau bei den Sandsteinen
unterscheiden :
Gemeinen Sandstein mit Quanskörnern durchschrntt-
lich von der Grosse eines Senfkorns,
Grobkörnigen Sandstein mit erb^iengrossen und über»
erbsengroasen Quanikörnern.
Feinkdrnigen Saudstein.
Krystftllsandstein mit mehr oder weniger kristallinisch
ausgebildeten Quarzkörnem,
Schiefer igen Sandstein oder RandsteinBcbief^ mit
starker Beimengung parallel gelagerter Glimmerblättchefn.
Die SandsteiUi?, aui denen oft ansserordentlicb milchtige
Schichtenaysteme bestehen, welche gan^e Gehirgsmassen aun)anen,
gehören keiner besondem geologischen Periode an^ sondern haben
sich in nllen sedimentliran Formationen von den ältesten bis sm
den jüngsten abgelagert,
V. Bibra hat eine sehr grosse Anzahl — weit über 100 —
von Sandsteinen der verschiedensten Formationen einer genauen
chemischen rntersucbung untensogen, Journal filr pract* Chemie
LXXXVI. 18B2, 385.
Je nach der Natur des Bindemittek pflegt man die Sand-
steine in folgende Äbtheilungen ^u bringen:
580 Kieseliger und kalkiger Sandstein.
Kieseliger oder quarziger Sandstein.
Die Quarzkömer sind durch ein kieseliges Bindemittel
sammcngehalten, welches meistens nur in sp&rlicher Menge
banden ist, so dass die einzelnen Qnarzkömpr sich gegenseitig be-
rühren. Manchmal erscheint aber auch das kieselige Cäment in
grösserer Men^e, und die einzelnen Quarzkömer sind alsdann sehr
innig durch eine hornstoinartige Masse zu einem sehr harten nod
festen Gestein verwachsen, wobei sie häufig nicht mehr dentlich
von dem Cäment unterscheidbar sind ; man hat früher derlei Ge-
steine Glaswacke genannt. Namentlich in diesen kieseligen Sand-
steinen findet sich die oben erwähnte Erscheinung der kryatalli-
sirten Quarze.
Die kieseligen Saudsteine sind besonders häufig in der Brsnn-
kohlenformation Böhmens^ Schlesiens, Hessens, auch in der Kreide-
formation, z. B. bei Wehrau in der Lausitz und am Xordrande
des Ilarzos.
An diese kieseligen Sandsteine reihen sich diejenigen, bei
welchen ein föimlichcs Netz von Tlornsteintrümern Partieen einet
weichem Sandsteins umschliesst, welche an der Oberfläche häufig
herausgewittert sind (Heidelberg und Regenstein bei Blankenbnrg).
In einigen Sandsteinen scheint auch Opal das Bindemittel zu sein.
Kalkiger Sandstein.
Das Bindemittel ist vorherrschend kohlensaurer Kalk und
bald reichlich, bald spärlich vorhanden ; man kennt Sandsteine nnt
einem Gehalt von 30 pct. und darüber an kohlensaurem Kalk«
Neben dem kohlensauren Kalk sind in dem Bindemittel auch h&nfig
Mengen von kohlensaurem Eisenoxydul und von kohlensanrer Ma-
gnehia vorhanden ; so beschaffen ist nach Zeuschner und Schaf häatl
der P\icoidensandstein (der Karpatlien-(Fucoiden-)Sand8tein tob
Poronin der Tatra enthielt z. B. in seinem Bindemittel 8.75 pct.
kohlensaure Magnesia), nach C v. Hauer der Wiener Sandstein. In
den' von letzt erm untersuchten 22 Sandsteinen war das Maximmn
des unlöslichen Rückstands 98.10, das Minimum 15.87 pct.; der
kohlensaure Kalk schwankte von 0.G2 bis 81.10, die kohlensann
Magnesia von 0.42 bis 8.H0, das kohlensaure Eisenozydal yon 0.64
bis 4.80 pct. Auch int das Kalkcäment oft durch äusserst feinTer-
theilte Quur/körnchen sandig oder durch kohlige Theile bitnmin^
Der kohlensaure Kalk ist theils ab dichter Kalk swisohai
Kalkiger und doloinitischer Sandstein. 581
den Quarzkörnern fein vertheilt, theils durchdringt er den Sand-
stein als Kalkspath, dessen Spaltungsflächen sich hier und da be-
ül)achten lassen, wodurch die ßruchflächen des Sandsteins ein schil-
lerndes Ansehen gewinnen; bei dem kalkigen, sog. krystallisirten
Sandstein von Fontainebleau unweit Paris zwängt der kohlensaure
Kalk den Sandstein, welcher | der Masse ausmacht, in die Rhom-
boedergestalt. Ein ähnliches Vorkommniss von »krystallisirtem
Sandstein« findet sich bei Brilon in Westphalen, die Rhomboeder
sind aber nicht so schön und gross ; durch Zusammenhäufung der-
selben entstehen gerundete und knollige Concretionen (Lottner,
Zeitschr. d. d. geol. Ges. XV. 242). Kalkspath - Sandsteine der
Kreideforuiation erscheinen bei Ville-en-Bray unfern Beauvais in
Frankreich, bei Folkstone in England, auch hier und da in Sachsen
und Höhnien. Die Farbe der kalkigen Sandsteine ist meistens gelb-
lich- oder grünlichgrau, seltener weiss oder gelb; ihre Festigkeit
ist durchgängig nicht sehr bedeutend. Mit Säuren brausen die
kalkigen Sandsteine m^^hr oder weniger lebhaft und es bleiben, wenn
das IJindomittel rein kalkiger Natur ist, nur die zu Saud zerfallen-
den (»luarzkörner zurück.
Die kalkigen Sandsteine sind sehr verbreitet, namentlich in
den Jüngern Formationen, der Kreide- und der Tertiärformation.
In der Jüngern Molasseformation am Jura bildet ein fester
hellbrauner Sandstein bedeutende Ablagerungen, dessen kalkiges
Hiudeniittel eine ausserordentliche Menge zerstückelter Muschel-
schaalen einschliesst.
D o 1 o ni i t i s c h e r Sandstein mit einem dolomitischen
Hindeniittel findet sich in der Buntsandsteinformation des Saal-
thales bei Jena, bei Aussen an der Südseite des Hunsrücks, bei
Sulzhach in den Vogesen;
Weisse oder röthlichweisse, durch Gyps cäraentirte Sand-
steine erscheinen in den obern, Gyps führenden Lagen des Bunt-
sandsteins hei Weisbach am Kocher; der Gyps ist meist deutlich
darin zu erkennen, auch stellenweise in rundlichen platten Con-
cretionen angehäuft. Von Ludovic Ville wurde bei Ouargla, bei
ruggurt und im Oued-Souf, von Vatonne in den Umgebungen von
(Ihadanies in der Sahara ungeheure Mengen von Gypskrystallen
})eul)achtet, welche Sand einschlössen. An letzterm Orte, wo sie
sich auf dem Grunde eines ausgetrockneten Sees gebildet zu haben
582 Thoniger Sandstein.
scheinen, enthalten Hie seihst his zn 60 pct. Sand (Mission de Gha-
dames 1862. 375). Einen Apatitsandstein beschrieb Claus
aus der Gegend von Kursk in Russland: ein ziemlich harter sor
Kreideformation gehörender, grauer bis brauner, im Brach körniger
Sandstein, fast zur Hälfte aus Quarzsand bestehend, welcher durch
circa 30 pct. phosphorsauren Kalk, ausserdem kohlensauren Kalk
und Fluorcalcium cümentirt ist. An den Ufern der Wodnga im
Gouv. ^Voronesch kommt nach Choduew ein ähnlicher Sandstein yor.
Erwähnt sei hier noch, dass in den tertiären Sandsteinen der
Gegend von Kreuznach, bei Rockenberg und Münzenberg in Hessen,
Baryt als Cäment auftritt; auch seine stetig ausgedehnten Spal-
tungsfiächen sind in diesen Sandsteinen bemerkbar. Kugeln von
Baryt liegen ebenfalls darin. Auch in der Gegend von Pyrmont^
Basel, Milhau (Dep. Aveyron) und in den Hawkstone-Ilills (Eng-
land) findet sich Baryt in den Buntsandsteinen eingesprengt. Durch
(-öl est in cümentirte Sandsteinsphäroide beobachtete Gergens bei
llahnheim westlich von Oppenheim in Rheinhessen.
Zeuschncr, N. Jahrb. f. Min. 1843. 166.
Schafhäutl, N. Jahrb. f. Min. 1846. (>65.
V. Iluucr, Jahrb. d. k. k. giol. K.anst. VI. 1855. 42. N. Jahrb. t
Min. 18.0(>. 533.
GergciiH, N. Jahrb. f. Min. 1855. 172.
Thoniger Sandstein.
Als Bindemittel der Sandkörner erscheint Thon yon Ter-
sehiedcnen lichten, weissen, graulichen, gelblichen, grünlichen, blass-
röthlichen Farben, von denen oft verschiedene in Form von Streifen,
Adern, Wolken abwechsein. Beim Anhauchen geben diese thonigen
Sandsteine einen charakteristischen Thongeruch. Das Bindemittel
ist häufig ziemlich reichlich vertreten, wodurch eine grössere Weich-
heit dv.s Sandsti'ins lierbeigef'ührt wird. Die thonigen Sandsteine
Kind meistens feinkörnig, die kleinen (juar/könichen, welche beim
Schlännnen zurücklileiben, gewöhnlich sehr scharfkantig.* Silberweisse
oder gelbe (tlininierlilättchen, welche durch ihren Parallelismns
»rhiefi'rige Textur hervorrufen, sind wie auch Feldspathkömer in
diesen thonigen Sandsteinen nicht selten, von accessorischen Be-
HtandmaHsen sind namentlich die oben (S. 577) erwähnten Thon-
gallen häutig, l'ebergänge erfolgen in Grauwacko, in eisenschüssi-
gen. niergclig(>n und bituminösen Sandstein, in sandigen Thon und
Schiefert hon.
Tboniger, IcftoUnti^Gher, margsüger S^tidHlem. 56S
Sandsteine mit thonigeni Cäinent sind wohl di« biiulig^tei]
von allen. Sie fehlen in keiner Formation und sind vorinigiweiae
in der Bunte^andsteinfbrniation aniierordenUicb entwickelt.
Knieten er 2 nennt man einen eigenthümlicben zur Buntsand-
steinfomiatiun der Kifel gehörenden tlionigen Sandstein, welcher
durch Bernau ausserordentlichen Reiehthum an tingesprengton Blei-
glanzköruern aufigeisei ebnet ist. Südlich von Commern iat hier eine
mächtige Bandsteinnblagerung bis xu bedeutetider Tiefe auf das
regelmäääigj^te mit Bleiglantf Imprügnirt, de^aen Gewinonng im gross-
artigsten Maasastabe betriebea wird* In der ümgeg«^nd finden sich
ebenfalls fmprägnationen des Sanditeing mit Malachit und Kupfer-
lasur (z. n. bei ßerg). Äehnlicbe Lagerstätten von kupfer erzführen-
dem SaTirliTitein kennt man anoh bei Roh den im WaldeckscheUi bet
Wallerfangen in der Gegend von Saarlouis.
Ein o ö 1 i t h i s c b 0 r S a n d s t e i n, ein Saridatein mit tbonigem
Cäment und zahlreichen kleinen Kalkspathkugeln erscheint in der
devonischen Formation ^qq Karwa in Esthland.
Kaolinischer Sandstein.
Ein Sandstein mit einem weisilichen oder graulichen, ans
Kaolin liestebenden Bindeniitteh Röthliiihweisne Körner und Brocken
von Ortht>kla«i, in frischem oder versetzt em Zustande Hegen oft
darin, nur selten Glimmerblflltchon. Der kaoliniache Sandatein geht
in Arkose ( vei*gh S, 526) aber. Im Rothtiegenden von Scbwarz-
kostelez m Böhmen, von LIndenaa und Yoigtsdorf in Schlesien^J
auf der südlichen Seite des Hnnsrücks. Seine Einlagerungen im
Grauwackengübirge von Steinheide am Thtiriügerwald werden als
feuerfeste Gegtellsteine benutzt. Nach Casiano de Prado eracbeinen
kaolinische Sandsteine in weiter Verbreitung ab untere Kreide:*
schichten in der Provinss Leon«
Mergeliger Sandstein.
Ein Sandstein mit mergeligem oder tbonig-kalkigeni Binde-
mittel; dies Cäment, welches aswar oft sehr reichlich vertrt'ten ist,
indessen meistens an Menge den Quarzkörnern nachsteht, nähert
sich bald mehr dem Kalk^ bald mehr dem Thon und ist bisweilen
durch ungemein feinvertbeilte yuarzkörnchen etwas Handig, bis-
weilen dorcb Eisenoxyd oder Eiaenoxydhydrat etwas eisenschüssig.
Die Farbe der mergeligen Bandsteine ist am gewöhnlichsten weisse
584 Molassesandstein, eisenschüssiger Sandstein.
lichgrau oder weisslichgelb, auch grau und grünlichg^an. Sie g^hen
über in sandigen Mergel und Mergelschiefer.
Die mergeligen Sandsteine sind vielverbreitet, zumal in der
Buntsandstein- und Keuperformation. Zu ihnen gehören auch der
graue Sandstein des Grauliegenden, manche Fucoidensandsteine, der
Blättersandstein des Mainzer Beckens z. Th. und viele Molassesand*
steine. Von den Molassesandsteinen der Schweiz führt Studer
folgende Abänderungen auf: 1) Gemeine Molasse; Kömer von Quars,
in Gemeinschaft mit solchen von Kieselschiefer, Orthoklas, auch
Glimmerschüppchen sind durch ein feinsandiges Kalkmergelbinde-
mittel verbunden ; diese Sandsteine sind von bläulich- bis grünlich-
grauer Farbe, leicht zersprengbar und von unbedeutender Härte,
brausen stark mit Säuren; führen zuweilen Stückchen von Pech-
kohle und Knollen von Fiiscnkies; weit verbreitet in den Umge-
bungen von Bern, Luzern, Freiburg, am Bodensee. 2) Mergelmolasse,
gemeine Molasse mit eingemengten Streifen bunter Mergel; in der
Nähe des Jura. 3) Knauermolasse, sehr lockerer Sandstein, reich-
liche Knauer von Mergelkalk oder Kieselkalk, auch von festerm
Sandstein umschliessend; in den innern Thälern des Jura. 4) Mu-
schelsandstein, thoniger oder mergeliger Sandstein, von grösserer
Härte, mit zahlreichen Steinkernen und Bruchstücken von Conchy-
lienschaalen ; die Schaalen sind nicht selten verschwunden, und in
den Hohlräumen ist Kalkspath krystallisirt ; im Aargau, bei Solo-
thurn. Vgl. den kalkigen Sandstein.
Eisenschüssiger Sandstein.
Rother Sandstein.
Bei dem eisenschüssigen Sandstein bildet Eisenoxydhydrat
oder Eisenoxyd das Bindemittel, häufig in inniger Verbindung mit
etwas Kalk oder Thon. Die Farben sind daher gelblichbraun, roth-
braun, braun, bisweilen erscheint die Masse durch ungleiche Ver-
theilung des Oxyd geileckt (sog. Tigersandsteine). Die einzelnen
Quarzkömchen sind meist von einem ganz dünnen Anflug von
P'iisenoxydhydrat oder Eisenoxyd umhüllt. In dem Bindemittel
finden sich nicht selten sehr feine Sandtheilchen und Glimmer-
schüppchen.
Die eisenschüssigen Sandsteine sind in der Regel arm sowohl
an accessorischen Bestandmassen als an organischen Ueberresten.
Sie sind fast in allen Formationen vertreten, lagern aber nament-
Glaukonitischer Sandstein. 585
lieh in der devonischen Formation (old red sandstone), im Roth-
liegenden, in der ßuntsandstein- und Keuperformation.
In Ivlein-Augesd bei Teplitz findet sich, wie Breithaupt er-
wähnt, ein 4 — 6 Zoll mächtiges Flötz von Quarzgeröllen, welche
durch Eisenkies verkittet sind (Paragenesis d. Min. 23 u. 47).
Glaukonitischer Sandstein.
Grünsandstein, Greensand.
Die glaukonitischen Sandsteine sind durch ihren Gehalt an
Glaukonit ausgezeichnet ; dieses graugrüne, der Hauptsache nach
aus wasserhaltigem Eisenoxydulsilicat (häufig mit Kalisilicat ver-
bunden) bestehende Mineral, erscheint in kleinen, hirsekomgrossen,
scbiosspulverähnlichen Körnchen neben den Quarzkömern liegend
und das Bindemittel ist alsdann kalkig oder mergelig, während in
andern glaukonitischen Sandsteinen das Bindemittel selbst zum
Theil aus pulverigem Glaukonit besteht. Die Glaukonitkömer, wel-
che bald spärlich, bald reichlich in diesen Sandsteinen liegen, zer-
blättern sich nach den Beobachtungen von Geinitz bei der Ver-
witterung in lauter concentrische Kugelhüllen und das Eisenoxydul
des Glaukonit verwandelt sich dabei in Eisenoxydhydrat, wodurch
die friiiiiliohe Farbe des Gesteins nach und nach in eine licht-
bräunliche verändert wird. Die mikroskopischen Untersuchungen
von Ehrenberg haben dargethan, dass viele Glaukonitkörnchen Stein-
kerne von Foraminiferenschaalen sind, welche von der Glaukonit-
substanz ausgefüllt und später aufgelöst wurden. Die glaukoniti-
schen Sandsteine sind lichtgrün, graulichgrün, selbst bis zu dunkel-
grün hin gefärbt und erscheinen in der Regel desto intensiver grün,
jo mehr Glaukonit sie enthalten.
(flaukonitische Sandsteine kennt man zwar schon in den altern
Formationen (wie in der Grauwackeformation von Bornholm und
St. P( tersburg), ihre Hauptentwicklung fällt jedoch in die Kreide-
tormatioM, wo sie namentlich im Turon Westphalens, Sachsens und
Kn^rhuids sehr verbreitet sind. Die Senongruppe ist beträchtlich
glankonitärmer; der tertiäre W'ienersandst^in, der untere Meeres-
sand des pariser Eocänbeckens, sowie die Molasse der Schweiz ist
da<reiren wiediT reicher an Glaukonit.
Ufber den Glaukonit vgl.:
Klirenl)org, über den Grünsand und seine Erläuterung des organi-
schen Lebens. Berlin 1856 (Abhandl. d. Berl. Akad.).
586 Geologische Sandstein Varietäten.
Bailey, The Annais and mag. of nat. bist. (2) XVIII. 1866. 425.
II. Rogers, Report of the geol. surv. of New-Jersey. Philadelphia 1836.
II. B: Geinitz, das Quadersandsteingebirge 1850.
Bituminöser Sandstein.
Einige Sandsteine sind mit feinzertheilten kohligen Substatisen
gemengt, ihre Farbe ist grau bis schwärzlich, beim Erhitzen Ter-
lieren sie meist ihre kohligen Theile und werden licht. Andere
Sandsteine sind durch Asphalt zusammen cämentirt (Asphaltsand-
stein, Pechsand) ; dazu gehört u. A. der tertiäre Sandstein von
Bechelbronn im Elsass. Vgl. darüber Asphalt, I. 405.
Wie es bei den Kalksteinen geschah, so möge auch fOr die
Sandsteine ein kurzes Yerzeichniss der geologischen Varie-
täten folgen. Diese Benennungen der Sandsteine knüpfen sich hier
gleichfalls nicht an petrographiscbe Unterschiede, sondern an eine
bestimmte stratigraphische Stellung, an eine ausgezeichnete Localitftt
oder an einen charakteristischen Petrefactengehalt.
Llandeilo flags, glimmerreiche in Platten abgesonderte grauwacken-
artige Sandsteine, zur untern englischen Silurformation.
Caradoc-Sandstein, darüber lagernd, ebenfalls dem englischen
Untersilur angehörend.
Potsdam-Sandstein, die unterste Etage der nordamericanischen
Silurformation bildend.
Unguliten-Sandstein mit Obolus Apollinis Eichw. zum UntersUnr
Esthlands und Livlands gehörend.
Medina-Sandstein, zur Niagara-Period des obem Silur Nordameri-
cas gehörend.
Oriskany-Sandstein, das unterste Devon Nordamericas.
Cauda-Galli-Sandstein 1 zur Corniferous-Period im nordamerica-
Schoharie-Sandstein ( nischen Unterdeyon gehörend.
Catskill-Sandstein, das oberste Devon Nordamericas.
Spiriferen-Sandstein mit zahlreichen Spiriferenspecies, mit Graa-
wacken und Thonschiefern die untere Abtheilung der rheini-
schen und harzer Devonformation bildend.
Old red Sandstone zur englischen und schottischen Devonfor-
mation gehörend.
Culm-Sandstein ) G4.-ii.ir
I zur otcmkohlenformation ge-
Flötzleerer Sandstein ; , . ,
.1 hörend.
Mühlsteinsandstein, millstone gnt
Geologische Sandsieinvariet&ien. 687
Kupfersaudstein, zur russischen Dyasformation gehörig und durch
seinen Reichthum an eingesprengten Kupfererzen ausgezeichnet.
Grau liegendes oder Weissliegendes, Sandsteine zur untern thürin-
gischen Zechsteinbildung gehörend; die Kupfererze, welche die-
selben iraprägniren, führen den Namen Sanderz.
Lower new red sandstone, in England dem Rothliegenden ent-
sprechend.
Buntsandstein, Bezeichnung für die untere Formation der Trias;
ihm entspricht in England der Upper new red sandstone.
Vogcsen-Sandstein (gres de Vosges), unterste Abtheilung der
Buntsandsteinformation in den Vogesen.
Verrucano-Sandstein, rother Alpensandstein, theils zur carboni-
schen, theils zur Buntsandsteinformation der Alpen.
Werfener Schichten, zur untern alpinen Trias gehörend, Aequi-
valent des Buntsandsteins.
Keupersandstein, allgemeine Bezeichnung für die Sandsteine der
Keuperformation.
Lettenkohlen-Sandstein zur untersten Etage der Keuperformation
gehörig.
Schilfsandstein (stellenweise reich an Equisetiten und Calamiten)
auch Baustein von Stuttgart genannt, vorwiegend zur obern
Etage der Keuperformation gehörig.
Lias-Sandstein, allgemeine Bezeichnung für die Sandsteine der
Liasformation.
Thalassiten-Sandstein mit vielen Thalassiten, zum Lias gehörig.
Angulatus-Sandstein, mit Ammonites angulatus Schi, zum Lias a
Schwabens gehörig.
Dogger, ursi)rünglich ein kalkiger und eisenschüssiger Sandstein,
lagert in Yorkshire unmittelbar auf dem Lias.
Purtlandsand, zum englischen Upper Oolite gehörend (reich an
Glaukonit; Wiltshire, Dorsetshire).
Deister - Sandstein , zur Wealdenformation des nordwestlichen
Deutschlands gehörig.
llastingssand auch Ironsand, zur Wealdenformation Englands ge«
hörig, namentlich in den Küstengegenden um Hastings entwickelt.
Ilils-Sandstein (unterer Quadersandstein Beyrichs) zur Gaultbil-
dung der Kreide in Hannover und Braunschweig.
588 Geologische Sandsteinyariet&ten.
Grünsand von Essen zur obem Kreideformation Westphsleni
(Cenonianbilduug) gehörig.
Lower greensaud (Shankliusand) und Upper greensand, der eng-
lischen Kreideforniation angehörend, jener dem Neocom, dieser
dem Cenoman entsprechend.
Mulatto, ein glaukonitischer Kreidesandstein in Irland.
Unterer und oberer (juadersandstein in Sachsen und Böhmen nr
Kreideformation (Cenoman und Oberturou) gehörend«
Pläaer-Sandstein, Cenoman in Sachsen und Böhmen.
Tassello, ein Sandstein der Kreideformation in Istrien.
Karpathen-Sandstein und Wiener-Sandstein, theils zur obcrn Kreidei
theils cocän.
Nummuliten-Sandsteiii mit vielen Nummuliten, eocän, zur Nam-
muliteubildung gehörend.
Fucoiden-Sandstein mit Fucoidenresten, eocän, zur i**ly8chbit-
düng gehörend.
Taviglianaz-Sandstein
(lurnigel-Saudstcin - eocäne Sandsteine der Schweizer Alpen.
Hallig-Sandstein
Macigno, grünlichgrauer eocäner Sandstein in Ol>eritalien.
Thanet-sand ,« . .. . i n. i w^ * 3
zur Fertiäriormation des südlichen Kngland
Bagshot-sand / , .
gehörig.
HeadonhilKsand )
Unterer (Sand von Soissons), mittlerer (Sandstein von ßeauchnmp)
und oberer Meeressand (mit dem Sandstein von Fontaineblesn)
dem pariser Tertiärbecken angehörend.
Cerithien-Sandstein, brakisch 1 , , . , . ,
} des österreichischen Neogen.
Leitha-Sandstein, marin j
Meeressand von Weinheim (I^ectunculus-SandK unterste oligocftoe
Abtheilung des Main/er Beckens.
Blättersandstein mit vielen ßiatt abdrücken, ini(»cän im Hsinier
Becken (Ijaubenheim. Oppenheim, Wctterau, von Nauheim bis
Münzen berg).
Knochensand von Eppelsheiin TDlnotherien-Sand) mit vielen Sange-
thierknochen, oberste miocäne Ablagerung des Mainzer Beckens.
Braunkohlensandstein, Sandstein der deutschen Draunkohlenfor-
mationen.
Molasse-Sandstein. Sandstiiin der Molasseformation am Nordraade
der Alpen.
Sog« kiyitftlliairte Sandtteine. 560
Neuester Met^ressatidateio, desBen Bildung an einigen Küsten noch
fortschreitet.
Die Randsteine lühren weitaus der natiptisacba nach von iler
Zerstörung quar/Jger Gesteine her und ihre kh^ötischen TheOe wur^
den mit lliilf«; des Wiisaera geächJchtet und ciliDeiitirt ; noch In
der Gegenwart liilden sieh an dtjn Meeieaküsteju inf*h*!ftoutlere wilrine-
rer Regionen Sandsteine da, wo diö Gewüsger Änsammeng^^&chwe turnte
lose Sandkörner durch ©in Bindemittel verkitten , ssu weichem vor-
zugsweise der von Muscheladnialen herrührende kohlensaure Kalk
dient; so in der Meerenge von Messlna^ an der In^el Hbüdn«, au
mehrern Stellen rler kleinaBia tischen Küste, an der Küste von Trau-
kebar; der HÄndstein ist anfangs von weicher Beschaffenlieit» wird
aber nach und nach sehr fest nnd hail. Wahrend die allgemei-
nen Verhiiltniase der Sandateinhildung einfacher Natur sind, ver-
dienen einige andere Punkte näherer Erörterung uiitensogen zu
werden.
Sehr jnerkwilrdig sind jene um and um auf»gebildeten Kry-
stalle und krygl-aUiiii^chen Körner mit Flilchenrudimeuten von Quaris
in den 80g> krystallisirten Sandsteinen, von denen oben (S. 575)
die Rede war. Es scheint nicht, dass solche Sandsteine eigentliche
klastische Gesteine, entstanden aus der Zusamraeoechwemraung von
Quarzfragmenten seien, indem der woblerhaUene Zustand der Kry-
stalle darauf verweist, d»«s bei ihr€T Bildung chemische Procease
an Ort und Stelle gew^irkt haben. Es gibt auch solche Sandsteine,
welche zum Theil ans klastischen, zum Theü ans kry stall iniseben»
an Ort und Stelle entstandenen Elementen ^usamtnengesel^ft sind«
Naumann bemerkt , wie durch diese krystallisirten Sandsteine die
schon früher von Voigt (kleine mineralogische Schrü'teü L lß2),
zum Theil auch von Deine und Sanssure aufgestellte Ansicht, dass
vieler Quarzsaud aus einer chemischen Auflösung der KieselsÄure
durch Krystallisation entstanden, ihre völlige Bestätigung tlndet
(Geognosie L 530)* Ansgezeichnefe krystalUsirte Sandsteine die-
ser Art tinclen sich im Millstone-grit Englands und Schottlands,
z. B. im Edinburgher Kohlensandsteiu , vi elverb reitet im Vogeaeu-
sandstein (Vogesen, Hardt, Schwaraw^ald), im Quadet^andstein am
sogenannten Tanzpliitz bei Grüllenburg im Tbarander Walde, bei
l^iulshain und Ruppendorf (Naumann^ Erläuter, z, geogn* K. d,
Kgrchs. Sachsen W B65), im Braunkohlensandstein bei Mutzschen
I
590 Glimmer in den Standsieinen.
in Sachsen. Hierher gehören auch die Sandsteine aus dem Fnldai-
schen, welche Gutherlet beschrieb, wo die Kieselkömer des Tboii-
sandsteins und des reinen Kieselsandsteins sich aaf weite Strecken
hin krystallinisch erweisen , indem jedes Sandkorn als ein Indivi-
duum erscheint. Bei einiger Aufmerksamkeit lassen sich die diireii
krystallinische Ausscheidung an Oi-t und Stelle gebildeten Kör-
ner leicht von den durch mechanische Zerstörung and Abreibnng
entstandenen klastischen unterscheiden. Yorzöglich reich an voll-
kommenen Krystallen sind die grauen, aus einem dem Rauchtopsi
ähnlichen Quarz bestehenden Sandsteine zwischen Dirlos and Ilss-
sen. (Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt 1861.
Nro. 27. S. 51; auch Neues Jahrb. f. Miner. 1861. 860,)
Was die Glimmerschuppen in den Sandsteinen anbelangt, io
werden dieselben der herrschenden Ansicht zufolge wohl mit Redit
hauptsächlich als zugeschwemmte klastische Fragmente betrachtet,
hervorgegangen aus der Zerstörung glimmerhaltiger krjstalliniselicr
Gesteine. G. Bischof hat eine andere Meinung über ihren Ursprung
entwickelt, indem er sie sich an Ort und Stelle durch hydrocheni-
sche Umwandlungsprocesse gebildet denkt (Chem. und ph. GeoL 1.
Aufl.II. 1449. 1459; 2. Aufl. III. 132). Alle Glimmerblättchen voo
messbarer Grösse seien in den klastischen Sand- und Thongestci-
nen secundärer Entstehung, da in den heutigen ScUammabsätm
der Flussgewässer sich der Glimmer zu unendlich feinen Sttab-
chen zermalmt flndet; auch müsste es befremden, dass die Sand-
steine fast ausschliesslich weisse Glimmerblättchen fuhren, da doch
die krystallinischen Gesteine, aus denen man sich dieselben eot-
standeii denkt, auch schwarzen Glimmer enthalten. Das fast ani-
schliessliche Vorkommen der Glimmerblättchen auf den Schiefemngt-
flächen erkläre sich daraus, dass sich gerade auf diesen Fl&chen
die Gewässer bewegen, welche hier theils Umwandlungen in der
Masse des Gesteins bewirken, theils die zur Glimmerbildnng erfor-
derlichen Bestandtheile zuführen. Bischof fügt indessen selbst
hinzu, dass, sollte der glimm erhaltige Sandstein eine sedimen-
täre Meeresbildung aus der Zertrümmerung der Küatengesteins
sein, man die Praeexist^uz des Glimmers leichter erklären könne.
V. Richthofen ist auch der Ansicht, dass diejenigen Glimmerblfttt-
chen des rothen Grödner Sandsteins in Südtyrol, welche regelmis-
sig sechseckige Gestalt besitzen und genau parallel der Sohichtung
Cäroent der Sandsteine. 591
gelagert sind , wohl nur ans einer Zersetzung des Gesteins herzu-
leiten sind (Geogn. Beschr. v* Südtyrol 1860. 48). Wenn auch
im Allgemeinen, und besonders da, wo das klastische Sandstein-
material keinen weiten Weg zurückgelegt hat, seine Glimraerschüpp-
clien iitcht zu gross erscheinen, um nicht noch als Fragmente zu-
mal der ehedem viel grössern Blätter gelten lo können, wenn fer-
ner das Vorwiegen des weissen und das höchst seltene Auftreten
des schwarzen Glimmers bei einer Neubildung disffch wässerige
Processe nicht minder auffallend ist, wenn auch endlich die Schie-
ferungsfliichen der Sandsteine gerade erst durch die parallel gela-
gerten Glimmerblättchen hervorgebracht werden, so dürfte
doch trotzdem die gewiss richtige Ansicht aufrecht erhalten wer-
den, dass wenigstens ein Theil der Glimmerblättchen und zwar Yor
allem die krystallisirten an Ort und Stelle auf wässerigem Wege
gebildet worden seien; namentlich scheinen zersetzte Feldspathe
zu ihrer Entstehung das Material geliefert zu haben.
lieber die verschiedenen Bindemittel der Sandsteine theilt
Bischof in seiner Geologie (1. Aufl. U. 1630, auch z. Th. 2. Aufl.
111. 137) sehr bemerkens^erthe Betrachtungen mit, welche sich an
die daselbst zusammengestellten chemischen Untersuchungen solcher
Ciimente von Carl Schmidt anreihen. Die Bindemittel sind offenbar
theils als Lösungen durch Gewässer eingeführt worden, theils ver-
danken sie ihre Entstehung einer Umwandlung von Substanzen,
welche ursprünglich mit den Sandkörnern gemengt waren; ersterer
Art sind höchst wahrscheinlich die aus Carbonaten bestehenden
Bindemittel der Sandsteine (kalkiger, dolomitischer Sandstein);
dasselbe ist vermuthlich bei manchen blos aus Silicaten oder aus
Kieselsäure mit nur wenig beigemischten Basen bestehenden Binde-
mitteln der Fall, deren sehr geringe Mengen mit dieser Bildungs-
weise Wühl übereinstimmen. Die thonigcn Bindemittel rühren aber
zweifelsohne von der Zersetzung von Feldspathen her, welche sich
manchmal im kaolinisirten Zustande iu den Sandsteinen finden,
und deren Verbleib sonst befremden wüi'de.
Die gewöhnlichen Zersetzungsproducte des Feldspaths, Kali-
silicat und Thonerdesilicat cämentirten, durch Gewässer fortgeführt,
die Sandkörner in den Umgebungen der zersetzten Feldspathe. Da
Kieselsäure häufig den kohlensauren Kalk verdrängt, so ist es
denkbar, dass Sandsteine mit kalkigem Cäment in solche mit kiese-
592 Quarzgeröll, t^uarzgrus, Quarzsand.
ligem Cäment umgewandelt werden, wenn sie von Kiesektamoli-
tionen durchdrungen werden.
An diese klastischen der Hauptsache nach aus Qoan be-
stehenden Gesteine, schliessen sich noch zwei andere, ebenfaUs vor-
wiegend aus Quarz gebildete Massen, beide aas losen oder di
nur sehr locker verbundenen Schutt - Elementen zusammeDgei ^
das Quarzgeröll und der Quarzgrus, sowie der Quarzsand.
(Inangeröll und (iiangnii,
Quarzbruchstiicke , meist zu Geschieben und Gerollen ab-
gerundet, von verschiedenen Dimensionen^ von der Grösse einer
Haseln uss bis über Kopfgrösse sind regellos durcheinander n
Schichten von oft beträchtlicher Mächtigkeit anfgehäuft. Sie He-
gen entweder ganz lose oder sind durch etwas Sand , welcher dir
Zwischenräume zwischen ihnen ausfüllt, locker mit einander tw-
bunden. Indem solche Gebilde durch irgend ein eigentliches Bis-
demittel verkittet werden, gehen sie in Conglomcrate über; neba
den Geschieben und Gerollen von Quarz sind auch noch solcbe
von andern Gesteinen bisweilen beigemengt. Besitzen die GerSQe
kleinere Dimensionen , welche etwa zwischen der einer Haselno«
und einer Erbse schwanken, so nennt man solche Ablagerangcs
Quarzgrus, namentlich dann, wenn sie ans gänzlich nnTerbns-
denen Theilen bestehen.
Derlei Quarzgeröl Ablagerungen , deren Bildung noch heutiges
Tages vor sich geht, sind besonders in den Jüngern FormatioMO,
der Tertiär- und Quartärformation eine häufige Erscheinung und
oft in sehr grosser Ausdehnung verbreitet.
(inaraand.
Lose oder nur wenig zusammenhängende Anhäufungen tob
höchstens erbi^engrossen Quarzkömchen , welche entweder ahgema-
det oder eckig sind und manchmal glatte glänzende Oherfiiickc
mit noch erkeunliaren Fluchenrudimeiiten besitzen. Die Grösse dar
Quurzkörner sinkt von der einer Erbse zur gröasten Kleinheit
staubartiger Tlieilchen hinab; man unterscheidet nach der Orüaaa
der Körner
P e r 1 s a n d oder Kies, 1 1 Linie grosse , oft perlen&hnliehs
Körner, darunter auch viele eckige;
Quarzsandf Seifengebirge. 593
groben Sand, | Linie grosse Köraer;
feinen Sand, Quellsand, Mahlsand, Triebsand, kaum J
Linie grosse, gewöhnlich abgerundete Kömchen;
Staubsand oder Flugsand, pulverartige bis staubartige
Tlieilchen, die vom Winde leicht weit fortgeführt werden;
dazu gehört der Sand der Dünen und Wüsten.
Die Körnchen des Quarzsandes sind weiss, graulichweiss oder
wasserhell , wodurch eine lichte Farbe desselben hervorgebracht
wird , bisweilen auch sind sie, wie mit einem feinen Hauch, von
Eisenoxydhydrat, Eisenoxyd, Glaukonit überzogen, wodurch gelb-
braun, rothhraun und grünlich gefärbte Sande entstehen.
Der Quarzsand, welcher in der Regel ein loses Aggregat von
Körnchen darstellt, gewinnt mitunter durch thonige oder kalkige
Beimengungen namentlich im feuchten Zustande einen geringen Zu-
sammenhalt ; letzterer wird auch manchmal durch eine Imprägna-
tion mit Eisenoxydhydrat hervorgerufen , welche sich häufig auf
einzelne Partieen concentrirt, wodurch alsdann röthlichbraune, fester
verkittete Knauer innerhalb des lichten losen Sandes erscheinen.
Durch Zunahme eines Bindemittels verlaufen natürlicherweise Ab-
lagerungen von losem Quarzsande in lockere oder feste Sandsteine.
Mancherlei Beimengungen sind in den Quarzsanden enthalten; sil-
berwcisse Glimmerblättchen sind namentlich darin viel verbreitet,
auch Feldspathkörnchen , Kohlens tau beben , die den Sand dunkel-
grau oder schwärzlich färben; der tertiäre Sand von Roisdorf bei
Bonn enthält ungemein fein vertheilte Schwefelstäubchen. Auch
sind Conchylienschaalen oder deren Trümmer den Quarzsanden bei-
gemengt.
Quarzgeröll, Quarzgrus und Quarzsand enthalten auch manch-
mal Boimenguugen von Metall- und Edelsteinkörnern; man pflegt
diese losen Schuttanhäufungen, welche meist auch Bruchstücke von
mancherlei andern Gesteinen führen, Seifengebirge (oder plu-
siatische Ablagerungen) zu nennen, und sie bilden an manchen Punk-
ten den Gegenstand einer Gewinnung ; überall erscheinen sie nur
in den Gegenden, wo solche Metalle oder Edelsteine ursprünglich
als Einsprengungen in den Gebirgsgesteinen oder auf besondem
Lagerstätten innerhalb derselben vorhanden sind. So finden sich
Quarz«,'eröll- und Quarzsandmassen mit Gold, Platin, Diamant,
Ziunstein, Magneteisenerz, Chromeisenerz, Spinell, Granat, Hyacinth;
Zirkol, retrog:raphie. II. 3g
594 Quarzsand, Grauwacke.
die edlen Metalle namentlich in Brasilien, Ostindien, Bomeo, CtU-
fornien, dem Ural, das Zinnerz in Comwall, Malakka, auf den In-
seln Sumatra und Banka, die Edelsteine in Brasilien , OstindicB
und Ceylon. Alle diese plusiatischon Schuttmasseo sind als dM
Resultat förmlicher natürlicher Waschprocesse zu erachten, b« de-
nen durch das Wegschwemmen der leichtern und weichem Ge-
steins- und Mineralfragmente eine Concentration jener Metall- und
Edelsteintheilchen bewirkt wurde.
Xamentlich im Gebiet der recenten F'ormation finden sick
Quarzsandablagerungen in grosser Häufigkeit und oft von coloe-
saler Verbreitung. Ausser den Sändschichten, die sich aus Bachern,
FlüHsen und Strömen absetzen, sind die an den Gestadoi der
Meere aufgehäuften, landeinwärts vorrückenden Dünen zu erwäh-
nen, welche in Holland, im nördlichen Deutschland, in Schleswig.
Jütland, Frankreich, England weite Landstrecken zur Einöde
machen. Die Wüsten und Steppen Africas und Asiens liefern ein ande-
res Beispiel von der grossen Verbreitung des Q.uarzsandes. Die Bratm-
kohlenformation ist auch sehr reich an Quarzsandablagerungen, die
gleichfalls schon in der Kreideformation häufig und in bisweilen
mächtiger Entwicklung auftreten (z. B. zwischen Haltern und
Kecklinghausen in Westphalen, bei Aachen, bei Anzin in Belgiea,
bei Hannewitz unweit Dresden, bei (rodalming und Hindhead ■
Surrey, der sog. Shanklin - Sand in Sussex), in altem Formationea
hingegen allmählich verschwinden.
An die Sandsteine und Sande reiht sich eine Anzahl klasti-
scher (rt^steine von grosser Verbreitung, welche ihr Material yot-
zugsweise von Quarzgesteinen und Schiefern bezogen haben ; sie
sind meistens von psammitischer oder politischer Beschaffenheit
Dazu gehören :
(jraiwacke.
Die Grauwacke bildet ein klastisches Gestein von den ver-
schiedensten Arten des Korns; es ist zusammengesetzt ans ecrkigcn
oder al)gerundet(*n Körnern von (juarz, welche meist vorwaltend
sind, aus Fnif^inenten von Kieselschiefern und Thonschiefenu wom
sich nicht selten auch Feldspat hkörner und in einigen Abändemn-
gen reichliche (rlinnnerblättchen gesellen, cämentirt durch ein Bin-
demittel, welches aus einer mit Kieselsäure vollstäudig durchdrun*
Grauwacke. 595
geneii Thonmasse, oder auch allein aus Baeselsäure besteht; die
kieselig-thonige Bindemasse ist oft durch feinvertheilte Anthracit-
stiiuhchen dunkel geftirbt. Meistens haben die klastischen Ele-
iiieute über die Bindemasse das Uebergewicht , so dass diese sehr
hiiiifig kaum zu bemerken ist. Wegen des kieseligen Cäments be-
sitzt das Gestein oft eine grosse Zähigkeit und Härte.
(Iraue Farben sind die gewöhnlichen und herrschenden bei
der Grauwacke, namentlich rauchgrau, bläulichgrau, gelblichgrau
und grünlichgrau; doch finden sich auch röthlichbraune und gelb-
lich])raune (hauwacken, welche ihre Färbung einer Beimengung
von Kisenoxyd und Eisenoxydhydrat verdanken.
Rücksichtlich der Textur der Grauwacke pflegt man folgende
Varietäten zu unterscheiden:
Körnige Grauwacke. Mit klastisch - kömigem Gefüge,
ohne Spuren von Schieferung, bald feinkörnig bald grobkörnig, so
dass man deutlich weisse Quarzkörner, graue und schwarze Thon-
Hcliiefer- und Kieselschieferbröckchen, fleischrothe und gelblich weisse
l^'eldspathkörner darin erkennt : letztere sind bisweilen ziemlich
gross und sehen frisch und unverwittert aus.
(Jlimmerblättchen, welche nicht selten darin vorkommen, sind
ohne Parallelismus eingestreut. Die grobkörnige, zumal die an
kicseligeni Bindemittel reiche Grauwacke, wird sehr häufig von
uiauchnial nur papierdicken Quarzadern durchzogen, welche oft so
zahlreich nach allen Richtungen sich kreuzen, dass förmliche Netz-
werke entstehen, wobei die Erscheinungen des Verwerfens, Schaa-
reiis, Durchsetzens sich auf die ausgezeichnetste Weise im Minia-
tur-Maassstab beobachten lassen. Die grobkörnigem Grauwacken
gehen in Conglomerate über, indem ihre Fragmente an Grösse zu-
nehmen , feinkörnige Grauwacken verlaufen wohl in Sandsteine.
( haiakteristisch tritt diese Varietät z. B. am Ziegelkrug unfern
Clausthal, am Bauerberge zwischen Clausthal und Grund im Ilarz auf.
Die köruige Grauwacke ist bald sehr deutlich geschichtet,
bald bildet sie so mächtige Bänke, dass die Schichtung kaum wahr-
nehmbar ist. Unregelmässig polyedrische Absonderung bietet sich
sehr hiiulig dar, wobei die Kluftwände nicht selten mit einer stein-
markuhnlicheu Substanz, mit einer sehr dünnen Schicht von Man-
ganhyperoxyd oder mit Eisenoxydhydrat überzogen sind.
Kine die Schichten durchschneidende plattenförmige Absonde-
596 Grauwacke.
rung, ein Analogou der transversalen Schieferung (I. 1 1 6) ist nicht
ungewöhnlich; früher schon (I. 99) wurde bemerkt, dass bei dir
Grauwacke auch kugeliurniige Gesteinsformen vorkommen ; sie und
in der rheinischen Grauwacke nicht selten, wo Erbreich sie an der
Martinsknipp im Ahrthal, Nöggerath bei Eh renbreit stein, Banr bei
Welmich fand. (Karstens u. v. Dechens Archiv 1840. 139). T•Il^
scher erwähnt mehrere Ellen grosse concentrisch -schaalige Gru-
wackekugeln zwischen Hockerode und Oberlockwitz in der Gegend
von Camsdorf (Karstens Archiv 1829. 333). Dieselben konuneo
auch bei /ellerfeld am Harz und am grossen Hain unweit Allen-
dorf in Kurhessen vor.
Analysen von Grauwacken sind nur in sehr spärlicher ZsU
angestellt worden, haben auch wegen der Zufälligkeit der Znsuih
mensetzung keinen grossen Werth.
I. Grauwacke zwischen Hollwerk und Brügge bei Beighu-
ser-Ohle in Westphalen, blaugrau, scheint eine dichte Grauwa^
zu sein. Von d. Marck, Verhandl. des naturh. Ver. der preua
Rheinlande u. Wcstph. 1851. VIII. 56 und 1855. XII. 127.
II. (irauwacke von der Grube Hastenberg bei Ramsbeck m
Westphalen, lichtgrau mit kleinen weissen Glimmerbliittchen. Amr
lung, ebendas. 1S53. X. 220 und 1855. XII. 127.
I. IL
Kieselsäure 75.73 84.05
Thoncrdc 5.57 5.68
Eisenoxyd — Spur
Kalk 0.16 —
Magnesia 0.32 0.26
Kali 0.46 0.29
Natron 0.30 1.26
Kohlensaures Eisenoxydul 6.00 7.01
Kohlensaurer Kalk . . 9.40 1.02
Kohlensaure Magnesia . 2.50 0.65
Wasser 0.32 —
Kohle Spur —
100.70" 1ÖÖ.22~"
Hisrhof findet es unwahrscheinlich , dass in diesen Grsn-
wacken der t^anze Kiseng(*halt an Koiilensäure gebunden sein solL
und betrachtet den sich andernfalls ergebenden Kohlenaäoreübcr-
Grauwaeke,
schuss als daroh eine zu niedrige Beatianöung dea Kohlenstoffge-
halts hervorgebtacht*
S c h i e f e r i g e G r a u w a c k e , eine sehr feinkörnige au s
denselben Bestandtb eilen wie die vorige Varietät znaammengesctstte
Grauwacke, welche reich an GHmnierBchoppen ist, die entweder
innerhalb der Masse oder auf den ScbicbtungaÜacheti parallel ge-
lagert, eine mehr oder weniger deutlit'he dickechieferige Textur
hervorbringen. Die ichjeferige Grauwacke ist sehr deutlich ge-
schichtet und wechsellagf»rt bäufig mit der körnigen Grauwacke.
Grauwackensclneferi zu welchem die ßchieferig© Grau-
wacke den lJ**bergarjg bildet, ist eine ausserordentlich feinkörnig
ausgebildete Granwacke, sehr reich an Gliniin«*rßchüppchen nnd tho-
nigem Bindemittel y von ziemlich vollkoDimenem schiefer ig ein Gefüge.
DerGrauwackenschiefer hfilt die Mitte zwischen schieferiger Grauwacke
und Thonschiefer, ist aber durchgehendB harter al& letzterer. Die
kleinen weissen Glimmerschuppeii erscheinen auf den BpaUungs-
flächen, der Qiierhrucli zeigt, sich von dem des Thonschiefers un-
terscheidend ^ ein feinsandiges oder erdiges Ausgehen. Biüwt-ilen
lassen Grauwaekenachiefer eine an Streekung erinnernd*' Aoshildimg
erkennen, indem sie auf ihren Spaltungsfluchen eine striemige oder
langflaserige Textur zeigen, öder Tbonschieferflnt^cheii enthalten,
welche nach einer Richtung in die Lange gebogen sind. Naumann
macht darauf »ufraerki^am, das« diese Erscheinung andeute, dasa
entweder der Absatz des Sediment unter dem Einflu^s einer eine
bestimmte Richtung verfolgenden Strömung erfolgte, oder daas nach
der Ablagerung des Gesteina durch einseitige Hebungen oder Sen-
kungen eine innere Verschiebung aller Theile hervorgebracht wnrde
(Geognosie I. 435 ; vgl* anch D. Sharpe im Quart, journ. of the
geol. soc. IIL 1847, 74, welcher berichtet» dass in den engViachen
Thon- und Grauwackenschiefern die organischen Ueberreate häufig
stark breit gequetscht und dabei in die Lange gebogen seien). Je
feinkörniger die GrauwackeuBchiefor sind, desto mehr werden sie
den Thonscliiefern übulichj in welche sie vollständige Uebergänge
bilden. DeT (Trauwiickenachiefer ist stets deutlich geschichtet, wenn
nicht, wie dies häufig geschieht, die Schichtung durch die sehr
vollkonimen aasgebildete transversale Schiefern ng verdeckt wird.
Dichte Grauwacke. Verfeinert sich das Korn der kör-
nigen Grauwacke fortwährend, so daes keine deutlichen Quftra-
598 Grauwackc, Micopsammit.
und Kieselschieferküinchen mehr erkennbar sind, und kommt dis
thonige Bindemittel zum Ueberwiegeu, so entsteht die sog. dichte
Grauwacke, ein sehr liomogen erscheinendes, graulich oder grünlich
goHirbtes Gestein, von geringerer Harte; man könnte es mit er-
härteten Thoneu verwechseln, es wird aber im Wasser nicht pU-
stisch ; der Bruch ist feinsplitterig oder feinerdig und wird oft in
Grossen muschelig. Dieses Gestein stellt sich als das am feinstes
schlanimartig zerriebene Grauwackenmaterial dar.
Conglomcratartige Grauwacke ist eine meist grobkör
nige Grauwacke , in welcher grössere Quarzgeröllc , Kieselscliiefcr-
brocken, Thouschieferstücke, auch Fragmente anderer Gesteinr
liegen.
Verschiedene Texturvarietäten der Grauwacke wechseln Uger-
und strichweise mit einander ab.
Mit dem Namen Micopsammit (Glim mersandstein).
bezeichnet Naumann (Geognosie I. 603 und II. 269) ein dickscbis-
feriges sandsteinähnliches (Gestein, welches sich unmittelbar an die
sehr glinnnerreichen schieierigen Grauwacken anschliffst, desm
oft ziemlich grosse mit wenig Quarzsand gemengte (ilimnierschap-
pen ganz dicht übereinander liegen und nur durch ein spärlicbcs
Cäment verbunden werden. Grobschuppige Varietäten von brau-
ner Farbe erscheinen bei Llandcilo in Caermarthenshire, feinschap-
pige lichtgraue oder gelbliche dick schieferige Abarten von bedcn-
tend(M* Zähigkeit kommen in den reussischen Fürstenthümem nnd
dem Neustädter Kreis in Weimar sehr häufig als Glieder der Ue-
bergungsfnrmation vor.
Die Grauwackenge.steine, namentlich die feinkörnigen and
scliit^ferigen Varietäten sind manchmal fossilhaltig , die Pflanzen-
und Thierreste stellen sich aber meistens nur als Abdrücke oder
SteinkiTue dar. (rrauwacke in Verbindung mit Thonschiefer ist
das Ilauptgestein , aus welchem die silurische und devonische Ue-
berj^angsfnrniation zusammengesetzt sind. Auch in manchen (ie-
bii'ten der untern Steinkohlenformation spielt die Grauwacke eine
Koll«', selbst in der Molasse treten noch grauwackenähnliche Ge*
steine auf.
Thoiisclilffef.
Clay-slate, Killas in Cornwull; Schiste argEeoJtj Befatfite Ardoiie;
Argillite,
Der Thnnicliiefer be&teht aas Thon, vermengt mit mikrosko-
pisch im Gl immer seliüppt^heu tind fein gtaubarÜgen QuHrsekdrtißhmi,
welche mit einander ein meiüt atiage^eichnei 8chieferige& Gestein
bilden ; er erweist sich im Bruch raatt » homogen und nicht kry-
stallimsch, wüdurch er sich von dem krysta Hin lachen Thotifichiefer,
dem Thongliinmerachiefer nnterscheidet, in welchen er librigeuH mhr
häufig übergeht (vgl S. 471)» Die Färbung iBt vorwiegend grau
und lichwar^, her¥i>rgebrachi durch einen geriogen Kohle- [»der
Bituniengebalt ^ R^uch erscheinen grüne , gelbe , rüihe und viQletto
Farben j die z» Th. in den verachiedenen Oxyda-tionsstufen des bei-
gemengten Eisenu ihre Ursache haben ; die grünen Furben echi.4-
nen durch eine innige Beimengung von Chlorit bervorgebiacht ku
sein. Einige Thonschiefer besitzen einen nicht unbetrachtliclwm
Gehalt an kühlenaaurem Kalk » wie die spater angerührten Analy*
sen darthun^ Von aecessorischen Massen sind namentlich KryataUu
und Knüllen von Eifienkies zu erwähnen ; von Gäberndorf im Thü-
ringerwald beschreibt Heim Überfnasgrosse Nieren, wolebo entweder
ganz aus Eisenkies, oder ans abwechaelnden Kisenkifvss- und Tlitm-
schieierHchaale« zusammengesetzt mid. Quara bildet liäalig Ne-
ster und Wulste, Trümer und Ädern, Kalkstein, weleher sich in
Form von abgeplatteten Nieren, langen Wübten und unförudichen
Knollen darbietet, ist ebenfalls sehr häufig. Manche Thonschiefer
sind mit Eüneuus^yd so reichlich imprrignirt, daa» sie als Eisemt^ina
gewonnen werden.
Die Schieferung der Thonachiefer ist oft gan» ungemein voll-
kommen . $chic1)tung ist auch immer sehr ausgeKeichnet vorhan-
den. Die früher (L 114) erwähnte Krecheinung der secnndärfsn»
transversalen oder falschen SchieferUQg mi go^ride bei dem Thou-
schiefer sehr gewohnlich. Die Thonschieftsr fuhren auch FossüreHte,
welclie numchmal in Kisenkies verer/t aimL
Dnchschiefer (Ärdoise, schiste tc*gulaire ou tabiilaire)
nennt man die homogenstent »ehr vollkommen- und ubenHchieferigen
FhunHelnefer, die sieh leicht in dünne sdiimmernde 'lafehi spalten
lassen , T a f e l ö c h i ef e r sind die durch beigemengte Kohle schwarjs
gefärbten Schiefer (Bt* Goarshausen und Rüdeslieim am llhoin»
ßOO Griffelschiefcr, Wetzschiefer. Zeichnenschiefer.
an der Mosel, am Harz bei Goslar und Lautenthal, bei Lehesten.
Grafen thal und Sonnenberg am Thüiingerwald, ausgezeichnet obtr-
halb Lavagna zwischen Genua und dem Busen von Spezia).
Griffelschiefer sind T hon schiefer , deren Masse »ich in
Folge des Zusamnienauftretens von gewöhnlicher und transvemkr
Schieferuug in Stengel oder griffeiförmige Stifte spalten lässt (bsi
Haasenthal im Saalfeldischen , am Fellberge zwischen Steinheide
und Sonnenberg im Thüringerwald).
W e t z s ch ief er (schiste a aiguiser ou ä rasoir, coticnle, novs-
culite) , eine lichtgelblichgrau bis grünlichgrau gefärbte, sehr innig
von Kieselsäure durchdrungene, ganz homogen erscheinende Thon-
Schiefervarietät, welche nicht selten dadurch die Deutlichkeit dff
Scbieferung eingebüsst hat, und muscheligen oder splitterigen
Bruch zeigt ; ])ei den unreinsten Varietäten treten die Quarzkömer
sichtbar hervor; die Härte ist verschieden und durch die Menge
der in der Masse enthaltenen Kieselsäure bedingt. Ausgezeichnet
zu Vieil-Salm, Ottrez, Bihain und Petit -Sart in den Ardennen,
auch zu Katzhütte im Thüringerwald. Die Wetzschiefer bilden
dünne Lagen zwischen andersgefarbten Schiefern, die der Ardennca
sind 1 Linie bis l\ Zoll mächtig (vgl. Baur in Karstens n. t.
Dechens Archiv XX. 1846. 370; v. Dechen in Nöggeraths Geb.
in Rbeinl.-Westph. HL 184).
Zcichnenschiefcr (Ampelite graphique, schiste graphique)
sind schwarze, durch vielen Kohlensto£f gefärbte, sehr feinerdige
Thonschiofor von erdigem Bruche, grosser Weichheit und Müdig-
keit, so dass man damit schreiben und zeichnen kann; bei Hasel*
bach im Thüringerwald, Oberhüttenhof und Dünahof bei Ludwigt-
stadt im Bayreuthischen, Marvilla in Andalusien.
Der Tlionschiefer als ein ehemaliger ausserordentlich fein ge-
riebener Schliumn wird natürlicherweise eine sehr wechselnde Zv-
sammtMisetzung darbieten ; i-> folgen einige Thonschieferanalysen :
I. Daohschiefer von Lohesteu in Thüringen (Silur); Frick,
Poggend. Aimal. XXXV. 1H35. 103.
II. (Traulicbschwiirzer Dachschiefer von Goslar am Harz (De-
von): Frick, ebendas.
III. Tlionschiefer von Prag mit sichtbaren Glimmerschüpp-
«hen ( iJnterdilur) : Pleischl. Journ. f. pract. Chcm. XXXL 1844. 45.
IV. Dunkelblauer auf den Schiefern ngsilächen etwas gliin*
Ziisammenftetrunpr ^^t Thon schiefer.
mi
merglänzender Dachschiefer von Wales (Untersilur; spec. Gew.
2.824); Sterry HuDt, Phüoioph. Magazin (4) VH. 1854. 237.
V. Gnlnl ichblauer, etwas fleideogläazeuder Dachschiefer von
Kingsey (Eastern Townships) m Canada (Obersihil^; spec. Gew.
2.884); Hunt ehendas.
VI. Gewöhnlicher grimer Thonacbiefer ^ sog, OnfTelschiefer
vom LaDdhniis Ineognito nm Christi ania in Norwegen (UnttjrBihir);
Kjerulf, Christiauia-Bihirbecken. 1855. 34.
VIL Thonschiefer von der Grube Pferd bei Siefeii (Unter-
devon); G. B
iachof, Lehrb. d
eboin.
u, phya
. GeoL
(L Ä.) II
, 99K
L
IL
in.
IV,
V.
VL
VIL
Kieselsäure
(i4.57
60.03
67.50
00,50
ß4.80
54.43
50,01
Thonerde
17,30
14.91
1 5.89
19.70
23.1 D
15.93
,34,74
Eisenoxyd
7.46
8.94
5.86
—
—
—
—
Eiseuoxydid
—
—
—
7.83
9.58
8,42
3.73
Kalk
1J6
2,08
2,24
1.12
1.06
3.56
—
Magnesia
2.60
4,22
3.67
2,20
2.16
3.50
0.87
Knli
1.99
3.87
1.23
3,18
3.37
3.43
7.21
Natron
—
—
2,U
2.20
2.22
0.74
0.04
GlQhverliiat
4,62
5.67
—
H 3.30
H 3.90
7.19
3,27
99J0
99J2
98.49
100.03
100.24
97.20
09.87
I. enthält noch 0.30, II. 0.28 Kupferoityd; lU. Manganoxyd
0.08, Strontian 0.30, Phosphor&aure und Fluor (a. d. VerL) 1.13;
IV. und V. Spur von Manganoxydul ; VI. Kohle 0,66,
Die kieaeiaäurereicbjsten der biehor untenuchten Schiefer sind
der von der Grube Mcjrgenröthe bei Siegen mit 73 pct. (nach
Schnabel) und t4n Thonschiefer auä der Gegend von Aachen mit
73.2 pct. (nach Eich). Carbouftte haltende Schiefer aus Westphalan
untersuchte Bischof ' Dachschiefer von der Grube Loh beim Kutt-
larer Hanuuer enthielt 24.99 Kiilkcarbonat, 031 Magnesiacarbonal;
D^chschiefer von der Grube Ostwig, örtlich von der Grube Loh
enthielt 26.02 Kalkcarbonat , 0,16 Magneamcarbonat (Lehrb. d*
eh. u. ph. G. (I. Ä.) IL 1075). Auch von der Marck Änalysirte
Carbonate haltende Thonschiefer aus VVestphalen, welche aber mehr
t honige Kalkschiefer gewesen ku sein scheinen. Kjerulf fand in
dem Thonschiefer bei der Universität »u Christiauia auch 9.42
Kohlensäure.
602 Thonschiefer.
Ueber Analysen anderer Thonschiefer handeln noch folgende
Ar])eiten :
Th. aus d. Gegend v. Aachen (Devon), Eich, Zeitschrift f. d. ge?.
Naturw. XII. 1858. 2.
Th. V. JJeudorf bei Cobh'iiz (Devon), Krick, Poggend. Ann. XXXV.
1835. 193.
Th. V. Westphalen (Devon), Schnabel, Amelung und von dejr Marck.
Vorhandl. d naturh. Ver. der Kheiul. ti. Wcstph. 1851. 10; 56:
127; 1853. 127; 1855. 122.
Th. zwischen Aluxisbad und Mägdesprung im Harz (Culm), Pierce.
Rammulsbcrg, Handwörtorb. 4. Suppl. 1845). 235.
Th. von den Chiusthalor Erzjrangen (Culm), Bischof, Lchrb d. eh.
u. ph. ü. (I.A.) 11.1645; auch W. Kayser, Neues Jahrb. f. Mio.
1850. 682.
Th. von Badon, Risse und König, hornfelbähnlich (Devon oder
Culm;, Tiool. Beschr. d. Gegend von Baden, Karlnruhe 18C1. 47.
Th. von Murau in Steiermark i Culm), K. v. Hauer, Jahrb. d. geol.
U.an8t. 1854. 362.
Th. von Schotlwien in Oestcrreich, K. v. Hauer, Jahrb. der geol.
R.anst. V. 1854. 896.
Th. von Alunsö l)ei Christiania (Silur, Dahl , Nyt Mag. f. Nmtnr-
vidensk. V. 1848. 317.
Th. aus der Umgejrend von ( hristiania (Silur), Iwanow. Mem. de
TAeatl. de St. Petersb. (6) IX. 1859. 325. und Kjerulf, Christi*-
nia - Silurbeoken 1855. 34.
Th von Fjell in DaLsland (Schweden), Griffel schiefer (Silur), Svan-
berg. Miltlieiig. v. (r. Kose in Hoth's Gesteinaanalysen 58.
Th. von Canada (Silur), Sterry Hunt, Philosophical Ma«raEine (4;
VH. 1854. 235 ff.
Die krystallinischen Glimmert honschiefer und die klastischen
Thonschiefer lassen sich kaum vollständig auseinander halten;
mehrere solcher Mittelglieder zwischen beiden wurden schon frü-
her besprochen, so die Taunu.sschiefer (S. 478), die gefleckten Schie-
fer (S. 475); auch die Chiastolithschiefrr (S. 472) sind oft nur sehr
wenig krystallinisch und offenbaren noch ihre frühere Beschaffen-
heit als Schlamnnnaterial.
Die eigentlichen 'Hionschiefer kommen fast nur in den altem
Formationen und namentlich im Silur und Devon (auch in der
(■ulmbildung) vor. Docli treten auch in Jüngern Formationen wie-
der Th()nschi(>fer auf, welche jenen alten so ähnlich sehen , dass
Hi(> oft nur durch die fossilen Einschlüsse davon unterschieden wer-
den können. So beschriel) (nach Naumann Geognosie IL 979) IKi-
bois de MontptTeux eine an beiden Abfallen des Kaukasus lagernd«
G@otu^9obe Thonschiefervarietaten. 609
mehrere tausend Fubs mächtige Schieferbildung , wdche awar sehr
arm an ocganischen Ueberresten hi^ dennoch aber eharftkttJi^istische
Fossilien der Kroideformation enthalt* Nach H. Karsten ^rach einen
in Venezuela dunkle Thoiißcbiefer als weeentUehe Glieder dtfr Rret-
deforniation und nach Darw'in stellt sieh dieselbe Formatiün auf
dem Feuerbude als eine mächtige Thonschieferbildung dar, welche
den ältesten Uebergangathonschiefern überauM ühnlich, durch ihre
Fossilreste ab^r vollgtändig als cretaceiscb gekeimzeichnet, ist»
Eocäu und der Flysebformatitin »ngt+hürend ätnd die ach warben
Thonscbiefer von GJarua^ welche von den UL^bergtingsthonsühiefern
durchauä nicht unterscheidbar sind und ebcnfalh zu Urich- und Ta-
felschiefern benutast werdee (ßettsch wanden, Matt am Plattenberg
in Glarus),
Einige Thooschief er - Ablagerungen von besonderer geologi-
scher Stellung oder mit cbarakteriBtigcben Foesilre^ien hat mau
besonder» benannt,
Graptolithen - Schiefer mit Graptolithen , ssuin Silur gehdreud,
z. B. in Böhmen.
Wenlock-Schi efer
. ^um engliiciken Oherailur gehcirend»
liudlow-gchiefer |
Mftiiitö-Schiefer ^ »um norwegischen Mittelsilnr gehörend.
ütica- Schief er, l Kur Hudson - Period im ui*rdanieri-
Hudson^Eiver-Schlefer f caniischen Unteraitnr,
<Jrthoceraä-S chiefer (Wisienbacber Schiefer) mit achönen ver*
kiesten Gephalopoden^ zum nntem oder mittlem Devon Nassans.
Cypridineu- Schiefer mit Cypridina aerrat<i-atriata Öandb. in
ausserordentlicher Menge, smm Ober de von Nasa am.
Lenne -Schiefer Äum Mitteldevoii Westphalena.
Flina-Schiefer eum Oberdevon Westphalena*
Marcel Ins-Schiefer | _, ., t^ . i i j
SEiir Hamilton Pen od des nonlamenca»
1 himilton -Schiefer
j nischen Mitteldevon,
n enenee-Schiefer
Poäidouomyen-Schiefer zur altern Kohlen ft'nnatioii in NaäSiiu
und am Harz. Vgl. Huoh den Posydouomyenscbiefcr L 258,
Glarus-Schiefer zur Flyscbformation gehörig (vgL oben)-
Sebiefpribfiii.
Slate - clay ; Argile schieteuse-
Ein von dem Thonschiefer durch seine grösaere Weichheit
604 Schieferthon.
und Müdigkeit sich unterscheidendes, dabei meist nicht so voUkom-
men schieferiges Gestein, welches ebenfalls aus Thon, mikroskopi-
schen Glimmerblättchen und sehr feinen Quarzstäubchen besteht.
Wie der Thonschiefer ist der Schieferthon gewöhnlich grau bis
schwarz, und zwar grau in den verschiedensten Nüancimngen ins
wcissliche, bläuliche, gelbliche, röthliche. Der Bruch, selbst der
Querbruch ist nur matt oder schimmernd ; im Feuer brennt er sich
weiss, wenn Prisen vorhanden ist, roth. Eisenkies findet sich sehr
häufig und oft in sehr reichlicher Menge als accessorischer Be-
standtheil (z. B. auf der Sackgru])e in Oberschlesien, bei Duttwei-
ler unweit Saarbrücken), seltener andere Schwefelmetalle wie Zink-
blende und Bleiglanz; kohlensaures Eisenoxydul imprügnirt nicht
selten die Schieferthoue und verleiht ihnen grössere Härte , höhe-
res specifisches Gewicht und gelblichbraune Farbe ; thoniger Sphä-
rosiderit ist eine nicht seltene Erscheinung in der Form von Nie-
ren und grössern Lenticularmassen (welche bei Fins im Dep. des
Allier nach Guillemin dunkelgraue Phosphoritknöllchen umschlies-
sen) ; ebenso tritt auch Thoneisenstein und mergeliger Kalkstein in
den Schief erthoneu auf.
Die Schichtung ist wie bei dem Thonschiefer immer sehr
ausgezeichnet, dagegen gibt sich die für diesen so charakteristische
transversale Schieferung in dem Schieferthon selten oder nie zu er-
kennen. Namentlich an Pflanzenresten, die entweder nur noch als
Abdrücke erscheinen oder in Kohlensubstanz umgewandelt sind,
ist der Schieferthon reich ; thierische Ueberresto fehlen auch nicht,
welche manchmal in Eisenkies vcrerzt erscheinen. Analysen von
Schieferthon theilt G. Bischof mit (Lebrb. d. ehem. u. phys. Geol.
I. Aufl. II. 1662).
Man pflegt eine Reihe von Varietäten bei dem Schieferthon
zu unterscheiden :
Sandiger Schieferthon mit erkennbaren Sandkömchen, über-
gehend in thonigen Sandsteinschiefer.
Mergeliger Schieferthon mit einem Gehalt an kohlensau-
rem Kalk , übergehend in Mergelschiefer , braust ein wenig
mit Säuren.
Bituminöser Schieferthon, durch Bitumen dunkelbraun
gefjirbt, geht in Brandschiefer über.
Kohlenschiefer, durch Beimengungen kohliger Substanzen
Schiaferktieti, SchiefertliQD. m
dunkelgrau bis schwarz gefiirbt, oft mit erketmbftfeti Quurs*
stau beben und Glimmt rschuppcben. Kräuterschiefer neoat
man einen an Pffatv:£enabdrücken reichen Kohlenschiefer ^ tia-
mentlicb in der SteinkolilenforKmttüii.
Als Schiefer letten, bunten Schieferthon (Rothel*
schiefer Gümbels) bezeichnet man im Gegenaat^s zu den weisH^
liehen, grauen und ßchwarze« Scbieferthoneü die n^tlien und bunt
(goib ) gi'ün, roth, violet) gefärbten, Sie sind tneistens sehr tban-
reich , daher im feuchten Zustand fett und schmierig ^ im treckt*
nen sehr mager und zerbröckelnd. Nicht seitau euthulteti aie
kohlensauren Kalk in betriicht lieber Menge und werden dadurch
mergelig. Concretioneu von dichtem Roth eisen stein von Erbsen-
bis Faustgrösse liegen in grosser Anzahl in den Sehieferletten des
Keupers bei Mühlhau^en. Die Schieferletten zeigen ihi'*^ bunten
Farben in Form von oft scharf begrenzten Flecken, Wolken^ Adern
oder Streifen, wobei Roth meistens vorwaltet. Das dunkle Braun*
roth oder Blauroth wird durch eine Beimengung von Eisen-
oxyd hervorgebracht; wie Naunjann anlührt (Geoguode t ^66)»
hat Capitain James es wahrscheinlich gemacht, dass di^ grüa«
Farbe im Lauf der Zeit entstanden sei in Folge einer RedncUoii
des Eisenoxyd zu Eistjuoxydul vermittelst durchsickernder, vege*
tabilische Stoffe aufgolf.i«! haltender Gewässer,
Die Schieferthouü imd Schieferletten lagern in sahlreicheu
Formationen: im Silur und l*evon sind sie spärlich vertreten; in
der SteinkohlenformiiUon gewinnen die Sehieferthoue eino Baupt-
entwicklung, so da»,^ sie in Verbindung mit Sandsteinen als diu
vorwaltendste Material erscheinen« Vollkommen und dünn geschich-
tete Schieferletten eind namentlich ftir das Eothliegeude bezeich-
nende Gesteine. Rothe und bunte J^eluef er leiten bilden auch Glieder
der obersten Abtheilung des Bonteanditeins, und spielen ebenfallt
als Begleiter der bunten Keüperraergel eine nicht unfvesentlj
Rolle. Schieferthone hetitzen zumal wit-der in den obern El
der Liasformation grosse Verbreitung, während sie in der we
Juraformation fast ganz febleo und in der Ereide nucb nur g«^|
ringere Bedeutung gewinnen, um aliidann in der BrÄOiikobhinfor-
mation wiederum desto entwickelter aufzutreten, z^ B. bei Bilin und
Tschennig in Böhmen, bei Kalteonordhcim in der Uhou.
606 Alaunscbiefer.
Alainschiefer.
(Alum-shale, Schiste alumifere, Ampelite alumineux,
Schiste alumineux.)
Der Alaunschiefer ist ein sehr stark von kobligen Substanzen
durchdrungener, daher graulichschwarz und bläulichschwarz ge-
färbter Schiefer, der oft reichlich mit Eisenkies iroprägnirt ist»
welcher bei der Verwitterung zur Bildung von Alaun und Eisen-
vitriol Anlass gil)t. Der Kohlenstoff des Alaunschiefers erscheint
namentlich in den von Kieselsäure durchdrungenen und deshalb
härtern Varietäten auf den Klüften und Spalten des Gesteins auch
in Form von glänzenden manchmal bunt angelaufenen Blättern und
Schuppen von Antbracit ausgeschieden. Bisweilen finden sich inner-
halb des Alaunschiefers kugelige Goncretionen von einer ähnlichen
Masse, welche indessen gar keine Schiefertextur zeigt. Der Strich
des Alaunschiefers ist schwarz und etwas glänzend.
Mancherlei accessorische ßestandmassen kommen in den Alaun-
schiefern vor: Knollen von Eisenkies und Strahlkies, Platten und
Lagen von Faserkalk, Kalkspathtrümer, Nieren und grössere lenti-
culare Massen, oft mehrere Fuss im Durchmesser haltend von
bräunlichschwarzem Stinkkalk oder kohlschwarzem Anthrakonit
(Bd. I. 203), welche oft aussen körnig oder stengelig, in der Mitte
dicht, dabei manchmal von Lagen weissen Kalksteins durchsetzt
sind ; ihr Inneres ist mitunter von Klüften durchzogen, in denen
Krystalle von P^isenkies, Zinkblende, Schwerspath^ Bergkrystall
(Bornholmer Diamanten) sitzen; sie lassen sich häufig leicht nach
ihrer grössten Durchschnittsfläche spalten. Graulichschwarze bis
überfussgrosse Nieren von Schwerspath (llepatit) mit verworren-
blättrigem oder strahligem Gefüge kommen bei Andrarum in Schonen
vor (Bd. L 277).
Der Alaunschiefer ist bisweilen reich an organischen Ueber-
resten, welche namentlich auch in jenen Nieren von bituminösem
Kalk enthalten sind; mitunter werden die Alaunschiefer so reich
an Kohle und Bitumen, dass man sie zum Brennen verwenden kann.
L Grobschieferiger Alaunscbiefer von Wegelstein bei Saalfeld
in Thüringen ; 0. L. Erdmann, Journ. f. techn. Chem. XIII. 1832. 114.
II. Bläulich- bis eisenschwarzer Vitriol schiefer von Gamsdi^rf
bei Saalfeld; 0. L. Erdmann, ebendas. 112.
AlfLun^ohiafer.
aof
in. AUunscliiefer voo der [ßsel Bornholm; Forchbammer,
Berzelius Jahresbericbt XXV. 1844. 405.
IV. Alaunachiefer i^on Op^lo bei Christiania; Forchliamin^,
Journ. f. prnct. Cbem. XXXVI. KS45. B97,
V. AUunaobiefer von der Kmnekulle in Sohw^en; Wilsoüt
Philos. Magazine <4) IX, 1855. 422 (spec» Gew, 2.42). Bemt?rk©«s-
werth ist der hohe ICaUgeli< der drei lt»Utt^ii Anit]ys«}i.
L
11.
III.
rv.
V.
Kieselsälire
, 52,3f>
50.13
m\M
65.44
52.28
Thonerde .
. 2U67
10J8
15.B9
14.87
16.64
Eisenoxyd .
. 5.83
2.27
—
0.75
—
Eiseuoxydul
. —
—
—
—
6.^16
Kalk , .
, LOO
0,40
0,90
0.15
L53
Magnesia .
. 2.15
LOO
LG«
L34
LIO
Kali
. —
-l
3.72
4.50
7,98
Natron . .
, —
-\
0.48
—
Wasser
. 5.0B
2.21
6.90
Tiifibt
L40Gluliv.
Kohle . .
. 0.80
22.83
8.65
bcatiiömt
4.37
Schwefel i
Eisen f
, 10.17
7.Ö3
0.82
0,60
L25
LOS
4.!3
3Jl
99.00 97.10 99,01 80.92 100.00
Die Älaunscbiefer bilde» untergeordnetere, meist deutücb ge-
schichtete Glieder der ültern Fonnationenn, verbtiuden nut Kalk^itein-
und schwarten Kiesels cliief erlagern. Die akandinavisiobea Alaun-
schiefer von Bornböim, aua der Umgegend von Cbristiania, SduMieii,
Vv'estgothland und Nerike geboren der mluri&cben Formation au,
Reichenbach^ lamlmch, Erianbaob im Voigtlando, Lautenthal n. a, 0.
im Harz. lo Böbmeu trete» Ungs der Beraun von Pilsen bia
ZwikowetZf an der Radbusa« dem Uslawabache u. a. w. dunkel bis
schwarz gei^rbte Alaunschiefer (VltrioUehiefer) auf, weiche den
Eisenkies in sehr kleinen Körnchen und KrystäUcbeu auch in dünnen
Lagen und kugeligen Massen enthalten und Glieder der Bilurfor-
mation bilden (v. Lidl, Jahrb. d. geol. U.nnst. VI. 1855. 601).
Auch die untern Etagen der Steinkohlenform ation führea hier und
da, z. B. in Belgien Alaunschiefoi".
Der Kieagehalt der xAlaunsebiefer verdankt offtsubar seine
Entstehun.i,^ einer Eeduction ecbwefelsaurer Sake durch die in den
Schiefern vorhandenen 4>rgani8ohen Suli^tÄnzen. Forcbhammer flvohto
608 Kaolin.
zu zeigen, dass sich der Alaunschiefer von Bomholm ans TangartcB
auf dem Meeresgründe gebildet habe und dass seine Bildong noA
fortdauern könne. Der faulende Tang erzeugt aus den schwefd*
sauren Salzen Eisenkies, die Ueberreste mengen sich mit Thon und
geben so Alaunschiefer.
Limmatlsche Gesteine.
Kaolin.
(Porzellanerde, Porzellan thon, Ghina-clay.)
Eine aas sehr feinen, staubartig erdigen Theilchen bestehende,
zerreibliche und meist abfärbende, matte, mager anzufühlende, nur
wenig an der Zunge klebende Masse von vorherrschend weisser.
ins röthliche, gelbliche, grünliche ziehender Farbe. Beim Erhitzen
gibt sie Wasser und ist im Feuer nicht schmelzbar. Der Kaolin
ist ein Thon, welcher aus der Zersetzung von Feldspath hervor-
gegangen ist.
I. Kaolin von Aue bei Schneeberg in Sachsen nach Forch-
hammer, Poggend. Ann. XXXV. 331.
II. Kaolin von Seilitz bei Meissen nach Forchhammer ebendaa.
in. Kaolin von Passau nach Forchhammer ebendas.
IV. Kaolin von St. Yrieix bei Limoges nach ForchhamoMr
ebendas.
V. Kaolin von Benage in Comwall nach Boase. Joam. f. pr.
Chemie XI, 146.
VI. Kaolin von Tongkang in China nach Ebelmen und Sal-
vetat, Ann. d. chim. et phys. (3) XXXI. 257.
I. II. III.
46.4« 45.14
36.37 35.00
Kieselsäure
. 46.53
T honerde .
. 39.47
Eiseiioxyd
. —
Kalk . .
. —
Magnesia .
. . —
Wasser
. . 13.97
Kohlens. Kall<
: . 0.31
100.28
— 1.22 \
IV. V.
VI.
8.68 44.36
50.5
6.92 40.00
33.7
— —
1.8
0.58 (Na) —
1.9 (K)
0.52 1.93
0.8
3.13 12.87
11.2
2.70
13.61 17.16
1.47 — — — _
99.13 100.00 99.83 99.16 99.9
Nach Forchhammer, welcher zuerst die Vorgänge bei der
Zersetzung des Orthoklas zu Kaolin erläuterte, ist der Kaolin m
Kaolin. 609
seiner reinsten Form zweifach kieselsaure Thonerde mit zwei Atomen
Wasser (AI Si2 -f 2 H), entsprechend 47.05 Kieselsäure, 39.21 Thon-
erde, 13.74 Wasser. Die Zersetzung ging in der Weise vor sich,
dass dem Orthoklas (- Äl Si^ 4- K Si^) vierfach kieselsaures Kali
entzogen wird, und die übrig bleibende zwei drittel-kieselsaure
Thonerde zwei Atome Wasser aufnimmt.
ÄlSi-» f Kk^ - AI f k 4 Si«
weggeführt K 4- Si* hinzugetreten 2 H
Kaolin Äl Si- + 2 H
Fuchs und Bischof zeigten, dass es namentlich das mit Koh-
lensäure beladene W^asser sei, welches die Zersetzung bewirkt und
das Alkali, seine Verbindung mit Kieselsäure zerstörend, als Bicar-
bonat auslaugt. Es ist übrigens leicht erklärlich, dass nur höchst
seiton die Zusammensetzung des Kaolin mit der obigen Normal-
forniel übereinstimmt; in den Analysen schwankt die Kieselsäure
von 10 — 58, die Thonerde von 30 — 45, das Wasser von 10 — 20
pct., ausserdem sind in den meisten Kaolinen noch Eisenoxyd,
alkalische Erden und Alkalien vorhanden, dabei ist der Kaoh'n
auch meistens noch mit Thei leben unzersetzter Mineralien, Quarz-
k()rn( then, Feldspathbröckchen gemengt. Forchhammer stellt selbst
für den Kaolin von Passau die Formel AI"* 8i^ -f 12 H auf, während
sich der von (lutenber^ bei Halle der P^ormel AF Si* 4 3 H nähern
soll, welches nach Berthier auch die des Kaolin von Limoges ist.
^Mala^uti betrachtet hingegen die Normalformel des Kaolin als
AI- Si^ f 4 11, indem er davon ausgeht, dass nicht alle gefundene
Kieselsäun^ dem Kaolin eigenthümlich, sondern dass ein Theil der-
selben, den er mit Kalilauge auszuziehen vermochte, beigemengt
sei ( To^^^end. Ann. LVIII. 89). Nach Rammelsbergs Erfahrungen
(Miiieralcheniie 1 S()0. 572) löst inde-ssen kochende Kalilauge das
rhonerdesilirat als solches auf. Vielleicht hat die Zersetzung des
Feldspat hs zu Kaolin überhaupt nicht das Ziel, eine Verbindung
nach testen Vei hältnissen darzustellen.
nie Verwitterung der einzelnen Feldapathspecies geht jeden-
talls mit verschiedener Schnelligkeit vor sich; so widerstehen die
kiesels-iurereichern Feldspathe länger der Zersetzung als die kiesel-
situreärniern und die kalireichen werden ungleich schwieriger zer-
setzt als die natron- und kalkreichen.
Zirkel, l'ftrogrAphie. 11. ßQ
610 Kaolin.
Feldspathreiche Gesteine, namentlich Granite, Ghieisae und
Porphyre haben das Material zur Kaolinbildung dargeboten. Qiun-
körnchen, unzersetzte Feldspathstückchen und GlimmerblättdMO
finden sich, wie schon erwähnt, daher häufig dem Kaolin htagd
mengt, auch kleine Eisenoxydknötchen haben sich darin gebildet
Die bei der Umwandlung der Feldspathe ausgeschiedene Kieselsiiire
hat die Bildung von Kiesel-Concretionen veranlasst, welche sieh in
manchen Kaolinen als Opal, Ilalbopal, Chalcedon, Homatein findeo;
so enthält der Kaolin von Obernzell bei Passau nach Fuchs Opal-
und Halbopalknollen, ebenfalls nach Küppell der von der Insel Elba;
reich an chalcedonähnlichen HornsteinknoUen sind, wie Emnooi
berichtet, die Kaoline von Athol, Johnsburgh und Minerva im Staat
New-York. Naumann hält dafür, dass auch der sog. Knollenstein
in dem zersetzten Porphyr der Gegend von Halle auf ähnliche
.Weise entstanden sein mag (Geognosie I. 726).
Das Gebiet der Granite und Porphyre ist daher die Heimatli
der Kaolinlagerstätten; nicht nur an der Aussenfiäche der Gebirgi-
massen tritt die Zersetzung, oft in sehr grossartigem Maassstabe«
ein, sondern diese Yerwesuugsprocesse ziehen sich oft tief in das
Innere hiuein, wo alsdann ein allmählicher Uebergang ans dsa
nur wenig kaolinisirten in das frische (lestein statt Hndet ; die ant-
gezeichnetstcn der granitischoii Kaolinlager sind die von Carlsbad
in Böhmen, Aue bei Schneeberg in Sachsen, St. Yrieix hei Limogct,
St. Stephens und Carclazc bei St. Austell in Cornwall (vgl. Bd.1.
501), wo eine sehr starke Kaolinförderung im Gange ist. Die Por-
phyre von Seilitz, Sorn/.ig und Schieritz in Sachsen hal)en ebenfaUi
zur Bildung von Kaolin Anlass gegeben, der von Rasephas hä
Altenburg erscheint bis auf eine Tiefe von 30 Ellen umgewandelt
Gleichfalls ist es in der Umgegend von Halle bei Morl und Trotka
Porphyr, aus dem der Kaolin entstanden ist, auch einige der caf
nischen Klvangänge (Bd. I. 558) sind kaolinisirt. In Brasilien findet
sich in der liegend vun Kio-Janeiro und ßahia nach Spix nnd
Martins, sowie nach Darwin der (ineiss stellenweise zu beträcht-
licher Tiefe in Kaolin zersetzt. Auch die Phonolithe erleiden derki
Umwandln ngsprocesse (vgl. Keuss, die Umgebungen von Teplits 210
und G. Kose in der Zeitschr. d. d. geol. Ges. VI. 1854. 301). Wie
V. Richthofen angibt, ist die Porzellanerde von Dubrinics, nördli^
von Unglivar in Ungarn, die vorzüglichste in Oesterreich, aus dnv
Kaolin, Thon.
Zersetzung quarztrachytl scher Sedimente entstandpEi (Jabrb* d* geol,
R.anst. lBt>l, 211), Formel knerde (vus tracliytiacbem Material fand
er wieder bei d^m Dorf Inas^a in der Umgegend von Nangasaki
(Zeitschr. d, d. geol, Gee* XlII. 1861* 252).
Secundäre KaoUnlugerstätt^n, Kaolijimaasen^ die dtirch Waaaer-
fluthen siu andern Orten fortgesdiwemmt würden» finden tich auf
der Hohe des SolUngs ku Neuhaus und bei Lenne im Orauu^
schweigiicbeE. Vgl. nooli:
G. Bischof, cbem, il phy«. tieoL 2. Aofl. ü* 418 ff.
Bley, KaaUü von lUUe, Journ. f. pmct, Chem. V, öl 8,
BrongniArt, Laarent und Miikguti, Annale» dm mine« (4) It 465;
Poggend, Ami, LVlll. m.
Couper, Kaolin aus CüniwHU. Journ. f. pmcL Chrm. XUV. 232
aus Philos» mawasE, Dec. 1847* 436,
Callery, über den Kaolin des Oranil von Maeao in Chiiia, Bull.
de U nt>c. gea). VOL 1836. 234.
Ben^a, Kaolin de« Syenitgranit der Neelgherrien in Ositindiön, N.
Jabrk f. Min. 1838, 713.
Terreil, Kaoline iiii« di?n Gebirgen da» Dabo de* öata, Spanien,
Cuuipt^tf renduit LV. 60,
T1i«iii,
(Plastiacher Tbon» Töpferthon, Pfeifenthon, Clay, Argile plaBÜqne.)
Wasserhaltiges Tbonerdeallicat, wie dei* Kaolin ein Zer^etÄnngt-
product feldtipathreieher Ge§teine« im trockenen Zuäljinde |jrpb- bia
feinerdig, milde und ^errd blieb, im feuchten Zustande geschmeidig
und plastisch, von s^ehr veraehiedenen weissen und grauen^ nnmch-
mal gelblichen, rdihlicbeti, brnunlicbeu, grünlichen, bläulichen Farbeii||
welche öfters in Streifen, Adern und Flecken abwechseln (bunter
Thon, variegated clay, mottled clay)*
lue Thone saugen begierig Wasser^ Salzlösungen, Gele, Fettt*
ein und kleben im trockenen Zustande stark an der feuchten Zunge ■.
nach dem Ansaugen des Wasi^eru bilden ßie einen knetbaren und
schneidharen Teig, der daa W asser mit solcher Kraft festhält, das«
er über 70 pct, davon aufnehmen kann, ohne ea als Tropfen wieder
von sicli zu gehen. Im trockenen Znatoinde Bind Bie matt, die ge-
ritzte oder am Fingernagel geriehene Stelle zeigt aber einigen GlanÄ,
Beim Austrocknen zieht sich der feuchte Thon Äuaammen und ber-
stet; ein kleiner Theil de» Wasser» im Thon geht erst bei der
Glüliliitxe fort, alsdann -brennt »ich* der Thon, er büsst seine
612 Thon.
Fähigkeit, Wasser fest zu halten und plastisch zu werden, ein.
Beim Anhauchen entwickelt der Thon einen unangenehmen, dampfen
charakteristischen Geruch.
Reiner Thon hei 100^ getrocknet hat ein spec. Gewicht von
2.44 — 2.47 ; es steigt beim allmählichen Erhitzen bis zu 2.70,
sinkt aber dann wieder bei zu starker Erhitzung auf 2.48 herab.
Selten ist der Thon vollständig reines wasserhaltiges Tbon-
erdesilicat, indem Carbonate von Kalk, Magnesia, Eisenoxydol, die
sich durch Brausen mit Säuren zu erkennen geben, sehr häufig
innig damit verbunden sind, und Beimengungen von gröberm oder
feinerm Quarzsand sich mich nicht selten finden, ebenso wie Glim*
merschüppchen und Kohlenstäubchen manchmal seine Masse ver-
unreinigen. Durch bituminöse oder kohlige Stoffe erscheinen die
Thone braun oder schwarz gefärbt. Die chemische Zusammen-
setzung weicht, die Verunreinigungen abgerechnet, im Allgemeinen
nicht sehr von der der Kaoline ab. Phipson (Chemical News VII.
210; N. Jahrb. f. Min. 1864. 363) fand in verschiedenen Thonen
mehr oder weniger grosse Mengen von Yanadinsäure ; so im Lon-
donthon 0.023 und 0.056 pct. ; in einem Thon des Gault aus Sussez
0.06 und 0.07 pct., in einem weissen Thon aus Belgien 0.03.
Huber wies auch Yanadinsäure in Thonen der Lindener Mark bei
Giessen nach (Annalen der Chem. u. Pharm. CXXX. 365).
I. Thon von Pöchlarn in Oesterreich nach v. Ferstl; IL ThoD
von Bendorf; III. von Grenzhausen in Nassau nach li. Fresenius;
lY. Blaugrauer Tegel von Inzersdorf bei AfVien nach E. v. Som-
maruga, Jahrb. d. geol. R.anst. XVI. 1866. 60.
I. II. III. IV.
50.14
13.18
7.62 Fe
3.85
0.50
0.89
5.14
_____ 12.28 Glühv.
99.56 99.68 99.93 93~6Ö
IV enthält noch: Schwefelsäure 0.73 ; Kohlensäure 4.81 ; Chlor
0.007; von Manganoxydul und Phosphorsäure Spuren.
Kieselsäure .
. . 62.54
75.44
68.28
Thonerde .
. . 14.62
17.09
20.00
Eisenoxyd .
. . 7.65
1.13
1.78
Kalk . . .
. . —
0.48
0.61
Magnesia
. . —
0.31
0.52
Kali . . .
. .
0.52
2.35
Natron .
. . —
—
—
Wasser .
. . 14.75
4.71
6.39
Thon. $18
Unter den aocessormchen Bestand tlieÜen sind Krystatle und
Krystallgruppen voo Eisenkiei, Strahlkies und Gypa asu erwähnen;
Sphärosiderit, Thoneiöeiigtein und kalkiger Mergel erscheinen oft
in Form von Knollen und Nieren. Der Tlion führt Schwefel bei
Aosta in Piemout und Girgenti m Sicüieiif Realgar und Auripig-
ment zu Tajowa in Ungarn^ Aluminit :su Auteull bei PArifi.
Petrefacten finden s*ich in manchen Thouen reichlich und zwar
in verhältnissraässig schönen und sehr wnhl erhaltenen Exemplaren^
während wiederum andere Thone sich als vollfttündig foagilfrei ein-
weisen. Schicht iiug ist hei den reinem und einfarbigen Thonvarie-
täten wohl nni' selten deutlich xu beobachten, dio bunten Tboii©»
sowie die dureh Quarssköruchi-'n und 0] im »ler Schüppchen verun-
reinigten lassen dagegen oft eine mehr oder weniger vollkonim^ne
Schichtung erkennen.
Man pflegt eine Anzahl von MengungsvarietÄten der Hioiio
zu unterscheiden^ von denen die wichtig^ton aind:
E i s e n s c h Ü a fi i g 0 r Th o n mü einesm grosMem Elseuoxyd-
oder Eisenoxydrat|^eha!t, daher ockergelb oder rothbratin, manch-
mal mit QuarzBsuid vermengt.
Glimmer reicher Thon mit vielen wetB»en »arten Güm-
merschüppchen geniengt, wodurch nicht gelteot wenn sie annrdiernd
parallel vertheilt sind, eine Art von Bchieferiger Textur Uörvorge*
bracht wird.
Töpferthon, weich, sehr zähe, mit sehr fein TertheUlem
Quarzsande, brennt sich im Feuer roth-
B i t u m i n <j B e r T h f) n oder ulminrejcht?r Thun^ bläulichgran,
schwiirzlichgrau bis Bchwar^, gänzlich durch drungfm mit hilumi-
nösen Stoffen ; hleieht laaerst beim Glühen und brennt fleh dann
gelb oder roth; namentlich in der I^ettenkohleühildting d*.T Triai*
fonnation, auch in Verbindung mit Braunkohlen im Tertiär.
Salzthou (v, Humb., argile salifere), ein sehr bituininö«er|
(lunkelgrauer bis Hchwär/licher, mit Kochsalz im{trrignirter Thon,
welcher vielfacli von Fasergyps und Anhydrit durcbssogen ist ; das
Steinsalz enthält er auch in Form von Körnern, Neatem und Trü-
mern ; er begleitet die Steinsakahlagerungen, nanieutlich die des
Muschelkalks, und i«t besonders mit Anhydrit vergei?t.»l behaftet, mit
dem er entweder wech«ellÄgert oder stück- und brockenweise auf
das innigste verbunden i^t (llaUtrde von Sulz un Neckar). Nach
1
614 Alaunthon. .
Schafhäutl enthält der Salzthon ausser dem Thonerdesilicat (Si =
45.50, AI = 15.00) noch Magnesiacarbonat in verhältnissmässig
grosser Menge (26.56) (weshalb Schafhäutl den Salethon einen
Bittererde-Mergel nennt), etwas Schwefeleisen und Schwefelmangan,
ein Paar Procent Bitumen (2.35) und noch weniger Kochsalz (1.06),
daneben ist er bisweilen reich an Diatomeenresten (Ann. d. Chem.
u. Pharm. LT. 1844. 261 u. N. Jahrb. f. Min. 1850. 706).
Alaunthon (Alaunerde, Vitriolthon), vollsttedig impragnirt
mit, dem Auge nicht sichtbaren ausserordentlich feinen Theilchen
von Schwefeleisen und Bitumen, daher schwärzlichgrau bis schwarz,
meist zum schieferigen geneigt und leicht an der Luft zerfallend.
Durch Oxydation des Eisenkies zu Eisenvitriol wird Schwefelsänre
frei, welche den Anlass zur Bildung von schwefelsaurer Thonerde
gibt. IT. Müller zeigte, dass der Alaunthon ausser dem Schwefel-
eisen noch freien Schwefel und huminsaures Eisenoxydul in allerfeinster
unsichtbarer Vertheiluug enthält. Der Geschmack nach Alaon tritt
im frischen Zustand nur schwach, beim Liegen an der Luft, wenn
die Vitriolescirung fortschreitet, stärker hervor. Der Alaunthon ent-
wickelt vor dem Löthrohr auf Kohle schwefelige Säure und brennt
sich roth, mit Wasser kann man den Eisenvitriol- und Alaunge-
halt extrahiren.
L
n.
m.
Kieselsäure . . .
. 45.30
40.00
60.88
Thonerde ....
10.80
16.00
11.35
Magnesia ....
— ■
0.25
0.46
Schwefel ....
3.94
2.85
—
Kohle
5.95
19.65
7.25
Flüchtiges Bitumen
—
—
3.78
Eisenoxydul .
5.50
6.40
5.1 5 (Fe)
Mangauoxyd .
0.60
Spur
—
Schwefels. Eisenoxydu
l 5.73
1.80
0.02
Schwefels. Thonerde
. 1.20
—
0.16
Schwefels. Kali . .
1.75
1.50
0.05
Schwefels. Kalk . .
1.71
1.50
0.53
Chlorkalium . . .
0.35
0.50
0.02
Wasser
16.50
10.75
10.27
Schwefelsäure . . ,
0.47
—
—
99.80 101.20 99.92
Thone. fl$
I. Alauntbo« vom PütKbflrg bei Fneidotf unweit ßoim. Berge-
mann in Nöggeratbs Gebirge ycjii Rheinland -Wfwtphälen IL ZW,
n. Alauntb-m voü Freieuwalde an der Oder. KUproih Bei-
träge IV. 257.
in. Alauneide vun Bockup in Mecklenbiu'g oaeK Kberbard,
Der Alauntbnii bildM Ablagerungen namentlich in der Braun*
koblenformation, gewöhnlich die BrÄHükohlenflötKe begleitetid und
das Hangende dersolbeii bildend, %. B» bei Freienwalde, Scher meimel
und Gleissen in der Mark Brandenburg, bei Bockup (49 Fubb mäch-
tig) und Loosen (>^7 Fusa mächtig nach Brückner) in Mcickleüburg,
bei Friesdorf und an der Bardt bei IJeuel unweit Bonn, bei Alt-
sattel in Böhmen.
Vgl. H. Müller. J jurii. f. pract. Chem. U%. 1853. 367.
Zeitschr. d. d, ^eol. Ges. IV. 842, 345, 443.
Septar ienthon i^t dn au kalkigtbomgen und tnergeHgen
Nieren (Septarien vgl, Bd. K 83) reicher Thoii^ namentlich häufig
in der Braunkohl euformation, 2, B. bei BeiTnsdorf nnweit Berlin^
bei Buckow, bei Gorzig unfern Küthen«
Die Thone haben vorwiegf^ndt* Eutwicktiing in den miiÜeru
und jungem Fori iiatio neu gefuiideu ; man kennt zwar auch schoQ
Thone im Bereich tler ältesten Formationen ; bo bildot blauer Tbon,
ganz ähnlich dem tertiären, miiehtige Ablagerungen in der UJitern
Etage des Silur der Umgegend von St. Peterabtirg und Reval;
auch die russische Steinkohlenformatton (^. B. im Basal n von Mos^
kau, an der Prik-^rhii und Ivrupitxa nach Eichwald) eulbUll ge-
wöhnliche Töpferthorie imd v, Lidl urwälmt m&chtigo graua Ihoue
als Glieder der Hteinkohlenlurmätioii uü bühmijicben Baaiiin vod
Pilsen. Es folgt • ini> Auf74ihlung oinigr^r» in strÄtigraphisnher Hin»
sieht unterschiedcimr ThunablagrniDg^n :
Turneri-Thon mit Ajumomte» Turned Ziet» im oiitem Liai (ß)
Schwabens.
Oxynotus-Thon mit Ammoiuio» oieyaotua Quotift, im uüt«im IJan
(ß) Schwaben»*,
Amaltheen-Thon mit Amnionitas iimaltheni Schi* itn mitikTo lÄ&»
(()) Schwabeiit*,
Bradford-clay in Wiltsbire tum eugUiehen Gre<it OtiUte» der obtm
Etage des Low«r Üolite gth^rend.
Oxford- clay zum engliacheu Mtddlfi OoUte gehörend.
610 Thone, Walkerde.
Kimnieridge-clay, unterste Abtheilung des eDglischen Upper Oolite.
Opaliuus-Thon mit AmmoDites opalinus Rein, im untern branneh
Jura (a) Schwabens.
Ornaten-Thon mit Ammonites omatus Schi, im obem braunen
Jura (c) Schwabens.
Wealden-clay, oberstes Glied der englischen Wealdenfonnation.
Gault, ursprünglich aus Cambridgeshire stammende Bezeichnang
für eine Thonablagerung unter dem Upper greensand.
Speeton-clay, zur untersten Kreide in Yorkshire gehörig, haupt-
sächlich dem Gault entsprechend, aber auch neocome Fos-
silien enthaltend.
Ilils-Thon zur subhercynischeu Neocombildung gehörend.
Londou-clay i . _ _ _ ,
> im eocänen Londoner liecken.
Barton-clay i
Tegel, Thonbildung im miocänen Wiener Becken.
Walkerde. (Werner.)
Walkererde, Walkthon, Füllers earth, Argile smectique.
Eine grünlichgraue bis ölgrüue und olivengrüne, bisweilen auch
weissliche, gelbliche oder brüunlichrothe, sehr weiche, fettig an-
zufühlende thonartige Masse, manchmal mit verschiedenfarbigen
Wolken, Flecken oder Streifen; der Bruch ist uneben oder flach-
muschelig im Grossen, feinkörnig, erdig oder splitterig im Elleinen;
die Masse ist matt , im Strich oder beim Reiben mit dem Fingeir-
uagel glänzend, klebt nur wenig an der Zunge und zerf^lt im
Wasser leicht unter Ausstossung von Luftblasen zu einer breiarti-
gen, aber nicht plastischen Masse »wie ührsand* ; saugt sehr be-
gierig Fett und Gel ein, worauf ihre Anwendung zum Walken der
Tücher beruht. Das spec. Gewicht ist 1.8 — 2.2.
L
n.
IlL
Kieselsäure . .
53.00
48.50
57.10
Thonerde . .
.10.00
15.50
31.85
Eisenoxyd . .
5).75
6.50
—
Magnesia . .
1.25
1.50
2.62
Kalk . . . .
0.50
0.50Mn2O —
Wasser . . .
24.00
25.50
7.28
Chlornatrium .
0.10
Spur
—
98.60
~ 98.00
98.86
Wftlkord«, Lehm. ßl7
I. Walkerde von Eeigato m Eu^ltiod, Klaproth Uflitrftgo lY.
334. II. Walkerde von Niniptäch in Schlesien, KlaprotU islitaidiiii«
III. Walkerde von MaxtoQ nach Thotoäon.
Die Analyse von Thomeon weicht sebr nh toö I und II ; die
Klaprothschen Walkerdon sind sehr thotiArm ; cünsiiint sflieiut
der kleine Magnt-siagehalt der Walkerde 2U «ein.
Bei RossweJn in ^acb^eti bildet Walkerdc c^ine AUhigeruug
in der nächsten Umgebung des Gabbro und schon Werüer wüsstc»
dass sie nur ein Zereeü£uiig§praditct d©i 'Grünsteinachider«* ist.
Auch bei Rieger^dorf in Hcblceien begleitet Wttlkc?rdt? dtju Gabbro»
Reifenstein bei Tillj in Steiernmrk , wahrBcheinÜch hi*?r obf^nfall«
ein Zersetzungspiodnct baiiischer (iesteine.
In dem englischen Low er Oolitt* lagrrt. /wi»chen dpm rnferior
und dem Great noLite eine Thdnbildong^ welche untc^rgtHtrdnöl«
Lager von Walkerde enthält , didier dit* gÄtwsts BildiuiK untei' dein
Namen Füllers earth hegrißTeii wird; die beste üadet steh «a
Nutfield bei Reigate in Surreyi bei Mnidat^me in Kent, bei Wo-
burn in Bedfordahire.
In der Tun^nbildung erscbetut Wutkerde hei Moi^snet nnfoni
Aachen und in der Uiugegend TOQ Yerfl6iri Iti ßelgien.
Der Lehm i^t wcÄcniliph alu ©in Thon xu botrarhtpu, d«tr
durch sehr feinen t^unnsöund, ancb wolil dnrcb kolüeiiJ»aurefi Kalk
verunreinigt, und durch Kig^iioxjdhydrat g*-färbt iat; ßlininif^F-
stiiubchen sind eb^nifEill!« nicht «elteiv mit der Tht^timaisse gcfmengt*
Damit steht im Zusiiinim'nbang dit^ gej blich graue bis dckergt^llMi
oder braune Farbts des Lobint« die gctringirn? Unf tlxirktnt uti der
Zunge, die sandige: Bp^Rhaßenhmi mnner MAtme, welche «ich ma*
ger und rauh anlühlt., lünen ghinrAof^en Strich b^slt^t und i^ich aiioh
beim Reiben mit dem Fingcrnagd nicht giüttcL IhfV Lohm nimmt
l)eträchtliche Mengen Waswen* in sich auf imd hüH Mio ffjit; im
feuchten Zustande int pr xwur m\v\x knotbiir , be^it/t abi^r diich
nicht dieselbe Pl.tMticitilt, wie der Thon* Im Fernn* brennt er sich
zuerst roth und Nt^hmil/.t dann mit grfiHJWTür oder geringerer I^eich*
tigkeit zu einer blaiiUchgraiKsu ndrr lübwäncau Schlaüke,
Den Lehm . wi^trher einen (tebalt nn kohli^nnaiirem Kalk bf^
sitzt, hat man-Löi^s gmiannt; nr hranai mrbr fKi<*r wmiig«r stark
mit Säuren.
618 Lehm, Löse.
Sehr häufig sind in dem Löss, länglich, rundlich oder eigen-
thümlich gestaltete Coucretionen von Kalkmergel, die sogenannten
Lösskindchen, Lössraännchen, Mcrgelkindchen (vgl. Bd. I. 83), die
oft im Innern stark zerborsten sind. Eckige und abgernndete Trüm-
mer anderer Gesteine , auf denen der Lehm sich abgelagert hat,
oder aus deren Zersetzung er entstanden ist, sind oft darin einge-
schlossen. Ijand- und Süsswasserconchylien , Gebeine und Zähne
von Säugethieren finden sich in den Lehm- und Lössablagerungen
verschiedener Gegenden.
Bischof und Kjerulf untertauchten den Löss des Rheinthals
bei Bonn. I. auf dem Wege von Oberdollendorf nach Heisterbaoh. IT.
Löss, welcher unter dem vorigen liegt, liess beim Schlämmen einen
Rückstand von 82.(5 pct. an eisenhaltigen Quarzkömem. IIL Löss
auf der Strasse von Bonn nach Ippendorf (Chem. und phys. Geol.
IL Aufl. L 504).
I.
Kieselsäure . . 58.97
Thonerde . . 9.971
Eisenoxyd . . 4.25 1
Kalk . . . 0.02
Magnesia . . 0.04
Kali .... 1.1 11
Natron . . . 0.84)
Kohlen», Kalk . 20.16 —
Kohlens. Magnesia 4.2 1
Glühverlust . 1.37
100.94
Wie durch den mehr oder weniger beigemengten Quarz die
Kieselsäure, so wechselt auch der Gehalt an Carbonateu bedeutend.
Zu beachten ist, dass innerhalb der Löss-Ablagerungen auch voll-
kommen carbonatfreie blassen vorkommen , wie II ei-weist. Nach
Krockers sieben Analysen von Löss auf dem linken Rheinufer zwi-
schen Mainz und Worms schwankt die Menge des kohlensauren
Kalks von 12.3 bis 36 pct., die der kohlensauren Magnesia von
Spuren bis zu 3.2 pct. (Ann. der Chem. u. Pharm. LVII. 373).
Löss von Pitten in Xicderösterreich enthält nach C. von Hauer
30.68 pct. kohlensauren Kalk und 12.33 pct. kohlensaure Magne-
sia (Jahrb. der geolog. Reichsanst. 1852. 118J.
IL
m.
78.61
62.43
15.26
7.51
5.14
0.91
0.21
3.33
1.75
—
17.63
—
3.02
1.89
2.31
00.00
100.00
Lehm* Lciü, PoTicelkmi. 519
Lehm und Loss bildoii oft mächtige ^ weJt AUBgedehDie , d^
bei meist nicht mit Schichtung versehene Abläg^rnDgca von vor-
hältnissmäsmg gehr junger Kiitstehtiiig in deu llidlrrn oder an den
Gehängen älterer Gebirge, sowie in den IHhivinlubcuen; z. B* in
den Thälem des Jnra, des SchwarK^aldtMi, in den Umgebungen
des Bodens^es; im Eheinthal und deinen f^citentbälern vun Basel
bis über Bonn hinntis lagert der Lüss manchmal in einer Mtiehtig-
keit von mebrem hundert Fuss auf den verBchiedenartig«ten Go-
steinen und steigt, stellenweise bis zur Höhe von 400 Fubs über
den Rheinapiegel an; (über den Lud» des Kheinf} vgl. AK Braun
im Neuen Jahrb. f. Min. 1847. 51 und v. Decheu, gi^ogn. Führer
in das Siebengeb, 402), Auch im Don&uthal in der Gegend von
Linz. Das norddeutsche Diluvium besitssi eboufaUs »ehr muchiige
und weit ausgedehnte Lehmlnger.
Anhangjiweise sei bei den Thoneu einiger eigentbiiralioher
Gesteine gedacht , welche aich als Producte dar Einwirkung von
Kohlenbränden, ak verbrannte, gefrittete und verschlackte Thone
und Schieferthone daritellen.
Po r 2 e IIa n i t , P o r £ e! 1 a n j a s p i ».
Eine lavendel blaue, perlgraue, aschgraue, gelbliche bis bräun-
liche, röthlichgraue bis ziegelrothe, oft mit gefleckter, geilammter^
gewölkter, gestreifter Farbenzeichnung versehene, bald dickschiefe-
rige, bald mas^ige^ zerborstene und zerrfsseoe Steinmasäe von biji^
weilen schlackenäbnlicher Beschaffenheit; matt oder nur &cbwach
fettglänzend , undurchsichtig oder sebwach an den Kanten dm*ch-
scheinend, mit meist muscheligem Bruch, Vor dem Löthrohr be-
deckt der Porzellanit sich mit einem etwas lichtem Bchmeb und
fliesst mit Natron zu Glas.
Die schieferigen Varietilt-en enthalten mitunter sehr schone
und deutliche Pflanzen abdrücke^ Die Poi^zellanite sind selten deut-
lich geschichtet , meist besteben ihre »uro Thuil mächtigen und
ausgedehnten Ablagerungen aus regellos üb«ireiuander geschütteten
oder etwas zusammen gesinterten Stücken*
Die Por2ellnnite sind, wie bereits bemerkt, Thone und Schie-
ferthone, welche durch den Contact mit brennenden Kühleuflötzen
metamorphosirt wurden» Producte von brennenden Steinkohlen-
Hötzen sind die Porseltantte von Duttweiler bei Saarbrücken, von
Planitz und Zwickau in Sachsen » Braunkohleubrände haben die
^
J
620 Basaltjaspis, Tschernosem.
Porzellanite von Aptorode in Kurhessen, von Lessan unweit Cark-
bad, sowie die der Umgegend von Bilin, Teplitz and Kommotau in
Böhmen erzeugt (vgl. A. E. Reuss, Umgebung v. Teplitz u. Bilin
1840. 119).
Der ßasaltjaspis (Systyl Zimmermann), ist ein durch Ba-
salt umgewandelter Schiefertbon oder mergeliger Sandstein, eine
undurchsichtige, harte, perlgraue, lavendelblaue, auch gelblich-
oder schwärzlichgrauc IVIasse mit etwas muscheligem oder etwas
splitterigem Bruch, die durch Klüfte in unregelmässige, scharf-
kantige Stücke zerfällt. Der Basaltjaspi» scheint das Product der
Einwirkung des heissen Basalt auf angrenzende Gesteine oder um-
schlossene Bruchstücke von schieferthonartiger oder sandsteinartiger
Beschaffenheit zu sein. Ausgezeichneter Basaltjaspis erscheint nach
Nöggerath als das 4 — fi Fuss mächtige liegende Saalband eines im
Grauwackengebirge aufsetzenden Basaltgnnges am Komsteinchen
bei Liers an der Ahr (Gebirge in llheinl.-Westphalen I. 109). An
der Goldkiste, bei der Gierswiese und andern Punkten im Sieben-
gebirge findet sich Basaltjaspis als Einschluss im Basalt, ebenso an
der Stoffelskuppe bei Eisenach, am hohen Parkstein bei Weiden in
Bayern, am Wartenberg bei Donaueschingen, wo der Liasschiefer
zu Basaltjaspis geworden ist, in dem noch organische Ueberreste
zu erkennen sind, am Borat scher Berg in Böhmen, wo der Basalt-
jaspis vollkommen dem Porzellanit gleicht.
Zu dem Basaltjaspis sind wohl auch jene im Aeussem kiesel-
schieferähnlichen oder hornsteiiiähnlichen Massen zu rechnen, welche
man manchmal im ContAct mit Basalt findet , z. B. bei Danbar in
Schottland, bei Duntulm Castle auf Skye, am Vorgebirge Portmsh
in Irliind , sowie jene von Dana als chert bezeichnete blaue Masse
vim hörnst einähnlicher Beschaffenheit , in welche durch einen Ba-
saltgang auf weite Erstreckung hin die Thonschichten der Stein-
kohlenformation am Hunter -River in Neu-Süd- Wales umgewandelt
sind (Ani.journ. of sc. XLV. 115). Manche dieser Massen scheinen
indessen ihre Ausbildung mehr einer Verkieseluug als einer Frit-
tung zu verdanken.
Tschernosem (Schwarzerde).
Eine schwarze, feine Erde mit 6 — 10 pct. organischer Sub-
stanz (nach Ehrenberg auch viele Phytolitharien und einige Dia-
tomeen enthaltend), welclie in ungeteurer Yerbreituug im centra-
len und südlichen Husslaud abgelagert ist, und sich bis über den
Ural in das südliche SiViirieii bineiüzieht, stelleüweiso 20 Fuss Mäch-
tigkeit erreichend, und bia weilen Hohen von 400 Fues über den
Thalsohlen bedeckend. Nach Ruprecbt ist diese Bildung nichts wie
man gemeint hat, ein alter SeeÄcblamni, denn es felilen alle Spu-
ren von Meeres cüucbylien, mikroskopischen Polythalimten und Pü-
lycistinen , ebenso dio marinen Bacillarieii , ist auch nicht durch
Austrocknung und Verwesung von Torfmooren en tatariden, sondern
eine Art Rasen erde,
Zusammensetzung des TschernoBem : L unmittelbar nuter dem
Rasen ; II. vier Werschok tiefer ; III. uumittaibar über dem Unter-
grund ; sie bestehen unter dem Mikmskop groastentheila ftus iinre-
gelmässigen unkrysttt Hin lachen Tln^ilchen farbloser MinerabnbstanK
von höchstens 0.04 Linie Durchme^Bt^r, autt braunen H um ns flocken
und aus Stäbcboii , wie es scheint, jsu Ehrenbergn Phytolitlmrien
gehörend (E. Scbmid, Bull, de St. Petersboorg 1849, VlII. UU i N.
Jahrb. f. Min. 1850. 350):
1. IL HL
Hygroskopische» Wasser,
bei 115^ C. verflüchtigt
3.81
3.32
3.2G
(Harzgehalt
0.018
0,032
0,020)
Humose Bestiindtheile, d<»ij
letztern einbegiiffen .
12/Ul
8,29
5.73
Mineralbestandtheile . .
84J13
HHJ8
91.01
1
tOCJ.OO
99J»!J
100,00
neralbestaruUheile »ind;
I,
II.
IJL
Kieselsäure u. Silieiit ,
93JT
94, Oß
94,8S
Thonerde , . * , .
1.29
2,39
1.80
Eisenoxyd
2J0
2.33
2.95
Manganoxyd ....
0.16
0.04
O.Ol
Kohlensaurer Kalk •
1.40
0.88
0.43
Kohlensanre Magnesia .
K09
048
0.38
Phosphornäure , . .
0.07
—
—
Kali ......
0.21
0,27
0,31
Natron ..,..•
0.08
0-U
0.12
100.77 lOOJß 100.85
622 TBohernosem.
Hermann, Journ. f. pr. Chem. Xu. 1837. 277.
Ehrenberg, über die mikroskopischen Bestandtheile des Ttcher-
nosem, Monatsber. der Berliner Akad. d. W. 1850. 268. 364.
vgl. Neues Jahrb. f. Min. 1852. 344.
Murchison im Philosoph. Magaz. Januar 1843.
Wangenheim von Qualen, Bull, de Mose. (2) XVII. 1854. 446; da-
raus im Neuen Jahrb. f. Miner. 1856. 74.
Petzholdt, Bull, de TAcad. de St. Pctersbourg 1850. IX. Nro. 5 und
Journ. f. pract. Chem. LI. 1.
Ruprecht, Journ. f. pract. Chem. XLllI. 1864. 385.
Reg*i«iter.
Absonderung 1. 98
Accessorische Bestandmasse ti 1, 7
Accessorische Gemengtheile L 5
Acidite I. 451
Actinolite-slate I. 305
Adern I. 92
Adicrsteine II. 577
Adnether Kalk I. 222
Adulargneiss II. 421
Adulargranit I. 496
Adularprotogin I. 496
Aktinolithschiefer I. 305
Alaunerde II. 614
Alaunfels II. 554
Alaunschiefor IL 606
Alaunstein II. 554
Ajaunthon II. 614
Alberese I. 224
All)it 1. 24
Albitgnciss II. 422
Allgovit II. 296
Alpengranit I. 490
Alteruptive Gesteine I. ^47
AUim-shale II. 606
Ainaltheenthon II. 615.
Amas 1. 152
Anipelite alumineux II. 606
Anipelite ^raphique II. 600
Aniphihul I. 38
Amphibolit I. 303
Amphihülitschiefer I. 304
Amphilojritschiefer II. 453
Ainphotere graue Gneisse 11. 121
Ainygdalüidische Textur I. 70
Anivjrdalophyr II. 37
Analeimit II. 286
Anameait II. 279
Anamesit^a^a II. 299
Andesin I. 26
Atidt^Biii IL U'X 206
Aiidü!«it-ßim»lo)n IL 244
AiicIci^Hlftv« IL 2tL 2l\i, tdO
Atjd<,Hii.{lbaidtftn IL aiO. ÜM7
Ait}^iiliitu*'Saudiitcin IL 5S7
Anhydrit L 206
Anliyilrtiu« gypBuin L 26Ö
Anortbit I 2ü
AnaHhii^Äugitgeiikui U. 133
AT*c»nbh|i£0»l<iiiie 1 445*11 133 SIT
A n (I rt 1 a t JI oni h U* iid<?ge8 ti^in I ! * 133
AnthrftiTit L H55
ATithrftkonit L ^03 IL UOÜ
Antiklinor 8chjebioiiba\i L 1S3
Aphamt IL 7, II
Apb nni i mflü dcl »r t ei n IL
Ajtbwniiporphyr l! 8SJ
Aphiinit/»c!lürfrr IL IX %
VpbiitutwEtckji* IL 9ö
ApUt L 495
Aptyf!bL«iikHik L 22S
AmiaUiikalk L 22"i
VrdiMP^ü IL 4«i4, m$
\v/iiv. pltixtt4«<* IL 611
Arsih' Niibfriy IL 613
Ar^tli! ^cbihttJUHt} IL &i$
Ar(?]IUto IL ri99
Arjrilüpbyr L ft»13
Äriete«k4ilk L 22**
Arküso IL f*2ti
ĻUburiiKiim*Kalk L
AtiphuU L •101
Aifp)uihftiudKt<!iti IL
AnhirUitikülk L 22 '4
Aii^yu|^ut.'ijii IL 414
Aiigt*ni*U^iü<i L
Aiif^it L 36
A»gi^A[idr«tt IL *J3l
Augitf^U L mi
Aiigilpoilplijr IL 90
Ajiii««i?3r*&Ik«tokii L 220
624
Register.
Backk«»hle I. 367
Jiactrvllieiischirfer I. 258
Bftggertorf L »09
Bagäot Sand II. 588
BttDdporpIijr I. 546
Burton-clay 11. 616
Bftpytg^oateNi I. 276
Basalt II. 282. 399
Baflaltbrcceie I. 557
BaBaticönj^loTner^t II. 557
BasftJtfamilie IL 141. 273
Bflflallieicher (fi-ünsteiii II. 280
Basalt it II. 40
Basaltjaspis IL 620
Basaltlava IL 299
Badaltniaadt^lstcin IL 296
Bajsaltobsidian IL 303
Baaaliporphjr IL 296
Basahtuff IL 557
Basaltwacke IL 297
Basuiiit IL 282
Basische Gesteine I. 451
Basitr L 451
Bastit IL 136
Bastkohle I. 391
Haulit L 25. IL 154. 163
Bauschanalvse I. 413
Bein])ri(lge-*kalk I. 224
Beresit 1. 496
Bergkalk I. 220
Bf^rKiiichl I. 299. 301
Bergöl 1. 406
Bergtlieer I. 406
Himstein IL 242
Biinsteiueunglomerat IL 548
Bimstj'iiiporphyr IL 244
Himstcinsand IL 553
liiuist(,iiituü IL 549
Bsotitporphyr L 550
m^^\u" -'U.1 I. 404
Bituminöser Kalkstein L 211
Bituminöser Mergclschiefer I. 255
Bituminöses Holz I. 391
Bituminous flagstone L 4(^7
Bituminous slialo I. 407
Blackband I. 347
Black ve^-Kl^lk^ ein L 220
Blättcrkohle 391 ^ .
Blättcrsandstein IL 588
Blasige Te.xtur I. 69
Blatte Hein L 96- 98
Blfiitt^r^t^mscUietVr IL 536
Blauschiefer IL 461
Bh^gnv-Kalkstein 1. 221
Bügliead-Kohle I. 366
Bog iron ore 1. 339
Bohnerz L 342
Bonebed IL 521
Bouteillenstein IL 241
Hradford clay IL 615
Brandscbiefer I. 407
Braniker Kalkstein I. 220
BmiineijieTisteiu I 338
Braunkohle 3^7
Brnitnkobletif^iitidBiem II. 588
Brecciato di Serravezza II. 519
Breccien I. 72
Brecciole IL 559
Bri i's ist. ■live I. 85
Hrown-coal I. 387
Buhrstone I. 281
Bnutsandstcin IL 587
Burlington-Kalksiein I. 221
€.
(•akinif coal I. 367
Calcaire 1. 193
falcaire bituinineux I. 211
Calcaire compacte I. 204
Calcaire grossier I. 210.224
Calcaire houiller I. 220
Calcaire lacustre I. 216
('alcaire saccbaroidc I. 195
Calcaire silicieux I. 208
Caldpbyr I 199
(irnii^- M'dle coal I. 365
( aprinellenkalk I. 223
Caprotincnkalk I. 228
Caradue-Sandstcin IL 586
Carboniferous limestone 1. 220
Carnallit I. 191
< I IL 520
(/arvoeira IL 325
Catawbirit L 351
(^askill-Sandstein IL 586
Canda-galli-Sandstein IL 586
(Vrithienkalk L 224
'«rithicTi-SatitUtein IL 588
('halk 1. 216
( Imssignit IL 331
Cbtiux »ulfut« <' I. 259
C ha zy- Kalk» tu in I. 220.
(■h«rt 1. 620
rhiastolifhechiefer I. 516. II. 472
China-clay IL 608
Chlorit I. 45
Cbluritgiinimt^rsehiefer II. 453
CbloritgneisH IL 421
ChloritoidHcbiefer L 313
Chloritosclmte L 310
Chloritscbiefer 1. 310
Chlorittopfstem I. 315
Chronidolomit I. 242
ChromeLAenetain I. 321. 861
Kegister.
625
Cipollin I. 199
Clav II. r,ii
Clay-slate II. 599
Cleavaj^e I. 114
Cual I. 301
Compacte bitumen I. 404
Concordante Lagerung I. 134
CoiuTction«.'!! I. 81
Confcrv.'ntorf 1. 398
Conglüirn'rat I. 72
(oral rag I. 'J22
Cor.iiorit I. f.Ü
Conlieritfrls II. 330
Cordioritgneiss II. 421. 444
Coidieritgranit I. 497
Curnl)ra^^h I. 222
Corneomic I 517
Cornifcroua liniestono I. 220
C«.rnnl)ianit 1. 510. II. 418
Coronateiikalk I. 222
Corsit II. 133. 320
Custateukalk 1. 222
Coticule II. ()00
Coulc'f's I. 145
Crai(* 1. 210
Craio cliluritee I. 218
Craio jaune I. 217
( raie minacee I. 255
Crai.' tutVeau I. 218
Cross stratification I. 120
Cuhiikalk^tciii I. 221
Ciilinsandstcin II. 586
Cyaiiitfrls II. 328
Cv]>ri«liiions('liiof«'r II. 603
( yr«*noinnerg«'l I. 259
D.
I)a(;hscliief('r II. 470. 599
l)aclistciiik:ilk I. 221
Dacit II. 1(J9
I)uinou!-ii I. 44
DaiiKun ils(;liiefer II. 448
Dav.M-ikalk I. 222
Deckrii 1 142
ht-is erKaiH.ls^ttnn II. 587
D.lrssitiiM'lai.liyr II. 47
l>.'sin.,sit IL 477
Uial.as II. 7S
l)inl):»sM|,lianil II. 94
ni:ilKi>br('(;ci»' II. 533
DiaLasCMiicrloiiiLTat II. 533
Dial.asmaiHk'lst.'iu II. 100
I>ia))asporpliyr II. 83
l)ial.;i<sclnerer II. 95
DuibastulV II. 535
Diagonal stratification I. 120
Diaklas II. 130
Dmllag I. 37. 11. 112
Zirkel, Petrographle. I.
Diall&g'roßk IT. 110
DialytiHche Ge^^teiiTe I. 80
DiatojDoeDpelit I. 299
Dice ras 'Kalk 1. 222
Dichroit I. 50
Dichroitfels II. 330
Dichroitofneiss II. 421
Dichte Textur I. 57
Differensdrung der Eruptivgesteine
Diorit II. l
Dioritaphanit IL 7. 11
Diorite globulaire IL 133
Diorite micacee IL 5.
];>Luril[M4t pbv^ IL 11 .
DiorUsfhiefcr IL 12
Diphyenknik I. 223
Dipyrscliiefer II. 474
Discordante Lagerung I. 134
Discordantc Parallelstructur I. 120
Disthenfels IL 328
Ditroit I. 595
Dogger IL 587
Dolerine I. 319
Dolerit IL 273
Düleritlava n. 299
Dolomit I. 234
Dolomitasche I. 239
Dolomit breccie IL 521
Dolomit cuDglomerat U. 521
Düloraitglininierschiefer IL 463
Dolumiti^chärKalks^ieiü I. 208. 235
Dolonrittiiergel L 254
riijlomiUäTid IL 522
Domanik L 408
Domit IL 173
DracWnfeUer Traehyt IL 182
Duckstein IL 550
Dunit IL 330
Dykes I. 136
Dysodil I. 299. 392
CS.
Earthy brown coal I. 390
Egeranschiefer IL 463
Eifeler Kalkr^tebi L 220
Eindrücke in (leÄcbiubeu I. 73
Einfache Gestmne l. 4. 174
Einfallen der Schichten I. 113
Eis I. 175
Eisenglanz I. 336
EiHengUmmergneifis fl. 422
EisengUinmerftcliiefer I. 335
Etsengranit L 49B
Ki -t^^ :iM:-t.-iri I. 209
Eisenoolith I. 340
Eisenrogenstein I. 340
Eisenspath I. 344
40
626
Register.
Eklogit n. 327
Elaeolith I. 32
ElastiHchcr Sandstein II. 482
Elvan I. 540. 541. 558
Encrinitenkalk I. 221
Enstatit I. 'SS. II. 333
Enzcsfelder Kalk I. 222
EpidoKit I. 308
Epidot I. 47
Epidotgranit I. 496
Erbsenstein L 213
Erdige Braunkohle I. 390
Erdkühle I. 390
Erdöl I. 406
Erdpecli I. 404
Erlunfols I. 309
Eruptivgesteine 1. 154
Erzgesteine I. 335
Esinokalkstein I. 221
Eukrit II. 133. 135. 318
Eulysit II. 335
Euphotide IL 110
Eurit I. 533
Eurite porphyroide I. 530
Eurite schistoide II. 439
Euritporpliyr I. 530
F.
Fältclung 1. 61
Failles 1. 135
Falsche Schieforung F. 114
Faltenglimnierschiefer 11. 450
Fasergyps I. 260
Faserkühle \. 360
Fasertorf I. 399
Faults I. 135
Faxöe-Kalk I. 224
Fcldspathe I. 19
Feldspathfreic Massengosteine II.
321
Feldspathgcstcine I. 440
Feldspalhporphyrit II. 29
Feldspathpsammit 11.526
Fcldsteinporphyr i. 530. 533
Felsit I. 533
FelsittV'ls 1. 563
Felsitpechstein I. 567
Felsitporphyr I. 530. II. 380
Felsit })or})hyrhrcccie 11- 526
Felsiti)ürphyrconglüniorat II. 529
Felsitschi«-fer 1. 283. 566
FelsiltufV II. 530
Fer üxydiite cjir])onate I. 344
Feuerstein 1. 291
Filons I. 136
Fiorit 1. 296
Firneis I. 175
Flamm jndülomit 11. 241
Flammenmergel I. 259
Flaserige Textur L 61.
Fleckenmergel I. 258
Fleckenporphyr I. 547
Fleckschiefer I. 516. II. 474
Fliut I. 291
Flintconglomerat 11. 518
Flintschiefer II. 603
Flötz I. 114
Flötzgrünstein 11. 273
Flötzleerer Sandstein II. 586
Flügsaud II. 593
Fluolith I. 571
Flussspath I. 192
Flysch II. 463
Füliated coal I. 365
Foliation I. 114
Forellengranulit II. 442
Forellenstein II. 139
Forest marble I. 222
Foyait I. 590
Fraidronit I. 607
Friedrichshaller Kalkstein I. 221
Fruchtgneiss II. 477
Fruchtschiefer I. 516. IL 474
Fucoidensandstein IL 588
Füllers earth IL 616
Gabbio IL 110
Gabbro-Norit IL 131
Gabbro rosso IL 67
Gange I. 136
Gamsigradit IL 217
Gangstöcke I. 136. 153
Garbenschiefer L 516. IL 474
(largasniergel I. 258
Gaskohle I. 367
Gault IL 616
Gekrösestein 1. 266
Gelenkquarz IL 482
TuMnengto Gesteine I. 4
Geneseeschiefer IL 603
Ger)den I. 88
Gerolle I. 73
Gervillienkalk L 221
Geschiebe 1. 73.
Gesteinsüberuäuge I. 94
(ievserit I. 296
Gillstein I. 313
Glanzkohle 1. 35.5. 365
(»larusschiefer IL 603
(ilaswacke IL 580
Glauconie crayeuse I. 218
Glaukonitisehe Kreide I. 218
Glaukonitiseher Kalkstein I. 210
Glaukouitischer Sandstein II. 585
Glaukouitmergcl I. 256
Register.
627
It'tschereis I. 176
liiniiicr I. 41
liiiiiiierdiurit II. 5. 37
liiuiiirr-Fclsitjiorphyr 1. 548
liiimu-rgneiss II. 415. 41i)
limiiirrmeluphyr II. 33. 47
liiiiniL'i-in«Tf]^el I. 255
liiiiiiier-Orthoklasporphyr 1. 602
liinin«;rpurpliyr II. 34
liiiiiiH.'j'pnr|liyni II. 20. 33
lii! iijfi-<iimlstejii II. 598
li iinu'r^flilt*rir 1.448. 509
liiMirior,4Clui»forcMm^lomeratlI.572
linmiersyenit I. 580
limiinTthonscliiefer II. 471
liiniiK'rtrapp I. (>()2. 006
iieiss II. 413. 485
in'is.sl)iei:t'ic II. 572
!ieusci>n{xl<>nierut II. 572
in'iss«rliiiiiiu'r.s(jhiet"or II. 429
iK'issLrnuiit I. 493. 497
iieiss;j^ninulit II. 441
m.'ls:<il II. 425
IKMISS II. 413
'^^:u-Ktvlkst^itJ I. 224
ottluiid-Kalkstoiii I. 220
ran-.it I. H\
rauallVls II. 329
raiiatorlimiiK'rscliiefer 11. 450
raiiatLTiieiss II. 121
i'aiiato^raiiulit II. 441
raiiit 1. 475. 489. II. 337
ranitaiti;ier Vurphyr I. 526
raiiitl)rec'cie II. 525
ianitooii«rl,)iiu'rut II. 525
ianit(.' (los Ualluiis, Gr. des Vosges
I. 491
raiiite ffr^pliupie I. 493
raiiiti'll l 495
raniti' scliisteux, veine II. 413
iaiiit^'"iit'iss 11. 41()
raiiitit 1. 489
ranitu di (iaV)bro II. 110
raiiitniic II. 110
ianit|M»rpliyr 1. 526
laiiular liiiK'>t(me I. 195
ranulit II. 4:19
i:niulity:ii.'iss 11 441
r:tplnc- LTi-aiiiti' I. 493
iMplui 1. :;:.2
rai>liil;^^liimiiersclii<'rer 11. 453
ra|.liit|iii.-iss 11. 421
ra|.liit;,rp:i„lt I. 196
rapliit-^cliirfi'i' 1. 353
raptelitlKMi^cliirrcr II. (>03
IMIUT <iin'iss 11. 422
lauer IVuchyt II. 214
ruulic'^eiidc.-5 II 587
Graustein II. 227
Grauwacke II. 594
Grauwackenschiefer IL 597
Great Oolite I. 222
(ireenrock II. 65
Greeusand II. 585. 588
Greisen II. 321
Gres II. 574
Grestener Kalk I. 222
Griflfelschiefer II. 600
Grobkalk I. 210. 224
Grobkohle I. 365
^iriHic ^ckiL/lyr 11. 7^ 78. 95. 108
GrüTisaud IL 588
GriiiisLindsteiii IL 585
Grünslfiii IL 1. 78. 134. 390
(iriVuäleiiHtftche IL 535
ümnät^inbrt5tM;ie IL 533
GrüuateinuoTjj^kuTiuriit IL 533
GrüiiäiteiiimatulelrttLnii IL 98
Grütisteinpüfpliyr IL 11. 83
Grütiateirisschiofei" IL 95
(triiu.4t<iiijti"achyt IL 214
GruivRteiiituff IL 535
GiiwHü L 409
GuniigeWandstein IL 588
Guttensleinür Kalk I. 221
Gyps I. 259
Gypsmergel I. 257
Gypsum I. 259
llaarförraiger Obsidian IL 240
HäUoflinta I. 564
Ilaidetorf I. 398
Ilalbgranit I. 495
Halbopal I. 290
HalUtätter Kalk L 221
Häloidgest^Hno L 179
Hainiltoriscbit'rer IL 603
Haii^r^'ndöH L 113
Uaselj^ebjrgt- 1. 181
H&Hiingssaud IL 587
IluiipUnn^clKlkatk L 221
Ilauyn i. 35
Hauynfels 1. 595
Ilauynophyr IL 272
Ilauynirachyt IL 273
Havnefjordit IL 224
Ileadonhlll-Sand IL 588
Hebräischer Stein I. 493
Ilemithren I. 199
Hepatit I. 277. IL 606
Ibr bivoriMibn iii'H H. 520
llöluruklhier Schichtenbau I. 133
HierlalK-Kalk I. 222
Hierfjglyphen-l\.vlK I. 223
HiUkalkätüiii L 223
638
Begristcr.
Hilssandstein 11. 587
Hilsthon U. 616
Ilislopit 1. 199
lluilluiiUreeciti II. 520
Hohle Gerolle I. 77
Hokfomiigö Braunkohle I. 391
Hokglimmer&cljiefcr II. 450
Ilülzgneiss II. 417
Holztorf I. 399
lloppors I. 126
Hornblende I. 38
Hornbk'Tide-Atidmt II. 207
Horiibleududioril II. 5
lloniblendffils I. 304
Ilombloiidejfcstein I. 303
IIortibltiidtgtKn^s H. 415. 419
Honiblfudegrwiiit I. 483
Horablendenielaphyr IT. 32. 46
Hornblcndeporphyrit II. 29. 32
Hornblondeschicfer I. 304
Hurnbit iidi ^-vrnit I. 580
Ilornfels I. 516
Hornkalk I. 213
Hornmergel I. 213
llornquarzcünglomerat 11. 517
Honischiefor 1. 282. 11. 188
llornstein I. 287
Hornstcinbreccie II. 517
Iloriisteinporpbyr I. 530. 533
Ilouillo bruiie I. 3S7
lluuille compacte I. 365
Ilouillo feiiilloteo 1. 305
Hüuille f'uligiiiL'Use I. 366
Ilouille grossien.» I. 365
Houille liinoiu'uso I. 390
HouiUe papyriicui* I. 391
nudj!onriver-ScbJi.*fer II. (!03
Hyaline üeshdue F. 4
Hviiloinelan II. 304
Hyalomicte II. 321
Hyalutourmalite II. 323
Hydatogene (iesteine I. 1.56
Hydatopyrof^'one (iestcine 1. 157
Hy})orit II. 123
IlVporstbcn 1. 37. II. 123
Hypt rsthoiiit 11. 123
Hypursthen-Hoi'k 11. 123
Hypersthensycnit II. 123
I.
Jaspis I. 288
JaapisKchiefer 1. 282
IchniUMi I. 122
Imatrasteinc I. 85
lcipreB§a-Kalk I. 222
Inferior Oolite 1. 222
InfuHoriiMimohl 1. 299
Itabirit I. 336
Itacolumit II. 482
Jungeruptive Gesteine I. 447
Jurensismergel I. 258
K.
Kännelkohle I. 365
Kalialbit II. 142
KaHgliminer L 41
Kaligranit L 486
Kalkaphanit IT, 98
Kalkapb»T]itachiefer II. 101
Kalkdiorit 11. 14
Kalkglimmerschiefer II. 461
Kalkiger Sandstein II. 580
Kalkmergel I. 254
Kalknagelfliie H. 574
Kalkpistacitschicfer II. 463
Kalksühähü-in IL 104
Kalksiutcr I. 204
Kalkstein 1. 193
K. II. 518
Kalksteinconglomerat II. 518
KalksteingcröU IL 522
Kalklalkscbiefer IL 461
KHlktlMn«c'}i;,.fr.r IL 463
Kalktrapp IL 98
Kalktuff I. 215
Kaolin I. 500. IL 608
Kaalinsandstein IL 583
KarpalhL*H}'audHi^*iii IL 588
KariiLenit L 266
Kft*<kftHkia-Siindstt*in I. 221
Ktittiitiporphyr L 547
Kelloway^Kock 1. 222
Keokuk-Kulkstoin I. 221
Kersantit IL 36
Kersanton IL 35
Keupermergel 1. 258
Keupersandst^in IL 587
Kieseiguhr I. 299
Kicseligcr Sandstein II. 580
Kieseliger Spharosiderit I. 348
Kieaelkalkflteitt L 208
Kieselmahl 1 299
KiQsekchi«;f^r I. 282
Kteselächieferbre^ei'^ IL 517
Kieselschiff 'iriii^H^nerat II. 517
Kieselsintt^r L :ilH>
Kiescliuff I. 296
Kieserit 1. 191
KiUas I. 558
Kimmeridjiethon IL 616
Kinzijpt IL 330
Kkfltische Gesteine 1. S. IL 514
KlauS'Kalksteiü L 223
Klingptein II 188
Kbppeokalk L 223
Kneuss IL 413
Register.
629
Knistersalz I. 180
Knochenbreccie IL 519
Knochensand II. 588
Knoclienthon II. 521
KnoUenprneiss 11. 414
Knollenstein II. 6lO
Knotenorz II. 583
Knotenschiefer I. 516. 11. 474
Kocb^al pseudoniorphoöen 1. 1^5
K rnerschnee 175
Körniger Kwlk .195
K(i nigt> Ti*x up I. 56
KnlileiieiiOTislHii I. 347
Kirli t'ijc^ostenif" I. 351
Kolilenkalkstein I. 220
Kohlenscliiefer IT. 604
Konii'pruiier Kalkstein I. 220
Koprülithf*nbret;cir II. 521
Koralk'nkaJkHteiü l. 219
Korallenkreide 1. 217
Krablit I 25.11. 154. 163
Kniuterschief(T II. 605
Kreide 1. 216
Kreidt'int'rprel I. 259
Kreidetntr I. 218
Kriiu)i(b'iikalkstein I. 219
Kryolith I. l!»2
Krypto^^ene Gesteine I. 157
Kryptokrystallinische Gesteine 1.2
K[-v|it,.mi']'.' Gesteine I. 7
Krystallinisclie Gesteine I. 2
Kiystallsandstein II. 579
Ku*<:eldioiit 11. 133
Knnfelformifje Ay)sonderung I. 98
Kuoelporphyr I. 544
Knnkurs I. 84
Kupfersandrrtcin II. 587
Kupfcrscbieffr^r I. 255
Kuppen I. 147
Laach»'r Trachyt II. 177
Labrador I. 22
Liibradorfels IL 132
Labrador(r»'steine I. 444. IL 78
Labrador])«. rphyr IL 83
La^^tMi;,HiMnncrs*-hiefer IL 450
Lajr.-i^rju'iss IL 418
Laofcr I. IM
L:i<roi-o-aii^o I. 136
Luiiiinativ»n I. 114
Landsclnirckenkalk I. 224
Lai>illi IL r)()8
Lat(M-it IL 553
Laukasteini' I. 84
Laurent ian-Kalk^^ttMn I. 219
Lavczstein I. 313
Lavezzi I. 313
Lehm II. 617
Lt^istt^TigniiJit I. 480
Leistonnetzi^ I. 124
Leitliakalk .224
LeilhB^iindHeiu II. 588
Ijt^nriei)or[thyT IL 886
Lennescbiefer IL 603
Lepidühtb L 42
Lepiynit IL 4S9
Letton IL 605
Letten kohl ensandÄtdo II. 587
Leucilit IL 264
Leucit I. 32
Lt'iicitluva IL 264
Leacilophyr IL 264
Leucitporphyr II. 264
Leucittuff IL 566
Lherzolith IL 332
LiiiümiidyteiM IL 587
Liegende 9 I. 113
Lignit L 39
Ligrtiite fibreux I. 390
Lignite terreux I. 391
Liimsteen I. 217
Limakalk I. 221
Lime^tune 1. 193
LimmBtische Gesteine I 80. II. 608
Limnocnlcit I. 216
Limnoqaurzit L 288
Llmonit L 338
Lineare Parallel textur I. 60
Liparit IL 146
Lif^twanit 1 319
Litbioiiglimmer I. 42
Lithoidiseher Quarztrachyt IL 150
Lithoidit IL 150
Litbopbyj^en IL 256
Lltorindleakalk L 224
Littener KalkHt^in I. 220
Llftndello flags IL 586
Lobs I! 617
Lftsspüppchcni I. 84. IL 618
Londontbon I[. 616
Lower new red sandatone II. 687
Loxoklas L 25
Lndlüwschiefer IL 603
LufUattel I. 133
Luxulian I. 496
Lydianstone I. 282
Lvdienne L 282
Lydit I. 282
n.
Macigno IL 588
Macrocepbaliis- Kalkstein I. 222
Mächtigkeit I. 111
Magnesiaglimmer I. 43
Magnesian limestone I. 221. 240
G30
Register.
MagneBit I. 242
MaijfTicteisensand II. 523
Magiiotoisonstein I. 349
Magnetismus der Gesteine 1. 428
iVlaguetitgneiss Jl. 421
Makrokrystallinisch I. 2
Malakülithfel« 1. 303
Malmöschiefer 11. 603
Mandeln I. 88
Mandelstcintextur I. 70
Marcellusschirfer II. 603
Marokanit 11. 249
Marl 1. 253
Murlekor I. vS5
Marmolith 1. 319
Marmor 1. 195. 210
Marmor lacedaeinoniuni viridell. 85
Marno I. 253
MeeresciH 1. 178
Meertorf I. 399
Melapliyr H. 39. 394
Melapliyrniandelsteiu 11. (iS
Melapliyrpechsteiii II. 53
Melapbvri>orpiivr II. 27
Meloniteukalk I. 224
Menakanit 11. 117
ÄFenilit I. 290
Mergel I. 253
Mergelkalkstein I. 209
Mergelscln<;tcr I. 254
Metanior})liisclie Gesteine I. 157
Miarolit I. 495
Miascit 1. 593
Micaschiste II. 448
Micaslate II. 448
Micopsaniniit II. 598
Mikroklin I. 25
Mikrokrystallinisch I. 2
Miliolitenkalkstein I. 219. 224
Millstone-grit II. 5ö6
Miniesit II. 273
Minerals de fer d'alluvionr, I. 339
Mineralisehe Holzkohle I. 366
Minette I. r>02. II 389
Mittelgneiss 11. 427
Mohrenkopffels IL 522
Molassessindstfin II. 584
Moldawit II. 24,1
Monzoni-llvpersthonit 11. 129
Monzonit 11. 130
M«)nzonsvenit I. 589
Muorkohl(^ I. 390
Moostorf 1. 39s
Moiass ore I. 339
:Morasterz I. 339
MorpholitlH! 1. 85
Mülilsteinpuiphyr 1. 542. II. 155
Mühlateiuquarz 1. 286
Mühlstciusandstein II. 586
Mulatto IL 588
Mulden I. 131
Muriacit I. 266
Muschelkalk I. 221
Muschelsandstein IL 584
Muscovit I. 41
IV.
Nacritid IL 453
Nadelkohle I. 391
Näkkobröd 1. 85
Nagelüuo IL 573
Nagelkalk L 87
Xamiester Stein IL 489
Naiditha I. 406
Na})pcs 1. 142
Nattheinier Ki.rallenkalk I. 222
Ni'krolith IL 220
NVnfro IL 220
Nej.helin L 31
Nepbelinbasalt IL 258
Nephelindolerit IL 258
Xephelinfols IL 258
Nt.pbelinit IL 258
Ncpbelinitlava IL 262
Nepbelin-Leucitophyr IL 26ö. 266
Neptunisi-be Gi^steine L 155
Nerineeukalk 1. 223
Nester I. 92
New red sandstoue IL 587
Niagara- Kalkst ein I. 220
Norit II. 15. 131
Nurmalpyroxeniscb I. 453
Nurmaltracby tisch I. 453
Nosean I. 34
Nosean-Leucitophyr IL 266
Nosean-Melanitgesteiu IL 204
Xosean-Pbonolith IL 202.205
Novaculite IL 600
Nulliporenkalk I. 224
Numismalismergel I. 258
Xummulitenkalk I. 224
Ninnmulitensandsteiu IL 588
Obsidian IL 232
(.)bsidianbimstein IL 243
Obsidianperlit IL 252
Obsidianporphyr IL 238
Obsidicnne sooriforme IL 242
Oelsehiefer 1. 407
Old red sandstt)ne IL 586
Oiigoklas I. 20
Oligoklasgesteine 1.444. IL 1
Oligoklasj^neiss IL 421
Oligoklasporphyrit IL 29
Obvin I. 52
Register.
681
Olivinfcls II. 330
Oinphacitfels IL 327
Ouondajjfa- Kalkst ein I. 220
()(>litliist;her Kalkstein I. 211
Oolitliischcs Kis I. 175
Oulithisches Eisenerz 1. 840
Oulitlitextur I. GG
Opal I. 289
Opaliiiiis-Thon II. GIG
(){)alschii'fVr I. 290
Opatowitzer Kalkstein I. 221
Ophicalcit I. 199
Oj.hiolith 1.819. II. HO
Opliit 11. 14. 20
Oriskany-Sandstoin II. 586
()rnut<!nth(in Jl »* G
Ortlioinj^ii^ikülkHteiii I. 220
OrthurtJia^schkfer II. 603
Ortlic.klas 1. 19 •
Ortlioklaspresteine I. 444. 474
()rtliok];is.LielM^aeiit-PorpliyrI.599
Ortlii klüs-Oligoklas-Syonit l, 579
Osti-PiMikalk I. 222
OtlielitscthiotVr I. 51G. 11.474
Oxtordthoii IL G15
Oxyiiotusthon IL G15
Lala^ronilfols IL 5G1
Lalaj^^unitturt IL 5G()
I'alainpctiT IL 419
Panipastlion IL 5'Jl
Pai)ii'rk..lile L iJOl
r:ipieri)orpliyi' I. 54G
Lapiertorf L 899
L.iia<^unit L 44
l'ara^m„itschit'fcr IL 453
rai'all(depip(diNclie Absond. I. 105
LnrDpliilLit'slcin I. 884
Lartnachnii'r^clscliietLT 1. 258
Laulitfols IL 128
Lausilipi)tutV IL 550
Pcnu-lstonc IL 248
Trastono I. 218
L.at I. 897
r.'ohlH-aimkolile I. 890
Prclikuhle I. M'Ak 890
iN'clisuiid IL r,S(i
l'.rhstrin I. r.GG. II. 897
L.<list('iiitolsit 1. 574
IN'clistrinptjrpljyr I. 5G7
l*«'('litlioiistoin I. 574
IV'.htnif 1. 899
L.MTir.atit I. 498. 494
L.'littcxtiir I. SO
Lepcriii IL 559
INTlit IL 248
Perlitbimstein IT. 243. 252
Perlitporphyr II. 251
Perlsand II. .592
Perlsinter I. 296
l*erlntein IL 248
Petroleum 1. 406
Petrosilex I. 563
Pfeift^uthon IL HU
PImiieromere (iasleine I. 7
Plioladüinyiioraergel 1. 258
Pkmiolitli n. 188. 408
Phoü*jhthconj^ lomerat IL 547
Phounlirbluvii 11 -m)
Phonolithtuff II. 547
Phosphorit I. 273
Phyllade IL 464
Phyllit IL 464
Phytogene Ablagerungen I. 155
Pierre de poix I. 566
Pierre hebraique I. 493
Pietra della Tolfa IL 554
Pikrit II. 386
Pinitgranit I. 497
Pinitoid II. 531
Pinitporphyr I. 541
Piperno II. 230
Pisolith I. 213
Pistazitfels I. 308
Pitchstone I. 566
Plänerkalk I. 223
Plänririi^'i^'-fi I. 259
PlaiifTrtaiidtfU'iii IL 588
Plastinchcr Tlion II. 611
'laU<njn<i mifTii Alysoiidurung I. 100
Plattenkalk L 222
Plusiatische Ablagerungen II. 593
Plutonite I. 471
Polirachiefer L 298
Poliahing slate I. 298
Polygene Congloraerate II. 572
Ponce IL 242
Porfido rosso antico II. 32
Porfido verde antico II. 85
PoruLÜiiC üe-itt'inc I. 4
Porosor Kalkstdn I. 214
Purphyrbrt'i'eit! II 526
Piirphyreonfflotmvmt II. 529
Porphyre pr^anitoide I. 526. 528
Porphyre meuliere IL 155
Porphyre Napoleon I. 544
Porphyrit L 596. IL 23. 40
Piirpliyrp'*ainiiiit II. 530
Porphyrschielt^r II. 188
iN.rphvrbiff IL 530
Pi»rtUin*lka!k L 222
Portlandsand II. 587
Porzellanerde IL 608
Porzellanjaspis II. 619
682
Refpster.
Porzellanit II. 619
Porzellantbon II. 008
Posydonomyonschiefer 1. 258. II. 008
Potsdam-SuTidstriii IL oSO
PotRtoiie I. 31H
Predazzit I. 288
Proteulit IL -119
Protolmstit IL IHO
Protobastitfi'ls IL 137
Prütoirinjrnci!?v< 1. 490. IL 415. 420
Protogin^raiiit I. 490
pRammittextur L 79
Psophittextur L 72
Pseudoohrv.^ülitli IL 241
Pseudtiporplivr IL 88
Ptorocei-a-Kalk L 223
PuddinpsttMii IL 518
PugimcctMimergol I. 258
Pulverfönniges HüthcisoiuTZ I. 340
Piimico IL 242
Purheckkalk I. 223
Puzzolaii IL 550 509
Pyrogone Gestfint* I. 155
Pyri)in«'*ndo I 544
Pyniphyllitgo.steiii I. 334
Pyrupissit I. 392
Pyroschiste I. 407
Pyroxoii L 30
Pyrnxciu' eil röche II. 332
Pyroxfnit L 302
QiiadiMrönnijrf A])suiidt'rungL 105
(^uadorsandstciii IL 588
Vuartz cavcrinux I. 288
<,|uartz t'ii röche I. 277
<^uartz iin'uliere 1. 28s
(^uartzrock I. 277
(,)iiarz L 18
<^)uarzandesit IL 200. 207
(^iiarzhn)ckcnfcls 11. 517
Quarzdiurit IL 4
<^uarzr«'ls L 277
(^uarzfreiiT^ )rt h«ikl;iMporpliyr 1. 590
<)u:irzLn?rüll IL 592
Ouarz^rnis IL 5J»2
(iuarzit I. 277
<4)uarzitltrvr(i<; IL 510
(^uarzitcdnirhmicnit IL 51«»
<i»iiarzporpliyr I. 530
(^imzsjiiid iL 51J2
<,Miarzs:iudi-tein IL 57t
<^>uarzschiel"i'r I 27S
^Miar/tFJH'hyt II. 14«
^^hiarztracliytsjiiid IL 554
HalligHaiidsteiii IL 588
Randanit L 301
RHpilli IL 508
Happakiwi I. 495
UaHomMseiistciii L 339
Rasentorf 1. 3ir9
MüHi^lA I. 186
Hauch wacke I. 238. IL 521
Uaulikalk I. 238
Hcgciicrirte GeRteinc I. 3
Uegenerirter Granit I. 502
Rogentropfeii fusHÜe L 121
Renssela«'rit I. 334
Retinit 1. 500
Rhoinl)enporphvr 1. 597
Rhyolith IL 145. 167
Kipidolithschiofor I. 310
Kippl<> marks I. 121
Hucksalt I. 179
Röthelschiefcr IL 005
IvujrenRlehi L JJ13
R(>thci:«enRtein I. 330
Rother Giieiss IL 422
Hother Porphvr I. 530. 543
Rudistenkalk L 223
Huniburger (vranit L 495
RuRskohle I. 3<i6
Sättel I. 131
Säulcnförmitre Absonderung I. lO
Sal jri.inme I. 179
Siilzkohle I. 181
Salzspath I. 182
Salzthon I. 181. IL 013
Sandkalkstein I. 210
Sandkohle I. 307
Sandmergel I. 255
Sandstein IL 574
S:ind«teinschiefer IL 578
Sandstone II. 574
Sanidin I. 20
Sunidin-Kflsitporpliyr I. 548
S;inidin-()Iigoklastrachyt IL 180
San idin-(/imrz porphvr L 548
Sanidintrachvt IL 176
Sanidophyr JL KK)
Sau;;«-hiei'er l. 299
Saure Gosteini» L 451
Saurierbreceie IL 521
Saussurit I. 27. l 110
Saussurit-Gabbri) IL 32G
Saustein I. 211
ScHgliakalkstein I. 324
SchalKtein IL 104. 536
Schalst einähnlicher Thouschieler I
477. 542
Sclialsteiubreccie IL 537
i^chaUtciucougloinerat 11. 588
Register.
683
Schalsteinkalk II. 104
Schalsteiüinandelstein II. 537
Schalsteiiiporphyr II. 538
Schaumkalk I. 221
Schichten I. 110
Schieferg-nciss II. 418
Schieferkalk I. 210
Schieterkohle I 365
Schiefeiletten II. 605
Schiefertc'xtur 1. 58
Schieferthon II. 603
Schilt'sandstein II. 587
Schillerfels II. 123. 136. 140
Schillerspath II. 136
Schiste aimantifere 11. 467
Schiste aluinifere II. 606
Schiste ardoise II. 599
Schiste aririleux II. 599
Schisto bituniinifere I. 407
Schiste chluriteux I. 310
Schiste graphique II. 600
Schiste macle, maclifere II. 472
Schiste niicace II. 448
Schiste niicace calcaire II. 462
Schiste tal)Ulaire II. 599
Schiste talqueux I. 316
Schiste teirnlaire II. 599
Schiste tripuleen I. 296
Schlackcnkuchen II. 568
Schorl I. 49
Schörlfels II. 323
Schorhjnarzit II. 323
Sch(»rlschiefcr II. 323
Schoharie-Sandstcin II. 586
Schratteiikalk I. 223
Schriftgranit I. 493
Scliwarzerde II. 620
Schwar/er Porphyr II. 40. 85
Schwarzkühle I. 361
Sc'hwerspath I. 276
Secri'tionen I. 81. 87
Secundärc Schieferung l. 114
Sedimentäre Gesteine I. 154
Sfosalz I. 186
Seifrngehirge II. 593
Sela.^ite II. 123
Selct> Uomano II. 263
St-niikrystallinische Gesteine I. 3
Septaricn I. 83.
Septarienthon II. 615
Sericitscliipfer II. 478
Sf^r])cntin I. 319
Serpcntin-Anorthitgestein II. 137
Serpentine schisteuse I> 325
Serpentinfels II. 137
Serpulitonkalk I. 223
Scwenkalk I. 224
Shanklinsand II. 588
Siderit I. 344
Sideromelan II. 305. 563
Siliceo-feldspathic rocks I. 564
Siliceous limestone I. 208
Siliceous schist I. 282
Siliceous sinter I. 296
Sinait I. 578
Sinterkohle I. 367
Sinteropal I. 296
Skapohth I. 35
Skapolithfels I. 308
Slate-clay IL 603
Slate-coal I. 365
Sinaragdit I. 40
Smaragditfels II. 327
Smirgel I. 309
Sodagranit I. 486
Sombrerit 1. 274
Soüt coal I. 366
Spaltenbreccie II. 520
Spatangenkalk I. 223
Spatheiaenstein I. 344
Spathose iron I. 344
Speetou-Thon II. 616
Speroue il. 264
Spharoidische Absonder. 1. 98
Sphärolith I. 67. II. 249
Sphärolithfels II. 251
Spliärolithführ. Quarztrachytll. 152
Sphärolithobsidian II. 235
Sphärolithperlit IL 251
Sphärosiderit I. 344
Spilit IL 60. 100
Spilosit 1.517. IL 477
Spiriferensandstein II. 586
Splint coal I. 367
Spongitenkalk I. 222
Sprünge I. 135
Stahlstein I. 344
Stassfurtit I. 275
Staubsand IL 593
Staurolithschiefer IL 473
Steaschisle I. 316
Steatittopfstein I. 315
Steinige Feldspathlava IL 150
Steinkohle L 361
Steinöl I. 406
Steinsalz I. 179
Stengelgneiss IL 417
Steppenkalk I. 224
Steppensalz I. 186
Stigmit I. 566
Stinkg>T)s I. 261
Stinkkalk I. 211
Stinkstein I. 211
Stinksteinbreccie II. 522
Stinkstone I. 211
Stipit I. 385
40-^
634
Register.
Stockwerk»porpliyr II. 322
Stocke I. 152
Strablfitcmachiefer 1. o().*)
Stramberger Kalk I. -223
Stroanisi L 145
Streichen der Schicliteii 1. 112
Striatcnkalk I. 221
StringoeupMenkalk 1. 220
Ströme I. 145
Stylolithen I. 126
SiiLupi niiifimiiiierjjel I. 259
Süsswussereis I. 178
Süsswasserkalk I. 216
Süs}<wa8serquarz I. 288
Sumpferz I. 3H9
Surtrbraudr I. o96
Swinestune I. 211
Syenit 1.578. 11.389
Syenitconglomerat II. 525
SyenitcrneisH 1. .581 11.419
Syenit j^ranit I. 491
Syenit jrranitporphyr I. 528
Syenitporphyr 1. 526. 527. 596
SyenitschiefiM- 1. 581
Sylvin 1. 191
Synkliner Schiehtenbau 1. 133
Systyl II. 620
Szpak 1. 182
T.
Tachhvdrit I. 191
Tachvivt 11. :U)4
TafefHchiefi-r II. 599
Talcite 1. 316
Taleose shito 1. 316
Talk 1. 44
Talk-Chloritscliiefer 1. 314
Talk«rneis« IL 415
Talk>clnerer 1. 316
Talktopf-^tein 1. 315
Tapanhoaoanga 11, 522
Tassello 11. 5SS
Tavijrlianaz-Sandstein 11. 588
Te;rel iL 61()
Terebratulakalk I. 221
Teschenit IL 3 IS. [m\
'IVxtur 1. M\
Thanetsand IL .5hS
'rh:ilas>itensandstt.'in IL .5S7
Thierfahrirn 1. 122
Thjdrsauii 11. 31?^
Th'nn IL 611
'riionoist'n.stoin L 33S
Thun^^alh'ii IL 577
Thonj^liiiimerBehiefer IL 464
Thon^yp.s I. 261
Thunijfer Kalkstein I. 209
Thonirrer Sandstein II. 582
Thoniger Sphärosiderit I. 346
Tht.niTH!.M-fff i L 254
Thunporphvr I. 533
ThonsaU l Ib]
Thon&chjL-f^r II 599
'rhonsühi^fereoiiglomerat IL 572
Thonstein IL 530
'rhofi*iteinporpliyr I. 530. 533
Ti^er»and(!teiu H. 584
Toadstone IL 65
Töpferthon IL 611. 613
Tonalit 11. 22
1 opasfcls IL 326
Topazoseine II. 326
Topfstein I. 313
Torf 1. 397
Torferde I. 399
Tüsca II. 550
Tourbe I. 397
Traohydolerit IL 142. 147
Trachyt I! 41. 175. 399
TraeliytbimstAjin II. 244
Tracliytbreccie II. 544
TraebyteongloiiierHt II. 544
Traehytfamilie IL 141
Trachytisjüiu» IL 144
Tracb>-tlaYa IL 178. 230
Trachytpcchflt^iu 1.567. II. 25Ö
Trachytporphyr II. 142. 148
Traehytttifl' IL 544
Transveraale St^biefeniiig 1. 114
Trapp IL 38. 65. 280. 282
Trappean asli IL 535
Trappmandelätein II. 38
Trass II. 550
Travertin I. 214
Treslon-Ka kftein I. 2i0
Triubaand 503
Tripel 298
Trochitenkalk I. 221
Trümer B2
Triinitnergesteiui^ I. 3
I ■füli^rno^em IL 620
Tufnceoit limestone 1. 215
Tully-Kalkstoiii T. 220
TiiHv.'. !-ä" rniti^^ral I. 366
Turbinitcukalk I. 221
Turnialin 1. 49
Turmalinfcl» II. 323
Turnialiij^rauit I. 496
TurinaUnjifratmlil II. 441
T irmnlinstibiefer IL 323
Turnent-buii IL 615
Tutcukalk I. 87
Tutenmergcl I. 87
Typhona L 152
Begister.
686
Uebergange der Gesteine I. 94
Ungulatensandstein II. 586
IJralit 1. 40
Uralitporphyr II. 77
Urgrünstein IL 110
L'rkalkstein I. 195
Urthoüschiefer II. 464
üticaschiefer II. 603
V.
Vaginatenkalk I. 220
Variolit II. 96
Variolite de la Durance II. 98
Variolite du Drac II. 66
Variolittextur I. 68
Veiiis I. 136
Verde di Corsica II. 120
Vemicano-Sandstein II. 587
Verwerfungen I. 135
Villasmerjjel I. 258
Vilsor Kalk I. 223
Virgloria-Kalk I. 221
Vitriolschiefer II. 607
Vitriolthon II. 614
Vitrioltorf I. 399
Vogclaugenkalkstein I. 220
Vogesensandstein II. 587
Vosgit I. 26. II. 86
Vulkanische Asche II. 569
Vulkanische Blöcke II. 667
Vulkauisclie Homben IL 568
Vulkanische Gesteine I. 155
Vulkanischer Sand IL 569
Vulkanite L 471
Vulkanschutt IL 567
Wachshaltige Brannkohle I. 392
Wacke IL 297
Waokenmandelat^in II. 297
Wackenthon II. 297
Walkerde II. 616
Wassereis I. 178
Wealdenthon IL 616
Weisse Kreide I. 218
Weissliegendes IL 587
Weissstein II. 439
Wellendolomit I. 241
Wellenfnrchen I. 121
Wellenkalk I. 221.
Wellenmergell. 268
Wenlookkalkstein L 220
Wen lockschiefer IL 603
Werfeuer Schiefer II. 587
Werneritfels I. 308
Wesentliche Gemengtheile I. 6
Wetzscliiefer II. 600
Wiener-Sandstein IL 688
Wiesenerz I. 339
Wiesentorf I. 398
Wissenbacher Schiefer IL 603
Wolkenburg.Trachyt IL 212
Wüstensalz L 186
Wulstglimmerschiefer II. 449
Zechsteinkalk I. 221
Zeichnenscbiefer IL 600
Zerbrochene Gerolle I. 77
Zinngranit L 496
Zirkon I. 48
Zirkonsyenit I. 591
Zobtenfels IL 110
Zoogene Ablanrerunffen I. 155
Zwittergestein IL 8§2
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